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Amts- mö AiWiMl für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. 1LS Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ------ 44. Jahrgang. — Dienstag, den o. Oktober L8NS Auf dein die Firma in Eibenstock betreffenden Folium 155 des Handelsregisters für den Stadtbezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute eingetragen worden, daß der Kaufmann Herr Lari kaul ksmtel in Eibenstock Mitinhaber der Firma ist und daß die durch den Eintritt des genannten Herrn Pestel in das Handelsgeschäft begründete offene Handelsgesellschaft, die die ursprüngliche Firma beibehält, am 1. August 1897 begonnen und ihren Sitz in Eibenstock hat. Königliches Amtsgericht Eibenstock, am 29. September 1897. Ehrig. Hg. Am 30. September 1887 ist der zweite Termin der Staatscinkonimen- fteuer fällig gewesen. Es wird dies mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß nach Ablauf der nachgelassenen Zahlungsfrist gegen die etwaigen Restanten das Zwangsvollstreckungs verfahren eingcleitet werden wird. Die Ortsstcucr-EinnalM zu Schönheide. Vom unterzeichneten Amtsgerichte sollen die beiden hier bevormundeten Kinder eines verstorbenen Kaufmanns, ein Knabe im Alter von 10 und ein Mädchen im Alter von 8 Jahren, gegen Vergütung in einer Familie in Eibenstock zur Erziehung untcrgebracht iverden. Personen, die geneigt sind, die Kinder anfzunehmen, und die die Gewähr für eine sorgfältige und gedeihliche Erziehung der unterzubringcndcn Kinder bieten, wollen sich umgehend schriftlich hier melden. Erbenstock, den 30. September 1897. Königliches Amtsgericht. Ehrig. D— Jahrmarkt (nur Krammarkt) am 1. und 2. November 1807 in Eibenstock» Die spanische Winifferkrifis. Gleich nach Rückkehr des Hofe« aus der Sommerfrische ist die schon lange drohende Ministcrkrise zum Ausbruch ge kommen. ES ist eine Thatsache, daß der ermordete Canova» del Castillo Kopf und Rückgrat der in Spanien stark in Fraktiönchcn zersplitterten konservativen Partei war und daß die von ihm bei seinen Lebzeiten mit künstlichen Mitteln auf- rcchterhaltene Einigkeit dieser Fraktionen sehr bald in die Brüche gehen mußte. Die konservative Partei hat eben keinen zweiten EanovaS. Wie früher in England sich lange Zeit DiSraeli und Gladstone zeitweise in der Herrschaft ablösten, so in Spanien EanovaS del Castillo und Sagasta. Und auch jetzt Hal die Königin-Regentin wiederum Sagasta al» Retter in der Roth berufen. Spanien hat seine politischen Generale. Zu den liberalen zählen von den bekannteren Martine; Campo» und Polavieja, welch letzterer den Ausstand auf den Philippinen niederge schlagen, von den Konservativen aber eisersüchtigerweije vorzeitig abberufen wurde. Zu den konservativen Generalen zählen Wehler und natürlich der jetzige Ministerpräsident AzcarrazaS. Die Erbschaft de« Letzteren, die Sagasta antrelen soll, ist äußerst bedenklich. Mit der „Konkursmasse" ist es sehr dünn bestellt. Abgesehen von der drohenden Haltung der Ver. Staaten von Nord-Amerika ist die Lage auf Cuba sowohl in wirth- ichastlicher wie in militärischer Hinsicht eine geradezu ver zweifelte. Während man in offiziellen spanischen Kreisen schon im November 1895 die Ausständigen in einigen Wochen zu Paaren zu treiben hoffte und unzählige Male da« Ende de« Ausstande« al« unmittelbar bevorstehend bezeichnete, wird der selbe noch heute mit ungeschwächten Kräften forkgesührt. Dazu kommt die Unzufriedenheit im spanischen Lager selbst. Briese au» Cuba besagen, daß die Beamten vor drei Monaten ihr Gehalt für Januar wenigsten« noch in Banknoten, die freilich nur für die Hälfte ihre« Werthe« zu begeben waren, erhielten, daß aber da« Gehalt für Februar noch immer nicht auSge- zahlt sei, so daß viele sich ohne Mittel befänden, da ihnen Niemand mehr etwa» vorfchießen oder ihre Ansprüche aus kaufen wolle. Manche kehrten daher nach Spanien zurück. Bi« Juni beliefen sich die rückständigen Zahlungen der Staats kasse aus 45 Millionen Peso«. Dazu kämen doch noch die Verpflichtungen für Juli und August, so daß man in Havanna einen finanziellen Krach befürchte. Auch die Militärkassen begännen sich zu leeren, wie der Umstand beweise, daß auch die Offiziere, die bi« vor Kurzem ihr Gehalt noch in baar erhielten, nicht mehr regelmäßig bezahlt würden. Mit dem Sold für die Mannschaften ist man bekanntlich sieben