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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 12.10.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189710122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18971012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18971012
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1897
-
Monat
1897-10
- Tag 1897-10-12
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Monat
1897-10
-
Jahr
1897
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greifende Umglstaitung beiter Materien aus ein knappe» Maß reduzirt. (5« schein! also, daß man regierungsseitig von dem im Mai 1895 ausgestellten RcvisionSplane, ;u dessen Aur- arbeilung damal« eine besondere Konferenz von Kapacitäten berufen wurde, nur einen ganz kleinen Bruchtheil verwirk lichen will. Ist die« der Fall, so kann man gewiß sein, daß da« Uebrige in Jahren nicht wieder in Ausnahme gelangt und somit die Reform besonder» de« KonkurSrechl« in un gewisse Ferne entrückt wird. Da« Gleiche würde auch von der Zivilprozeßordnung gelten, in der doch einzelne Abschnitte, wie z. B. der von der Entmündigung wegen Geisteskrankheit, eine noch weitere Vertagung kaum mehr dulden. — Die „Berl. N. Nachr." bemerken hierzu: Wirsehen gar nicht ein, daß der Gegenstand so große Eile hat, um eine Verschiebung auf die neue Session 1898 9V nicht zu vertragen. In einem halben Jahre haben die Einzelstaaten doch wahrscheinlich hin reichende Zeit, die entsprechenden Vorarbeiten sür die AuS- sührung«bestimmungen zu erledigen. Ebenso wenig kann zu gegeben werden, daß e« durchaus nolhwendig sei, beide Materien ter Kommission zu überweisen, die das Bürgerliche Gesetzbuch im Reichstag berathen hat, denn so schwierig und komplizirt sind sie keineswegs wie jene». Die in Obigem erwähnten Gründe sind daher nicht durchschlagend, und da ein großer Thcil des deutschen Volke» ein lebendige« Interesse an ganzer Arbeit bei diesen beiden Materien hat, so hoffen wir, daß auch der Reichstag sich in diesem Sinne entscheiden wird. — Mit Rücksicht auf diese Gesichtspunkte wäre übrigen» die baldige Veröffentlichung der betreffenden Entwürfe im all gemeinen Interesse gelegen. — Ucber die Einberufung de» Reichstag» ist bisher eine Entscheidung noch nicht getroffen worden. Alle bezüglichen Angaben — e» wurde einmal sogar ein bestimmter Termin genannt — sind ganz grundlos. Soviel ist indessen wohl sicher, daß ter Reichstag, wie herkömmlich, in ter zweiten Halste de» November zusammenlreten wird. — Der neue Tirpitz'sche Flottenplan hat dem preuß. Staatsministerium Vorgelegen, da» die preußischen BundeSbevollmächtigtcn in zustimmendem Sinne inslruirt hat. Die Vorlage enthält thatsächlich einen Instandhaltung?- und FlottenvermehrungSplan sür die nächsten sieben Jahre, ter einen Kostenaufwand von rund 410 Millionen Mark bean sprucht. — Ein amtlicher Bericht der preußischen Eisenbahn-Verwaltung über die in ihren Betrieben beschäftigten Arbeiter, die Beamten und deren Besoldung giebt überraschende Aufschlüsse über da» Maß der Inanspruchnahme der Mcnschenkraft seitens der staatlichen Gewalt. Demnach beschäftigt die preußische StaatSeisenbahn-Berwaltung über 100,000 Beamte und etwa 180,000 Arbeiter. E» werden 37 Klassen von Arbeitern unterschieden. Davon erhalten 6 über 3 Mk. Lohn, 7 Klassen stehen zwischen 2,-s und 3 Mk., die Werkstätlcnarbeiter