Volltext Seite (XML)
I18«L Mittwoch, de« 8. Januar. . für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt des königt. Verichtsamtes und des Stadtrathes zu Kischofswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zweimal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12j Rgk. Inserate werden die gespaltene Seile »der deren Raum mit k Pf., Anzeigen unter vier Zeilen mit 2j Ngr. berechnet. ' Blicke auf Oesterreich. Die Darlegung der Finanzverhältniffe Oester reichs durch den Minister der Finanzen im Reichs« rach hat allwärtS einen betrübenden Eindruck gemacht. In riesenhaften Dimensionen steigert sich die Staats schuld, fressen die Zinsen einen großen Theil der Staatseinnahmen. Deficit häuft sich auf Deficit, und kein Ausweg zeigt sich auS diesem Labyrinth. Neue Anleihen, auch wenn sie.realisirbar wären, würden ein Palliativ sein, und so wenig helfen, wie alle bisherigen. Die Lockspeise hoher Zinsen bat ihre Anziehungskraft verloren, wo jeder Augenblick den Staatsbankerott bringen kann. Wo die alten Gläu biger schweren Grund haben, ihr Vertrauen zu be reuen, wo sollen neue sich finden. Aber die gerühmte Unerschöpflichkeit der HftSguellen Oesterreichs! Aiich diese wird nicht helfen. Berge von Schutt liegen noch über ihnen aufgethürmt, und die ihn wegräumen sollen, liegen mit sich selbst im Hader und Streit. Die politische Umbildung Oesterreichs, Widerwilligen ausgenöthigt durch äußern Zwang und daSAuklopfen einer neuen Revolution ist ein unfertiges Werk, das von Feinden umgeben ist, die es im Stillen unter graben und Alles ausbieten, um es wenigstens nicht zu einer Wahrheit werden zu lassen. Hoffnung und Furcht lassen das Volk zu keinem ruhigen Genuß der Gegenwart kommen. Heute lächelt ihm bas Bild einer bessern Zukunft, morgen tritt daS Gespenst un heilvoller Vergangenheit, die Mutter seines Unglücks mit drohenden Blicken an es heran, und läßt ihm jenes als eine täuschende Luftspiegelung erscheinen. Ein unglücklicher Krieg (denken die Feinde deS Neuen) hat uns das leidige Verfassung-Wesen gebracht; ein glücklicher, hoffen sie, soll den verhaßten Spuck in Nacht und Nebel versinken lassen. Diese Hinter gedanken sind es, die Oesterreichs Gegenwart zer rütten, seine Zukunft gefährden. Diesen dämonischen Gewalten sind jene Milliarden geopfert worden, die Oesterreich für einen kurzen Augenblick mit dem täu schenden Glorienschein neuer politischer Größe um geben haben. Ein kurzer Feldzug hat ihn in Nichts zerrinnen lassen. Tausend« der tapfersten Soldaten haben die KriegSehre gerettet, find in den Tod ge gangen für eine unheilvolle Politik, die «inen Krieg Siebzehn»« Jahrgang. wollte, um in Italien und Deutschland dem alten System neue Hegemonie zu verschaffen. Diese Politik ist es, die unermeßliche Summen vergeudet, um Ita liens Constituftung zu Verbindern und die deutsche Reform zu vereiteln, stall im Verein mit Italien und Deutschland ein neues Bollwerk zu errichten gegen Ost und West, und die Interessen Oesterreichs und Deutschlands durch neue Grundlagen dauernd zu ver binden. Man sucht Garantien für Venetien. Der einzige Weg dazu ist die Anerkennung des dermaligrn Italiens. Dies würde möglicherweise zu einer Ver ständigung mit Victor Emanuel führen, dem Rom nothwendiger ist, als Venedig. Die Verständigung mit Preußen über eine den realen Verhältnissen ent sprechende Neugestaltung Deutschlands würde Vene tiens Besitz besser sichern, als eine Armee von Hundert tausend Mann und mehr. Auf diese Weise im Bund mit Preußen und Deutschland könnte eS jedem äußern Feind ruhig entgegen treten und seinen innem Aus bau vollenden. Da würde ein Ende der DeficitS ab zusehen sein, deren Abgrund die besten Kräfte ver schlingt, um phantastischer Zwecke willen, die nie zu erreichen sind. Preußen ist auf immer der österreichi schen Vormundschaft entwachsen; Italien wird mög licherweise französischer Macht verfallen, nie mehr österreichischer. Droht der Friede den Bankrott, so ist er beim ersten Kanonenschuß sicher. Mit Hilfe eines Bankrotts wird Oesterreich nicht verjüngt wer den. Nur eine Beugung vor der höheren Führung, die die Welt leitet und eine totale Umwandlung seiner äußern Politik kann Oesterreich retten. Sachsen. Bischofswerda, 7. Januar. Der Winter ist seit ein paar Tagen in vollem Glanze eingezogen. Ellenhoch bedeckt der Schnee die Gegend, so daß die CommunicationSwege nur mühsam zu passiren sind. Dagegen ist die Schlittenbahn auf den Chauseen eine ausgezeichnete. Die Kälte ist noch erträglich, sie hat bis Dato 9 Grad Reaumur noch nicht überstiegen. — Die Berichte von der Leipziger NeujahrSmesse lauten wenig befriedigend. Alle Geschäfte gehen flau und werden die Maaren fast durchschnittlich zu gedrückten Preisen verkauft, Tuche und Leder nicht ausge nommen.