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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 03.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189708030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970803
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-03
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Monat
1897-08
-
Jahr
1897
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Umhcrliegendc Balken zeugten davon, daß in Böhmen einige Brücken den Fluthen zum Opfer gefallen waren. Ebenso war in Wittig«thal hinter dem Gasthause ein Steg mit sortgerissen worden, dergleichen wurden die Brücken zu den Weidenmüller- schen Etablissement« stark beschädigt. Da auch der Bahndamm an mehreren Stellen schadhaft geworden war, so konnte am gestrigen Tage und auch heule Vormittag kein Zug abgelassen werden. Erst heute Nachmittag 2»b wurde der Betrieb ver suchsweise wieder ausgenommen. Zwickau, 3l. Juli. Heule früh 4 Uhr trat Ueber- schwemmung der Nord- und Oststadt ein, die Feuerwehr wurde alarmirt. In der äußeren Leipzigerstraße, Johannis straße u. s. w. muß der Verkehr durch Boote vermittelt wer den. Alle Vororte an der Mulde ober- und unterhalb der Stadt sind überschwemmt. Die Ernte ist im großen Umfange verloren. Die Nordstadt gleicht der Lagunenstadt, Straßen, Höfe, Gärten stehen unter Wasser, die Fluth dringt durch die HauSthüren in die Häuser. Fabriken, Schächte rc. stehen außer Betrieb. Der Muldenpegel zeigte gestern früh noch 20 em über Null, Abend« 6 Uhr 1 in, um 8 Uhr 1,»o m, heute früh b Uhr 3 i» über Null. Die Aufregung in der Stadt und in den Vororten ist eine bedeutende. Chemnitz, 31. Juli. Da« Hochwasser hat hier und in der Umgebung unberechenbaren Schaden angerichtet. In Chemnitz dürfte wohl kaum je eine Ueberschwemmung in sol chem Maße vorgekommen sein, wie diese. Der Straßenbahn verkehr mußte vollkommen eingestellt werden, da die Kraft station unter Wasser steht; e« wird auch, da die Wasserhöhe sich noch immer behauptet, kaum möglich werden, ihn noch im Laufe de« heutigen Tage» wieder zu eröffnen. — Gestern Abend gegen 9 Uhr wurde die Feuerwehr wegen WafferSge- fahr nach der Waldenburgcrslraße, Grenze von Chcmnitz- Kappel, gerufen. Hier war der Kappelbach über seine User getreten und hatte die Zugänge zu den tiefer gelegenen Grundstücken dieser Straße mit Wasser bedeck«. Da die Be wohner der Häuser mit ihren Möbeln nach den oberen Ge schossen geflüchtet waren und ihre Wohnungen zum größten Theile nicht verlassen wollten, so gab die Feuerwehr Anweis ungen zu ihrer Hcrbeirufung für den Fall der Noch, ließ Geräthschaflen zur Rettung zurück und eilte nach Altchemnitz, von wo au« mittlerweile dringend um Hilfe gebeten worden war. Hier waren, von etwa 6 Uhr an, durch die ausgetre tene Chemnitz die tiefer gelegenen Wiesen überschwemmt wor den. Da« Wasser war mehr und mehr gestiegen. Gegen 10 Uhr wuch« c« so schnell an, daß diejenigen Gehöfte, welche bi« dahin noch zugänglich waren, nunmehr vom Verkehr voll ständig abgeschnitten waren. Obgleich die Mehrzahl der Gutsbesitzer sich und ihre Familien, sowie ihr Vieh mit Hilfe der Nachbarn hatten rechtzeitig in Sicherheit bringen können, so waren doch in einigen, von besonder» tiefem Wasser um gebenen Gehöften Menschen, namentlich Frauen, sowie auch Thiere zurückgeblieben, welche von der