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Amts- MÜ AchM für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo len, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- scrtionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Ps. »1 Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - > - 44. Jahrgang. Donnerstag, den 5. August L8NS Auf Folium 224 des Handelsregisters für den Landbezirk des unterzeichneten Amtsgerichts sind heute die Firma Unterftützcngrüner Kardätschen-, Bürsten- und Pinkelfabrik »relt- »prsoker » in Unterstützengrün und als deren Inhaber 1) Herr Bürstenfabrikant Robert Lckivln Hess in Hchönheide und 2) Herr Kaufmann Riobnrä Usus V7i1bs1irr Hsinricb Sroitsprsoksr in Verkin .eingetragen ivorden. Eibenstock, am 30. Juli 1897. Königliches Amtsgericht. Ehrig. Böhme. Bekanntmachung. Am I. August dss. Js. ist der 2. Grundsteuertermin aus das Jahr 1897 fällig gewesen. Derselbe ist bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung bis spätestens zum 18. August dss. Js. in hiesiger Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Eibenstock, am 4. August 1897. Der Rath der Stadt. Hess-. Bg. Auf Folium 222 des Handelsregisters für den Stadtbezirk, die Firma tivorrr Itoelritroli belr., ist heute eingetragen worden, daß Herr kktttl Victor Msicbssnsr in Eibenstock Prokurist ist. Eibenstock, am 30. Juli 1897. Königliches Amtsgericht. Ehrig. Böhme. Bckanntmachun g. Die Expeditionen des unterzeichneten Stadtraths bleiben wegen vorzunehmender Reinigung Sonnaöend und Montag, den 7. und 9. August 1897 geschlossen; es können an diesen Tagen nur die dringlichsten Sachen Erledigung finden. Das Standesamt ist an diesen Tagen Bormittags von lü bis 11 Uhr geöffnet. Eibenstock, den 3. August 1897. Der Rath dcr Stadt. Hesse. Gnüchtcl. Deutschland u. die Jiriedensverhandkungen. Wenn die europäische Diplomatie in Konstantinopel mit ihrer berühmten .Einigkeit" schon längst zum Gespött dcr ganzen zidilisirten Welt geworden ist, so kann Deutschland jür sich geltend machen, daß seine Vorschläge sämmtlich, wenn sie auch nicht gleich von Anfang an von allen Mächten gut- gchcißcn wurden, schließlich doch immer durchgedrungcn sind. So Hal auch da« deutsche Programm bei den Friedensver handlungen am Goldenen Horn nicht nur von Seiten der öffentlichen Meinung lebhafteste Billigung erfahren, sondern ist, was die Hauptsache bedeutet, von den Mächten ange nommen worden. Eine sehr warme Anerkennung findet cs in einem Artikel de« Wiener „Frcmdenbl." Bei einem Rückblick aus die letzten FricdenSverhandlungen hebt diese» offiziöse Organ die vom Deutschen Reich betreff» der Kontrolle dcr griechischen Finanzen eingenommene Haltung hervor und sagt: E» sei im ersten Augenblick zu besorgen gewesen, daß der Türkei diese Meinungs verschiedenheit unter den Großmächten einen erwünschten Anlaß bieten könnte, den Gang der Verhandlungen ncucrding» zu verschleppen; und doch konnte dem Antrag dcr deutschen Regierung die sachliche Berechtigung nicht abgesprochen werden. .Deutschland hat," so fährt da» Blatt fort, „kein unmittel bare» politische» Interesse bei den gegenwärtigen Verhand lungen zu vertreten; c» läßt sich nur von seinem allgemeinen Fr-edenSintercsse leiten und nebenbei von dcr Pflicht, die Interessen seiner Staatsangehörigen, soweit sie in Betracht kommen, wahrzunehmen. Diese Gründe sind so ausreichend, um die Haltung Deutschland» zu erklären, daß e» müßig ist, nach anderen Beweggründen dafür zu suchen. E« konnte derhalb wohl kaum ander» kommen, al» c» nun wirklich ge kommen ist." Für Oesterreich-Ungarn, da» bei dieser Frage direkt gar- nicht interessirt ist — die Oesterreicher und Ungarn waren nicht so . . . dumm, den Griechen Geld zu pumpen! — und dem nur an einer möglichst raschen und befriedigenden Be endigung de» von den Mächten übernommenen Friedens werke» gelegen ist, war dcr Weg, den e» zu gehen hatte, vor gezeichnet. Der österreichische Botschafter Baron Calice schloß sich denn auch sofort dem Anträge seine» deutschen Kollegen an. Nachdem ihm auch Rußland zugestimmt hatte, lag für die anderen Mächte kein