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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 14.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189709140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970914
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-14
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Monat
1897-09
-
Jahr
1897
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städtische Lagerhäuser in Wettbewerb treten und den Bäckern eine dem laufenden Mehlprei« entsprechende Taxe vorschreiben. — Rußland. Den Offizieren der russischen Grenzwache im Westen de« Reiche« ist, damit sie nicht möglicherweise durch intime Familienbeziehungen in der rück- sichl«losen Erfüllung ihrer Berusrpflichten genirl werden, die Eingehung der Ehe mit Katholikinnen (d. h. hier Polinnen) untersagt worden. Locale und sächsische Nachrichten. - Schönheide. Freitag früh 8 Uhr brannte da« auf dem IchädlichSberge gelegene Wohnhaus de« Zimmermann« View eg nieder. Dasselbe war noch von 4 Miethspartheien bewohnt. Da« Feuer gelangte in einer Bodenkammer zum Ausbruch, dadurch konnten auch die in den oberen Räumen Wohnenden nur wenig retten. Die Calamitosen haben nicht versichert. Die Entstehungsursache ist unaufgeklärt, man nimmt an, daß e» verwahrlost ist. — Dresden, 10. Septbr. Am vorigen Sonnabend sind aus mehreren Dresdner Zimmcrplätzen und aus Bauten tschechische Bauarbeiter abgelohnt worden. Wohl gemerkt: nur tschechische, nicht etwa deutsch-böhmische. Die Kündigung erfolgte Iheils seitens der Zimmer- und Maurer meister unaufgefordert, Ihcil» aber auch auf Antrieb von Mit arbeitern. Letztere wurden bei den Meistern vorstellig, daß, da in Böhmen deutsche Arbeiter feiten der tschechischen Arbeit geber au« Nationalhaß entlassen und von der tschechischen Bevölkerung oft roh und gemein behandelt würden, man hier in Sachsen auch die tschechischen Arbeiter nicht länger zu beschäftigen brauche. ES ist die- kein unmenschliche» Vor gehen, sondern eine den Deutschen aufgezwungenc Handlung nationaler Nothwehr. Die Tschechen wurden leicht durch deutsche Arbeitskräfte ersetzt. — Am nächsten Sonnabend werden die meisten Tschechen, die noch auf unseren Neubauten und Werkplätzen arbeiten, abgelohnt und in die Heimath ge schickt. — Dresden. Neber die Entstehungsursache de« Kreuzkirchenbrande» gingen bi« jetzt die Anschauungen wesentlich auseinander. Auf die von den Stadtverordneten gestellten verschiedenen Anträge wegen de« Kreuzkirchenbrandc« hat der Rath geantwortet, daß die EntstehungSursache de« fraglichen Brande« mit Sicherheit nicht habe festgcstellt werden können. Ausgeschlossen erscheine e» nicht, daß der Brand durch einen Defekt an einer Esse der Heizungranlage ent standen sein könne. — Dresden. Die in einigen hiesigen Postämtern ausgestellten Automaten, die für je 10 Pfennige zwei Post karten lieferten, sind seit einigen Tagen aus den betreffenden Räumen verschwunden. Sie sollen sich wohl im Allgemeinen bewährt haben, allein die Frage, wer bei etwaiger Beraubung des Apparate» den Schaden zu tragen habe, gab zu Weiter ungen Veranlassung. — Verschiedene Bauhandwerkcr und Lieferanten Dresden« traten vor einigen Tagen zu einer Vereinigung zusammen, welche Mittel und Wege