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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 22.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189707227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970722
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-22
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Monat
1897-07
-
Jahr
1897
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wachsen, also ein Theil der Natur selbst und daher göttlichen Ursprung«. Wa» aber will die Sozialdemokratie? Sie will erstere« Recht in ihrem Zukunfttstaat nicht gelten lasten und erklärt letzteren, nämlich den Glauben an ein höhere« Wesen, für überflüssig. Auch die Ehe in der jetzigen Form paßt ihr nicht. Indem sie aber ein natürliche« Recht der Erziehung de« Kinde« durch die Eltern nicht gelten läßt, den Glauben an Gott für überflüssig erklärt und die christliche Ehe al« Grundlage eine« geordneten Familienleben« beseitigt sehen will, stellt sie sich in Gegensatz zu der heutigen Gesellschafts ordnung und macht sich alle diejenigen zu ihren Feinden, welche sich mit ihr hinsichtlich der wirthschaftlichen Fragen zu gemeinsamen Reformen gern oereinigen möchten. Sic hat damit die Front ihrer Gegner wesentlich verlängert. Nur dann erst, wenn die Bestrebungen der Sozialdemokratie sich lediglich aus Hebung der wirthschaftlichen Lage der Arbeiter beschränken, wenn sie ferner da«, wa« anderen Menschen heilig ist, rcspektirt, kurz, wenn sie auf gesetzlichem Wege in schritt weisen Reformen eine Aenderung der Recht«- u. Gesellschaft« ordnung herbeizusühren gewillt ist, nur dann erst werden ihr die Sympalhicen der breiten Masse de« Volke« sicher sein; geht sie aber auf dem eingeschlagenen Wege weiter, über schüttet sie da«, wa« Andern lieb und «Heuer ist, mit Spott und Hohn, folgt sie ferner blindlings den sich au» dem Schweiß der Parteigenossen mästenden gewissenlosen Führern und ist sie stet« nur aus den gewaltsamen Umsturz aller be stehenden Ordnung bedach«, dann wird sie sich aus einen Kampf gefaßt machen müssen, bei dem sie, selbst wenn er äußerlich zu ihren Gunsten au«fallen sollte, doch besiegt sein würde. Auf die französische Revolution 1789 folgte die Schreckensherrschaft und aus diese Napoleon I., der die meisten der Männer, welche noch vor Kurzem Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit gejchrieen hatten, auf die Schlachtfelder in Ita lien, Afrika, Spanien, Deutschland und Rußland schleppte und sic dort verbluten ließ. Nicht im gewaltsamen Umsturz, sondern in schrittweisen Reformen ist für den vierten Stand eine Aenderung und Besserung seiner Lage zu erhoffen. Um diese» Ziel zu erreichen, ist e« vor Allem nöthig, daß Ihr Männer von tadellosem Ruf an die Spitze Eurer Vereine wählt, Männer, die ein glückliche» Familienleben mehr lieben al» die Kneipe, Männer, die von wahrer Liebe zur Hcimath, zum Vaterlande, zu Weib und Kind beseelt sind. Wählt neben gelehrten Männern auch solche, die Schwielen an den Hän den haben, denn diese vermögen sich am besten in Eure Lage zu versetzen. E» giebt auch im Handwerker- und Arbeiter stande intelligente Männer mit offenem, klarem Blick für da», wa« Euch noth thut. Trauet nicht den Leuten, die meist durch ihre eigene Schuld im Leben Schiffbruch gelitten haben und die danach, mit Gott und der Welt zerfallen, sich al» Eure Führer und Retter au» allen Nöthen aufspiclen, in Wirklichkeit aber auf Eure Kosten leben, Euch