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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 22.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189707227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970722
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970722
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-22
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Monat
1897-07
-
Jahr
1897
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(letzte Station vor Landrhui) veiiagle plötzlich die Lokomotive ihren Dienst und war erst nach einer rollen halben Stunde geneigt, selbigen wieder auszunehmen. Erleichtert athmeten die Zugeinsassen in Landehut auf, ale sie die Lunde ver nahmen, daß da» „störrige Zugthier' abgespannt und durch ein andere» ersetzt worden sei. Vorwärt« ging'» nun mit frohem Muth, aber die 22 Wagen mit bl Achsen und 27b Tonnen Gewicht (SbOO Ctr.) schienen doch auch der neuen Vorspannung zu schwer zu sein, denn sie streikte nach kurzer Arbeit und zwar schon in Freising 20 Minuten lang, bi« sie dann in Feldmoching den Dienst ganz quittirte. Eine Lager- stangenschraubc war ihr abgebrochen und ein Flügelstangen- lager geschmolzen. Obgleich »erste Hilfe" der Patientin sofort zu Iheil wurde, so vergingen doch immerhin 1 Stunde >0 Minuten, ehe der Zug durch eine au» München telegraphisch herbeigerufene Hilfsmaschine dem schon lange von ferne sicht baren Ziele München zugesührt und dem aus der Vorstation die gleiche Zeit (I Stunde lO Minuten) zurückgehaltenen 2. Chemnitzer Zug die Strecke freigegeben werden konnte. Man war froh, al« man endlich 6 Uhr 8 Min. statt 4 Uhr b Min. diesen „Unglück«zug" noch mit heiler Haut verlassen konnte. — Schneeberg, 18. Juli. Unsere Stadt wird bei den die-jährigen Manöver» starke Einquartierung erhalten. Die Stadt wird belegt vom 4.-5. Septbr. mit 49 Offizieren, 1098 Mann und 42 Pferden de« Stabe« der l. Jnfanteriebrigade Nr. 45 und de« Leibgrenadier-Regiment«, vom 7.—13. Septbr. mit 32 Offizieren, 602 Mann und IN Pferden und vom 13.—14. Septbr. mit 48 Offizieren, 1075 Mann und 174 Pferden de« 106. und 107. Infanterie- Regiment«, bez. 2. Ulanen- und 3. Feldartillerie-Regiment», sowie vom 14.—16. Septbr. mit 52 Offizieren, 1165 Mann und 96 Pferden de« Stabe« der 4. Jnfanteriebrigade Nr. 48, de« 8. Infanterie-, 3. Feldartillerie-Rcgimenl« und der Krankcn- tranSportkolonnc 48. Außerdem sind vom 9.—13. Septbr. für 15 Mann und 2b Pferde — Dienerschaft Sr. Mas. de« König«, de« Krieg«minifterium« und de« Generalkommando« — Quartier bereit zu halten. Die Vertheilung der Ein quartierung richtet sich hier nach dem Einkommen der Ein wohner. — Netzschkau. Eine kühne Thal vollbrachte bei dem Brande in der Dotzauerschcn Papiermühle am 13. d«. ein Fcuermann, der sich mitten durch die Gluth Bahn brach und den Dampfkessel öffnete, um den Dampf au«strömen zu lassen. Dadurch wurde die Explosion de« Kessels verhindert. Schwer verbrannt kehrte nach Vollendung de« Rettungswerke» der muthige Mann wieder zu den seiner Harrenden zurück. — Mehrere Bürgermeister kleinerer Orte Sachsen« ha ben sich neuerding» an Behörden, hervorragende Industrielle und an die Sächsischen Handelskammern mit der Bitte ge wendet, doch diejenigen, welche neue gewerbliche Niederlass ungen zu begründen beabsichtigen, darauf aufmerksam zu machen, daß innerhalb der betreffenden Orte und in deren nächster Umgebung die