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Amts- M AiMM für den Ubonnemtnt viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo len, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. 8S. Smrk des Amtsgerichts Eibenstock r i tag und Sonnabend. In- und dessen MrngeSung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 44. Jahrgang. Dienstag, den 27. Inti L8VS Herr Bczirksthierarzt in Schwarzenberg ist vom 25 Juli bis 15. August 1897 beurlaubt und wird durch Herrn Bezirksthierarzt »«kdrt in Annaberg vertreten. Schwarzenberg, am 23. Juli 1897. Königliche AmtshlWtmmlnschlift. Arhr. v. Wirsing. A. Den Bau von Schornsteinen bctr. Im Laufe der Zeit sind bei Herstellung und Reinigung der Schornsteine ver schiedene Mihstände hervorgetreten, zu deren Abstellung folgende Anordnungen ge troffen werden: 1) Die gewöhnlichen bcsteigbaren Schornsteine haben eine lichte Putzweite von mindestens 45 em im Quadrat und die für gewerbliche Anlagen bestimmten Schornsteine eine solche von mindestens 47 em im Quadrat zu erhalten. Bezüglich der rohen Mauerstärke der Schornstein-Umfassungen bewendet cs bei den Bestimmungen in § 48,< der Baupolizeiordnung für Dörfer. 2) Alle Schornsteine sind vollfugig zu mauern, innerlich glatt auszuschweitzen und äußerlich, insbesondere zwischen Balken-, Unter- und Oberkante, ge hörig durchzuputzen. 3) Vor Auftragung des äußeren Essenberappes und Herstellung der Decken und Fußböden ist eine Revision der Esse beim zuständigen Gemcindevor- standc bez. Gutsoorsteher zu beantragen. 4) Schornsteine, die mehr als 30 cm im Quadrat oder Durchmesser Weite haben, sind von dem Schornsteinfeger nur durch Befahren zu reinigen. Die Vorschriften unter 1—3 sind allgemeine Baubedingungen jeder Baugenehmig ung und werden Zuwiderhandlungen hiergegen nach § 367 Ziffer 15 des Rcichsstraf- gesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. — oder Hast und Zuwiderhandlungen gegen Punkt 4 nach § 368 Ziffer 8 des Reichsstrafgesctzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. — oder Hast bis zu 14 Tagen bestraft. Die Herren Gemeindevorstände und Gutsvorstcher erhalten Veranlassung, bei Annahme von Baugenehmigungsgcsuchen darauf zu sehen, daß die Bestimmungen unter 1 bei Anfertigung der Bauzeichnungen berücksichtigt worden sind und die Zeich nungen nach Befinden zur Abänderung zurückzugeben, den nach Punkt 4 an die Herren Gemeindevorstände und Gutsvorsteher ergehenden Anträgen auf Revision der Essen aber ist sofort nachzukommen und genau zu prüfen, ob den Vorschriften in Punkt 1 und 2 sowie allen sonstigen Bauvorschriften allenthalben nachgekommen worden ist. Schwarzenberg, am 17. Juli 1897. Königliche Amtshauptmnnnschast. Frhr. v. Wirsing. G. Airs Folium 202 des Handelsregisters für den Landbezirk des unterzeichneten Gerichts ist heute das Erlöschen der Firma in Schönheide verlautbart worden. Eibenstock, am 22. Juli 1897. Königliches Amtsgericht. Ehrig.Hirsch. Bekanntmachung. Die wilde Fischerei im tkohl-, Dönitz- und Dorfbache ist vom 1 Januar 1898 ab auf die nächstfolgenden sechs Jahre zu verpachten. Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift „Fischereinutzung" bis spätestens zum ->8. Ittt'l 1897 WillagS in der hiesigen Ralhsregistratur abzugeben. Eibenstock, den 17. Juli 1897. Der Rath der Stadt. I. V.: Justizrath Landrock. Gnüchtel. Zur Warinefrage. Eine der letzten Nummern der französischen Marinezeitung „I>c moniteur <le la tivtte" enthält an ihrer Spitze einen Artikel, in welchem für Frankreich die Gründung einer ligue »Lvale, d. h. eines Flottenvercins, angeregt wird. In Frank reich, heißt es darin, können die Bemühungen der Regierung, die Flotte zu verstärken, noch so beharrlich und zielbewußt sein, ohne da» Parlament, welches doch den Ausschlag gicbt, ist nicht» auszurichten. Letztere» wird aber einer Vermehrung der Marine nicht eher zustimmen, al« bis es über den Werth einer großen Flotte genügend aufgeklärt ist. Diese Aufklärung muß mit Hilfe derjenigen Presse erfolgen, welche von den Parlamentariern gelesen wird. Leider bringen nun die Zei tungen, die hierbei in Betracht kommen, nur wenig über die Marine, so daß die Deputirten, welche schließlich über Alle» zu entscheiden haben, in Marineangelegenheiten saft gänzlich unbewandert