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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 30.10.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189710305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18971030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18971030
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1897
-
Monat
1897-10
- Tag 1897-10-30
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Monat
1897-10
-
Jahr
1897
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Soealr und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Nach Abschluß der Rechnung auf da« Vereinsjahr 1896—1897 beziffert sich die au» den dietjährigen Sammlungen in den dem Zweigverein Eibenstock u. Umgegend zur Förderung christlicher Lieberwerke angehörigen Gemeinden gewonnene Gesammteinnahme aus 728 Mark 55 Pfennig«. Dazu haben beigesteuert: Eibenstock: 364 Mark 11 Pf., Schönheide: 215 , 24 , Stützengrün: 73 » 05 , Carlsseld: 46 , 15 , -- Sofa: 30 , — » Summa wie oben. An die Kassenstellen der vier Hauptvercinc wurden abgeliesert je 204 Mk. für äußere, innere Mission, Gustav- Adolph-Verein und 68 Mk. für die Bibelgesellschaft. Die bei dem Jahre«fest de« Verein» in Schönheide für die Heidcnmission gesammelte Kollecte betrug 72 Mk. — Dresden. Da« 25jährige Regierung-jubiläum König Albert«, welche« auf den 29. Oktober 1898 fällt, soll einem Wunsche de« Monarchen gemäß zusammen mit dessen 70. Geburtstag am 23. April und zwar in der Haupt sache dadurch gefeiert werden, daß im ganzen Lande gemein nützige Stiftungen errichtet werden, lieber alle diese Einzel stiftungen (Hospitäler, Krankenhäuser, Bürgerasyle, Unter- stützungrkassen, Danke-kirchen ic.), denen sich auch die private Wohlthätigkeit anschließen kann, wird eine gemeinsame Urkunde au«gefertigt und Sc. Majestät am Jubiläum«tage durch die Vertreter de« Gemeindelage» überreicht werden. — Leipzig, 27. Oktober. Gestern Nachmittag in der zweiten Stunde hielt sich im Grundstück Berliner Straße 54 ein Bettler auf, der auch bei der in der 2. Etage wohn haften Schaffner«ehefrau Beyer aniprach und sich, nachdem er eine Gabe erhalten, wieder entfernte. Etwa eine Vier telstunde später, al« sich Frau Beyer in der Küche befand, pocht c« an der Thür, und auf ihren Ruf: .Herein", erschien ein unbekannter Mann, der eine Mütze mit rothem Rande trug und frug, ob ihr Ehemann da sei, er habe etwa« abzu geben. Bald darnach erscheint der Bettler wieder — die Borsaalthüre war nicht verschlossen gewesen — geht auf da« mit in der Küche befindliche Töchterchen der Beyer zu, hält ihm, al« e« zu schreien ansängt, den Mund zu und trägt e« in die Stube. Die Mutter folgt dem Manne nach, bekommt aber die Krämpfe und fällt ohnmächtig um. Als gegen 4 Uhr ihr Ehemann mit noch einem bei ihm wohnhaften Schaff ner nach Hause kommt, liegen Frau und Kind an Händen und Füßen mit Windeln und Schürzen gebunden am Boden, während die in der Stube befindlichen Kleidungsstücke herab gerissen und die Kleiderkoffer durchwühlt sind. Auch wird ein der Frau Beyer gehörige« Portemonnaie mit 8 M. 17 Pf. Inhalt vermißt. Die von der Polizei sofort an Ort und Stelle vorgenommenen und die ganze Nacht fortgesetzten Er örterungen führten heute Morgen bereit« zur Verhaftung de» der Thal beschuldigten Bettler« in einer Herberge der Sec- burgstraße. Der