befinden sich zwischen diesen beiden Lohnklasscn; zwischen 2,s<> und 2,?s Mk. Tagelohn — also 750 und 825 Mk. JahreShöchsteinkommen — stehen 10 Klassen. Unter 2,-° Mk. für ein geleistete» Tagewerk, also weit unter 750 Mk. Jahreseinkommen stehen I I Kategorien ter Arbeiter, üa. 100,000 Beamte und Arbeiter sind mehr al» 10-12 Stunden „planmäßig" beschäftigt, über 19,000 mehr al» 12—13 Stunden, über 12,000 mehr al« 13—14 Stunden, etwa 5000 mehr al» 14—15 Stunden, fast ebensoviel mehr al« 15—16 Stunden! — Aus die in der vorigen Landtags session gegen die Eiscnbahnverwaltung erhobenen Vorwürfe wegen allzustarker Anspannung der Kräste de» nievern Be- amtenthum« wurde vom Eiscnbahnminister erwidert, daß die jenigen Personen, die über acht Stunden hinaus beschäftigt wurden, in ihrem Dienst längere Pausen hätten, also nicht ununterbrochen thätig wären. Wenn da» auch zutreffen mag, so ist dennoch eine 14 stündige Arbeitsleistung im Wärterdienst unter allen Umständen eine zu starke Zumuthung an die physische Krast, zumal wenn sie bei Wind und Welter und unter erschwerten Bodenverhältnissen erfolgt. Wir sind des halb der Ansicht, daß hier im Interesse der Sicherheit de« Betriebe» Erleichterungen unbedingt vorgenommen werden müssen. In einem Fachblatt („Da» Flügelrad") wird aus gerechnet, daß die Anzahl der geleisteten Wagenachskilometer in den letzten zwei Jahren einen Zuwachs erfahren um 5,, v. H., die der beförderten Personen um 10,> v. H., der Per- soncnkilometer um 9,» v. H., der besörderten Güter (Tonnen- kilom.) um 6,i v. H., und da» alle« bei einer Vermehrung der Beamten de» äußeren Dienste« blo» um 1,« v. H, de« AbsertigungSdiensteS gar nur um l,s v. H. Daß hier die Vermehrung de« Personal» mit der Steigerung de« Verkehr ganz entschieden nicht gleichen Schritt gehalten, ist nicht zu leugnen, und e» ist die« umso bedenklicher, al» e» gerade die StationS- und AbferligungSbeamten sind, die hierdurch be troffen werden. — Schweiz. Die Stellung Frankreich» zur Schweiz ward im Nationalrathe anläßlich der Lröterung über die Eisenbahnverstaatlichung in bemerkenSwerther Weise gestreift. So erklärte Favon (Genf), der Genfer Bahn hof dürste nicht länger im Besitze einer französischen Gesell schaft sein. In Genf seien schon die dortigen 25,000 Fran zosen eine Gesahr sür die Schweiz. Und Wunderly (Zürich) warnte davor, zur Finanzirung der Eisenbahn-Verstaatlichung sranzösisckten Kredit in Anspruch zu nehmen. Wenn die Schweiz Frankreich 500 Millionen schuldete, könnte Frankreich die Schweiz durch die Börse zu Grunde richten, ohne einen ein zigen Soldaten gegen die Schweiz in» Land zu stellen. Da rum sollte die Schweiz sich mit englischen Finanzkreisen in Verbindung setzen, da England für die Schweiz politisch un gefährlich sei. — Spanien. Laut halbamtlicher Madrider Meldung entbehren die Kundgebungen für Weyler in Havana der Bedeutung, da sie nur von solchen Kaufleuten veranstaltet worden wären, die bei den Lieferungen sür da» Herr betheiligt seien. — Der Berichterstatter de» „Diario de Barcelona" berechnet den Verlust de« spanischen Heere« aus Cuba an Tobten, Invaliden und Kranken, die entweder noch in den kubanischen Lazarethen liegen oder schon al« Todeskandidaten nach Spanien zurückgesandt sind, auf 65- bi» 70,000 Mann! Da ist jeder Kommentar überflüssig. