Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 29.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189707292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970729
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-29
-
Monat
1897-07
-
Jahr
1897
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
in Löbtau. Wahrend die hohe Frau bei einem Besuch vor einiger Zeit nach dem Cafö Benedix fuhr und dort für die Kinder zahlreiche Einkäufe bewirkte, brachte diesmal Ihre Majestät die Geschenke gleich mit und die Freude darüber unter den Kindern hatte keine Grenzen. Der Hoswagen war mit Düten, welche Kirschen, Konfekt, Backwaaren u. s. w. ent hielten, vollbepackt. kaum hatte Ihre Majestät den Wagen verlassen, so ward sie umringt und unzählige Kinderhände streckten sich der Königin entgegen, welche unermüdlich mit dem Vertheilen der Leckerbissen beschäftigt war. Vergeblich versuchten da» Hoffräulein von Oppell und umstehende er wachsene Personen, den Ansturm der Kinder zurückzuhalten und der Königin den Eingang in die Anstalt sreizumachen. Mit herzlichen Lächeln ließ die Königin die Kinder gewähren. Erst alö die letzte Düte vcrtheilt war, ließ der Andrang nach und Ihre Mäjestät betrat die Volksküche. — Dresden. Eine sonderbare Reparatur macht sich im Elbebelt nölhig. Die linke Stromseite unterhalb der AugustuSbrücke, welche für die Schifffahrt beim Passiren dieser Brücke in Frage kommt, wird gegenwärtig durch Beamte und Arbeiter der königl. Waffelbaudirektion mittel« Einbauen von zwei Grundichwellen regulirt. E» haben sich nämlich an dieser Stelle bi» zu 8 in tiefe Rinnen und Löcher gebildet, welche Stauwasscr und Drehen erzeugten, die der Schifffahrt, namentlich der Steuerung, manche Schwierigkeit bereiteten. Da« Einbauen der Schwellen geschieht durch Versenken von Sandsteinhorzeln, auf welche zur Beschwerung noch Granit gestein aufgeschüttet wird, sodaß ein dammarliger, wenn auch nicht vermauerter Bau entsteht. Bereit« jetzt kann man die Wirkungen dieser Vornahmen an dem Abflüsse de« Wasser« beobachten, doch wird sich die Strömung noch normaler ge stalten, wenn erst die mehreren Tausend Raummeter Gestein, die au« dem oberen Etbthale herbcigcschleppt werden, in da« Strombett versenkt sein werden. Obwohl täglich mindesten« lOO ebn, Material zugeführt und versenkt werden, dürsten die Arbeiten doch einige Wochen Zeit in Anspruch nehmen. — Plauen. In den Alldeutschen Blättern bespricht Herr I)r. Ad. Lehr die Erlebnisse de« Herrn Pezoldt au« Plauen i. V., der an dem deutschen Volk-tag zu Eger am I I. Juli »heilgenommen hatte. Herr P. »war nach Eger ge kommen und wollte am Abend sich ruhig nach dem Bahnhof zur Heimreise begeben. Er gerieth in die Absperrung aus dem Marktplätze, alle« Ersuchen um Durchlaß und da» Bor zeigen der Eisenbahnkarte blieben vergeblich; die Gendarmen setzten ihm die Bajonnettc auf die Brust, einer versetzte ihm einen Kolbenstoß, daß er zurücktaumelte, zugleicht stürzten sich vier auf den sich nicht einmal Sträubenden und erklärten ihn für verhaftet. Vierundzwanzig Stunden blieb Herr P. im Gefängniß, während welcher Zeit sich seiner, dcß völlig Unbekannten, wackere Egerer Bürger, u. A. Herr Bürger meister Nr. Gschier, aus da« Wärmste