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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 11.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189709117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970911
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-11
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Monat
1897-09
-
Jahr
1897
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Theil ihre» Verdienste« gebracht. Um sich diesen Einflüssen zu entziehen, haben die Beerensucher in mehreren vogtländischen Orten jetzt Verkaufsgenossenschaften gegründet. Der Reiner trag wird unter die einzelnen Mitglieder vertheilt. — Annabcrg, 7. Septbr. Eine Diebesbande treibt seit einigen Tagen in unserem Gebirge ihr Unwesen. Bor Allem haben e» die Spitzbuben aus Schankwirthschaften ab gesehen. In Annabcrg, Buchholz, AleinrückerSwolde. Bären stein und der benachbarten böhmischen Grenzstadt Weipert sind innerhalb weniger Tage gegen 15 Einbruchsdiebstählc verübt und in den betreffenden Lokalen Gcldkasten, Sammelbüchsen und Verkaufsautomaten erbrochen und ihre« Inhalte« beraubt worden. Die sächsischen und österreichischen Polizeiorgane sind eifrigst bemüht, die Spitzbuben ausfindig zu machen. — Sayda, 7. September. Ein ruchloser Bahn frevel hat die Bewohnerschaft unserer Stadt und Umgebung in Aufregung versetzt. Glücklicherweise ist e« aber nur beim Versuche geblieben. Man schreibt dem hiesigen »Anzeiger" über den Vorfall folgende«: Am Sonntag ist zwischen >/,9 und 9 Uhr Abend« ein 15 cm langer und 7—8 cm dicker Stein von 1 I-t? Gewicht in böswilliger Bbsickt zwischen die Fahr- und Leitschienc mitten auf der Eiscnbahnbrücke der Linie Mulda-Sayda kurz vor Bahnhof Mulda gewaltsam eingekeilt worden, so daß der s^l 1 Uhr in Mulda nach Sayda abgehende Personenzug unfehlbar hätte entgleisen und in die Tiefe stürzen müssen, wenn der Stein nicht vorher von dem HilfSwcichensteller Eichler in Mulda, welcher die Brücke in Folge einer dienstlichen Verrichtung beging, aufgesunden und beseitigt worden wäre. Möge der gemeine Verbrecher recht bald ermittelt werden. — In Altenhain bei Frankenberg ist nun auch der Bahnwärter Matthe« seiner vor mehreren Tagen verstorbenen Frau in den Tod gefolgt. Beide sind Opfer von Pilzver giftung geworden. — In Einsiedel bei Chemnitz starb am Sonntag der Brauer Otto unter den Symptomen von Ver giftung. Wie sich durch die Section der Leiche ergeben hat, ist die Vergiftung durch den Genuß von giftigen Pilzen hcr- beigefübrt worden. Merkwürdigerweise haben sich die An zeichen hiervon erst einen Tag nach dem Genuß der Pilze eingestellt. — Manöverquarticre. Während im Erzgebirge und Vogtlande unsere Soldaten durchschnittlich freundlich ausgenommen und nach Möglichkeit gut verpflegt worden, scheint da« anderwärts nicht immer der Fall zu sein. Be sonder« ist e» die reiche Stadt Zittau, welche nach dieser Richtung genannt worden ist. Schon im vorigen Jahre nach den Kaisermanövcrn wurden bittere Klagen laut über mangel hafte Verpflegung und unfreundliche» Entgegenkommen Seiten dortiger Bewohner. Die »Neuesten Nachr." haben, da die Klagen über mangelhafte Quartiere Heuer wieder laut ge worden sind, Erörterungen angestellt und gefunden, daß die bei den Bürgern cinguartierten Soldaten ganz zufrieden, diese Klagen