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Amts- M AiiMdlatk für den Abonnement viertelt. 1 M. 20 Ps. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. SS. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. ISS» «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- scrtionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanncbohn in Eibenstock. 41. Zahrgang. — Sonnabend, den 7. August Einem Seiten Sr. Majestät des Königs ausgesprochenen Wunsche gemäß ist für die Annabme und Vcrrkeifimfl der llntcrstüpungsgaben an die innerhalb Sachsens durch die Hochwässer der letzten Tage Beschädigten die Bildung eines das gesammie Königreich umsassendcn Landeshilfskomitö's in Aussicht genommen. Dasselbe wird, mit dem Sitze in Dresden, durch Vertreter aller Theile des Landes zusammengesetzt werden und über die eingehenden Gelder nach Verhältniß der Größe der Schäden, sowie der Bedürftigkeit der Beschädigten zu versagen sich angelegen sein lassen. Wenn wohl gehofft werden darf, daß Angesichts der kaum noch dagewesenen Größe des über unser geliebtes Vaterland hereingebrochcncn Unglücks die Privat- wohlthätigkeit sich mächtig regen und aller Orten zu Bildung von Lokal-Hilfskomite s veranlassen werde, so spreche ich die Bitte aus, daß letztere die bei ihnen eingehenden Beträge, insoweit nicht die Dringlichkeit der Noch eine sofortige und unmittelbare Hülfeleistung erheischen sollte, mithin ihunlichst unverkürzt, an das Landeshilfscomite, an dessen Spitze Herr Kreishauptmann Schmiedel in Dresden tritt, abliefern. Zwickau, den 4. August 1897. Der Kreishauptmann. von Wclck. Bekanntmachung. Die Expeditionen des unterzeichneten Stadtraths bleiben wegen vorzunehmcnder Reinigung Sonnavend und Wonlag, den 7. und 9. August 1897 geschloffen; es können an diesen Tagen nur die dringlichsten Sachen Erledigung finden. Das Standesamt ist an diesen Tagen Vormittags von IO bis I I Uhr geöffnet. Eibenstock, den 3. August 1897. Dkl Nllth dklstlldt. Hesse. Gnüchtel. I>ie Ueise des Kaisers nach Petersburg stellt sich zwar al» ein Akt der Höflichkeit dar, indem der Monarch dem Zaren einen Gegenbesuch abstattet, aber schon der Umstand, daß sowohl Fürst Hohenlohe wie der zum Nach folger de« Herrn o. Marschall bestimmte Herr v. Bülow die Reise milmachen, giebt dem Besuche seine bestimmte politische Färbung. Im vergangenen Jahr hat Zar Nikolau» dem deutschen Kaiserpaar in Bre»lau und Görlitz seine Antritt-Visite abgc- stattet, die in ihren Nebensächlichkeiten zum Ausgangspunkt wichtiger politischer Acnderungen im Innern de» Reiche» und Preußen» werden sollte. In Breslau war e», wo der Zar jenen Trinkipruch «»»brachte, dessen eigenartige Geschichte in dem Prozeß v. Lützow-Leckert widerhallte, welch' letzterer wiederum Len Prozeß v. Tausch und wahrscheinlich damit im Zusammenhänge stehend den Rücktritt de» Hrn. v. Marschall zur Folge hatte. Mit dem ernsten Willen, selbst Einblick zu thun in die Verhältnisse, die er mitzubestimmen berufen war, c»schien damals der Zar in Deutschland, ging dann nach Frankreich und kehrte nochmal» zu längerem familiären Bei sammensein nach Darmstadt zurück. Seitdem ist ein Jahr vergangen; der Zar ist tiefer in den ungeheuren Mechanis mus der Diplomatie eingedrungen und ist sicher zu der Er- kcnntniß gelangt, daß Deutschland in dem internationalen Rechenexempel eine wichtige Zahl bildet. Allerdings sind auch heute noch dieselben Elemente, die schon in den Tagen Alexander« eifrig wühlten, um da» russisch-deutsche Verhältniß zu unterminiren, fleißig an der Arbeit. Die Kaiserin-Wittwe hält noch immer den Draht, der über Kopenhagen nach Pari« führt, in ihren Händen, und sie besitzt so wenig Herrschaft über ihr Empfinden, daß sie e» vorzog, der Begegnung mit dem Enkel Kaiser Wilhelm» I. durch ihre Abreise au»zuweichen. Auch die Ernennung de« Grafen Murawiew, der eifrigst zu einem haßerfüllten Gegner de« Hohenzollernrciche« umgestempclt wurde, konnte anfangs nur mit gemischten Gefühlen ausgenommen werden; aber gerade darin zeigt sich der Werth der russischen Diplomatie, daß sie ohne jede Nachgiebigkeit gegen persönliche Neigungen durchau« der Richtschnur folgt, die ihr von der