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11862. Sonnabend, den 4. Januar. 8lK 8», ft in für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. «Amtsblatt -es königl. Verichtsamtes und -es Sla-trathes zu Dischofswer-a. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zweimal, Mittwochs und SonnabendS,-und kostet vierteljährlich 12j Rgr. Inserate «erden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf., Anzeigen unter vier Zeilen mit 2j Ngr. berechnet. rts >en en. !S. 9. >f- f. Betrachtung. Die Befürchtungen, welche seit drei Jahren an Pariser Neujahrsgratulationen sich knüpfen, wenn Er auch diesmal, wie e« heiß», keine Neujahr-Wünsche zu lassen wiU, find an sich Anlaß genug, jedes neue Jahr mißtrauisch in's Auge zu fassen; diesmal aber läßt die äußerste Spannung aller europäisch-politischen Staaten verhältnisse überhaupt und die nahe, unmittelbare Ent scheidung der Frage: Ob Friede oder Kampf zwischen England und dem nvrramerikanischen Norvbunde? ins besondere bevenkliche Blicke in daS Neujahr leiser mur zu gerechtfertigt finden. Wohin das Auge des ruhigen und besonnenen Beobachters fich wendet, eS findet, ein zeln« deutiche Mittel» und Kleinstaaten und etwa die »utlegene Pyrenäenhalbinsei, Belgien und di« Nieder lande, im günstigsten Falle noch Schweden und Nor wegen, abgerechnet, überall, entweder wie in Frankreich, Oesterreich, Rußland und Italien, schwere innere und finanzielle Bedrängnisse, die geschichtlich nachweislich stet« zu entscheidenden ÄeschickeSwendungen hingevränqt- haben, oder, wie in Preußen, Oesterreich und für Ge- sammtdeuijchland dringend nöthige VerfassungSumbaue, bei deren Ausführung die verschiedensten Parteien mit äußerster Krafranstrengung alte Stellungen zu behaup ten, neue einzunehmen bemüht, dadurch aber Unsicherheit und mögliche Gefahr in alle Zukunftsberechnungen zu bringen höchst geeignet sind. Der alt« Bund der soge nannten drei nordischen Mächte Oesterreich, Preußen und Rußland, der 40 Jahr« lang einen, wir wollen zugeben mitunter faulen, aber roch sicheren Frieden ver bürgte und schaffte, ist gesprengt; der neue, westmächt- licht zwischen England und Frankreich, lose und locker, wie die Faden eines SpinnengewebeS, bat unS Kriege und Annexionen, kurze und sehr unsichere FriedenS- perioden, für ganz Europa ungeheure Militärbudget-, Mißtrauen in der Politik, im Handel und Gewerbe, hin und wieder gelegentliche Reformen und noch weit mehr Reformbestrebungen, zahllose neue Fragen, end- giltige Regulirungen aber irgend welcher studirter und in Angriff genommener Fragen mit Aussicht auf Dauer durchaus nicht gebracht. Alle» und Jegliche- ist in Frage gestellt und hängt io der Schwebe: von jeher di« Zukunft de« TürkenrrichrS, jetzt noch die Selbst ständigkeit und Einheit Italien- eben so sehr, wir di» Siebzehnter Jahrgang. weltliche Macht deS Papstthums und die Rechte der vertriebenen italienischen Fürsten; das constituiionelle Staatsleben Oesterreich- eben so, wie die Herrschaft deS ConcorratS, und die Gesammtmonarchie der Habs burger nicht minder, als die föderativen Versuche der Ungarn, Czechen rc. Der alte Bundestag in Deutsch land soll nicht mehr gelten und eine neue Form für den deuis-hen Staatenbund ist doch noch nicht gesunde». In Preußen soll daS Verfassungsleben Geltung erhalten und doch die königliche Macht- und RegierunqSbefugniß in keiner Weise beschränkt werde». Für Rußland be gehren russische Stimmen eine Verfassung und doch ist die dortige fast unbeschränkte Herrscheimacht kaum ge nügend, die nöihigsteu inner» Reformen zu erzwingen, gleichzeitig die polnischen Selbstständigkeitsgelüste nieder- und den Einfluß nach Außen aufrecht zu erhalten. In Frankreich wollen die bloßen Formen einer Verfassung der thatsächlich unumschränkten Kaifermacht keinen rech ten Halt mehr verleihen, und doch sind alle vor- un» diesjährige Verzichte zu Gunsten einer verfassungs mäßigen Mitwirkung des Volkes am StaatSleben nicht weiter, als lediglich Zugeständnisse in «er Form, aber nicht :n der Lhal, im Wesen, nach denen die Sehnsucht immer größer wird, je weniger Ruhm und Mach» nach Außen die tiefe Verschuldung deS Staates, der Pro vinzen und der Gemeinden zu h-ben, den Verfall de« Handels und der Gewerbe materiell auSzugleichen im Stande ist Englands alt- und sestbegründeieS StaatS- und Verfaffungswesen nimmt zwar seinen ruhigen Gang und Verlauf; aber die große Lücke, die der Tod de» Prinz-ÄemahlS dort verursacht hat, läßt im Verein mit der Verwickelung mit Amerika die sonst so zuversicht lichen Btäiier und Staatsmänner des JnselreichS die Zukunft in keinem rosigen Lichte betrachten. Die alte Welt nimmt ohnedies di« volle Kraft und Aufmerk samkeit Englands in Anspruch; der verbündete franzö sisch« Nachbar ist nicht einen Augenblick auS den Augen zu lassen und sind gegenwärtig schon die Einwirkungen LeS wahnsinnigen amerikanischen Bürgerkriegs auf Han del und Fabriken in England und ganz Europa schmerz lich fühlbar, so wird deren Verderblichkeit ganz unab sehbar, sobald eS noch zum Kriege kommen sollt«. Vielleicht stell« sich Frankreich eben deshalb so offen auf England« Seite für dessen Recht gegen Nordamerika, um den unbequemen Bundesgenossen jenseits der At«