annahmen. Am Mon tag Abend noch um '/,8 Uhr fand eine Sitzung de« KreiS- gerichl« statt, in welcher die Freilassung de« Herrn Petzoldt gegen eine Bürgschaft von 600 Gulden verfügt wurde, welchen Betrag zwei, wiederum dem Verhafteten völlig unbekannte, in Eger ansässige Reichsdeutsche, die Herren Fabrikant Schmer le! und Direktor Züchncr, sofort erlegten. Hervorragende Bürger Eger« empfingen den endlich Freigelassenen und be gleiteten ihn nach der Bahn. Wie da« Vorgehen der Gen darmerie gegen den sich jeder Kundgebung Enthaltenden und da« spätere Verhalten der Bezirkshauptmannichast gegen den Verhafteten so recht bezeichnend ist für den über die Deutschen in Oesterreich unausgesprochen verhängten AuSnahm-zustand, so ist andererseits die sosortige au« freien Stücken einem Un bekannten gewährte opferfreudige Hilfe feiten« der Einwohner Eger« ein Bewei« für da« lebhafte Gefühl der Gemeinbürg- schast, da« sich gegenüber dem Drucke der polnischen Wirt schaft in Oesterreich jetzt unter den dortigen Deutschen so schön entwickelt hat.* — OelSnitz i. V., 27. Juli. Kindlicher Unverstand brachte am Montag in Eichigt zwei Gutsbesitzer nahezu an den Bettelstab. Zwei 6jährige Knaben spielten in der zwei ten NachmiltagSftundc in der HumS'schen Scheune mit Zünd hölzchen, und bald stand diese« Gebäude, wie auch da« Wohnhaus in Hellen Flammen. Durch Flugseuer geriethen weiter Schuppen, Scheune und Wohnhaus de« Gutsbesitzer» Stemel in Brand, und da« Feuer griff so rapid um sich, daß die beiden Familien fast all' ihr Hab und Gut verloren. Dem Erstgenannten verbrannte sogar ein Geldbetrag von 1000 M., welcher im Hause bereit gehalten wurde, um Re paraturkosten zu bezahlen. — Glauchau. Die Vorgänge in Deutschböhmen wi derhallen auch in unserer Stadt. Verschiedenen Tschechen ist jetzt die Arbeit ausgekündigt worden. Möge da« Vorgehen hiesiger Arbeitgeber Nachahmung anderwärts finden! — Schneeberg, 27. Juli. Nach einer neueren Meld ung werden sich voraussichtlich die Korp« Manöver bi« in die Schneeberg Kirchberger Gegend erstrecket,. In hiesiger Stadt finden jetzt auf eine Zuschrift de« Königl. General kommando« Ermittelungen über die in Schneeberg mögliche höchste Zahl der Belegung mit Truppen statt. Dasselbe ge schieht in Neustädtel. — Crossen, 2b. Juli. Auf der Reise von Zeitz nach Crossen hatte in einem Eisenbahnwagen 4. Klasse ein armer ehrlicher Handwcrksbursche ein Taschenbuch mit I3l M. in Papiergeld gefunden. Er gab e» aus der hiesigen Station ab, wo sich am Abend ein Mann einstellte, der da« Geld verloren hatte. Der Finder erhielt 3M. zum Lohn. Die ganze Baarschast de« ehrlichen HandwcrkSburschcn be stand au« l8 Pfennigen. Zum 40 jährigen Jubiläum der Turner Feuerwehr zu Eibenstock. Wie wir in der letzten 'Nummer diese» Blatte» bereit« mitgetheilt, gab Hr. Bice-Kommandant Friedrich Göbler, welcher Mitbegründer unserer Wehr ist und derselben noch heute in voller Rüstigkeit seine Kraft und Erfahrung widmet, einen Rückblick aus da- Entstehen und die Weiterentwickelung der hiesigen Turner-Feuerwehr, den wir seine« allgemeinen Interesse« wegen hiermit auch weiteren Kreisen zugängig machen. Da Aktenmaterial au« den ersten Jahren de« Bestehen« der Wehr nicht vorhanden ist, so