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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 24.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189708240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970824
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-24
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Monat
1897-08
-
Jahr
1897
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Faure« Reise nach Rußland wird deshalb von den besonnen urtheilenden Kreisen der französischen Nation weniger wegen ihrer vermeintlichen Besiegelung des „Allianz "-Verhältnisse-, sondern wegen de» verstärkten Rückhalte», den sie der Sache de» Bölkersrieten» gewährt, mit aufrichtiger Genugthuung begrüßt. Gegentheiligc Deutung»versuchc fallen ziemlich un beachtet unter den Tisch, eben weil sic da» Gepräge der willkürlichen Mache zu deutlich zeigen, al» daß sic sich der öffentlichen Meinung al» annehmbar empfehlen könnten." — Rußland. Die Frage der Einführung direkter Eiscnbahntarise für den Tran»port russischen Pe troleum» nach den verschiedenen Städten Deutschland» ist, wie von dem »Bureau für den Handelsverkehr mit Rußland von A. M. Epstein in Elberfeld" mitgeibcilt wird, nach den „Nowosti" vom Freitag dieser Tage entschieden worden, so daß die russischen Produzenten nunmehr mit Erfolg gegen da» amerikanische Petroleum in Deutschland konkurrircn kön nen. Die Hindernisse, welche selten» der deutschen Bahnen dieser Einrichtung bisher im Wege standen, sind beseitigt worden, und so wird bereit« in nächster Zeit da» russische Petroleum direkt von Petrows! am Kaspischen See sowie den Wolga-Häfen KamySclim, Ssaratow, Zoryzin und Nishni Nowgorod nach den bedeutendsten Städten Deutschland», u. a. Berlin, Dresden, Leipzig, Hamburg, Bremen, Lübeck, Thorn, Breslau, verladen werden können. Offen ist noch die Frage der Einführung direkter Tarife nach Königsberg und Danzig. — Spanien. Der Vorschlag der spanischen Regierung, internationale Maßregeln gegen die Anarchisten zu treffen, ist einem Telegramm der »Köln. Ztg." au» Madrid zufolge bi» jetzt von Italien, Oesterreich, Rußland und Deutsch land günstig ausgenommen worden. Frankreich hat noch nicht geantwortet. England zaudert und loird wahrscheinlich ab- Ichnen, ebenso die Schweiz, Belgien und die Ver. Staaten. Der Hauptvorschlag Spanien» geht dahin, eine Strafkolonie zu gründen, wo die gefährlichen Anarchisten, denen kein Staat mehr Asylrecht gewähren wolle, lebenslänglich fcstgchalten werden sollen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 23. August. Für die durch da» Hoch wasser Geschädigten können durch den hiesigen Stadlrath an den LandeShilsSauSschuß 1229 Mark 48 Pfg. eingesandt werden. Dieser Betrag setzt sich zusammen au» 144 M. 32 Pf. Beitrag der Stadtgemeinde, 645 M. 2 Pf. Ergebniß der Haussammlung, 76 M. Zeichnung in der Stadlkasse, 54 M. Sammlung im Hause Breilestraße Nr. 2, 172 M. 14 Pfg. Zeichnung in den Schankwirthschasten, 33 M. von dem Arena- Besitzer Belli al» Ergebniß einer WohlthätigkeitSvorstellung, 105 M. durch die Expedition des Amtsblattes. — Rechnet man hierzu den durch die WohlthätigkeitS-Vorstellung erzielten und bereit« abgesandten Ueberschuß von 82 M. 60 Pfg., so sind in hiesiger Stadt allein 1312 M. 8 Pf. für die Ueber- schweinmtin