nur verhetzen, Euer Gemüth vergiften und Euch den Frieden der Seele rauben, ohne den e» auf Erden kein wahre» Glück giebt. Noch ist e» für Euch, meine lieben westfälischen Brüder, Zeit, ob Ihr Euch für eine auf friedlichem Wege anzubahncnde Reform entscheiden oder der rothen Fahne folgen wollt. In ersterem Fall winkt Euch endlicher Erfolg, denn mögen auch noch so viele Jahre darüber hingehen, bi« die Staaten und die Gesellschaft sich zu energischem Handeln für den Hand werker und Arbeiter aufrafft, kommen wird endlich die Zeit, da Euren berechtigten Klagen Abhilfe geschafft werden muß. Wohin Euch dagegen jene Männer führen, die nur in dem Umsturz alle« Bestehenden da» Heilmittel aller Schäden und Unvollkommenheiten hier aus Erden erblicken, da» werdet Ihr wohl schwerlich von ihnen erfahren. Sind sich die Führer der Sozialdemokratie doch selbst über da« Ziel nicht im Klaren. Da», meine lieben Landsleute habe ich Euch sagen wollen, bevor Ihr Euch für die Sozialdemokratie erklärt, die, wie ich höre, auch hier in unserer feierlich stillen Gegend sich au»- zubreiien trachtet. Ueberlegt» wohl, ehe Ihr Euch entscheidet! Bedenkt, wo die Sozialdemokratie auch bislang ihren Fuß hinsetzte, überall schwand Friede und Eintracht unter den Be wohnern; an Euch liegt e», ob Ihr diese Saat de« Hasse» und Mißtrauens, der Zwietracht und der Unzufriedenheit unter Euch emporschießen lassen wollt." Mit einer leichten Verbeugung gegen die Versammlung trat Fritz Wolter» zurück, stieg, ohne sich nach dem Vorstands tische umzuwenden, die Stufen in den Saal hinab u. schritt nach seinem Platze, wo ihn die drei Herren mit Blicken de« Einverständnisse» betreff» seiner Rede empfingen. Die Versammlung verhielt sich nach der eben gehörten Rede auffallend ruhig, nur von dem Tische, an dem die jungen Burschen saßen, erscholl da» bekannte künstliche Husten, mit dem man den Gegner zu verhöhnen sucht. Der Leiter der Versammlung schaute eine Weile mit stieren Blicken über die Köpfe hinweg nach dem Tische, an dem Wolter« sich nieder gelassen hatte; er schien nur Augen für ihn zu haben. Wer war dieser Mensch nur? mochte er denken. Jetzt erhob sich Or. Schröder, räusperte sich vernehmlich und trat zu dem Vorsitzenden, mit dem er schnell einige Worte wechselte. Gleich darauf erscholl die Klingel de« Vorsitzenden, der Doktor zog gleichzeitig seine Uhr, dann trat er schnell vor die Versammlung. »Es war meine Absicht, verehrte Genossen", begann er, »die eben gehörten Ausführungen meine« Gegner» im Ein zelnen zu widerlegen, ich sehe indeß zu meinem Bedauern, daß mir dazu nur eine Viertelstunde Zeit verbleibt, weil ich mit dem Elfuhrzuge wieder abrcisen muß, um morgen früh in S. einen bereit« festgesetzten Vortrag zu halten." Redner versuchte hieraus verschiedene Behauptungen Wolter« zu wider legen, so besonder» diejenige, daß die sozialdemokratische Partei aus den gewaltsamen Umsturz der jetzigen Gcsellschast»ordnung hinstrebe; da« sei nicht wahr, sie strebe zunächst nur nach weitester Verbreitung ihrer Ideen und Aufklärung der Volk»- massen, von denen noch Biele, besonder« die gewöhnlichen Landarbeiter, sich de« unwürdigen Zustand«, in dem sie dahin lebten, nicht bcwußr wären. Die Umwälzung käme dann von selbst. Der Redner, der soeben, angeblich al« wandern der Schlossergeselle, für die um ihre Gcldsäcke besorgten Bour geois eine Lanze gebrochen, wöge doch einmal seine Hände zeigen, ob er denn Schwielen