ergreifen will, um behörd liche Maßnahmen herbeizuführen, durch welche man erkennen kann, wem ein Neubau eigentlich gehört. Zu den Schritten wurden die Betreffenden gedrängt durch mehrere Fälle, in denen die Bauunternehmer während des Baue« an den früheren Besitzer der Baustelle wieder verkauften. Die beiden Kon trahenten hatten bei dem Verkauf vereinbart, daß der geschlossene Verkauf geheim gehalten werde, um die Lieferanten und Bau handwerker nicht kopfscheu zu machen. Als die geschädigten Gewerbetreibenden den Besitzer de» Neubaue« um Zahlung angingen, erklärte dieser, daß er nicht« schuldig sei, und der Bauunternehmer hatte nicht». — Chemnitz, 11. Septbr. Auf der äußeren Kloster straße sand heute Nachmittag gegen '/,3 Uhr ein Zusam menstoß zwischen einem Motorwagen und einem ein spännigen Spazierwagen statt. Letzterer fuhr vor dem Straßenbahnwagen her und bog nach recht» ein, um da» Gelei» frei zu machen. Hierbei wurde aber der Wagen, welcher überplant war und in welchem der Besitzer mit seiner Ehefrau saß, von dem Motorwagen erfaßt und umgeworfen. Da» hierbei unruhig gewordene Pferd konnte glücklicherweise von zuspringenden Passanten erhalten werden. Auch den beiden Jnsaffen war man bei dem Aussteigen au» dem umge stürzten Wagen behilflich. Der Mann hatte eine leichte Ver letzung am rechten Fuß erlitten, hingegen war die Frau ohne Schaden davongekommen, sie wurde aber darnach infolge de« gehabten Schrecke» von einem Krampfanfall befallen, sodaß sich ärztliche Behandlung nöthig machte. An dem Wagen waren durch den Sturz verschiedene Theilc zertrümmert worden, während der Motorwagen unbeschädigt davongckommen war. — Zwickau, 11. Septbr. Der WilhelmSschacht steht in Flammen, c» sind schlagende Wetter explodirt. Mehrere Bergleute wurden verletzt, zwei davon schwer. — Zwickau, 11. Septbr. Ein höchst bedauerlicher Unfall ereignete sich gestern Abend in der Turnhalle an der Gartenslraße. Noch vor Beginn de« regelrechten Turnen ist ein Turner, Herr Prokurist Gustav Mende, beim Turnen an den Ringen gestürzt und infolge Genickbruch« sofort ver schieden. ES ist anzunehmcn, daß die Ringe nicht fest ein gehakt waren, vielmehr der Stellring zwischen der Sicherheits feder und dem Haken nur sestgeklemmt gewesen ist. Bevor der Verunglückte an die Ringe ging, hat ein anderer Turner durch ruckweise» Ziehen an den Ringen sich überzeugen wollen, daß die Ringe sestgehakt sind. Hierbei haben dieselben nicht nachgegcben. Der Verunglückte muß daher der Meinung ge wesen jein, daß die Ringe fcsthingen. Beim Heben in den sogenannten Sirecksturzhang gaben jedoch die Ringe nach und der Verunglückte stürzte mit denselben herunter. — Plauen. In den sächsischen Turnerkreisen wird e« mit Befriedigung ausgenommen werden, daß da» kürzlich in hiesiger Stadt abgehaltene zweite sächsische Turnfest auch in finanzieller Beziehung einen sehr günstigen Abschluß ge bracht hat: e« ist ein Ueberschuß erzielt worden. Die Stadt Plauen erhält daher den von ihr bewilligten Garantiesond» in Höhe von 5000 Mark zurück und außerdem werden ver schiedene gemeinnützige Bestrebungen Zuwendungen erhalten, Die Turner selbst nehmen von den Ueberschüssen für sich gar nicht» in Anspruch. — Wer einen Photographen veranlaßt, ihm die ohne