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harten Worten. Sollte in seinem Herzen wirklich jeder Funken Liebe zu ihr ausgelöscht sein? Sie konnte und wollte da« nicht glauben, denn wa» er erfaßte, wa« seine Seele aufnahm, da« drang bei ihm tieser, al« bei gewöhnlichen Menschen, lieber die Folgen dieser Begegnung u. darüber, wa« darau« werden sollte, wenn sie ihn eventuell wieder in ihren Netzen gefangen hatte, setzte sie sich kaltblütig hinweg. Sie war entschlossen, Mann und Sinder zu verlassen, um, wenn er nur winkte, ihm zu folgen, wohin er sie auch führte. Die Liebe zu diesem Manne war wohl da« einzige Beständige an dieser seltsamen Frau, deren Wesen au« Launen u. Wider sprüchen zusammengesetzt schien. »Du darfst mich nicht schnöde von Dir weisen, Fritz, da« ertrage ich nicht. Deine harten Worten verzeihe ich Dir gern, und wenn ich nur weiß, daß Du mich noch ein wenig liebst, so will ich mich bescheiden und Deine volle Achtung und Liebe wieder zu erwerben suchen. O sag' mir nur, Wa ich Ihun soll, um Deine Verzeihung zu erlangen". »Auf die Versicherung Deiner Liebe und Zuneigung ver mag ich nur mit einem bedenklichen Kopfschüttcln zu antwor ten. Sag einmal, Unsinnige, siehst Du denn nicht ein, daß eine verheirathcte Frau, die sich einem ehrbaren Manne aus drängt, in den Augen diese« Manne« ihre Ehre, ihr Ansehen, kurz ihren ganzen Werth verliert? Wenn Du auch, wie ich gern glauben will, in der Ehe mit einem Manne wie Schilling nicht glücklich geworden bist, giebt e« für Dich denn gar keine ernste liebe Pflichten al« Frau, al« Gattin und Mutier? Du frägst, wa« Du Ihun sollst. Nun, darauf ant worte ich Dir: trag die Folgen Deine« übereilten Schritte« mit Fassung und Würde. Sei Deinem Manne, wenn Du ihn nicht lieben kannst, wie ein Weib den Galten lieben soll, wenigsten« eine treue Freundin und Hau«genossin, trachte danach, daß da« schwere Unrecht, da» Dein Mann al« der Stärkere gegen seine Untergebenen begeht, indem er über mäßige Leistungen für den niedrigsten Lohn von ihnen fordert, bald gesühnt wird; Du sollst ihn ja ganz in Deiner Gewalt haben, also wird Dir da« nicht schwer fallen. Nimm Dich auch der armen Kranken und der nothlcidendcn Kinder unter den Arbeitern in Deine« Manne« Fabrik an und halte Dich nicht für zu gut, Diejenigen zu besuchen, denen Du u. Dein Mann e« verdanken, daß Ihr im Ueberfluß leben könnt. Vor Allem aber sei eine gute Mutter Deiner Kinder. Wie die zarte Blume ohne den Einfluß von Thau und Sonnen schein verkümmern muß, ähnlich so müssen auch die zarten Menschcnknospen, die Kinder, verkümmern, wenn ihnen die treue Sorge und die Liebe einer Mutter fehlen. Und Deine Kinder gleichen solchen Thau und Sonnenschein entbehrenden Menschenknospen. Ich will nicht glauben, daß Deinem Her zen da« stolze, beseligende Empfinden einer mit Kindern ge segneten Mutier mangelt. Sollte e« aber dennoch wahr sein, wa« man sich zuraunt; daß Du Dich nämlich um Deine Kinder wenig kümmerst, dagegen für jeden Tropf, der Dir Schmeicheleien sagt und jede alte Klatschbase, welche Deine pompöse häusliche Einrichtung lobt, viele Zeil u. ein freund liche» und verbindliche« Lächeln übrig hast, dann kann ich Dir nur rathcn, jener Gesellschaft die Thür zu zeigen und dafür die Erziehung Deiner Kinder al« Deine vornehmste Ausgabe zu betrachten und selbst in die Hand zu nehmen. Da« sollst Du thun, Cornelia, und wahrlich, wenn Du meine Vorschläge befolgst, wirst Du mehr Freude erleben, al« bei Deiner jetzigen Lebensführung, Du wirst da Liebe ernten, wo man jetzt mit Neid, Mißgunst und Haß zu Dir hinauf sieht! Sc und nun gieb mir da« Buch zurück, ich muß eilen, daß ich zu meinem alten Freunde, dem Werkmeister, dort unten am Bache komme, sonst könnte er un« am