darin habe." Kaum hatte der Doktor da« gesagt, da riß er seine kleinen dunklen Augen groß auf, denn Fritz Wolter« hatte sich blitzschnell erhoben und hielt die Hände den Nächstfltzenden hin, von denen ein älterer Mann gleich daraus zum Sitz de« Vorstände« die Worte hinaufrief: »Der Hal sogar dicke Schwielen an den Händen". Und ein Anderer rief: »Wer so zu reden versteht, der wird auch wohl Kopfschwielen haben." Hatte schon die Rede de« Doktor» die Menge nicht zu fesseln vermocht, so hörte dies« jetzt kaum noch auf seine Entgegnung hin. Alle« blickte nach rem fremden Schlossergesellen. Infolgedessen wurden auch die Worte de« Doktor«, mit denen er bald darauf schloß — er dankte damit allen und versicherte, daß er bald wieder kommen werde, um die Genossen erst näher kennen zu lernen — kaum noch gehört, ja ein alter Mann vom Land ries ganz deutlich: »Bliew man tau Hu«, ole Ouasselfritz, sü« kunnt Di hier noch siecht gähn." Gleich nachdem der Doktor seine kurze Erwiderung be endet, erhob sich der Vorsitzende, klingelte und schloß mit kurzen Worten die Versammlung. Obschon er bekneipt war, fühlte er doch, daß der junge Verein eine schwere Niederlage erlitten. Daß auch heute gerade dieser reisende Handwerktbursch, der sich dem Doktor entschieden gewachsen zeigte, in die Versamm lung hineinschneien mußte. Aber wart', er sollte ihm nicht entschlüpfen, die Sache war nicht richtig, in dem Arbeitskittel de« Schlosser« steckte ein Anderer. Inzwischen leerte sich der Saal mehr und mehr, die älteren Männer gingen ruhig nach Hause, nur etwa ein Dutzend junger Burschen blieb zurück, und zu diesen gesellte sich der Thecuerdireklor, dessen Frau sowie der »Schlosser-Wil helm." Auch der Vereins-Vorsitzende, welcher sich von dem eilig zur Bahn aufbrechcnden Doktor verabschiedete und den übrigen Vorstandsmitgliedern c« überließ, denselben an den Zug zu begleiten, nahm bald bei den Zurückgebliebenen Platz. Seinen Zweck, den fremden Schlosser in ein Gespräch zu ver wickeln, um dabei herauszubekommen, wcß Geiste» Kind derselbe war, hatte er zu seinem Aerger nicht erreicht. Fritz Wolter» hatte al« einer der Ersten längst den Saal verlassen u. war zu Bett gegangen. Sommer mischte sich nicht in da« lebhafte Gespräch, welche« die Burschen über da« Gehörte führten. Er ärgerte sich, daß Keiner ihm bi« soweit auch nur ein Wort de« Danke« für seine viele Mühe um da« Zustandekommen der Versammlung gesagt halte, daß vielmehr zur Stunde überall die Person de« fremden Schlosser« in den Vordergrund ge rückt ward, von der gleichsam die ganze Gesellschaft auf den Kopf gestellt worden war. Hörte er eben doch erst wieder, wie der »Theaterdirektor" den Menschen in den Himmel lobte und wie selbst der zerlumpte Stromer, der »Schlosser-Wilhelm", den »College«" al« einen Kerl bezeichnete, „der det Herz un det Maul auf die rechte Stelle sitzen hat, jegen den der kleenc Doktor 'ne Null i«." Da« Mißtrauen, welche» der Schlosser- Wilhelm gegen den »College«" hegte, indem er befürchtete, daß dieser einer von der geheimen »Teckelei" (Geheimpolizei) sein könnte, war bei demselben längst verschwunden; ein Ge heimpolizist kam sicher nicht nach Blankenfelde, um eine poli tische Rede zu halten, so überlegte der geriebene Stromer. Sommer rückte unterdeß wüthend auf seinem Stuhle hin und her, kein Mensch kümmerte sich ja heute um ihn, und al« nun gar der Theatermensch den Vorschlag machte, »ob den ge ehrten Herrschaften" ein