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Amts- M AiWiMt für den «bonnrment viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Shirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- scrtionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. L4S L8VS Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ' 44. Jahrgang. > > ' Dienstag, den 14. Dezember Im Jahre 1898 werden die Gerichtstage in Schönheide, Montag, den 10. und 24. Januar, 7. und 21. Februar, 7. und 21. März, 4. und 18. April, 9. und 23. Mai, 6. und 20. Juni, 4. und 18. Juli, 8. und 22. August, 5. und 19. September, 3. und 24. Oktober, Freitag, den 4. und Montag, den 21. November und Montag, den 5. und 19. Dezember im Siathhaus« — wie seither — abgehalten und dabei nur Geschäfte der freiwilligen Gerichtsbarkeit, die spätestens zwei Tage vorher an Gerichtsstelle schrift lich oder mündlich angemeldet worden sind, erledigt werden. Bethetltgte, die zur gesetzten Zeit nicht erscheinen, müssen gewärtigen, datz ihre Angelegenheiten an dem Tage überhaupt nicht vorge nommen werden. Eibenstock, am 3. Dezember 1897. Königliches Amtsgericht. Ehrig. Hg. Unsere Erwerbung in Wagen. Es zeigt sich von Tag zu Tag deutlicher, wie da« Ver- ständniß für unsere überseeischen Beziehungen, die Erkenntniß de« hohen Werthe« von Kolonien und Stützpunkten, und da mit auch der Unternehmungsgeist, der an dem allgemeinen Wettbewerb aus dem Weltmärkte thätlgen Antheil nehmen will, im deutschen Volke stetig wächst. Nicht nur die Statistik über Industrie und Handel der vergangenen Jahre, und der unverkennbar sich allmählich hebende Wohlstand liefern hierfür Beweise, sondern noch viel klarer tritt bei den jetzt in Ostasten sich abspielenden Vorgängen diese Erscheinung zu Tage. Eine große, noch stetig zunehmende Mehrheit de« deut schen Volke« stimmt dem energischen Vorgehen der deutschen Regierung in China nicht nur au« vollem Herzen zu, sondern wünscht und hofft auch zuversichtlich, daß Deutschland jetzt endlich auch in Ostasten festen Fuß fassen werde, wie die« England, Frankreich, Rußland, Spanien, Portugal und selbst Holland längst gcthan haben, obgleich, von England abgesehen, deren dortige Interessen weit geringer al« diejenigen Deutsch land» sind. Da« deutsche Volk wünscht, daß unsere Regierung sich eine Lage schafft, welche sie in den Stand setzt, solchen Borkommniffen, wie die Ermordung der beiden Missionare in Jcnlschoufu vorzubeugcn, wa« aber nur geschehen kann, wenn wir selbst einen festen Punkt an der Küste dauernd besitzen, von dem au» wir sowohl einen größeren moralischen Druck ausüben, al» auch eine Sühne für geschehene Unbill schneller erzwingen können. Da« deutsche Volk steht e« al« eine Pflicht der Regierung an, Deutschland« Stellung und Ansehen im fernen Osten zu festigen und zu stärken, und die« kann ge rade den Chinesen gegenüber nur durch eine dauernde Festsetzung an der Küste in nicht zu geringem Umfange geschehen. Die vorübergehende Entsendung einiger Kriegs schiffe, deren Erscheinen selbst auf die schiffsgewohnten Be wohner der wenigen Häfen, welche von unseren Kreuzern angelaufcn werden, keinen großen Eindruck macht, und von deren Anwesenheit kein Mensch im Binnenlande etwa« er fährt, bleibl ziemlich wirkungslos. E« ist aber sehr wünschenr- werth, daß die gesammte Bevölkerung von unserer Macht Kenntniß erhält. Dadurch wird