Ende noch hier überraschen und da« möchte ich Deinetwegen auf alle Fälle vermeiden." «Fortsetzung folgt.) Im Wahnsinn üöer den Wolken. Von OSlar Merres. (l. Fortsetzung.) »Alle Wetter!" rief der Luftschiffer betroffen und erregt au«: »wa« machen Sie da?" »Ich verlasse mich auf Ihre Geschicklichkeit, mein Herr! Sic haben sich ja auf Ihren bisherigen Luftfahrten einen Namen erworben! Die Erfahrung ist ja die Schwester der Praxi«, aber etwa» ist sie doch auch mit der Theorie verwandt, und ich habe langjährige Studien über die Kunst der Luft schifffahrt gemacht! . . . Da« geht mir jetzt alle« im Kops herum!" schloß die Sprecherin. Der Ballon war durch die erneute Entlastung höher gestiegen und stand jetzt wieder stille. Die unbekannte Mitreisende schaute nach dem Barometer und sagte: »Wir müssen un» dreitausend Fuß über dem Erd boden befinden. Die Menschen gleichen den Insekten. Ja, von dieser Höhe herab muß man sic betrachten können, um über sie zu uriheilen. Die Menschenmenge auf dem Theater platz ist in einen großen Ameisenhaufen verwandelt. Der Main ist nur noch eine weißliche Linie, nur die Mainbrückc erscheint wie ein über den Fluß gefallener Zwirnfaden." Die Dame schlug einen lauteren Ton an, sich zu dem in der Gondel stehenden Luftschiffcr wendend: »Ich weiß nicht, wie ich mich Ihnen dankbar beweisen könnte! Wollen Sie nicht etwa« freundlicher mit mir plaudern? Geben Sie mir doch die Hand! Ich bin Ihre Landsmännin, und meine Unter haltung soll Sie für den Verdruß entschädigen, den ich Ihnen verursacht zu haben scheine!" »Ich danke," sagte Rondell» kurz und setzte sich an die entgegengesetzte Seite der Gondel. Die junge Dame nickte lächelnd vor sich hin, und zog au» der Seitentasche ihre« Ueberkleide« ein umfangreiche« Heft, dasselbe vor sich auf ihrem Schooß entfaltend. »Ich besitze die merkwürdigste Sammlung von Zeichnungen und Notizen über Luftschifffahrten!" sprach sie ruhig weiter; »wir befinden un« ja nicht mehr in dem Zeitalter der Mont- golfiert, wo man mittel« Wasscrdampse« künstliche Wolken zu erzeugen suchte, oder durch Verbrennung von feuchtem Stroh und zerhackter Wolle Ga« bereitete, dem man elektrische Eigen schaften zuschrieb." »Sie wollen doch damit nicht da« Verdienst der Erfinder verkleinern?" fragte der Luftschiffen. »Sind denn die ersten Thaten, womit die Möglichkeit einer Luftschifffahrt bewiesen wurde, nicht die herrlichsten?" »Wer will den Muth der ersten Lustschiffer und ihren Erfolg verkleinern? E« bedurfte vielmehr eine« gewaltigen Muthe«, sich mittel« einer solch gebrechlichen Hülle, welche nur erwärmte Lust enthielt, in die Wolken zu erheben. Sehen Sie, mein Herr, hier diese Zeichnung! sie stellt die erste. vier Monat nach Erfindung de« Luftballon« von Pilatre de« Rosier« und hem Marqui« d'Arlande« unternommene Fahrt dar. Ludwig XVI. verweigerte den beiden seine Einwilligung zu dieser Fahrt ; zwei zum Tode verurlheilte Verbrecher sollten die erste Luftreise versuchen. Nur mit vieler Mühe erhielten endlich die beiden Luftschiffer die Erlaubniß, selbst aufsteigen zu dürfen. L« gab damal« noch keine Gondel, nur eine schmale Galerie zog sich um den unteren, engeren Theil de« Ballon«. Die Luftschiffer hielten sich am äußersten Ende dieser Galerie auf, und da« nasse Stroh, welche« sie umgab, wehrte ihnen jede Bewegung. Unter der Mündung de« Ballon« hing eine Pfanne mit glühenden Kohlen, und wenn die kühnen Männer aussteigen wollten, warfen sie, auf die Gefahr hin, den Ballon in Brand zu stecken, Stroh aus die Glulh." Während diese» au« dem Munde einer Dame und hoch in den Wolken um so eigenthümlicheren Vortrag« orientirte sich Randello. Der Ballon zog langsam nach Süden; die Magnetnadel zeigte nach Frankfurt, da« den Blicken ent