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Eine traurige Frstfeier war der Familie Le« Bahnwärter» Schicker beschieden. Da« Ober haupt derselben, ein äußerst pflichttreuer, gewissenhafter, bie- dierer, allgemein beliebter Beamter wurde von dem Sonn abend Abends gegen 7 Uhr in Schönheiderhammer fälligen Gülerzuge überfahren und gclöotet. Man nimmt an, daß derselbe auf seinem Dienstgange in einer Lattenüberbrückung mit dem Stiefelabsatz hängen geblieben ist, sich nicht schnell genug befreien konnte und somit plötzlich vom Tode ereilt worden ist. Ein Verschulden trifft Niemand. Der Verun glückte trat nie seinen verantwortlichen Dienst an, ohne den Morgenscgen gelesen zu haben. Da» Unglück ereignete sich am Geburtstage eine» seiner Söhne, den er vorher mündlich beglückwünscht hatte. Der Verstorbene, welcher da» 28. Dienst jahr angetreten hatte, hinterläßt seine Ehefrau und 5 wohl- gerathene Kinder, von denen noch ein« schulpflichtig ist. Den Hinterlassenen wird von allen Seilen die herzlichste Theil- uahme entgegen gebracht. Ein glückliche» Familienleben ist jäh zerstört worden. — Dresden. Da» „Dr. Journ." vom 8. Oktober enthält folgende Bekanntmachung, die Versammlung der Stände de» König-reich» Sachsen zum nächsten ordentlichen Landtage betreffend: Se. Majestät der König haben beschlossen, die getreuen Stände de» Königreich» Sachsen zu einem gemäß 8 115 der Versasiung«urkunde abzuhallenden ordentlichen Landtage auf den 9. November diese» Jahre» in die Re sidenzstadt Dresden einberufen zu lassen. Allerhöchstem Be fehle gemäß wird Solche» und daß an die Mitglieder beider Ständischen Kammern noch besondere Missivcn au» dem Ministerium de« Innern ergehen werden, hierdurch zur öffent lichen Kenntniß gebracht. — Dresden, 9. Oktober. Heule ist bekanntlich in 31 sächsischen LandtagSwahlkreijcn von den Wahlmännern die Wahl eine» Abgeordneten zur 2. Kammer der Ständever sammlung vorgenommen worden und sind dabei in sämmtlichcn Bezirken die Kartellkandilaten gewählt worden. E» ist also den sächsischen Kartellparteien gelungen, auch in den beiden einzigen Wahlkreisen, in denen die Möglichkeit der Wahl eine» Kartellgegner» nicht ausgeschlossen schien, im 1. Wahlkreise der Stadt Chemnitz und im 10. ländlichen Wahlkreise, den Sieg davon zu tragen. ES werden nunmehr sämmtliche 31 Wahlkreise, die diesmal eine Neuwahl vorzunehmen hatten, durch Anhänger de» Kartells im Landtage vertreten sein. Die Reformpariei verschwindet damit völlig au» dem Landtage. Die Sozialdemokratie ist auf 8 Sitze beschränkt. Daß diese» Ergebniß der Wahl von allen patriotisch gesinnten Sachsen mit größter Freude begrüßt werden muß, leuchtet ein. Aber auch die Hcffnung erscheint heute al» keine trügerische, daß die glänzenden Erfolge, die bei uns da» treue Zusammen halten der Ordnung-parteien erzielt hat, ihre Wirkung aus die Haltung der nationalen Parteien im Reiche nicht ver fehlen werden. — Dresden. Der Nationalitälenkamps in Oesterreich äußert seinen Einfluß in sehr bemerkbarer Weise auch in Sachsen. Die Tschechen haben sich im letzten Jahrzehnt in Sachsen ein sehr warme» Nest gebaut. Der Strom der tschechischen Einwanderung ist ganz außergewöhn lich stark gewesen. Die tschechische Dienstmagd hat al» „böh mische Köchin" ihren StammcSgenossen Sachsen gewissermaßen aufgeschlossen. Ihr folgten die Tagelöhner, Maurer, Erd arbeiter und Handwerker aller Art zu vielen Tausenden. Die Zahl dieser