Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 05.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189708055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970805
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-05
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
auf sechzig. — Vor vier bi» fünf Wochen wird die Bahn strecke Dresden-Tharandt kaum wieder fahrbar sein. Da» Hilfskomitee für Deuben schreibt: .Am härtesten wohl von allen Weißeritzortschaften ist da« bi»her so rege vorwärt« arbeitende, ca. 8000 Einwohner zählende Deuben mitgenommen worden. Nach einer ungefähren Ueberschlagung kann der Gesammtschaden auf über eine Million Mark geschätzt werden. Nicht eingerechnet ist der durch den Stillstand von Fabrikctablissement» und größeren Handwerksbetrieben ent stehende, noch nicht zu übersehende Verlust. Gegen 20 Grund stücke wurden vollständig von den Fluthen weggerisfen und an die hundert sind mehr oder minder beschädigt. Eine schreck liche Nacht verbrachten die, welche in den vom Wasser um- flutheten Häusern zurückgeblieben waren. Von vielen Seiten hörte man durch die stockfinstere Nacht und die rauschenden Fluthen nur schwach übertönend um Hilfe rufen, ohne solche bringen zu können. Desto deutlicher aber war da» Krachen der cinstürzenden Gebäude zu vernehmen. Gegen 100 Familien sind obdachlos geworden. Der Besitzer der weggeschwemmten Schmiede in Deuben, welcher Freitag Abend ahnungslos nach nach Hause kam, und weder Besitz noch Familie mehr vor fand, stürzte sich in der Verzweiflung selbst in die Fluthen. Bon der Petzold'schen Maschinenfabrik ragen nur noch Ueber- restc von Fabrik und Wohnhaus hervor, die in einen Abgrund gestürzt sind, welcher infolge Einsturzes eines alten Schachtes plötzlich entstanden war. Löbau. Da» neuerbaule Rathhau» und andere zwei Häuser sind infolge de» Hochwasser» cingestürzt. Ein Mann und ein Kind werden vermißt. Weesenstein. Ein schreckliche» Bild der Verwüstung bietet unser schön gelegener Ort, da da» Wasser sünf Häuser thcil» hinweggerissen und viele Grundstücke arg beschädigt hat. Auch ist ein Menschenleben zu beklagen. Schmiedeberg i. Erzg. Ein jähe» Ende haben die Freuden der Sommerfrische in Naundorf, Schmiedeberg und Kipsdorf genommen. Die Schmalspurbahn nach Kipsdorf ist von Naundorf ab fast vollständig verschwunden, die Ueber- brllckungen sind hinwcggespült und vielfach schweben die Gleise in der Lust. Die Weißeritz, deren Bett durch Bretter, Bäume, Gartenzäune:c. fast ausgefüllt ist, hat sich aus der Straße ein metertiefe» neue» Bett gewühlt. Ungefähr 1b bi» 20 Häuser sind von Schmiedeberg bi« Kipsdorf ganz oder Iheilweise zerstört. Die Sommerfrischler flüchteten in die höher gelegenen Ortschaften und verlassen die Stätte der Verwüstung, so bald sie können. Zwei Tage lang waren Schmiedeberg und andere Orte von jeder Verbindung ab geschlossen. Die Postverbindung wird nunmehr wieder durch die Postkutsche von Dresden über Possendors und Dippoldis walde hergestellt. Die Wasserkatastrophe hat leider auch in einer Weise den Freiberger Bergbau betrosscn, wie c» seit Bestehen desselben nicht der Fall gewesen ist. Erfreulicher weise sind Verluste an Menschenleben nicht zu verzeichnen, doch war e« nur unter strengster und aufopferndster Pflicht erfüllung der gesammten Beamten- und Arbeiterschaft möglich, den letzten Mann