schwand. »Wir werden hoffentlich ein Unwetter bekommen!" sagte die junge Dame. »Wir werden uns bald niederlassen!" gab Randello kurz zurück. Die theoretische Luftschifferin richtete sich lebhaft aus. »Sprechen Sie nicht davon! Wir wollen lieber höher steigen, damit wir dem Unwetter sicher entgehen!" Und wiederum flogen zwei Säcke voll Sand in den weilen Raum. 3. Der Ballon erhob sich jetzt schneller und blieb viertausend Fuß hoch stehen. Ein leise« Summen in den Ohren und die Empfindung einer auffallenden Kälte war die nächste Folge. Die Strahlen der Sonne fielen dabei noch fast senkrecht aus den Ballon nieder und verliehen ihm eine größere Steige kraft, indem sic da« Ga« au«dehnten. Randello blickte be stürzt auf. »Besorgen Sie nicht«!" sagte die Dame. »Wir haben ja 3500 Klafter Luft, in welcher sich wohl athmen läßt. Sie brauchen sich übrigen« gar nicht darum zu bekümmern, wa« ich thue." Randello wollte aufslehen, doch eine kräftige Hand drückte ihn wieder auf die Bank zurück. „Ihr Name?" fragte der Luftschiffer. »Nun, nennen Sie mich Erostrata oder Empedokle«, ganz wie Sie wollen! Haben Sie die bisherigen Fortschritte in der Luftschifffahrt studirt?" Sie sprach mit einer eisigen Ruhe und dem Luftschiffer wurde sonderbar zu Muthe. »Mein Herr," fuhr sie fort, »seit dem Physiker Charles hat man nicht« Neue« erfunden! Er wandte da« Ventil an zum Ablassen de» Gase»; ferner die Gondel, die den Ballon zu lenken erlaubt, sodann da» Netz, da» da» Gewebe de» Ballon» umschlingt; den Ballast, der e» möglich macht, höher zu steigen oder sich an einem bestimmten Ort niederzulassen; endlich den Wasserstoff, der vierzehnmal leichter al» die Luft, da» Aujsteigen in die höchsten Regionen ermöglicht und eine Verbrennung de» Ballon» unmöglich macht. Charles legte neun Meilen in der Lust zurück und regierte seinen Ballon mit einer heute noch nicht übertroffenen Geschicklichkeit. Die» war 1783." Die Unbekannte extemporirte mit heftiger Erregung weiter: »Ich, mein Herr, habe studirt, ich habe die feste Ucberzeugung erlangt, daß die ersten Luftschiffer ihre Ballon« lenkten. Guhton-Morreaux gab seinem Ballon mittel« Ruder und eine« Steuer« eine bestimmte Richtung. Julien hat seinen Ballon mit einem Lustapparal von länglicher Gestalt sicher gegen den Wind geführt. Pelin hat vier Luftballon« mit Wasserstoffga« konstruirt, und will mittel« horizontal ange- brachter Segel eine Aushebung de» Gleichgewichts erzielen und dadurch dem Ballon eine schräge Richtung verleihen. Aber der Motor, der die Luftströmungen überwinden soll, wird ohne Erfolg bleiben, da er sich in einer veränderlichen Mitte bewegt. Ich allein habe La« einzig denkbare Mittel entdeckt, den Ballon zu lenken, doch keine Akademie hat mich unter stützt, keine Stadt hat eine Sammlung für mich unternommen, keine Regierung hat mich anhören wollen! E« ist wirklich schändlich." Sie gestikulirte dabei sehr lebhaft und die Gondel erhielt heftige Erschütterungen. Randello hatte Mühe, die Aufgeregte zur Ruhe zu bringen. Inzwischen halte ein lebhafter Lust strom den Ballon erfaßt. Er steuerte in einer Höhe von über viertausend Fuß dem Süden zu. »Dort ist Darmstadt!" rief die Dame; »bemerken Sie sein prächtige» Schloß? Diese schwüle Luft erlaubt gar nicht, die Gegenstände so deutlich zu sehen und c» gehört ein geübte» Auge dazu!" »Sind Sie wirklich sicher, daß c« Darmstadt sei?" „Ganz sicher; wir befinden un« sechs Meilen von Frank furt!" »Dann müssen wir un« hcrablassen!" »Nicht doch! Sic wollen doch nicht an einem Kirchthurm hängen bleiben!" »Nein! Dazu ist die Umgegend besser!" ,E« ist aber zu heiß! Bitte, steigen wir noch ein biß chen höher!" Hierauf ergriff sie wieder zwei Säcke mit Ballast. Randello stürzte sich auf sie, aber sic