dürsten die av» der Er innerung geschöpften Auszeichnungen de« Hrn. Göbler viel leicht noch manche Vervollständigung zulassen, immerhin sind dieselben in jeder Be>s;hz;n^ interessant und werthvoll. Herr Göbler lazlk ungefähr Folgende«: Liebe Kameraden und werlhe Anwesende! Zuvörderst bitte ich um Entschuldigung, wenn sich hin und wieder bei meinem Vortrag kleine Fehler einschleichen sollten. Ich mußte doch Alle«, da keine schriftlichen Nachweise vorhanden sind, au« rem Gcdächtniß hervorholen. Im Jahre I8b6 brach über Eibenstock ein große« Unglück herein, ein riesiger Brand legte am 19. März, wie wohl den Meisten bekannt, binnen wenigen Stunden den ganzen unteren Sladtthcil in Asche ; wenn ich nicht irre, waren e» 115 Wohn häuser; Neben- und Hintergebäude und Scheunen nicht mit gerechnet. Da» Ereigniß zeitigte bei einem Manne den Entschluß, um in Eibenstock eine Verbesserung de» Lösch- und Rettung» wesen» herbeizuführen, eine organisirte Freiwillige Feuerwehr zu gründen. E« war dieser Mann Hr. Theodor Schulz, ein geborener Leipziger, der schon der einige Jahre früher gegründeten Leipziger Freiwilligen Feuerwehr angehört hatte. Er erließ zu diesem Behufc eine Annonce im hiesigen Wochenblatt, forderte die Einwohnerschaft zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr aus, jedoch trotz mehrfacher Wieder holung ohne jeglichen Erfolg. Der Turnverein, damalS-einige dreißig Mitglieder stark, hielt jeden Sonnabend im VereinSlccale (Gottschald«mühle) Versammlung ab, wo der Beschluß gefaßt wurde, eine Depu tation an Hrn. Schul, abzuscnden und fall« er damit ein verstanden sei, der Sache beizulreten. Hr. Schulz war hocherfreut, besuchte am nächsten Sonn abend unsere Versammlung und ließ sich al» Mitglied aus nehmen. Wir legten alle« Weitere in seine Hände und nun entwickelte er eine Thätigkeit, die wir ihm, nebenbei gesagt, eigentlich nicht zugeiraut hatten. Er schrieb an sammtliche Mobiliarversichcrungen, welche in Eibenstock interessirt waren und die, gewitzigt durch die großen Entschädigungen, welche sie beim großen Brande be zahlen mußten, faßt durchweg Beihülfen zusagten, sobald wir constituirt wären. E« wurde nun zur Wahl verschickten und wurde Hr. Schulz al» Kommandant, Göbler al» Steigerzugführer und Weiß al» Spritzenzugsührer gewählt, auch der Beschluß gefaßt, daß nur Mitglieder de« Turnverein« in die Feuerwehr cintreten können. Die Ccnstituirung wurde angezeigl unter dem 'Namen Freiwillige Turner-Feuerwehr. Die Beihülfen kamen und Hr. Schulz bestellte bei der Firma G. A. Jauck l Spritze und bei Faber in Leipzig Ledergurte, einige Spitzäxte, damal» Flächen genant, 2 einholmige Leitern, welche 1857 im März oder Mai, da« ist mir nicht genau mehr erinnerlich, vertheilt wurden. Zur Michaeli-messe ging Hr. Schulz nach Leipzig, brachte außer der Spritze noch verschiedene Au»rüstung«gcgenstände mit und nun begann da« Ueben strebsam. Eine Uniform halten wir damal« nicht, sondern nur Drilljacke, Drillhose -c. Eine Beihilfe vom Stadlrath war un« versagt. Doch genug damit. Ich komme nun auf unsere Thätigkeit und die fernere Entwicklung unserer Wehr zu sprechen. Da« erste Mal wurden wir alarmirt im August 1858, aber nicht wegen eine« Brande«, sondern wir wurden zur