Verhaftete ist ein schon wiederholt vorbe strafter Arbeiter. — Pirna. Ueber eine moderne TeufelSauStrcib- ung erzählt die »Pirnaer Tagespost" folgende« hübsche Ge- ichichlchen: Dieser Tage trat eine alte Frau au« Bien-dorf in dar weithin bekannte Geschäft von Joh. Gottl. Hafftmann dahier und verlangte in gcheimnißvoller Weise Herrn Hafft mann persönlich in einer Privatangelegenheit zu sprechen. Dieser Wunsch konnte leider nicht erfüllt werden, da Herr Hafftmann schon vor vielen Jahren da« Zeitliche gesegnet hat. Indessen der Handlungsgehilfe hatte ein mitleidige« Herz. Er ermunterte die alte Frau, nur ruhig ihm ihr Anliegen mitzutheilen. Er könne ihr vielleicht auch zu Diensten sein. Da« Mütterchen begann denn auch ihr Herz auszuschütten. In ihrem Stalle gehe e» nicht mehr mit richtigen Dingen zu. Nacht« rumore e« dort. Morgen« gebe die Kuh nur wenig Milch. Die Hühner legten nicht so fleißig wie früher Eier... kurz und gut, sic glaubc, sie sei vom Bösen besessen. Nun habe ihr Herr Hafftmann früher einmal gegen ein Unterleib-leiden einen Kräuterbittern gegeben, der sie wieder kurirt habe, und ein solche» Tränklein müsse wohl auch die Kraft haben, den Teufel enSzutreibcn. Man fand in dem genannten Geschäft keinen Grund, ihr Vertrauen in die wun- derthätigen Eigenschaften de» von ihr gerühmten Tranke« zu erschüttern und händigte dem Mütterchen mit der Weisung, nicht mehr al« Morgen« und Abend« ein Gläschen davon zu trinken, eine Flasche Hafftmannschen Magenbittern ein, wo rauf sie vergnügt lächelnd den Laden verließ. — Mittweida, 27. Oktober. Ein Streik ist unter einem Theile der hiesigen Technikumsschüler wegen eine« Lehrer« au«gebrochcn. Eine Versammlung der jungen Leute wurde von der Polizei aufgelöst. — Bautzen, 26. Oktbr. Ein grauenvoller Mord versetzt die Gegend von Nockwitz in Auflegung. Eine beim Gutsbesitzer Donath dort bedienstete ältere Frauensperson ging am Sonnabend gegen Abend mit einem Packet, in wel chem sich Kirmeßkuchen befand, nach dem nur wenige Minu ten entfernten LauSke. Auf dem Wege dahin ist dieselbe ver gewaltigt und erdrosselt worden. Am Sonntag früh fand man die Frau todt auf; ein heftiger Kamps aber war, wie sich zeigte, vorau«gegangen. Der Mörder, ein Dienslknecht Heiduschke, ein I9jährigcr Mensch, schon al« gewaltthätig be kannt, ist aber bereit« ermittelt und festgcnommen worden. — Waldenburg, 27. Oktbr. Gestern Abend in der 7. Stunde wurde in HinteruhlmannSdorf die bei dem Gutsbesitzer Berger in Diensten stehende 16 jährige Magd Albinc Flämig mit durchschnittenem Halse todt aufgefunden. Unmittelbar daneben lag ein Rasirmcsser, mit dem die Thal offenbar begangen worden ist. — Hierzu wird der .Glauch. Ztg." gemeldet: Da« Mädchen, welche« Uebrigen« noch jünger, al« oben angegeben, sein soll, war Abend« nach Bier geschickt worden. Al« sie so lange blieb und nicht wiederkam, sah man sich nach ihr um und fand sie mit mehrfach zerschnittener Kehle auf der Straße in einer großen Blutlache liegen. Die heimkehrenden Knechte waren von dem Anblick so entsetz«, daß sie nicht einmal vorübcrgehen wollten. Der Verdacht lenkt sich auf einen Schweizer, der früher ebenfall» in dem Dorfe in Dienst gestanden Hal und da« Mädchen mehrfach mit Liebe«anträgen verfolgte, aber abgewiesen wurde. — Auerbach, 28. Oktober. Gestern Abend gegen 7 Uhr brannte die oberhalb der