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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 18.11.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189711187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18971118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18971118
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1897
-
Monat
1897-11
- Tag 1897-11-18
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Monat
1897-11
-
Jahr
1897
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len wurde Julius Pastree gewählt. Dal Programm de« Bunde» umfaßt Williamen Schutz der Industrie, Stellung. > nähme zu allen die Industrie berührenden Fragen ohne jede politische Tendenz, Regelung der Arbeiterverhältnisse in einem die Interessen der Arbeitgeber und Arbeiter gleichmäßig be rücksichtigenden Sinne, Ausgestaltung de» Verkehrswesen», Pflege der Handel»>nteressen. In den Provinzen will der Bund Sektionen gründen. — Frankreich. Bordeaux, 13. Novbr. In einer von republikanischen -reisen veranstalteten Versammlung hielt Waldeck-Rousseau eine Rede, in welcher er au»führlichcr über die innere Politik sprach und erklärte: »Während Frankreich sich mit Kämpfen im Innern beschäftigte, hat sich um un» herum ein neue» Europa gebildet, in dem Alle» sich zusammcn- lhat, um die Industrie und den Handel umzubildcn und den Lauf, welchen die Dinge Jahrhunderte lang genommen haben, in andere Wege zu lenken und Neue« zu schaffen, ein Ntzue» Europa, in dem da» Geräusch der Werkstätten selbst den Lärm der Armeen übertönt. Unser Nationalgenie ist mächtig genug, um an der Spitze dieser Bewegung wieder den Platz einzunehmen, der ihm zukommt, nämlich den ersten, aber c« ist keine Zeit zu verlieren." Locale und sächsische Nachrichten. — Leipzig. Weil er Neigenbicr al» Zusatz zu frischem Bier verwendet hat, ist vom hiesigen Landgericht ein Gastwirlh in Böhlen bei Grimma zu sich» Wochen Gefängniß verurtheilt worden. — Zwickau. Hiesige Kohlenwcrke haben bisher die Stadtgemeinde dadurch geschädigt, daß sie bei Berechnung de» der Stadtgemeinde zustehenden Steinkohlenzehnte» die Kohle nur zu geringerem Preise angenommen haben, obwohl die Kohlen preise fortgesetzt gestiegen sind. Die Sladtverlretung hat zur Untersuchung dieser Angelegenheit einen besonderen Ausschuß niedcrgesetzt, auf dessen Empfehlung hin die Stad! jetzt auf Nach zahlung de» zu wenig berechneten Kohlenzehnte» gegen ein Kohlen werk, da» zu einer freiwilligen Ordnung der Sache bi» jetzt sich nicht erboten hat, den Rechtsweg beschreiten wird. E» sollen auch die Verträge wegen der Zahlung de» KohlenzehnteS neu geordnet werden. — Döbeln, 14. November. Der zum Raubmörder gewordene Waschmaschincnbauer Moritz Keller (nicht zu ver wechseln mit seinem Bruder, dem Waschmaschincnbauer Ernst Keller) dürfte sich trotz seiner schweren Selbstverletzung noch vor dem irdischen Richter zu verantworten haben. Da er sich die Luftröhre zur Hälfte durchgeschnitten hat, erfolgt die Ernährung durch Flüssigkeiten. Bereit« hat eine Vernehm ung de« Mörder» statlgcfunden. Dieselbe mußte zwar ab gebrochen werden, doch ist da« Eingeständniß seiner Blutthat erlangt worden. Die Sektion der Leiche der ermordeten Frau Krause hat gestern Nachmittag stattgefunden. Der Kopf zeigte die Spuren von drei