Rücksicht auf La» reale Interesse geboten erscheint. Sie unterscheidet sich hierdurch aus da» Ausfälligste von der Politik der Franzosen, denen da« revanchelüsterne Herz mit wunderlicher Regelmäßigkeit mit dem Kopfe durchgeht, so daß sie, die stolzen Söhne der Republik, selbst den Anstrich zarischen Lakaiendienste» nicht zu vermeiden gewußt haben. ,Frankreich» Liebe»mühe um Rußland» Gunst wird zwar huldvoll angenommen, aber irgendwelche praktischen Folgen hat diese« rein platonische Verhältniß nicht gezeitigt, nicht einmal bei den Konstantinopeler Friedensverhandlungen finden wir Rußland für französische Vorschläge günstig gestimmt, während Deulschlanv» Vorschläge bereitwillige« Entgegen kommen seitens Rußland« finden. Schon unter Bitmarck — seit dem Berliner Kongreß — waren die Beziehungen zwischen Berlin und Petersburg einigermaßen gelockert worden, unter Caprivi wurde der Draht fast völlig zerschnitten. Mit der neuerlichen Annäherung an da« Reich Le« Zaren ist denn auch wieder eine tiefe Ent- sremdung gegenüber England eingetreten, da« un« jetzt mit um so offener zur Schau getragenen Gegnerschaft beehrt, al« e« nach dem Sansibarvertrag gehofft hatte, Deutschland immer im Schlepptau der englischen, rein selbstsüchtigen Politik zu finden. E« ist zu hoffen, daß der Besuch unsere« Kaiserpaare« und unserer leitenden Staattmänner in Petersburg dazu beitragen werden, den letzten Rest de» Mißtrauen» zwischen den Regierungen der beiden mächtigen Reiche verschwinden zu machen. Die phantastischen Neigungen unserer westlichen Nachbarn verlieren dann auch den Rest ihrer Bedeutung und werden mit vollem Rechte der Lächerlichkeit verfallen. Mag auch Herr Faure nach dem Kaiser Wilhelm noch nach Peters burg kommen: an persönlichen Ehrungen wird e» ihm gewiß nicht fehlen, aber politischen Lorbeer wird er da so wenig pflücken können, wie er ihn bei dem Pariser Zarenbesuche zu pflücken im Stande war. Neber da» platonische Verhältniß mit Rußland kommt Frankreich nicht hinaus und warum sollte sich Rußland ein solche» nicht gefallen lassen, da e» ihm nur Vortheil bringt, keine Umstände verursacht, seine auswärtige Politik unterstützt und seine Anleihen bequem unterbringen läßt? Nur mit irgendwelchen Forderungen auf Gegenleistung darf Frankreich nicht kommen! Tagesgeschichte. — Deutschland. Da« Kaiserpaar ist erst am Mittwoch Abend von Kiel nach Kronstadt abgefahren. Da» Panzergeschwadc- war vorau»gedampft. Fürst Hohenlohe begab sich auf dem Landwege nach Petersburg. — Weimar, 3. August. Nunmehr haben die VolkS- schullehrcr unsere« Lande» aus ihre beim Kultusministerium eingercichte Bittschrift, ihnen den Besuch einer Univer sität dadurch zu erleichtern, daß man zu diesem Behuse jedem Lehrer einen einjährigen Urlaub geben möge unter Weiterzahlung de« vollen Gehalt«, eine Antwort erhalten, worin eine wohlwollende Erwägung der Sache in Aussicht gestellt ist. Dagegen sprach sich da« Ministerium gegen die andere Forderung der Einführung der lateinischen Sprache al» Lehrfach in den Seminarien aufs Bestimmteste au», mit der Bemerkung, daß gegen eine etwaige Einführung de» Französischen al» Wahlfach (fakultativ) keine wesentlichen Be denken vorlägen. — Rußland. Petersburg, 2. August. Dem Kaiser Wilhelm wird gelegentlich der Truppenübung bei Kraßnoje- Selo eine Leistung vorgeführt werden, wie sie ihm noch nie geboten wurde, nämlich Batterien ohne Artillerie- Offiziere und Artillerie-Mannschaften. Seit drei Jahren werden in Kraßnoje - Selo umfassende Hebungen in dieser Beziehung gemacht, die von Jahr zu Jahr bessere Er gebnisse liefern. Zu den Feldbatterien werden Offiziere und Mannschaften der Infanterie, zu den reitenden solche der Ka vallerie kommandirt und so weit ausgebildet, daß sie bei der Thätigkeit einer Batterie im Gefecht deren Offiziere und Mannschaften ersetzen können. Die Annahme ist in hiesigen Fachkreisen verbreitet, daß in künftigen Kriegen in Folge der ausschlaggebenden Verwendung der Artillerie, diese Waffe weit größere Verluste haben wird al« früher, und daß dann ost in entscheidenden Augenblicken ein Mangel an Offizieren und Mannschaften eintreten wird. Außerdem wird die vorgenannte