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Beilage zu Nr. 122 -es „Amts- und Anzeigeblattes". Eibeustolk, den 16. Oktober 1897. Leidenschaft und Liebe. Roma» von C. Belmar. (S. Fortsetzung.) Ich ging zur Großmama; ich umschlang sic mit meinen Armen — ach, ich fühlte mich damals so licbebcdürstig, ich dal sie flehentlich, mich nur ein klein wenig lieb zu haben, ich würde ihr gewiß in allen Stücken gehorsam sein; ich bettelte um ein klein wenig Liebe, wie ein dem Verhungern naher Bettler um einen Bissen Brod fleht — sie stieß mich mit rauhen Worten zurück: „Laß das Komödicnspiel," sagte sie, .durch Heuchelei wirst Du bei mir nicht- erreichen!" Ich war zurückgestoßen, verschmäht! Mir war'«, als müsse mein Herz zu Stein werden. In meinem Innern wurde e» starr und kalt; von oll der heißen Liebcisehnsucht blieb nicht- zurück, al- der glühende Drang nach Freiheit; ich möchte fort dock hier, um unabhängig zu sein, um Niemand Dank sagen zu müssen für da« Brod, da- ich esse, ich möchte ar beiten, um selbständig zu werden, denn nur in der Freiheit, in der Selbständigkeit finde ich da- Glück!" Melitta- Thränen waren versiegt, mit blitzenden Augen und hochgeröthclen Wangen hatte sie ihre Rede geschlossen; nun, da sie gesprochen, war e- ihr freier und leichter ums Herz. Vertrauensvoll sah sic zu Konrad empor. .Hilf mir," sagte sie, .hilf mir heraus aus diesen nicderdrückenden Ver hältnissen, ich will Dir dafür dankbar sein mein ganzer Le ben lang." Mit warmem Drucke faßte er ihre beiden Hände. Er fühlte namenlose- Mitleid mit dem vereinsamten jungen Ge schöpfe, dar ehedem bei der Mutter so viel Liebe genossen und nun gleichsam fremd unter den einzigen Verwandten stand, die sie noch besaß; arme«, arme» Kind, so jung und ohne Liebe, ohne Freude diese Zeit hinbringen, die gold'nc Jugend zeit, welche da« schönste und beste ist, wa» un» unser kurze» Leben bieten kann! Einen Moment lang durchfuhr ein seltsamer Gedanke seine Seele; wenn er Melitta zu sich nahm, wenn er sie zu seinem Weibe machte? Doch nein, nein! War sie an seiner Brust gegen alle Schicksalsstürme geborgen? Konnte er ihr jene Liebe bieten, wie sic zu einem solchen Bunde für» Leben gehört, fest und innig, ohne Rückhalt sich hingebend, nur für das Weib lebend, das man sich erkoren? Konnte er das? Liebte er sie denn? Wie Halle er einst zu Minna gesprochen? .Die Wissenschaft ist eine strenge Herrin, welche keine andere Macht neben sich duldet." Würde sie an seiner Seite glück lich sein und bleiben? Er war ein ernster Mann, sie ein unerfahrenes Kind mit einem heißen Herzen und einem ungestümen Geiste; er liebte sie, wie man ein anmuthigcS, reizende« Kind liebt, sie sah zu ihm empor, gleichsam wie zu einem Beschützer, sie klagte ihm ihr Leid, weil sic Niemand anders besaß, dem sie e» hätte klagen können, ein andere» Band existirte zwischen ihnen nicht; er würde ein nutzlose« Opfer bringen, dessen Resultat einst noch die bitterste Reue werden konnte. Er sah sic an, wie sic so dasaß, vertraulich an seine Seite geschmiegt, mit ihren großen Augen erwartungsvoll zu ihm emporsehend. Im Grunde genommen, war sie doch nur ein Kind, trotz ihrer achtzehn Jahre und dem ungestümen FreiheitSdrange, der ihre Seele durchtobte. Die schlanke Gestalt kaum mittel groß, ohne Ebenmaß und ohne Fülle, das goldbraune Haar in losen Flechten um den hübschgesormten Kops geschlungen, die Züge noch unreif, ohne bestimmten Ausdruck, sie war ein Kind, ein echte» Kind, trotz ihrer langen Kleider und ihrer achtzehn Jahre! Ein Lächeln überflog unwillkürlich sein Gesicht. Und er hatte für einen Augenblick daran denken