Grund vor, sich demselben zu wider setzen; denn e» hätten dann jene Befürchtungen eintretcn können, welche laut geworden waren, al« Deutschland mit seinem Anträge zuerst herantrat. Daß e» aber in wenigen Tagen gelang, über die drohenden Schwierigkeiten hinau»- zukommcn, ist gewiß ein neuer Beleg für die friedlichen Ten denzen, die gegenwärtig in ganz Europa vorherrschen. Von griechischer Seite soll bereit« eine bestimmte Er klärung vorliegen, daß c» sich den Wünschen dcr Mächte auch in diesem Punkte fügen werde. Beide Theile haben ja auch ein naheliegende» Interesse, die Vorschläge der vermittelnden Mächte, wie sie sich nun darstellen, anzunehmcn, denn einer- seit« verbürgen sic der Türkei die Zahlung der Krieg«ent- ichädigung, anderseit» Griechenland die Zurückgabe Thessalien». Dringt diese Einsicht auf allen Seilen durch, so haben die Mächte einen schwierigen Theil der Ausgabe gelöst, welche sie durch die Uebernahme der Vermittelung zwischen der Türkei und Griechenland sich auserlegt haben, und der Sache de« Frieden« wird damit ein großer Dienst erwiesen sein. Während die griechische Regierung auf da« Ansinnen einzugehen geneigt scheint, eine europäische Kontrolle ihrer Finanzwirthschaft zuzulassen, ist die Zustimmung de» König« Georg dafür noch nicht zu haben gewesen. Fall» solche Kon trolle durchgesetzt wird, droht er, seine Krone niederzulegcn. Denn ander« kann man die Athener Meldung nicht auffassen, der König werde in dem bezeichneten Falle eine Kundgebung von folgenschwerer Bedeutung erlassen. Wie die Regierungs tüchtigkeit de» König von den Großmächten bcwerthet wird, läßt sich schwer sagen, und wenn die Kronprinzen aller Länder die Hoffnung»anker für die Zukunft dieser Länder zu sein pflegen, so dürste betreff» de» Kronprinzen Konstantin doch die Sache ander« liegen, da sein KriegSruhm nicht eben be deutend ist. Aber König Georg wird sich besinnen! Er hat die Lasten der Regierung seit vicrunddreißig Jahren getragen und wird sie auch länger tragen. Erfreulich aber ist, daß die deutsche Diplomatie, die seit dem Rücktritt de» Fürsten Bismarck so manche Anfechtung zu erfahren hatte, mit ihrer Haltung in der orientalischen Frage ihren alten guten Ruf vollauf bewährt hat. Wom Kochwasser. Die Verheerungen, welche da» Hochwafser angerichtct hat, sind im Allgemeinen viel umfänglicher, al« e« anfänglich den Anschein hatte. Der Schaden, welchen die Fluthen allein in Sachsen angerichtct, beziffert sich nach vielen Millionen, abgesehen von den großen Verlusten, welche die Bewohner de« Schlesierlandes, Böhmen«, Tirol» und die Anwohner de« Donaustrome» erlitten haben. Die au» Sachsen einge gangenen Nachrichten lauten in Kürze folgendermaßen: Schönheiderhammer, 2. August. Infolge mehr tägigen ununterbrochenen Regenwetter» war die Mulde hier Sonnabend Nacht und früh derartig angeschwollen, daß sie hier weit au» den Ufern getreten war und vielfach verheerend wirkte. Die Hüttenfeuerwehr mußte Nacht» alarmirt werden, um gegebenen Fall» helfend cingreifcn zu können. Da» Wasser brachte Klötzer rc., ja sogar Telegraphenstangen kamen ge schwommen. Vielfach mußten die Keller geräumt werden, die Gewalt de» Wasser« brach die Hinterthür eine» Hause» ein, ein Herr, welcher an der Brücke die Höhe de« Wasser» mar- kircn wollte, wurde umgerissen und wäre beinahe ein Opfer de» tosenden Element» geworden, ein an der Mulde gelegene« Hau« mußte geräumt werden. Der durch da« Hochwasser an Straßen, Baum-Anpflanzungen, Wehren tc. ungerichtete Schaden ist noch nicht zu übersehen. Aue, 2. August. Gestern Abend waren hier wieder Höse und Gärten in der Reich»straße fußhoch mit Wasser bedeckt. Der Regen war wolkenbruchartig. Johanngeorgenstadt, 3. August. Ta« Hochwasser hüt auch in den benachbarten böhmischen Bezirken vielfachen Schaden angerichtet. In Neuhammer bei Neudeck sind zwei beim Bahnbau beschäftigte Italiener ertrunken. Der Eine hatte einen Gegenstand dem Wasser entreißen wollen und ist dabei von der Strömung mit fortgerissen worden, der Andere wollte seinen Kollegen retten und ertrank hierbei ebenfall». Erheblich ist auch die Zahl der