Bodenpreise sehr niedrige und die Arbeitskräfte verhältnißmäßig billig zu erlangen seien. Vor allem waren e« die Städte Dippoldiswalde (3362 Ein wohner), Lauenstcin (880 Einwohner) und Allenberg (2000 Einwohner), welche diese Aufforderung erließen. Dem Vernehmen nach steht man in industriellen Kreisen der An gelegenheit sympathisch gegenüber und seilen« der Behörden denkt man ebenso, um den „Zug nach der Großstadt" einzu dämmen. — Zur Erleichterung der Infanterie-Ausrüst ung kommt bei der Infanterie und den Jägern, wie man au« Berlin schreibt, die Hintere große Patronentasche in Weg fall; dagegen werden in den beiden unteren Ecken de« Tor nister« auf jeder Seite 30 Patronen untergcbracht, die leicht und schnell herauszunehmen sind. In jeder der beiden vorderen Patronentaschen befinden sich 40 Patronen, so daß der Mann 140 Patronen mit sich führt; der Tornistcrbeutel hängt nicht mehr lose am Tornister, sondern ist dort festgemacht. In Folge de» Fortfalls der Hinteren Patronentasche ist der Mann weniger am Feuern im Liegen gehindert. — Die in diesem Jahre zur Ableistung der aktiven Militär-Dienstzeit (10 Wochen) einzustellcnden Volk«schullehrer haben am 31. Juli einzulreffen; e« werden besondere Volkr- ichullehrer-Kompagnien beim 4. Infanterieregiment Nr. 103 und II. Infanterieregiment Nr. 139 sormirt. — Durch die Mitnahme von Fahrrädern in vier ter Wagenklasse werden die Mitreisenden belästigt, die vorhandenen wenigen Sitzplätze zum Theil versperrt, auch entstehen Streitigkeiten. Von der königl. Generaldirektion der sächsischen Staatsbahnen ist daher und im Hinblick auf 8 28 der Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschland« die Mitführung von Fahrrädern (gleichviel ob zerlegt oder nicht) in den Personenwagen vierter Klaffe untersagt worden. — FranzenSbad, 19. Juli. Infolge falscher Weichen stellung fuhr gestern Mittag der von Tirschnitz kommende Buschtiehrader Personenzug im hiesigen Bahnhofe in einen in der Ausfahrt nach Eger begriffenen bayerischen Personen zug. Die Lokomotive de» einen Zuge« wurde stark beschädigt, 3 Waggon« sind fast zertrümmert. Nur daraus, daß beide Züge langsam fuhren, ist e« zurückzuführcn, daß Niemand getödtet wurde. Dagegen sind 7 Personen verwundet, darunter mehrere schwer, so der Bergarzt vr. Johann Czermak, der Verletzungen de« Brustkörbe« und beider Arme, sowie einen Bruch de« Schlüsselbein« erlitt. Ein bayerischer Postbeamter ist cbensall« schwer verwundet. In einem vollständig zer trümmerten Coupce blieb eine Dame unverletzt. Die beiden Weichensteller, deren Unachtsamkeit da» Unglück zugeschrieben wird, sind verhaftet. Amtliche Mittheilungen aus den Hitzungen des Stadtratss zn Kibensiock. Sitzung vom 12. Juli 1897. Vorsitzender: Herr Stadtrath Iustizrath Landrock. Anwesend: 3 RatbSmitglieder. I) Gegen die Einziehung des zwischen der Neugasse und der Garten straße liegenden Gäßchen- ist von dem Stickmascknnenbes. Morgner und Gen. rechtzeitig Widerspruch erhoben worden. Da man die in der Eingabe angeführten Gründe für gerecht» fertigt hält, so soll von der Einziehung des Wege- abgesehen werden. L) Von einem verspätet eingereichten Schreiben des BuchbindermstrS. Otto, Einspruch gegen die DorfbachS Ueberwölbungsarbeiten betr., nimmt man Kenntniß. 3) Einem hiesigen Grundstücksbesitzer soll die ordnungsmäßige Her stellung der Düngergrube aufgegeben werden. 