tschechischen Einwanderung betrug in den letzten Jahren etwa 45,000. Einzelne Bezirke und Berufe beherrschen sie fast mit ihrer Arbeit. Etwa die Hälfte dieser sremden Gäste zieht im Spätherbst, wenn die Bauarbeiien beendet sind, mit gefüllten Taschen wieder nach Böhmen zu rück. Die anderen wohnen dauernd in Sachsen und viele von ihnen haben e« zu erheblichem Wohlstand gebracht. Seine Nationalität legt kaum einer von ihnen ab. Daher blühen die zahlreichen tschechischen Vereine, die in allen größeren sächsischen Städten bestehen, und in mancher sächsischen Werk statt hörte man in jüngster Zeit mehr tschechisch al» deutsch sprechen. Namentlich in Drc-den ist La« der Fall, wo ein zelne Firmen mehr tschechische al» deutsche Arbeiter beschäf tigen. Es ist erklärlich, daß dieser starke Wettbewerb die tschechischen Arbeiter bei den sächsischen nicht gerade beliebt macht. Reibereien und heftige Zusammenstöße zwischen beiden Parteien sind häufig, und wiederholt haben bei derartigen, nicht selten blutigen Zwisten die sächsischen Gerichte da» letzte Wort sprechen müssen. Trotzdem gewannen die tschechischen Arbeiter in Sachsen mit jedem Jahre mehr Boden, weil sic für Ausstand-Hetzereien weit weniger al» der sächsische Ar beiter empfänglich waren. Seit kurzer Zeit hat sich da» Bild jedoch erheblich verändert. Der erbitterte Nationalitäten kamps hat Len tschechischen Arbeitern einen schweren Schlag versetzt. Die sächsischen Unternehmer schlagen au» Mitgefühl sür die Deutschböhmen ein Verfahren ein, da» bekanntlich von den Tschechen gegen die Deutschen längst angewandt wird. Sic entlassen die tschechischen Arbeiter, und Tausende von ihnen haben in den letzten Monaten in ihre Hcimath zurückwandcrn müssen, weil sic in Sachsen keine Beschäftigung mehr sanden. Viele sächsische Arbeiter weigern sich jetzt, mit Tschechen zusammen zu arbeiten und sic finden damit unter dem Eindruck de» Nationalitätcnstreite» bei den Unternehmern Gehör. Auch Behörden nehmen Stellung gegen da» weitere Vordringen der Tschechen. So äußert sich der österreichische, bezw. böhmische Nationalitälenkamps auch in Sachsen in fühl barer Weise, die e» hoffentlich den Tschechen eindringlich zu Gemülhe führt, daß der Deutsche denn doch noch einige Macht besitzt und vor ihnen noch lange nicht zu Kreuze kriechen braucht. — Leipzig, 8. Oktober. Al« Schlußtag der Au«- stellung ist nach einer neuen Entschließung de» geschäst»- führeNden Ausschüsse» Dienstag, der 19. Oktober, bestimmt worden. Am Montag, den 18. Oktober, findet die Weihe de» am Ausgange der Karl-Tauchnitzstraße errichteten Bi»- marckdenkmal» statt, an welcher ebenso, wie an der Schluß feier der Aurstellung aller Vorau-sicht nach alle Kreise Leip zig» lheilnchmen werden. Man hat deshalb, um ein Zu sammenfällen der beiden sestlichen Veranstaltungen zu verhüten, beschlossen, die Dauer ter Aurstellung um einen Tag zu ver längern. Der ossijielle Schluß derselben ist aus Dienstag, den 19. d. M., Mittag« 12 Uhr festgesetzt. E» wird eine kurze offizielle Feier in der Kuppelhalle der Jndustrichalle stattfinden, woran sich ein Frühstück in der Hauptgastwirth- schast anschließen wird. Montag, 18. Oktober, wird der letzte Elitelag sein, an welchem der ganze Au»stellung»platz zum letzten Male festlich beleuchtet sein wird, und zwar soll diese letzte Illumination in Rücksicht auf den historischen Tag ganz besondere