können, diese- Kind zu seinem Weibe zu machen! Wie war da» nur möglich ge wesen? Wenn er jemals liebte und um ein Weib freite, dann mußte e» ein vollkommene» Wesen, gleich herrlich an Körper- und TeisteSgaben sein oder er verzichtete für immer auf da« Glück der Häuslichkeit. .Konrad," sagte ein leise Stimme in bittendem Tone zu ihm. Er fuhr au» seinen Träumereien auf. .Ich Egoist," murmelte er; er hatte die kleinen, bebenden Hände de» Mäd chen« bisher noch immer festgehaltcn, jetzt gab er sie frei, indem er in väterlich ermahnendem Tone sagte: .Melitta, Du thust nicht gut daran, Dich solchen Ge danken hinzugcbcn, Du bist ein ungestüme» Geschöpf, da» nichts, al» seine eigenen Wünsche kennt. Onkel Oskar thust Du bitter Unrecht. Er liebt Dich von Herzen und ist für Dein Wohl besorgt, al» wenn Du sein eigene» Kind wärest. Der arme Onkel hat in letzter Zeit viel Sorge gehabt und er ist keine Natur, welche der Kummer mittheilsam macht; Du weißt, er ist ein verschlossener Charakter und trägt Alle« für sich, so war er sein ganze» Leben hindurch, warum sollte er urplötzlich ander» werden — blo» weil Dir mit einem Male der Wunsch kam, seine Sorgen und Mühen zu theilen? Hast Du irgend etwa« gcthan, um Dir diese» Vertrauen zu erwerben? Du bist jung und unerfahren, wa» würde e» nützen, wenn Du um seine Sorgen wüßtest. Viel schöner, viel bester wäre e» gewesen, wenn Du Dich bemüht hättest, durch Frohsinn und Heiterkeit die trüben Wolken von seiner Stirn zu verscheuchen; sei sanft und geduldig mit der Groß- mama, bleibe stet» gleich freundlich und willig, bezähme Dein Ungestüm und Du wirst sehen, der Lohn wird nicht auibletben." Melitta» Stirn umdüsterte sich. »Du sprichst wie zu einem Kinde, sagte sie grollend. .Du predigst Liebe, Sanft- muth u. Geduld, al» sei ich ein böse«, herrschsüchtige» Wesen, va» alle Anderen lyrannisirt. Ich bin hier überflüssig, da« fühle ich herau» au» jedem Worte, au» jedem Blicke und ich sag» Dir, ich will, ich kann nicht länger unter diesem Drucke leben. Die Großmama haßt mich, und Onkel Oskar? — Einst halte er mich sehr lieb, jetzt bin ich ihm vollständig gleichgültig geworden. Ich weiß, ich habe ihm viel zu danken, aber eben deshalb möchte Ich nicht länger in seiner Schuld stehen; ich bin regen Geiste» und gesund, warum soll ich seine Güte länger in Anspruch nehmen? Ich will arbeiten, um selbst für mich zu sorgen, ich will nicht länger von der Gnade eine» Manne» leben, dem ich vielleicht eine Last bin, ich will nicht länger den Launen einer alten Frau ausgesetzt sein, die, so lange ich denken kann, nie ein Wort der Liebe für mich gehabt — ich weiß e- nur zu wohl, sie hat auch weine Mutter nicht geliebt, sie liebt ebenso wenig ihr Enkel kind, ich kann kein Herz zu ihr haben, mag e« nun Sünde sein oder nicht. Nenne mich nun ein liebloses, undankbare» Wesen, ich kann nicht ander«, mein Herz ist starr und hart geworden, ich kenne nur einen Wunsch, ein Sehnen, fort von hier." „Melitta, da» ist ein lhörichter Wunsch, Du weißt nicht, wa» Du willst," sagte Konrad. „Doch; hier wird mich Niemand vermissen, ich bin ent behrlich. Ich habe lange und viel darüber naLgedacht; dieser Wunsch ist keincSweg» da» Resultat einiger flüchtiger Minuten, er ist nicht Ihöricht, wie Du ihn nennst, er ist überlegt und wohl erwogen." „Was willst Du beginnen?" .Ich habe mancherlei Talente, die hier brach liegen, ohne weiter ausgebildet zu werden. Onkel Oskar hat mich in Musik und Sprachen unterrichtet, ich habe für beide» Verständniß und Talent gezeigt; vor zwei Jahren hat er den Unterricht abgebrochen, seit dieser Zeit bin ich allein auf mich angewiesen. Mir fehlt