Berus«scuerwehr und der freiwilligen Feuerwehr de« Stadttheilc« Altchemnitz herausgebracht werden mußten. Heute Morgen gegen 10 Uhr überfluthete da« Wasser noch den größten Theil von Altchemnitz, sowie die Annabergerstraßc bi« zur Annenstraße. Gegen 4 Uhr früh war in der Waldcnburgcrstraße durch den Kappelbach eine ernste Hochwassergefahr eingetreten, da« Wasser hatte die Frontwand eine« Wohnhauses, sowie kleinere Ge bäude an der Waldenburgerstraße zerstört und gefährdete auch noch andere Gebäude ernstlich. Die Kappler freiwillige Feuerwehr brachte au« dem zum Theil zerstörten Gebäude zahlreiche Bewohner über eine Leiter in Sicherheit und die BerufSseuerwehr schaffte au« einem gefährdeten Gebäude Be wohner, darunter kranke und gelähmte Frauen, hcrau«. Ge gen 5 Uhr wurde auf Anordnung de« Herrn Bürgermeister- Gerber die freiwillige Feuerwehr durch öffentlichen Alarm zur Hilfeleistung an den überschwemmten Straßenübergängen, an der Zwickauerstraße, Ecke der Stollbergerstraße, woselbst inzwischen von Berufsfeuerwehrleuten ein Steg von Brettern und Böcken hergestcllt worden war, an der Schloßstraße, an der Promenadenstraße, herangezogen. — Viele Fabriken im Schloßviertel, an der Zwickauerstraße, im Stadttheil Altchem nitz, können infolge de« in den Arbeit-räumen stehenden Wasser« nicht arbeiten lassen. Hohensichtc, 31. Juli. Gestern Abend hat sich im Lößnitzthal ein gräßlicher Unglückrfall zugctragen. Die Lößnitzbach war so sehr angeschwollen, daß bei der Klugeschcn Fabrik alle« überschwemmt und infolgedessen auch der Ver kehr von dem einen Ufer nach dem anderen abgeschnitlen war. Um den in der Fabrik arbeitenden Leuten au« Thiemendorf und Oedcran Abend« den Nachhauseweg zu ermöglichen, wur den dieselben mittel« Geschirr über die überfluthete Brücke gefahren. Al« der Wagen da« dritte Mal die Brücke passirte, brach die Brücke zusammen und Geschirr und Insassen stürz ten in die reißenden Flulhen. Leider gelang e« nur, zwei Personen zu retten, während 8 (4 Männer und 4 Mädchen) den Tod in den Flulhen sanden. — Auch die fürchterlich angeschwollenc Flöha hat ein Opfer gefordert. In Leubsdorf wollte der Holzarbeiter Uhlig au« Marbach eine Leiter au« dem Wasser herau-ziehen, wurde dabei aber vom Strom mit fortgerissen. Der BedauernSwerthe ist Va««» von 8 Kindern. — Die Verheerungen, die da« Hochwasser angerichtet, sind noch nicht zu übersehen. Meißen, 30. Juli. Heute Nachmittag wurde wegen Hochwassergefahr die Feuerwehr alarmirt, welche drei im Stadtgebiet befindliche Tricbischbrücken absperrte. Die Trie- bisch bringt eine Unmenge von Balken weggcschwemmter Brücken und Stege. E« herrscht große Bcsorgniß wegen de« zu erwartenden Hochwasser». Die Keller sind zum Theil geräumt worden. Dresden, 3l. Juli. In höchst bedauerlicher Weise ist da« Dresdner Stadtgebiet, und zwar jener Theil, der unter der Bezeichnung »Am Schusterhau«' bekannt ist, vom Hochwasser betroffen worden. Die von hier nach Cotta führende Hamburger Straße geht kurz vor dem Etablissement »Schusterhau«' über da« Wetßeritzbett, welche« hier von einer Betonbrücke von ziemlicher Weite überspannt wird. Diese Brücke konnte gestern Nachmittag den wild heranbrausenden Flulhen der sonst so harmlosen Weißeritz nicht mehr wider stehen und stürzte ein. Da« Wasser halte zu dieser Zeit nahezu die Höhe der Straße erreicht. Die