kurzer Vortrag au« Fritz Reuter« Werken gegen eine nach Belieben zu bemessende Vergütung genehm wäre" und die „Genossen" sich damit einverstanden erklärten, da sprang Sommer erbost auf und verließ den Saal. 5. Herr Brauer, der technische Leiter der Eisen- u. Mctall- waaren-Fabrik in Blankenfelde, ein Mann in den fünfziger Jahren mit ernsten aber nicht unfreundlichen Mienen, betrat heute in offenbar guter Laune sein Heim, um mit den Seinen das Mittagsmahl einzunehmen. Er scherzte mit seiner etwa zehn Jahre jüngeren Frau, welche in dem kleinen Garten vor dem weinberankten und nur einen Büchsenschuß von der Fabrik entfernten Häuschen Blumen gätcte, guckte dem „Jüngsten", der Ferien hatte, aber trotzdem eifrig in der schattigen Laube lateinische Vokabeln in die Kladde eintrug, über solchen Fleiß erfreut, einen Moment über die Schulter und betrat dann, gefolgt von seiner Frau, welche sich über da« ungewohnte heitere Wesen ihre« in letzter Zeit immer ernst gestimmten Manne» de» Höchsten wunderte, die Wohn ung, in der die etwa zwanzigjährige Tochter de« Hause« den MiltagStisch -errichtete. „Nun, Clärchen, wie lautet denn heute Dein Küchen zettel?" redete Herr Brauer seine hübsche brünette Tochter an, welche gerade eine Base mit einem Strauß prachtvoller Herbstrosen auf den bereit« gedeckten Eßtisch stellte. »E« giebt nicht» Besondere«, Papachen, Hammelfleisch mit Rübchen." »So, o die Rübchen esse ich aber gern; Mädel, ich bringe heute einen gehörigen Appetit mit nach Hause." Nach wenigen Minuten saß die kleine Familie um den Tisch. Der Knabe faltete, wie er e« nicht ander» kannte, seine Hände und betete: »Komm, Herr Jesu, sei unser Gast, und segne, wa» Du bcscheerct hast." Während de« Essen« hielt die gute Laune bei dem Haus herrn an, er hatte, so überlegte seine Frau, gewiß eine un erwartete gute Nachricht über ein LieferungSgeschäst der Fabrik oder dergleichen erhalten. Da ihr Mann aber nie über ge schäftliche Dinge au« der Fabrik zu reden pflegte, so fragte sie ihn nicht weiter nach der Ursache seiner veränderten Ge- müthrstimmung. Sie war glücklich, wenn ihr in allem pein lich gewissenhafter Mann bei seiner vielen Arbeit und dem häufigen Aerger über da« Arbeitspersonal in der Fabrik ein freundliche« Gesicht mit heim brachte. ^Fortsetzung folgt.) Vermischte Hlachrichten. — Telegramme de« Kaiser«. Bevor Seine Maje stät der Kaiser eine Reise in« Ausland antritt, werden mit den Telegraphenverwaltungen der Länder, die er berührt, Ab machungen getroffen, die darauf abzielen, den Kaiser in die Lage zu versetzen, von jedem Orte au«, wo er Aufenthalt nimmt, möglichst rasch und unmittelbar mit Berlin telegraphisch zu verkehren. Ist der betreffende Ort an da« Telegraphen netz nicht angeschlossen, so wird für die Dauer der Anwesen heit de» Kaiser« die erforderliche Verbindung eigen« hcrge- stellt. Ferner wird daraus geachtet, daß die kaiserlichen De peschen so selten wie möglich uwgeschaltet werden. Den kaiser lichen Depeschen wird, soweit sich da« mit der Beförderung überhaupt verträgt, die Bahn freigegeben. Die Telegraphen verwaltungen de« Au«lande« pflegen dabei da« erdenklichste Entgegenkommen zu zeigen. Al« der Kaiser vor einigen Jahren Schweden bereiste und sich mehrere Tage lang in Nhland am Angerman-Elf -ushielt, vollzog sich zwischen Nh land u. Berlin der telegraphische Verkehr unmittelbar. Sonst werden Telegramme, welche diese beiden Orte mit einander wechseln, unterweg« mindesten« zweimal, in