Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 13.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189707131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970713
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-13
-
Monat
1897-07
-
Jahr
1897
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
der Kriegsentschädigung steht erst in zweiter Linie, obgleich e« auch hierbei an Schwierigkeiten wegen de« Zahlungsmodus nicht fehlen dürfte. Der König sowie die Mitglieder der Königlichen Familie haben sich telegraphisch an die ihnen verwandten Fürstenhäuser gewandt, um den Abschluß de« Frieden« zu erreichen, indem sie die Lage al« eine äußerst gefährliche für Griechenland darstcllen. Trotz alledem sind die Verhandlungen der Lösung noch um leinen ernstlichen Schritt näher gerückt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 12. Juli. Gestern beging die hiesige Freihandschützen-Gesellschaft den ersten Tag ihre« diesjährigen Vogelschießen«. Dasselbe dauert drei Tage und wurde am Sonnabend durch Zapfenstreich und Sonntag früh durch Weckruf eingeleitet. Der Umzug fand unter Mitbetheiligung der Schönhcider Schützengcsellschast statt. Der König»schuß wird am Dienstag abgegeben. Wie in früheren Jahren finden auch diesmal im Schankzelt wieder Vorträge einer au« vier Damen und drei Herren bestehenden Spezialitätentruppe statt. — Auch die hiesige Sängerschaft War gestern auf dem Plane, galt es doch mit den auf einer Sängerfahrt begriffenen Mitgliedern de« Zwönitz-Auerthal Sängerbünde« einige Stun den in Frohsinn zu verleben. Dieselben waren mit der Bahn Mittag« in Schönheiderhammer eingetrofsen u. hatten dann, al« sie im Hotel Hendel gespeist, ungefähr 200 Personen stark, mit ihren Damen den Weg zu Fuß nach Eibenstock angklrelen, wo sie am Wcichbilde der Stadt von den hiesigen SangeS- brüdern enipfangen und begrüßt wurden. In dem Garten der Gesellschaft „Union" Hierselbst entwickelte sich bald nach ihrem Eintreffen ein förmlicher Wettgesang, der erst sein Ende sand, al« die Gäste ihren Rückweg zur Bahnstation Blauenthal angetreten, um von hier au« per Dampf der Heimath wieder zuzueilen. — Dresden, 9. Juli. Nach einer hier eingegangcnen Depesche wurde der Postdicb Vogel-Pirna, welcher inSge- fammt ca. 52,000 Mark unterschlagen hat, in Budapest verhaftet. Bis auf 126 M. fand man alle« gestohlene Geld bei ihm vor. — Dresden, 10. Juli. Heute früh :> Uhr ist da bei dem Schwurgerichte zu Dresden am 25. Mai diele» Jahre» gegen den Dienstknecht Otto Breitenfeld au« Meißen wegen de» Pfordtelchen Morde» ergangene TodeSurtheil mittels Fallschweit« vollstreckt worden. — Dresden. In Zukunft wird man da» Centrum Dresden» meilenweit im Umkreis während der Nachtstunden markirt sehen. Auf dem mit überreicher Sandsteinarbeit ge schmückten „Kaiserpalast", einem der vornehmsten zukünftigen Geschäftshäuser Dresden», erhebt sich ein weithin sichtbarer kleiner Thurm. Jede der vier Seiten der sogenannten Laterne wird eine große elektrische Bogenlampe erhallen, deren GlaS- umhüllung in im Durchmesser hält. Da die größten Licht spender hierzu gewählt wurden, so ist es möglich, die von ihnen ausgehende Lichtfülle selbst auf verschiedenen höhergelegenen Punkten der Sächsischen Schweiz, sowie den Borhöhen de« Erzgebirge« bei klarer Luft deutlich erkennen zu können. — Leipzig, 8. Juli. Der millionste Besucher hat gestern den Schalter pajsirt. Als die betreffende Nummer der Karte am gestrigen Abend in der Ausstellung bekannt gemacht wurde, meldete sich al» glückliche Besitzerin derselben Frau LandgerichtSsecrctär a. D. CH. Schwarze Hierselbst. Die Wahl, die ihr sreigeslellt wurde zwischen einer goldenen Herren- Uhr und einer gleichwerthigen goldenen Damenuhr, fiel natür lich auf die letztere, die ihr sofort ausgehändigt wurde. Die Besitzer der beiden anderen vor und nach der Million be findlichen Nummern, die bekanntlich ebenfalls Ehrengeschenke empfangen sollen, sind bi» jetzt noch unbekannt. — Leipzig, 8. Juli. Um eine neue hervorragende Sehenswürdigkeit wird in nächster Zeit die Ausstellung be reichert werden, und zwar sollen auf dem Pleißen-Fluthbette nächst der Kettenbrücke