drückte ihn mit der einen Hand nieder, während sic mit der andern die Säcke au« der Gondel warf. Der Ballon stieg zur Höhe von über fünftausend Fuß. »Setzen Sic sich!" rief die Dame wie im Kommandoton, »und vergessen Sie nicht, daß Brio«chi, Blot und Gah-Lussac vierundzwanzigtausend Fuß emporgcstiegcn sind, um neue Ge setze der Wissenschaft festzustellen." Randello versuchte jetzt den Weg der Güte, denn ein etwaige« Ringen mit der anscheinend sehr kräftigen Person war in der kleinen Gondel nicht denkbar. „Wir müssen un« jetzt her-blassen!" sagte er in ruhigem und bestimmtem Tone; »die Gewitterwolken ziehen sich bereit» dichter zusammen!" »Bah, wir haben keine Furcht und steigen daher über die Gewitter! E« muß herrlich sein, auf den Wogen der Lust frei und leicht wie ein Gebieter über den blitzenden Wolken Mafien dahinzuschweben!" (Fortsetzung folgt.) vermischte Wachrlchten. — Linen großen Oelsee hat man in Alaska ent deckt. In den Bergen fanden mehrere Goldsucher einen von hohen Bergen umschlossenen See, der eine ölige Flüssigkeit enthält und von Oelquellen gespeist wird, die am Ufer und am Boden de« See« hervorsprudeln. Die umliegenden Berge führen riesige Steinkohlenlager. Die Untersuchung der mit gebrachten Proben von der Flüssigkeit ergab, daß der See au» Erdöl vorzüglicher Qualität besteht, wie e« besser noch keine pensylvanischc Petroleumguelle geliefert hat. Die von -Seattle abgeschickten Sachverständigen haben an Ort und Stelle wei tere Nachforschungen vorgenommen und bringen jetzt die Nach richt, daß jene Gegend von Alaska Erdöle und Steinkohle in ungeheuerer Menge enthält und die dort von der Statur aufgespeicherten Vorräthe dem ganzen Bedarf der Welt auf lange Zeit genügen. Der Oelsee sowie die Kohlenlager liegen dicht an der Küste, und Oel quillt selbst au« dem Meere«- strandc hervor. Die Standard Oil Compagnie soll bereit» ihre Finger nach jenen Erdschätzen im fernen Norden au-ge streckt haben. — Eine interessante Ucbung machte dieser Tage auf Anordnung de« kommandirenden General« v. Häseler da- 3. Bataillon de» 98. Infanterie-Regiment» zu Metz. Dasselbe rückte Morgen« früh unter Mitnahme eine« lebenden Ochsen zu einer größeren Marschübung au». Gegen I I Uhr Mittag« wurde auf freiem Felde Rast gemacht, der Ochse geschlachtet und da« Fleisch an die einzelnen Compagnien ver- theilt. Letztere führten je eine besonder« konslruirte Fleisch schneidemaschine mit, mittel« deren da» Fleisch in kleine Wür fel geschnitten und dann korporalschaftsweise an die Mann- fchasten abgegeben wurde. Diese bereiteten dasselbe jeder nach seinem Geschmacke zu; einige machten Suppe, andere brieten oder rösteten oder machten gar gehackte« Beefsteak. Die Heb ung bezweckte, sestzustellen, in wie viel Zeit von einer Truppe von mitgcführtcm lebendem Schlachtvieh eine zur Ernährung der Mannschaft hinreichende Kost fertiggeslellt und eingenom men werden kann. Die Zeitmaße der verschiedenen Manipu lationen wurden darum genau kontrolirt und ausgezeichnet. Da« Thier wurde etwa« nach I I Uhr geschlachtet und war nach reichlich 2 Stunden bereit» verzehrt. Die Uebunzen sollen von anderen Regimentern fortgesetzt werden. — Ein gerechter Richter. Wir sind auf dem Amts gericht I. zu Berlin. „Nächste Sache!" ruft Amtsrichter Noack. ,G. eontru F . . . ." Gegenstand der Klage ist rück ständige Miethe. Kläger und Beklagter sind in Person an wesend. Der Eine, ein behäbiger HauSwirth mit rundem Gesicht und ebenso rundem Embonpoint, mit schwerer, golde ner Uhrkette, ein Muster der Wohlhabenheit und Ehrbarkeit; der lässige Zahler ist ein Mann der täglichen Arbeit — ein Uhrmacher. Die Zeiten sind schlecht, der Verdienst gering, häusliche Unglückssälle sind wohl auch nicht au«geblicben, die Familie