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AM- M AiWiMt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Gezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- serlionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. ISS. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - --> »» 44. Jahrgang. - " > — Dienstag, den 23. November L8SS Die in Gemäßheit von Art. II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt S. 245 slg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tages preise des Hauptmarktortcs Zwickau ini Monat Oktober ds. Js. festgesetzte und um Aiinf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Ouartierivirthen im Monat November d. I. an Militärpserde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt: für 50 Ko. Hafer « M. I» Pf., für 50 Ko. Heu 3 M. 94 Pf. und für 50 Ko. Stroh 3 M. 15 Pf. Schwarzenberg, am 18. November 1897. Königliche AmtshlWlmamlschast. Arhr. v. Wirsing. P Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß wir am heutigen Tage Sparkafsen-Nebenstelle» für Ober- und Unterstützengrün in Unterstützengrün und für Sofa in Sofa eröffnet und mit deren Verwaltung Kenn Knlsvegtzer Varl Kuxust 8ekubert in AnterMtzengnin und Kenn Kaufmann rrieärioL Kuxust vuxer in Losa beauftragt haben. Außerdem besteht für uns »och eine Nebenstelle in Karlsfeld, die von Kenn Buchhalter Hermann Maidier daselbst verwaltet wird. Diese Nebenstellen sind zur Bequemlichkeit der Einleger errichtet und deren Ver walter auf strengste Verschwiegenheit verpflichtet. Eibenstock, den 20. November 1897. Dic Spartassen-Berwaltung. Hesse. Uirchncr. Konflikte Deutscher im Anstande. Gerade, al» ob die Nothwendiglcit einer Flottenvermehr ung dem deutschen Volke recht lebhaft vor Augen geführt werden sollte, vermehren sich gegenwärtig dic Konflikte von Angehörigen de« Deutschen Reiche» im Au»lande, so daß unsere politischen und konsularischen Vertreter tüchtig zu thun haben. Ein Fall ist allerdings schnell erledigt worden. Ein deutscher Lehrer Rolh in Brasilien ist von Eingeborenen schwer mißhandelt worden. Aus Beschwerde de» deutschen Konsul» hat der Gouverneur de« betreffenden Staate» schnelle Untersuchung de» Falle» und Bestrafung der Schuldigen zu gesagt. Wird diese Zusage loyal erfüllt, dann ist für da» Reich dic Sache erledigt. Erhebliche Schwierigkeiten macht der Ausgleich der .Zwischenfälle" in China. E» handelt sich dabei um Be schimpfung der deutschen Flagge durch den Pöbel von Wuch ang und um die Ermordung von Missionaren in Jen-fu. E« ist bereit» gemeldet worden, daß die deutsche Kreuzer division in der Kiao Tschau-Bucht eingelaufen und Truppen gelandet habe, um von dort, al« dem dem Thatort zunächst gelegenen Hafen, auf dic chinesische Regierung einen Druck au»zuüben zur baldigen und umfassenden Erfüllung der deut scherseits erhobenen Forderungen. Der .Post" wird versichert, daß e» sich hierbei nicht allein um die Geltendmachung der Ansprüche de« Reiches gegen die chinesische Regierung wegen der Ermordung der Missionare handelt, sondern ebenso sehr auch um Garantien für die zukünftige Sicherheit deutscher Reich-angehöriger in China. Anderseits spricht man schon von einer Beschlagnahme de» Hafen» al» Sühne für die Beleidigung der deutschen Flagge. Da» ist natürlich nur eine am