Hülfleistung gerufen wegen großer Wasjernoth infolge eine« Wolkenbruche». Erst am 5. Juli 1859 waren wir zum ersten Male bei einem Schadenfeuer lhätig. E« brannte früh 2 Uhr im Juliu« R"ckstroh Hau», jetzt Friedrich gehörig, welche« denn auch sammt WirihschaftSgcbäude vollständig niederbrannte. Wir retteten damals hauptsächlich da« enganliegende Archiv de« Königl. GerichlSaml« und halten die Geuuglhuung, von der Firma C. G. Dörffel Söhne 10 Thaler und eine Grali- fication von der Brandvcrsicherung zu erhalten. 'Nun hatten wir schon einen Fond zur Beschaffung fehlender Ausrüstung« gegenstände. lieber ein Jahr dauerte e«, ehe wieder ein Brand statt fand. Am 13. 'November 1860 entstand Feuer im König-Hau«, welche« zur Zeit Hrn. Heinrich Meichßner gehörte. Wir waren sehr schnell zur Stelle und kurz gesagt, wir wurden von verschiedenen Seiten gelobt und bekamen aber auch Ge schenke von Eduard Meichßner und C. Lipsert, auch eine Sammlung, welche Hr. Schulz unter seinen Freunden ver anstaltete, brachte eine hübsche Summe, so daß wir im Stande waren, an eine einheitliche Uniformirung zu denken. Im Jahre 1861 wurden Drillblousen mit den Abzeichen '1. b. angcschafft, welche Hr. Christian Meine» anfertigte. Hüte wurden vom Hutmacher Schnorr geliefert. In diesem Jahre waren zwei kleinere Brände. Am 10. August 1862 wurde Eibenstock abermals von einer verherrenden Feuer«brunst heimgesucht. Dieselbe kam am Sonntag Abend (e« war gerade Sängerfest in Plauen und die Hälfte der Feucrwehrmannschast dort anwesend) zum Ausbruch und mußte bi« Dienstag Nacht an der Ablöschung de» Feuer« gearbeitet werden. E« brannten damals 38 Wohnhäuser ohne die Hintergebäude, Scheunen und Ställe nieder; auch wurden die Kirche, die Pfarre und da« Rathhau« ein Raub der Flammen. Nach diesem Brande erhielt die Feuerwehr für unbrauchbar gewordene Schläuche, Au«rüstung«- gegenstände, RcttungSsäcke rc. die erste Entschädigung au« den für die Brandkalamitosen gesammelten Hilfsgeldern. Am Ende des Jahres 1863 trat Hr. Theodor Schulz von seinem Posten al» Kommandant zurück. Sein Nachfolger wurde 1864 Hr. Friedrich Reiß. Derselbe bekleidete da» Amt bi» zum Jahre 1867. Unter seiner Leitung «hassten wir ein Sprungtuch an, verbesserten unsere Ausrüstungen und schafften die unpraktischen Hüte ab. Al» Kopfbedeckung bekamen wir Helme, welche wir aus An suchen vom Gcndarmeriedepn» ü Stück für 10 'Neugroschen erhielten, jedoch mit dem Bemerken, dieselben nicht mit blankem Metallbeschlag zu verzieren. Nachdem Hr. Reiß zurückgetreten war, fiel die Wahl aus Hrn. Ludwig Rock ft roh, welcher bi» Ende 1868 al» Kommandant der Wehr angehörte. Wir wählten nun Hrn. Alfred Meichßner, welcher da« Amt eine« Kommandanten am 1. Januar 1869 übernahm. Unter seiner Leitung schafften wir zuerst einen Geralhewagen an, er wurde von Dittrich u. Kellerbauer in Chemnitz gebaut und e» war nun wenigsten» insofern ein großer Fortschritt gemacht, daß nicht immer bei Uebungcn oder Bränden die Leitern von Mannschaften unter wirklich großen Beschwerden getragen werden mußten. E» kamen nun sozusagen bessere Zeiten für die Wehr, ersten« wurde sie stärker an Mannschaften und zweiten« sah man sie nicht mehr mit scheelen Blicken an, denn al« am 6. August 1871 da« Börner'sche Hau« abbrannle, bekamen wir nicht allein die dabei caput gegangene Au«rüstung mit 15 Thaler 20 Neugroschen ersetzt, sondern wir bekamen auch vom Stadtrath eine Belobigung. 