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Amts- M MeiMt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Ps. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unsern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. 8S. schrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanne bahn in Eibenstock. - 44- Jahrgang. Donnerstag, den 15. Juli L8SS finden statt Dienstag, den 20. Inti dss. Is., von Mrmiltags Ul Ahr av I Montag, den 26. Juki dts. 2s., von Vormittags Ul Pljr aö im Rathhause zu Schönheide und > im Ämtsgerichtsgebäude zu Eibenstock. Schwarzenberg, am 12. Juli 1897. KÜIligllcht A M t s h ll II Ptlll st ll N s lh st st. Arhr. v. Wirsing. Donnerstag, den 13. dieses Monats, Nachmittags 3 Nhr soll im hiesigen Amtsgericht 1 silberne Remontoir-Uhr versteigert Iverden. Eibenstock, den 12. Juli 1897. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgericht. Aktuar Aöhmc. Aer deutsche Mkkstag in Eger, der am vergangenen Sonntag stattfinden sollte, behördlicher seits aber verboten worden war, hatte eine nach vielen Tausenden zahlende Menge Deutscher aus Nordböhmen in der nordwest lichen Stadt de« alten „Böheim" versammelt. Sie waren gekommen, um gegen die Badenischen Sprachenvcrordnungen zu protestiren und wenn die österreichische Regierung den Zweck verfolgt, die innerhalb ihrer Staatsgrenzen wohnenden Deutschen ihre Nationalität vergessen zu lassen, damit sic ja nicht etwa ein Gelüste empfänden, mit dem Deutschen Reiche wieder in engere politische Beziehungen zu treten, so ist da« gerade Gcgentheil davon eingetreten. Früher, al» die Deutschen da» führende Volk Oesterreich« waren, zerklüfteten sic sich in zahlreiche Parteien und Parteichen; heute fühlen sich alle von dem einen Gedanken ihrer nationalen Zusammengehörigkeit beseelt, heute sind sie gemeinsam stark und fest entschlossen, sich ihre Nationalität nicht rauben zu lassen. Die gemeinsame Parole aller deutschen Parteien in Oesterreich lautet heule: erst Zurücknahme der Sprachen-Verordnungen, dann erst Ver such einer gütlichen Auseinandersetzung mit den Tschechen. Vor Pfingsten bereit« war zum ersten Male ein deutscher Volkstag nach Eger cinbcrufen und von der Behörde ohne einleuchtenden Grund verboten worden. Der zweiten, unter genauester Befolgung der gesetzlichen Bestimmungen erlassenen Berufung aus den vergangenen Sonntag, ist da« gleiche Schick sal widerfahren ; die für da« Wohl ihrer slawischen Unter- lhanen besorgte Regierung hat e« aber nicht verhindern können, daß 72 deutsche ReichSraIHS- u. Landtagsabgeordnete Böhmen« von allen Parteischattirungen mit den Bürgermeistern der deutschen Städte diese« Lande« zu einer Berathung über diese unerhörte Gewaltmaßregel zusammengetreten sind; sie hat ebensowenig zu verhindern vermocht, daß an 10,000 Deutsche dort, wo Böhmen, Bayern und Sachsen aneinanderstoßen, zusammenströmten, um, da sie den Mund zum Reden nicht öffnen dursten, wenigsten« im brausenden Gesänge der „Wacht am Rhein" den Klage- und Zornruf über da« Unrecht am deutschen Stamme zu erheben. Wenn man nun aber liest, daß in Eger am Sonntag die Kornblumen und die schwarz-roth-goldenen Fahnen da« Bild der Stadt belebten und daß vielfach die „Wacht am Rhein gesungen wurde, so wird man verstehen, werhalb die Regier ung sehr energisch gegen die Demonstranten cinschritt. Hur haben die Deutschen offenbar de« Guten zu viel gethan. Da in Eger selbst eine Versammlung nicht möglich war, zog eine riesige Menschenmenge nach Waldsassen, im benach barten Bayern gelegen. Al« am Abend etwa 4000 Personen vom Ausflug nach Waldsassen zurückkehrten, zog ihnen rin großer Thetl der Egerer Bevölkerung entgegen. Die nach dem Bahnhof beorderte Gendarmerie wurde verhöhnt und mußte sich zurückziehen. Die Menge zog hierauf zum Kaiser Franz-Joseph-Dcnkmal, um unter Absingung der „Wacht am Rhein" Kundgebungen zu veranstalten. Die gesammte zu- iammengezogene Gendarmerie sowie die Finanzwachc wurden hinbrordert; da die Menge jedoch nicht wich, wurde Militär hcrbeigerusen, welche» mit Kolben und Bajonnet den Markt platz räumte, während die berittene Sicherheit-wache in den Straßen die Ordnung herstellte. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. Nacht« 11 Uhr herrschte überall Ruhe. Graf Baden! hat durch sein rigorose» Vorgehen nicht« weiter erreicht, al« den Widerstand der Deutschen auf« Schärfste zu steigern. Selbst in der Konferenz der verfassung-treuen Großgrundbesitzer soll am Sonntag die Stellungnahme gegen die Regierung entschieden betont und da« Zusammengehen mit den Deutschsortschrittlichcn in stärkerem Maße ausgesprochen worden sein. Die Wiener Blätter veröffentlichen eine von den in Eger versammelten deutsch-böhmischen Landtag«- und Reich»rath«- Abgeordneten beschlossene Kundgebung, in welcher gegen da« Verbot der Versammlung in Eger Einspruch erhoben wird. Tagesqeschichte. — Deutschland. Se. Majestät der Kaiser ist auf seiner NordlandSreise von einem bedauerlichen Unfall betroffen worden, der hoffentlich ohne ernstere Folgen bleiben und in seiner Wirkung binnen wenigen Tagen behoben sein wird. Telegraphisch wurde darüber gemeldet: Odde, 11. Juli. Heute wurde Seine Majestät der Kaiser nach dem Gottes dienst bei Spaziergang an Deck von niederfallendcm Mastbezug getroffen; ein an diesem befindlicher Strick schlug mit solcher Heftigkeit gegen da« linke Auge Seiner Majestät, daß ein mäßiger Bluterguß in die vordere Augenkammer cingetreten ist. Seiner Majestät wurde sofort ein Schutzvcrband angelegt. Schmerzen sind nicht vorhanden. — Prinz Adolf von Schaumburg-Lippe hat am 10. d. die Regentschaft de« Fürstenthum« Lippe-Detmold niedergelegt. Graf Ernst von Lippe-Biesterfeld wird al» Re gent seinen Einzug am 17. d. in Detmold halten. — Au« Erfurt war dem „Schwäb. Merkur" gemeldet worden, daß der neue Ches der Reichspostverwaltung General von PodbielSki die Absicht habe, alsbald nach den Sitzen einer Anzahl von Obcrpostdircktionen zu reisen, um „eventuell Anordnungen über die anderwcite Gestaltung de« dienstlichen Verkehr« mit der Zentralstelle zu treffen". Hierzu wird dem „Leipz. Tagebl." ebenfalls au« Erfurt geschrieben: „Ich habe hier zuverlässige Erkundigungen eingezogen und erfahren, daß von einer solchen Absicht de» neuen Gencralpostmeister« nicht bekannt ist. E« sei ja nicht ausgeschlossen, daß der Staats sekretär de« Reichrpostamtc« mit den Oberpostdirektoren in persönliche Verbindung trete, aber dann würde er gewiß nicht einen Zeitpunkt wählen, an welchem die meisten dieser Herren ihren Sommcrurlaub bereit« angetrcten haben. Ferner werde Herr von PodbielSki diese Besuche sicher nur zur Information, keinesfalls aber schon zu „Anordnungen über die anderwcite Gestaltung de« dienstlichen Verkehr« mit der Zentralstelle" unternehmen." — Nicht blo« der Norden und Osten Deutschland«, sondern auch der Süden spürt die Ungunst der Zeitver hältnisse aus landwirthschaftlichem Gebiet. Ein bemerken«- werthcr Beleg dafür findet sich in dem neuesten Jahresbericht der Handel«- und Gewerbekammcr der Oberpfalz und von Regensburg, in dem Oekonomierath Soden die Verhältnisse in folgender Weise darstellt: Er habe geglaubt, daß die Kammer von einem Bericht über die landwirthschasllichcn Verhältnisse ganz absehen wolle, weil sic , zweifellos wissen muß, daß die Lage der Landwirthschaft bereit« eine solche geworden ist, daß überhaupt nur noch über Noth und Be- drängniß in derselben gesprochen werden kann, und daß e« daher zweckdienlicher erscheine, wenn unter solchen Umständen auf einen Bericht verzichtet würde. Da ich nun gleichwohl über die dermalige Geschäftslage der Landwirthschaft de« ver gangenen Jahre« zu berichten habe, wo soll ich anfangen? Soll ich den in Folge der mehr al« gedrückten Gelreidepreise ganz unproduktiv gewordenen Getreidebau schildern, soll ich über die Nothlage im Vichhandcl in Folge de« fehlenden Absätze« für Mastvieh sprechen, oder soll ich noch einmal da« für alle landwirthschaftlichen Zustände denkbar ungünstigste Welter de« vergangenen Jahre«, da« gewiß für die meisten Landwirthe ein Schreckensgespenst für lange Zeit bleiben wird, un« noch einmal vor Augen führen? Ueber alle diese Dinge zwitschern die Sperlinge auf den Dächern, und mir ist von alledem da« Herz so schwer, daß ich wahrhaftig nicht die Lust und den Muth in mir spüre, meine Feder noch einmal in die Tinte zu tauchen und die Sache noch Weiler an die große Glocke zu schlagen. Der ungläubigste Thoma« ist wohl zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Lage der Landwirthschaft eine solche ist, daß, wenn nicht baldige und au«giebige Hilfe derselben wird, die jetzigen Träger von der