aber berechtigt sind, bei den vom Rath in Massen- Ouartiercn Umergebrachtcn, deren Verpflegung einem Unter nehmer anvertraut ist. In der alten Knaben-Schule sind in einem Quartier 20 Mann untcrgebracht worden. Diesen hat der Unternehmer aber nur 13 Schlafstellen ausgerüstet und diese Schlafstellen haben zu wenig Stroh und so dünne Decken, daß die Leute in den jetzigen kalten 'Nächten frieren und ihre Kleider mit al» Zudecken verwenden müssen. Ferner ist in dem Raum, in dem die Soldaten wohnen, nicht ein einziger Stuhl, so daß sie, um am Tage zu ruhen, sich ein fach auf ihr Lager werfen müssen. Die 20 Mann haben für ihre Körperpflege, die an den heißen Manövertagen, bei den Uebungen, die den Mann oft genug in Berührung mit dem Lehm und Sand der Felder bringen, besonder« nöthig ist, ein einzige« Waschbecken. Da« Alle« sind Mißstände, die man kaum für möglich hält. Die Leute, die viele Stunden de« Tage« in Sonnengluth oder Regen draußen sind, die ihren Leib den größten körperlichen Anstrengungen aussetzen, sollten doch wahrhaftig besser gehalten werden und jeder ver nünftig und menschlich Denkende wird ihnen auch alle Be quemlichkeiten verschaffen. — In einem anderen Falle, der uns bekannt wird, haben allem Anschein nach besser Siluirtc ihre Soldaten in einem Gasthof abgegeben. Hier ist zwar, wenn auch Frühstück und Vc-per fehlt, da» Essen gut, der Raum aber, in dem die etwa 20 Mann schlafen und sich aufhalten müssen, ganz ungenügend. So sind die Leute in der Nacht zum Sonntag bei einem heftigen Gewitter auf ihren Lagerstätten durchnäßt worden, weil da» Dach auf dem sehr alten Gebäude nicht wasserdicht war. Welchen Eindruck diese ungenügenden Quartiere auf die Mannschaften machen, beweist folgendes von einem Soldaten de« 104. Regiment« gedichtete« Lied, welche« sofort in« Gedächtniß geprägt und nun während der Märsche gesungen wird: Mel.: O Straßburg, du — O Zittau, o Zittau, du wunderschöne Stadt, Da giebt es nichts zu essen, da wird kein Mensch drin satt. In einer alten Schule, da lieg'n w'r im Quartier, Da giebt eS Brod und Wasser, statt Schinken, Wurst und Bier. Wir halten Schlafgenossen in unserm schönen Saal, Das sind die Flöh' und Wanzen, Millionen an der Zahl. Für Kinder war's zu ungesund, fürs Militär ist'S gut. Da sieht man, was die schöne Stadt für die Soldaten thut. Der Stadtrath war sehr nobel mit unserm Regiment, Drum woll'n wir auch d'rauf seh n, daß ihn ein Jeder kennt. Theater. Morgen Sonntag werden zwei große Vorstellungen ge geben. Nachm. 4 Uhr gehl da- beliebte biblische Gemälde: „Joseph und seine Brüder- in Scene. Abends 8 Uhr wird die neuengagirte GesangSsoubrette Marie Prevor in dem Gesangsstück „Die Mühle im Edelgrund- auftreten. Wir machen ganz besonders auf das erste Auftreten der brillanten Sängerin aufmerksam, welche aller Orten große« Aufsehen durch ihre prachtvolle Stimme und munteres Spiel machte. Montag hat Herr Ncumeister seinen Benefizabend und giebt derselbe das Lustspiel „Lamm und Löwe- oder „Die lustigen Eandidaten-. Wir wünschen dem beliebten Komiker zu seinem Benefiz ein recht volle- HauS. 2. Ziehung 3. Ktaffe 132. Königs. Sachs. -Landes-Lotterie. Gezogen am 7. Septbr. 1897. 20,000 Mart auf Nr. 39131. 10,000 Mark auf Nr. 423««. 5000 Markaus Nr. 57I2I «1043 73891 83824. 3000 Mark auf Nr. 9228 38779 58988 72070. 