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,1862 Mittwoch, de« LS. Januar Allgemeine europäische Zustände. Wenn im Sommer eine drückende, von Elektrici« tät geschwängerte Lust daS Athmen erschwert und am HorizonteDünste zu Wolken sich ballen die ein nahen des Ungewitter verkündigen, so beschleicht den Men schen eine Bangigkeit, eine Unruhe ohne daß er zu sagen vermag, vor was er sich eigentlich fürchtet. Er ahnt und fühlt, daß etwas kommen wird, er weiß nicht ob es zu seinem Heil oder Schaden ausfälll — aber ihm dangt vor dem was er nicht weiß — er zit tert ohne wirklich furchtsam zu sein vor dem Unbe kannten —, vor einer Gewalt, gegen die er nichts vermag und die ihn verderben kann. Acngftlich be obachtet sein Auge die Wolkengebilde und den Zug, den sie nehmen, er sieht nach dem Rauche der Schorn steine und nach den Wetterfahnen, dir die Richtung des Windes anzeigen—; Furcht und Hoffnung wech seln in seiner Seele und lassen den.Zustand der Ruhe nicht auskommen. So gerade ist «S heute in der gan zen politische» Welt, in fast allen Ländern Europas. Die Luft ist schwühl und drückend, die Menschen ath men schwer und schauen besorgt umher — am politi schen Horizonte steigen ringsum Dünste und Wolken auf, die in ihrem Schooße Blitze und Donner bergen. Noch kommt eS auf günstigen Wind an — noch kann dadurch ein Zusammenstoß der verschiedenen Wolken schichten verhindert werden, — die drohenden Wetter können sich noch zertheilen und nach verschiedenen Richtungen hin gefahrlos entladen. Das Aergste, daS ängstliche Gemüther immer befürchten, geschieht selten; die Wetter die aufsteigen, sehen gewöhnlich schlimmer aüS als sie wirklich sind — je näher st« Siebzehnter Jahrgang. kommen, je mehr verlieren sie an ihrer Furchtbarkeit, — doch ist gegenwärtig der Himmel Europas so um hüllt, daß jedenfalls ein Niederschlag der angehäuften Dünste erfolgen wird, — mag er mild und gnädig kommen und auf dem Acker der Menschheit die aus gestreute gute Saat befruchten zum Heile der Zukunft. Stürme und Gewitter haben in der Natur wie im Menschenleben ihre Ursachen — sie würden nicht sein, wenn sie nicht sein müßten. Und wie in der Natur, so im politischen Leben ahnen und fühlen die Menschen — wenn auch an fangs nicht die Masse, so doch die wirklich Gebildeten, daS unsichtbare Nahen bedeutungsvoller Ereignisse. So ist eS abermals jetzt! Ein unheimlicher Geist schreitet durch die Staaten Europas und Amerikas — man fühlt seine Nähe seinKommen durch die Unruhe, die sich unter den Menschen und Völkern kund giebt. Kein Eroberer, und wäre es der Geist deS Alten vom Felsen St. Helena — wäre im Stande, eine solche Unruhe zu schaffen, Furcht und Hoffnung der Natio nen so durch einander zu schütteln, daß ein Zustand der Ruhe nur von einem Tage zum andern möglich scheint. Das Sehnen nach Veränderung, nach einer neuen sichern Basis ist allgemein — und daS muß seine tiefliegenden sichern Ursachen haben. ES hieße kleinlich und erbärmlich von der Gegenwart denken, wenn man behaupten wollte, der jetzige französisch« Kaiser sei die wesentliche Ursache zu der Unruhe, die jetzt in den Menschen und unter den Völkern wohnt — sie würde auch ohne ihn vorhanden sein, aber da er da ist — so Hilst er sie durch sein Regierungssystem verwehren. Aber er theilt mit allen andern. Menschen die gleiche Furcht, er. wich von derselben Unruhe .be- die Verlegung der Expedition der königl. Amtshauptmannschaft zu Budissin betreffend. Unter Bezugnahme auf die in Nr. 4 deS Budisfiner KreiSblaneS enihaltene Bekanntmachung der königl. KreiSdirection Hierselbst wird andurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die Expedition der ÄmtShauptmann» schäft Budissin mit dem heutigen Tage in da» Gasthaus zur Stadt Leipzig, Töpfergaffe Nr. 462 erste Etage, Zimmer Nr. 3 verlegt worden ist. Budissin, am 7. Januar 1862. K ö n i g l i ch e A m t s h a u p t m a n n s ch a f t. In Stellvertretung: P. z?. von Gutschmid. für Bischofswerda, Stolpe« und Umgegend. Amtsblatt -es königl. Verichlsamtes vnd -es Sla-tratheo zu Kischofswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zweimal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12j Rgr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 8 Pf., Anzeigen unter vier Zeilen mit 2z Ngr. berechnet.