Volltext Seite (XML)
AM- M AWkeblatt für den Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Gchrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Ps. ISA. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. —44. Jahrgang. -H, Dienstag, den 19. Oktober L8SS Herbst-Kontrol Versammlungen betr. Die diesjährigen Herbst-Konlrol-Versammlungen in dem Amtsgcrichlsbezirke Eibenstock, zu welchem sämmtliche Mannschaften der Reserve, Dispositions-Urlauber und die zur Disposition der Ersatzbehörden Entlassenen zu erscheinen haben, werden abgehalten: Hivenilock, im Jetdschlößchm: Mittwoch, den 3. November l«S7, Nachmittags 3 Uhr für die Beurlaubten aus Eibenstock, Hundshübel, Muldenhammer, Neidhardtsthal, Wolfsgrün, Blauenthal, Sofa, Wildenthal und Carlsfeld. 2) in Schönheide, vor dem Kalhhanse: Donnerstag, den 4. November 1837, Vormittags 3 Uhr für die Beurlaubten aus Schönheide, Schönheiderhammer, Neuheidc, Ober- und Unter stützengrün. Die Militärpapiere sind mitzubcingcn. Besondere Gestellungsbefehle oder öffentliche Anschläge werden nicht ausgcgeben. Unentschuldigtes Ausbleiben oder zu spätes Eintreffen auf dem Kontrolplatze wird mit Arrest bestraft. Gesuche um Befreiung von der Kontrolversammlung sind, gehörig begründet, rechtzeitig an den Bezirksfeldwebel cinzureichen Königliches BcMs-Kommmido Schneeberg. Für drei Knaben im Alter von IlU/,, 8'/^ und 6'/, Jahren wird gegen Ver gütung aus der Armenkasse Unterkommen in Familien gesucht. Nähere Auskunft ertheilt Der Gcmeindclwrstlind zu Schönheide. Die SelMverwat'tuntl tzuöas. Das neue spanische Ministerium hat sich entschlossen, der Insel Euba die Selbstverwaltung zu geben, weil dies der einzige Weg scheint, um endlich wieder zu geordneten Zustän den auf der Perle der Antillen zu gelangen, den Einmischungs versuchen Nordamerika» ein Ende zu machen und den zahl losen Opfern an Menschenleben und Gütern Einhalt zu thun, die der cubanische Aufstand verschlingt. Der amerikanische Gesandte in Madrid, General Wood fort, hat folgende Lösung de» cubanischcn Konflikt» in Vor schlag gebracht: Da» Wahlrecht der Cubaner soll erweitert werden, Euba bekommt ein eigene» Parlament, da« völlig unabhängig von Spanien die Finanz-, Zoll- und Verwalt- ung-fragcn der Insel regelt, und insbesondere auch in Bezug auf öffentliche Bauten, Unterrichts-, Post- und Telegraphen wesen ohne Beschränkung zu entscheiden hat. Ein Einspruchs recht soll dem Gouverneur nur in politischen und solchen Fragen, die die LandeSvertheidigung betreffen, zustehen. Au» Mitgliedern de» Parlament» wird ein aussührcnder Ausschuß gebildet, dessen Personen al» Minister oder Sekretäre de» Gouverneur« sungiren sollen. Die cubanische Schuld soll in gerechter Weise zwischen Spanien und Euba vertheilt werden. Schließlich soll ein Höchstbetrag für den kolonialen Etat und innerhalb desselben wieder ein Höchstbetrag für die HccreS- und Marine-Ausgaben festgesetzt werden. ES verlautet mit Bestimmtheit, daß die Zugeständnisse Sagasta» sich nicht weit von diesem amerikanischen Projekt entfernen sollen. Aber sowie man an die praktische Verwirk eichung de» Plane« geht, entsteht sogleich eine neue schwierige Frage: Wa» sollen denn in Euba die Träger der neue» Re- gierungssorm werden? dazu gehört doch vor Allem eine Be- sölkerung-klasse, die auch im Stande ist, eine Regierung zu bilden und zu erhalten. Existirt eine solche