Zwickau - Oellnitzer Eisen bahn gelegene, dem Zimmermeister Herrn Ebert und der Fleischer«willwe Frau Meisel hier gehörige Scheune, und ist dieselbe, da eine Rettung irgend welcher Art vollständig ausgeschlossen war, mit den gesammten diesjährigen reichlichen Erntevorrälhen, lanwirthschaflichen Maschinen und Geräth- schäften vollständig eingeäschert worden. Vermuthlich liegt Brandstiftung vor. — Mylau, 28. Oktober. Gestern Abend '/,11 Uhr wurde die hiesige Stadt wieder durch Feuerlärm erschreckt. E« brannte da« in der Ringstraße gelegene, der Firma Geyer u. Co. hier gehörige Fabrikgebäude. Diese erst vor einigen Jahren neuerbaute dreistöckige Fabrik ist mit dem Shed-An- bau bi« auf den Grund vollständig niedergebrannt. In der selben wurde von den Firmen Geyer u. C., Moritz Schmidt u. C. und Moritz Merkel sun. mechanische Kammgarnweberei betrieben. Bei dem schnellen Umsichgreifen de« Feuer« konnte fast gar nicht« gerettet werden. Die Entstehung«ursache ist bi« jetzt unbekannt. Ueber 130 Arbeiter sind durch diesen Brand brodlo« geworden. — Heute früh gegen 4 Uhr fing auch da« hinter der Fabrik stehende Geschäft-Hau« zu brennen an und brannte bi« auf die Umfassungsmauern nieder, sodaß nun da« ganze der Firma Geyer u. C. gehörige Anwesen vollständig in Schutt und Asche gelegt ist. — Au» dem Vogtlande, 27. Oktober. Nachdem nunmehr die Kartoffelernte beendet ist, muß leider festgestellt werden, daß in den meisten Fällen bi« zu einem Drittel der geernteten Früchte schwarz oder faul find. Daß der Land mann einen so erheblichen Ernteau«fall nicht ruhig hinnehmen kann, vielmehr darauf bedacht sein muß, auch die minder- werthigen, für den menschlichen Genuß untauglichen Kar toffeln wenigsten« noch al« Viehfutter zu verwerthen, ist erklärlich. Freilich ist hierbei besondere Vorsicht nöthig, sonst kommen zu dem Schaden an den Fcldfrüchten auch noch Verluste im Viehbestände. So hatte vor einigen Tagen ein Viehbesitzer an seine Kühe nur mit heißem Wasser gebrühte Kartoffeln verfüttert. Kurze Zeit darnach wurde eine Kuh, welche sehr hastig fraß, so heftig und schnell aufgebläht, daß schleunigst der Pansenstich gemacht werden mußte — aber ohne Erfolg. Al« darauf der Thierarzt zu Rathe gezogen wurde, blieb nicht« übrig, al« die vorhandene Stichwunde zu erweitern, da die Kuh zu ersticken drohte. Die eingetrctene Gährung war aber so heftig, daß schon beim ersten Einschnitt eine Menge Mageninhalt unter starkem Druck hcrvorquoll. Die Kuh mußte geschlachtet werden, weil Mageninhalt in die Bauchhöhle geflossen war und Bauchfellentzündung drohte. Bei einer zweiten Kuh, die bald nachher ausblähte, wurde ebenfalls der Panscnstich gemacht und in die Oeffnung eine größere Menge zwciprozentiger Borsäurclösung gespritzt, wo rauf die Gährung nachließ. Will also der Viehbefitzer die kranken Kartoffeln für Fütterung«zw«cke verwerthen, so ist unerläßlich, daß dieselben gründlich gereinigt und dann gut durchgekocht oder gedämpft, niemal« aber bloß gebrüht oder gar nur gestampft und roh verfüttert werden. — Wie bereit« mitgetheilt wurde, sind am Montag, welcher von Falb al« „kritischer Tag" bezeichnet worden war, in ver schiedenen Orten de» oberen Vogtlande» Erdstöße beob achtet worden. In Untersachsenbcrg wurden mit Sicherheit sieben Erdstöße festgcstellt, und zwar 1 Uhr, 4 und 7 Uhr früh, 'i, I, V?5, b/,5 