1872 brannte in der Rehme da« Lippold'sche Hau» ab. 1873 am 27. September sand abermals ein großer Brand im Crottensee statt, welcher 12 Wohnhäuser außer den dazu gehörigen Nebengebäuden vernichtete. Wir bekamen eine Gratifikation von 250 Thaler von der Brandversicherung und unser längst gehegter Wunsch, eine größere Spritze zu besitzen, ging in Erfüllung. Hr. Bürgermeister Oertel befürwortete warm unser Gesuch beim Stadtrath, welcher denn auch die noch fehlenden 90 Thaler zum Ankauf einer Spritze mit dem Bemerken bewilligte, daß sie bei etwaiger Auflösung der Wehr Eigenthum der Stadt verbleibe. Dieselbe wurde von Enke u. Uhlmann in Chemnitz geliefert. Nun wurden zwei Spritzen züge eingerichtet. Der Rücktritt de» Hrn. Kommandant Alfred Meichßner erfolgte nach I3jähriger Thätigkeit am I. Januar 1882. Nach längerem Suchen übernahm Hr. Loui« Kühn da» Kommando. Er entwickelte eine Thätigkeit, die Jedermann von un» eben- fall« lobenrwcrth anerkennen muß. Er veranstaltete eine Sammlung zum Zweck einer neuen Uniformirung der Webr an Stelle der schadhaft gewordenen alten Unisormstücke. Die selbe ergab ein unerwartet reiche« Ergebniß. Nicht allein konnten neue Tuchjoppen, neue Helme anstatt der vorweltlichen Ungethüme (ehemalige hannöversche Kavalleriehelmc) und verschiedene neue Au«rüstung«gegenstände angeschafft werden, auch zwei neue einholmige Leitern und eine lange Leiter mit Wagen wurden angekauft. Nach ungefähr 9jähriger Dienstzeit de« Hrn. Loui« Kühn übernahm Hr. Paul Heckel den Posten de« Kommandanten der Feuerwehr. Während dieser Zeit wurde ein Rettungs schlauch angekaust. Hr. Heckel war aber nur kurze Zeit thätig. 1892 übernahm den Kommandantenposten Herr Paul Müller, welcher bereit« mehrere Jahre in unserer Wehr al« Zugführer fungirte. Ihm war allerdings ein schwere« Stück Arbeit Vorbehalten, kenn unter seiner Leitung mußte sozusagen die ganze Feuerwehr umgekrempelt werden und jede» Jahr brachte Neuerungen, die Mühen und Arbeit gerade genug machten. Er richtete 1893 eine Pionier-Abtheilung ein und >894 kamen zwei neue Spritzen al« Ersatz für die alten -spritzen, welche am 2. Januar desselben Jahre« beim Maga zinbrande zu Grunde gingen. 1895 übernahm auf Aufforder ung vom Stadtrath die Wehr den Landspritzendicnsl und nach Fertigstellung der Wasserleitung 1896 den gesammten Lösch dienst, welcher die Hinzufügung zweier neuen Hpdrantenwagen erforderte. Ferner errichtete Herr Kommandant Müller in der Wehr einen Gesangverein und ein Musikchor, so daß wir un« jetzt jeder anderen Wehr ebenbürtig zur Seite stellen können. Daß zu dem Allen ein große« organisatorische» Talent gehört, gepaart mit Energie, wird Jeder einsehen, denn die Schwierigkeiten waren groß. Seit Uebernahme de« Landspritzcndienste» rückte die Feuer wehr au«: 1895: 1 Mal nach HundShübcl, 2 Mal nach Schönheide. 1896: 2 Mal nach Schönheide, I Mal nach Wildenthal (55 Mark Prämie), 1 Mal nach Neirhardtöthal (15 Mark Prämie.) 