Volltext Seite (XML)
Amts- M AUiMt für den Abonnement viertelj. l M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. i » r Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ' - 44. Hahrgaug. ' ----- Sonnabend, den 4. Dezember L8SS Im ÄutLvezirk Schöuhciderhammer ist die Maul- und Klauenseuche ausgc- brochcn. , Schwarzenberg, am 1. Dezember 1897. Königliche Amtshauptmannschast. Arhr. v. Wirsing. G. Bekanntmachung. Da durch das Herabfallen der Eiszapfen von den Häusern bei einlretcndem Thauwetter der Verkehr au^ den Bürgersteigen gefährdet wird, so ergeht an die Haus besitzer beziehentlich deren Stellvertreter hierinit die Aufforderung, die Eiszapfen von ihren Häusern zu beseitigen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder entsprechender Haft bestraft. Die Polizeiorgane sind ermächtigt worden, wegen dieser Uebertretung ohne Weiteres eine Ordnungsstrafe von i Mark für jeden Zuwiderhaudlungs- sall gegen entsprechende Quittung von dem säumige» Hausbesitzer oder seinem Stell vertreter zu erheben. Eibenstock, den 1. Dezember 1897. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. Bekanntmachung. Es wird hiermit erneut bekannt gegeben, dah das Fahren mit Ruschelschlitten und Schlittschuhen innerhalb der Stadt verboten ist, sofern damit eine Störung und Gefährdung des Personen- und Fuhrwerksverkehrs verbunden ist. Die Schutzmannschaft ist angciviesen worden, Zuwiderhandelnden die Schlitten und Schlittschuhe weazunehmen. Im Uebrigen werden Zuwiderhandlungen nach 8 366,,» des Reichsstrafgesetz buchs mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder Haftstrase bis zu 14 Tagen bestraft. Eibenstock, den 1. Dezember 1897. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. Bekanntmachung. Rach den Bestimmungen des Regulativs, die Polizeiliche Au- uud Abmel dung der (Einwohner und fremden in der Stadt Eibenstock bctr., vom 8. No vember 1883 ist jede Veränderung in den Aufenthaltsverhältnissen eines Einwohners, — Altzug, Fortzng, Umzug — binnen drei Tagen an Rathsstelle anzuzeigen. Die Meldepflicht trifft bei Familienangehörigen das Familienoberhaupt, bei Lehrlingen den Lehrherrn oder, wenn sie nicht bei diesem wohnen, den betr. Quartier- wirth, bei Dienstboten diese und den Dienslherrn, im Uebrigen aber den Mielher und bez. Astermiether, daneben die Hausbesitzer und Vermiethcr. Die Meldepslichtigen haben diese Meldungen unter Vorlegung der erforder lichen Papiere und genauer Angabe der Straften und Hausnummern zu bewirken. Wir weisen erneut aiif diese Bestimmungen mit dem Bemerken hin, daß ver spätete und unvollständige Meldungen als nicht erfolgt angesehen und nebst sonstigen Unregelmäßigkeiten gegenüber der Meldepflicht mit Geldstrafen bis zu 10 Mark event. entsprechender Haft bestraft werden. Eibenstock, den 1. Dezember 1897. Der Rath der Stadl. Hesse. Müller. Bekanntmachung. Am 27. November 1897 ist Hierselbst ein mittelgroßer schwarzgelber Hund zugelaufen. Derselbe kann gegen Erlegung der Futterkasten und Jnserlionsgebühren an hiesiger Rathsstelle abgeholt werden. Eibenstock, den 1. Dezember 1897. Der Rath der Stadt. Hess,. Müller. Die Schulgelder und Gemeindeanlagen, deren 4. Termin am 1. Dezember d. I. fällig gewesen, sind ungesäumt bei Vermeidung execulivischer Beitreibung sofort anher zu bezahlen. Schönheiderhammer, den 4. Dezember 1897. Dir Kasseiivcrwattu « g. Poller, G.