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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 26.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189708265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970826
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-26
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Monat
1897-08
-
Jahr
1897
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fahren. Sollten die Verbrecher Ausländer, die mit den Aller höchsten Reisedi»positionen und den deutschen Etsenbahnein- richtungen nicht vertraut waren, gewesen sein, so bleibt immer hin die Bermuthung berechtigt, daß dieselben angenommen hatten, wie in Frankreich, Belgien, Italien re. würde auch bei un» auf dem linken Gleise gefahren und der kaiserliche Zug würde erst um die Stunde de« Unglück» den Thalort pasfiren. — Die Staatsanwaltschaft hat eine Belohnung von 3000 M. aus die Ermittelung de» Schuldigen ausgesetzt. — Oesterreich-Ungarn. Asch, 22. August. Der deutschnationale Partei- und Volk«tag in Asch hat, nachdem er verboten, bedingungsweise gestattet und wieder verboten war, doch staltgefunden. Mehr al» 15,000 Menschen nahmen daran Theil, mindesten» ein Drittel Reichsdeutsche au« Bayern und Sachsen darunter. Obwohl die Stadt von tschechischen Gendarmen wimmelte, denen von der Bürgerschaft kein Bissen Brod und kein Tropfen Bier, ebensowenig wie Quartier gewährt wurde, gelang e» bereit» gestern Abend, eine geschlossene Versammlung im Restaurant Schumann ab zuhallen, in der Bürgermeister Schindler von Asch und Re dakteur Tin» von der „Ascher Zeitung" sowie zahlreiche andere Redner zum Widerstand bis aus« Aeußerste aufforder ten. Der Sonntag Vormittag verlies ruhig und gab Gelegen heit zu einer Besichtigung der Stadt, in der, abgesehen von den staatlichen Gebäuden, nicht ein Hau» de« Fahnenschmuckes in Schwarzrothgold oder Schwarzweißrolh entbehrte. Die „Wacht am Rhein" u. „Deutschland, Deutschland über alle»" ertönten vermischt mit den zum nationalen Erkennungszeichen gewordenen „Heil"-Rusen ununterbrochen au« der dichtge drängten Menschenmenge. Am Nachmittag ging es über die bayerische Grenze nach Wildenau, wo die RcichSrathSabgeord- neten Iro, Schlicker und Bürgermeister Schindler sprachen und eine geharnischte Resolution gegen BadeniSmu« und Tschechenthum angenommen wurde. Als darauf der bayerische BczirkSamtSassessor von Rehau die Fortsetzung der Versamm lung verbot, wurde der Ort der Zusammenkunft unmittelbar an die Grenze verlegt, wo, zwischen den Grenzpfählen stehend, Herr Iro die eigentliche Programmrede hielt, betonend, daß die Deutschen niemals den Boden der Gesetzlichkeit verlassen, im klebrigen aber bi» zum letzten Blutstropfen auSharren würden. Für die Reich-deutschen sprachen Dr. Neander- Netzschkau sowie Redakteur Kattcnstädt au« Hof. — Bei der Rückkehr in die Stadt unternahm die Gendarmerie, im Ganzen über 150 Mann stark, mit vier Offizieren, sieben glücklicher Weise unblutige Bajonnetangriffe gegen die wehrlose Menge, worauf sich dieselbe nach und nach zerstreute. Abend» 8 Uhr traf au« Eger ein Bataillon Landwehr ein. Die Mann schaften blieben die Nacht über in den Eisenbahnwagen auf dem Sladtbahnhos zur Bereitschaft gestellt, doch sind ernstliche Ruhestörungen nicht vorgekommcn. — Pilsen, 23. August. In Folge de» hier abgehalte nen Socolseste» fanden