1897: I Mal nach Hundshübel, 1 Mal nach ReidhardtSthal (15 Mark Prämie und 50 Mark Grati fikation), 1 Mal nach Sosa (15 Mark Prämie), 1 Mal nach Blauenthal (aller Wahrscheinlichkeit nach auch Prämie.) Seit dem Bestehen der Wehr hat dieselbe bei mehr al« 70 Bränden innerhalb und außerhalb der Statt wirksame Hilfe geleistet. Ich erinnere zum Schluß nur noch daran, daß die früher vom Stadtrath gewährte jährliche Unterstützung von 150 Mk. jetzt aus 300 Mark erhöht worden ist und derselbe für jeden Mann jeden Monat 20 Pf. Stcucrzusckuß bezahlt, auch jeden gerechten Wunsch der Wehr bereitwilligst gewährt. Für diese« enlgezengebrachtc Wohlwollen sei auch hiermit den städtischen Collegien der besondere Dank der Wehr zum Ausdruck gebracht. Wir aber schließen riesen Bericht mit dem Wunsche, daß unsere Freiwillige Turner-Feuerwehr auch in fernster Zeit blühen, wachsen und gedeihen möge! Auf der Wanderschaft. Original-Erzählung au« der sozialen Bewegung der Gegenwart. Von Th. Schmidt. («. Fortsetzung). Fritz Wolter« zog wirklich am nächsten Abend in da» niedliche Erkerzimmer bei seinem Vorgesetzten ein. Er konnte nicht behaupten, daß er in jeder Hinsicht sehr erfreut über den Wechsel in der Wohnung war. An Gegenvorstellungen hatte er e«, al« der Leiter der Fabrik ihm den Vorschlag machte, zu ihm hinaus vor'« Thor zu ziehen, nicht fehlen lassen. Die Gründe, die er betreff« seine» durch die Wohl der neuen Wohnung gänzlich veränderten Verhältnisse« zu den Kameraden vorbrachte, leuchteten Brauer auch wohl ein, aber derselbe halte nun einmal die Marotte, mit diesem ungewöhn lichen Menschen näher bekannt werden und ihn für seine Zwecke gebrauchen zu wollen. Den wiederholten Bitten gegenüber wäre ein längere« Sträuben seilen« Wolter« unhöflich gewesen, zumal Herr Brauer ihm in liebenswürdiger Weise eröffnete, daß er für Kost und Logi« nicht mehr zu zahlen brauche al« bei seinem jetzigen Wirth. So nahm er denn da« Anerbieten an, trug nach Feierabend mit Hilfe eine« anderen Gesellen seinen ziemlich schweren Koffer, den er sich bereit« von Köln halte nachschicken lassen, in die neue Wohnung, vertauschte hier schnell die lange, blauleinene ArbeitSblouse mit einem Sonntag-anzuge und ging kurz nach acht Uhr hinunter in» Familienzimmer, um sich bei der Hau«frau für die Aufnahme in ihr gemüthliche« Heim zu bedanken. Er traf die kleine Familie vollzählig und offenbar mit dem Essen auf ihn wartend im Zimmer an, verbeugte sich in tadelloser Haltung vor der Dame de« Hause« und sprach ihr seinen Dank au«. .Ich bitte recht sehr um Verzeihung, sehr verehrte Frau Brauer," fügte er hinzu, »daß ich al« Fremder in Ihre steine Häu«ltchkcit eindringe und Unruhe und Unbequemlichkeit in diefelb« hineintrage. Ich kann zu meiner Entschuldigung an führen, daß e« mir in meiner untergeordneten Stellung nicht in den Sinn gekommen ist, mich Ihrer lieben Familie auf- zudrängen ; so wie Sie mich hier sehen, folge ich nur dem dringenden Wunsche Ihre» Herrn Gemahl», meine« mir freund lich gesinnten Ches», der allzu hoch von meiner bescheidenen Stellung und meiner Person zu denken scheint und dessen Vertrauen ich noch erst zu verdienen habe." Frau Brauer reichte ihre« jetzt gar nicht wie ei« ge wöhnlicher Handwerker aussehenden Miether die Hand und
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)