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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 28.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189708285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970828
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-28
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Monat
1897-08
-
Jahr
1897
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in der Gastwirthschakt »Zeisig- aufgehallen und kamen Abend« 10 Uhr wieder dahin. E» war noch ein Gast, ein dortiger Gutsbesitzer, anwesend, der zur Bezahlung seiner Zeche ein Zwanzigmarkstück hinlegte. Der Buffetier, welcher der Schwa ger de« Wirthel ist, legte da« Geld in die Aassette. Gegen '/,ll Uhr sagte er den beiden noch anwesenden Fremden, »sie möchten nun nach Hause gehen, da er zumachen wolle." Darauf sagte der Eine: »Kommen Sie her, ich will bezahlen", und al« der Buffetier die Zahlung entgegennehmen wollte, zog Jener einen Revolver hervor und feuerte ihn auf den Buffetier ab. Letzcrer wurde glücklicherweise nur an einem Arm leicht verletzt; er flüchtete sich sofort nach der Küche. Auf den Schuß hin kam der Wirth herbei und auch auf diesen feuerte der Fremde einen Schuß ab, ohne jedoch zu treffen. Ehe noch jemand herbeikommen konnte, waren beide Fremde verschwunden. Der Bezirk«gendarm von Penig wurde sofort von dem Vorkommniß verständig«, und al« heute früh '/,8 Uhr drei Radfahrer au« Burgstädt am Gasthaus »Zeisig" vorüberfuhren, hielt dieser dieselben dort an, und gab ihnen, da sie die Absicht halten, nach Altenburg zu fahren, die Wei sung, der Altenburger Polizei von dem Raubmordversuch Kenntniß zu geben, da begründete Bermuthung vorliege, daß die Thäter nach Altenburg zu geflohen seien. Um 10 Uhr kamen die Radsahrer in Altenburg an und entledigten sich in gewissenhafter Weise ihre« Auftrage«. Dank den vom Po lizeiinspektor getroffenen Anordnungen war e« bereit« um V,N Uhr Vormittag möglich, den einen der beiden Fremden in Allenburg festzunehmen. Bei der Festnahme beobachtete der betreffende Schutzmann, daß ein andere« verdächtige« In dividuum etwa 50 Schritte dahinter herkam ; der Verdächtige ergriff sofort die Flucht, wurde aber von dem eben und zu rechter Zeit herb eigckommenen Peniger Gendarmen und drei Civilislen verfolgt, ketzeren gelang e«, den Flüchtling einzu holen; vor seiner Festnahme versuchte er noch, einen Schuß au« seinem Revolver auf seine Verfolger abzugeben. Da« Gewehr scheint jedoch versagt zu haben. So gelang c« denn, daß bereit« nach -/,11 Uhr Vormittag der zweite der beiden Verbrecher festgenommen wurde. — Reichenbach i. B. Eine AnsichtS-Postkarte au« Kamerun, datirt vom 13. Juli 1897, bekam ein hics. Herr. Auf derselben befinden sich drei farbige Ansichten, von welchen die eine eine Duallagruppe, die andere den Tanz der Dualla und die dritte eine vornehme Duallafrau vorstellt. — Markersbach bei Hcllendorf, 24. August. Einen lies betrübenden Eindruck, der sich nicht so leicht wieder ver wischen läßt, erhält man, wenn man durch da« Bahrathal > Nebenthal de« Gottleubathale«) wandert und Markersbach betritt. Oberhalb de« Dorfes hat der Bach tiefe und breite Gräben gerissen. Von der Chaussee sind an einigen Stellen nur schmale Streifen verblieben. Die Kirchhofsmauer ist an mehreren Enden auf längere Strecken fortgeschwemmt und die obere Spitze des Friedhöfe« mit 50—70 Grä bern ist gänzlich verschwunden. Der unterhalb de« Gottesacker» liegende