Gefahr für di« gegenüber dem Schusterhau« liegenden Wohnhäuser wuch« nunmehr mit jeder Minute, da in die Steine der Usermauer schon Lücken gerissen worden waren und dort unaufhaltsam Boden von den Flulhen weggerissen wurde. Die zur Hilfe leistung alarmirten Feuerwehren von Dre«den und Cotta retteten mit anderen hilfsbereiten Personen so diel al« mög lich war an Mobiliar au« den nächstgelegenen gefährdeten zwei Häusern. Schon kurz nach 6 Uhr begann der Einsturz de« ersten Hause«; in kurzer Zeit wurde e» allmählich voll ständig von den Flulhen hinweggespült. Mit Ausbietung aller Kräfte arbeitete man nun an dem Fortschaffen dc« vielen Mobiliar» au» dem eben erst neuerbauten drei Stock hohen nächsten Wohnhaus«. Betten, Möbel -c. wurden au« den oberen Stockwerken zu den Fenstern herau«geworfen. Noch vor Einbruch der Dunkelheit waren die Fluchen mit dem Wegreißen de« Erdboden« soweit vorgedrungen, daß auch da« zweite Hau« seinen Halt verlor und unter donnerndem Getöse nach und nach einstürzte. Ein weitere« Steigen de« Waffer« führte bald auch dahin, daß da« »Schusterhau«' von dem Wasser erreicht wurde, welche« dann nach und nach einen großen Theil desjenigen Gebäude«, in dem der Tanzsaal sich befand, zerstörte. Unaufhaltsam drängten aber die Wasser massen vorwärt«. Bald ergriffen sie da« neben dem cinge- stürzten großen Wohnhaus stehende Gebäude, da« von der Wittwe May und der Familie de« Dresdner Oberfeuerwehr- manne« May bewohnt wurde. Auch hier gab c« kein Halten. Noch ehe da« ganze Mobiliar gerettet werden konnte, stürzte auch diese« Hau« zusammen, sodaß der genannte Beamte, der zufällig mit der hiesigen Feuerwehrabtheilung auSgerückt war und bei den RettungSarbeitcn von Anfang an geholfen hatte, zusehen mußte, wie sein eigene« Heim vom Elemente zerstört wurde. Auch an anderen Grundstücken und Lagerplätzen der dortigen Gegend ist übrigen« vielfacher und beträchtlicher Schaden verursacht worden, dessen Höhe sich noch gar nicht beziffern läßt. Von der Stadt au« ist die Verbindung mit der jenseits der Weißeritz liegenden Gegend unterbrochen. Die städtische Feuerwehr versuchte gestern Abend mehrere Male einen Uebergang über die Weißeritz, allein die Fahr zeuge konnten selbst auf großen Umwegen über Löbtau und Plauen nicht über den Weißeritzfluß gelangen und mußten umkehren. Bewohner von Löbtau und Cotta, die sich Abend« noch in der Stadt befanden, konnten infolge der Sperrung aller Weißeritzbrücken überhaupt nicht nach Hause gelangen. Dresden, 30. Juli. Heute Mittag ist ein Kommando Pioniere nach Königstein abgegangcn, wo Häuserein stürze zu befürchten sind. Nachmittag« wurden 450 Gre nadiere mittelst Sondcrzug» nach Pirna befördert, um in den überschwemmten Gebieten Räumungrarbeiten vorzunehmen. Der Schaden ist ungemein groß, die Ernte vernichtet, mehrere Brücken, sowie Häuser stürzten ein. In Deuben wurden bei dem Einstürze eine» Hause« eine Frau und ein Kind erschlagen. Die Bahnlinie Pirna-Berggießhübel ist bei Rott werndorf in einer Ausdehnung von über 3 Kilometern über- fluthet. Ein Umsteigen der Reisenden ist au«geschlossen, weil auf den anliegenden Straßen da» Wasser etwa einen halben Meter hoch steht. Der Verkehr ist vollständig eingestellt worden. Ein gleiches Schicksal thcilt die Müglitzthal- bahn, der Bahnkörper und die Brücken sind auf weite Strecke von Geising