Maßregel al» geeignet für die größere Verschmelzung der drei Waffen betrachtet. Die Einführung dieser Uebungen ist auf den eigenen Antrieb de» Großfürsten Wladimir, de« Oberbefehls haber« der Garde u. de« Peter»burger Militärbezirk», zurück zuführen u. bedeutet jedensall» einen großen Fortschritt in der allgemeinen Truppenausbildung. Ueberhaupt herrscht in diesem Jahr, seit Einführung der neuen Dienstvorschrift für die Fuß truppen, ein besonder« reger Geist im Lager von Kraßnoje- Sclo, namentlich wird großer Werth auf die Hebungen in krieg«ftarken Verbänden gelegt. — Schweden-Norwegen. Bardö, d. Aug. Der von dem holländischen Kapitän im Weißen Meere bemerkte Gegenstand ist durch da» Boot de» hics. Vizekonsul» Hobutoe aufgcfundcn und hierher gebracht worden. E« ist ein Wal und ähnelt dem obersten Theil eine» Ballon». — Türkei. Die Wirren im Orient scheinen thalsäch lich kein Ende nehmen zu wollen. Noch sind die Botschafter in Konstantinopel fortwährend mit den Friedensverhandlungen beschäftigt, die sich jetzt wieder durch die Auflehnung Griechen land« gegen die internationale Kontrole der griechischen Fi nanzen in die Länge zu ziehen drohen, da treffen gleichzeitig Nachrichten ein, die neue Verwickelungen auf Kreta in Aus sicht stellen. Schon vor Kurzem hat bekanntlich der Sultan den früheren Großvezier Dfchcwad Pascha nach Kreta gesandt und zwar, wie e» ansang« hieß, nur um den früheren Mili tärkommandanten Tewfik Bey zu ersetzen. Nachträglich er klärt aber die direkt vom Palast de» Sultan» inspirirtc Zei tung »Malamat", Dschewad Pascha sei nicht blo« Militär- Kommandant von Kreta, sondern er sei auch al» Vali der Insel zu betrachten und werde nöthigenfall» nicht blo» auf eigene Faust ohne Zustimmung der Admirale handeln, sondern selbst gegen die Ordre» derselben vorgehen. Am Dienstag kam nun die sür alle Welt ziemlich überraschende Meldung, daß ein türkische« Geschwader c» fertig gebracht habe, die Dardanellen zu verlassen, ja sogar die Fahrt nach den kreten- sischen Gewässern angetreten habe. Die Admirale der dort befindlichen europäischen Geschwader scheinen durch den Ab gang der türkischen Flotte in große Aufregung versetzt worden zu sein, denn nach Telegrammen au» Kanea sind sie sofort an Bord de« italienischen Admiralschiffes zusammengctretcn und haben beschlossen, sich dem Aufenthalte der türkischen Flotte in den kretensischen Gewässern zu widersetzen, haben auch bereit» sür den Fall von Verwicklungen ihre Vorkehr ungen getroffen. Daß e« zu solchen erneuten Verwicklungen kommen werde, ist trotz der drohenden Sprache de« Palast organ« »Halumal" kaum anzunehmen, um io weniger, da die Pforte ja die Autonomie Kreta« nach Vorschlag der Mächte acccptirt hat und auch bei den Friedensverhandlungen den Mächten gegenüber eine durchau« versöhnliche Haltung eingenommen hat. Auf alle Fälle ist aber der Sultan noch immer Suzerän der Insel. E» kann dessen Flotte daher im jetzigen Augenblick um so weniger der Aufenthalt in den kre tensischen Gewässern verboten werden, da auf Kreta trotz der Anwesenheit der internationalen Geschwader noch immer recht bedenkliche Zustände herrschen und die in der Minorität be findliche mohamedanischc Bevölkerung nach wie vor Seiten« der christlichen Insurgenten großen Gefahren «»»gesetzt ist. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, ö. August. Nach den von der Staat«- bahnverwaltung getroffenen Anordnungen gelten bi« auf Wei tere« alle Fahrtausweise von Dre«den-Altst. sowie von den östlich und südöstlich davon liegenden Stationen n. nach Freiberg, den nach Oederan, Berthelsdorf und Hals brücke zu liegenden Stationen sowie nach den Stationen bi» einschließlich Gr°ßvoigt»berg, ebenso umgekehrt: für den lkmweg über Meißen-Nossen; d. nach 'Niederwiesa, den westwärt» liegenden Stationen so wie nach den Stationen bi« einschließlich Hainichen, ebenso umgekehrt: außer für den Umweg über Meißen- Nossen auch für den Umweg über Meißen-Roßwein; c. nach Chemnitz und den westwärt» liegenden Stationen, ebenso umgekehrt: außer für den Umweg über Meißen- Nossen oder über Meißen-Roßwein auch für den Umweg über Meißen-Döbeln oder über Riesa oder Röderau- Döbeln;