aufgebracht worden. Gewiß ein lobenswerthe» Zeugniß für den WohlthätigkcitSsinn unserer Bevölkerung, die damit gewissermaßen bekundet, wie sehr sie der ihr bei den wiederholten großen Bränden gewordenen Hilfe von aus wärt» jederzeit eingedenk ist. — Eibenstock. Da« hiesige Kaiserliche Postamt er sucht uns um Veröffentlichung der folgenden Mittheilung: Durch Verfügung des StaatSsecretairS de» ReichSpostamt« find sämmtliche Reichs-Postanstalten (Postämter, Poslagenluren und Posthülfstellen) angewiesen worden, Beiträge zur Unter stützung der durch Wetter- und Wasserschäden heimgesuchten BcvölkerungSkreise der Provinz Schlesien, sowie der König reiche Sachsen und Württemberg, sei es von Lokalkomitcc», sei c« von einzelnen Personen entgcgenzunehmen und an die städtische Haupt-StiflungSkasse in Berlin abzuführen. Dem zufolge können auch bei rem hiesigen Postamte solche Beiträge eingezahlt werden. Die Entgegennahme der Spenden erfolgt im Zimmer de» Postamtsvorstehers. — Schön Heide, 19. August. Der obcrerzgcbirgischc Gast Wirth» verein hielt gestern Nachmittag im Restaurant »zum Gambrinu»" hier seinen BerbandStag ab. Die Versammlung war sehr stark besucht — 80 Theilnchmer waren erschienen — und wurde vom Verband-vorsttzenden, Herrn GafthofSbesitzer Seidel au» Lößnitz, herzlich begrüßt und mit einem kräftigen Hoch auf den Landesvater eröffnet. Zuerst wurde über die sogenannte Olto'sche Angelegenheit ver handelt, mit der sich auch bereit- der deutsche GastwirthStag in Gotha ausführlich beschäftigt hat. Ein sächsischer Gastwirth hatte auf Grund polizeilicher Bekanntgabe einem Steuer restanten da» verlangte Getränke verweigert, dieser sich aber an dem Wirthe lhällich vergriffen und in der Schänkstube für etwa 200 Mk. Gegenstände demolirt. Eine Schadlos haltung der Wirthe» hat die Gemeindevertretung verweigert, obgleich sic für die Durchführung ihrer Vorschrift mit aller Strenge eintritt. Zur Hebung Liese« Widerspruch» wird sich die freie Vereinigung sächsischer Gastwirthe, sowie der heutige BerbandStag mit einer Petition an den Landtag wenden, und der deutsche Gastwirthsveiband wird durch den Reichstag eine diesbezügliche Aenderung im bürgerlichen Gesetzbuch- an streben. — Für weitere Kreise dürfte auch von Interesse sein, daß man einstimmig beschloß, mit dem Tschechenbier im Verbände aufzuräumen und nur deutsche« Bier zu ver zapfen. Um eine billigere Bezugsquelle für Kohlensäure zu erlangen, hat der Verband mit dem Sontraer Werke abge schlossen, von dem durch den Verbandsvorsitzenden das Kilo für 35—40 Pfennige zu beziehen ist. BcrbandSmitgliedcrn, die ihren Berus fünfundzwanzig Jahre und noch länger selbständig betrieben haben, wurden durch den Vorsitzenden herzliche Glückwünsche übermittelt und beschlossen, ihnen zum nächsten Gastwirthsiage, der in Eibenstock abgehalten werden soll, je ein Ehrendiplom auszuhändigen. Die Jubilare sind die Herren Fritz Eißmann in Schönheide, Friedr. Herm. Lcipnitz in Schwarzenberg, Christian Meine! in Eibenstock, E. Geßner in Aue, Karl Erpig in Lauter und Heinrich Mehl horn in Aue. Auch wurden vor Kurzem durch den Verband vier Dienstboten für ihre Treue mit Prämien ausgezeichnet. Zum Schluffe bat der Vorsitzende, da« Material sür den nächsten GastwirthSkalender bi« 6. September an ihn ein senden zu