4) In Sachen, die Verbreiterung der vorderen Rehmerstraße betr., beschließt man auf Vorschlag de- Herrn Stadtrath Eugen Dörffel, die Rampe bei Hüttner um 85 em und bei Unger um 1 m zu verschmälern, sowie an den Rampen Geländer anzubringen. 5) Der Laternenwärterdienst soll versuchsweise in 3 Bezirke eingetheilt, die städtischen Arbeiter Schmalfuß, Herrmann und Stemmler sollen gegen eine jährl Entschädigung von je 50 Mark damit beauftragt werden. Mitte August ds-. IS. soll dem Rathe darüber Bericht erstattet werden, ob die Maßregel sich bewährt. 6) Von der Einladung zum 2. deutschen Samaritertag in Leipzig nimmt man Kenntniß; von einer Theilnahme soll abgesehen werden. 7) Die Verpachtung der Fischereinutzung im Kohl-, Dönitz- und Dorf bache soll öffentlich ausgeschrieben, eS sollen geschlossene Offerten eingefordert werden. 8) Der Vorschlag des Wafferausschusses, das Messingwerk an die all gemeine Wasserleitung anzuschließen, wenn sich die Hausbesitzer mit der Schätzung ihrer Grundstücke im voraus einverstanden und sich zum sofortigen Anschlüsse ihrer Häuser bereit erklären, der Hausbesitzer Iugelt auch die zugesicherten 100 Mark vorher hinter» legt, Wird zum Beschluß erhoben. 9) Die von zwei Hausbesitzern wegen Ausgrabung der Straße hinter legten Kautionen sollen zurückgezahlt werden. 10) Von den Uebersicbten der Stadt- und Sparkasse auf den Monat Juni nimmt man Kenntniß. 11) Beschlußfassung wegen einiger Nachschätzungen zu den Stadtanlagen. 12) Dem RathSregistrator Gnüchtel wird die Erlaubniß zur Uebernahme einer Agentur der Feuervers. Gesellschaft ('onnuercisl d'nion unter Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs ertheilt. 13) Von einer Verordnung, Straßenkorrektur am Siechhause betr., nimmt man Kenntniß. Es soll zunächst wegen Arealabtretung mit den betheiligten Grundstücksbesitzern verhandelt werden. I4> Durchberathung mehrerer Anlagenrekurse. 'Außerdem kommen noch 11 innere Verwaltungsangelegenheiten, 1 Baupolizeisache, I Straferlabgesuch, 2 Steuer- und 4 Concessions- sachen zur Berathung, die des allgemeinen Interesses entbehren, bez. zur Veröffentlichung nicht geeignet sind. Sitzung vom 15. Juli 1897. Vorsitzender: Herr Stadtrath Justizrath Landrock. Anwesend: 3 RathsmitgUeder. 1) Man nimmt Kenntniß von dem Ergebnisse der Verhandlungen mit den Hausbesitzern im Messingwerk, wegen Anschließung ihrer Häuser an die allgemeine Wasserleitung, da sich der größte Theil mit der vorgcnommencn Schätzung der Grundstücke nicht einverstanden erklärt hat, einige aber auch von dem Anschlüsse überhaupt absehen wollen, so soll die Sache zunächst an den Wasserausschuß zurückgegeben, 2) Der Firma Liebold «L Co. in Holzminden sollen für die Ueberwölb ungsarbeiten vorläufig 4000 Mark ausgezahlt werden. 3) Es kommt sodann ein über die von der Schneebergerstraße nach der Neugasse zu projektiere Straße aufgestellter Plan rur Vorlage; es wird beschlossen, zunächst mit den betheiligten Grundstücksbesitzern zu verhandeln. 4) Man nimmt Kenntniß n. von der Mittheilung der Schuldirektion, Schulbrausebad betr., I>. von der Uebersicht des Ausbringens im Berg-Revier Schwarzenberg auf das Jahr 1896 und schaftS-Versammlung in München. 5) Beschlußfassung über einige Steuersachen. 6, Man nimmt Kenntniß davon, daß die Schleuße in der unteren Berg straße 20 cm tiefer gelegt worden ist. 7) Ter Vorschlag des Bauausschusses, das Areal von den abgetragenen Häusern in der Theaterstraße zum öffentl. Stadtraume zu schlagen, wird zum Beschluß erhoben, 8) kommen verschiedene Beschlüsse des Wasserausschusses zum Vortrag und zur Beschlußfassung. 