Zustimmung de» Bestellers angefertigte Nachbildung eine photographischen Porträt« käuflich zu überlassen, macht sich al« Veranstalter eine« unbefugten Nachdruck» strafbar, wenn auch der Photograph wegen Mangel« eine« subjektiven Verschulden« strafte» bleibt. So hat da« Reichsgericht in einem ganz lehrreichen Falle entschieden. Der Angeklagte hatte, nachdem er erfahren, daß sich ein junge« Mädchen, für welche« er sich interefsirte, bei einem Photographen Sch. hatte photographiren lassen, ohne Zustimmung de» Mädchen« drei Bilder bei Sch. bestellt und erhalten. Da« Reich-gericht hat die Ansicht de« Vorderrichter« darin bestätigt, daß nach 8 7 de« Gesetze« vom 10. Januar 1876 allein die Bestellerin die Genehmigung zur mechanischen Nachbildung de« durch Photographie hergestcllten Porträt« geben konnte. Die Art und Weife de« Angeklagten, sich in den Besitz der Photo graphien eine« jungen Mädchen« zu setzen, sei strafbar, und der Angeklagte sei al« Veranstalter einer Nachbildung im Sinne de« 8 20 de» Gesetze« vom 11. Juni 1870 in An spruch zu nehmen. — Eine illustrirte Denkschrift über di- große WafferS- noth in unserem Königreiche ist, wie wir hören, im Werke. Es sollen die ernilcn Ereignisse mit allein, was ihnen folgte in einem sorg fältig bearbeiteten Volksbuch,- unserer Zeit dargeboten und den kommen den Geschlechtern erhalten werden. Die Vollständigkeit dieser Schrift erfordert nun vieler Mitarbeit. Wir fordern darum heute alle Die jenigen. die aus eigener Erfahrung etwas Interessantes ans jener Zeit zu erzähle» wissen, dazu aus, ihre Erlebnisse auszuschrciben und ihrem Bericht dem Anstaltsgeisllichen Grohmann in BräunSdorf einzusenden, der mit der Sammlung des Materials beauftragt ist. Auch Bilder, insbesondere Amatcurhbotographien sind erwünscht. Es ist zu hoffen, daß auch die hiesige Gegend das Unternehmen durch allerhand Beiträge unterstützt. Theater. Erfreulicher W-ise ging gestern vor auiverkauftem Hause da« Gesangsstück »Die Mühle im Edelgrund" in Scene, in welchem Stück die brillante GesangSsoubrctte Marie Prcvor erst malig vor da« hiesige Publikum trat. Die Künstlerin halte sich im Fluge die Gunst de« Publikum« erobert und rauschen der Beifall folgte ihren jedesmaligen Auftritten. Sie verfügt über eine sehr angenehme Stimme und versteht dieselbe mit virtuoser Fertigkeit zu behandeln. Prächtige Leistungen boten auch Frau Voigt-Karich« und Frau Veß, ebenso die Herren Neumeister, Luka» und Voigt. Mit viel Geschick begleitete Herr Belleville die Gesangsnummern auf dem neuen Flügel. Dienstag wird da» Gesangs- und Kostümstück »Muttersegcn" aufgcführt, in welchem Stück ebenfalls die Gesangssoubrette Marie Prevor austritt. Zur Düngung des Woggens. Der Roggen ist neben dem Hafer wohl diejenige Halm frucht, welche hinsichtlich ihrer Ernährung am meisten ver nachlässigt wird; er erhält seinen Stand gewöhnlich in einem leichten Boden, der dem Weizen nicht mehr zusagt. Wenn 'Nährstoffe ihm zugeführt werden, so geschieht die» in Form von Stallmist. In den meisten Fällen dagegen soll er sich mit denjenigen Mengen von Nährstoffen begnügen, die ihm die Vorfrucht übrig gelassen hat und die ihm durch die Zer setzung der Bodenbestandthcile erschlossen werden. Diese Mengen sind aber bezüglich