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Ms- M AWiBlolk für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten, Gejirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend, Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Ps. L8SS Donnerstag, den 11. November Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E, Hanne bahn in Eibenstock, ' -— 44. Zahrgang. - Invakidenversorgung und Wehrffeuer. Der Verband deutscher Kriegsveteranen hat eine Eingabe an den Reichstag gerichtet, die KriegSinvaliden und deren Hinterbliebene auskömmlicher als bisher zu beoenken und er schlägt zugleich vor, die dafür nöthigen Mittel durch eine Wehrsteuer aufzubringcn. Unleugbar sprechen Gründe der ausgleichenden Gerech tigkeit für eine Wehrsteuer und diese Gründe werden noch durch den guten Zweck verstärkt, für den nach Obigem ihre Erträgnisse dienen sollen. Eine solche Steuer besteht über dies gegenwärtig in der Schweiz, in Oesterreich, in Frank reich, in Portugal und in Serbien, In Deutschland hat sie kurze Zeit in Württemberg und Bayern bestanden. In Würt temberg hatte jeder Kriegsdienstpflichtige, der wegen Untaug lichkeit vom Waffendienst befreit und der Ersatzrescrve über wiesen wurde, eine Abgabe von 20 Gulden zu entrichten. In Bayern war es eine nach dem Einkommen abgestufte Steuer, die für die Dauer der gesetzlichen Dienstpflicht be zahlt wurde und 3 Gulden betrug bei einem Einkommen von höchstens 200 Gulden, 60 Gulden bei einem Einkommen von 1200 bis 1600 Gulden und lOO Gulden bei einem Ein kommen von mehr al« 1600 Gulden. Der Ertrag war be stimmt für Kapitulations-Vergütungen in der aktiven Armee und der Gendarmerie. Im Jahre 1880 erhielt zum ersten Mal der deutsche Reichstag eine Wehrstcuervorlage, die, da sic unerledigt blieb, in der folgenden Session aus« Neue eingcbracht, aber in zwei ter Lesung abgelchnt wurde. Alle zum Militärdienst nicht herangezogenen Wehrpflichtigen oder deren Eltern sollten längstens zwölf Jahre eine feste IahreSsteuer entrichten mit einem nach dem Einkommen fortschreitenden Zuschlag. Aus genommen waren durch geistige oder körperliche Gebrechen Erwerbsunfähige. Die Begründung des Gesetzentwurfs hatte hingewicsen auf die ungemein große Zahl der durchs Loo« oder wegen eine« geringen körperlichen Fehlers vom Militär dienst befreiten Personen, sowie die Billigkeit eine« Ausgleich« für die den dienenden entstehenden wirthschaftlichen Nachtheilc durch eine entsprechende Steuer. Die Ablehnung de» Reichs tag» stützte sich vorwiegend auf zwei Bedenken: auf da« ideale, raß c« für die allgemeine Wehrpflicht einen Ausgleich nicht giebt, und da« reale, daß ein solche« Gesetz schwer abzugrenzen und finanziell nicht wirksam genug ist, um die Einwände da gegen aufzuwiegen. Und e« wurde noch dagegen cingcwandt, daß nicht immer direkt geistige und körperliche Gebrechlichkeit vorliegcn, sondern noch häufiger die Erwerbsfähigkeit ein schränkende körperliche oder geistige Mängel; daß für die Dienenden selbst doch auch der Dienst große wirthschaftliche Bevorzugungen bringt. Man braucht nur der zahlreichen, dem Militäranwärter und dem Offizier offen gehaltenen Eivilstellen zu gedenken, ganz abgesehen von der bürgerlichen Bevorzugung, deren der „Gediente' fich sonst erfreut. Giebt man zu, daß diese Bedenken gegen die Wehrsteuer im allgemeinen gelten, so müssen sie auch in Geltung bleiben Angesicht» de« oben angegebenen Zwecke«, so sehr auch da« Gefühl dafür sprechen würde. Auf der anderen Seite aber steht, daß für die in Noth sich befindenden Krieg-invaliden und für die Wittwen der Gefallenen alle« gethan werden muß, wa« gethan werden kann. Und daß auch der Reichs tag stets bereitwillig