9) Von dem Prüfungsergebnisse der Stadtanlagen-Rechnung auf das Jahr 1896 nimmt man Kenntniß. Die Rechnung soll an das Stadtverordneten-Collegium zur Richtig- sprechung abgegeben werden. Außerdem werden noch 4 innere Verwaltungsangelegenheiten Aas 2. sächsische Kreisturnfesi. Plauen i. Vogtl., 18. Juli. Da« 2. fächfifchc KreiS- turnsest nahm mil dem gestern Abend staltgefundenen Be- grüßungskommer« seinen würdigen Anfang. Zwar zeigte sich da« Wetter nicht hold, aber einen echten Turnersmann rührt ein bischen Regen nicht sehr, und sc waren unsere Turner gäste im Laufe de« Nachmittag« bereit« in dichten Schaaren eingezogen in unsere reich geschmückte Feslstadt. Nachdem am Abend der Kommers in der Fesihalle mit Musik- u. Gesang«- vorträgen eingelcitet worden, begrüßte Oberbürgermeister ör. Dittrich die Gäste der Stadt Plauen in herzlicher Ansprache, gleichzeitig hinweisend auf die Bedeutung Plauen» in der Geschichte de« sächsischen VereinSturnwesenS (Wiege der säch sischen Turnerschafi, Turnvater Leopold Heubner-Plauen). Eingedenk der Würdigung und de« Schutze«, dessen sich unser edle« Turnwcscn seilen» unsere« Kaiser« und unsere« Lander vater« zu erfreuen hat, schloß er mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm II. und König Albert. Jubelnd stimmte die Ver sammlung in den begeisterungsvollen Ruf ein und sang im Anschluß daran »Deutschland, Deutschland, über alle-!" Bu den osfiziellen Ansprachen ist sodann die treffliche Rede de« AreiSvertreter« W. Bier-Dre«den hervorzuhcbcn. Nicht enden wollender Beifall wurde ihm zu iheil, al« er in lebendigster Schilderung unser innige« Verhältniß zu unseren Brüdern in Deutsch-Oesterreich berührte. Waren ja gerade in Plauen zahlreiche Gäste au« dem 15. deutschen Turnkrci« (Oesterreich), sogar eine ganze Riege au« Graz, anwesend. Sein Gut Heil galt dem Vatcrlande, dem wir unsere Kräfte weihen. Ein Beifallssturm durchbrauste die Festhalle, und dieser Beifall sand erneute Anregung bei dem gleich daraus gestellten leben den Bilde: »Huldigung der Saxonia", dessen wirkungsvolle Gruppirungen mit ganz außerordentlichem Geschick besorgt waren. Al« dritte offizielle Rede solgtc die Ansprache de« Vorsitzenden de« HauptauSschusse«, Th. Booz-Plauen, eingehend auf die Geschichte de« 2. sächsischen KreiSturnfeste«. Sein Hoch galt der deutschen Turnerschaft. Ein lebende« Bild »Huldigung Jahn»" bildete dazu einen effektvollen Abschluß. Trotz de« Regen« entfaltete sich auf dem Festplatze in den späten Abendstunden ein rege« Leben. Bei Gesang u. Scherz herrschte allenthalben fröhliche Stimmung. Heute früh 6 Uhr traten die Turner auf dem Festplatze zum Gau u. Einzelweltturncn an. Die Gunst de« Wetter« war diesen Abheilungen in den ersten Morgenstunden wohl beschicken, al« jedoch der Feldgottesdienst kurz nach 9 Uhr Vormittag» begann, strömte wieder da« himmlische Naß in unangenehmer Weise herab. Trotzdem war die Betheiligung an diesem ersten FeldgotteSdienst in der deutschen Turnerschafi, der in seiner knappen, sein durchdachten Anlage recht wohl zu einer feier lichen Feftstimmung beigetragcn hat, eine recht ansehnliche. Um 10 Uhr brach die Sonne durch, und von Neuem begann der Kampf auf grünem Plane. Mittlerweile waren mit den Vormittag-zügen noch zahlreiche Turngenoffen der Umgegend und