jedenfalls den Ausschreitungen de« chinesischen Pöbel« bester vorgebeugt al« durch alle Be fehle de« Kaiser« von China. Aber nicht nur die Sicherung und der Schutz unserer Missionare, welche ihren verantwortungsvollen, schweren und gefahrvollen Beruf dort draußen auSüben, erfordern die Schaffung eine» positiven deutschen Besitze» in China, sondern auch unsere Handel-interesscn bedürfen eine« festen Stützpunkte« daselbst, wie noch in allerletzter Zeit au« indu striellen und Handelskreisen auf da« Bestimmteste au-gespro chen worden ist. Unter dem Schutz der deutschen Flagge wird der Unternehmung«gcist unsrer Kaufleute neue Absatz gebiete schaffen und dem Handel mit China einen Aufschwung verleihen, der unserem ganzen Volke zu gute kommen und durch Hebung der Produktion einer Kalamität in der Arbeits frage für lange Zeiten Vorbeugen wird. Wie sehr man auch von diesem Gesichtspunkt au« ein feste« Zugreifen unserer Regierung wünscht, geht unter An derem auch au« der Thalsache hervor, daß sich bereit« Gesell schaften zum sachgemäßen Abbau der Kohlenlager bei Wei, etwa 100 sim von der Kiao-lschau-Bucht entfernt, und zur Anlage einer diese Bai mit den Kohlenbergwerken verbinden den Eisenbahn sowie zum Bau von großen Lagerhäusern und den für die Handel«schifffahrt nöthlgen Hafenanlagen in der Klao tschau-Bucht bilden. Zu ihrer definitiven Konstituirung wird nur die endgültige Entschließung unserer Regierung ab gewartet. An Unternehmungslust und Kapital fehlt e« also nicht, und an dem Erfolge der geplanten Unternehmungen kann nach Aussage der besten Kenner chinesischer Verhältnisse sowie der vielen seit Jahren in Ostasien lebenden Kaufleute nicht gezweifelt werden. Mögen nur solche Projekte, wie die vorstehend aufgeführ- len, immer zahlreicher auflreten, damit die Regierung sieht, daß sie bei faktischer Besitzergreifung der Bucht von Kiao tschau da« deutsche Volk hinter sich hat, und daß letztere» au« einem solchen Besitz auch die Nutzanwendung unverzüglich zu ziehen gewillt ist. — Wie die demokratische und sozialistische Presse im höchsten Grade verstimmt ist über die verhältnißmäßig guten Aussichten, die man dem Floltengesetze mit vollem Rechte proznostiziren kann, so paßt c» diesen, in keiner Weise von den nationalen Regungen unsere« Volke« berührten Blättern auch durchaus nicht, daß da« deutsche Vorgehen in Ostasien immer noch nicht diejenigen .Konflikte" gezeitigt hat, die man mit ängst lichen Philistcrmienen prophezeit hatte. Mit größtem Behagen und ohne jede Prüfung nahm die regierungsfeindliche Presse daher auch alle und jede Nachrichten au« englischer Quelle, selbst die einfältigsten, auf und verbreitete sie. So weist sie jetzt wieder mit Kassandramienc auf eine Meldung der .Time»" hin. Danach habe Deutschland, nachdem China Deutschland« Forderungen zugestanden, die Räumung Kiao- tschau« an einem später sestzusetzendcn Zeitpunkte zugesagt. Deutschland erhalte dafür al« Kohlen st ation die Ein buchtung von Samsah in der Provinz Folien. Diese Einbuchtung, so erklären die .Time«" einigermaßen gereizt, liege einige 40 Meilen nördlich von Futschu; sie hat zehn Meilen Tiefe und zwei Meilen Breite und ist von der See seile durch eine Anzahl kleiner Inseln geschützt, bietet daher einen guten Ankerplatz. Möglicherweise werde Frankreich, da« ein lebhafte« Interesse an dem Arsenal in Futschau nehme, etwa« bei