Effekte zeigen. Auch sind sür den Vormittag und Nachmittag große patriotische Concerte in Aursicht genommen worden. — Leipzig, 7. Oktober. Vor einigen Tagen ist in einer Villa in Stötteritzein Sinbruchldiebst ahl ver übt worden, bei dem den Einbrechern eine größere Zahl Wcrthpapiere in die Hände fiel. Heute nun sind di» Werth papiere, die einen Werth von 10,600 M. repräsentirten, dem Bestohlenen wieder durch die Post zugestelll worden, wahr scheinlich weil die Staat-papiere, deren Nummern und Titel schleunigst durch die Presse bekannt gegeben wurden, nicht zu veräußern waren. — Zwickau, 8. Oktober. Die dritte Strafkammer verhandelte in heutiger Sitzung in erster Instanz wider den au» Sayda gebürtigen, 40 Jahre alten Brauer August Fried rich Clemens Hofmann wegen Widerstand» gegen die Staats gewalt und Beleidigung eine» Beamten. Au» der Bewei«- aufnahme ging hervor, daß sich der Angeklagte in der Nacht vom 5. zum 6. Juni d. I. in Eibenstock einem Schutzmann widersetzt und diesen beleidigt hat. Die Strafkammer ver- urtheilte den Angeklagten unter Anrechnung von 2 Wochen Untersuchungshaft zu 6 Monaten 2 Wochen Gefängniß, lprach auch den Betheiligten Publikation-besugniß zu. — Meißen, 7. Oktober. Eine lustige Gesellschaft, die „Oualmtülcn" au» Chemnitz, besuchte dieser Tage Meißen. Die 16 Kcgclbrüdcr halten den festen Willen gehabt, sich die AlbrechlSburg anzusehen, waren aber infolge der zahlreichen Kneipen unterwegs nicht einmal bi» aus den Domplatz ge kommen. E« wurde daher bei Antritt der Heimreise be schlossen, den nächsten Ausflug wieder nach Meißen zu unter nehmen, aber der Sicherheit halber gleich mit Wagen nach der Albrechtsburg zu fahren. — Kötzschenbroda, 8. Oktbr. Ein hübsche» Ge- schichtchen erzählt man sich hier in cingeweihten Kreisen. Sitzen da vor einigen Monaten junge Leute, Damen und Herren, zusammen und beschäftigten sich mit dem Gesellschafts spiele „Flora", wobei mittel» der nummerirten Karlen des selben eine sünsstellige Zahl zum Vorschein kommt, welche genau mit einem Tag» zuvor zum Spielen offerirtcn Lotterie- loose übereinstimmt. Da» Loo» wird behalten, ja noch etwa» dazu genommen und ist jetzt mit einem größeren Gewinn gezogen worden. Da» Schönste dabei aber ist, daß ein junge« Mädchen mit gewonnen ha«, deren bevorstehende» Berlöbniß sich zerschlagen hatte, weil sie dem betreffenden Anbeter nicht vermögend genug war. Letzterer wird aber jetzt al» „au»- sichtSlo»" allgemein bedauert. — Au» dem oberen Erzgebirge, 8. Oktober. Der Fichtel- und Keilberg sind vollständig mit Schnee be deckt. Der Boden ist gefroren und dabei wird Hafer gehauen. — Aus dem Vogtlandc, 8. Oktober. E» ist vom volkswirthschastlichcn Standpunkte au« hocherfreulich, feststellen zu können, daß der flaue Geschäftsgang in den Webereien und Spinnereien de» unteren Vogtlande» durch fortgesetzt reichliche ArbeitSauslräge in den in OelSnitz ihren Hauptsitz habenden Teppich- u. Korsct-Jndustrien wett gemacht wird. Durch dieselben weiden sowohl männliche, als auch weibliche Arbeitskräfte in großer Zahl ständig lohnend be schäftig«. Eine besonder» auSgebreitcte, gut lohnende Arbeits gelegenheit bietet die vor etwa 35 Jahren aus Württemberg nach dem oberen Vogtlande verpflanzte Korsetnäherei, welche gegen 5000 Arbeiterinnen in den Fabriken (in OelSnitz be stehen deren drei, dieselben besitzen zahlreiche Filialen im