vor allen Dingen die Bewohnerschaft de« Vogtland«» nach Plauen gekommen. Gan; Plauen war auf den Beinen. In der breiten Bahnhofstraße stockte thatfächlich der Verkehr. Gegen I Uhr erfolgte die Ankunft Sr. Majestät de« König« Albert, und mit ihm zog da« prächtigste Festwetter ein. Großer Empfang erfolgte durch die städtischen Behörden, auch sämml- liche Krei«turnrath«mitglieder wurden vorgestellt. Se. Majestät begab sich zu Wagen nach dem Theaterreftaurant, um von dort den au« gegen 10,000 Theilnehmern mit 234 Fahnen bestehenden Festzug in Augenschein zu nehmen. Uebcrall in den geschmückten, von wahren Menschenmauern begrenzten Straßen wurden die Turner mit freudigster Begeisterung und zahllosen Blumenspendcn au« holder Hand begrüßt. Gegen 3 Uhr langte der Festzug, welcher nahezu -/, Stunde währte, auf dem Festplatze an. Alle« in Allem bot er ein äußerst farbenprächtige«, lcben«volle« Bild, und sein Verlauf hat all gemein hochbesriedigt. Nachdem die Turner in großen Säulen Aufstellung genommen, kam Se. Majestät der König mit großem Gefolge auf den Festplatz gefahren und nahm in dem KönigSzelte platz. Kreisvertreter Bier forderte in kurzer An sprache auf zu einem dreifachen »Gut Heil" auf unseren LandeSvatcr, und al-dann begannen die Freiübungen, die unter Leitung de« Krci«turnwart» Oberlehrer Frohberg (Dresden) von mindesten« 2500 Mann unter den Augen Sr. Majestät de« König« trefflich auSgesührt wurden und einen großartigen Anblick gewährten. Auf besonderen Wunsch erfolgten hierauf einige Einlagen, Vorführungen am Königszelt. Eine Riege de« Meißner Hochlandgaue« turnte Sprünge am hohen Tisch, während die Dresdner Turnlchrcrvereinigung Keulenübungen in den schwierigsten Verbindungen zur Vorführung brachte. Mittlerweile trat auch der Leipziger Schlachtfcldgau zu seinen Sondcrsreiübungen an, jedoch nach erfolgtem Aufmarsch kehrte Se. Majestät unter jubelnden Hochrufen zur Stadt zurück, um in der Erholung da« Mahl einzunehmcn, zu welchem auch Herr I>r. F. Goetz-Leipzig, Vorsitzender der deutschen Turner schaft, und Herr KrciSvertreter W. Bier-DreSden Einladungen erhalten hatten. Nach den Freiübungen nahm dann da« Gauwettturnen seinen Fortgang, Abend« 6 Uhr begann da« Einzelwettlurnen im Freien wieder. Tausende u. abertausende Zuschauer waren erschienen, um dem vielgestalteten Treiben zuzuschauen. Am späten Abende strömte dann alle« wieder zur Festhalle; Hunderte mußte umkehren, denn wieder saß Kopf an Kopf gedrängt und rechte Festesstimmung beseelte alte: Vorzüglich waren aber auch die Vorführungen, wovon wenigstens hervorgehoben sei, daß eine Damenabtheilung de« Turnlehrcrverein« in ganz hervorragender Weise Keulenübungen zeigte, und damit bewie«, daß da« Turnen für Alle etwas bietet. Zur Erhöhung der Begeisterung trugen außerdem die zahlreichen Grüße von allen Seiten, insbesondere vom Ge schäftsführer der deutschen Turnerschafi, von den Nachbarkreisen Schlesien und Thüringen, sowie au« Böhmen, ja sogar au« Siebenbürgen bei. Al» die Festvorstellung vorüber war, da herrschte noch rege« Treiben auf dem Festplatze, und insbe sondere auf dem Tanzplatzc unter freiem Himmel herrschte eitel Lust und Freude. E« war ein Festtag im schönsten Sinne de« Wortes. — Nach diesem genußreichen Festabend brachte der nächste Tag (Montag) wieder ernste Arbeit. Bi« Mittag wurde da» Gauturnen und Einzelweltturncn zu Ende geführt, während Nachmittags Wettringen, Kürturnen