der neuesten Wendung zu bemerken haben, Eng land denke natürlich nicht daran, Deutschland« Gründe für die Nothwendigkeil eine» Flottenstützpunkte« zu bestreiten, könne aber in Anbetracht seiner großen Handelsinteressen seinerseits nicht gleichgültig bleiben und werde viel leicht auch zur rechten Zeit Ansprüche auf die Dankbarkeit China« für die im Laufe de« japani schen Kriege« geleisteten Dienste anmelden und daran erinnern, daß e« auf Grund der Konvention von 1846 ge wisse Anrechte aus die zeitweilig besitzt«, später geräumte Inselgruppe am Ausflüsse de« Jangtse, die Chusan-Jnseln, besitze. Endlich einmal, jammert der „Vorwärts" angesichts dieser Nachricht, werde sich die deutsche Regierung doch be quemen müssen, ihren .Unterthancn" Klarheit zu schaffen über die Dinge, die in China vorgingen. .Oder sind die lieben .Unterthanen" nur zur Bewilligung von Schiffen und zum Zahlen von Steuern da?" Da« Organ der Umstürzler mag sich beruhigen. Die Regierung wird den richtigen Mo ment zur Bekanntgabe ihrer Pläne schon selbst wählen. Darin, daß in den zarten Fäden, die jetzt gewoben werden, die derben Hände der Herren Richter und Schönlank nicht« zu suchen haben, stimmt der verständige Theil de« deutschen Volke« mit der Regierung jedenfalls überein. Und wa« die Meldung der »Time«" anlangt, durch welche die Demokratie in so große Aufregung versetzt worden ist, so beruht sie, wie in zwischen schon von maßgebender Seile bekannt gemacht wird, aus blanker Erfindung unserer lieben „Vettern" jenseits de« Kanal«! Tagesgeschichte. — Deutschland. Die AbschiedSwortc de« Fürsten Bismarck an den Prinzen Heinrich gelegentlich seiner Entsendung nach Ostasien paraphrasirt die „Westdeutsche Zeitung" folgendermaßen: .Fürst Bismarck wünschte dem Prinzen »gute Fahrt, guten Erfolg und gute Heimkehr". Gute Fahrt; denn der Prinz darf seine hohe Mission antreten in dem Bewußtsein, daß daheim alle« gut gehen wird. Noch vor welligen Monden stand am Horizont de« Reiche« eine drohende Gewitterwolke, die nicht» Gute« ver hieß. Der Kampf um die Flotte, für die so mancher deutsche Mann bangte, ist entschieden. Fest steht da« deutsche Volk heute zu Kaiser und Reich. Guten Erfolg wünschte Bi«- marck. E« müßte un« fast albern vorkommen, wenn dieser Wunsch, so warm von Herzen de« großen Staatsmannes und Reich«begründer» kommend, auf einige Hunderttausend Tael« sich beziehen sollte. Für den Verlust de« theuren Leben« unserer Missionare Genugthuung zu fordern, ist eine ernste, vaterländische Pflicht. Genugthuung in Geld und Worten wird China auch bieten, so gut wie Haiti nicht länger an stand, Deutschland jede Genuglhung zu geben. In China handelt e« sich jedoch um mehr, handelt e« sich so recht eigentlich um ein Lebensinteresse der deutschen Seemacht! Ueber Schantung« Küste weht die deutsche Flagge, sie wird nicht mehr von dannen weichen! Dafür bürgt un» die Be rusung de« Prinzen Heinrich, der seinem Kaiser für die also erwiesene Gnade dankt. Und gute Heimkehr: Möge Prinz Heinrich, wenn ihn de« Kaiser« Befehl zurückruft, dem Vater land einen neuen Titel seiner Größe, seine« WachSthum« und seiner Machtentfallung mitbringen." — Die Reichipostverwallung beabsichtigt eine Beschleu nigung der Depeschenbestellung hcrbeizuführen durch Einrichtung sogenannter Kartentelegramme. Die De pesche wird in diesem Falle nicht auf da« bekannte, nach