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Amtz- M AmMt für den Abonnement viertel,. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, fowie bei allen Reichs- Postanstalten. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. LOS Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 44. Jahrgang. „„-n-n Sonnabend, den 11. September ISNS Bieheinsuhr in WittiMal bctr. Nachdem amtlicher Mittheilung zufolge die Maul- und Klauenseuche in der böhmischen Gemeinde Schindelwald erloschen ist, hat das Königliche Ministe rium des Innern die Wiedereröffnung der Bieheinbruchsftation Wittigsthal genehmigt. Es findet daselbst nunmehr wieder Vieheinfuhr an jedem Mittwoch statt. Schw ° rz ° nb ° rg, am 9. September 1897. MtShllllPtMlUlllschllst. In Vertretung: I»r Dietrich, Bezirksassessor. A. Tagesgeschichte. — Deutschland. Donnerstag vollendete der Groß- herzog von Baden sein 7l. Lebensjahr. Da» deutsche Volk, da- dem hochherzigen nationalen Wirken de» verehrten Fürsten stet« mit größter Sympathie gefolgt ist, hat auch während der Tage der Trübsal, die ihm insolge einer schweren Krankheit im vorigen Jahre beschieden waren, mit herzlicher Theilnahme und den aufrichtigsten Wünschen für seine Ge nesung sein Krankenlager umstanden und ist später freudiger Zeuge der allmählichen Wiederkehr seiner Kräfte gewesen. So begleitet e» auch heute den hohen Herrn mit seinen innigen Segenswünschen bei seinem Eintritt in da« neue Lebensjahr und hofft, daß dasselbe ihm die volle, bis jetzt leider noch nicht ungeschmälert erlangte Gesundheit wieder geben möge. — Folgende» Facit ziehen die »Münch. Neuest. Nachr." au» den fränkischen Kaiscrtagen: „Der Kaiser al» Vertretcr der Reichspolitik und seine Umgebung haben mit den bayerischen Herren die engste Fühlung genommen, wa» naturgemäß seit Langem nicht in so ausgiebigem Maße statt finden konnte, so daß man sich auf'» Neue wieder kennen und — c» ist die» die Empfindung auf beiden Seiten — ganz schätzen gelernt hat. Dann war e» für alle Fälle einmal wieder sehr nützlich, dem Au»lande zu zeigen, wie fest der Reichsgedanke im Süden wurzelt. Da» hat die patriotische Haltung der Bevölkerung in Franken aus'» Neue dokumentirt. Der begeisterte Empfang in Nürnberg hat auf den Kaiser einen tiefen Eindruck gemacht. Seine Erwartungen wurden weit übertroffen. Die Haltung aller Schichten der Bevölker ung war dort, wo so scharfe politische Gegensätze sich in den Vordergrund drängen, geradezu überraschend. Die» ist um so erfreulicher, al« im Verhältniß zu den Menschenmasscn nur ein Schatten-von Polizei zur Ausbietung kam. E» ist wohl die Folge dieser Eindrücke, wenn der Kaiser in Nürnberg einen so warmen und den Empfindungen der Bevölkerung cnsprechenden Ton in seiner Nürnberger Rede fand, wo er al» Bürger und Burggraf auf da» schöne Bayernland und auch aus da» Hau» Wittelsbach toastet hat. Die fremd herrlichen Offiziere haben sich davon überzeugen können, daß zwischen den bayerischen und den anderen deutschen Truppen kein Unterschied besteht, abgesehen von den unwesentlichen Verschiedenheiten der Uniform. Der deutsche Süden, der in seiner politischen Empfindung jeder autokratischen und bevor mundenden Regierung abhold ist, ist reich-treu bi» in die innersten Fasern und er wird im Rahmen der Verfassung immer zu Kaiser und Reich stehen. Da- müssen sich Fürsten wie Staatsmänner, im Norden wie im Süden stet» vor Augen halten. Wir glauben, daß die Kaisertagc