zu retten. Vergangenen Freitag, Abend« gegen 8 Uhr, wurde gemeldet, daß Wasser in den Abraham- schacht cinfiel. Die dortige Belegschaft erhielt sofort den Befehl zum Ausfahren durch den Thurmhofichacht mittel» Fahrgestelle«. Gleichzeitig wurde auch aus den übrigen Himmelsahrtcr Schächten die Ausfahrt veranlaßt. Schon stürzten aber auch die Wassermassen von den Stöllcn und oberen Gezeugstrecken au» in die Haupt- und Durchschnitt schächte. Bald kamen wohl die in der Nähe der Fahrschächte arbeitenden Leute über Tage, nach und nach, schon mit Schwie rigkeit kämpfend, die entfernter haltenden; aber al« die letzten Flüchtlinge, die durch ihre Steiger von ihren entlegenen Ar beitspunkten geholt werden mußten, an die betreffenden Fahr schächte gelangten, fiel da» Wasser in solcher Stärke ein, daß ihnen eine Ausfahrt unmöglich erschien und sie — oft bi« an den Leib im Wasser watend — nach anderen Schächten eilten, um sich dort zu retten. Dabei konnte e« nicht au«- bleiben, daß sich Einzelne in ihrer Angst verfuhren, zumal ihnen durch den starken Luftzug die Blenden verlöschten und an ein Wiederanzünden derselben, weil Alle« durchnäßt, natür lich nicht zu denken war. So kam e«, daß Sonnabend früh 8 Uhr noch 21 Mann, darunter 2 Steiger, vom Abraham- und Davidschacht fehlten. Wenn man nun bedenkt, welch fieberhafte Anstrengungen allseitig die ganze Nacht hindurch zu deren Rettung gemacht worden waren, und daß außer den Vermißten sich auch die Rettungsmannschaft — Beamte und Arbeiter — in den Schächten befanden, so wird man die Ver zweiflung begreifen, die jede» Bergmann-Herz gepackt hatte. Endlich — gegen 9 Uhr — wurden bei Davidschacht 3 Mann auf dem Fahrgestelle zu Tage gebracht und gleichzeitig auch ein Signal zum Einhängen de« Gestelle» gegeben. Da« Ge stelle ging rein, e« wurde .Halt!" und .Auf!" signalisirt, man wartete am Schachte mit pochendem Herzen — e« kam leer heraus! Zwei Zimmerlinge entschlossen sich nun, auf dem Gestelle einzusahren und brachten auch glücklich 3 Mann, mehr todt al« lebend, zu Tage. So wurden bei Davidschacht bi« um 10 Uhr durch 2 Steiger, die auf Ludwigschacht cinge- sahren und von dort nach dem Davidschacht vorgedrungen waren, die letzten 3 Mann gerettet. Doch, noch fehlte jede Spur der Vermißten vom Abrahamschacht. Mit dem ersten Geretteten, dem bald andere folgten, stieg die Hoffnung, auch hier Allen helfen zu können, und al« endlich die Letzten, — darunter 2 Steiger — gegen 11 Uhr herau» waren, da war die Freude erhebend groß. Hier ist e« nur durch die schon in der Nacht vorgenommenen AbdämmungSarbeiten möglich geworden, Hilfe zu schaffen. Um sich einen Begriff von der kritischen Lage, in der sich die Aermsten befanden, zu machen, sei erwähnt, daß die zuletzt Geförderten fünfmal den Weg von Thurmhof nach Elisabeth zurückgelcgt haben, um irgend wo in die Höhe zu kommen, und daß sic schließlich da« fortgesetzt durch die einstürzenden Fluthen auf- und eingehende Fahrge stell auf fünfter Gezeugstrecke in Todesangst und in größter Lebensgefahr zu erreichen vermochten, nachdem man durch die bereit« erwähnte Abdämmung auf genannter Strecke dem Wasser etwa» Einhalt getlhan hatte. Tagesgeschichte. — Deutschland. Heute, Mittwoch, Nachmittag geht der Kaiser von Kiel nach Kronstadt in See, um dem Kaiser von Rußland in Petersburg einen Gegenbesuch abzustatten. Diesen