bi« herunter nach Niederschloltwitz über schwemmt. Auch hier ruht der Verkehr gänzlich. Auf der Linie Schandau-Neustadt sind fast sämmtliche über den Sebnitzbach führende Brücken eingestürzt. Durch da« Hochwasser ist zur Zeit auf folgenden Bahnstrecken der Verkehr gestört:—Zittau-Reichenberg, Herrnhut-Bärnsdorf, Zittau-Marker«dorf, Oberpostwitz, Ober- cunewaldc, Zittau-Oybin (bi« auf Weitere« gesperrt), Neu- hausen-ischweinitzthal, Berggießhübel-Pirna, Hetztorf-Eppen dorf, HainSberg-KipSdorf, Zittau-Nikrisch, Arnau-Pcl»dorf- Stackenbach (auf etwa 14 Tage), Böhmisch Kamnitz Tannenberg, Leipa-Tannenberg-RöhrSdorf, RöhrSdorf-Zwickau i. B., Lauban- Marklissa, Altchemnitz-Harthau, Wolkenstein-Jöhstadt, Reitzen hain - Flöha, Lichtenberg - Moldau, Schandau - Utter-Lors, Mügeln - Geising - Altenberg, Dresden - Friedrichstadt - Co«wig, Weinböhla und Kohlmühlc-Hohnstein, Annaberg-Flöha (wird jetzt Verbindung durch Umsteigen bei Scharfcnstein hergestellt), Niederschlcma-Fahrbrücke, WilzschhauS-KarlSfeld, Grünstädtel- OberritterSgrün, Zwickau-Crossen-Mosel, Leirnig - Tanndors, Flöha-Freiberg (wegen Dammrutsch bei Falkenau gesperrt), Aue-Lauter, Elbquai Riesa. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Dem Berichte über die Plenarsitz ung der Handel«- und Gewerbekammer in Plauen vom 24. v. M. entnehmen wir u. A. folgende«: Dem Stadt- rathe zu Eibenstock war seilen« de» Herrn Präsidenten unter dem 16. April die Miltheilung gemacht worden, die Bcrath- ung der BerkehrSkommission der Kammer am 10. Juni 1896 über da» Projekt einer Bahnverbindung von Eiben stock nach Reichenbach habe zu dem Beschlüsse geführt, eine Besichtigung de« Gelände« im Lause de« Sommer« vor zunehmen. Inzwischen war der Kammer ein Lageplan, da« Eisenbahnprojekt Eibenstock-Johanngeorgenstadt betreffend, zu gegangen. Unter Hinwei» darauf, daß eine Entschließung der Regierung zum Eiscnbahnbau Reichenbach-Mylau Lengen feld nunmehr mit Sicherheit anzunehmen sei, bat der Stadt rath zu Eibenstock die Kammer unter dem 18./ld. Juni eine Besichtigung de« Gelände« zwischen Eibenstock und Reichen bach, eventuell auch Johanngeorgenstadt durch den Verkehrs ausschuß in allernächster Zeit vornehmen und den Stadtrath durch Befürwortung de« Eisenbahnprojekte« bei der Regier ung nachdrücklich unterstützen zu wollen. Der Herr Präsident überwie« die Eingabe dem VerkehrSauSschuß und gab dem selben gelegentlich der Plenarsitzung anheim, sich mit Rücksicht auf die bevorstehenden Sommerreisen verschiedener Mitglieder sofort über die vorzunchmcnden Schritte zu verständigen. Auf Vorschlag de» Herrn Vizepräsidenten wurde hierbei Hr. K.-R. RostoSky von dem Ausschüsse durch Akklamation zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt, und auf Grund einer sofort nach der Plenarsitzung erfolgten Aursprache wurde seilen» de« Ausschüsse« beschlossen, die fragliche Geländebesich- tigung in der 2. Hälfte de« August vorzunehmen, einer Zett, wo die erforderliche weitere Klärung der Ansichten über diese wichtige Frage erfolgt sein, der Ausschuß sich vollzählig ver- sammeln und seine Beschlußfassung immer noch so rechtzeitig stattfinden könne, daß auch die dementsprechend in Au«stcht genommene Eingabe der Kammer an die Ständeversammlung noch in der nächsten Session zur Erledigung kommen wird. Die« wurde dem Stadtrath zu Eibenstock