-Vorst. Die Eröffnung des Reichstages ist diesmal von einem ungewöhnlichen Umstand begleitet ge wesen. Der Kaiser selbst verlas die Thronrede, die bekanntlich vom Reichskanzler oder dessen Mitarbeitern sorgsam überlegt und entworfen ist und sich immer durch eine gewisse Kühle de» Ton» auszeichnet. Nach der Verlesung der offiziellen Rede aber nahm der Kaiser nochmal» da» Wort und richtete einen warmherzigen Appell an die versammelten meist kon servativen und nationalliberalen Abgeordneten, ihm seinen Eid erfüllen zu helfen, da» Erbe seine» Großvater» unversehrt zu erhallen, d. h. die Marinevorlage anzunehmen. Die Zeitungen machen zu diesem ungewöhnlichen Vor gänge ihre besonderen Bemerkungen; die einen stimmen be geistert ein, die andern beurthcilen die kaiserliche Mahnung recht kühl und sagen, sie dürste nicht die rein sachliche Prüfung der Marinevorlage hindern. An dieser wird bi« in die Reihen der Nationalliberalen (Köln. Ztg.) hinein ausgesetzt, daß sic einen Theil de« Bewilligungsrechte» nicht nur de« gegen wärtigen, sondern auch de» ganzen zukünftigen Reichstage» aushebe, wogegen die Regierung erklärt, gerade auf da» Ma- rincseplennat besonderen Werth zu legen, damit die unum gänglich nothwcndige Verstärkung unserer Flotte nicht alljährlich im Reichstage zum Zankapfel werde. Wie sich die Parteien zur Vorlage stellen werden, ist heute noch nicht ganz klar. Gegen das Septennal haben sich heute schon die Freisinnigen, die Sozialdemvkralen und da« Zentrum erklärt und auch die »Köln. Ztg." giebl der Hoff nung Ausdruck, die Regierung werke diese Forderung fallen lassen, um wenigsten» die Bewilligungen für da» erste Jahr zu retten. Dagegen wird von der Regierung freundlicher Seite immer noch behauptet, der Reichstag würde aufgelöst werden, wenn er die Vorlage nicht im wesentlichen annähme. Auch die Mttitärstrafprozeß-Reform ist dem Reichstage zugegangen. Damit ist da« vorjährige Versprechen de« Reichs kanzler» Fürsten Hohenlohe eingelöst. Wenn man die Be stimmungen derselben aufmerksam prüft, wird man finden, daß sie sogar gegenüber de» jetzt in Bahern geltenden Ver fahren« mannigfache Fortschritte darstellt. Die sich in einem eigenen obersten militärischen Gerichtshof kennzeichnende bayrische Militär-Oberhoheit im Frieden hat durch den Ent wurf noch keine Regelung erfahren; letztere ist noch ausdrück lich Vorbehalten worden. Faßt man in» Auge, daß Gründe der Disziplin beim Militär in erster Linie maßgebend sein müssen und daß dadurch wesentliche Abweichungen de» mili tärischen vom zivilen Strafverfahren nolhwendig sind, so wird man der Vorlage die Zensur nicht vorenthalten können, daß sie im modernen Geiste entworfen ist, wenngleich noch hier und da Verbesserungen anzubringen sein mögen. Ander» wie die Marine-Vorlage wird die Mllttärstrafprozeß-Reform keine tiefgehenden Differenzen zwischen Regierung und Reichstag zeitigen. Wa« die anderen Punkte der Thronrede betrifft, nament lich die Entschädigung unschuldig Verurtheilter, so bot sie kaum etwa», wa» nicht bereit» bekannt geworden wäre. Einiger maßen neu war nur die Wicdervorlegung der Postdampfer- subventionSvorlage und nicht uninteressant die Hervorhebung der Bedeutung de» wirthschaftlichen Ausschüsse», der im Sinne der »Politik der Sammlung' erwähnt wurde, ohne daß aber praktische Ziele für diese Politik angedeutct wurden. Die erste Sitzung de» Reichstage» am Mittwoch, die der Eröffnung im Weißen Saale folgte, ergab die — Bc- schlußunfähigkcit. Faktisch kommt nicht viel darauf an, ob diese Sitzung die zur Beschlußfassung ausreichende Zahl von 199 Mitgliedern aufweist oder nicht. Ist da» Hau» beschluß fähig, so pflegt c» ohne jeden Widerspruch dem Vorschläge de» bisherigen Präsidenten, am folgenden Tage die Konsti- tuirung de» Hause« anzunchmen, zuzustimmen. Ist e« aber nicht beschlußfähig wie am Mittwoch, so setzt der Präsident au« eigener Machtvollkommenheit gleichfall« — die Konftiluir- ung de» Hause» auf die Tagesordnung. Der Effekt ist also derselbe. Aber welch einen bedauernSwerthcn Eindruck macht e«, wenn da» Parlament bei der wichtigsten Session seine« fünfjährigen Dasein» nicht einmal zum Anbeginn so viel Interesse zeigt, um vollzählig auf dem Platze zu erscheinen! Da gleich die ersten Sitzungen aus der Tagesordnung wich tige BerathungSgcgenstände haben, so ist allerdings nicht daran zu »Weiseln, daß alsbald da» Hau» gut besetzt ist. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Aufnahme, welche die Ver öffentlichung der Grundzüge der Marinevorlage in der deutschen Presse gefunden hat, läßt erkennen, daß alle gemäßig ten Kreise sowohl auf der Rechten wie auf der Linken für eine ergiebige Verstärkung unserer Flotte leicht zu gewinnen sind. Auch die Art und Weise, wie die Thronrede der Flottenfrage Erwähnung Ihm, ist geeignet, die Stimmung für die Stärkung unserer maritimen Wehrkraft in den weite sten Schichten der Bevölkerung noch mehr zu erwärmen. In diesem Sinne sprechen sich auch die »Hamburg. Nachr." au«: »Der Paffu», der sich auf die Marinevorlage bezieht, ist maßvoll, überzeugend und geeignet, die Aussichten der Vorlage zu verbessern. Diejenigen Elemente de« Reich»tage«, denen da« Wohl de« Reiche» wirklich am Herzen liegt, und die die« nicht blo« heucheln, werden die Vorlage annehmen müssen, wenn sie nicht gegen ihr nationale« Gewißen handeln wollen. Wir empfehlen die Annahme und haben höchsten» vom Stand punkte ke« Schutze- unserer überseeischen Interessen au« zu bedauern, daß nicht mehr Kreuzer gefordert sind.' — Die „Rhein.>Westkäl. Ztg.' schreibt: »Die Thronrede wird zweifel los einen wohltönenden Wiederklang im Volke finden. Wenn man von den patentirtcn Reich»nörglern und Nein-Sagern absieht, ist die Flottenvorlage, welche da» Fundament der Thronrede bildet, durchaus volkSthümlich. Die Thronrede, welche den frischen Hauch athmet, der sich seit der Reichs kanzlerschaft de» Fürsten Hohenlohe und noch stärker seit dem Abgänge der Herren v. Bötticher und v. Marschall auSprägt, wird sicherlich im Volke mit Beifall begrüßt werden." Ueber die persönliche Ansprache de» Kaiser» bei Eröffnung de« Reichstag» äußerl sich da» »Leip;. Tagebl.': »Im Volke wird man hoffentlich die Worte de« Kaiser» so auffassen, wie sie gemeint sind. Sie sollten daran erinnern, welche persönlichen Opfer der Kaiser sowohl, wie alle seine hohen Verbündeten jederzeit der Ehre und der Sicherheit de» Reiche« zu bringen bereit sind, daß aber alle diese Opfer umsonst gebracht sein werden, wenn die Vertreter der Nation au» falscher Sparsamkeit, verbissenem Doktrinarismus oder engherzigem Parteiinteresse dem Reiche die Mittel versagen, die nolhwendig sind zur Schärfung unserer SichcrheitSwaffen. Eine solche Erinnerung und Mahnung wäre vielleicht in der Thronrede selbst, gerade weil sie im Namen der verbündeten Regierung-n gehalten wurde, noch besser am Platze und wirkungsvoller gewesen, als nach dem Schluffe in Form einer persönlichen Kaiserlichen Ansprache. Andererseits aber beweist sie gerade durch diese Form, daß der Kaiser von Konflikts neigungen sich frei weiß und daß er eine Verständigung mit dem Reichstage ersehnt.' — Von einem schweren Grubenunglück meldet man au« Kaiserslautern, 2. Dezember: Da- Unglück in der Stcinkohlcngrube Frankenholz ereignete sich gestern Nachmittag. In 450 m Tiefe, wo 120 Bergleute arbeiteten, traten schlagende Wetter ein, wahrscheinlich infolge fal schen Schüsse». Hilfe war schnell zur Stelle; die SanitätS- kolonnc Zweibrücken wurde durch Sondcrzug hinbefördert, zehn Aerzte nahmen sich der Verwundeten an. Um 8 Uhr Abend« waren die Bergungsarbeiten beendet. 37 Bergleute sind getödtct und 4l verwundet, mehrere werden noch ver mißt. An der Unglückrstelle spielten sich ergreifende Scenen ab, eine Mutter hat drei Söhne verloren ; die Verunglückten sind meist Familienväter. — Oesterreich-Ungarn. Pest, 2. Dezember. Die hiesigen Blätter fahren fort, die innere Lage Oesterreich» zu besprechen. Da» »Neue Pestcr Journal' führ! au», der österreichische Konstitutionali»mu» ohne die Deutschen oder gar gegen die Deutschen sei eine Farce, eine leere Formel. Gegen die Deutschen regieren in Oesterreich heiße den Staat zum Tummelplatz aller föderalistischen und klerikalen Gelüste machen. Aus ein durch die Souveränetät von fünfzehn Kron-