den ganzen Tag über Zusammenstöße zwischen Tschechen und Deutschen statt. Abends nahmen dieselben einen derartig bedrohlichen Charakter an, daß In fanterie und Cavallerie von der blanken Waffe Gebrauch machen mußte. — Prag, 23. August. Bei der heute statlfindendcn Parteikonferenz der Deutsch-Böhmen wird ein Beschluß ge faßt werden, die Wiener Confercnz nicht zu be schicken. Gleichzeitig wird eine Resolution beschlossen de» Inhalt», bevor nicht die Sprachenvcrordnung ausgehoben sei, weder mit der gegenwärtigen noch mit der kommenden Re gierung in Verbindung zu treten. — Wien, 23. August. Infolge der fortgesetzten natio nalen Exzesse und nachdem die Aussichten auf ein Zustande kommen cer AuSgleichkonferenzcn sich vermindert haben, soll die Regierung fest entschlossen sein, mit den schärfsten Maß regeln vorzugehen, eventuell über Böhmen den Ausnahme zustand zu verhängen. — Rußland. Präsident Faure ist am Montag Mit tag im Hafen von Kronstadt eingctroffcn. Kaiser Nikolaus war ihm aus seiner Jacht „Alexandria" entgegengefahren. Großfürst Alexis holte den Präsidenten an Bord derselben, wo sich alsdann der Zar und Faure mit Küssen begrüßten. Die „Alexandria" lras mit dem Gaste und seinem Gefolge in Peterhof ein, wo die Jacht mit 31 Kanonenschüssen begrüßt wurde. Nach der Vorstellung bei der Zarin und den Mit gliedern der kaiserlichen Familie sand ein Frühstück zu 34 Gedecken statt, bei dem der Zar folgenden Trinkspruch auS- brachte: „Ich empfinde ein ganz besondere» Vergnügen, Sie willkommen zu heißen, Herr Präsident, und Ihnen für Ihren Besuch zu danken, welchen ganz Rußland mit lebhafter und cinmüthiger Freude ausnimm«. Die reizvolle Erinnerung der kurzen, im vorigen Jahre in Frankreich verbrachten Tage bleibt unauslöschlich in meinem Herzen, wie in demjenigen der Kaiserin eingegraben. Gerne hoffen wir, daß Ihr Aufent halt unter un» und die Aufrichtigkeit der Gefühle, welche er erweckt, die Bande der Freundschaft und der tiefen Sympa thie nur noch enger werden knüpfen können, welche Frank reich und Rußland vereinigen. Ich trinke auf Ihre Gesund heit, Herr Präsiden«, und aus die Wohlfahrt Frankreich«." Präsident Faure erwiderte mit folgendem Trinkspruche: „Ew. Majestät hatten die Güte, an die zu kurzen Tage zu erinnern, welche Ew. Majestät mit Ihrer Majestät der Kaiserin im letzten Oktober in Pari» verbracht haben. Ganz Frankreich hat seinerseit» die wärmste Erinnerung daran bewahrt. Dem tiefen Gefühle der ganzen Nation entsprechend, kommt der Präsident der Republik in die Hauptstadt de» Reiche» Ew. Majestät, um die so mächtigen Bande zu bekräftigen u. noch enger zu knüpfen, welche unsere beiden Länder vereinen. In dem ich den Boden Rußland» in dem Augenblicke betrete, wo da« Herz der beiden Völker im Einklang schlägt in dem gleichen Gedanken der gegenseitigen Treue und de« Frieden», erhebe ich mein Gla» zu Ehren Seiner Majestät de» Kaiser» aller Reußen, Ihrer Majestät der Kaiserin u. ganz Rußlands." — Mehr kann Deutschland, weniger Frankreich nicht verlangen. Locale und sächsische Nachrichten. - Eibenstock, 25. August. Am nächsten Sonntag und Montag feiert der hiesige Turn-Bercin da« Fest seine« 50jährigen Bestehen». Um dasselbe seiner Be deutung entsprechend zu begehen, hat der hiesige Verein zahl reiche Einladungen an die Nachbarvcreine sowie an entfernter wohnende Turnerschaften