wollen. — Dre»den, 20. August. In den von der Ueber- schwemmung betroffenen Gegenden ist man allgemein und neidlo« de» Lobe» voll über die mannhafte Ausdauer und Unermüdlichkeit, über die hingebende Selbstlosigkeit und Treue, über die Umsicht und Ruhe, mit der die helfenden Soldaten ein Werk thaten, da« ihnen meist fremd und nicht ohne große Gefahr war. E« handelt sich nicht nur um Pioniere, die mit den betreffenden Aufgaben vertraut sind, sondern auch um Jäger und Infanteristen, um Reiter und Artilleristen, denen diese Ausgabe vollkommen fremd war, besonder« befäh igte, in dieser Art, in diesem Umfange und mit diesem Er folge helfend, reitend, wahrend einzugreifen. E» war nicht allein die Jugendkraft, sondern vor allen Dingen die tüchtige Schulung, die Berathung der Gefahr, da« Berlrauen in die eigene Kraft, die Hingabe an eine hohe Aufgabe, die selbst lose Unterordnung unter den Befehl, und da« alle« sind Dinge, die unsere Soldaten nur in der trefflichen Schule de» Heeres lernen können. Au« dem Plauenschen Grunde wird berichtet, daß einer der wüthendsten sozialdemokratischen Schreier hei tem Herannahen der Fluch die Ankunft der Soldaten gar nicht erwarten konnte, sondern immer seiner Sehnsucht nach der sonst so verhaßten „verthierten Soldateska" drastischen Ausdruck gab. Al« man ihn nachher daraus auf merksam machte, daß diese Sehnsucht doch gar nicht zu seiner sonstigen Stellung zu den »KriegSknechten" stimme, sagte er ehrlich unv offen: „Es ist da» letzte Mal gewesen, daß ich über da» Militär geschimpft habe!" Ob er'» halten wird, wissen wir nicht. — Leipzig. Die Feier de» 400jährigen Meß jubiläum» soll bekanntlich in den Tagen vom 31. August bi« zum 5. September auf dem Ausstellung-Platz slattfindcn. In einem historisch-allegorischen Festspiele „Vor vierhundert Jahren" soll ter Moment de« Eintreffen» jene» Bolen, der die Urkunde de« Mcßprivileg« von Wien nach Leipzig brachte, zum Mittelpunkte der Darstellung gemacht werden. An La« Festspiel, welche« in den Nachmittagsstunden de« 31. August im Alt-Leipziger Meßviertel statifinden soll, wird sich ein Um zug der Rathsherren, Bürger, Stadlknechte, Landsknechte -c. durch die Ausstellung anschtießen. An einem geeigneten Tage wird da» Festspiel wiederholt werden. Historische Aufzüge sind zwei geplant. Der erste historische Aufzug wird den Ueberfall eines zur Messe reisenden Kaufherrn darstellen, der zweite soll den Zug der Nationen zur Leipziger Messe vor Augen führen. Die Aufzüge werden am Mittwoch, den 1., und am Sonntag, den 5. September, stallfindcn. Um den Besuch der Ausstellung möglichst weiten Kreisen zu erleichtern, hat der geschäftkführendc Ausschuß der Ausstellung beschlossen, sämmtlichen Beamten oder Arheitern größerer Fabriken und gewerblicher Etablissement» sowie deren Angehörigen, außerdem auch größeren Vereinen u. auswärtigen Lehranstalten billigere Eintrittspreise sür die Ausstellung zu gewähren, und zwar kombinirtc Eintrittskarten zu 50 Pf. das Stück. Diese Karten gelten an allen Tagen außer an den sogenannten Elitetagen, welche gewöhnlich Montag» staltfinden, und berechtigen zum je einmaligen Eintritt in die Ausstellung, da« alte Meßvicrtel, da« Thüringer Dörfchen und die Deutsch - Ostasrikanische Ausstellung. — Plauen. Einem wahren Triumphzuge wird die