ist groß, die Kinder noch klein. Der ehrbare Mann und der ehrliche Mann stehen sich vor dem Amtsrichter gegen über, der den Säumigen verurtheilen, Zahlung und Pfändung und Exmission dekretiren soll. „Können Sie dem Manne nicht noch ein wenig Zeit geben?" fragt Amtsrichter Noack den unerbittlichen Kläger, der auf seinem Recht, seinem Schein bestehl. »Sie sehen doch, daß Sie e» mit einem ehrlichen, braven Menschen zu thun haben! Er hat, wie sich au« den Akten und Ihren eigenen Aussagen ergiebt, noch immer be zahlt, er wird auch noch wieder zahlen. Geben Sie ihm doch Zeit!" — „I was!" entgegnete der HauSwirth. „Ich habe lange genug gewartet und brauche mein Geld auch, Herr Richter!" — Sie sind doch aber ein reicher Mann und nicht aus die paar Mark angewiesen. Nicht?" wirst der Amtsrichter ein. — „Na ja! ich hab'« ja, Gott sei Dank!" erwiderte der Hausbesitzer noch behäbiger als zuvor und wirbelt die Daumen über seiner — Weste. — „Nun also! So haben Sie mit dem Beklagten Geduld und einigen sich mit ihm über die Zahlung!" — „Nicht möglich! Herr Richter! Ich muß mein Geld haben!" — „Nun denn!" ruft der Amtsrichter unwillig, „Recht ist Recht! Und wenn Sie darauf bestehen, muß ich da« Uriheil für Sic fällen!" — Damit wendet sich Amtsrichter Noack seinem Schreiber zu und giebt ihm die üblichen Instruktionen. Dann aber zieht er seine eigene Börse heraus, entnimmt derselben einige vierzig Mark — soviel betrug die rückständige Miethe de» Uhrmacher» — schickt die -summe dem behäbigen Kläger, der sein Unheil erftrilten hat, hin und sagt: „So! und hier ist da» Geld für den Mann! Stellen Sie eine Quittung darüber in aller Form au» und dann — dann machen Sie schleunigst, daß Sie hinau»kommen!" — Kläger ist verblüfft, erschrocken — er nimmt da« Geld, schreibt die Quittung, be dankt sich und — geht. Beklagter ist ebenso verblüfft, ebenso erschrocken. Er will dem Amtsrichter mit erstickter Stimme danken — „Schon gut! schon gut!" sagt Amt»richter Noack. »Sie können'» mir ja 'mal wiedergeben! Und nun machen Sie auch, daß Sie hinauskommen!" — Nächste Sache: Schmidt contra Schmitz! — — Die großen und die kleinen Diebe. Zur Charakterisirung de» jüngst verstorbenen Oberstaatsanwälte« von Pest, Alexander Kozma, »heilt der „Pester Lloyd" folgen de» Histörchen mit: Eine» Tage» besichtigte Erzherzog Josef in Begleitung de» Ministerialrathe« und Oberinspektor« der StaatSgeslüle Franz Kozma, da« Babolnaer Gestüt. Fran; Kozma, der im ganzen Lande al- Autorität auf dem Gebiete der Pferdezucht galt, brachte auch seinen Bruder, den Ober staatsanwalt Alexander Kozma, mit sich, den er dem Erzher zog vorstellte. Au« einem Stalle führten Husaren dem Erz herzog vier prachtvolle Vollblulhengste vor; da rief Erzherzog Joses in heiterer Laune au«: »Welch prächtige Thiere. Ich hätte förmlich Lust, mit einem Paare davon nach Bethyaren- art da« Weite zu suchen." Franz Kozma wie» mit ernster Miene auf seinen Bruder. „Vergessen Sic nicht, Königl. Hoheit, daß der Oberstaatsanwalt Ungarn« hinter Ihnen steht." Der Erzherzog wandte sich nach Alexander Kozma um, dieser aber rief mit dem unschuldigsten Gesichte der Welt au«: „O Königl. Hoheit, wir sangen nur die kleinen Diebe, die großen lassen wir laufen." Der Erzherzog soll sich über diesen Scherz sehr amüsirt haben. — Einen heiteren Zwischenfall erlebten kürzlich mehrere Landthulcr Radler, die eine Fahrt nach Geisenhausen unternahmen. Bei der Rückfahrt machte einer die unliebsame Wahrnehmung, daß er seinen Gürtel, auf dem der Radlergruß »All Heil" eingestickt war, verloren hatte. Große Auflegung und sofortige» Umkehren waren die Folge. Da kam schweiß triefend «in Bauer gerannt und ries: „Wer von Enk hoaßt denn All Heil?" Natürlich große« Hallo und Gelächter.