Schulgarten ist ganz verwüstet. Hier sieht man, wie gewaltig da« Element gehaust hat. Starke Obftbäume sind von dem massiven Geröll wie Grashalme niedergedrückt, und an den widerstandsfähigen hingen Sarg- lheile und Kreuze. Da« Wasser stieg so hoch, daß in den Aesten eine« Apfelbaume« mehrere hervorgewühltc Särge hängen blieben. Für die Angehörigen der Abgeschiedenen war die« ein schauerliches Bild. Auch weiter abwärt» im Thale findet man in dem Geröll noch häufig Sargtheile, Todtcngebeinc und zerschellte Grabdenkmäler. Für die kleine Gemeinde (etwa 440 Seelens ist ein Schaden von 42,000 Mark erwachsen. — Ebersbach. Vor drei Jahren erfolgte aus hiesiger Flur in der 'Nähe der OberfriedcrSdorfer Kirche ein Mord an dem im 84. Lebensjahr stehenden, in den ärmlichsten Ver hältnissen lebenden Blattsetzer Hoffmann von hier. Der That verdächtig wurde damals der einzige Sohn de« Ermordeten, bei welchem der letztere am Abend vor dem Morde besuchs weise verweilte, gefänglich eingezogen, aber nach wohl einjähr iger Untersuchungshaft mangel« ausreichender Beweise wieder au« derselben entlassen. Genau an demselben Datum, an welchem die Unthat geschah, hat sich jetzt der in NiedersriederS- dorf ansässige Sohn de« Ermordeten in Gemeinschaft mit seiner Frau vergiftet. Man halte öfter« beobachtet, wie der Sohn an seine« Vater« Grabe knicend und händeringend verweilt hat. Da« am Sonntag Morgen die Wohnung be tretende Milchmädchen sand nun die Eheleute am Boden liegend vor. Während die Frau bereit» erstarrt war, gab der Mann noch Lebenszeichen von sich. Nach kurzem Kampfe trat auch bei ihm der Tod ein. — Die Tschechcnskandalc, wie sie jetzt sich fast täglich abspielen, haben sich, wie au« verschiedenen Orten be richtet wird, in neuerer Zeit auch in Sachsen wiederholt. Auch Geringswalde hatte am vorigen Sonnabend einen solchen Skandal. Bei einem Fabrikneubau fand da« »Richt oder Hcbesesl" statt. Au« diesem Grunde war den am Bau betheiligten Arbeitern bereit« zum Frühstück Bier, Zigarren re. geboten worden, wa» jedoch die Tschechen ablehntcn unter Ausdrücken, al« wie: »Mit die deutschen Hunde nicht trinke zu wolle." Da« weitere freche Auftreten der Tschechen ließ aber noch schlimmere« befürchten, und so wurden sämmtliche tschechischen Arbeiter durch den telegraphisch au« Waldheim herbeigerusenen Baumeister Mittag« nach Au«zahlung ihre« Lohne» entlassen. Drei derselben kamen jedoch Nachmittag« nochmal« aus den Bau, um Skandal herbeizuführen, wobei einer sogar mit gezücktem Messer auf den Maurerpolier eindrang. — Kürzlich ging eine Mittheilung durch die Zeitungen, in der e« al» ein neuer Fortschritt bezeichnet wurde, daß in Berlin da« Fahrrad jetzt auch bei der Feuerwehr ein geführt sei. Hierzu bemerkt der »Vogtländ. A." e« scheine, al« sei die »Provinz" in diesem Falle der Reichshauptstadt erheblich »über". Manche Dorffeuerwehren in Sachsen haben da« Fahrrad bereit« seit Jahren in ihren Dienst gestellt. Die au» benachbarten Dörfern zum Brandplatze fahrende Wehr sendet namentlich in der Nacht einen oder mehrere Radler vorau«. Diese haben etwaige Schwierigkeiten de« Wege« zurückzumelden, den besten ZusahrtSweg zur Brand stätte noch vor dem Eintreffen der Wehr au«zusuchen', die beste Gelegenheit, schnell Wasser zu bekommen, auszufinden und überhaupt auf der Brandstätte alle« vorzubereiten, um ein möglichst schnelle« Eingreifen der nacheilenden Hauptgruppe zu bewerkstelligen. Wer weiß, welche Schwierigkeiten nament lich in dunklen Nächten auf dem Land« oft zu überwinden find, ehe die Feuerwehr an eine Brandstätte herankommen kann, der wird jene Thätigkeit der radfahrenden Wehrleute schätzen. Amtliche Mittheiluugen aus «en Hitzungen des Htndtrnths j» chibe» flock. Sitzung vom 12. August 1897. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. Anwesend: 4 RathS- Mitglieder. Pfarrgutes nicht einzuwenden, nur giebt man dem Kirchenvorstande eine gefälligere Bauweise, alS. wie die vorliegende Zeichnung auf« weist, anheim. In der Baugenehmigung sollen Straßenbaubeiträge in Höhe von ca. 300 Mark und Scbleußenbaubeiträge in Höhe von ca. 70 Mark vorgesehen werden. Eine genaue Festsetzung der Beträge behält man sich jedoch noch vor. 2) Von dem Berichte über die Inspektion der hiesigen Feuerwehr nimmt ma,l Kenntniß. 3) Von dem Schreiben der Firma Liebold u. Co. vom 4. Aug. 1897 nimmt man Kenntniß, ebenso nimmt man genehmigend Kenntniß von der ausgefertigten Verbindlichkeitserklärung in Dorfbachüber- Protokolle mit Conditor Meichsner. 4) Bei dem Stadtbaumeister in Äue soll angefragt werden, ob er die Besichtigung und Begutachtung des unteren Wasserbassins vor» nehmen will, eventuell soll er damit beauftragt werden. 5) Der Rath schlägt vor, von einer Ergänzungswahl in den Abschätz- ungs- und Sparkassenausschuß an Stelle des verstorbenen Herrn Stadtverordneten Reuther für dieses Jahr abzusehen. 6) Von dem Gesuche des Gemeinderathes zu Deuben nimmt man Kenntniß. Es bewendet bei der bereits für die Ueberschwemmten veran stalteten Sammlung, deren Ertrag an das Landes-Comitö gesandt werden soll. 7) Für die bei dem Brande am 25. Juli in Blauenthal thätig ge wesenen Feuerwehrmannschaften wird eine Entschädigung von 15 M. 8) Von einer Bestrafung der bei der letzten Feuerwehrübung unent schuldigt gefehlten Mannschaften will man für dieses Mal noch ab sehen. Fernerhin soll jedoch unentschuldigtes Ausbleiben ohne Weiteres bestraft werden, wenn nicht die Entschuldigung spätestens noch am nächsten Tage, im Krankheitsfalle unter Beibringung eines ärztlichen Zeugnisses, erfolgt. 9) Der Vorschlag des Bauausschusses wegen Herstellung zweier Ein fallschächte in der Reugasse wird zum Beschluß erhoben. Vorher soll jedoch wegen Bewilligung außerordentlicher Mittel ein Kostenanschlag angefertigt werden. 11) Betreffs der Verbreiterung der Straße am Siechhause kann der Rath keine pekuniäre Verpflichtung zur Beschaffung von Areal hierzu anerkennen. 12) Auf das Gesuch der städtischen Beamten beschließt man, im OrtS- statut noch einen Paragraphen aufzunehmen, wonach einem Beamten, der am Orte zehn Jahre lang ohne wesentlichen Tadel sein Amt geführt hat, nicht nur zu dein Zweck gekündigt werden soll, um ihm die Pensionsberechtigung zu entziehen. 13) Für die Ueberschwemmten sollen auch von Seiten der Stadt Bei träge geleistet werden und zwar auf je 50 Einwohner 1 Mark. 14) Dem Turnverein hier wird zu seiner Jubiläumsfeier ein Beitrag von 100 Mark bewilligt. 15) Von der Verordnung, wonach für die kunstgewerbliche Bibliothek 1000 Mark gewährt worden sind, nimmt man Kenntniß. 16) Das Sedanfest soll in der üblichen Weise gefeiert werden. Außerdem kommen noch 2 innere Verwaltungsangelegenheiten, 2 Steuererlabgesuche, I Bausache und I Wasserausschußsache zur Er ledigung. die des allgemeinen Interesses entbehren, bez. zur Veröffent lichung nicht geeignet sind. Sitzung vom 16. August 1897. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. Anwesend: 4 Raths mitglieder. 1) Es wird Kenntniß genommen, daß die Fischereinutzung für 25 M. an Herrn Kaufmann Bodo vergeben worden ist. 2) Die Liste der unter das Schankstättenverbot zu stellenden Personen wird unter Genehmigung zur Mitentschließung an das Stadtver- ordneten-Collegium abgegeben. 3) Man nimmt Kenntniß von dem Anerbieten der Industrie- und Verwendung seiner Stiftung. 6) Ein Gesuch des Stellmachermeisters Unger um Belassung des von ihm ohne baupolizeiliche Genehmigung errichteten Schuppens wird 7j Dem Comit<- für die Unterstützung der Ueberschwemmten werden die Armenkassengebühren für das am 15. August 1897 stattgefun dene Wohllhätigkeits Concert erlassen. 8) Wegen Abänderung der Hauptleitung in der Theaterstraße soll erst ein Kostenanschlag aufgestellt werden. 9) Herr Stadtrath Commerzienrath Wilhelm Dörffel wird auf 4 Wochen beurlaubt. 10) Mit der Vergebung der Steinkohlenlieferung an Hilkner u. Krusch- witz in Zwickau erklärt man sich einverstanden. 2 Steuersachen, 4 Wasserausschußsachen und 2 Concessionsgesuche zur Erledigung, die des allgemeinen Interesses entbehren, bez. zur Veröffent lich» ng nicht geeignet sind. Referate über Sitzungen des chemeinderaths Schönheide. 1. Sitzung vom 14. Juli 1897. Der Gemeinderath nimmt Kenntniß von 1) einer Verordnung über Bewilligung einer staatlichen Beihilfe für die gewerbliche Fortbildungsschule auf das laufende Jahr, 2) der erfolgten Genehmigung eines anderweit aufgestellten Planes für den Krankenhausbau, O H Dorfbaches bez. der Straße bei Herstellung einer Wasserleitung unter den üblichen Bedingungen, beschließt 5) von der Veräußerung der neben der Post gelegenen Gemeindewiese zur Zeit abzusehen, 6) die Erneuerung der Bachüberwölbung entlang des ehemals Bischoff- berger'schen Grundstücks erst im nächsten Jahre vornehmen zu lasten, beauftragt 7) mit der Besetzung der frei werdenden Kassenassistentenstelle den Spar- kassenausschuß, begutachtet 8) zwei Gesuche um Uebertragung von Conzessionen zum Kleinhandel mit Branntwein und 9) erledigt mehrere Angelegenheiten, welche bez. zur Zeit eine- öffent lichen Interesses entbehren. 2. Sitzung vom 18. August 1897. I) ES Wird Kenntniß genommen von u. der Unterbringung der unverehelichten Rosa Sippach in die Bezirksanstalt, wasser ^eschädigten^(83?> M.)^ es d 2l Die 1896er Rechnungen über l'. die Porststiftung, c. die VolkSbibliothek werden richtig gesprochen, nachdem sie vom RecbnungsauSschuß geprüft worden und hierbei Erinnerungen nicht zu ziehen gewesen sind. 'S) Auf eine neuerdings von Herrn Gottlieb Friedrich Kunzmann und Genoffen bei der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg gegen Ein ziehung deS an der Stützengrüner Straße über die Schlesinger'schen und Oschatz schen Wiesen getretenen FußstegeS gerichtete Eingabe, in welcher die betreffenden Petenten selbst zugeben, das jener Steg al- öffentlicher Weg nicbt bestanden hat, beschließt man, anzuzeigen, daß für die Gemeindevertretung kein Anlaß zu irgend einem Vorgehen gegeben sei. 4) Einem von den vereinigten Arbeitgebern der Bürstenbranche ringe- reichten Gesuche gemäß soll bei eintretender Gelegenheit auf ver änderte Zusammensetzung der Commission zur Einschätzung für die Staatssteuer hcngewcrkt werden. 5) Zu der beabsichtigten Unterbringung des der Verwahrlosung ausge setzten Knaben Franz Georg Stephan in die LandeSerziehungsanstalL BräunSdorf wird Genehmigung ertheilt. 