bi scht Monate im Rückstand. Unwillige« Aussehen erregen die Einschiffungen von todlkranken Soldaten in Havanna, die in Spanien fast al» Leichen eintreffen, wenn sie überhaupt da» heimalhliche Gestade noch erreichen. Bei dem letzten Trans port sind nicht weniger al» 63 unterweg« gestorben. Natürlich mußte, veranlaßt durch die Unsummen ver schlingenden Kämpfe auf Cuba und den Philippinen, die Steuerschraube ungewöhnlich stark angezogen werden. E» wurden drückende Monopole eingeführt und da« gleichzeitige Steigen der Wechselkurse hatte eine Steigerung der Preist für Leben«mittel und Bedarfsartikel zur Folge, so daß jetzt in Spanien allgemeine Theuerung herrscht. Der jetzt abge tretene Finanz-Minister war auf den seltsamen Gedanken gekommen, durch Prägung mtnderwerthiger Silbermünzen Ab hilfe schaffen zu können. Er hat noch dieser Tage trotz de« hohen Wechselkurse« 150,000 Kilogramm Silber gekauft, die etwa 19 Millionen Peseta« kosten, worau« dann 33 Millionen geprägt werden. Der Unterschied von 14 Millionen wird unter der Rubrik „Außerordentliche Einnahmen de« Schatze«" verbucht. Nachher heißt c« in den amtlichen Berichten, daß die Staatseinnahmen in stetiger Steigerung begriffen seien. Man wirft dem Minister übrigen» auch vor, daß bei diesem Silbcrkauf nicht alle gesetzlich vorgeschriebcnen Förmlichkeiten erfüllt worden seien. All da« liefert den mit der gegen wärtigen Ordnung der Dinge unzufriedenen Elementen immer neuen Stoff, und von recht» und link«, von karlistischer und radikaler Seite geht man zu offenen Drohungen über. Neben bei darf auch die anarchistische Gefahr nicht au» dem Auge gelassen werden. Die Lage ist also denkbarst schwierig und verworren und gehört Sagasta» ganzer Patriotismus dazu, um jetzt da» StaatSruder zu ergreifen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Ein charakteristische» Zeichen der nervösen Spannung, welche über unser öffentliche« Leben ge kommen ist, kann man in Len so außergewöhnlich früh unter nommenen Vorbereitungen zu den Reichstagswahlen erblicken. Die Legi«laturperiode de« gegenwärtigen Reichs tag« dauert bi» zum 15. Juni 1898. Es ist aber keineswegs gesagt, daß alsdann sofort die Neuwahlen vorzunehmen sein würden. Die Reich-versassung bestimmt zwar, daß die Legis laturperiode de« Reichstag« fünf Jahre dauert, über den Zeit punkt aber, wann nach Ablauf dieser fünfjährigen Periode die Wahl eine« neuen Reichstag« vorzunehmen sei, enthält sie nicht«; nur für den Fall der Auflösung de« Reichstag« vor dem normalen Ablauf der Legislaturperiode schreibt sie vor, daß die -Neuwahlen innerhalb eine» Zeiträume« von 60 Tagen nach der Auflösung vorgenommen werden müssen. Die Ver fassung enthält auch nirgend« eine Andeutung, au« der ge schlossen werden könnte, daß stet« ein Reichstag vorhanden sein müsse; sic verlangt nur, daß der Reichstag alljährlich berufen wird. Daraus erhellt, daß verfassungsrechtlich nicht« im Wege stände, wenn die Regierung sich entschlösse, die demnächstigen Reichstagswahlen auf einen weit hinter dem 15. Juni liegenden Termin anzuberaumen, wenn sic nur so rechtzeitig erfolgen, daß der Reich«tag noch im Jahre 1898 berufen werden kann. Wie kommt e» nun, daß trotz dieser Wahrscheinlichkeit die Vorbereitungen zu den Reichstagswahlen schon jetzt auf der ganzen Linie, da und dort sogar schon mit einer gewissen Fieberhafligkeit, betrieben werden? Die Partei führer wissen doch gut genug, wie unzweckmäßig e» ist, da« Pulver zu früh zu verschießen. Sic müssen also wohl ziem lich fest mit der Eventualität einer vorzeitigen Auflösung de« Reichstage« rechnen. Wie die Dinge liegen, wäre eine solche lediglich wegen der Marinesrage denkbar. Nun ist aber da« Merkwürdige, daß der Plan de» Admiral« Tirpitz authentisch noch gor nicht bekannt ist, daß jedoch nach Allem, wa« man über denselben hört, die Hoffnung auf eine Verständigung über ihn sogar mit der Majorität vom 20. März v. I. an sich keineswegs ausgeschlossen erscheinen müßte. Wie kommt da da« Blatt de« Herrn Richter dazu, tagtäglich unter gleich zeitiger Berufung auf da« Zentrum zu versichern, daß e» über die Marinefrage zum Konflikt kommen müsse? E» gicbt dafür nur die eine Erklärung, daß der Freisinn und vielfach auch da« Zentrum diesen Konflikt wünscht. Ist da» der Fall, so hoffen wir, daß die Regierung dem ihr ausgezwungenen Kampfe nicht au« dem Wege