Augenblick benutzt sonderbarer Weise die russische Presse zu Erörterungen, in denen keineswegs eine deutsch freundliche Gesinnung zu Tage tritt. Den Anlaß dazu bietet ihr der Pariser Besuch de» Grafen GoluchowSki, der nach einem achttägigen Aufenthalt am letzten Sonnabend die fran zösische Hauptstadt wieder verlassen hat. Die Pariser Presse — so geschwätzig sie auch sonst ist — weiß die größte Re serve -zu beobachten, wenn ihr eine solche namentlich bezüglich auswärtiger Angelegenheiten Seiten» der Regierung an» Herz gelegt wird. So erklärt e» sich denn auch, daß sich die Pariser Blätter eigentlich bisher jeden Kommentar» über den Besuch de« Grafen GoluchowSki enthalten und sich mit der Mittheilung begnügten, daß der österreichisch-ungarische Minister de» Auswärtigen mit Herrn Hanotaux zwei lange Berathungen gehabt habe. Wer mehr hierüber erfahren will, der muß einen Blick in die russischen Blätter Wersen, die ganz offen auSsprcchen, wa» die französischen nicht einmal auSzudeuten wagen. Die russischen Blätter messen fast alle dem Besuche de» Grasen GoluchowSki eine große politische Bedeutung bei und geben ihrer Freude über denjxlben be sonder« lebhaften Ausdruck, weil sie darin eine Lockerung de« Dreibunde« sehen. Die Wiener Regierung sucht ihrer An- sicht nach einerseits namentlich wegen der Regelung der orien talischen Angelegenheiten mit dem mit Rußland besreundelen Frankreich Fühlung. Doch da« ist nicht der alleinige Grund. Die österreichisch-ungarische Regierung, sagen sie, hat augen blicklich auch im Innern mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Deutschen lehnen sich auf gegen ein Regiment, welches im Slavcnthum seine Stütze findet und da ein schär fere» Vorgehen gegen die Deutschen in Oesterreich leicht eine Erkaltung zwischen Wien und Berlin herbeiführen kann, will Gras GoluchowSki schpn heute in Voraussicht dieser Wendung durch die Freundschaft Rußland» und Frankreich» für ein nützliches Acquivalent Sorge tragen! Die .Now. Wr." er wartet aber von der Reise de» Grafen GoluchowSki noch weit mehr al» die Herstellung der besten Beziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Frankreich, sie erwarte«, wie bereit» gesagt, mit vielen anderen russischen Organen, namentlich mit Rücksicht aus die inneren Wirren Oesterreich-Ungarn», eine Aushörung de» Dreibundes. Die österreichischen wie die un garischen Slaven gelangen, wie da» betr. Blatt darlegt, immer mehr zur Erkenntniß, der Dreibund sei da» Haupthinderniß der Anerkennung ihrer politischen Gleichberechtigung, die öster reichischen Deutschen andererseits drohen, die innere Politik Baden!« werde da» Verbleiben Oesterreich-Ungarn» im Drei bunde nach und nach unmöglich machen. Diesen höchst be- achtenSwerthen Auslassungen der russischen Presse gegenüber bemüht man sich natürlich von österreichischer Seite noch immer, die Bedeutung der Pariser Reise de« Grafen Golu- chowSki herabzusetzen und derselben einen fast ausschließlich privaten Eharakter zu verleihen. ES habe, heißt e« dort, der Reise GoluchowSki« nach Pari« nicht bedurft, um eine Einigung Herzuslellen, welche bereit« durch die Begegnungen de« Kaiser« von Rußland mit dem Kaiser Franz Josef sichergestellt wurde, und der Gedankenaustausch zwischen Go luchowSki und Hanotaux habe keinerlei neue Richtung weder in die österreichische noch in die französische