Biertisch auSgeheckte Kombination. Freilich wäre e» mit Freuden zu begrüßen, wenn e» Deutschland gelänge, ebenfalls, wie die anderen Großmächte, festen Fuß an der chinesischen Küste zu fassen. Ein unbestätigt gebliebene» Ge rücht berichtete vor einiger Zeit dic Abtretung de« Hasen» an Rußland. Die in Kiao-Tschau eingctrofsene Kreuzer- Division hat an Bord 1642 Mann; davon kamen auf da» Flaggschiff .Kaiser" 644, die Kreuzer 2. Klasse.Irene" und .Prinzeß Wilhelm" je 36b Mann und auf den Kreuzer 3. Klasse .Arkona" 268 Mann. Die Zahl der Offiziere beträgt, abgesehen von den Maschinen-Jngenieuren, Aerzten und Zahlmeistern, genau bO. Der Divisionrchef Kontrc- Admiral v. Diederich« ist bekanntlich der Nachfolger de» jetzigen Staatssekretär» im ReichSmarineamt Tirpitz; er ist ver älteste Kontreadmiral. Am ernstesten gestalte sich der Konflikt mit Haiti. Hier ist ein direkter Zusammenstoß kcine»weg« ausgeschlossen. Der gut unterrichtete .Hamb. Korr." ist überzeugt, daß dic deutsche Regierung mit aller Energie Vorgehen wird, fall» die Regier ung von Haiti fortsahren sollte, die deutschen Forderungen zurückzuweiscn. Bisher hat die dortige Regierung noch nicht Anstalten gemacht, die vom deutschen Geschäfl«lräger geforderte namhafte Entschädigung für die Behandlung de» Herrn Lüder» zu zahlen, da Graf Schwerin noch keine derartige Meldung hat hierher gelangen lassen. Herr Lüder» hat am letzten Samstag seine Sache im Auswärtigen Amte vorgetragen und al«dann Berlin wieder verlassen. — Da« Eingreifen de» amerikanischen Gesandten zu seinen Gunsten ist keine«- wcg», wie angedeutet wurde, von Berlin au» veranlaßt, sondern lediglich dadurch, daß ein Kompagnon de» Geschäft»- hausc», in dem Lüder« beschäftigt war, amerikanischer Staat« - Angehöriger ist. Dagegen ist e« zweifeüo«, daß da« Vorgehen de» deutschen Seschäft«träger«, über da» der haitianische .Moniteur" berichtet hat, auf Instruktion von unserm Au»- wärtigen Amte her beruht. Herr Lüder» hat übrigen« hier in allen Kreisen, mit denen er in Berührung gekommmen ist, einen guten Eindruck hinterlassen. Lüder« ist der Sohn eine» Hamburger»; er hat seiner Miliiärdienstpfltcht in Deutschland genügt und seine Reichkangehörigkeit steht außer Frage. Fest steht ferner, daß in dem Vorgehen der haitianischen Behörden gegen ihn allerlei Ungehörigkeiten, Gesetz- und Verfassungs widrigkeiten vorgekommen find, so daß er mit Recht den Schutz seine» Heimathlande» in Anspruch nimmt. Die Rechtsfrage liegt so klar, daß man sich über die Unverschämtheit de« Negerstaate« nur um so mehr verwundern muß. Wie e» heißt, soll die Absicht bestehen, von der Re publik 50,000 Dollar Entschädigung zu verlangen. Nach der Ueberzeugung aller mit den haitianischen Verhältnissen ver trauten Personen wäre diese Summe viel zu niedrig, um den nöthigen dauernden Eindruck in Port au Prince zu machen. Die Vereinigten Staaten würden in dem gleichen Falle die vierfache Summe, etwa 300,000 Dollar fordern, und diesem Beispiel sollte Deutschland möglichst folgen. Denn wenn da» Reich in seinen Forderungen zu bescheiden ist, werden die Haitianer die Deutschen niemals so hoch schätzen wie Ameri kaner, Engländer, Franzosen u. a. Außerdem ist e« wohl selbstverständlich, daß, wenn ein bewaffnete» Einschreiten er- forderlich wird, die Neger-Republik