Fahrt gleichen, welche die Deulschböhmcn am 1. September von Eger nach Leipzig unternehmen werden. In Plauen, wo der Zug Vormittag» gegen 11 Uhr eintrifst, sollen die Deulschböhmcn mit Musik begrüßt werden. Der Alldeutsche Verband, der sich der Sache angenommen hat, wird einen Kranz aus Eichenlaub und Kornblumen mit einer Schleife in den deutschen Farben, der Verein der Deutsch-Oesterreicher einen ebensolchen Kranz mit einer Schleife in den österreich ischen Farhen überreichen. Voraussichtlich werden sich auch eine Anzahl deutjchgesinnter Vereine mit Fahnen an der Be grüßung bctheiligen. Während des etwa 20 Minuten dau ernden Aufenthalte» auf hiesigem Bahnhofe soll den Deulsch- böhllu-, ferner ein Frcitrunk geboten werden. Eine festliche Begrüßung der Dcutschböhmen wird auch in OelSnitz und vermuthlich auch in Reichenbach slattfindcn. An der Fahrt nach Leipzig wird sich eine große Zahl Plauenscher Einwoh ner belheiligen. — Aoorf i. V., 20. August. Der wegen Bigamie verhaftete „Ockonomie-Jnspeklvr" Rödel ist am Donnerstag Mittag, als er dem hiesigen »Grcnzbolen" zufolge von einer Vernehmung im hiesigen königlichen Amtsgerichte in die Frohnveste zurückgebrachl werden sollte, dem ihn tranSportiren- den AmtSwachtmcister, nachdem er demselben einen Schlag ins Gesicht versetzt hatte, entsprungen. Rödel vermochte in dessen die gewaltsam erlangte Freiheit nicht lange zu genießen, denn schon vor dem Freiberger Thore (er war nach der böhmischen Grenze zu geflohen) fiel er seinen Versolgern wieder in die Hände. Er ist übrigen» ein wiederholt rllcksälliger Verbrecher, der einen großen Theil seine» Leben» hinter Schloß und Riegel verbracht hat. — Döbeln, 18. August. Ueber ein eigenartige« Gesecht, da» sich am vorigen Freitag oberhalb Zschaitz am Bahndämme in der Nähe von Redemitz abgespielt hat, wird berichtet: Der Zug mit dem von Zeithain von den Schieß übungen zurückkeyrendcn 3. Bataillon de» 11. Infanterie-Re giment» Nr. 139 wurde plötzlich an obenerwähnter Stelle durch eine Abthcilung de» in LeiSnig garnisonirenden Ba taillon» de« 179 Infanterie-Regiment» überfallen, beschlossen und zum Stillstand gebracht. E» ist hierauf natürlich schnell sten» die Entladung de» Döbelner Bataillon» erfolgt, welche» die Lei»niger nach längerem Gefecht zurückgclriebcn hat, der Marsch nach der Döbelner Kaserne ist sodann zu Fuß vor sich gegangen. Weder der Commandant, noch irgend Jemand von dem von Zeithain zurückkehrendcn Bataillon hat die ge ringste Ahnung von dem Ueberfall gehabt, doch soll sich aus der Lokomotive de« Zuge» ein höherer Offizier befunden haben. — Schneeberg, 20. August. In hiesiger Stadt wird ein Manöver-Proviantamt für dar Armeekorps errich tet. Während der Korp»manövcr steht hier vom 20.—23. September eine kriegsmäßige Belegung der Stadt in engen Quartieren in der ungefähren Stärke von 6000—8000 Mann und 400 Pferden zu erwarten. Vom 4.-6. Septem ber kommen nach Schneeberg in» Quartier: 36 Offiziere, 131 Unteroffiziere, 973 Mannschaften und 90 Pferde und vom 14.—16. September 52 Offiziere, 1165 Unteroffiziere und Mannschaften und 96 Pferde. E« sind die» zuerst der Stab der 1. Jnfantericbrigadc Nr. 45, der Stab de» 1. Grenadierregimenl», 2 Bataillon»stäbe, die 1.