zerstörten Brücken. Zwickau, 2. August. Da« Hochwasser ging vorgestern von 3 m am Mittag auf 2 in Abend« 9 Uhr zurück. Gestern Mittag zeigte der Pegel noch l^o in über Null und heule früh 2,» m über Null. Die Ufer sind noch überflltthet. Infolge eine« Dammbruche» wurde im Stadtthcil Pölbitz ein Hau», da» noch rechtzeitig geräumt worden war, theil- weise weggerissen. Hier sind die von der Ueberschwemmung hcimgejuchten Straßen: Lindenstraße, Silberhos, ReinSdorser- straße, Schloßgrabenweg, Johanni«straßc, äußere Leipzigerstraße, Glauchauer-, Altenburgcrstraße, Berein«glückstraße, Schlobig- platz, Thalslraße, Waisenhau»straße. Da» in Zwickau, Bockwa, Eain»dorf, Schedewitz, Erossen, Mosel, Schindmaa« u. f. w. von der Hochfluth fortgeschwemmte Getreide zählt nach vielen Hunderten, ja Tausenden von Schocken. Auf der Mulde trieben vorgestern Spannwagen, Brückentheile, Stege, Hau»geräthe, Kisten, Fässer, Balken, Bäume, Hundehütten mit Hunden, Thier kadaver usw. Im Vorort Bockwa durchbrach die Mulde eben falls den Damm, riß auf etwa 001» die Staatsstraße weg u. nahm ein zweite«, ca. 100 m breite» Bette. Hierdurch verminderte sich vorgestern Vormittag '/^10 Uhr sofort da« Hochwasser in der Stadt um 30 bi» 40 om und somit auch wesentlich die Gefahr für letztere. Diese» Au»brechen der Mulde hat aber leider da» Ersaufen der Herrschel'schcn, Falk'jchcn und Forstschächte, deren Mannschaften sich noch rechtzeitig zu retten vermochten, zur Folge. Noch schrecklicher ist aber da» Bild vom Vorort Bockwa bi» Eain»dorf. Da» ganze Bockwathal bildet noch jetzt einen weiten unendlichen See, au» dem sich in weiter Ferne der rasche Laus der Mulde abhebt. Noch jetzt ragen daraus die Gebäude der Schächte Alt-Gemeinde Bockwa, sowie der Wasserhaltung Bockwa, welche für da« ganze Zwickauer Revier die Grubenwässer hebt und demnach für den Betrieb fast aller Werke de» Revier« ungemein wichtig ist, hervor. Ersoffen sind auch diese Bockwaer Schächte. Von den Gebäuden: Elektrizitätswerk, Verwaltungsgebäuden u. s. w. sieht man nur noch die Dächer — Bahnwärterhäus chen sind gar nicht mehr sichtbar — von den Straßen die Wipfel der Straßenbäume, von den Werksbahnen einzelne Telegraphenstangen. Der Betrieb der namentlich bezeichneten Werke ist aus lange, lange Zeit unterbrochen, zumal auch Schachtessen eingestürzt und die Schächte selbst mehr oder iveniger beschädigt sind. Meißen. Die Triebisch rauscht wie ein wilder Berg strom zu Thal, da« Zerstörung»werk im Kleinen fortsctzend. Die Stadt ist noch immer ohne Wasser und Ga», da bei den Straßenfortschwcmmungcn die LeitungSrohre mit fortgcrissen sind und die Garleitung voll Wasser gelaufen ist. In den Gasthäusern behilft man sich mit Petroleum- und Kerzenlicht. Vorgestern Abend wurden die noch mitten im Strome liegen den, festgefügten Uebcrrcstc dcr Güterbrücke mit Hilfe von Petroleum verbrannt. Döbeln, 1. August. Die ganze Stadt stand in Folge der allgemeinen Ueberschwemmung l2—18 Stunden meter hoch, an einigen Straßen in Stockwerkhöhe unter Wasser. Da auch die Gasanstalt und da» Wasserwerk überschwemmt waren, ist Stadt und Bahnhof vorläufig ohne Ga» und zum Theil ohne Trinkwasser und die Petroleumlampen u. Pumpen sind wieder stark begehrt. Viele Bäckereien sind außer Stand gesetzt, zu backen. E» ruhte hier von Freitag Nachmittag bi» Sonnabend Mittag aller Verkehr und alle Arbeit. Dresden, 2. August. Zu den Opfern der Wasser katastrophe in Sachsen gehört auch der Vizebürgermeister von Schandau, Stadtrath Max Müller, dcr mit einer Ufer wand im Kirnitzschbach verschwunden ist. Bei dcr Zerstörung einer «schmiede in Potschappel gingen I I Personen zu Grunde. In Deuben sind 20 Häuser wcggcrisscn, darunter ein« mit seinen Bewohnern. Dresden, 2. August. Amtlich wird gemeldet: Infolge Hochwasser« ist der Verkehr am Elbquai und Hafen in Riesa seit dem 3l. Juli, sowie an dem Elbquai in Dre»den- Alt- und Neustadl, mit Au«nahme de« König-Albert-Hafen», vom gleichen Tage, bezw. vom 1. d. M. bi« auf Weitere« eingestellt worden. Dre»den, 2. August. Die Zahl der allein im Wcißeritzthal umgekommenen Menschen schätzt man