Bevölkerung»- klasse auf Cuba? Von einem »kubanischen Volk" zu sprechen, hätte gar keinen Sinn. Beim Beginn de« Aufstande« gab e» drei verschiedene Klassen von Einwohnern Cuba«: Ersten« die Spanier, die gerne hätten sortfahren mögen, die Insel in der Weise der Kolonialpolitik de» sechzehnten Jahrhundert« aus zubeuten. Diese Gruppe war numerisch schwach, befand sich aber im Besitze der militärischen und administrativen Befähig ung, welche zur Begründung einer Landesregierung gehört. Von dieser Seite sind dem General Wcyler kürzlich Huldig ungen dargcbracht worden. Seine Kriegsführung entsprach ihrem Sinne und ihrem Interesse. Eine zweite politisch in Betracht kommende Klasse der Bevölkerung gruppirlc sich um die immer mehr erstarkenden, sich aber auch immer mehr mit amerikanischer Wirtschaftspolitik verschlingenden kapitalistischen Interessen. Gewissermaßen könnte diese Klasse al» eine .Bour geoisie" bezeichnet werden, die gegen die politische Verbindung mit Spanien wenig einzuwenden hatte, wenn sie nicht allzu theuer bezahlt werden mußte und wenn da» wirthschastliche Leben eine dem spezifisch kubanischen Interesse entsprechende Freiheit der Bewegung erhielt. Mit dieser Gruppe suche Martinez Campo» zu paktiren, um in ihr eine Stütze zu ge winnen für die Beherrschung de» einer Regierung so eigen artige Schwierigkeiten bietenden Lande«. Die dritte Partei, die separatistische, besteht im Wesentlichen au» Mulatten, Mestizen und Farbigen aller Art. Ein politische» Ziel, d. h. einen Gedanken, wie die Verhältnisse Cuba« umgestaltet und mit Berücksichtigung bestimmter positiver Interessen neu ge ordnet werden könnten, hat diese .Partei" nie gehabt. Die Aufständischen haben deswegen auch den Krieg von Anfang an nicht in der Weise einer bewaffneten Aktion zur Erreich ung politischer Zwecke geführt, sie haben al« Räuber und Anarchisten da« Land zerstört und dessen Reichthum beinahe ganz vernichtet. Diese Leute wollen nicht Freiheit der Selbst verwaltung, von der sie so wenig einen Begriff haben al» etwa die kretischen Sphakioten, sic wollen die Freiheit, zu zerstören und zu plündern. Träger der Selbstverwaltung in Cuba kann momentan nur eine besitzende Klasse sein. Diese hat Cuba nicht und hat Spanien nicht. Soll die schrecklich verwüstete Insel wie der aufgerichlet werden, jo muß amerikanische« Kapital ein greifen. Die Folge davon aber ist, daß Euba in Zukunft ein große« amerikanische« Aktienunternehmen werden wird. Tagesgeschichte. — Deutschland. Professor Carl Biedermann, der Senior der nationaliibcralen Partei, tritt im .Leipz. Tgbl." für ein Kartell der OrdnungSparteien im Reich bei den nächsten Reichilag-wahlen mit beredten Worten ein. Ec schreibt: „E« gilt womöglich wieder eine Gesammtvertrctung der Nation zu schaffen, die gleich dem Reichstage von 1887 einer kräftigen Reichsregierung willig die Hand biete zur Förderung aller LebenSintercssen der Nation. Freilich, um ein solche» Ziel zu erreichen, dürfte nicht blo« in unserem kleinen Sachsen, müßten im ganzen großen Deutschland die Ordnung-Parteien sich fest zusammenschließcn. Und warum sollte die» nicht möglich sein? Giebt e» doch, bei allem Trennenden zwischen den verschiedenen staatSerhaltcndcn Par teien, auch so viele» Gemeinsame, und steht nicht dieses Ge meinsame höher al« jene« Trennende? Da sind die großen Interessen der Erhaltung und Stärkung der Wehrkraft