—8. Kompagnie diese» Regiment« und ein Theil ter 5. Eskadron de« Garde reiterregiment» und dann der Stab der 4. Jnsanteriebrigade Nr. 48, der Stab de» 8. Infanterieregiment» Nr. 107, 2 Bataillon»stäbe, und die 4.—10. Kompagnie desselben Regi ment», der Stab de» 3. Feldartillerieregiment« Nr. 32, die 10. Batterie diese» Regiment» und die KrankentranSportko- lonne Nr. 48. Ueber die Einquartierung vom 7.—13. Sep tember sind die Meldungen noch nicht eingegangen. — Lu« Pirna, 19. August, wird berichtet: Die mehr fach durch die Blätter gegangenen Gerüchte über Aulfall oder Verlegung der Manöver der 3. Division Nr. 32 bei Zittau bewahrheiten sich nicht. Da« hiesige Artillerie-Regi ment verläßt am morgigen 20. August früh die Garnison, um vom 23. bi» 28. August gefechtsmäßige Ucbungen im Regimentrverbande in dem Gelände bei Zittau abzuhalten und dann bi« zum 11. September an den Manövern der Infanterie-Brigaden Nr. 63 und 64 und der 3. Division Nr. 32 theilzunehmen. Auch die „Zitt. Nachr." melden au- sicherer Quelle, daß die Divisionsmanöver in der Lausitz be- bestimmt abgehalten werden. — Lockwitz, 19. August. Einen tragischen Ab schluß drohte eine HochzcitSfcier zu nehmen. Infolge de» reichlich genossenen Traubenblute» war der Bräutigam in eine kleine Meinungsverschiedenheit mit seiner jungen Gattin gerathen. Da« Resultat derselben war, daß der Bräutigam plötzlich seine Gäste verließ. Er wurde bald darauf im Mühl graben bei der Nälherschen Mühle, bereit» bewußtlos aufge sunden und dem nassen Element wieder entrissen. — Betreff» der Kündigung wegen militärischer Ucbungen ist dieser Tage eine demcrkenswenhe gerichtliche Entscheidung gefallen. Ein junger Mann hatte bei einer Firma die Stellung eine» Korrespondenten bei gegenseitiger dreimonatlicher Kündigungsfrist inne. Da er nun zu einer achtwöchigcn militärischen Uebung plötzlich eingezogen wurde, entließ ihn die Firma sofort. Der Betreffende wurde jedoch, als die Firma nach Artikel 60 de» Handelsgesetzbuches ihm da» Gehalt für sechs Wochen von Len zu übenden acht Wochen nicht bezahlen wollle, klagbar. Da« Gericht verurtheilte da raufhin den Prinzipal, ihm auch noch vom Zeitpunkt der Beendigung der militärischen Dienstleistung bi» zum Ablauf der dreimonatlichen Kündigungsfrist da» volle Gehalt zu be zahlen. Die gegen diese« Erkenntniß von der Firma ein gelegte Berufung wurde kostenpflichtig zurückgewiesen. — Die Einstellung der Rekruten erfolgt, wie nunmehr seststeht, in diesem Jahre bei den in Sachsen di»- lokirten Infanterie-Regimentern, bei den Jägern, der Feld artillerie und den Pionieren am 19. Oktober. Bei den Ka vallerie-Regimentern werden die Rekruten bereit» am 9. Ok tober eingestellt. — Wildenschwert i. B., 18. August. Auch die Ruhestätte der Tobten wird vom nationalen Chauvinir- mu» heimgesucht. Der hiesige Stadtrath hat am 12. d. Mt». einem in der Stadt seit vicrundzwanzig Jahren ansässigen Bürger die schriftliche Aufforderung übermittelt, die deutsche Inschrift auf dem Grabmonumente seine« vor Jahren ver storbenen Sohne» zu beseitigen, da e» der Stadtrath nicht Massen könne, daß auf einem der schönsten Plätze de» Fried- Hofe» ein Monument mit deutscher Inschrift steht. So etwa» bringen allerding» nur Tschechen fertig! Theater. Eibenstock. Am Freitag Abend hielt die zur Zeit in Schönheide weilende Thcaterdircclion Otto Lange im Saale