Hammerschlägen, zwei aus der linken, einer auf der rechten Seite am Hinterkopf. Der Tod ist nach dem gericht-ärztlichen Befund durch den letzten Schlag herbeigeführt worden. Der Mörder hatte seinem Opfer auch einen starken Knebel (Taschentuch) in den Mund gestopft. Hierdurch ist da» künstliche Gebiß in die Luftröhre gekommen. Der Befund der Lunge deutet auf Erstickung hin. — Geyer, 1b. November. Die beiden seit 1b. August vermißten Schulknaben Richard und Karl Anger haben sich am Sonnabend in der Wohnung ihrer Eltern wieder eingestellt. Sie halten während dieser Zeit in NiklaSdorf in Böhmen bei einem Bauern Vieh gehütet. Trotz de» Aufge bote» in den Zeitungen und trotz der behördlichen Bemühungen ist von NiklaSdorf keine Kunde hierher gedrungen. — Plauen. Die drei Turnvereine zu OclSnitz und der Turnverein zu VogtSberg einerseits, sowie der Turnklub und Turnverein »Jahn" zu Plauen andererseits führten am Sonntag Nachmittag auf dem Gelände zu Oberlosa und dem zu Reinsdorf gehörenden Schwarzen Holze ein Krieg»spiel au». E» standen sich etwa 400 Turner gegenüber. Die Südpartci trug eine weiße Binde am Hute. Die Nordpartei eine solche am Arme. Wer gefangen worden war, mußte die Binde abgeben und war damit außer Gefecht gesetzt. Al» besiegt galt diejenige Partei, die am meisten umzingelt war. Den Vorpostendicnst versahen auf beiden Parteien Radfahrer. Den Sieg trug die Südpartei, al« die an Zahl stärkere davon. '/-4 Uhr Nachmittag» wurde da» Spiel durch Hornsignale al» beendet erklärt. — Reichenbach, 14. Novbr. Lorbeerblätter sind ein bedeutender Exportartikel geworden, mit welchem Italien alljährlich um die jetzige Jahreszeit Deutschland und nament lich den deutschen Norden versorgt. In geflochtene Baslkörbe verpackt, passiren dieselben gegenwärtig täglich in großen Massen den oberen Bahnhof. Vorgestern betrug die Zahl dieser hier angekommcnen und wieder weiterbeförderten Körbe 1300, gestern überstieg sie da« 18. Hundert, und so wächst diese Zahl noch fort, bi» sie wenige Tage vor dem Todten- fest ihren Höhepunkt erreicht und darauf bald wieder au» dem Verkehr verschwindet. — Reichenbach. Nach einem vom Korvettenkapitän a. D. Grafen Bernstorff am Sonnabend hier gehaltenen Vor trag über die deutsche Marine wurde solgende Resolu tion einstimmig angenommen und abzusenden beschlossen: »Eine in Reichenbach i. V. am 13. Novbr. 1897 versammelte große Anzahl deutschgesinnter Männer spricht nach Anhörung eine» Vortrage» de» Herrn Korvettenkapitän a. D. Grafen Bernstorff die Ueberzcugung au«, daß eine Vermehrung unserer Kriegsflotte ein unabweisbare» Erforderniß für die politische und wirthschastliche Fortentwickelung unsere» Deutschen Reiche» und absolut nothwendig für da» Wohl und die Erhaltung de» Vaterlandes ist, und bittet da» kaiserliche Marincamt, eine diesbezügliche Vorlage an den Reichstag zu bringen." — Au» dem Vogtlandc, 16. Novbr. Einen kräf tigen und erfolggekrönten Vorstoß auf dem Gebiete der Ge flügelzucht hat der Landwirthfchaftliche Kreitverein im Vogtland« unternommen, indem sich zunächst au« ihm herau» eine besondere Sektion für Geflügelzucht bildete, welche nun durch Errichtung von Zuchtstationen, durch Veranstaltung von Aurstcllungen und durch Festsetzung von Junggeflügel- Schauen da» Zuchtinteresse anregen und die