Uhr Nachmittags und 9 Uhr Abend«. Die Wellenbewegungen gingen dort von Osten nach Westen; die Erschütterungen waren sehr stark. Auch am Dienstag früh 4 Uhr ist daselbst noch ein schwache« Beben wahrgenommen worden. In Brambach sind im Laufe de« Montag» sogar über 20 Stöße wahrgenommen worden, welche ebenfall» in der Richtung Nordwest-Südost verliefen und so stark waren, daß thatsächlich der Fußboden erzitterte. Aehnlich wird au« Mark neukirchen, Klingenthal, Schönberg am Kapellcnberge, Hammer brücke, Rodewisch u. den schon in voriger Nummer gen. Orten berichtet. In Ellefeld wurden ebenfall« schon Nachmittag« einige Erdstöße verspürt, dann Abend« 9 Uhr, Nacht« 12 Uhr 10 Min. und Dienstag früh 2 Uhr. (Eingesandt.) Phonograph. Der in »Stadt Dresden" hier gegen wärtig zur Vorführung gelangende Edison-Phonograph »Tri umph" stellt, was Vollkommenheit anbelangt, alle« bisher in dieser Beziehung hierorts Gebotene in den Schatten. Die Wiedergabe geschah bisher meist schwach und zum Theil un verständlich. Bei dem hier vorgesührten Phonographen glaubt man aber den Sprecher oder Musikkörper vor sich zu haben, so gut ist Alle« zu vernehmen. So hört man z. B. beim »Aufziehen der Schloßwachc" in Berlin ganz deutlich da« Kommando de« Führer« der Wache und da« klingende Spiel, auch »Exerzitien auf dem Kaserncnhofc" werden meisterhaft wiedergegeben. »Eine lustige Eisenbahnsahrt", bei der man die Schaffner sprechen und fidele Berliner u. Berlinerinnen Witze reißen hört, ist äußerst originell. Der Krönung-marsch a. d. Op. „Prophet", der Marsch »Hoch Habsburg", ein Musikstück au- „Cavalleria Rusticana", sowie ein spanischer Castagnetten-Walzer ec. lasten nicht« an Klarheit zu wünschen übrig. Eine Gesang-pure mit Klavierbegleitung au« »Car men" tönt so voll und deutlich an unser Ohr, daß man ver sucht wird, den Sänger zu applaudircn. Eine Errungenschaft auf dem Gebiete der Pflanzen-Ernährung. Seitdem der große Bedarf der Kulturpflanzen an Pho«< phorsäure, sowie da« geringe Vorkommen, die ungleiche Ver- iheilung und verschiedene Löslichkeit diese« wichtigen Nähr stoffe« im Boden nachgewiesen, gleichzeitig aber auch die starke Ausfuhr desselben in Form von landwirthschaftlichcn Produk ten klargestellt worden ist, die fortschreitende Verarmung de« Boden» an diesem wichtigen Mittel der Fruchtbarkeit also offen zu Tage trat, hat sich unter den Landwtrthen eine starke Nachfrage nach phosphorsäurehaltigen Düngemitteln eingestellt. Man sah sehr bald ein, daß der im Stallmist dem Boden geleistete Ersatz an Photphorsäure absolut unzureichend war. Mit dem steigenden Bedarf hielten die Mittel zur Befriedig ung desselben kaum gleichen Schritt, denn wenn auch nach neuen Pho«phorsäurequellen gesucht wurde und die Au»beute an pho«phorsäurereichen, sür die Düngerfabrikation verwendeten Materialien stieg, so genügte da« nur sehr nothdürftig zur Deckung de« gleichmäßig wachsenden Verbrauch«. In Folge besten stiegen die photphvrsäurehaltigen Düngemittel im Laufe der Zeit ganz erheblich im Preise. Da tauchte rechtzeitig zum Segen der Landwirthschaft ein neue« pho»phorsäurehaltige« Düngemittel aus — da« Thvmatschlackenmehl. Anfänglich mit einigem Mißtrauen ausgenommen, well man seine Pho«phorsäure für schwer lötlich hielt, verschaffte e» sich schon durch die ersteren, größeren Düngung«versuche eine feste Position