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-^so.1 <1861. Mittwoch, de« 1L. November. Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt des königl. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Kifchsfswerda. Dies« Zeitschrift erscheint wrchmtlich zweimal, Mittwoch« und Sonnabend«, und tastet viertüjShrlich 12j Ngr. Inserate werden die gespaltene Seil« »der -deren Raum mit 6 Pf., Anzeigen unter vier Zeilen mit 2z Sigr. berechnet. Mun-scha«. In Amerika dauert der unheilvoll« Bürgerkrieg fort und mir ihm häufen sich die furchtbaren Rach wehen jeder Art, alS: GeschästSstockungen, Zahlungs einstellungen, Arbeiterentlaffungen in Masse, Elend und HungerSnoth, und eS ist nicht unwahrscheinlich, ja es steht zu fürchten, daß die Nachwehen, selbst im Falle, daß der Krieg bald beendigt werden sollte, noch Jahre hindurch gefühlt werden. — In Europa sind eS augenblicklich noch einige Staaten, auf welche die Blicke ganz besonder« gerichtet sind und welche den Zeitungsschreibern noch einigen Stoss gewähren, die freundlichen Leser zu unterhalten. Rach Osten zu ist e« Rußland mit Polen, welches gegenwärtig nicht nur seinem Herrscher, sondern jedem Denkenden Sorge macht. Durch die menschenfreundlichen Bemühungen des jetzigen Kaisers, aus 22 Millionen Leibeigenen freie Bauern zu machen und dadurch die Kraft deS Staate- zu vervielfachen, sowie durch den in Polen gegenwärtig herrschenden Nationalitätenschwindel ist das ganze große Reich in eine Krise gekommen, die möglicher Weise in eine Revolution ausläuft. ES läßt sich bei den sparsamen und abgerissenen Nach richten von dort her nicht sicher beurtheilen, wie dort die Sachen stehen; aber daß fak auf allen russischen Universitäten die Studenten an der Bewegung sich betheiltgen, die Maßregeln der obersten Behörden un sicher und schwankend, zum Theil sich widersprechend erscheinen, der mächtige, grundbesitzende, Adel, eben der Bauernemancipation halber, unwirsch ist, — dies Alles dünkt uns ein schlimmes Zeichen, rin Zeichen, daß man von oben der Bewegung .sich kaum oder gar nicht gewachsen fühlt. In Warschau, überhaupt in Polen, dauert daS Demonstrtren fort. Beamte, die straff etngrrifen oder gelind auftreten, werden heule und an einem Orte belob«, morgen und an einem, an dern Orte getadelt und abgesetzt, so daß nicht zu er sehen, ob die Regierung mit Tüte oder Gewalt ver fahren wissen will. Den Polen in Posen, die ähn liche Mucken herauSstecken wollten, hat freilich die preußische Regierung den Daumen ohne Umstände aufs Auge gesetzt; aber di« österreichischen Polen, zu mal im Krakau'schen, machen'S ihren Brüdern im Königreiche ziemlich genau nach und eS ist die Frage, SechSzehnter Jahrgang. ob Oesterreich die Kraft findet, sie im Zaume zu hal ten. Denn Ungarn ist in einem Zustande, der nicht« Gutes ahnen läßt. Alle Nachsicht der österreichischen Regierung scheiterte an diesen Eisenköpfen, dir schlech terdings einen Staat für sich bilden und auSmachen, höchstens den Kaiser von O-sterreich zu ihrem König haben, aber nicht einen Theil, eine Provinz der öster reichischen Monorchie auSmachen wollen, wie die an dern Länder desselben. Ein Rachgeben gegen solche Wünsche wäre eine Theilung Oesterreichs, der wahr scheinlich bald ein Zerfallen desselben folgen müßte, daher eS der österreichischen Regierung von ihrem Standpunkte aus nicht zu verargen ist, daß sie nun mehr Ernst anwendet. Und so befindet sich denn Ungarn gegenwärtig so ziemlich wie im Belagerungs zustände. Daneben in den slavischen Provinzen der benachbarten Türkei gährt eS und bedars nur eine« Funkens, um in Serbien und Bosnien einen allge meinen blutigen Ausstand gegen die Türken hervorzu rufen, der in Montenegro und der Herzegowina, mit hin in nächster Nähe bereits zu einem blutigen Kampfe sich gestaltet bar, in dem der türkische Feldherr Omer Pascha, sonst ein tüchtiger Krieger, nichts auSrichten kann, da seine Leute schlecht bezahlt, genährt und aus gerüstet find. ES kann dort die orientalische Frage urplötzlich um so eher eine lichterloh brennende wer den, als aus guter Quelle fortwährend behauptet wird, daß die italienischen und ungarischen Wühlhuber vom adriatischen Meere her ungarische und sonstige Freischaaren an'S Land zu werfen beabsichtigten, um die türkisch-slavischen Nordprovinzen und durch dies« Ungarn in Aufstand zu bringen. — Die neuen Diffe renzen zwischen Frankreich und der Schweiz lassen, so wie die Sachen heute stehen, nicht die geringste Be- sorgniß vor weiterreichenden Verwicklungen auskom men. Man hat sich allmälig an derlei diplomatisch militärische Streifzüge der kaiserlichen Regierung gewöhnt und begnügt sich damit, sie ruhig zu verfol gen. — Die Berichte aus den Fabrikbezirken Englands werden trüber. ES leeren sich die Fabriken und die Arbeitshäuser werden voller; die Kält« steigt und der Verdienst schrumpft zusammen. Dazu noch immer nachträgliche HtobSposten über di« traurigen Folgen der letzten SturmeStage längs der Ostküfte. Lord Charles Beauclerc (auö dem Hause St. AlbanS)