Stockholm und Malmö, umgeschaltet. Mir Malmö ist Berlin durch ein direkte« Kabel verbunden. Malmö giebt die Depesche weiter nach Stockholm, und von da au» wird die Depesche nach Nhland abielegraphirt. Für die kaiserlichen Depeschen aber war der Aufenthalt in Stockholm wie in Malmö — die nöthigen Vorkehrungen lassen sich leicht treffen — beseitigt, so daß Berlin mit Nyland und Nhland mit Berlin arbeitete. Die dadurch erzielte Zeilersparniß ist beträchtlich. Angenom men, eine kaiserliche Depesche umfasse einhundert Worte — Telegramme von solcher Au»dehnung sind im Verkehr, der von und mit Sr. Majestät dem Kaiser unterhalten wird, sehr häufig —, angenommen ferner, daß in einer Stunde etwa achthundert Worte telegraphirt werden, so ergiebt sich, daß eine solche Depesche, wenn sie nicht direkt befördert wird, sondern in Stockholm und Malmö umgeschaltet wurde, minde sten» eine Stunde später cintraf. Wa» den telegraphischen Verkehr betrifft, den Seine Majestät der Kaiser von Odde au« mit Berlin unterhalten hat, so ist zu bemerken, daß diese Telegramme höchsten» einmal, nämlich in Christiania, umge- schaltet worden sind. Mit Christiania arbeitet Berlin direkt, und die norwegische Telegraphenverwaltung wird dafür gesorgt haben, daß Christiania mit Odde unmittelbaren Verkehr pflegen kann. Zu berücksichtigen ist dabei, daß die kaiserliche Hacht in der Regel an da» Telcgraphcnnetz angeschlosjen wird, so daß von der Hohenzollern au» nach Christiania telegraphirt wird, und Christiania die Depesche nach Berlin weitergiebt. Die auf der »Hohenzollern" aufgegebenen Telegramme tragen dementsprechend den Vermerk: „An Bord Seiner Majestät Schiff »Hohenzollern". Telegraphenbeamtc sind auf der „Hohenzollern" stet» anwesend, und die telegraphische Ver bindung der Hacht mit dem Lande ist rasch Hergestell«. Der Ort, bei dem sie vor Anker gehen wird, ist vorher, gleichfall» von der „Hohenzollern" au», davon in Kenntniß gesetzt, und die Vorbereitungen, die Hacht an da« Telegraphennetz anzu schließen, werden demgemäß getroffen. Ebenso wird ver fahren, wenn der Kaiser sich in anderen Gewässern aufhält. — Kinderopfcr für Eisenbahnen. Wie der »Ostasiatische Lloyd" der „Tientsin Time«" entnimmt, findet unter dem chinesischen Volke die lächerliche Nachricht allge meinen Glauben, daß man zum sicheren Bau von Eisenbahnen die Körper von Kindern nothwendig brauche, und zwar müßte eigentlich einer derselben unter jeder Eisenbahnschwelle ver graben werden. Der russische Minister in Peking habe dem nach die Kaiserin von China ersucht, ihm 2000 Kinder zu diesem Zwecke zu überweisen. Die professionellen Kinderräuber machen sich diese wilden Gerüchte zu Nutze, um ihrem Hand werk nachzugehen, in dem Glauben, die Schuld würde, wenn Kinder abhanden kommen, auf die Schultern der Ausländer fallen. — Die Idee, daß das Opfern von Menschenleben nothwendig sei, um die Sicherheit von großen öffentlichen Bauten, wie z. B. Brücken, zu garantiren, ist in China über haupt allgemein verbreitet. In einer an Tschili grenzenden Provinz wurden z. B. vor einiger Zeit acht Kinder bei dem Wiederaufbau einer Brücke, die verschiedene Male durch starke Hochwasserfluthen fortgeschwemmt worden war, aufgeopfert. Man nahm die Kinder au« armen Familien, und die Eltern erhielten dafür ein werthvolle» Geldgeschenk. Da diese neue Brücke au« sehr starkem Material hergestellt worden ist, so hat sic auch dem Wasserdruck bislang