Politik gebracht. Graf GoluchowSki sei al« Privatmann nach Pari« gekommen, wie die« auch Fürst Hohenlohe jede« Jahr thuc und er habe keinen Grund gehabt, bei dem herzlichen Einvernehmen zwi schen Frankreich und Oesterreich seinen französischen Kollegen nicht zu besuchen. — Den Abschluß eine« neuen deutsch-englischen Handelsvertrages hat der englische Botschafter bei der Kündigung de« Handelsvertrages angeregt. Nach dem .Hamb. Korr." soll dieser neue Meistbegünstigung-Vertrag lediglich die Beziehungen zwischen England und Deutschland, also unter Ausschluß der englischen Kolonien, regeln. Deutscherseits wird man hierauf bezügliche Vorschläge der englischen Regier ung abwarten. Bei dem bestehenden hochentwickelten Verkehr zwischen den beiden Ländern und da der beiderseitige Waaren- auStaujch sich io ziemlich auf gleicher Höhe hält, besteht ein gemeinsamer Interesse an der Herstellung fester Beziehungen. — Offiziere al« Eifcnbahnbeamte find neuer ding» mehrfach abkommandirt worden. 'Nachdem sie den Station-dienst in allen Einzelheiten genügend kennen gelernt haben, müssen sie in einer Hauplslalion, dann bei einem Obcramt und schließlich bei der königlich bayrischen General direktion den ganzen Eisenbahndienst und die Abwickelung der Geschäfte, insbesondere auch den ganzen Betriebsdienst kennen lernen. Die so ausgebildeten Offiziere sollen dadurch in den Stand gesetzt werden, sich im Falle einer Mobilmachung selb ständig am Eisenbahnbetrieb zu betheiligen. — Karlsruhe, 2. August. Der »Bad. Lande-ztg." zufolge richtete der Groß Herzog an den 18. Abgeordneten tag de« badischen Militärvercin», der in Wertheim tagte und mit welchem zugleich die Enthüllung eine« Kaiser Wilhelm- Denkmal» verbunden war, ein Schreiben, in welchem er auf da« Heer al« Bildung»- und Erziehung-mittel hinwcist, wel che« un« befähige zur Bekämpfung so mancher Versuche, die Ordnung de« Staate« und den Frieden der Familie zu zer stören. Solcher Kampf müsse zum Siege führen, denn er habe al« ehrenvolle« Ziel die Wahrung von Ruhe u. Sicher heit. Zum Schluß weist der Großherzog darauf hin, daß man sich die Interessen de« Reich» und de« Lande» nicht im Gegen satz denken dürfe. Wenn e« gelte, da» Ansehen de» Reiche» in der Welt zu stärken, müsse da« Land dafür einstehen zu eigenem Schutz. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 4. August. Am nächsten Sonntag, den 8. August feiert der hiesige Radfahrer-Club sein 12. Stiftung-fest, auch ist zugleich da« 3. Bezirk-fest de« Bezirk« Schwarzenberg im S. R. B. damit verbunden. Die Feier gipfelt in dem Nachmittag vom Postplatze ausgehenden Blumen- Corso und dem Abend« 7 Uhr beginnenden großen Saalfcitc im Feldschlößchen. Die Leistungen bei den hiesigen Saalsesten haben sich von Jahr zu Jahr gesteigert und auch die»mal werden wieder ganz außerordentliche Ueberraschungen für diesen Abend zu erwarten sein. Der Weltkunstmeistersahrer Herr Gustav Döring und sein College Herr Kunstsahrcr Müller haben ihr Erscheinen bei dem Feste zugesagt. Wa» die Herren al« Künstler leisten, ist au« einem Berichte au« Görlitz zu er sehen, worin e« heißt: Der Radfahrer-Club .Borussia", welcher schon zu wiederholten Malen großartig arrangirte Saalfeste entrtrt hat, veranstaltete nach längerer Pause am Sonntag im Hotel »Preußischer Hof" wieder «in große», wohl vorbereitete« Gala-Saalfest. Al» Glanzpunkt