der Phosphorsäurc gering und eine Düng ung mit diesem Nährstoffe ist in erster Linie und um so mehr geboten, al« der an und für sich schon phoSphorsäure- arme Boden durch die üblichen Vorfrüchte de» Roggen», durch Klee- und Hülsensrüchte noch stärker an Phosphorsäure er schöpft wird. Die Zufuhr derselben geschieht nun zweckmäßig durch Thomasmehl. Diese« liefert dem Roggen von seiner ersten Vegetation an bi» zu seiner vollen Entwicklung eine gleichmäßige PboSphorsäurenahrung, die ihm nach den Unter suchungen von lln. Remy am besten zusagk, und deckt auch zu gleicher Zeit durch seinen hohen Kalkgehalt den Kalkbedarf de» Roggen». Eine Düngung von ca. 300 icu Thomasmehl pro 1 iur wird genügen, um die nöthige Phosphorsäure für eine gute Roggcncrnte zu liefern. Auf den eigentlichen Roggen böden ist eine Kalizusuhr ebenfalls nöthig; sie stellt sich am höchsten auf den Sand- und Moorböden mit 400 bi» 500 Kainit, während sie auf den anderen Bodenarten je nach dem Lchmgehalt derselben herabgesetzt werden kann. Ist so für die nothwendige Zufuhr der Mineralstoffe gesorgt, so ist auch eine stärkere Stickstoffdüngung erlaubt, ohne befürchten zu müssen, daß sich die Wirkung einer einseitigen Slickstoffdüngung bemerkbar macht oder daß von gegebenem Stickstoff ein Theil, der früher wegen Mangel» an Mineralstoffen nicht ausgenutzt werden konnte, verloren geht. Eine Sticksloffdüngung (60 bi» 90 kz- schwefelsaurer Ammoniak pro Iur) ist im Herbst nur auf mageren Böden- arten angebracht, während im Frühjahr eine dem Stande de« Roggen« entsprechende Kopfdüngung von Chilisalpeter (60 bi« 120 Icg pro im) zu geben ist. Auf der Wanderschaft. Original Erzählung au« der sozialen Bewegung der Gegenwart. Von Th. Schmidt. (Sti. Fortsetzung-, Hatte die Arbeiterschaft die Nachricht von dem Tode ihre» Brotherrn mit eisigem Schweigen und die Ermahnungen mit ernsten, ruhigen Mienen angehört, so belebten sich die Gesichtszüge Aller, als Herr Brauer von Wolter« Verab schiedung sprach und da» Geheimniß lüftete, welches über dessen Person bislang von ihm sowohl wie von seinen Damen und auch von Seiten des Sommer gewahrt worden war. In den Gesichtern der Arbeiter drückte sich sreudigc« Erstaunen und grenzenlose Ueberraschung au». War man blind gewesen? Ein studirter Herr, ein Doktor hatte mit ihnen in der Werk statt zusammen gearbeitet? War'» möglich! Man sah sich erstaunt an, schüttelte den Kops und suchte da» Antlitz de« seltsamen Manne« der sich an den verblüfften Gesichtern der Arbeiter im Geheimen zu ergötzen schien. Nun sprach Wolter« einige Worte zu ihnen. Er dankte Allen für da« kameradschaftliche Entgegenkommen und ganz besonder« dem alten Werkmeister für dessen Nachsicht, mit der er über seine Ungeschicklichkeit stet« hinwcggesehen habe. Er scheide nicht für immer, sondern käme vielleicht schon in einigen Monaten auf kurze Zeit wieder. Wenn er dann nur frohe und zufriedene Menschen in der Fabrik anträfe, dann würde er sich freuen. Er wünsche von Herzen, daß von jetzt an auch ein anderer, ein besserer Geist in die Fabrik einziehen möge, daß Fried« und Freude am Schaffen hüben und drüben die Gemüthcr beherrschen und jede redliche Arbeit von Gotte« Segen begleitet sein möge. Und dann ries er Allen ein herz