c« an guten Büchern, um mich weiter zu üben, ich hatte bisher den Muth nicht, den Onkel darum zu bitten. Wenn Du mir in der Residenz Unterkunft bei einer Familie verschaffen könntest, vielleicht wäre ich jetzt schon im Stande, mir soviel zu verdienen, al» ich sür meinen Unter halt brauche. Nebenbei könnte ich meine Studien fortsetzen, um meine Kenntnisse zu vervollkommnen. Mein sehnlichster Wunsch wäre, mich in der Musik unter Anleitung guter Lehrer weitcrzubilden, ich möchte so gern Künstlerin werden! Widersprich mir nicht, ich weiß, wa» Du sagen willst; Du zweifelst an meinem Können — sei unbesorgt, ich fühle den göttlichen Funken de» Talent» in mir, und ich habe die Kraft dazu, mein vorgesteckte» Ziel zu erreichen - hilf mir, Konrad, hilf mir, ich werde Dir keine Schande machen." Konrad konnte den flehenden Worten de» jungen Mäd chen» nicht länger widerstehen. „Wohlan, e» sei," sagte er nach kurzem Nachdenken. .Ich will Dir helfen und Deinen Wunsch erfüllen. Bedenke aber, der Weg zur Kunst ist lang und steil, e« werden Deiner Enttäuschungen harren; Du mußt mit unermüdlicher Ausdauer vorwärt» streben, um Dein Ziel zu erreichen. Fühlst Du Dich stark genug dazu, dann will ich Dir behilflich sein, so viel in meinen Kräften steht." ,O Konrad, habe Dank, Dank!" Sie hing sich lachend und weinend an seinen Hal». Nun war sie wieder da« echte Kind, so daß er kaum seinen Augen traute, ob e» wirklich dasselbe Wesen sei, da» soeben noch so ernst, so überlegt gesprochen. Bange Zwciscl kamen nun wieder über ihn; wenn Melitta doch nicht die Kraft, die Ausdauer besäße, wenn sie in jugendlichem Uebermuth eine verfehlte Laufbahn cinschlug? .Melitta, überlege e» Dir nochmals," sagte er warnend, „der Kampf um» Dasein ist hart und schwer." Sie schüttelte da« Haupt. „Ich fühle die Kraft in mir, mein Vorhaben auSzuführcn," sagte sie einfach. „Gut, so komm, ich will noch heute mit Onkel Oskar darüber sprechen, er wird Dich schwer von sich lassen." „Du irrst," entgegnete sie bitter, .er wird meine Ab wesenheit kaum fühlen." Schweigend schlugen sie den Rückweg ein. Am Abend benutzte Konrad eine günstige Gelegenheit, um mit Onkel Oskar über Melitta zu sprechen. Wider Erwavten sand er keinen Widerstand von dieser Seite. „Melitta hat Talent," sagte der Onkel, „wenn sic fleißig ist, kann sie e« zu etwa« bringen." Konrad sah ihn erstaunt an ; diese Gleichgültigkeit gegen Melitta» Schicksal berührte ihn peinlich. Arme» Mädchen, sie hatte recht gehabt! Kein Mensch kümmerte sich um sie. .Noch ein», Onkel," sagte er zögernd; .durch die Kon nexionen de» Präsidenten wird c» mir leicht sein, sür Melitta einen Freiplatz am Konservatorium auszuwirken — sür da» Ilebrige laß mich sorgen, ich möchte gerne auch etwa» Ihun: ich kenne eine Familie, bei welcher sie gut ausgehoben sein wird." Uebcr da» wcttcrgebräunte Gesicht Onkel Oskar» flog eine dunkle Rölhe. .Du willst sür Melitta« Unterhalt Sorge tragen?" sagte er unsicher; .da» kann ich nicht zugcben, so viel kann ich noch für sie thun, wenn auch in letzter Zeil —" er brach ab. .Nein, nein, Onkel, gewähre mir meine Bitte; ich habe mehr al» ich brauche, und Melitta ist mir lieb, gleich einer Schwester; laß mich nur für sie sorgen." Wellendors seufzte tief aus. .Ich kann da» nicht an nehmen, c» ist unmöglich!" Konrad sah die Erregung de» Manne». .Lassen wir da» vorläufig," sagte er, .ich werde Alle» arrangiren, wir werden schon einig werden." Damit war da» Gespräch über diesen Punkt erledigt. Konrad schrieb sofort in die Residenz, um Alle« zu Me litta» Aufnahme vorzuberciten. Wenige Wochen später reiste er mit ihr ab, von Onkel