de» Reiche» zu Lande und zur See, ferner die einer gedeihlichen Regelung der Finanzen de« Reiche« in nothwcndiger Wechsel wirkung mit denen der Einzelstaaten, da ist der Schutz und die Förderung unserer Kolonien, die Unterstützung unsere«, in so erfreulichem Aufschwünge begriffenen überseeischen Ver kehre« mit den Machtmitteln de« Reiche», soweit es nölhig, und AehnlicheS mehr, lauter Dinge, die ebensowohl dem Ganzen wie dem einzelnen Theilc zu Gute kommen. Für solche Interessen, welche scheinbar oder wirklich die großen Parteien trennen, wie Landwirthschaft und Industrie, Hand werk und Großbetrieb, wird ja wohl bei allseitigem guten Willen und unter Zurückstellung allzuweit gehender Forder ungen eine Ausgleichung oder doch Annäherung gefunden werden können, und jedenfalls wird eine solche ernstlich an gestrebt werden müssen. Ist doch ein Ausgleich zwischen den beiden wirthschaftlichcn Hauptrichtungen, Großindustrie und Handel, gutem Vernehmen nach bereit« in« Auge gefaßt. Zwischen recht« und link«, zwischen nationalen und liberalen Anforderungen zu vermitteln, wird die Aufgabe unscrcr, der nationalliberalen, Partei sein." — Im Uebrigen aber sei eine größere Rührigkeit der Wähler unerläßlich, da die sozial demokratischen Stimmen immer noch im Wachsen begriffen seien und namentlich komme c« darauf an, daß man Organi sationen, die angesichts der Wahlen geschaffen worden, nach den Wahlen nicht wieder, wie es vielfach geschehen, sich lockern oder gänzlich verfallen lasse. — Berlin. Da« AmtS-Blatt de» ReichSpostamt» ver öffentlicht eine Verfügung de« Staatssekretär« de» Reichs- Postamt», betreffend die Einführung von Kartenbriefen vom 10. Oktober. Danach sollen vom 1. November ab .Karten briefe" mit eingedrucktem Wcrthzeichen zu 10 Pf. eingeführt und bei den VekchrSanstaltcn de« Reich«postgebict« zum Nenn werth verkauft werden. Auf die Kartenbricfe finden die Vor schriften für Briefe Anwendung. Da mit der Einrichtung einem au« den verschiedensten Kreisen hcrvorgetretenen Wunsche entsprochen wird, so läßt sich wohl annehmen, daß da« Pub likum den Kartenbriefen lebhafte« Interesse zuwenden wird. Da» neue Formular, da» äußerlich einer mittel« gummirter Ränder leicht verschließbaren Doppelkartc gleicht, zum Be schreiben aber den dreifachen Raum wie eine gewöhnliche Postkarte bietet, wird vorau»sichtlich von Vielen, namentlich unterweg», al» ein bequeme« Hilfsmittel gern benutzt werden für kürzere Mittheilungen, bei denen Werth daraus gelegt wird, daß sie nicht offen überkommen. — Die Verhandlungen der Po st konserenz sind bereit« zu Ende geführt worden. Den Gegenstand der Besprechung bildeten die Erhöhung de« Briefgewicht» sowie die Ermäßig ung de» Porto« für Briefe im Nahverkehr und für Post anweisungen über geringe Beträge. Beschlüsse wurden nicht gefaßt ; die Konferenz trug lediglich den Charakter vertrau licher informatorischer Vorbesprechungen. Da« Ergebniß dürfte vorderhand noch nicht bekannt gegeben werden. — Zur Frage der Militärstrafprozcßresorm hat der bayerische Kriegsminister General Fehr. v. Asch in der letzten Sitzung de« Finanzausschüsse« der bayerischen Ab geordnetenkammer die folgende Erklärung -Namen» der bayer ischen Staal»regicrung abgegeben: .Nach 8 26 der Geschäfts- Ordnung für den Bundc»rath kann der BundeSrath die Ge hcimhaltung einzelner Gegenstände beschließen und die auf solche Angelegenheiten sich