gehen wird. E« ist aber gut, schon jetzt festzustellen, wer diesen Kampf mit unverkennbarer Frivolität herausbeschwört. — Berlin. Die „National-Ztg." schreibt: Der Pa riser „Figaro" veröffentlicht in der heute eingetroffencn Nummer unter dem Titel: „Euba, eine europäische Frage" einen Artikel, in dem versichert wird, daß Deutsch land aufmerksam da« Verhalten der Bereinigten Staaten von Amerika in Bezug aus Spanien überwache und In sehr ernster Weise die Eventualität und die wahrscheinlichen Fol gen eine« Konflikte« zwischen Spaniern und Amerikanern prüfe. „Die Information," heißt c« in dem Pariser Blatte weiter, „die un» au« einer privaten, aber sehr sicheren Quelle zuge gangen war. wird durch eine Wiener Depesche bestätigt, in ver ausvrücklich festgestellt wird, daß der Deutsche Kaiser und der Kaiser von Oesterreich bei ihrer jüngsten Zusammenkunft in Pest über diese Frage sich unterhalten und förmlich be schlossen haben, den Vereinigten Staaten nicht zu gestatten, daß sie die Spanier mit Gewalt au« Cuba vertreiben." Der „Figaro" spricht dann von einer Entschließung, die Deutsch land und Oesterreich gemeinsam gefaßt haben sollen, einer Entschließung, deren „beinahe unwiderruflicher Charakter" dem Blatte durch neue persönliche Informationen bezeugt wäre. Wie wir von zuverlässiger Seite erfahren, ist eine solche Vereinbarung zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn nicht getroffen worden." — Hierzu bemerken die „Berl. N. Nachr.": Soviel wir un» erinnern, war zuerst in den Pester und Wiener Blättern, und zwar noch während der Anwesenheit de« Deutschen Kaiser» in Pest, behauptet worden, daß Kaiser Franz Josef mit seinem erlauchten Gast einen Meinungsaustausch über diesen Gegenstand gehabt habe. E« läßt sich sehr wohl denken, daß dabei eine mündliche Zu stimmung und Zusicherung zu erkennen gegeben worden ist, ohne daß die letztere in die Form einer amtlichen „Verein barung gekleidet worden wäre. Wir haben un« bereit« dahin ausgesprochen, daß wir c» bedauern würden, wenn Deutsch land durch eine Initiative gegen Amerika in dieser Frage die Zahl der ohnehin für unsere Interessen vorhandenen Reibungs flächen vergrößern würde. — München. In der vom Ministerium de« Innern herauSgegebencn Denkschrift über die Maßnahmen zum Schutze der bayerischen Landwirthschaft wird hervorgehoben, daß die Getreideprcise die Erzeugungskosten vielfach nicht mehr decken. Die Staatsregierung hat sich darauf beschränkt, gün stigere Absatzverhältniffe zu schaffen. Sie hat deshalb die Errichtung genossenschaftlicher Lagerhäuser empfohlen u. unter stützt. 12 Lagerhäuser sind schon errichtet worden; die Er richtung einer großen Anzahl neuer steht bevor. Die Militär verwaltung hat in den letzten Jahren nahezu die Hälfte ihre» Bedarf« an Getreide, Stroh und Heu durch unmittelbaren Ankauf bei den Landwirthen gedeckt. — Darmstadt. Da« Zarenpaar ist am 2. d. zu längerem Familicnbcsuch hierselbst eingetroffen. — Auf dem Arbeilerschutz-Kongreß in Brüssel hat sich Herr v. Berlepsch über die Arbeiterschutz Gesetzgebung in Deutschland seit 1890 bekanntlich dahin ausgesprochen, daß mindestens ebenso wichtig wie die Gesetze selbst die Au«führ- ungsbeüimmungcn dazu seien, denn da» beste Gesetz könne durch die AuSsührungSbestimmungen wirkungSlo« gemacht werden. Man müsse daher bei der Beurtheilung de« Stande«, den ein Staat in der Arbcitcrschutzges. tzgebung einnimmt, die Ausführungsbestimmungen sehr wohl beachten. Die Arbeiter- schutzgesetzgebung habe in Deutschland sehr günstige Erfolge gezeitigt. E» gebe einen prinzipiellen Widerstand gegen den Arbeitcrschutz da nicht mehr, nur über seine Ausdehnung streite man. Die Arbeiter billigten da« bereit« Durchgeführte, die Arbeitgeber thcilweise auch, nur wünschten diese, in ihrer Konkurrenzfähigkeit nicht geschädigt zu werden, wa« ja auch immer im Auge zu behalten sei. Wenn er heute Minister wäre, würde er ein neue« Gesetz noch nicht einbringcn, weil da« alte noch einiger Zeit bedürfe, um sich vollständig ein- zulebcn. Aber in ein paar Jahren wäre der Frage der Weiterbildung de« Arbeiterschutze» näher zu treten, und da seinen vor Allem zwei Punkte hervorspringcnd: Man werde zunächst den Begriff de« jugendlichen Arbeiter« bi« auf da» 18. Lebensjahr auSdehnen müssen und dementsprechend die Schutzbestimmungen für jugendliche Arbeiter auf die Alter«-