der Ver anstaltung ist da« Auftreten de« von dem Club zu diesem Abend mit nicht unbedeutenden pekuniären Opfern gewonnenen Weltmeisterschaft»-Kunstfahrer» Herrn Döring, sowie de» Herrn Kunstfahreri Müller au« Oderwitz. Die phänomenalen Leistungen der beiden Kunstfahrer sind nicht nur für Laten, sondern auch für den Radler ftaunenerregend. Beide Fahrer arbeiteten mit Ruhe und Sicherheit. Sowohl im Linzelkunst- fahren und Duettfahren auf dem Niederrad, al« auch auf dem Hochrad und Einrad führten die beiden Künstler die schwierigsten Exerzitien leicht und elegant au». Für ichier unausführbar hält man die von Herrn Döring aus dem Hoch rad, sowie auf den verschiedensten Radgattungen zur Schau gestellten Produktionen. Zum Schluß der Ausführungen prä- sentirten sich beide Künstler noch auf dem Einrad und Reifen rad, sowie auf dem für derartige turnerische Produktionen eigen» konstruirten, hier noch nicht gefahrenen Etagen-Hochrad. Beide Kunstfahrer erwarben sich mit ihren fast an da» Un glaubliche grenzenden Leistungen ungetheilten Applau». — Dresden, l. August. Der UnglückSsall beim 2. Jägerbataillon Nr. 13 wird von zuständiger Seite folgendermaßen dargestellt: Der UnglückSsall ereignete sich bei einer Ziel- und Anschlagsübung, gelegentlich welcher ein Jäger an Stelle einer Exercicrpatrone versehentlich eine scharfe Patrone lud und abschotz. Da« Geschoß flog über den Ka sernenhof in da» Revier einer anderen Kompagnie und traf unglücklicherweise einen Oberjäger in den Rücken, ging durch die Schulter, durchschlug einen Schrank und verletzte einen Ulanen ganz unbedeutend am Ohr. Getödtct ist Niemand, der verwundete Oberjägcr ist nicht in Lebensgefahr, da kein innerer edler Theil oder größere» Blutgefäß verletzt ist. Die scharfe Patrone ist dem an dem Unglück schuldigen Jäger auf dem Schießstand au» Versehen nicht abgenommen worden. — Dresden, 2. August. Heute Mittag traten unter Vorsitz de» Herrn Oberbürgermeister» Beutler eine Anzahl Herren der verschiedensten Lebensstellungen zusammen, um die gemeinsam vorzunehmendcn Schritte zu berathen, welche eine wirksame Hilselcistung für die durch die Folgen der Unwetter Betroffenen gewährleisten können. In seiner Eröffnungsrede wie« der Herr Vorsitzende auf den Um stand hin, daß Angesicht» de» namenlosen Unglück» nur schnelle Hilfe allein am Platze sei und zwar müsse diese schnelle Hilfe vom ganzen Sachsenlandc gebracht werden. Zunächst müsse von Dresden ein Aufruf erlassen werden, um alle Kreise von der Größe de« Unglück» zu unterrichten und die Bitte um Spendung von Gaben hieran zu knüpfen. Die Bertheilung der eingegangenen Gaben müsse dann dem Landeskomitee al« Aufgabe Zufällen. Den Wunsch, fügte der Herr Oberbürger meister Beutler hinzu, ein Landc»komitee gegründet zu sehen, habe auch Se. Maj. der König, der ihn gestern empfangen und den Plan mit ihm besprochen habe. — Möglicherweise werden die Landständc wie 1858 zu einer außerordentlichen Tagung einberufcn werden, um Mittel de» Staate» für die Unglücklichen bereit zu stellen. — Dresden, 3. August. Se. Majestät der König begab sich am gestrigen Nachmittage in Begleitung Sr. König«. Hoheit de» Prinzen Friedrich August nach den durch die Hochwasscrkatastrophe hart betroffenen Orten Cotta, Löbtau, Plauen, Potschappcl, Döhlen und Deuben und nahm daselbst unter Führung der Herren Krei»hauptmann