in diesem Sinne eine erfreuliche Wirkung auSüben werden." - — Oesterreich-Ungarn. Eger, 6. Septbr. Die plötzliche Verhaftung de» Redakteur» Hofer von der „Egerer Zeitung" unter der Beschuldigung de» Hochverrath», begangen durch eine in Leipzig gehaltene Rede, hat in der Bevölkerung große Erregung hervorgerufen, die heute Abend» zu lebhaften Straßenszenen führte. Die „N. Fr. Pr." berichtet hierüber: „Eine nach vielen Hunderten zählende Menschen menge kam gegen 8 Uhr trotz strömenden Regen» unter Ab- singung der „Wacht am Rhein" und unter brausenden Heil rusen auf den Marktplatz gezogen. Die Menge, welche stetig wuch», zog zuerst vor die Bezirkshauptmannschaft und dann zum Gefängniß. Die Gaffe zu demselben war jedoch von städtischer Wache abgesperrt, welche die Menge zur Ruhe mahnte. Nach stürmischen Rufen „Heil Hofer!" wurde der Rückzug angetreten. Vor dem Marktplatz verkündigte Abg. 0r. Reininger mit lauter Stimme den Beschluß der Raths kammer aus Aufhebung der Untersuchungshaft und die von der Staatsanwaltschaft dagegen eingeleiteten Schritte. Daran knüpfte Bürgermeister Ur. Gschier da« Ersuchen, sich zu zer streuen. Stürmische Heilrufe waren die Antwort. Anfänglich schien e», al« ob die Menge der Aufforderung Folge leisten wollte. Da erschienen aber zwei politische Beamte in Uni form, darunter ein sehr mißliebiger, und die« war da« Signal zu neuen Kundgebungen. Unter ohrenbetäubenden Rufen zog nun die Menge abermal» die Straßen auf und ab, und neuerlich zum Gefängniß, um sich schließlich wieder auf dem Marktplätze zu sammeln. Um lO Uhr jedoch wurde e« wieder ganz stille in der Stadt. Weder Gendarmerie noch Militär haben Veranlassung gefunden, cinzuschreitcn. Da» unermüd liche Wirken aller städtischen Organe und namentlich die per sönliche Einflußnahme de« Bürgermeisters trugen in erster Linie dazu bei, daß die Kundgebungen keinen stürmischeren Charakter angenommen haben. Die allgemeine Erregung ist unverkennbar." — Eger, 8. Septbr. Von der hier herrschenden furchtbaren nationalen Erregung zeugt ein Artikel der „Egerer Nachr.", welcher sich mit der Verhaftung de» Redakteurs Hofer beschäftigt. Wir geben daraus einige be sonder« bezeichnende Stellen wieder: „Nieder mit derRcgierung! Die Schweißhunde der Polackcnregierung sind mit unermüdlichem Eifer an der Arbeit, unser Volk durch freche Provokationen zum Aeußerstcn zu treiben ..... Denn da», was Herr Hofer in Leipzig sagte ist durchaus nicht seine persönliche Meinung, die Meinung eine« Einzelnen, e» war nur ein schwacher Ausdruck der unsäglichen Erbitterung eine» ganzen Volke«, eine« Vol ke», da» von Haß durchglüht ist gegen seine Tyrannen, die ihm seine Freiheit, seine nationalen Rechte, ja sogar die Gesetze seine» Vaterlandes stehlen wollen. . . . Und wenn uns nun die Tyrannen verwehren wollen, mit unseren Brü dern im Reiche Verständigung zu suchen, so lachen wir über dieses ohnmächtige Beginnen. Die Verhaftung Hofer» soll un» nun erst recht ein Ansporn sein, unsere Brüder im Reiche darüber aufzuklären, daß der Staat Oesterreich gegenwärtig unwürdig ist, in der Liste der europäisch regierten Staaten ausgezählt zu werden." — Daß durch solche Maßlosigkeiten der Sache, die man vertreten will, nur geschadet wird, sagt sich gewiß jeder besonnene Deutsche in Oesterreich, aber wir leben hier in einer Zeit, in welcher der Verstand gar oft mit der Leidenschaft durchgeht, und e» ist leider nicht zu hoffen, daß die Wogen