un» neben der Buße sämmtliche Unkosten bi» auf Heller und Pfennig wieder erstatten muß. Da dic gegebenen Verhältnisse ein Bombardement de» Hafen von Port au Prince ausschließen, weil damit in erster Linie die deutschen und anderen fremden Kaufleute, nicht aber dic Haitianer geschädigt würden, dürfte, wie die „Post" be merkt, eine Landung vielleicht nöthig werden. Zur Erledigung de« Zwischenfall» wird der seit mehreren Jahren in der Reserve befindliche Panzerkreuzer 1. Klasse „Deutschland" aus der Wilhelmshavener StaatSwerft zur Indienststellung gelangen. Dic „Deutschland" ist ein Schwester schiff de« Flaggschiffs de» Kreuzergcschwader« „Kaiser" und erhält wie diese« eine Besatzung von gegen 650 Mann. Da die Indienststellung der .Deutschland" unter beschleunigten Verhältnissen stattfindet, wird da« Schiff in kürzester Zeit seeklar sein können. Immerhin ist zu erwarten, daß die .Deutschland" noch vor Ablauf diese« Monat« Ihre Ausreise nach Haiti wird antrclen können, wenn vor dem Auslaufen de« Panzerkreuzer» auch noch einige Probefahrten werden zur Ausführung kommen müssen. E» ist anzunehmen, daß die .Deutschland" noch innerhalb der ersten Dezembcrhälfte auf der Rhede von Port au Prince zu Anker gehen wird, woselbst sie die Schulschiffe .Charlotte" u. .Gneisenau" vorfinden soll. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Reichstag wird am 30. November Mittag« 12 Uhr im Weißen Saale de» Königlichen Schlosse» durch den Kaiser persönlich eröffnet werden. Der Eröffnung geht wie üblich ein Gottesdienst vorauf, für die evangelischen Mitglieder im Jnterim«dom, für dic katholischen in der St. HedwigSkirche. — Der BundcSralh hat in seiner letzten Sitzung nun mehr auch da» Einsührung-gcsetz zur Mililärstraf- prozcßordnung angenommen, und zwar in der Form de« Kommissionsvorschlager. Die Frage de» höchsten Gerichts höfe« für Bayern bleibt also einer späteren definitiven Lösung Vorbehalten, wie Preußen e« angeregt hatte. Jedenfalls ist damit gesichert, daß die Vorlage diesen Winter an den Reichs tag kommt. — Der Kreuzer „Kaiserin Augusta", der während der kritischen Tage vor Kreta die deutsche Flagge so ehren voll und erfolgreich vertreten hat, hat seine Mannschaften eingeschifft und ist am 19. d». von Kanea au» zur Verstärkung de» Kreuzcrgeschwader» nach den ostasiatischen Gewässern ab- gegangen. — Der preußische Justizminister hat durch eine Verfüg ung die Staat«anwaltschaft angewiesen, auf strengere Be strafungen der Duellanten hinzuwirken. — München, 20. Novbr. Die Kammer der Reich«- räthe nahm In ihrer heutigen Sitzung den Militär-Etat an; dabei betonten die ReichSräthe Frhr. v. Würzburg und Frhr. v. Guttenberg die hohe Bedeutung der diesjährigen großen Manöver nicht nur für die bayerische Armee, der so ungetheilte» Lob zu Theil wurde, sondern auch für da» gesammte Deutsche Reich, da die Ebenbürtigkeit der bayerischen und preußischen Armee vor dem In- und Auslande konstatirt worden sei. Der Kriegsminister Frhr. v. Asch dankte für die Anerkennung, die er Angesichts der Besprechung, welche die Manöver in der Abgeordnetenkammer fanden, um so freudiger empfinde. — München. Wegen de» Gewölbeeinsturzc» aus dem MaximilianSkcller wurden Baumeister Klinger und der Polier Henke verhaftet. Sofort nach dem Unglück-fall hat