sind. Und diesem Zustand, welcher die Marine und damit unmittelbar die Größe de» Lande« schwer schädigt, ein Ende zu machen, soll eine ligu« navnic gegründet werden mit dem Zweck, alle diejenigen Elemente zu vereinigen, welche mit Marine-Angelegenheiten vertraut sind und den guten Willen besitzen, ihre Kenntnisse auch anderen mitzutheilcn. Durch populäre Vorträge, durch die Tage»litcratur und durch Bücher sollen die Unwifienden belehrt, vorhandene irrthümlichc Auffassungen richtig gestellt und so im ganzen Lande da» unumgänglich nothwendige Mindestmaß an Kenntniß über die Marine verbreitet werden. Ein geringer Geldbeitrag wird genügen, um die Kosten dieser Propaganda zu decken. Au» der letzteren wird vor- aursichttich nicht nur die Kriegs-, sondern auch die Handels marine großen Nutzen ziehen, da da« Publikum auch die Ver hältnisse de» gesummten Seeverkehr» besser zu beurtheilen im Stande sein wird. England besitzt bereit« eine solche Liga, der bedeutende Fachleute angehörcn, und die schon viel Gute« gestiftet hat. Auch in Italien ist eine ähnliche Vereinigung im Entstehen begriffen. Der Verfasser de» Artikel« schließt mit der Aufforderung, ungesäumt in Frankreich an die Grün dung einer iigue nuvaie zu gehen, e» sei niemal» zu spät, etwa» Gute« zu Ihun, überdie» sei der Zeitpunkt gerade jetzt sehr günstig hierfür, da da« französische Volk sehr gern Alle« höre, wa» die Marine angehe, und sich besonder« auch in der letzten Zeit regere« Interesse für die Marine gezeigt habe. Wie liegen diese Verhältnisse bei un« in Deutschland? Beinahe ebenso, wie sie oben für Frankreich geschildert sind, nur vielleicht insofern erheblich schlimmer, al« in der fran zösischen Deputirtenkammer die Bereitwilligkeit gegenüber den Anforderungen für Heer und Flotte bekanntlich in der Regel eine sehr weitgehende ist, wie noch die jüngsten Tage bewiesen haben. Dabei ist aber noch in Betracht zu ziehen, daß Deutschland einen viel höher entwickelten Seehandcl besitzt al« Frankreich; die deutsche Handelsflotte ist nach der eng lischen die größte der Welt und läßt die französische weit hinter sich. Unserem Volke fehlen aber bislang die Gedanken und Empfindungen für da«, wa« da« Meer für Deutschland« Zukunft bedeutet. Schiffe, Seefahrt, überseeische Länder reizen wohl die Einbildungskraft, aber sic bilden keinen wesentlichen Bestandiheil de« Jdeenkreise«, in dem sich unser Volk bewegt. Die Seeschiffe und die Seeschifffahrt müssen dem Binnen länder näher gebracht werden, der Vorrath von maritimen Anschauungen muß erweitert werden und vor allem, die Deutschen müssen einsehen, daß die überseeischen Länder nicht allein Gegenstand der Neugierde, de» Interesse« und der Wissenschaft sein dürfen, sondern daß man allen Grund hat, sich ernstlich mit ihnen zu beschäftigen, weil da» Wohl und Wehe Deutschland« davon abhängt. Die Deutschen müssen eine stärkere Empfindung für die deutschen Interessen auf dem Meere und in den fremden Ländern bekommen. Den Geg nern, die etwa einwendcn, da» Alle« sei nicht nöthig, sei hier ein freisinniger Gelehrter, Professor von Schulze-Gaevcrnitz entgegengehalten, der sich in der „Nation" vom 16. Mai 1896 unter anderem folgendermaßen ausspricht: „Wir stehen vor der Aufgabe, eine wachsende Bevölkerung auf engem Terri torium zu erhalten. Nur die exportirende Großindustrie kann dieser Aufgabe gerecht werden; nur der durch sic erworbene Reichthum setzt un« in die Lage, die wirthschaftliche Welt machtstellung, die wir erstreben, politisch zu vertheidigen." An anderer Stelle heißt e«, nachdem von einem Aufenthalt in England die Rede war: „Al« Ergcbniß diese» Aufenthalte« brachte ich die Ueberzeugung mit, daß wir Deutsche mit der ernsten Möglichkeit zu rechnen haben, daß im Verlaus von zwei Jahrzehnten un« England und Indien durch Schutzzoll gesperrt wird." Ein freisinniger Parlamentarier, der diese Entwickelung nicht für so drohend ansieht, sagt dazu: „Eine solche Rückkehr zu den Grundsätzen einer engherzigen Kolonialpolitik würde der gefährlichste Schlag sein, der die weltwirthlchaftliche Kul tur treffen könnte, er würde eine politische Neugruppirung der Weltmächte zur Folge haben und am letzten Ende vor aussichtlich zu einer Wellkatastrophe führen." Hat England je danach gefragt, ob eine seinen