de« nationalen Hasse« sich bald beruhigen werden. — England. Auf die Wichtigkeit de» Handelsver kehrs England» mit Deutschland weist ein Artikel im Septemberhest der „Contemporary Review" hin. E» wird hcrvorgehoben, daß Deutschland um bl) pCt. mehr Erzeug nisse au» Großbritannien und den britischen Kolönien bezieht, al» Großbritannien an deutschen Erzeugnissen. Wenn die Deutschen jede au« dem britischen Reiche eingesührte Waare in derselben Weise mit einem „»alle in tireal liritain" stempeln wollten, wie die Engländer für die deutsche Ein führung mit ihrem „»alle in lierinanz'" e» thun, dann würde sich Herausstellen, daß die Einfuhr au« Großbritannien nach Deutschland zu der au» Deutschland nach Großbritannien sich wie 3:2 verhält. Dazu sei der Handel Großbritannien» nach Deutschland größer al» der britische Handelsverkehr nach irgend einem anderen Lande; 22 pCt. de» gesammten britischen Handel» in Europa fallen auf Deutschland. Der Handelsverkehr zwischen Großbritannien einerseits u. Deutsch land und Belgien andercrseit» hat im Jahre 1885 den Werth von 87,200,000 L. (1,744,000,000 Mark), 1895 schon 1)9,000,000 L (2,380,000,000 Mark) betragen, da» bedeute eine Zunahme um 37 pCt., während der gcsammte Welt handel während desselben Zeitraum» sich nur um 16 pCt. gehoben habe. Schon au» diesen Gründen sei jede Vertrag»- bestimmung, die den Handelsverkehr zwischen den genannten Ländern hindere oder auch nur erschwere, verwerflich. Locale und sächsische Nachrichten — Leipzig. In der am Sonntage unter dem Vorsitze de» Hrn. Branddirektor« Weigand-Chemnitz Hierselbst abgc- haltenen Sitzung de» Lande»au»schussc« vom Landesverband sächsischer Feuerwehren wurde zunächst mitgetheilt, daß die Lande»brandkasse einen Barübcrschuß von 501,126 Mark erbracht habe. Von besonderem Interesse ist, daß der Verband im kommenden Jahre einen Feuerwehrfachkursu« in Chemnitz abhält, woran sich etwa 60 Mann au» allen Gegenden Sachsen» betheiligen, die praktisch al» Führer aulgebildct werden. Alle Au»schußmitglieder versprachen, den Kursu» nach besten Kräften zu fördern. Ferner wurde mitgetheilt, daß am ReIIung»werkc beim Hochwasser in Sachsen 6004 Mann betheiligt gewesen sind, die auf 170 Feuerwehren ver- theil! sind. Drei Feuerwehrleute sind bei diesen Rettung«- arbeiten um« Leben gekommen, zwölf Mann wurden mehr oder minder schwer verletzt. Geborgen wurden durch die Feuerwehrleute 1329 Personen, 17 wurden durch sie Ihat- iächtich vom Tode de» Ertrinken» gerettet. Durch die Hoch- fluth geschädigte Feuerwehrleute, die dem LandcS-Verbandc angehören, sollen au» dessen Rerservcfond» unterstützt und e» sollen Sammlungen zu ihren Gunsten veranstaltet werden. — Zwickau, 8. Septbr. Ferienstrafkammer II. In der heutigen Sitzung der zweiten Ferienstrafkammer wurde der au» Schönheide gebürtige, 30jährige Bürstcnarbeiter Franz Loui» Schädlich au« der Haft vorgeführt, um sich wegen eine» im wiederholten Rückfalle begangenen schweren Diebstahl» zu verantworten. Der Angeklagte, welcher wegen gleicher Vergehen schon mehrfach bestraft ist, war geständig, am 27. Juli d. I. in Schönheide in eine Wohnung einge brochen zu sein und darau« Kleidungsstücke im Wcrthc von 110 M. gestohlen zu haben. Er wurde wegen schweren Rück- fall-diebftahl« unter Annahme mildernder Umstände zu I Jahre Gefängniß und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust vcrurthcilt. Von der Gefängnißstrafc erachtete man 2 Wochen al« durch die