Prinz-Regent Luitpold von demselben Kenntniß erhallen und den Minister de» Innern zum Vortrag befohlen, über den Thalbestand sich eingehend Bericht erstatten lassen und angc ordnet, daß den Familien der Verunglückten au« der Kabinet»- Kaffe Unterstützungen angewiesen werden sollen. In der DonnerstagSsitzung de« Gemeinde-Kollegium« wurde der Theil- nahme an dem Unglück durch Erheben von den Sitzen AuS- duck gegeben und hieraus ein DringlichkcitSantrag an den Magistrat cingebracht, den Hinterbliebenen der Verunglückten zur Linderung namenlosen Unglück» sofort entsprechende Unter stützungen anweisen zu lassen. Gleichzeitig wurde festgcstellt, daß die städtische Baupolizei keine Schuld an dem Unglück habe. — Frankreich. Zur DreyfuS-Afsäre. Nach dem der Bruder des Hauptmann» Dreyfu« jetzt kategorisch den Grafen Walsin Esterhazy als den wahren Ver- räther hingcstellt hat, an dessen Stelle der Gefangene der Teufelsinsel fälschlich verurtheilt sei, ist die Angelegenheit damit in eine neue entscheidende Phase eingetreten. Wie bereits gemeldet wurde, erklärte der Kriegsminister General Billot in der Kammer, daß er das Gericht mit der Sache betrauen werde, und wie jetzt au» Pari« mitgetheilt wird, hat der Kriegsminister den General Pellieux mit der Ange legenheit de« Major« Grafen Esterhazy beauftragt. General Pellieux (der, wie verlautet, zu jenen Generalen gehören soll, die wie General Saussier an der Schuld de» Dreyfu« zweifeln) ließ bereit« den Bruder de» verurtheilten Hauptmann«, Mathieu Dreyfu», vorladen und ihn ausfordcrn, sein Beweirmaterial mitzubringen. Graf Esterhazy wurde angewiesen, in Pari» zu bleiben und sich jederzeit bereit zu halten, vor der Militärbehörde zu erscheinen. Von dem Ver lause dieser Untersuchung wird e« nun abhängen, ob e« zur Revision de» Prozesse» Dreyfu» kommen wird oder nicht. Inzwischen erfährt man jetzt durch dic Miltheilungcn Pariser Blätter auch Nähere» über die Umstände, welche die Vertheidiger de» Dreyfu» bewogen haben sollen, den Grafen Esterhazy al» den Schuldigen zu bezeichnen und über welche der Senator Scheurer-Kestner in seiner Unterredung mit dem Krieg-Minister General Billot nähere Mittheilungen machte. Zunächst wird von den Vcrtheidigern de» Dreyfu» hervor gehoben, daß dic Schrift de» dem Dreyfu» zugeschriebenen Borderau absolut der Handschrift de» Grafen Esterhazy gleiche. Wenn man also den Hauptmann Dreyfu« ausschließlich aus Grundlage diese» Schriftstücke« verurtheilt habe, so sei e» logisch, jetzt den Grafen Esterhazy zu verurtheilen. Ferner wird behauptet, daß in dem Leben Esterhazy» viele dunkle Punkte cxistircn, welche in der Umgebung de» Grafen schon seit einigen Jahren auffielen, über die aber erst jetzt Licht verbreitet werden konnte. Der Major Esterhazy, heißt e«, kühre seit zehn Jahren ein Leben, welche« mit seiner Besold ung und seinem Einkommen vollkommen im Mißverhältniß stehe. Der Graf Esterhazy spielte viel und hoch, seine erheb lichen Spielschulden bezahlte er stet» innerhalb 24 Stunden, obwohl er außer seiner Pension kein Einkommen besitzt. Er mache großen Aufwand, führe einen unregelmäßigen ver schwenderischen Lebenswandel, ganz im Gegensatz zu Dreyfu», der stet« sehr einfach und ruhig lebte. Auch an der Börse spielte er und verlor dort große Summen. Der Graf Ester-