oberen Vogtlandc) und in der Hausindustrie beschäftigt. E» werden denn auch allein im Vogtlandc jährlich gegen sechs Millionen Korset» fcrtiggeslellt, dank der ausgedehnten An wendung von Maschinen und weitgehender ArbeitStheilung. Die sür die Korsetnäherei erforderlichen Zuthalcn, der Drell stoff, die Metalltheile (Schlösser und Oesen) und die zur Verpackung bcnölhigten Pappkästen, wie auch die Drucksachen (Spiegel genannt) werden ebenfalls in OelSnitz erzeugt. — Folgende Manövergeschichte erzählt man dem „V. A." au» einer vogtländischen Ortschaft: Die zur Kirche befohlenen Soldaten waren nach der zweiten Empore kom- mandirt und hatten dieselbe allein eingenommen. Der Geist liche hielt eine feierliche, zu Herzen gehende Rede, in welcher der Satz vorkam: „Ja, die Wege de» Herrn sind gar wunder lich". Begeisterung-voll wiederholte er mit immer mehr gesteigerter -stimme: „Ja, wunderlich! wunderlich!" Kaum war zum letzten Mal da» ziemlich laut hinauSgcrufene Wort „wunderlich" verklungen, da richtete sich oben an der Brüst ung mit strammen Tritt ein Soldat empor und rief, Stellung nehmend, mit Stentorstimme: „Hier". Der arme Teufel war eingeduselt und glaubte, er werte verlesen. Er hieß Wunderlich. Stapcllauf des Bremer Schnelldampfers „Kaiser Friedrich." Nicht» charaktcrisirt Len ungeheuren Fortschritt der Technik in den letzten Jahrzehnten besser al» der Bau der großen Riesendampfer der Neuzeit. Wie im Jahre 1852 der zuerst nach dem drachenarligcn Jeeungelhüm im Buche Hiob „Levia than" benannte, später in „Great Castern" umgelauftc erste große Riesendampfer in Millwall bei London begonnen und endlich nach fast achtjähriger Bauzeit im Jahre 1860 seine erste Reise antrat, da brachten die Zeitungen aller Länder in fortwährender Folge spannende Artikel über die Baufortschritte, den vollständig verunglückten Stapellauf, die Probefahrten und die späteren durchweg unglücklichen Schicksale diese« inzwischen gänzlich abgebrochenen, bi« jetzt aber noch größten Schiffe»*) der Erde. Am Dienstag, 5. Oktober lies nun um 4 Uhr Nach mittag» in Gegenwart de« Kaiser« auf der Schifslwerst von F. Schichau in Danzig ein für dm Norddeutschen Lloyd ge bauter Schnelldampfer von Stapel, der in seiner Größe dem „Great Castern" nicht viel nachsteht, und den nur drei schwimmende Dampfer an Läng« übertreffen: der „Kaiser Wilhelm der Große", der zur Zeit seine erste Reise nach New-Jork vollendet, und dessen Genosse er werden soll, sowie ihre beiden englischen Nebenbuhler „Campania" u. „Lucania" die zu besiegen sie bestimmt sind. Entstanden im Osten un sere« Baterlande«, wo die Industrie noch verhältnißmäßig wenig Fuß gefaßt hat, wird der Dampfer „Kaiser Friedrich", dessen Kiel am 5. Mai 1896 gestreckt wurde, genau nach 17 Monaten seinem Elemente übergeben, um schon im nächsten Frühjahr nach wenig mehr al« 22 monatlicher Bauzeit seine erste tran«atlantische Reise anzutreten. Die Herstellung diese« Schiffe» wird also nicht den vierten Theil der Zett in An spruch nehmen, deren der „Great Lastern" bedurfte, bei dessen Konstruktion und Bau die au»erlesensten Jngmieure de« ver einigten Königreiche« beschäftigt waren. Sehnlich liegen auch die Verhältnisse mit der Geschwindigkeit. Der „Great Lastern" ") «in etwa« größerer Dampfer „Oceanic" ist zur Zett tn Bellast in Irland im Bau begriffen.
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