erlittene Untersuchungshaft verbüßt. — Zwickau. Eine eigenthümiiche Erscheinung tritt bei der Wasserbeförderung au» den ersoffenen Schächten zu Tage. Während au» allen Schächten kalte» Wasser ge hoben wird, besitzt da» au« dem Falck-Schacht gehobene Wasser eine Temperatur von etwa 43" Celsiu». Wahrscheinlich hängt die» damit zusammen, daß bei der Wasserkatastrophc die in die Schächte eingedrungenen Wassermengen durch Bruch und Verschiebungen da« unterirdische Terrain so verändert haben, daß da« Unterirdische de» Falck-Schachte« von den umliegenden Schächten vollständig abgeschlossen worden ist. Da in genanntem Schacht von jeher sich bedeutende Brand felder befanden, ist da» Wasser jedenfalls durch dieselben auf diese hohe Temperatur gebracht worden. — Reichenbach. Die Speisung eine« Regi ment« Infanterie hat Dienstag Nachmittag auf dem Cenlralbahnhof Hierselbst stattgefunden und ist in musterhafter Weise bewerkstelligt worden. Da« Ganze war zugleich eine kriegsmäßige Uebung, welche ohne die Kücheneinrichlung der BahnhofSwirthschaft in Anspruch zu nehmen, erledigt werden mußte. Zu diesem Behufe kamen früh 2 Uhr 57 Min. mit dem Dresdener Personenzug ein Feldwebel und 8 Mann (Köche) vom k. s. Jnf.-Rgl. Nr. 177 in marschmäßiger Aus rüstung hier an und trafen die erforderlichen Maßnahmen. Da» Nachmittag» nachfolgende Regiment war mit Reis und Rindfleisch zu beköstigen. Da» Fleisch lieferten hiesige Fleischer meister. Der Rei» wurde dem Militärmagazin Zwickau ent nommen. l/,8 Uhr ging man an die Arbeit, um 10 Uhr begann da» Kochen gleichzeitig in vier zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellten Waschkesseln. Wa» kochgar war, wurde in bercitstehendc Wannen geschöpft und da» Kochen fortgesetzt. Aus diese Weise war bi» zum Eintreffen de» Militär-Sonder- zugc» die nothwendige Menge Fleisch und Rei» zum Ver speisen fix und fertig, so daß dann nur die kalt gewordene Speise mit der noch heißen gemischt zu werden brauchte, um da» Ganze in fertigem genießbaren Zustand der Mannschaft zu reichen. Jn»gesammt sind 874 Mann zu speisen gewesen. (Da» Regiment ist z. Z. nur zwei Bataillone stark.) Aus Len Mann wurden 170 Gramm Fleisch gerechnet. Dement sprechend wurden inSgesammt rund 150 Kilo Rindfleisch und 75 Kilo Rei» gekocht. Nachmittag» 3 Uhr 18 Min. traf der Sonderzug mit den beiden Bataillonen hier ein und legte am Drc»dener Perron an, an welchem entlang gefüllte Wasser eimer für die Mannschaften und Wasserbüllcn zum Tränken der Pferde für die Offiziere Aufstellung gefunden hatten. Auf da» Signal „Avanciren!" verließen die Mannschaften die Waggon» und nahmen mit Löffel und Feldkessel in der Hand korporalschastSweise vor den Wagen Aufstellung, um die Me nage zu fassen, welche — da» Fleisch in Stücke geschnitten in Eimern, der Rei» in Wannen — au» ihren Zubereitung»- stätten inzwischen herzugctragen worden waren. Der ganze Apparat funktionirte vortrefflich. Die Masscnspeisung der Mannschaften ging mit militärischer Ruhe und Ordnung vor sich. Der Aufenthalt währte eine halbe Stunde. Dann er tönte abermal« da« Signal, und Alle» bestieg wieder die Waggon« — ein Pfiff, und der mit zwei Maschinen bespannte Zug setzte sich in Bewegung, um diese« erst im vergangenen Frühjahr formirte Regiment dem Manöverterrain zuzuführen. — Lengenfeld. Seit Jahren werden die armen Beeren ja mm ler im Vogtlande und Erzgebirge von man chen Aufkäufern geradezu bewuchert und um einen erheblichen