Zwecken dienende Politik engherzig ist? Sehen wir nicht deutlich, daß die Bestrebungen auf diesem für Deutschlano so gefährlichen Wege de« Zollabschlussc« von Jahr zu Jahr erfolgreicher werden? Droht nicht von Amerika dieselbe Gefahr für unsere Industrie, unfirn Export, unsere rapide wachsende Bevölker ung? Wa« nutzen un« denn letzten Ende« alle Aufwendungen für da» Wohl der arbeitenden Klassen? Wenn Deutschland seine wirthschaftliche Weltmachtstellung behaupten und seine Zukunft sichern will, dann, darin stimmen wir mit v. Schultze- Gaevernitz überein, muß e« sie politisch vertheidigen, d. h. e» muß über eine ausreichende Flotte verfügen. Für unsere Industriellen und Kaufleute, wie für jeden Deutschen, gleichgiltig, welcher politischen Richtung er angehört, sind diese Dinge von fundamentaler Bedeutung. „Zu Lande Großmacht, zu Wasser Kleinstaat, da« ist für Deutschland gleichbedeutend mit Ohnmacht", sagt der „Deutsche Oekonomist" vom 13. März d. I«. und fährt an anderer Stelle fort: „Kein verständiger Kaufmann wird c« billigen können, daß man die Milliarden für da« Landheer ihre« Zwecke« beraubt, indem man an der Flotte Millionen spart . . . Draußen in den fremden Gewässern muß unsere Flotte, wenn nöthig, al« Macht austrcten können, dort muß sie Deutschland zum be gehrten Bundesgenossen und zum gefährlichen Feinde machen, wenn wir in dem immer heißer werdenden Ringen um den Brodkorb im Welthandel nicht trotz aller aus Armee und Küstenschutz verwendete» Milliarden, trotz aller diplomatischen Verstöße, bei Seite geschoben werden wollen . . ." E« ist wohl jeder Zweifel ausgeschlossen, daß e« sich hier um abhängige Stimmen handelt, wir begegnen hier viel mehr einem ehrlichen Ausdruck innerster Ueberzeugung. E« stehen aber für Deutschland zu wichtige Fragen auf dem Spiele, als daß man sich daraus beschränken dürste, derartigen Anschauungen einfach zuzustimmen. Nein, jeder deutsche Kauf mann, jeder Industrieller, wie überhaupt jeder Deutsche, der die große Gefahr kennt, der wir entgegengehen, sollte die im Reiche nach dieser Richtung hin vorhandenen Bestrebungen in jeder Weise nach Kräften auch durch öffentliche Kundgeb ungen unterstützen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit für sie cintrctcn. Nur dann kann e« vorwärt» gehen mit der Aufklärung de« Lande« über die Bedeutung, die da« Meer für Deutschland« Zukunft hat. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die ersten weiblichen Gewerbe beamten werden im Großherzogthum Hessen angestcllt wer den. In dem Veranschlage de« Etat« für die Finanzpcriode 1897/1900 sind die Mittel für die Anstellung zweier weiblicher Assistenten der Fabrikcn-gnspektorcn angcsetzt. Die Aufsicht«- besugnisse gelten einstweilen nur für ganz spezielle, die Frauen- Arbeit betreffende Gebiete und solche Betriebe, in denen aus schließlich Arbeiterinnen beschäftigt sind. — Oesterreich-Ungarn. In ihrer Sitzung vom 22. d. M. faßte die Egerer Handel«- und Gewerbe kammer folgende scharfe Entschließung: „Am 20. Mai d. I. hat die Handel«- und Gewerbekammcr Eger im vollen Bewußtsein der ihr obliegenden Aufgabe, über die wirthschaft- liche Wohlfahrt de« Kammerbezirke» zu wachen, warnend die Stimme erhoben wider die da« Deutschlhum in Oesterreich bedrängenden, jeder gesetzlichen Bast» entbehrenden Sprachen verordnungen. Seitdem haben sich die auf Grund dieser Ver ordnungen gezeitigten Verhältnisse in bedenklicher Weise ver schärft. Da« deutsche Volk in Oesterreich, der Begründer der Monarchie, da» wirthschaftlich und kulturell alle andern Na tionen hoch überragende, staatserhallende Element diese« Reiche«, wird in seinen heiligsten Gütern bedrängt. Die Regierung will durch Polizeimaßregeln und Knechtung, durch brutale Gewalt e» hindern, daß Deutsche zu Deutschen sprechen, daß unser Volk sich in der Noth zusammenschaart, um im Rahmen de« Gesetze» und erfüllt von wahrem, echtem Patrioti»mu» und wirklicher Loyalität über Schritte zu berathen, welche Oesterreich nur zum Heile gereichen sollen. Aber die Regier ung und ihre Organe haben sich nicht gescheut, entgegen jeg lichen Menschenrecht am 1l. Juli 1897, dem deutschen Bolk«- lage in Eger, gegen friedliche, allezeit kaiserliche u. reichStreuc Bürger Bajonnete und berittene Polizei aufzubieten und so