liche« »Lebewohl!" zu. Nun-strömten sie herbei und reichten ihm die schwieligen Hände, und dabei wurde e« dem Doktor warm um'« Herz, denn der Druck dieser Hände war verbunden mit einem dankbaren Herzen. Mehrere ältere Leute wollten sich seine« Vater» noch sehr gut erinnern, auch ihn selbst erkannten einige Arbeiter jetzt wieder, und da« Fragen und Staunen wollte kein Ende nehmen. Selbst die Sozialdemokraten, voran sein Schulkamerad Sommer, drängten sich an ihn heran, und wenn die meisten ihm auch nur stumm die Hand reichten, so bewiesen ihre Mienen doch, daß sie ihn Hochachtelen u. e» dankbar anerkannten, daß er gegen Jedermann offen u. wahr seine Meinung gesagt hatte. Zufrieden mit dem Errungenen und getrosten Muthe« in die Zukunft blickend, verließen die Arbeiter geräuschlos den Fabrikhof. Seinen Schulfreund zurückhaltend, empfahl Wolter« den selben dem besonderen Wohlwollen de« Herrn Brauer, dem Sommer bei dieser Gelegenheit seinen Dank für die Ueber- tragung der Aufseherstelle abstattete. »Was macht denn mein Medikament, schlägt» an?" fragte der Doctor den einstigen Schulkameraden auf die Schulter klopfend. Sommer wurde verlegen, er schämte sich vor Herrn Brauer, der übrigen» Ihat, al» höre er nicht». ,O da» werde ich jetzt wohl nicht mehr anzuwenden brauchen," antwortete er. »Ich hoffe, daß wenn Du mal wiederkommst. Du dann mit mir zufrieden sein wirst, Fritz." Die drei Männer verließen hierauf die Fabrik. Am Abend kehrte Frau Cornelia, welche Brauer gestern noch spät von dem »Unglücksfalle" ihre» Manne» durch ein Telegramm in Kenntniß gesetzt hatte, au« Hannover zurück. Ihre Kinder hatte sie bei ihrer Schwester, zu der sie gestern gereist war, zurückgelassen. Die schöne stolze Frau sah blaß und angegriffen au». Brauer und der Doctor empfingen sie an der Bahn. »Dem Todten darf ich meine Thcilnahmc wohl nicht versagen, meine Herren; ich weiß, wo jetzt mein Platz ist," sagte Frau Cornelia al» sie im Wagen saßen, dessen Fenster 1)r. Scholle zuzog. »Wenn ich auch die Empfindung habe, daß der .UnglückSsall" — so nennen Sie e» ja wohl — nicht passirt wäre, wenn ich hier blieb, so wird mich doch der Gedanke trösten, daß durch ihn wenigstens meinen un schuldigen Kindern der Anblick ihre» schuldbeladenen Vater entzogen worden ist. Mag man auf mich morgen auch mit Fingern zeigen und sagen: »Seht, da» ist die Frau de» reichen Schilling, der andere Leute betrog und Meineide schwor, und der sich, al» seine sauberen Thaten aufgedeckt wurden, er schoß " »Aber ich bitte Sie, gnädige Frau, wie kommen Sie zu dieser Uebcrzeugung. Ihr Herr .... »Ach, mein lieber Herr Brauer, halten Sie mich doch nicht für so beschränkt. Wer glaubt so etwa». . . ." »Alle, versichere ich Sie." »Wirklich?! Nun gut, aber wie lange noch? Höchsten» doch so lange, bi» der Staatsanwalt die Untersuchung wegen der schändlichen Thaten de» »Verunglückten" cinleitet, und dann wird selbstverständlich .... »Da« ist meine Sache!" fiel l)r. Scholle ein. »Außer Herrn Brauer weiß Niemand um die Schuld, mit welcher der Todtc sein Gewissen einst belastet hat und ich habe da« Wort diese» meine« väterlichen Freunde«, daß Niemand etwa« davon erfährt." „Wie, Du — Sie könnten auf den Triumpf verzichten, den Betrüger Ihre» Vater» und den