Bildfläche ver schwinden müssen. Sind die Ersparnisse früherer besserer Zeiten aufgebraucht und da« Ende de» Kredit« — und die Zeit wird leider nach den in den letzten Wochen sich auch in Regensburg abgespielten Vorgängen nicht mehr fern sein — erreicht, dann wird da« Ende der Nothlage vollendet sein." — Oesterreich-Ungarn. Eger, 1l. Juli. Heute früh 9 Uhr versammelten sich 72 hier weilende Reich»rath«- und LandtagSabgeordnete aller deutschen Parteien Böhmen« vor dem Siadthausc und begaben sich, gefolgt von etwa 200 Landbürgcrmeistern und BczirkSobmännern sowie von einem tausendköpfigen Publikum in geschlossenen! Zuge durch die Stadt nach dem Schießhause, wohin der von der Regier ung verbotene Volkstag einberufcn war. Der Zug wurde auf dem ganzen Wege von der Bevölkerung stürmisch begrüßt und au« den Fenstern mit Blumen beworfen. Am Schießhause, welche« von der Gendarmerie, der Finanzwache und der Prager Polizei besetzt war, erklärte der Polizeikommissar den Ankommenden, daß er die Abhaltung einer Versammlung nicht zulassen könne, vr. Funke protestirte im Namen von 72 Abgeordneten al« Einberufcrn der Versammlung gegen die Ungesetzmäßigkeit de« Vorgehen« der Behörde, und e« wurde eine Deputation an den Bezirk-Hauptmann entsandt, welcher aber auf dem Verbot beharrte und erklärte, nölhigenfall« Ge walt anwendcn zu wollen. Hierauf begab sich der ganze Zug in der Ordnung wie er gekommen war und unter dem Ab singen der „Wacht am Rhein" nach dem Stadthause zurück, in dessen sehr geräumigem Hose eine Versammlung unter freiem Himmel abgehaltcn wurde. Nach einer kurzen Ansprache de« Abgeordneten Or. Funke gelobten alle Anwesenden ent blößten Haupte« in Einigkeit und unbeugsamer Opposition zu verharren. Inzwischen hatte ein lebhafter Zuzug der Land bevölkerung in die Stadt begonnen, und zog man hieraus nach dem Bahnhof, um den Volk-tag auf bayerischem Gebiete ab- zuhaltcn. Bei der Rückkehr am Abend hatte die Gendarmerie und die Finanzwache mit gefälltem Bajonnet den Marktplatz abgesperrt, während die berittene Prager Polizei unablässig hin und her durch die Straßen sprengte. E» kam dabei zu größeren Zusammenstößen zwischen Bevölkerung und Polizei und zu zahlreichen Verhaftungen. Die Polizisten ritten ohne vorherige Warnung in die Volksmenge, machten auch ohne jeden Grund von der Waffe Gebrauch. Ein Trupp von 5000 Personen wurde am oberen Marktplatz von der Gendarmerie mit dem Bajonnet zurückgetricben, während von hinten Militär mit den Gewehrkolben auf die Menschenmassc einhieb, welche sich weder vor- noch rückwärts bewegen konnte. Die Polizisten sollen dabei gerufen haben: „Deutsche Bagage und deutscher Gesindel, wir werden e« Euch zeigen." Unter den durch Säbelhiebe Verwundeten befindet sich auch eine Frau, unter den von der Polizei Niedergerittenen ein Kind. — Die libe ralen Blätter drücken ohne Ausnahme ihre Entrüstung au« über da« Vorgehen der Behörden in Eger und fordern sämmt- liche Deutsche Oesterreich» auf, den Kamps gegen eine Regier ung, welche kein andere« Mittel weiß, sich zu erhallen, al« gegen den in Bezug auf seine Kultur, Bildung, Industrie und Steuerkraft höchststehendcn Bolk«stamm Oesterreich« mit tschechischem Militär, Gendarmerie und Polizei vorzugehen, voll und ganz aufzunehmen und nicht eher zu ruhen, al« bi« die Sprachenverordnungen und die jetzige Regierung gefallen sind. — Eger, 13. Juli. Der Gemeindeausschuß beschloß, gegen die am Sonntag zur Anwendung gelangten Polizei maßregeln Verwahrung einzulegen und nahm einstimmig einen Antrag an, über die Vorkommnisse einen Bericht zu veröffent lichen und denselben, mit einer Denkschrift versehen, dem Kaiser durch eine Abordnung überreichen zu lassen. — Dänemark. In der Nacht vom Sonntag zum Montag hat sich in der Nähe von Kopenhagen ein schwere« Eisenbahnunglück ereignet. Man meldet von dort untcrm 12. Juli: Um Mitternacht fuhr aus dem benachbarten Bahn hose Gjcntoftc der Helfingoerer Schnellzug auf einen haltenden Passagierzug und zertrümmerte acht Wagen. Vierzig Personen sind todt, sechzig verletzt. Zwei Ambulanzzüge brachten die Leichen und die Verwundeten nach dem hiesigen Kranken hause. Weiteren Nachrichten au« Kopenhagen zufolge kamen bei der Eisenbahnkatastrophe in Gjentostc sosort 33 Personen, darunter neun Kinder, um« Leben , füns Verwundete starben