Züchterbestreb- ungen fördern soll. Die hohe Königl. Staat»regierung stellt dem Kreitvereine zur Verfolgung dieier löblichen Zwecke all jährlich beträchtliche Mittel zur Verfügung. Am Sonntag und Montag fand nun in OelSnitz eine solche vom dortigen »Landwirthschastlichen Verein zur Förderung der Geflügelzucht" veranstaltete Junggeflügelschau statt, welche den erfreulichen Bewei» lieferte, daß im oberen Bogtlande die Nutzgeflügel zucht auf hoher Stufe steht. Namentlich war der Einfluß unverkennbar, den die Zuchtstationen auf die Hühnerhaltung de« Privatmänner, de« kleinen Landwirthe« au«geübt haben. Die vogtländischen Zuchtstationen bevorzugen zwei Hühner rassen: schwarze Minorka» und rebhuhnsarbige Italiener — beide« Raffen, welche sich sowohl al» fleißige Eierleger, wie al» kräftige Flcischhühner und al» genügsame, gesunde Hau«- thiere auSzetchnen. Au» den alljährlichen statistischen Nach- weisen der vogtländischen Geflügelzucht-Sektion wird ersichtlich, daß unsere Hühnerzüchter bei rationellem Betriebe einen an sehnlichen Nutzen erzielen. Der Einfuhrziffer im Werthe von 100,591,000 M. (lebende» und todte» Federvieh, Eier und Eigelb) stand Ende 1896 eine Ausfuhr au» dem deutschen Reiche von nur 1,433,000 M. gegenüber; immerhin ist e» ein nicht zu unterschätzender Erfolg, daß die Au»suhrziffer gestiegen, die Einfuhrziffer um etwa« zurückgegangen ist. — Die Glückgöttin scheint den Bewohnern de» »wald reichen holden" Thüringcrlande» bei der diesmaligen Ziehung unserer Lande »lotterte vor den eigenen Lande»kindern den Vorzug zu geben. Dem schon von dem »Großen Loose" und dem vierten Hauptgewinn (150,000 Mark) befolgten Zuge nach Thüringen bezw. Anhalt ist jetzt ein weiterer großer Treffer gefolgt, indem auch der zweite Hauptgewinn im Betrage von 300,000 Mark nach Thüringen und zwar auf da» Loo» Nr. 45,434 in die alte Lutherstadt Eisenach gefallen ist. E« gewinnt wahrhaftig beinahe den Anschein, al» ob Fortuna den Thüringern, ehe sie sich von der sächsischen Lotterie trennen und im eigenen Spieltempel da» Glück erproben, noch einmal ihre volle Gunst und Werthschätzung zeigen und die Trennung von dem Leipziger GlückSradc schwer machen wollte. 12. Ziehung .">. Klaffe 132. Königs. Sachs. Landes-Lotterie. Gezogen am 13. Novbr. 1897. 300,000 Mark aus Nr. 45434. 15,000 Mark aus Nr. «1422. 5000 Mark aus Nr. 2172t 76958 97823. 3000 Mark auf Nr. 819 «412 8985 7058 8257 8439 9277 14985 15508 15719 18884 19847 20460 24251 24843 30419 38844 37800 38419 43238 48228 48023 51598 52188 53218 55II4 58919 58094 58930 80288 80795 81784 83854 84901 85902 70521 72804 74482 74800 78253 78509 8I7I9 85433 85888 89833 91754 93707 97798 98032 99788. 1000 Mark aus Nr. 3719 5589 I028I 10804 IS988 14292 14380 18171 17048 I9I88 I928I 23588 25334 28203 29458 31284 32330 34483 39837 39788 40829 41205 42179 45499 45823 48028 48989 49583 50445 50798 52097 53188 54029 57201 57240 57800 81055 81223 75100 78959 80338 82852 85720 89912 89929 91247 98137 99481. 500 Mark aus Nr. 1173 1382 5791 10175 10711 I418I 14802 15808 I785I 24388 28293 32039 35130 37881 40840 41121 48599 47392 49110 55257 58233 58572 57894 87031 87529 89843 71388 77239 78882 79134 81530 82853 82958 83029 83448 84448 85420 85949 87410 87450 87944 88788 90884 94077 94747 95280 98575 98817 97444 97887. 