der Krieg-invaliden gedacht hat, Hal sich noch in der letzten Session gezeigt, wo auf die noch sehr ver besserungsbedürftige Lage der Krieg-invaliden hingewicsen, und dann auf Befürwortung der PetitionSkommisston und Beschluß de« Reichstag« schließlich in einem Nachlragsetat die Summe von 1,« Millionen Mark auf 2,« Millionen Mark au« den dafür zur Verfügung stehenden Erträgen des Reichs- invalidenfond« erhöht wurde, um sämmtlichen, damals nach gewiesenen 23,000 hilfsbedürftigen und erwerbsunfähigen Veteranen den Ehrensold von 120 Mark gewähren zu können. Haben die bisherigen Mittel nicht gereicht, um die gerecht fertigten Wünsche der bedürftigen Kriegsinvaliden und Witt wen zu befriedigen, dann müssen eben weitere Mittel beschafft werden und die Finanzverhältnisse de« Reiche« und der Ein- zelftaaten dürften zur Zeit derart beschaffen sein, um sie für diesen Zweck nölhigenfall« mehr al« bisher in Anspruch zu nehmen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Dem Reichstag wird, wie die „Dtjch. Zig." erfährt, zugleich mit den Kreuzersorder ungen und dem Etat für Hasenbauten in Südwestasrika auch «ine Vorlage zugeben, die den Bau eine« größeren Schwimm dock« für Ostasrika bezweckt. Die Gesammtkosten hiersür dürften sich auf etwa 8 Mill. Mark stellen, doch will man diese Summe aus 4 Raten vertheilen und »vent. vorläufig nur die Bewilligung einer ersten Rate von 2 Mill. Mark verlangen. — Der Ertrag der Zölle für da» Etatsjahr 1898/99 ist, wie der „AugSb. Abendztg.' au« Berlin geschrieben wird, in den dem BundeSrath zugegangcnen Sonderetat» aus die Summe von 408'/, Mill. Mk. veranschlagt worden; da» sind rund 36 Mill. Mk. mehr als im laufenden Etatsjahre. — Wie man den „B. N. N.' au» Bayern mittheilt, wirkt dort die Militärdebatte der Abgeordnetenkammer noch immer nach. Eine privatim weit verbreitete Karrikatur zeigt die bayerische Armee unter einem riesenhaften Regenschirm, der sie künftig vor dem Naßwcrden bei Manövern beschützen soll; den Schirm tragen vier Mönchgestalten wie einen Kirchen baldachin. Die Anspielung geht darauf, daß bei jenen De batten besonder« auch die katholischen Geistlichen durch mili tärische Sachkenntniß zu glänzen suchten. Einige Male fühlte man sich geradezu an die Patre» der Wiener Hofburg im dreißigjährigen Krieg mit ihrem Einfluß auf die militärischen Maßregeln gemahnt. Da» eigentliche Motiv der betresfenden Interpellationen ist übrigens noch nicht überall richtig erkannt worden: e« war der Verdruß über die bei den Kaisermanövern in Franken spontan hervorgctretene allgemeine ReichSbegciste- rung ; die volksthümliche Genugthuung über die hervorragenden Leistungen der einheimischen Armee und besonder« ihre« Osfizierkorp» hatte diese Empfindung noch beträchtlich gesteigert. Der Verdruß auf ultramontaner Seile nach dem Verlause der betreffenden Kammcrdebatte war derartig, daß von jener Seite da« Wort „Steuer-Verweigerung' gefallen ist; eine drastische Illustration zu der stet« emphatisch versicherten be sonderen Staatsloyalität. — „Die bayerische Armee und die Kaiser manöver' ist der Titel eine» fachmännischen Artikel« in der ultramontanen Monatsschrift „Die Wahrheit', in dem die bekannten Angriffe in der bayerischen Abgeordnetenkammer gründlich zurückgewiesen werden. In den ersten Zeilen schon wird gegenüber dem der Manöverlcilung gemachten Vorwurfe übertriebener Anforderungen an die Truppen fcstgestellt, „daß nach dem Urthcile von Solchen, die diese Manöver miigcmacht haben, selbst nicht die Unbill der Witterung al« drückende« Ungemach empfunden wurde'. Dann heiß! e« weiter: „Wa« unserer Kavallerie zur besonderen Zierde gereicht, da« ist nach meiner Meinung