de» Deutschen Hause» hicrselbst ihr erstes öffentliche« Gast spiel, nachdem dieselbe bereit« am Dienstag Abend in der Gesellschaft „Union" eine Vorstellung sür Gesellschaft-Mitglie der gegeben holte. Zur Aufführung gelangte die 4aktige Gesang»posse „Der Stab»trompeter." Die Gesellschaft ver fügt über ganz leidliche Kräfte und hat sich besonder» Fräul. Franziska Lange als Hauptvertreterin der GesangSrollen schnell in die Gunst der anwesenden Theaterbesucher zu setzen gewußt. Auch die Rollen de» StabStrompcter sowie des reich gewor denen Conditor» Mampe fanden gute Vertretung und dürste die Vorstellung allerseits wohl befriedigt haben. — Heute Dienstag gelangt das 4aktige Mofersche Lustspiel mit Gesang „Der Salonthroler" zur Aufführung und möchten wir den Bestich dieser Vorstellung hiermit empfohlen haben. Auf der Wanderschaft. Original-Erzählung au» der sozialen Bewegung der Gegenwart. Von Th. Schmidt. (17. Fortsetzung). 9. Als Wolter» die Wohnung seine» ehemaligen Schulkame raden betrat, übersah er mit einem Blick, daß der Trunken bold einmal wieder in unverantwortlich roher Weise gegen die Seinen gewüthet hatte. Seine alte Mutter, die Frau und die drei Kinder hockten weinend und in Todesängsten in der Küche, während au» dem einzigen Zimmer, welche« die Familie besaß, Drohungen und wilde Flüche de« Angetrunkenen von Zett zu Zeit zu ihnen herausschallten. Sommer« Frau und seine Mutter näherten sich ihm, aber Wolters gab ihnen stumm ein Zeichen, daß sie in der Küche bleiben möchten. „Ich werde mit Ihrem Manne zunächst allein sprechen," rief er leise zu der Frau Sommer hinüber. „Fassen Sie Muth, ich habe heule eine wichtige Karte gegen Ihren Mann au»- zuspielen." Rasch öffnete Wolter» nach diesen Worten die Thür und trat ruhig zu dem Wütherich in« Zimmer. Sommer lag auf dem Sopha und sog an einem wider lichen Cigarrenstummel. Al» er Wolter« ansichtig wurde, sprang er wülhend aus. „Ah — da find Sie ja! Wa« wollen Sie hier? Hat Sie meine Frau vielleicht um diese Stunde herbeslellt, weil sie glaubte, ich sei dann nicht zu Hause. O so dumm bin ich denn doch nicht, daß ich nicht längst gemerkt hätte, wa« Ihre Besuche hier bedeuten. Wissen Sic, wofür man Sie hält? Für einen Heuchler und Speichellecker im Solde eine« gewissen Geldprotzen, da« sind Sie. Erst haben Sie mich durch Ihr Reden und biedermännische« Thun, da« ich für baare Münze hielt, der Fahne abspenstig zu machen versucht, zu der ich geschworen und nun lhun Sie schön mit meiner grau und verbinden sich mit ihr gegen mich. Gehen Sie mir au« den Augen und betreten Sie nie wieder meine Wohnung, sonst mache ich von meinem Hau-recht Gebrauch." Ruhig hatte Wolter« die schweren Beleidigungen über sich ergehen lasten. Er übersah ja sofort, daß Sommer von den Genoffen ausgehetzt worden war. Schwer berausch», wie seine Frau glaubte, war er indeß nicht, er hatte sich offenbar nur in eine „Krakelerstimmung" hineingetrunken. „Sind Sic nun fertig mit Schimpfen, Sommer, oder wissen Sie sonst noch etwa« Derartige» gegen mich vorzu bringen? Nur herau« damit, c« wird Ihnen dann gewiß leichter um» Herz," fragte Wolter», sich setzend. „Wa«? — Ist da« noch nicht genug? Wie, mit solcher Ruhe können Sie derartig« Beschuldigungen anhören? Mensch,
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