1000 Mark auf Nr. 1S732 17297 22705 28223 3874« 39344 39572 4«823 57398 90874 95342. 500 Mark auf Nr. 18458 22353 25101 25505 27392 278«« 28711 31112 39538 39918 40989 44083 48458 53014 59134 67901 68174 68591 69599 7028« 73517 77240 85«42 85797 89393 90904. 300 Mark auf Nr. 1952 2710 6978 7214 7419 7480 11438 1L069 12722 13201 13588 13811 22582 24541 28013 28545 28689 34988 39815 41223 42761 43470 50901 5367« 54597 57186 57199 66048 66057 66925 67510 68909 83767 85708 88435 89512 94729 17050 17907 20538 21892 21924 29335 29971 30691 31689 32745 44143 45476 47357 48226 48968 57698 59378 59558 «2152 65228 72815 74304 75433 76676 77512 94995 97645. Auf der Wanderschaft. Original-Erzählung au» der sozialen Bewegung der Gegenwart. Von Th. Schmidt. (SS. Fortsetzung;. Die Ruhe, mit der Wolter» sprach, machte sichtlich einen guten Eindruck auf die erregten Arbeiter, da» kluge Verschwei gen der Scenen, die sich im Zimmer de» Fabrikherrn ab gespielt hatten, rettete diesen nicht allein vor Tätlichkeiten, zu denen die jüngeren Arbeiter geneigt schienen, sie schützten auch dessen Eigentum vor der Vernichtung. Aus die laute Frage Brauers, ob sie die Arbeit aufzunehmen gewillt seien, antworteten jedoch alle mit „Nein! Sie hätten lange genug auf Besserung ihrer Lage gewartet und mehr als ihre Schul digkeit gethan, jetzt möge erst Herr Schilling seine Pflicht erfüllen." So und ähnlich lauteten die Antworten au» der Menge. In lebhaften Gesprächen, aber in ruhiger Haltung ent fernten sich hierauf die Arbeiter, nur die jüngeren machten ihrem Groll in den Rufen Lust: „'Nieder mit den Blutsaugern!" — „Hoch die Sozialdemokratie!" — „Wir kommen morgen wieder, und dann wird abgerechnet!" Die Rufe drangen auch an da» Ohr de« Mannes, der dort neben ter Fabrik in seiner eleganten Villa in diesem Augenblicke am Fenster stand und in den lachenden Herbst morgen mit nach innen gekehrten Blicken hinausschaute, aber er hörte sie wohl kaum. Bor seinem Ohr klangen noch an dere, schrecklichere Laute. Und vor seinem Auge erhoben sich Bilder au» der Vergangenheit, die er vergeben» zu verscheu chen trachtete. Zum ersten Male seit langen Jahren wurde er inne, daß sein Leben sich doch wohl in Bahnen bewegt hatte, aus denen da« wahre Glück nicht zu finden war. Und dann der Blick in die Zukunft — was war da» Ende de« äußeren Glanze«? Die Zelle de- Zuchthauses, der Fluch vieler Menschen, denen er ein Freund, ein Helfer und Be- rathcr hätte sein sollen, und die Verachtung de» Weibe», dem er alle zusammengerafften Schätze einst zu Füßen legte in dem Wahn, dafür Liebe cinzutauschen. O daß er noch einmal von vorn wieder hätte ansangcn können mit reinem Gewissen, mit reinen Händen! Jetzt hörte er wieder den Ruf de» biederen Alten, den er in schnöder Gewinnsucht vor langen Jahren schmäh lich hinterging, trotzdem er ihm, dem braven Handwerker Alles verdankte. „Denken Sie in Ihrer Todesstunde an diesen Tag!" hatte der Alte ihm zugerufen, al« sic zusammen vom Gericht gingen und sich auf der Straße einen Moment Auge im Auge gegenüber standen. Wie wahr hatte der Alte prophezeit! „In der Todesstunde!" War diese Stunde nicht die Todesstunde seine« ehrlichen Namen«, seine« Ansehens, seiner Ruhe? War er nicht schon so gut wie todt? Von Allen verlassen, von jedem ehrlichen