300 Mark aus Nr. 430 475 970 1707 4131 4349 7898 7839 7847 8448 10407 10788 10872 II378 II803 13119 13722 14107 14880 14970 15722 17888 20550 20880 21730 25284 28598 28888 28998 29413 29834 29884 31357 31535 32022 32338 33872 34313 38084 37590 38741 38897 39705 40782 41483 41550 41889 43899 44200 45292 45888 45848 48837 47198 47808 48921 49II4 52123 54088 54298 55310 55373 58500 57708 58258 59031 80017 80804 81237 81734 82252 82389 82981 83939 85358 85878 88787 87189 87988 88582 89707 70748 70782 71844 72098 73329 73370 78180 78341 77040 78558 78855 79301 79807 79891 79918 80002 80543 81038 81757 83135 83748 83994 84003 84107 85771 87785 88393 88554 89398 899II 91033 91397 91758 93445 93585 939II 94875 94971 98407 97924 98868 98973 99182. 13. Ziehung, gezogen am lb. Novbr. 1897. 40,000 Mark aus Nr. 89189. 15.000 Mark aus Nr. 98243. 5000 Mark aus Nr. 53540 82518 84742. 3000 Mark auf Nr. 3055 8813 I0I88 21078 21957 22758 25710 27952 29311 30020 3II92 35587 38845 36880 38220 40378 44843 47949 48331 56083 57489 60483 60816 65729 68638 73383 79030 87087 87656 88425 88449 89028 90999 92991 97908. 1000 Mark aus Nr. 11393 I28I3 13628 20581 24089 24370 29527 34682 38991 43091 49541 49944 52529 53378 56858 57452 59951 62885 68140 72283 73510 74510 77571 78258 81308 8I8I3 83031 83899 87400 88871 91175 93162 93494 98105. 500 Mark aus Nr. 2328 4035 4525 7976 10031 13434 14779 15444 16005 19307 20132 24858 25380 26131 29285 32906 35957 36849 37562 38540 39940 41377 42100 44283 49478 58414 60103 62105 83435 68743 70939 73249 73716 73717 74205 74328 77046 80005 80257 80782 82383 82778 85294 85795 80383 91845 99875. 300 Mark aus Nr. 632 1135 1174 1210 1575 2867 2716 2792 7356 7571 9961 12329 13089 14844 14898 19631 19718 19778 20216 2II95 21498 21988 22050 23720 26752 27921 28794 29468 29554 31838 32221 35I3I 35214 36435 36578 36895 37956 39027 41202 42453 42541 43581 45372 45507 46214 46602 46847 48860 50330 51370 53704 54063 54712 55157 55514 56860 57283 57649 59398 60282 60602 80700 61204 62352 64754 65184 65231 65925 87206 69051 69809 70428 70678 72716 73858 73984 74245 74735 76304 78533 79826 79932 83854 84291 85197 88327 86705 87816 89551 90721 92788 94877 96442 96510 97303 97691 99877. Leidenschaft und Lieve. (18. Fortsetzung.) »In der Thal," sagte Minna malitiö», »ich hätte nicht gedacht, daß Sie ihrer Kunst so bald untreu würden, Sie waren doch vor nickt gar zu langer Zeit eine große Kunst enthusiastin." Melitta fühlte nur zu gut den Spott, der für sic in diesen Worten lag. Allein e» gelang ihr doch, mit fester Stimme zu antworten: ,E« ist mir unmöglich, mit Herrn Cornaro zusammen zu spielen, ich habe eben zu viel verlernt. Um meinen guten Willen zu beweisen, will ich jedoch allein spielen, indem ich auf die Nachsicht der Gesellschaft rechne." Sie warf den hübschen Kops mit einer stolzen Bewegung in den Nacken und schritt hastig dem Pianino zu. Sie setzte sich und spielte ein rauschende« Concertstück; nach und nach beruhigten sich ihre erregten Gefühle, ihre Finger glitten mit gewohnter Sicherheit über die Tasten und die ganze Gesell schaft vergessend, spielte sie, wie sie vielleicht nie zuvor gespielt. Ihr gegenüber stand ihr Gatte; sie sah seinen Blick auf sich geheftet und vergaß bet seinem Anblick alle» Leid, da» sie quälte