auf dem Düngermarkte und gelangte in »er- hältnißmäßig sehr kurzer Zeit zu einer dominirenden Stellung. Er erklärt sich diese« leicht durch die vorzüglichen Eigenschaften diese« Düngemittel«, denn e« bietet die Vorzüge de« Super- photphate« — rasche Wirkung — ohne daß ihm dessen Nach- Iheil — allmähliche« Unwirksamwerden im Boden — anhaftet. Wir wissen jetzt, daß wir im Thomalschlackenmehl ein Dünge mittel besitzen, besten wir un« zu allen Kulturen und auf den verschiedensten Bodenarten mit Bortheil bedienen können. Mit besonderer Vorliebe wird e« bei Bestellung der Winter früchte benützt, weil e« denselben für die ganze Begctation«zeit die nöthigc Phosphorsäure in löslicher Form bietet; e« steht aber auch im Frühjahre, bei Aussaat der Sommerfrüchte, in seiner Wirksamkeit hinter keinem pho«phorsäurehaltigcn Dünge mittel zurück. Im Allgemeinen läßt sich sagen, daß e« da gegebene phoSphorsäurehalttge Düngemittel für alle leichteren, stark humu«haltigen, moorigen Bodenarten ist, daß c« aber auch mit Vortheil auf schwerem Boden verwendet werden kann. Ebenso ist bekannt, daß e» bei Düngung der Wiesen unübertreffliche Dienste leistet und daß, wo e« daraus an kommt, die Erträge an schmetterling-blüthigen Pflanzen, wie sämmtlichen Kleegewächsen, Bohnen, Erbsen, Wicken, Lupinen u. s. w. auf dem Acker zu erhöhen, die« durch kein andere« phoSphorsäurehaltige« Düngemittel so billig und erfolgreich geschehen kann, al« durch Thomasmehl. Je nach der Beschaffenheit de« Boden» genügen 2—3 Ctr. Thomasmehl pro Morgen, um überall zu höheren Er trägen zu gelangen. Vermischte Ilachrichten. — Weiden i. Bayern. Wegen fahrlässiger Töbtung wurde der prakt. Arzt Vr. Max Schleiß au« Löwenseld von der Strafkammer zu 1 Jahr 6 Monat Gesängniß verurtheilt. Dem Arzt war zur Last gelegt, bei einer Geburtshilfe durch Außerachtlassung der gebotenen Vorsichtsmaßregeln den Tod der betreffenden Frau sowie de» Kinde« herbeigeführt zu haben. — Hameln. In ganz kurzer Zeit wird unsere Stadt ein Rattenfängcrdenkmal besitzen, und zwar wird sie ein solche» nicht der hochherzigen Gcbelaune eine« Sohne« der Stadt zu verdanken haben, auch werden diescrhalb weder der Stadt noch ihren Bewohnern irgend welche Opfer zuge- muthet, sondern der Stifter dieser sinnigen Gabe ist — der preußische Fi«ku«. Nicht Len Marktplatz wird diese» Denkmal zieren, auch nicht da« rechte Wcserufer, nein, dort, wo jetzt der romantischste, schönste und kürzeste Weg zum Klüt führt, in dieser Schlucht, wo im Jahre 1884 Tausende und Aber tausende im Festgewande gelegentlich de« Raltenfängcrfeste« dem Festplatz zueilten, da wird die Figur de« Rattenfänger« da» Portal de« Eisenbahntunnel« krönen. — Bern. Zu dem Stempel auf den neuen goldenen schweizerischen 20 Frank-Stücken hat ein Berner Oberländer Mädchen, Anneti Stader in Brienz, Modell gestanden. Nun schreibt die »Schweizer numismatische Zeitschrift" in einer neuerlichen Kritik: Zu loben sei höchsten» die Wahl eine nationalen Modell« sür den weiblichen Kopf. Dagegen sei c« total verfehlt, ein junge» Mädchen zur Helvetia zu wäh len. Viel bester al« ein so unerfahrene» Ding hätte eine wackere Frau und Mutter auf die Münze gepaßt ; an statt lichen, ja schönen Gestalten in der Vollkraft de« reiferen Alter« fehle c» ja in der Schweiz nicht. Noch verkehrter sei der Ausdruck im Gesicht; e« sei, al« ob