Menschen gemieden, ein Zuchthauskandidat — war baS nicht schon für einen Mann, wie er, dessen Wort in der Stadt bis heute überall entschieden hatte, so gut wie ovtsein? — Ein Wagen, der aus dem vergoldeten Thorwcg biegt u. vor der Pforte hält, schreck! Len Mann aus seinen Träu men. seine Augen öffnen sich weit, al« er gleich darauf eine tief verschleierte Dame auf den Wagen zuschreiten sieht, an deren Hand zwei Kinder Hüpfen, welche sich freuen, daß die Mama sie einmal mit zur Bahn und auf die Reise neh men will. „O Weib! — Cornelia! Ohne Abschied, ohne einen Blick zu mir heraus, kannst Du mich verlassen?" stöhnt der oben am Fenster Stehende, und seine brennenden Augen wer den feucht. Und die Kinder, an denen sein Herz — jetzt fühlt er c« zum ersten Male — doch so innig und fest ge hangen, auch sie fliehen den Geächteten? „O Schicksal, Du strasst hart!" seufzt sein blasser Mund. Und jetzt — der Kutscher schnalzt mit der Zunge, die Kinder blicken noch ein mal zum Wagen hinaus — sic sehen den Vater oben am Fenster stcht'n, sie winken lachend mit den kleinen Händen, denn sie ahnen nicht, daß sie ihren Erzeuger nie Wiedersehen sollen, und fort sind sic, Alle, Alle, die sein Herz einschloß. Dumpf stöhnend taumelt der reiche Fabrikherr vom Fenster zurück. — Da« war der furchtbarste Moment in seinem Le ben. — Schicksal, Du strafst hart, aber gerecht!" Eine Stunde später — der reiche Fabrikherr sitzt mit starren Blicken vor seinem Schreibtisch — überreicht ihm der Diener einen Brief, dessen Adresse von einer wohlbekannten Hand geschrieben ist. Mechanisch öffnet er denselben u. blickt hinein. „Ah, auch er geht! Die Ratten verlassen da« sinkende Schiff. Er weiß bereit« Alle«!" Wieder versinkt Schilling in den starren Zustand zurück, nur einmal murmelt sein Mund: „Brauer hat Recht! Hätte ich seinen Rath befolgt, so stände e» heute ander« mit mir. Sei e« drum! Ich will ihm, dem treuesten Menschen, den ich kenne, zeigen, daß, daß — ich auch einer edlen That fähig bin." Mit festen: Griff zieht er ein Blatt Papier au« der Schreibmappe und schreibt: „Mein lieber Herr Brauer! Sie dürfen nicht, jetzt nicht — ich willige in Alle«, wa« Sie für gut halten. Verlassen Sie meine Frau und Kinder nicht. Leben Sie wohl!" Dann ruft er den Diener. „Siemer, geben Sic diesen Bries heute Nachmittag nach fünf Uhr an Herrn Brauer persönlich ab, aber nicht früher." 12. Da« Städtchen Blankenfeld glich am Morgen nach dem au-gebrochenen Streik in der Schilling'schcn Fabrik einem aufgerührten Ameisenhaufen. In Gruppen sah man die Ein wohner in den Straßen stehen und lebhaft gestikulirend ein Ereigniß besprechen, welche« zwar gestern Abend bereit« al« Gerücht von Mund zu Mund weiter gegeben worden war, an da» jedoch Niemand so recht glauben mochte. Nun schien e» aber doch wahr zu sein da» Gerücht, welche» wissen wollte, daß der reiche Aabrikherr auf der Jagd verunglückt sei, und da« andere Gerücht, welche« gleichzeitig colportirt ward, daß der Fabrikherr sämmtlichc Forderungen der streikenden Arbeiter am gestrigen Nachmittage bewilligt habe, trat vor jenem schrecklichen Ereignisse vorläufig in den Hintergrund. Der reiche, angesehene Fabrikherr todt, verunglückt, da« war ein Ereigniß von höchster Bedeutung für den Ort. Auf dem weiten Fabrikhof warteten an diesem Morgen