und drückte. An der treuen Brust diese» ehrlichen Manne» war sie geborgen für alle Zelten; wa» hatte sie zu fürchten, da er ihr zur Seite stand? Mit einem kräftigen Akkorde schloß sic ihr Spiel. Stolz und frei hob sie ihr Haupt und Vollmann» Worte: »Melitta, Du hast heute wunderschön gespielt," galten ihr mehr al» alle» Lob der Gesellschaft. Aber sie war nicht wehr zu be wegen, auch nur eine Taste zu berühren, in freundlichem aber entschiedenem Tone weigerte sie sich, selbst Rosina» Bitten zu willfahren. Sie hatte den Arm ihre» Gatten erfaßt und schmiegte sich dicht an ihn, sodaß Volkmann verwundert fragte: »Fühlst Du Dich unwohl?" »Ich bin erregt vom Spiele, die frische Luft wird mir gut thun," entgegnete sie au«weichend, »und dann," fügte sie stockend hinzu, »die Gesellschaft mißfällt mir sehr." »Offen gestanden, mir auch," versetzte Volkmann leise, »Baronin Sönig»egg scheint nur wenig wählerisch betreff» ihre« Umgänge» zu fein." Melitta nickte stumm. Sie trat mit ihrem Gatten auf die Veranda hinaus; in tiefen Athcmzügen sog sie die frische, würzige Waldluft ein, während Vollmann mit zärtlichen Blicken auf sein geliebte» Weib sah, ahnungSlo», wie bald Mißtrauen und Eifersucht in seiner Seele Platz finden würden gegen da» Wesen, da» für ihn da» Thcuerste auf Erden war. Der Baronin war e» geglückt, Konrad zu einem längeren Gespräche an sich zu fesseln. Sic bot ihre ganze Ueberredung»- kunst auf, um das Interesse de» Professor» zu erregen. Die blonde Minna hatte sich sehr verändert, au» dem schmachtenden Geschöpf war eine brillante Weltdame geworden. Etwa» frei und ungcnirt in ihren Reden und Bewegungen, trug sie eine herausfordernde Koketterie zur Schau, welche sie für Konrad unleidlicher denn je machte. Mit spöttischen Blicken musterte sic da» Bolkmannsche Ehepaar, indem sic zu Konrad sagte: »Die kleine Melitta findet sich prächtig in die Rolle der bescheidenen Hausfrau. Wer hätte da» gedacht. Ich meinte immer, c» flösse heiße« Künstlerblut in ihren Adern und ihre Neigung zu Cornaro schien die» zu bestätigen." Sie hielt lauernd inne. Konrad» Stirn zog sich in Falten. »Melitta eine Neigung zu Cornaro? Wie soll ich die» verstehen, Frau Baronin?" »Sic wissen nicht? Ach, da habe ich wohl au» der Schule geplaudert! Nun, ich will nicht« gesagt haben, obwohl c« mich damal» sehr Wunder nahm, daß ihr sonst sehr strenger Onkel den Umgang mit dem bekannt leichtlebigen Künstler gestattete." Da» Befremden de» Professor» wuchs. »Ich muß Sie, Frau Baronin, denn doch um eine nähere Auskunft bitten. Ich habe stet« Melitta al- meine Schwester betrachtet, und ich möchte nicht, daß irgend ein mißliebige« Gerücht über ihre Mädchenzeit in Umlauf wäre; etwa» derartige» müßte sofort entkräftet weiden." Von den Lippen der Baronin ertönte ein leise», höhnische« Lachen. »Herr Professor, da» ist nicht möglich; die Fama hat diesmal ausnahmsweise recht." »Frau Baronin, wa« spricht man von Melitta?" »Ereifern Sic sich doch nicht so, da» Gerücht sagt — mein Gott, wa» ist da»!" Ein kurzer, scharfer Schrei wurde hörbar, der Herr de» Hause» hatte ihn ausgestoßen. Frau Balbing stürzte tödtlich erschrocken aus ihn; sie umschlang mit ihren Armen den Oberkörper de» Gelähmten, der sich mit wildrollenden Augen vergeben» aufzurichtcn be mühte. »Tante Amanda, rasch