gerade da«, wa« ihr anläßlich der jüngsten Kaisermanöver von — ich kann sagen — unberufener Seite so sehr zum Vorwurf gemacht wurde, daß sie nämlich nicht blo» al» Waffe der Aufklärung sich betrachtet, sondern wie die übrige deutsche Kavallerie sich für berufen hält, ohne Rück sicht auf Roß und Reiter, da gegen feuernde Infanterie an zureiten, wo die Aussicht auf die Herbeiführung eine« durch greifenden Erfolge« ein größere« Opfer an Menschen und Pferden gerechtfertigt erscheinen läßt. Die Zeiten, wo man der Ansicht huldigte, daß man im Hinblick auf die Kost spieligkeit der Waffen die Kavallerie schonen mußte, sind glück licherweise vorüber. Oder ist ein Pferd mehr werth al« ein Mensch? Auch Parlament«redner werden in diesem Punkte keine Aendcrung schaffe». Nach wie vor werden bei den Manövern Attacken geritten werden, auch wenn Pferde stürzen und Reiter purzeln. Denn glücklicherweise sieht sich da« viel schlimmer an al« e« thatsächlich ist. Nur selten passirt hierbei ein Unglück. Aber solche Uebungen sind nothwcndig; denn wa« man im Frieden nicht gelernt hat, da» wird man im Kriege nicht können. Freilich sieht der Laie ost solche Krieg«- bllder ander«, al« sic im Kriege sich gestalten; er sieht sie mit anderen Augen al- der Fachmann, al« insbesondere der „Schiedsrichter', der den Erfolg einer Kavallerie-Attacke nach den Voraussetzungen des Ernstfälle« beurthcilt. Der Laie steht intakte, unaufhörlich feuernde Infanterie, wo der Schieds richter vielleicht nur mehr zusammengeschossene, wankende, hilflose Trümmer sieht, die durch die vorau-gegangene Wirkung de« Infanterie- und Artillerieseucr« zusammengebrochen der anstürmenden Kavallerie soviel wie keinen Widerstand mehr entgegcnzusetzen vermögen. Rian überlaste also ruhig da« Urtheil darüber, ob e» zweckmäßig ist, Kavallerie gegen In fanterie anreiten zu lasten, den Fachleuten!' — Rudolstadt, 6. November. Einen Artikel eine« Landwirthe« in der Goldenen Aue gegen da« Projekt der Nalionalsestspiele am Kyffhäuser druckt die halbamtliche „LandeSzcitung' mit dem Zusatz ab, daß es al« ausgeschlossen gelte, daß die fürstliche Regierung jemals ihre Zustimmung dazu geben würde. — Oesterreich-Ungarn. Trotz der im Budget» auSschusse von den acht Mitgliedern der deutschen Linken in ruhiger Form fortgesetzten Obstruktion hofft die Rechte dennoch, da« Ausgleichsprovisorium im Ausschuste bi« Donnerstag erledigen, sodann die zweite und dritte Lesung im Hause in sechs bi« acht Nachtsitzungen erzwingen zu können. Aus ein bischen mehr oder weniger Gewaltthätigkeit und Rechtsverletzung wird es dabei ihr und der Regierung natür lich auch diesmal nicht ankommen. Für dm Fall, daß es dennoch der deutschen Obstruktion gelingt, über Lift und Ge walt zu siegen und die parlamentarische Erledigung zu ver hindern, wird die Regierung, wie jetzt au» der amtlichen Erklärung de» Minister» BilinSki hervorgeht, den Reichsrath nach Hause schicken und den Ausgleich im Wege der „Noth- verordnung" verfügen. — Die deutsche Obstruktion im österreichischen Ab geordnetenhaus- hat einen neuen „Sieg' errungen. Da» RcichsrathSpräfidium hatte nämlich die Pultdeckcl entfernen lassen, mittels denen die Abgeordneten ihre Lärm- concerte aufsührtcn. Al» Entgegnung versetzte ihm der Abg. Funke eine fünfstündige Dauerrede und mehrere Abgeordnete brachten sich eigene Pultdeckel mit. — Frankreich. In der französischen Kammer hat der Abg. Richard einen Gesetzentwurf eingebracht, der darauf ab zielt, die Todesstrafe in der Armee in FcicdenSzeilen einfach auszuheben. Verschiedene Vorgänge der letzten Zeit dürsten da» Parlament bestimmen, diesen Antrag zu genehmigen. — Frankreich. Pari«, 8. Novbr. Die