mitgetheilt. — Eibenstock. (Eingesandt.) Die Original Brauer'« Roßweiner Sänger kommen! Wer diese Zeilen liest, wird sich wohl gerne noch de« genußreichen Abend«, der hei ter verlebten Stunden de« vergangenen Jahre» erinnern. — Wie au« dem Jnseratentheil d. Bl. ersichtlich, ist un« wiederum die Gelegenheit geboten, diese weit berühmten Künstler hier concertiren zu hören. Allen Freunden fröhlicher Muse kann der Besuch diese» Concerte« nicht warm genug empfohlen werden. Wer diese Brauer « Roßweiner Sänger bereit» ge hört oder nicht gehört hat, jeder der Besucher wird seine Lachmu«keln diesen Abend wieder anstrengen müssen. Lin ausverkaufte« Hau« möge diesem Unternehmen gesichert sein. — Dresden, 30. Juli. Ein entsetzliche« Unglück vollzog sich gestern in der Jägerkaserne zu Dresden. E« war Gewehrrevision angesetzt. Durch einen noch nicht aufgeklärten Umstand entlud sich hierbei ein Gewehr, in dem unbegreif licher Weise eine Patrone stecken geblieben war. Dieselbe tödtete einen Jäger und verletzte im weiteren Laufe den dienst- thuenden Feldwebel, um dann noch die Thür zu durchschlagen. Der in der Kaserne anwesende Kommandeur ließ sofort nach dem Vorgefallenen da« ganze Bataillon auf dem Kasernenhof antreten. — Annaberg, 30. Juli. Infolge der Vorgänge in Eger sind hier Tschechen, die einer Tanzmusik beiwohnten, zum Verlassen de« Saale« genöthigt worden. — Au« dem Erzgebirge, 29. Juli. Die Be drückung der Deutschen in Böhmen macht sich für die Czech en außerhalb Oesterreich« bereit« in recht fühlbarer Weise geltend. Kürzlich kam ein Trupp czechischer Maurer zu einem Baumeister, um Arbeit sich zu erbitten. Die Leute erzählten, daß sie schon längere Zeit im Erzgebirge umher gezogen seien, um Arbeit zu suchen, aber stet« vergeblich. Au« ihrer Heimath müßten sie fortziehen, weil e« daselbst keine Beschäftigung für sie gäbe. Der erwähnte Baumeister nahm die Leute jedoch auch nicht an. Die deutsch-böhmischen Maurer, selbst auch die Arbeiterinnen wollen einfach nicht mehr mit den Czechen auf einem Bau arbeiten, und schon um Streitig keitenzuvermeiden, werden czechische Arbeiter nicht angenommen — Wetterprophezeihung. Professor Falb hat für die Monate August und September folgende Welleraussichten aufgestellt. 'Nach den starken Niederschlägen de« Vormonat« ist für den August verhältnißmäßig trockene« Wetter zu er warten. Nur die ersten Tage, in welchem der unmittelbar vorau«gehende ParoxiSmu« aurläuft, sich noch ziemlich reg nerisch gestalten. Im Uebrigen ist eine Zunahme der Nieder schläge de« Vormonat» nur an den kritischen Terminen zu erwarten. Die Temperaturen sind in der ersten Hälfte de» Monat« durchschnittlich normal, steigen jedoch in der zweiten Hälfte ziemlich bedeutend über den Mittelwerth, um dann in der letzten Woche desto stärker zu sinken. — September. Die Temperatur ist infolge der vorau«gegangencn Nieder schläge in der ersten Woche auffallend niedrig, steigt aber in der zweiten anfang«, um jedoch sofort wieder bedeutend zu sinken. Auf der Wanderschaft. Original-Erzählung au» der sozialen Bewegung der Gegenwart. Von Th. Schmidt. tl». Fortsetzung). Fritz Wolter« war die kleine Scene nicht entgangen. »Ja, ja die moderne Erziehung der Kinder der Reichen war auch eine jener Einrichtungen, welcher der Sozialdemokratie Waffer auf die Mühle lieferte. Wa« sich eben da vor