widerstehen können; da« Volk führt aber diesen Umstand darauf zurück, baß durch die Opferung der Kinder der Flußgolt beruhigt worden ist und er die Brücke deshalb vor einem weiteren Zusammenbruch geschützt hat. — Da« kleinste Pferd. Der Marchese Carcano, einer der bekanntesten lombardischen Pferdezüchter, hat seit einigen Tagen in Mailand ein Pferd ausgestellt, da» wegen seiner Kleinheit und außergewöhnlichen Schönheit der Formen Aufsehen erregt. E» handelt sich um eine» jener Shetland- ponie», die als die kleinste Pferderasse gelten. In Brehm» »Thierleben" wird über diese Ponie» berichtet, daß sie in der Regel 90 Centimcter hoch werden, manchmal sogar nur 82 bi« 85 Centimcter. Der Pony, den Marchese Carcano durch zweckmäßige, viele Jahre hindurch vorgenommene Züchtung erzielt hat, ist nur 60 Cenlimeter hoch, dabei aber wohlge bildet, lebhaft und stark. Marchese Carcano benützt seine zierlichen Ponie», die nicht größer sind, al» ein mittlerer Hund, in Viererzügen vor leichten Korbwagen und versichert, daß sie an Schnelligkeit und Ausdauer bewundernswerth seien. Dabei sei ihre Wartung ebenso billig wie bequem. Da» Fut ter für einen Viererzug koste nur 60 Centesimi (48 Pfennige) im Tag. — Eine lustige Bahn- und Zollgeschichte er zählt die »Klettgauer Zeitung": „Wohnt da bei einer Bahn station an der badisch-schweizerischen Grenze ein höherer GerichtSbeamtcr, dem c« nicht darauf ankommt, hier und da einer durstigen Leber zu Hilfe zu springen. Da fuhr keuschend und pustend ein schwer beladener Gütcrzug an; eine brennende Hitze herrscht, und keuchend wischt sich da» Zug»personal den Schweiß von der Stirn. Der Anblick der verschmachtenden Eisenbahner regt die Mildthätigkeit de» zusehenden Beamten an, und er offerirt den durstigen Kehlen einen Krug voll Wein. Diese lassen sich da» nicht zweimal sagen; rasch springt einer vom Zuge; au» de» Keller» tiefsten Gründen wird ein Krug Wein geholt, und da die Eisenbahner nicht wie die Mähder gewohnt sind, au« dem Krug zu trinken, wird auch noch ein Gla» mitgegebcn. In der einen Hand den Krug, in der anderen da« Gla», eilt der Mann dem Zuge zu; aber da, bevor er ihn erreicht hat, naht da» Vcrhängniß. Ein Pfiff tönt, und der Lokomotivführer hat die Pflicht, abzusahren; sehnsüchtig schaut er nach dem Kruge, aber Pflicht geht vor Durst. Der Mann mit dem Kruge erreicht den Zug, wäh rend er im Laufe begriffen; aber er kann, in der einen Hand den Krug, in der andern da» Gla», sich nirgend« halten und fort ist der Zug. Wa« nun? Entschluß und Ausführung ist ein«. Mit dem gefüllten Kruge und dem Glase rennt der Mann auf der Linie dem Zuge nach, der nächsten Station jenseit» der Grenze zu und erreicht diese, bevor der Zug ab gefahren. »Halt, haben Sic wa» Zollbare»!?" so fährt ihn nun der strenge Wächter der Grenzen an. Selbstverständlich ist der also eingeschmuggelte Wein zollbar; der arme Mann, vom vielen Rennen keuchend, muß etwa 10 M. deponiren, damit seine Kameraden den von mildthätiger Hand gespendeten Wein trinken dürfen. Aber mit dem Wein sind eben auch der Krug und da» Gla- über die Grenze, und auch auf unserer Seite stehen Grenzer, die einfach verlangen, daß nun vom Krug und vom Gla» auch der Einfuhrzoll bezahlt werde, weil dieselben bei der Au«fuhr nicht vorgemerkt wurden. Run gewaltige Untersuchung u. möglicherweise noch Depeschen- und Notenwechsel zwischen Bern und Berlin."
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