bereit» die Arbeiter eine ganze Stunde auf da» Erscheinen de« Leiter» der Fabrik, welcher sie zu dieser Stunde dahin befohlen hatte, um ihnen den Entschluß de» Fabrikherrn mit- zutheilen. Im Gegensatz zu dem gestrigen Lärm, den die jüngeren Arbeiter verursachten, verhielten sich heute Morgen alle ruhig; der plötzliche Tod de» Fabrikherrn schien sie ernst und erwartungsvoll zu stimmen, überdem ging ja da« Gerücht, daß ihre seit Jahren schon ausgesprochenen Wünsche endlich erfüllt werden sollten; e« war also für sie kein Grund zu lauten Kundgebungen mehr vorhanden. In Begleitung Wolter» trat endlich Brauer durch eine kleine Thür in der Mauer, welche den Fabrikhof und den Garten der Herrschaft von einander trennte. Zu derselben besaß bislang nur der Fabrikherr einen Schlüssel. In den Gesichtern der beiden Männer prägte sich ein tiefer Ernst au«, und die Augen Aller hingen an den Lippen de« Leiter« der Fabrik, welcher gegen die Arbeiter eine Handbewegung machte, durch die er andeutete, daß er ihnen etwa» Wichtige» mitzu- theilen habe. „Wie Sie Alle schon erfahren haben werden," begann Brauer, mitten unter die Arbeiter tretend, „hat Herr Schilling gestern auf der Jagd sein Leben cingebüßt. Im Begriff über einen Graben zu springen, hat sich sein Gewehr entladen, und ist ihm eine ganze Schrotladung in die Brust gedrungen. So erzählt ein in der Nähe arbeitender Tagelöhner, der ihn gleich nachdem der Schuß fiel in den Graben niedersinken sah. Da« tragische Ende unseres Brodherrn ist geeignet, unsere Herzen mit Theilnahme zu erfüllen, und da, wo gestern noch ein tiefer Groll gegen ihn vorhanden, wird derselbe heute gewiß der Versöhnung um so schneller weichen, wenn ich Ihnen sage, daß der Verstorbene kurz vor dem Gang zur Jagd mir brieflich mittheilte, daß er alle Ihre Forderungen bewillige. Wa« mit der Fabrik geschehen wird, ob sie die Gattin de« Verstorbenen unter meiner Leitung weiter führen oder ver kaufen wird, da» weiß ich nicht. ES wird sich da« erst ent scheiden, wenn Frau Schilling, welche augenblicklich zum Be such in Hannover weilt, von dort zurückgckehrt sem wird. Ich habe beschlossen, bi» nach der Bestattung unsere» Herrn die Arbeit in der Fabrik ruhen zu lassen, der Lohn soll Ihnen indeß weiter gezahlt werden. Wer von Ihnen bei der Un gewißheit, welche bezüglich de« zukünftigen Besitzer« über der Fabrik schwebt, die Arbeit niederzulegcn wünscht, möge die Hand erheben." Da sich keine Hand erhob, so fuhr Brauer, sichtich darüber erfreut, fort. „Ich danke Ihnen für da» Vertrauen, da» Sic damit in meine Leitung setzen. Ich werde nach wie vor, solange ich an dieser Stelle thätig bin, Ihre Interessen vertreten, erwarte dagegen, daß Jeder für seinen Theil dahin strebt, daß die sozialistischen Ideen, welche leider in letzter Zeit auch unter Ihnen Verbreitung und Aufnahme gesunden haben, auSgerottet werden. Wer sich hier al» So zialdemokrat auch unter den verbesserten Verhältnissen nicht wohl fühlt, mag gehen. Verhetzungen u. geheime Wühlereien dulde ich nicht. Wie ich jeden Wunsch, der mir au« Ihrer Mitte vorgetragen wird, eingehend prüfen und thunlichst erfüllen werde, so werde ich auch Jeden, der den Frieden und da« gute Einvernehmen zwischen dem Besitzer oder dessen Stellvertreter und den Arbeitern zu stören trachtet, unnach sichtlich