O-kar» besten Wünschen begleitet, die Großmama war kalt wie immer geblieben. Melitta mußte sich in der Residenz einer Aufnahme prüfung unterziehen; dieselbe fiel glänzend au». Da» junge Mädchen kannte sich nicht vor Freude, end lich, endlich stand sie am Ziel ihrer Wünsche! Ihre Dank barkeit gegen Konrad kannte keine Grenzen, sic bat ihn, ihr nur noch Lektionen zu verschaffen, damit sie nicht vollständig auf Onkel O-kar« Güte angewiesen sei; sie wollte durchaus selbst für ihren Unterhalt sorgen. »Davon werden wir später sprechen," sagte Konrad lächelnd, »die ersten Jahre heißt c« fleißig sein und nur an» Lernen denken, die Kosten sind so gering, daß Onkel O»kar sich dieserhalb keine Entbehrungen wird auflegen müssen. Jetzt sei still davon, Kleine, und widersprich nicht länger, sonst mußt Du wieder zurück." 4. Konrad hatte Melitta bei der Mutter eine» ehemaligen Schulkameraden, einer DoktorSwittwe, untergebracht; er traf mit Frau Walther eine Vereinbarung, daß sie von Onkel O«kar einen äußerst geringen Prei» für die Pension Melitta« forderte, denn der Onkel hatte e» sich durchaus nicht nehmen lassen, selbst für seine Nichte zu sorgen, den weitau» größeren Theil der Kosten trug Konrad im Geheimen. Bei seinem letzten Aufenthalt im Lindenhof war ihm so Manche« in Onkel Oskar» Benehmen klar geworden. Der sonst so besonnene, überlegte Mann ließ sich in Spekulationen ein, die meist alle fehlschlugen. Der fieberhafte Wunsch, end lich doch Besitzer de» Lindenhose» zu werden, ließ ihm Tag und Nacht keine Ruhe, und je weiter er da» Ziel in die Ferne gerückt sah, desto eifriger strebte er danach; das ver leitete ihn zu Unbesonnenheiten, unter denen er doppelt schwer litt, da er sich dieselben selbst nicht eingestchen wollte. (Fortsetzung folgt.) Verwcndunsi des ausgcwachscncn Ao>M»s als Futtcrkor». Da» schlechte Erntewetter hat leider dazu geführt, daß eine enorme Menge von Roggen auf dem Felde ausgewachsen ist und der Landwirlh nun vor der Frage steh«, wie solcher gewachsener Roggen am vorthcilhaslesten zu verwenden ist. Verkäuflich ist der Roggen meistens nicht mehr, wenn die Keimung irgendwie erheblich war, und auch zur Saat eignet sich der selbst nur schwach gekeimte Roggen nur im Nothsalle. E» bleibt also nur die Bersüttcrung übrig, und diese Ver Wendung muß unter den nöthigcn Vorsichl»maßregeln mög lichst ausgiebig erfolgen, weil auf diese Weise noch der größte Nutzen aus der verdorbenen Ernte gezogen werden kann, l >i. B. Schulze schreibt in der .Zeitschrift der schlesischen Land- wirthschaftSkammer": Da» Auswachsen besteht in der Entwickelung de» Em bryo» zum mehr oder weniger langen Keim. Damit ist so wohl eine äußere wie innere Veränderung de» Korn« ver bunden. Der Keiinung geht eine Quellung de» Samen» vorauf, und c« wird dadurch die Hülle de» Samen« gelockert. Der entwickelte Keim wird später beim Dreschen abgeschlagen, und der Rest trocknet ab, er bleibt aber die Ocffnung de» Samen» an der Keimstelle bestehen, und da» Samenkorn ist, wenn genügend Feuchtigkeit vorhanden ist, leichter angreifbar sür Pilze und Fäulnißerreger, also leichter dem Verderben ausgesetzt. E» ist demzufolge möglichst trocken und kühl zu lagern, damit die größtmöglichste Haltbarkeit erreicht wird. Ganz besonderer Werth ist auf da» erste möglichst schnelle Ablrockaen de» Korne» zu legen. Der ausgewachsene Roggen ist daher thuniichst bald zu dreschen und in dünner Lage zum Trockne» au»zubreilcn, nöthigenfall» noch öfter» zu wenden. Ist er dann gut getrocknet und abgelagert, so ist er zur Ver- sülterung fertig. Wenn e» trotz aller Vorsicht oder bei Unter lassung der nöthigen