Mann, der Ihnen die Braut entführte, al» Verbrecher entlarvt zu sehen? Sollte e» wirklich so viel Edelsinn in unserer materiellen Zeit noch geben?" »Mit dem Todten habe ich nicht» mehr zu schaffen. ES kann sich höchstens noch darum handeln, wie die Ehre meine» verstorbenen Vater» in den Augen derjenigen wieder herge stellt werden könnte, welche sich de« Prozesse« noch erinnern. Ma» hat damals meinen Vater bezichtigt, daß er au» reiner Skandalsucht unbegründete Forderungen an seinen al» Bieder mann geltenden Campagnen stellte, um diesem in der Ge schäftswelt zu schaden. Damals schwärmte hier ja Alle» für den ingeniösen Kaufmann Schilling und seine Fabrik, von der sich die Leute einen großartigen Aufschwung de» Orte« versprachen. Al» dann mein Vater den Prozeß in allen In stanzen verlor, da wandten ihm, dem „Prozcßwüthigen", alle seine Freunde den Rücken. O ich will von dieser trüben Zeit schweigen. Mich traf der Schlag ganz besonder» hart, denn ich mußte da» Gymnasium — ich war bereit» in Unter- Prima — verlassen und arm, wie meine Ellern waren, zum Hammer greifen und meinem kränkelnden Vater ein Jahr lang bi« zu seinem Tode in der Werkstatt helfen. Al» dann bald daraus auch meine Mutter starb, da nahm sich meiner der Direktor de« Gymnasium» in O. an, bei dem ich in Gunst stand, und verschaffte mir Stipendien, durch welche mir die Wiederaufnahme der Studien ermöglicht wurde. Ich erzähle Dir da«, Cornelia, damit Du weist, daß ich gestern wohl Ur sache hatte, Deinem Manne mit dem Staatsanwalt zu drohen." »Ich mache Dir nicht den gerinsten Borwurf darau». Wenn ich Dich jetzt bitte, Deinen Haß zu bekämpfen u. die schändlichen Thaten ruhen zu lassen, so geschieht e« für meine unschuldigen Kinder und die vielen Arbeiter in der Fabrik, welche letztere insofern darunter zu leiden hätten, wenn dessen Begründer al« Betrüger und Meineidiger gebrandmarkt wer den sollte. Wa« mich anlangt, so habe ich vorhin schon ge sagt, daß ich Alle« über mich ergehen lassen würde, ich habe nach Ansicht eine« gewissen Herrn da» Loo« al» Gattin eine« Schilling verdient." Schweigend ging die Fahrt durch die Stadt. Al» der Wagen vor der Villa hielt und die Herren Frau Cornelia beim AuSsteigen behülflich waren, sagte Sie: »Ich bitte Sie, meine Herren, mir in diesen trüben Tagen mit Rath und Thal zur Seite zu stehen. Wenn e» Ihnen paßt, kommen Sie, bitte, morgen früh um neun Uhr zu einer Berathung zu mir." Beide Herren nahmen die Einladung an. l>r. Scholle fügte hinzu: »Ich wäre auch ohne Deine freundliche Ein ladung gekommen, Cornelia, und zwar, um mich von Dir zu verabschieden, da ich morgen Mittag abzureisen gedenke." Die ernste, blaffe Frau zuckte bestürzt zusammen u. ein langer, trauriger Blick traf sein Gesicht. »So schnell schon?" fragte sie. »Ja, der Herr Doctor will sich nicht mehr halten lassen, seitdem ihn gestern Abend ein Brief von seinem Campagnen an eine baldige Rückkehr mahnt," nahm Brauer da« Wort, »Ich sehe ihn ungern scheiden, er hat sich sozusagen unent behrlich in der Fabrik sowohl wie in meinem Hause gemacht. Nun, e» bleibt un» immer noch ein Trost bei seinem Schei den, nämlich der, daß er bald wiederkommen wird." (Fortsetzung fohst.)
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