ergehen lasten. E« wird in diesen Tagen aller Vorau»sichl nach also eine große Anzahl Festgäste in unserer Stadt weilen und erscheint e» un» daher ange messen, auch an dieser Stelle an die Einwohnerschaft die Bitte zu richten, durch Schmückung der Straßen und Häuser da« Fest verschönern zu helfen. Fichten für die Dekoration werden von Sonnabend Mittag 1 Uhr im Schulgarten zum Selbst kostenpreis abgegeben. Auch wird e« sich jedenfall» noth- wendig machen, einen Theil unserer Bürgerschaft um Ge währung von Freiquarlieren für fremde Turner zu bitten. Gleichzeitig wollen wir noch diejenigen Straßen erwähnen, welche ter Festzug berühren soll. Ausstellung desselben in der Schulstraße, darauf passirt der Zug die Hauptstraße, Schneebergerstraße, Forststraße, Albertplatz, Obere Crottensee- straße, Mohrenstraße, Aeldstraße, Albertstraße, Poslstraßc, Post platz, Bergstraße, Wiesenstraße, Vordere Rehmerstraße, Loh gasse, Theaterstraße, Brcitestraße, Neumarkt, Winklcrstraße bi» zur Brücke, Langestraße, Brühl, Aeußere Aucrbacherstraße, Innere Auerbacherstraße, Schulstraße. Möchte sonniges Wet ter dem Feste beschiedcn sein, damit die wochenlangen Zurüst ungen zu demselben durch gute» Gelingen gekrönt werden. — Eibenstock, 24. August. Im Frühjahr 1896 rich teten die Städte Eibenstock und Kirchberg Eingaben an die Ständeversammlung, in welchen erstere um Herstellung einer Normalspurbahn von Eibenstock nach Reichenbach und letztere um eine solche von Wilkau über Kirchberg-Sau- perSdorf nach einem Punkt der Bahnlinie Zwickau-Falkenstein baten. Da beide Eingaben in enger Beziehung zu einander standen, wurde» sie zu gemeinsamer Behandlung an die Ver- kehr-kommission verwiesen. Am 27. d. M. wirb nun der Verkehr»au»schuß eine Wagensahrt von Eibenstock nach Reichen bach behufs Besichtigung de» Gelände» für die pro- jektirtc Bahnlinie veranstalten, wozu die Herren Handel»- kammermitglieder Bahmann, Kramer, Ncidthardt und Rudolf ebenfalls Einladungen erhalten haben. Die Bahnlinie von Eibenstock und Kirchberg soll bei Hartmannsdorf zusammen und dann oberhalb Lengenfeld etwa bei Jrfer»grün in die Zwickau-OelSnitzer Bahn einmünden. Die Erfüllung der von Kirchberg und Eibenstock gehegten Wünsche ist aber nur mög lich, wenn die Herstellung der Bahn direkt zwischen Reichen bach und Lengenfeld durch den Hein-dorfer Grund erfolgt ist, da sonst der gewünschte Anschluß an die Linie Leipzig- Hos nicht oder doch nur auf dem Umwege über Mylau er reicht wird. — Schönheide, 23. August. Der freundlichen Ein ladung unserer beiden Gesang-Vereine „Liederkranz" und „Männcrgesangverein" zur Theilnahme an einem gestern Nachmittag im „Gambrinu»"-Saale stattgefundenen Gesang»- Commerse hatten folgende Vereine mit zahlreicher Mitglieder zahl entsprochen: „Arion" in Schönyeiderhammer, „Stimm gabel", „Orpheus", „Licdcrkranz" in Eibenstock, „Liedertafel" in Rautenkranz und „Liedertafel" in Carlsfeld. 