u. Wettlaufen auf glatter Fläche und auf der Hindernißbahn statlsand. Beim Wettlaufen war von vornherein jedem Wcttturner ein Kranz in Aussicht gestellt, der den 100 Meterlaus in 13 Sekunden und die 150 Meter lange Hindernißbahn in 26 Sekunden zurücklegen würde. Beim Wettringen wurden alle Griffe gestattet, außer den sog. schmerzhaften. Nach all' diesen heißen Bemühungen wogen die Preisrichter die einzelnen Leistungen gegen einander ab und spät am Abend erfolgte die schnlichst erwartete Ver kündung und Bekränzung der Sieger, worauf die Festvorslellung in der Festhalle wiederholt wurde. Im Gauwettturnen errangen den Siegerkranz der Dresdner Gau mit 38, der Mittelelbegau mit 37, Müglitzlhalgau und Turngemeinde Zwickau mit 35, Leipziger Schlachtfeldzau und Freiberger Gau mit 34, sowie Chemnitz - Muldenthal- und Südvogtl. Gau mit 33 von 50 erreichbaren Punkten. Im Einzelwettturnen erreichten 74 die nölhige Punktzahl (50). Die drei ersten Sieger sind: 1. Köhler (Dresdner Gau) 69'/,, 2. Küchler (Mittelelbegau) 64, 3. Faber (Schlachtfeldgau) 63'/,. Am Nachmittag war den Schulkindern Plauens, die im Fcslzuge hinauSzogen, auf dem Turnplätze Gelegenheit geboten, ihre Turnkünste zu zeigen. Am Dienstag wurden Turnfahrten in die nähere und weitere Umgebung Plauen« unternommen, womit die Festtage ihren Abschluß fanden. Leider ist einer der Vorrciter de« Festzugc« aus dem Steinwegc verunglückt. E« ist die« der Schiffchensticker Herr Wich. Da« Pferd, da« er ritt, überschlug sich und fiel auf ihn. Dabei wurde dem Manne der rechte Oberschenkel ge brochen. Sanitäter vom hiesigen Sanität»corp», die sich im Fcstzuge selbst befanden, hoben den schwerverletzten Mann aus, trugen ihn in ein Hau«, so daß alle« Aufsehen vermieden wurde, und behandelten ihn bi» zur Ankunft de» Arzte«. Dem Verletzten geht e« den Umständen nach wohl. Auf der Wanderschaft. Original-ErzLhlung.au« der sozialen Bewegung der Gegenwart. Von LH. Schmidt. («. Fortsetzung). Gewiß, wir können auch von den Thieren, namentlich von den höher veranlagten, noch viel lernen: von den Bienen den Fleiß, von dem Hunde die Treue und Dankbarkeit, von den Vögeln die Freude am Dasein, die sie früh Morgen» bei schönem Wetter in trillernde» Gesängen zum Schöpfer hinausjubeln, und bei fast allen Vögeln und Säugelhieren finden wir die von un« Menschen ost so wenig bei den Thieren respcktirte und rücksichtslos mißachtete Mutterliebe. -I yroy>»: Da« Wort Mutterliebe wird später in den sozialistischen Wörterbüchern wohl kaum zu finden sein, denn da die Kinder ja in Staat«anstaltcn erzogen werden, so brauchen die Mütter ihre Liebe auch nicht an ihnen zu bethätigen; Mutterliebe ist demnach ein überwundener Standpunkt, gleich wie der Glaube an Gott. Ich weiß nicht, ob Sie nun Alle in diesen beiden Punkten mit dem Vorredner übereinstimmen, nur da« Eine weiß ich gewiß, daß Beide« so gewichtige Faktoren im Leben der Völker sind, daß derjenige Machthaber, der e« wagen sollte, mit roher Hand in die natürlichen Rechte einer Mutter oder in da« Empfinden der gläubigen Menschen einzugreifen, da» bald zu bereuen haben dürste. Die Mutterliebe sowohl wie der Glaube an ein höhere« Wesen sind dem Menschen nicht von außen in« Herz gelegt worden, wir finden beide selbst bei den wilden, auf niedrigster Kulturstufe stehenden Völkerstämmen, sie sind danach mit der Menfchennatur »er-
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