Schmiedel und geh. Regierung»rath AmIShauplmann Or. Schmidt von dem durch die Katastrophe herbeigesührten Zerstörung»werkc in eingehendster Weise Kcnntniß. — Ihre Majestäten der König und die Königin haben für die durch die Wolkenbrüche und Ueberschwemmungen in Sachsen in den letzten Tagen Ge schädigten 20,000 Mark gespendet. — Dresden, 3. August. Mit Allerhöchster Geneh migung Sr. Majestät de» König» hat Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen, den Ehren vorsitz in dem Landc»-Central-Hilf»komitce für die Wasser beschädigten übernommen. — Chemnitz, 3. August. Die Beschädigungen innerhalb der Bahnstrecke DreSden-Tharandt sind, soweit sich z. Z. übersehen läßt, so erheblicher Natur, daß die Wiedereröffnung de« Betriebe« erst in einiger Zeit sich er möglichen lassen wird. Um nun die regen Verkehr-beziehungen zwischen Dresden einer- und Freiberg bezw. Chemnitz-Reichen bach i. B. andererseits auch während der Dauer vorerwähnter Störung möglichst zu begünstigen, läßt die Staat-bahnverwal- tung Personenzüge zwischen Dresden und Rosien, bezw. Döbeln- Chemnitz in Verkehr bringen, und zwar schon von heute, Dienstag, ab, die dazu berufen sind, direkte Zugsanschlüsse in der Richtung Rosien - Freiberg - Bicncnmühle, bezw. Döbeln- Chemnitz-Reichenbach i. V. rc. zu vermitteln. — Schneeberg, 2. August. Dem Gesammtvorstand de» ErzgebirgSvereinS ist au« Altenberg die telegraphische Miltheilung zugegangcn, daß die daselbst für den 8. und 9. August d. I. anberaumte Abgeordneten- und Haupt versammlung de« ErzgebirgSvereinS wegen der Wasserkalastrophc nicht abgehallen weiden kann. Jedenfalls wird daher die heurige Hauptversammlung auSfallcn müssen; die Abgeordnetcnversammlung soll dagegen an einem noch zu bestimmenden, bequem zu erreichenden Orte später abgchalten werden. — Meißen, 1. Aug. Heute Sonntag Abend bot sich hier ein eigenartig schöne» Schauspiel. Die im Strombett der Triebisch stehenden Ucberreste der hölzernen Frachtbrücke, welche die Lessingstraßc mit dem Triebischthal-Bahnhos ver bindet, mußten aus behördliche Anordnung beseitigt werden. Zu diesem Behufe wurden dieselben mit Theer und Petroleum getränkt und angezündet. Mächtige Rauchwolken kündeten den Beginn de» Schauspiele» und die Feuerwehr spritzte mit Handdruckspritzen Petroleum in den Brand, der in hohen Feuergarben emporloderte. Unzählige Menschenmengen um standen trotz strömenden Regen« da» Brandobjekt. Tausende von Neugierigen au» der wetteren Umgebung besuchten unsere Stadt, um die Verheerungen im Triebischthal anzusehen und Zeuge de« Zusammenbruche» der brennenden Brücke zu sein. Mit einem großen Rammbock beschleunigte die Feuerwehr den Einsturz. — Meißen, 2. August. Den Bewohnern Meißen« und Cölln« wurde Freitag, Sonnabend und Sonntag infolge Eindringen« von Wasser in die Garleitung die ägyptische Finsterniß in natura vorgesührt. Dabei wurde man erst einmal gewahr, wie lichtverwöhnt man eigentlich ist. Auf den Straßen herrschte eine derartig« Kinsterniß, daß «an ge- nöthigt war, um unliebsam« Karambolagen zu vermetden, fortwährend wie die Droschkenkutscher Hotz! Hohl zu rufen. Viele Leute trugen Laternen. Geradezu traurig sah e« in den Restaurant« au«, wo die Gäste al« »dunkle Gestalten" um ein Stearinlicht oder um eine »geborgte" Petroleumlampe herum saßen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)