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Preußln^ , Gewalt geht vor Stecht! hat Herr van viSmark gesagt, auch wen« die Gewalt wie ein Schwert mitten durch die Bruft eines großen Volkes geht. Ein verbrech-risches Wort, de« die furchtbare That, der Bruder- und Bürgerkrieg (preußische Abgeordnete haben daS Wort zuerst ausgesprochen), auf dem Kuße folgen kann. Huch werden in BrrSlau die Lokomotiven geheizt, weich« 20,000 Oesterreicher durch Preußen nach Holstein bringen sollen; preußische Truppen find wahrscheinlich schon dahin adgegangen. Wenn das rin Wettlauf ist mit deutschen Truppen, so find Oesterreicher und Preußen Sieger; denn von deutschen Nachschieben ist «och nichts zu sehen. Kommen Preußen und Oester reicher zur Befreiung? — Rein, zur Vergewaltigung! — WaS wird das Volk der Holsteiner thun, daS sich um seinen Herzog und um daS Banner seines Rechtes geschaart hat? Was die 12,000 DundeS- truppen, die Sachsen und Hannoveraner, die im Auftrag des Bundes das Land besetzt haben? Sachsen hat es gesagt: Sie werden nur der Ge-, walt weichen! Und wenn ste die deutsche Fahne verhüllend abziehen, waS kann hinter, «aS vor ihnen geschehen? Es hat sich ein furchtbarer Groll aufgehäuft; wir wollen nicht vorwiht ; den Vorhang lüften. Wie sagte neulich «in Holsteiner? — »Ich wollte, unser Herrgott ließe drei Tage lang auf die Schreibtische der Diplomaten Pulver regnen und schlüge am vierten mit dem Blitz darein!" WaS Preußen und Oesterreich wollen, ist kein Gekeimniß, da eS ihre Fürsprecher ungenirt auS- plaudern. Sie wollen Schleswig mit ihren Trup pen so lange besetzen, bis der dänische König die Ein verleibung zurückgenommen hat. Dann wollen ste ihm Schleswig sammt Holstein zurückgeben. Sehr großmüthig wollen ste dann — wenn es die euro päischen Großmächte zugeben, dafür sorgen, daß Holstein und Schleswig eine eigene Regierung, ein eigenes Heer und eigene Finanzen erhalten, und endlich — o Gipfel der Großmuih! — vielleicht den Herzog Friedrich zum Statthalter seines Erbes machen. Wenn die Könige von Baiern, Sachsen, Würtemberg n. s. w. keinen Einspruch dagegen er heben, dann werden ste von einer spätern Londoner Conferenz vielleicht dafür belohnt werden und in einem neuen Londoner Protokoll auch zu Statt haltern ihrer Erbländer ernannt werden, waS immer auch eine schöne Anstellung ist. Sagt doch der alte Rundschauer der „Kreuz Zeitung" gerade heraus: wenn einmal in Preußen die Erbfolge streitig werden sollie, dann wünsche er, raß auch eine Londoner Conferenz ste regele. ES werden alle Vorbereitungen getroffen, um in möglichst kurzer Zeit die ganze preußische Armee mobil zu machen; die Einziehung der gesammten Reserven der Garde hat bereits begonnen. DaS 4. Armee-Corps (Provinz Sachsen) wird augen blicklich in Kriegsbereitschaft gesetzt. In ganz Deutschland erregt eS gerecht« Be fremdung, daß das preußische Volk mit wenigen Ausnahmen sich so laut verhält. Man wird in Preuße« allerlei gegen diese Anklage ein wende«, aber ste nicht eakWsten Kn«««; MS We Abgeordneten zwar will «och eine« Anlayf «chwwi; »S wird in ihm eine Erklär«« versucht werbe», daß «S der BiSmark'schen Politik, welche SchleS« wig Holstein den Dänen überliefern will und eSßft eine» Bruderkrieg« in Deutschland «reibe, mit amt» Mitteln eatgegrntreteu werde — Die Abgeordnete« würden nachdrücklicher auftreten können, wen« daS Volk ihnen lebhafter secundirte. Freie Städte. Aus Frankfurt a. M. schreibt mak vout 19. Jan.: In einer heute stattgesundenen außerorderü- lichen BundeStagSfitzUng haben Oesterreich und Preußen in Bezug auf den Durchmarsch der nach Schleswig bestimmten Truppen durch Holstein eine versöhnliche Erklärung abgegeben. Die Majorität be schloß, dieselbe dem holsteinischen Ausschüsse zu überweisen zur Berichterstattung über die den Bundes-Eommissaren zu ertheilende Instruction. (Nach einem bei Wolffs telegraphischem Bureau in Berlin eingegangenen Frankfurter Telegramm gaben Oesterreich und Preußen in Betteff Schles wigs eine Erklärung zur Erläuterung ihrer Seuße- rung in der letzten Sitzung dahin ab: Durch di« in Betreff Schleswigs beabsichtigten Maßnahmen werde die fernere Ausführung der Bundesanord nungen in Betreff Holsteins nicht beirrt, eine Be einträchtigung der bundlS-recutionSmäßigen Besetzung und von Bundeewegen erfolgenden Drrwaltmrg Holsteins und LauenburgS nicht bezweckt.) AuS Hamburg schreibt man vom 19. Ja«. Herzog Carl von Glücksburg, ältester Bruder deS Königs Christian, ist vom Schloß Louisenbund in Schleswig hier angekommen und verläßt das Land, nachdem er seinem Bruder den Eid verweigert. Nach den „Hamb. Nachr." wurde am 20. Jan. eine dänische Infanterie-Brigade von Schleswig nach Flensburg verlegt, wohin auch zwei Brigade« Caffen derigirt worden seien. Die Mannschaften der auS Schleswigern und Holsteinern bestehenden Bataillone sollen unter rein dänische Bataillone vertheilt werden, und zwar so, daß auf vier Dä nen ein Deutscher kommt. Oesterreich. Zuverlässige NachrichienauSWien sagen, daß dort die Stimmung im Allgemeinen eine sehr gedrückt« ist und die Politik der Regierung auf daS Ent« schiedenste fgemißbilligt wird. Unbegreiflich findet man eS, daß in den verschiedenen Kreisen dir öffentliche Meinung, welche sich mit einem größeren Nachdrucke kund giebt, so ganz unberücksichtigt bleibt und wenn man es vorzieht, statt mit der Bevöl kerung zu gehen, den Ansichten einiger abgewtrch- schafteter politischer Faiseurs (gedungener Anstifter) zu folgen. — Der Abmarsch österreichischer Trup« pen hat bereits begonnen. Herzog Ernst von Coburg soll einen hohen Staatsmann in Wim brieflich beschworen habm, «S nicht zum Bruche mit Deutschland zu treibe«; Napoleon sei entschlossen, auf die Seite der schwäche ren, der deutschen Mächte zu treten. — Der Oester«