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»»cht«b.l« t e .u «i° - Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt des königlichen Werichtsamteo und des Stadtrathes zu Kischofowerda. - , 7 ' k>-' Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12z Ngr. Inserate «erden die gespaltene Zeile »der deren Raum mit 6 Pf., dergleichen unter vier Zeilen mit 2z Rgr. berechnet tmd Dienstags und Freitags bi« früh 8 Uhr angenommen. Sonnabend, den 2A Januar <1864. Deutschland. Die Geduld Hiob'S ist zum Sprichwort« geworden, indessen ist die deutsche Geduld und Lanqmuth auch nicht zu verachten, denn eine deutsche Natur gehört dazu, um in der schleswig-holsteinischen Sache stch nicht von Gefühlen hmreißen zu lassen, die alle Welt be seelen. Seit vier Wochen stehen die deutschen Truppen da unten in Holstein und an der Eider, aber da stehen fie fest, den Dänen gegenüber, und können keinen Schritt vorwärts. Nicht einmal das Kronenwerk von Rendsburg und die sechs in Schleswig gelegenen hol- steinschen Dörfer, welche zweifellos Bundesland find, dürfen ste besetzen, noch weniger die Dänen daraus verjagen. DaS Volk der Holsten hat einstimmig mit Herz und Mund dem Herzog Friedrich gehuldigt; wie lange soll e» denn noch dauern, ehe eS durch die That seine Liebe und Treue für seinen rechtmäßigen Herzog beweisen darf? Der poiltikex maximus, der größte Brückenbauer, unser Herr Gott, hat es da unten fast so kalt werden lassen, als eS bei u»S ist; die Flüsse, Seen und Moore find so fest zugefroren, daß die Bun» deStruppen bis zum ScagenShor» hinauf trockenen FußeS verrücken könnten, daß die Dänen ihre Schanzen am Dannewirke mittels deS Treenestuss.s gar nicht unter Wasser zu setzen im Stande find, und daß ste sogar an dem Schlei-Meerbusen eisen müssen, um die Ver bindung zur See von der Stadt Schleswig aus mit Kopenhagen offen zu erhallen. Die holsteinschen und schleSwigschen Soldaten, welche man unter die Dänen gesteckt hat, gehen auf rem Eise mit Sattel und Zeug zu ihren deutschen Landsleuten herüber und bringen somit wenigstens MwaS von dem ungeheueren Kriegs material zurück, da» Oesterreich und Preußen vor 13 Jabren, al» sie die unglückliche» Länder »en Dänen gebunden auigeliefert, noch als Ertrageschenk mitgaben. Die dänischen Soldaten selbst find durchaus nicht für einen Winter von solcher Strenge, wie der heurige ist, equipirt un» eine Menge derselben find bereit« erfroren, manche darunter, namentlich dir armen Jüten, bezeugen durchaus wenig Lust zum Fechten. und möchten lieber Neunzehnter Jahrgang. wieder heim in ihre warmen Torfhütten. Kurz, e» stände Alle» für die Herzogthümer und Dentschland ganz vortrefflich, wenn die zwei deutschen oder undeut- schen Herren, Oesterreich und Preußen, und die zwei deutschen over undeutschen kleinen Herren, Rechberg und BiSmark, nicht schlechterdings europäische Großmachts politik treiben wollten. Sollten denn diese beiden kleinen Herren wirtlich entschlossen sein, stch dem Gesammtwillen der ganzen deutschen Nation mit HeereSmacht zu widersetzen, zwei deutsche Kernstämme um ihre Selbstständigkeit, Sprach« und Sitte zu bringen und fie, an Händen und Füßen gebunden, abermals den Dänen zum Aussaugen, AuS- pressen, Placken und Quälen zu überliefern? Geschieht aber Die», so wollen wir das Jahr 1864 in der Ge schichte unseres Volk«» als da» schwärzeste anstreichen, denn die Deutschen hatten dann in demselben aufgehör», eine Nation zu sein. Nicht unmöglich wäre eS freilich auch, daß in diesem Falle da» Jahr 1864 eine» der ereignißreichsten würde, denn weim^rnan die heiligste, die legitimste Sache, die je ein Volk von mehr al» 40 Millionen al« eine nationale im innersten Herzen fühlte und als solche behandelt wissen wollte, abermals einer gewissenlosen Diplomatie in die Hände spielt, dann machen stch die Rechberg und BiSmark, welch« zu solchem Werke sich die Hände reichten, vor der W-lt und dem allmächtigen Gott verantwortlich für all da» namenlose Elend, daS fie damit unabwendbar über daS redlichste, ruhigste, edelste, und gebildetste Volk Europa» heraufbeschwören. DaS ganze deutsche Volk, die märkischen und österreichischen Junker abge rechnet, erwartet und verlangt patriotische Thaten und bat ein Recht, ste zu verlangen. Wehe, wepn statt thatenreicher Tage Zeiten de» Jammer» herbeigeführt würden, deren ungeheure Folgen nur die zu verant worten hätten, die zaghaft, wie leider schon so ost, vor einer That zurückschreckten, zu der die Zeit selbst ste so gebieterisch aufforderte! B. A.