'Nach dem schönen BegrüßungSgesange „Gott grüße Dich" der hiesigen Vereine u. nach der im 'Namen derselben erfolgten herzlichen Begrüßungs-Ansprache des Herrn Kausm. Herm. Kleinhempcl wurde der GesangS CommerS eröffnet. Herrliche Chor- sowie Gesänge der einzelnen Vereine ertönten und legten Zeugniß von der SangeSkunst der anwesenden Sänger ab. Der nächste, dritte Gesang» Commer» wird in Eibenstock stattfinden, wäh rend Rautcnkranz die Ehre hat, die GesangS-Commcrse in hiesiger Gegend ins Leben gerufen zu haben. Die Gast-Ge sangvereine sprachen ihren hiesigen Bruder-Vereinen für ihre freundliche Aufnahme den herzlichsten Dank au» und schieden, nachdem auch Herr Kleinhempcl im Namen der hics. Vereine allen Erschienenen für ihre zahlreiche Anwesenheit besten» gedankt hatte, mir einem kräftigen dreimaligen „Lied hoch!" — Dresden, 24. August. Der König von Siam lras heute Vormittag mit Gefolge hier ein. König Albert sowie die Prinzen Georg, Johann Georg und Albert waren zur Begrüßung auf dem Bahnhofe erschienen. Die beiden Könige uinarnuen und küßten sich wiederholt. Nach Abnahme der Parade über die vor dem Bahnhofe ausgestellte Ehren kompagnie begaben die hohen Herrschaften sich in offenem Wagen naey dem schlosse, woselbst der König von Siam die Königin und die Prinzessin Mathilde begrüßte. Abend» fin det eine Gala'asel statt und nachher ist der Besuch der Oper in Aussicht genommen. — Leipzig. Ueber da» Recht der Presse, öffentliche Uebelstände zu besprechen und zum Gegenstand ihrer Kritik zu machen, hat da« Reichsgericht ein für die gejammte Presse wichtige» Urtheil gefällt, indem darin der Presse da« Recht zuerkannt wird, Uebelstände zur Sprache zu bringen. Einer seits werden dadurch der Behörde solche bekannt gegeben, anderseits wird ein gewisser moralischer Druck aus die vor gesetzten Behörden auSgeübt, eine Untersuchung einzuleiten, eventuell eine Abhilfe herbeizuführen. Rügen in der Presse über wahrgenommene Mißstände handeln in Wahrnehmung de» berechtigten Interesse», da» jeder Staatsbürger daran hat, daß solche Uebelstände nicht vorkommen. — Chemnitz, 24. Aug. Heute wurde hier am Hellen Tage u. in verkehrsreicher Gegend der Stadt ein Attentat aus einen Geldbricfträger ausgeführt. Gegen '/«5 Uhr stach der >9 Jahre alte Kommi« Paul Curt Mauersberger au» Stelzendorf, z. Z. in Chemnitz, den 40 Jahre alte» Geld briefträger Karl Otto Sieber, der sich eben in der Haus flur de» Restaurant« „Ast", Poststraße 77, befand, mit einem dolchähnlichen Messer in den Rücken. Sieber, der schwer verletzt wurde, stürzte mit dem Rufe: „Hilfe, Mörder!" auf die Straße und konnte sich noch, trotzdem ihm da» Messer bi» an» Heft im Rücken saß, eine Strecke nach der Nikolai- Brücke zu fortbewegen, dann aber sank er nieder. Der Mord bube, welcher die Flucht ergriffen hatte, wurde von Straßen passanten auf der Stollbergerstraße in der Nähe der Nikolai- kirche festgenommen und der Kriminalabtheilung de« Polizei amt» übergeben. Der schwerverletzte Briefträger Sieber wurde nach dem Stadlkrankenhau« tran«porlirt. Obwohl die Lunge mit verletzt ist, soll doch Hoffnung vorhanden sein, ihn, wenn sich nicht ungünstige Komplikationen Heraurstellen, am Leben zu erhalten. Die Leibc«visilation de« Berbrecher« bei der Kriminalpolizei ergab, daß der gefährliche Mensch in seiner Hosentasche auch noch ein aufgeklapptc« Taschenmesser hatte. Nach Lage der Sache liegt zweisello« Raubmordversuch vor. — De« Weitereiz wird dem „Lhemn. Tgbl." von wohlinsor- mirter Seile folgende» mitgethcilt: »Da« Verbrechen scheint gut vorbereitet gewesen zu sein, denn heute Vormittag hatte der Bezirk«briesträger, welcher da« Hau« Poststraße 77 mit zu bestellen hat, eine Briessendung an den Mörder unter dessen fingirtcm Namen Guido Mittnacht abzugebcn, wobei er von