Sorgfalt doch zu einer Schimmelbildung und Verderbniß der Körner gekommen ist, so bleibt nicht» Andere» übrig, al» die Körner aus Darren oder im Backofen stark zu rösten und sie al»dann geschrotcn zu verfüttern. Diese» Anrösten ist überhaupt ein durchaus nicht zu unter schätzende» Hilfsmittel, da» Roggenkorn bekömmlicher und wohlschmeckender zu machen. Für die Verfütterung kommt nun auch die durch da» Auswachsen herbeigeführte innere Veränderung de» Korn» in Betracht. Bei der Keimung verändern sich zunächst die Ei- weißsubstanzm de» Korn». Da» normale Roggenkorn enthält gegen 80 Prozent seine» Stickstoffzehalt» in Form von Eiweiß stoffen, etwa 20 Prozent in Form von Amidverbindungen. Diese» Verhältniß ändert sich bei der Keimung. Ist der Keim i—2 am lang geworden, so sind vom Stickstoff nur noch durchschnittlich 6b Prozent in Form von Eiweißstoffen vorhanden und 3i—3b Prozent in Form von Amiden. Hierin liegt sür die Nährwirkung de» Roggenkorn» kein wesentlicher Nachtheil. .Aber auch die Kohlenhydrate verändern sich, sie schwinden bei der Keimung zum Theil, e» geht ein Theil in andere Verbindungen über oder geht durch Umwandlung in gasförmige Zersetzung»produkte in Verlust. Da» Korn wird also etwa» ärmer an Kohlenhydraten, sein Nährstoffverhältniß wird etwa« enger. Dieser Umstand ist für die Verfütterung gewissermaßen Vortheilhast, insofern al» durch da» Einschalten de» Schrote» in die Futtcrration nicht so leicht übermäßig viel stickstofffreie Bestandtheile, also zu weite Nährstoffoerhält- nissc eingeführt werden. Sonach ist der ausgewachsene Roggen durchaus geeignet, in erster Linie für die Kleien einzutreten. Man beschränke den Ankauf von Kleien und füttere für einen Theil derselben geschroteten Roggen. Ist der Roggen gut getrocknet und noch nicht mit Schimmelansatz versehen, so genügt sür weniger empfindliche Thiere (Zugochsen und Mast Vieh) einfache» Schroten; ist er nicht mehr ganz frei von einer beginnenden Verderbniß, so ist er stark cinzubrühen oder zu kochen, und ist die Verderbniß bereit» vorgeschritten, so bleibt noch immer da» Anröstcn. Freilich ist für empfind lichere Thiere große Vorsicht geboten, namentlich bei der Verfütterung an Pferd«. Uebcrhaupt sind die Gaben keines- sall» zu hoch zu bemessen. Bei Psercen sind Gaben von 2 Pfd. pro Tag und Stück nicht zu überschreiten, etwa» höher kann man bei Milchvieh, Mastvieh und Zugochsen gehen, derart, daß Milchvieh bi» 3 Pfd. und die letzteren wohl noch etwa» höhere Gaben pro Tag und Stück erhalten dürfen. Auch Schafe können an dem Konsum de» ausgewachsenen Roggen« wohl Theil nehmen, ebenso Schweine, denen da» gekochte Roggenbrod in mäßigen Mengen wohl kaum nach theilig ist. Mit Recht wird auch empfohlen, den autgcwachse- nen Roggen mit Salz gemengt zu verfüttern. Magen und Darm werden dadurch zu erhöhter Thätigkeit und reichlicherer Absonderung von Verdauung»sästen angeregt, wodurch die Verdauung eine kräftigere wird. Gewiß ist e» möglich, bei Vorsicht und Aufmerksamkeit den ausgewachsenen Roggen durch Verfüttern noch nutzbringend zu verwerthen; die erste und wesentlichste Ausgabe ist aber die, den Roggen möglichst bald gut trocken zu bekommcn und weiterhin auf einen luftigen, trockenen und kühlen Lagerboden zu bringen, wo er flach lagern und fortgesetzt beobachtet und, wenn nöihig, öfter» umgeschaufelt werden muß. E» ist selbst verständlich, daß ein allzulange» Lagern de« ausgewachsenen Roggen« eher nachtheilig al» vonheilhaft ist, weil mit der Zeit ein Verderben mehr und mehr uni sich greisen kann, und e» ist daher zu empfehlen, mit dem gewachsenen Roggen «hunlichst bald anfzuräumen.