entlassen. Ich habe Ihnen nun noch mitzutheilen, daß un» Herr Wolter« oder Fritz Scholle, wie er sich sonst nennt, der sich Ihre Achtung und Ihr Vertrauen in der kurzen Zeit so schnell erworben hat, un« leider morgen schon verlassen wird, und daß derselbe sich vor seinem Scheiden von Ihnen zu verabschieden wünscht. Wenn Sie heute Alle» da» bewilligt sehen, wa» Sic Jahre lang erstrebten, so haben Sie da« der Thätigkeit diese« Herrn zu verdanken. Er, der vermöge seiner Stellung nicht gezwungen war, al- Fabrik schlosser in der Welt herumzureisen und Arbeit zu suchen, denn er bekleidet eine angesehene Stellung und führt sogar den Doktortitel, er hat mit warmem Herzen sich in den Dienst der mit ihrem Loose unzufriedenen Handwerker und Arbeiter gestellt und wirkt mit ganzer Kraft dahin, daß deren Lage verbessert werde. Selbst ein Handwerkerkind, dessen Wiege hier im Orte stand und dessen Vater einst diese Fabrik mit begründet hat, kennt er wie kaum ein Anderer die Noth der kleinen Handwerker u. Arbeiter, und hat er e« sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht, für diese beiden Stände in Wort und Schrift einzutretcn. Ich sage Ihnen diese« Alle«, damit Sie erfahren, daß e« auch in den sogenannten besseren Ständen noch Männer giebt, welche ein warme» Herz für Alle die jenigen haben, die gezwungen sind, ihr Brod in harter Ar beit verdienen zu müssen, und daß Niemand von Ihnen e» mit den Sozialdemokraten zu halten braucht, denn diese Partei hat noch für keinen Stand etwa« Positive« geschaffen. Wer sich einer Vereinigung zur Hebung der wirthschastlichen und sittlichen Lage de« Handwerker« und Arbeiter» anschließen will, der trete, da wir hier keine Fachvcreinc haben, in einen katholischen Gesellen- oder, evangelischen Arbeiterverein ein, hier wird ex, mehr Anregung und liebevollere Aufnahme fin den, al« bei den Sozialdemokraten, von denen einer dem an deren nicht traut. Und nun bitte ich Sie zum Schluß, be herzigen Sie meine Worte. Ganz besonder« richte ich an Diejenigen, welche sich der Umsturzpartei in die Arme gewor fen haben, die Mahnung: fasset Vertrauen zu mir! Ich rufe diesen Irregeleiteten nicht al« ihr Vorgesetzter zu: gehen Sie, ich kann solche Leute nicht gebrauchen! sondern al« Ihr Freund und älterer Bcrather: kehret um, noch ist e« Zeit! Thuc vor Allem Jeder seine Pflicht und für da« Uebrigc lasset den höchsten Richter und Helfer sorgen." (Fortsetzung folgt.) Vermischte Machrichten. — Karlsbad, 7. Septbr. In der Nacht vom 4. zum 5. d. M. ist hier in raffinirtestcr Weise ein Einbruch«- diebstahl -u«gesührt worden, wobei Geschmeide- u. Schmuck gegenstände im Werthe von etwa 27,000 Fl. gestohlen wor den sind. Diese Gegenstände sind: Etwa achtzig Brillant- Ringe, darunter 9 von Mattgold mit Brillanten u. Rubinen, einer mit 3 Smaragden und Brillanten, einer mit Opal und mit Brillanten carmasirt, 3b Armbänder, welche theil» mit Brillanten, theil« mit Rubinen, Smaragden oder Türkisen besetzt sind, zwei Brillanten- und Türkisen-Garnituren, b Collier» theil» mit Perlen und Brillanten, theil» mit Tür kisen und Brillanten geziert, 8 Brechen und eben so viele Ohrgehänge theil» mit Brillanten, theil« mit Türkisen ver sehen, b Brechen mit Rubinen und Brillanten im Rvcoccostyl,
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