diesem die Weisung erhielt, auch weiter eingehende Send ungen in seinem Zimmer, Poststraße 77, l, abzuliefern. Am Mittag lieferte der Verbrecher selbst einm an Guido Mitt nacht gerichteten Werthbries beim Postamt 1 auf, der ihm indessen, wie angenommen werden muß, wegen fehlender Au»< wei-papiere nicht au«gehändigt worden ist. Geldbriefträger Sieber, dem der Name Mittnacht fremd war, erfuhr von dem Bezirklbriefträger, daß bereit« eine Briefsendung unter demselben Namen au«geliesert worden war. Er begab sich Nachmittag« in der 5. Stunde in Begleitung de» Dienst mädchen» der Gastwirthschast „zum Ast" in da« Zimmer Mauer«berger« und ließ vorsichtiger Weise die Zimmerlhürc offen, die jedoch von Mauersberger wieder zugemacht wurde. Nach gar nicht langer Zeit stürzte Mauer«berger au« dem Zimmer herau«, al«bald darauf der Briefträger Sieber, laut rufend: „Hilfe, Mörder!" Gelungen ist c« dem Mauer«- berger nicht, sich irgend eine Sendung oder bare« Geld an zueignen. — Kirchberg, 23. August. Ein große« Doppel feuer, wie e« hier lange Zeit nicht vorgekommen, war am letzten Sonnabend 'Nacht gegen 12 Uhr im Weichbilde der hiesigen Stadt auSgebrochen. Dasselbe äscherte in Kalthausen da» Günther'schc und Pampcl'schc Stadtgut mit sämmtlichen Wohn-, WirthschaftSgebäuden und Scheunen vollständig ein. Vernichtet sind sämmiliche Erntevorräthe, viele Wirlhschaft«- geräthe, zahlreiche« Mobiliar u. s. w. Da« Vieh konnte in beiden Gütern zum Glück noch rechtzeitig gerettet werden. Obwohl die Besitzer, wie man erzählt, versichert hatten, sollen sie beide trotzdem sehr großen und herben Verlust erleiden. Günther halte seine Scheune in diesem Jahre erst neu auf bauen lassen. Da da» Feuer au« den Scheunen der beiden Gehöfte ganz zu gleicher Zeit hervorbrach, so nimmt man allgemein an, daß dasselbe nur durch böswillige Hand an gelegt worden sein kann. — Bautzen, 21. August. Der durch den Ostritzer Mord berüchtcte Joses Bittner au» JohnSdorf in Böhmen, welcher sich zur Beobachtung seine» Geisteszustände» längere Zeit in der Landesanstalt zu Waldheim befand, weilt feit einiger Zeit wieder im LandeSgesängniß zu Bautzen; er wird jedoch dem Vernehmen nach nicht vor da« Schwurgericht ge stellt, sondern seiner HeimathSbehörde zur Unterbringung in eine Irrenanstalt überwiesen werden. — Schandau. Was sich die Tschechen glauben sogar in unserem deutschen Vaterlande herauSnehmen zu dürfen, geht au» folgendem Vorfall hervor, welcher der „Wacht" mil- gctheilt wird: In dem Hotel „Zum Anker" in Schandau, Besitzer Karl Prätoriu», blieben im Lause voriger Woche drei Herren au» Prag über Nacht. Auf die von ihnen an den Wirth gerichtete Frage, wa» er für Biere führe, ant wortete letzterer: Münchener, Böhmisch und Dresdner Lager bier. Al« die Fremden weiter frugen: Wa» ist da» für Böhmisch? erhielten sie zur Auskunft „Liebotschaner". Da rauf äußerten die Tschechen: Wa», Liebotschaner, das ist ja ein deutsche» Bier, haben Sie kein bürgerliche» Pilsener, wir trinken nur tschechische Biere! Um Aussehen in dem gefüllten Gastzimmer zu vermeiden, hat der Wirth diesen Herren nicht sofort, aber am anderen Morgen den Standpunkt ordentlich klar gemacht und ihnen schließlich gesagt, daß c» ihm lieber gewesen wäre, sie hätten sein Hotel nicht betreten. Der Tscheche will auch in Deutschland nur tschechische Biere trinken, der Deutsche