Deputirten- kammer nahm heute die Vorlage, betreffend die Zwei theilung de» VI. Armeekorps ohne Debatte an. — Belgien. Das von der belgischen Regierung er lassene Gesetz über die Bürgcrwehr, durch welcher auch Ausländer zu militärischen Dienstleistungen hrran- gczogen werden, ist bisher nicht nur nicht beseitigt bezw. ab geändert worden, sondern soll trotz aller Proteste feiten- der durch das Gesetz betroffenen Ausländer in der anfangs ge planten Weise durchgeführt werden. Den in Belgien ansäs sigen Deutschen, Franzosen und Engländern ist sogar angedroht worden, daß man sie de» Lande» verweisen würde, fall» sic sich beharrlich weigern sollten, die ihnen angesonnenen Bürger wehrdienste zu erfüllen. Da die Vorstellungen und Ein wendungen der Privatpersonen unbeachtet geblieben sind, wird nicht» andere» übrig bleiben, al« der belgischen Regierung in ernsterer Weise zu Leibe zu gehen. Jedenfalls werden, wie der „Kreuz-Ztg." au« Brüssehgeschrieben wird, die daselbst lebenden Deutschen, ebenso wie die Engländer und Franzosen ihrer Einreihung in die Bürgergarde Widerstand leisten, schon deshalb, weil die Maßregel, wie ihr Urheber, der Antwerpener Abgeordnete Coreman«, im Parlament offen und ausdrücklich hervorhob, hauptsächlich gegen die deutschen Kolonien in Bel gien gerichtet ist. — Spanien. Die Beruhigung Euba« läßt sich Sagasta mit Erfolg angelegen sein. Der spanische Minister rath hat den Vorlagen und den Dekreten, die den Bewohnern Cubas und Portorico« dieselben konstitutionellen Rechte zuge- stehen wie den Spaniern u. Personen, die mindesten» 25 Jahre alt sind, da« Wahlrecht gewähren, seine Zustimmung gegeben. Dasselbe Wahlrecht wird al« Grundlage bei den städtischen, den Provinzial- und den Parlament- Wahlen dienen. Die Kammer der Insel wird aber gewisse Aenderungen einführen können, welche die Erfahrung als zweckmäßig für jede der beiden Inseln erscheinen lassen wird. Der Ministerrath ge nehmigte ferner eine Amnestie für politische Vergehen aus Cuba und den Philippinen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 10. Novbr. Die seit mehreren Wochen im Egerland und im sächsischen Vogtlande beobachteten Erd - erschütterungen haben sich selbst bi« auf den westlichen Theil de« Erzgebirge« erstreckt. Am Sonntag früh gegen 5 Uhr ist auch hier da« unterirdische Rollen wahrgcnommcn worden, desgleichen hat man in der Nacht von Sonntag zum Montag, gegen 2 Uhr eine Erderschütterung hiersclbst beobachtet. — Au» dem Vogt- und Egerlande wird allseits gemeldet, daß der Stoß am Sonntag früh bisher der stärkste in der jetzigen Erdbebenpcriode gewesen sei. — Johanngeorgenstadt, 9. Novbr. In der Nacht zum vergangenen Sonntage wurden auch hier und in der Umgegend leichte Erderschütterungen wahrgenommen, und zwar nach 3 und 5 Uhr. Beide Erschütterungen glichen dem Rollen eine« Lastwagen«. — Der Bau de« Station«- gebäude« in Breitenbach nimmt sich — wie der ganze Bahnbau innerhalb der Breitenbacher Flur — Zeit. Seit länger al« 3 Wochen ist da« Parterre au«gebaut und mit Fenstern versehen, aber eine Balkenlage und ein Weiterbau ist bi« jetzt noch nicht zu sehen gewesen. Da» Gebäude hätte jedenfalls bei der herrlichen Herbstwitterung noch unter Dach gebracht werden können. — Dre«den, 6. November. Gegen die tschechischen Arbeiter in Sachsen richtet sich eine au« bürgerlichen Kreisen stammende Petition, die den Landtag ersucht, die Bewilligung der Gelder für Staatsbauten von der Bedingung abhängig zu machen, daß man dabei keine fremdländischen Arbeiter beschäftige. — Dresden, 7. Novbr. Dem Licht der Zukunft, dem Acetylenga«, bringt man in Dresden da« lebhafteste Interesse entgegen. Da die Explosionsgefahr al« so gut wie