beziehenden Drucksachen enthalten die Bezeichnung .Geheim". Die mündlichen Verhandlungen de» BundeSrathe» und der Ausschüsse sind, auch wenn die Geheimhaltung nicht ausdrücklich angcordnet ist, geheim zu behandeln. Nach diesen Bestimmungen der Geschäftsordnung de» BundcSrathcs, und da der Entwurf der Milikärstrafprozeß- Ordnung ausdrücklich al» „geheim" bezeichnet wurde, sind der bayerischen Regierung für ihre Mitthcilungen über den Gang und den dermaligcn Stand der Angelegenheit sehr enge Grenzen gezogen. In formeller Beziehung kann nur mit- getheill werden, daß die bisherigen Verhandlungen sich auf AuSschußberalhungen beschränkt haben, welche noch nicht voll ständig zum Abschluß gediehen sind, und daß eine Berathung im Plenum im BundeSrath noch nicht stattgefunden hat. Hinsichtlich der Gestaltung de« Inhalt« der Milstärslrafprozeß Ordnung hat sich die bayerische Regierung im Laufe dcr Bcrathungcn auf den Boden de« Landtagrabschiede« von: 28. Mai 1892 gestellt und demgemäß die in der biiherigen bayerischen Militärgericht-Verfassung und Miiitärstrafprozeß- Ordnung enthaltenen Grundsätze, insbesondere jene über Gc richtöorganisation, die Mündlichkeit und Oesfcntlich- kcit de« Hauptvcrfahren«, insoweit sich diese Grund sätze durch Erfahrung erprobt hatten, mit Nachdruck vertreten. -Nicht minder ist die bayerische Regierung sür Wahrung der bayerischen Reservatrechtc in vollem Umfange ein getreten und wird die« mit Festigkeit auch in den weiteren Stadien der Verhandlungen thun. Eine Mittheilung über da« bei den bisherigen Verhandlungen Erreichte und über die noch in der Schwebe befindlichen Punkte vermag bei dem gegenwärtigen Stande der Sache nicht gemacht zu werden. Zu irgend einer Beunruhigung ist für Bayern kein Anlaß gegeben. Sollte eine gemeinsame Milstärstrafprozeßordnung für da« Reich nicht zu Stande kommen, so verbleibt e» in Bayern bei dem bestehenden Gesetze. Eine reichrgesctzliche Regelung kann aber ohnehin nicht stattfinden, ohne daß die Volksvertretung im Reichstage gebührend zu Worte kommt." — E« erhellt au« dieser Erklärung, daß die bayerischen Grundsätze über Militärgericht-Verfassung und Militärstraf prozeßordnung, insbesondere jene der Gericht-organisation, die Mündlichkeit und Oeffentlichkcit de« Hauptversahren», .in soweit sie sich durch die Erfahrung erprobt haben," auch dem ReichScntwurf im Wesentlichen zu Grunde liegen. Wa« den angerufenen Landtag- Abschied vom 28. Mai >892 anbelangt, so besagte er ziemlich kurz: .Für eine künftige Reich» Militär- Strafprozeßordnung werde thunlichslc Berücksichtigung der bayerischen Einrichtungen, insoweit sich dieselben bewährt haben, zugesichert". Hinsichtlich der Reservatrechtc drückt sich der bayerische Herr Minister ziemlich rescrvirt au«, jedenfalls geht au« seiner Aeußerung nicht ohne Weitere« hervor, daß die bayerische Regierung die Beibehaltung eine« eigenen obersten Gerichlrhose« al« Rcscrvalrecht ansieht. — Den .Hamb. Nachrichten" gingen in Sachen der bayerischen Militärgerichtsbarkeit Informationen zu, wonach die Rescrvatrecht»frage nicht al« irrelevant zu behandeln ist. Da» Blatt habe sich überzeugt, daß ein wirk liche« unbedingte« Reservatrecht Bayern« die«bezüglich bestehe und nach Absicht der Unterzeichner de« Versailler Vertrage« bestehen sollte. E» »xiftire und sei al« vollgiltig zu betrach ten. — Bei den nahen Beziehungen der .Hamb. Nachr."