aber verschmäht seine heimischen Biere. Ja, der deutsche Michel liebt noch immer da» Ausländische! — Die Herb st Übungen der Divisionen Nr. 23 und 24 finden im Erzgebirge und Vogtland dergestalt statt, daß die 23. Division in den AmtShauptmannschafren Plauen, Auerbach und OelSnitz, die 24. Division in den AmtShaupt- Mannschaften Zwickau und Schwarzenberg üben. Bei beiden Divisionen finden die Brigademanövcr vom 9. bi» 13. Sep tember, die DivisionSmanövcr vom 14. bis 18. September, da» Korpsmanöver am 21. und 22. September statt. — Eine in da« Krankcnkassenwcsen tief einschnei dende Entscheidung ist vor kurzer Zeit vom Reichsgericht ge fällt worden, wonach Plomben für die Zähne künftig zu den von den Krankenkassen zu gewährenden Heilmitteln zu rechnen sind. Während bisher seitens der Kassen lediglich Zahn extraktionen uud nur in einzelnen, sehr seltenen Fällen, wo eine Gefährdung der Gesundheit durch den Mangel an Zähnen zu befürchten war, ein theilweiser Zahnersatz geleistet wurde, müssen die Kassen nunmehr die Kosten anstandslos tragen, da, wie die Entscheidung ausführt, die Erhaltung der Zähne von großem Einfluß auf die Gesunderhaltung de» menschlichen Organismus ist. Auf der Wanderschaft. Original-Erzählung au« der sozialen Bewegung der Gegenwart. Von Th. Schmidt. tlS. Fortsetzung). .Da« war recht! Ich kann Dir im Vertrauen mittheilen, daß Herr Brauer mit den Sozialdemokraten in der Fabrik endlich aufzuräumen gedenkt; e» sollen in nächster Zeit noch verschiedene von ihnen entlassen werden. Doch nun zu Dir: Willst Du morgen die Ausseherstelle übernehmen. „Ich will e» ja gern, aber ich bin nicht Herr über mich; wenn mich da» „Trinkfieber" befällt, dann bin ich für meh rere Tage zu nicht» fähig. Und al« Aufseher muß ich doch immer am Platze sein. O Du kennst meinen Zustand noch nicht recht. Ich muß trinken! Wie ost bin ich schon im Be griff gewesen, mir eine Kugel durch den Kopf zu schießen und nur der Gedanke an meine Kinder hat mich bislang davon zurückgehalten." E» war inzwischen dunkel geworden. Der Frau Sommer, welcher draußen in der Küche vorhin bei dem Toben ihre» Manne» angst und bange geworden war, kam die darauffolgende Stille im Zimmer erst recht verdächtig vor. Leise wagte sie jetzt die Thür zu öffnen und in da» Zimmer hineinzuspähen. „Kommen Sie nur herein," rief Wolter», .da» Gewitter, welche« sich über Ihrem und meinem Haupte entlud, hat weiter keinen Schaden, al» die zerbrochene Waffercaraffe an gerichtet. Ich muß mich jetzt für einige Augenblicke entfernen, Ihr Mann giebt vor, an einer unheilbaren Krankheit zu lei den, gegen welche ich ein Mittel weiß, daß ich holen gehe. Unterdeß magst Du, Willy, Deine grau über mich ein Wenig unterhalten." — E« waren kaum zehn Minuten verstrichen, al« Wolter» wieder im Zimmer, in dem Frau Sommer bereit« eine Lampe angezündet hatte, erschien. Sommer saß neben seiner Frau auf dem verschlissenen Sopha; er war offenbar mit der Er zählung von seinem alten Schulkameraden noch nicht fertig, denn er ries Wolter» zu: „Du kommst ja schnell zurück. Ge rade wollte ich meiner Frau erzählen, daß Du gar kein Schloffergeselle, sondern der Redacteur einer süddeutschen Zei- lung seiest, Philologie studirt und den Dcctor gemacht habest, die Lage der Arbeiter an der Quelle studiren wolltest und
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