kom- plizirlem Zusammenlegen durch eine Siegelmarke verschlossene Formular, sondern auf ein neue«, in Form einer Postkarte gedachte« Formular geschrieben und diese« offen dem Empfänger zugestellt. Auch die Zeit der Ankunft am Bestimmungsort :c. soll Wegfällen und durch einen Stempeldruck, wie bei den ankommenden Briesen, ersitzt werden. Kartcntelegrammc sollen durchweg 50 Pfg. kosten und bi» zu 15 Worten ent halten dürfen. — Die Eisenbahn-Verlustliste im Oktober er- giebt für da« deutsche Eisenbahngebiet (ausschließlich Bayern») 27 Entgleisungen, 33 Zusammenstöße und 18 l sonstige Be triebsunfälle. Dabei wurden 69 Personen getötet und 145 verletzt. Die Ziffern zeigen noch immer eine erschreckliche Höhe. — Der in diesen Tagen zur Veröffentlichung gelangende Gesetzentwurf zum Schutze der Bauhandwcrker ent spricht, bi« zu einem gewissen Grade, dem französischen Ge setz, da« auch in Elsaß-Lothringcn noch in Geltung ist. Nach diesem kann auf Antrag der Baustellenwerth abgeschätzt und danach der Anspruch der Bauhandwcrker bemessen werden. Der jetzt auSgearbeitete deutsche Gesetzentwurf macht die Ab schätzung de« Baustellenwerthe« zur unbedingten Borau-setzung sür die Eintragung der Forderungen der Bauhandwerker in da» Hypothekenbuch an bevorzugter Stelle. — Oesterreich-Ungarn. In Prag ist c« jetzt verhältnißmäßig ruhig; die Verhaftungen der an den Aus schreitungen Betheiligtcn werden fortgesetzt, doch hat da« Standgericht noch keine Gelegenheit gehabt, ein Urtheil zu fällen. Bei vielen der Verhafteten hat man auch geraubte Maaren gefunden, ein Bewei«, daß e» keineswegs nationaler Chauvinismus allein war, der die Tschechen zum Handeln veranlaßte. Da« österreichische Unterricht- Ministerium ha! e« dem böhmischen Statthalter, Grasen Coudcnhove anheim - gestellt, an allen vier Prager Hochschulen sofort Ferien ein treten zu lassen. — Frankreich. In einer Eröterung de« Vormarsche« der Franzosen nach Nikki und de« Verhältnisse« England« und Frankreich« in Westafrika weist Karl Blind in der .Deut schen Kolonialztg." daraus hin, daß die Partei, die in Frank reich, selbst aus die Gefahr eine« Bruche« mit England, so gewaltthälig in Westafrika vorgeht, dabei auch an dse Revanche gegen Deutschland denkt. E» heißt in dem Artikel: .Die Partei hat schon mehrmals Aeußsrungen fallen lassen, daß in Westasrika treffliche unregelmäßige Truppen au« den farbigen Eingeborenen gebildet werden könnten, die bei einem europäischen Krieg — man weiß ja, ^va« damit gemeint ist — zu verwenden wären. E« ist die alte »Turko'-Politik. Elsaß-Lothringen lieferte früher für Frankreich ausgezeichnete Soldaten: schwere Rcsterei, vorzügliche Unteroffiziere und nicht wenige höhere Offiziere und Generale — letztere ganz außer allem Verhältniß zur BevölkerungSzahl von Elsaß Loth ringen. Bei dem Streben nach Eroberung noch weiteren deutschen Gebiete« auf dem linken Rheinufer wirkte im Kreise der französischen Heeresleitung sehr stark der Wunsch mit, »ine sich zahlreich vermehrende, kriegerisch tüchtige Bevölker ung anzugliedern, um den durch den Rückgang der Geburten im eigenen Lande entstandenen Ausfall zu decken und in Zu kunft Deutschland noch bester mit Hilfe von Deutschen be kämpfen zu können. Da die« mißlang, sollen jetzt die Schwär zen in Westafrika für diese ZukunstSpläne hergerichtet werden." — Spanien. Bon dem Zustand», in drm sich da»