seinen Augen abspielte, hatte e« nicht eine tiefe Bedeutung für da« Zusammenleben der einzelnen Gesellschaftsklassen? Schon in der frühesten Kindheit ward also diesen beiden Kindern der Abstand der Stände begreiflich gemacht. War'« da ein Wun der, wenn man auf Schritt und Tritt hochmüthiger Stande«- überhcbung auf der einen und Neid, Mißgunst und Haß auf der anderen Seite begegnete? Und weiter, wa« mußte au» diesem zarten Knaben einst für ein Mann, au« diesem blaffen Mädchen einst für eine Jungfrau werden? Verhätschelt, verweich licht, vor jeder Berührung mit der Straße abgeschloffen, schwach an Körper und damit auch schwach an Willen, wür den sie später dem ersten Wirbelsturm de« Leben«, der ihnen etwa die Subsistenzmittel raubte, erliegen. Und)wenn sic da» Schicksal vor solcher Prüfung bewahrte, wa« würde der in Stande«vorurtheilen erzogene und mit Geringschätzung auf die Arbeiterklasse herabblickendc Mann für ein Vorgesetzter seinen Untergebenen, die Frau für eine Gebieterin dem Dienst personal gegenüber lein? Würden Beide sich in da« Denken und Empfinden derjenigen wohl jemals hincinvcrsctzen können, die ihr Brod in harter Arbeit und Abhängigkeit verdienen müssen? Wohl schwerlich! Wer nicht im Volke ausgewachsen ist, der vermag sich auch nicht in die Gedankenwelt und da« Empfindung-lebcn desselben hineinzuversetzen; auch wird ihm jeder Maßstab in der Beurthcilung der Arbeitsleistung de« gewöhnlichen Manne« fehlen. Solche Gedanken waren e«, die sich Wolter« beim Beobachten der Kinder aufdrängten. Hinter ihm wurde in diesem Augenblicke sein Name gerufen, und al« er sich umdrehte, sah er in da« Gesicht seine« poli tischen Gegner«. »He, Sic Mäßigkeiirapostel, wollen Sic sich auch heute wieder von der »Groschen-Sammlung' au«- schlicßcn? Nur einen Nickel!' redete ihn Sommer, mit einer Anzahl Nickelstücke in der Hand klimpernd an. »Sie wissen doch, Sommer, daß ich keinen Schnap» trinke," antwortete Wolter« ernst. »Außerdem steht auch, wie Ihnen bekannt, in den Fabrikräumen angeschlagen, daß Jeder, bei dem eine Schnapsflasche gesunden wird, in eine Ordnungsstrafe von drei Mark genommen wird. Da e« aber andererseit« jedem Arbeiter sreisteh«, beim Portier zwei kleine Schnäpse zum Einkaufspreise sowohl beim Frühstücke al« auch beim Vespcrbrodc sich geben zu lassen und diese Einrichtung für mäßige Trinker vollkommen genügt, jo habe ich keine Ur sache, jene« Verbot Ihnen und Ihrem Anhänge zu Liebe zu übertreten. Steigen Sic einmal zu mir herauf, Sommer, sehen Sie, dort auf der Landstraße sind zwei von Ihren Kin dern, wersen Sie denen den Nickel zu, den Sie dem Schnap»- tcuscl opfern wollen und Sie werden sehen, welche Freude Sie den Kleinen damit bereiten." »Wa«, find die Rangen schon wieder da?" Mit eine« Sprunge stand Sommer neben Wolter« auf der Bank. »Wollt Ihr, »erd .... Blagen") wohl sofort nach Hause, die Sin der der hochnäsigen Sippschaft dort — Sommer zeigte nach der Billa — spielt doch nicht mit Euch." In diesem Augenblicke erschien die ältliche Erzieherin der beiden Schilling'schen Sinder, sie warf wegen der eben gehörten Worte einen strengen, drohenden Blick nach den beiden Männern hinter der Mauer, nahm die beiden Kleinen an die Hand und führte sie schellend fort. *) Westfälisch« B«z«ichnung für lästige Kinder.
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