da« Schweizer Mäd chen voll Sehnsucht nach dem Schatz ausblicke. Solche Schwärmereien gehören nicht auf die Münze! — Ein merkwürdiger Fall von Bleivergift ung wird in der „Deutschen Hausbesitzer-Zeitung" mitgetheilt. Ein Kranker litt feit einigen Jahren an rheumatischen Schmer zen, ohne daß die Ursache derselben bisher aufgefunden wer den konnte, bi« endlich der behandelnde Arzt, Professor Folker, da« Trinkwasscr untersuchte und hierbei fand, daß e« zeitweilig bleihaltig war. Da« Wasserleitung«rohr, da« zum Hahn in der Küche führte, lag hinter der Kochmaschine, so daß bei der Heizung derselben da» Master im Rohre warm wurde. Steht da« Wasser in solchen Rohren einige Stunden, so wird c« bleihaltig. Da nun vielfach die Rohre von Wasserleitungen mit Vorliebe an warmen Hcerden entlang gelegt sind, um während de« Winter« da« Einfrieren zu verhindern, so ist e« gewiß angebracht, die« Vorkommniß zu beachten. Wenn auch anzunehmen ist, daß Trinkwaster mit nur mäßigem Härte grad kein Blei aufiöst, so dürste e« doch bester fein, bei der artig angelegten Leitungen erst da« wenige im Rohr stehende Master abzulasten, ehe man e« zu Gcnußzweckcn verwendet. — Telephoniren ohne Draht soll aus der näch sten Pariser Weltausstellung zum ersten Male vorgeführt werden, wie in einem kurzen Aussatze der »Pariser Allgemeinen Revue" sür reine und angewandte Wissenschaften angekündigt wird. Leider wird die Einrichtung der neuen Erfindung noch nicht verrathen, vielmehr an der genannten Stelle nur dar gelegt, aus Grund welcher physikalischen Beobachtungen die Telephon!« ohne Draht auszuführen ist. E« sind hauptsäch lich zwei Thatsachen zu berücksichtigen: ersten» der Umstand, daß da« Gesetz sür die Fortpflanzung de« Schalle«, nach welchem die Intensität derselben im Quadrat der Entfernung abnimmt, in unserer Atmosphäre nur auf die Entfernung von einigen Kilometern zu recht besteht. Aus weitere Ent fernungen müssen sich die Schallwellen in einer Weise ver ändern, welche auch die Uebertragung de« Schalle« auf sehr große Distanzen ermöglicht. Die Explosion einer Pulverfabrik bei Rom am 23. April 1891 erzeugte z. B. einen Schall, welcher auf mehr al» 250 km wahrgenommen werden konnte. Die zweite wichtige Thatsache ist, daß die durch einen Schall veranlaßte Störung der Luft auch dann noch vorhanden sein kann, wenn sie dem Ohre nicht mehr vernehmbar ist. Wenn man z. B. am Eingänge einer leeren Wasserleitung eine Pistole abseuert, so kann die dadurch entstehende Luftwelle noch aus 50 kn, Entfernung in derselben Wasserleitung nach gewiesen werden, entweder durch eine Membrane oder sogar an der hohlen Wange de» Beobachter«, während da« Ohr nicht« mehr wahrnimmt. Die musikalischen Töne zersetzen sich in derselben Art und werden nach Zurücklegung eine« Wege» von gewisser Länge zu Geräuschen, in denen die ur sprünglichen Tön« nicht m«hr zu «rkennrn sind. Ein fliegen- de« Erschoß rrzeugt ein« Lustwrll«, die nicht mehr al« 1 mm dick ist und auf da« menschliche Trommelfell nur höchsten« für den 100,000. Theil einer Sekunde wirkt, also vom Ge höre kaum noch wahrgenommen werden kann. Für die Tele- phonie ohne Draht handelt e» sich darum, die für da« Ohr nicht mehr wahrnehmbaren Luftwellen, welche durch einen Schall au« weiter Entfernung erzeugt werden, durch einen
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