6) Die Besitzerin der in der Nähe deS Bahnhofes Eibenstock im hiesigen Gemeindebezirke gelegenen Unger'schen Holzschleiferei hat sich zur Freigabe ihrer Muldenbrücke für den öffentlichen Verkehr bereit er klärt, an diese Freigabe jedoch u. A. auch die Bedingung geknüpft, daß die bauliche Unterhaltung der Brücke von den betreffenden Ge meinden übernommen werde. Im Hinblick darauf, daß die hiesige Gemeinde an der Erlangung einer öffentlichen Verbindung zwischen den beiden Muldenufern an jener, vom hiesigen Orte beinahe eine Stunde Weges entfernt liegenden Stelle kein Interesse hat, wird die Uebernahme der Unterhaltung diesseits abgelehnt. Dagegen bewilligt man für den Fall, daß die in erster Linie interessirte Gemeinde Unterstützengrün zur Unterhaltungsübernahme bereit sein sollte, eine schon früher in Aussicht gestellte laufende Beihilfe nach Höhe von 25 Mark jährlich. Auf der Wanderschaft. Original Erzählung au« der sozialen Bewegung der Gegenwart. Von Th. 8 chmidt. ll». Fortsetzung;. Fritz Woller« hörte ausmerksam zu und beobachtete dabei da« Gesicht de« oben auf der Bühne sitzenden Leiter« der Versammlung. Da saß der Mann, dessen Gewissen ein Mein eid belastete und der seinen Vater um den größten Theil seine« Vermögen« betrogen hatte, inmitten achtbarer Bürger der Stadt und alle vertrauten ihm da« Amt de« Vorsitzenden an und fühlten sich geehrt, wenn der reiche Fabrikant ein Wort, eine Frage an sie richtete. Sein glatte«, feiste«, ge- röthete« Antlitz schmunzelte fortwährend vor Behagen über die scharfen Angriffe, welche der Candidat gegen die »un ruhigen Köpfe und Quertreiber" richtete und seine kurzen, dicken Finger spielten mit der breiten, goldenen Uhrkette auf der weißen Weste. Wenn er daran dachte, wie dieser Mann dem lieben Gott den Tag abstahl (in der Fabrik ließ er sich nur alle acht Tage einmal sehen), wie dagegen sich seine Ar beiter bei täglich zwölfstündiger Arbeit in der rußigen und übeldunstenden Fabrik für einen jämmerlichen Lohn plagen und mühen mußten, dann überkam ihn eine dumpfe Wuth und da« Verlangen, auf die Bühne zu eilen und diesem Menschen die Maske vor dem glatten Gesicht wegzureißen und ihn der Verachtung feiner Mitmenschen Preis zu geben. Wenn er mit Rücksicht auf da« ungeheure Aufsehen, welche« der Fall erregen würde, bislang noch gezögert hatte, gegen ihn vorzugehen, so kam er jetzt zu der Ueberzeugung, daß er damit nicht länger warten dürfe; er glaubte e« allen denen schuldig zu sein, die in Schilling den Ehrenmann sahen, wäh rend sic doch nur einem gewissenlosen Schurken ihr Vertrauen schenkten. Er sah seinen Vater auf dem Krankenbette, aus da« ihn der verlorene Prozeß gestreckt hatte, er hörte noch da« herzzerreißende Schluchzen seiner sanften Mutter, al« sie den au» Gram um da« verlorene Vermögen u. den Verlust auch de« Ansehen» seiner Mitmenschen gestorbenen Vater hinaustrugen zur letzten Ruhe. Er war damals nur erst siebenzchn Jahre alt, aber er fühlte e« trotzdem, daß an sei nem Vater ein himmelschreiende« Unrecht begangen worden war, indem man dem gewandten Geschäftsmann mehr Glau ben schenkte, al« dem kleinen Handwerker. Und wie dieser Mann dort damals die Pläne de« Vater» jählings zerstörte und diesem sorgenvolle Stunden bereitete, so hatte er auch seine, de« Sohne« Pläne, wenn auch ohne Wissen, noch ein mal zerstört, indem er ihm zehn Jahre später die Braut ent riß und zu seinem Weibe machte. Wolter« war ein edler Charakter, aber er war auch nur ein