zu Hilfe!" schrie sie, ohne auf die bestürzt auseinanderweichende Gesellschaft zu achten. Die Tante rief eilig zwei Diener herbei, die den in Krämpfen sich windenden Hausherrn au» dem Salon brachten. Rosina begleitete den Gatten, während Tante Amanda bei den Gästen zurückblieb und durch einige verlegene Worte da« Unwohlsein Herrn Balbing» zu erklären suchte. E« gelang der guten Dame schlecht; sic sprach von einem Krampfanfalle, der sich schon seit Langem nicht wiederhol! hätte, und bat, sich nicht stören zu lassen, allein die Baronin ließ sic nicht ouSreden. »Kommen Sie, meine Herren und Damen," sagte sie, »wir stören nur." Alle» rüstete sich sofort zum Aufbruche; nach einigen höflichen Redensarten nahm man rasch Abschied und fuhr davon. Cornaro blieb allein zurück. Er hatte die Absicht gehabt, einige Tage bei Balbing» zu bleiben und ließ sich durch den traurigen Zwischenfall nicht abhaltcn, seinen Vorsatz au»zu- führen. Rosina hatte sich entschuldigen lassen; Melitta trug der Tante Amanda Grüße an die Freundin auf. Volkmann war Nachsehen gegangen, ob der Wagen zur Abfahrt bereit sei, und Konrad stand sinnend am Fenster, der so plötzlich unter brochenen Rede der Baronin gedenkend, da trat Cornaro zu den beiden Damen. »Auch Sie wollen un» verlassen?" sagte Cornaro mit weicher Stimme zu Melitta. Die junge Frau sah ihn hochmüthig an. »Ich bliebe gerne, wenn meine Gegenwart nützen würde," versetzte sie kurz; »da die» aber nicht der Fall ist, so bleibt wohl Entfernung da» beste." Cornaro bemächtigte sich ihrer Hand, um einen Kuß auf dieselbe zu pressen. Er hatte diese Bewegung so rasch gethan, daß Melitta nicht Zeit gesunden hatte, ihm ihre Hand zu entziehen; im selben Moment trat Bolkmann wie der ein. Er zog die Augenbrauen finster zusammen, al« er diese Huldigung Cornaro» sah. »Immer und immer wieder dieser Mensch," murmelte er bei sich. Melitta bemerkte den Gatten; mit glühendem Erröthen zog sie ihre Hand au« der Cornaro». »Ich bin bereit," sagte sie mit etwa» unsicherer Stimme. Man fuhr still und traurig heim. Konrad warf zuweilen einen forschenden Blick aus Melitta, die sich fröstelnd in ihren Mantel hüllte; Bolkmann bcmüthe sich vergeben», seiner Ver stimmung Herr zu werden, er konnte e» nicht und auch Me litta fand nicht da» rechte Wort, seine ausstetgenden Zweifel zu zerstreuen. Die arme junge Frau litt unsäglich unter der Bemüh ung, sich ruhig und heiter zu zeigen, während bange Qualen ihr Herz bedrückten ; sie fühlte, daß der Gutenacht-Kuß ihre« Gatten kühler war denn sonst, sie hörte r» au» dem Tone seiner Stimme herau», daß er mit ihr unzufrieden war. Auch Konrad« Betragen kam ihr kühler und gemeffener vor, aber wa» sollte sie thun, um da» aufsteigende Ungewitter zu beschwören? Am nächsten Morgen ritt Konrad nach dem Herrenhause, um sich nach dem Befinden de» Kranken zu erkundigen. Auf dem Wege begegnete er Frau Balbing, fest und sicher wie sonst saß sie auf ihrem Rappen; allein Konrad erschrak, al« er in ihr Gesicht blickte, welch«» bleich und starr einem Leichenantlitz glich. Sie reichte ihm zum Gruß flüchtig die Hand und sagte mit müder Stimme: »Sie wollten gewiß zu un«; wie freundlich von Ihne«; e» geht bester, Balbing schläft fest seit einigen Stunden, er
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