Mensch, dessen Blut heiß aufwallen und Vergeltung fordern konnte. Al» er beim Anblick de- Manne« alle jene Erinnerungen wieder auf sich einslürmcn sah, da packle e« ihn mit unwiderstehlicher Ge walt, sich an dem Manne dort zu rächen. Und kaum hatte der Redner geendet und Schilling gefragt, ob Jemand noch zu reden wünsche, da erhob er sich u. meldete sich zum Wort. Wie er durch die dichtgedrängte Volksmenge bi« zur Bühne gekommen, wußte Wolter« nicht. Er stand plötzlich Auge in Auge seinem Feinde gegenüber und diesem schwand vor seinem düsterglühenden und durchbohrenden Blick einen Moment da« kalte, verbindliche Lächeln vom Antlitz. Erst al« Wolter« sei nen Nlamen nannte, verzog Schilling sein Gesicht zu einem neugierig-freundlichen Staunen. „Sieh da — also Sie sind Wolter«, der neue Schlosser gesell in meiner Fabrik, von dem mir Herr Brauer so viel LobenSwerthc« zu erzählen wußte," redete Schilling den ihn um Haupteslänge überragenden, stattlichen Mann leise an. »Aber wozu wollen Sie denn reden? Sie sind ja doch kein Gegner unserer Partei." Wolter« war inzwischen wieder Herr seiner Sinne ge worden. Ja, wozu stand er hier plötzlich auf der Redner bühne? Da«, wa« er mit diesem Manne abzumachcn hatte, eignete sich doch durchau« nicht zu einer Auseinandersetzung vor der Versammlung! Nein — so ging'« nicht. Schnell gefaßt, antwortete Wolter«, daß er einige« Wesentliche, wa« der Herr Candidat zu sagen vergessen habe, nachzuholen ge denke. »Nun, meinetwegen mögen Sie reden, die Versammlung ist ja eine öffentliche, aber ich mache mit 'Niemand betreff« der Zeitfrist eine Ausnahme," ließ sich Schilling laut vernehmen. Wolter« trat hieraus langsam und bedächtig hinter den kleinen Tisch dicht vor der ersten Sitzreihe und sammelte schnell seine Gedanken, lieber der Versammlung lagerte eine nach der eben durch häufige Zwischenrufe oft gestörten Rede auffällige Ruhe. Nur leise stießen sich diejenigen an, welche Wolter« noch nicht kannten und fragten, wer der Fremde sei. »Ein Schloffergesell — natürlich Sozialdemokrat," so ging e« unter den Nichtwiffcnden von Mund zu Mund, während sich die Arbeiter au« der Schilling'schen Fabrik die Hälse au«rcckten und schmunzelnd einander zuraunten. »Na, der Wolter« wird den noblen Herrn da oben aber die Leviten lesen, der »ersteht«!" »Meine Herren," begann Wolter« jetzt, »der Candidat für den hiesigen Wahlkrei«, Herr Sander, hat im Beginn seiner Rede darauf hingewirsen, daß jeder deutsche Mann für die neue Militärvorlage, welche die Regierung zur Aufrecht erhaltung de« militärischen Gleichgewicht« unseren Gegnern im Westen und Osten gegenüber eingebracht hat, stimmen müsse. Er hat damit feiner Ueberzeugung Auldruck gegeben und diese Ueberzeugung ist auch die meinige, obschon ich und alle Gleichgesinnten un« nicht verhehlen, daß die Opfer, welche diese Vorlage dem Lande auferlegen, wiederum recht schwere sind. Hoffen wir, daß e» für absehbare Zeit die letzte der artige Vorlage ist. Wenn ich mit dem Herrn Eandidaten in dies dau He> weg gew mit daß tisch lich ung tige da sing For zum ein mit dige Mei hohi Inn Bel: ten, Sta die Wu> schrc und mit! neue Boh Mk. > Zuss Unir Kops kenhi die t ken; Dan ihren weig könnt stclltt Da« sie dt geben e« is dem e« zn wärt: Dave Milli auf t reich- Milli 400 ! 0dl mi fas: lm Sä die 3 ein be Lieb! von dieselb: festigt die Ha in der stock ui uzte m: Sanzer Vor Hause i zu vern
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