sogen. Marine-Schauspiele zur Darstellung gelangen. E» soll zu diesem Zwecke ein großer Platz zwischen der Brücke der elektrischen Rundbahn und der Kettenbrücke abgesperrt werden und innerhalb desselben eine Secsestung erbaut und da» Fluthbett entsprechend verbreitert werden. E« handelt sich hierbei keineswegs um die im vori gen Jahre in der Berliner Gewerbe Ausstellung vorgeführten Marine-Schauspiele, sondern um eine neue, umfangreichere und durchweg vervollkommnete Veranstaltung. — Leipzig, 10. Juli. Für Radfahrer und alle Freunde diese» Sporte» nahen große Festtage in dem jetzt durch die Sächsisch-Thüringische Industrie-Ausstellung ganz besonder« interessanten Leipzig. Der Sächsische Rad fahrer-Bund hält in den Tagen vom 17. bi» 19. Juli daselbst seinen sechsten Bundestag ab und ladet dazu alle Anhänger de» Radsporte«, gleichviel welchem Bund oder Ver ein diese angehören, zu Gast. Die getroffenen Veranstaltungen, ;. B. großer Preiskorso von Radfahrern aller Vereinigungen, Bahnwetlfahren (internationale«), Besuch der Ausstellung und einzelner Schaustellungen, Festtafel, großer Festball in sämmtlichen Sälen de» Krhstallpalasle», Kommers u. s. w., werden diese» Radsahrerfest zu einem der glanzvollsten ge stalten, welche je statlsanden. Zu dem Preiskorso sind bereit» so zahlreiche Anmeldungen cingegangen, daß derselbe eine Länge von etwa 2 Kilometer erreichen wirb. Durch den Schmuck der Räder und Festwagen wird ein schöner Blumen korso entstehen. Auch da« Bahnwetlfahren aus dem Sport platz, welches Herren- und Berufsfahren im Programm hat und mit hohen Preisen auSgcslattet ist, wird viel Interessante» bieten, da sich viele erstklassige Rennfahrer gemeldet haben. — Chemnitz. Einer der größten Brände, welche jemals unsere Stadt verheert haben, war der vom Jahre 163>. Derselbe brach am I. Sonntag nach Trinitatis, am 12. Juni, durch Verwahrlosung mit Pulver in einem Hause der Kloslergucrgasse au« und legte alle Häuser dieser und der Lohgasse, oberen und niederen Webergasse, den Plan bi« zum Topfmarkt, jetzigen Neumarkt, sammt der Spitzgasse und dem größten Theil der Klostervorstadt, zusammen 228 Häuser, in Asche. Welche Noth infolge diese» Brande» unter den Ein wohnern herrschte, ersieht man unter anderem au» einem interessanten Schreiben de» Rath« vom 27. Juni 1631, in demselben werden 18 namentlich angeführte Bäcker aus ihr Ansuchen ermächtigt, in den umliegenden Orten bei den Be- rufSgenossen um Hilfe anzusprechen, auch dazu ausdrücklich empfohlen. Da» Schriftstück lautet: „Wir Bürgermeister und Rath der Kurfürstl. sächsischen Stadt Kempnitz hiermit thun kund, daß uns nachverzeichnete 18 Bürger und Bäcker allhier mit wehmüthigen Herzen geklaget und zu erkennen gegeben, welcher Gestalt am 12. Juni am ersten Sonntag nach Trinitatis in der allhier durch Gotte» Verhängniß ent standenen großen Feuersbiunst, worin über Dritthalbhunderl Häuser sammt vielen Borrath elendiglichen verdorben, unter andern auch ihnen ihre Wohnhäuser neben dem meisten HauS- ratb in die Aschen geleget worden, dahero sie in solche Armuth gerochen, daß ihnen ohne frommer Christen Beisteuer fortzu kommen nicht möglichen, mit angehängter Bitte, wir wollten ihnen hierzu mit einer Kundschaft und Vorbittschrift bchülflich erscheinen, wann dann daSjcnig^wa» itzt erzählt in Wahrheit also beschaffen und wir daher unser» abgebrannten Einwohnern de« Bäckerhandwerk» ihr suchen nicht abschlagen können; al» haben wir denen selben gegenwärtige Kundschaft unter unfern der Stadt kleinen Jnsigill wissentlich ertheilen lassen, freund lich bittende die Handwerke der Bäcker an fremden Orten wollen solcher Glauben zustellen und surchtbarlichen genießen lassen." Hieraus solgcn die Namen der 18 Bäcker und rann der Schluß, welcher also lautet: „In Betrachtung, daß da» Handwerk der Bäcker allhier hiebevor anderen abgebrannten Meistern solchen Handwerk« an fremden Orten gleichfalls gesteuert und nach Vermögen ihnen zu Hülfe kommen, dero wegen sie dessen in itziger ihrer Noth hinwiederum billig ge nießen, sollte» wird Gott nicht unvergolten lassen und wir sind e» neben ihnen zu verdienen geflissen. Geben in Kempnitz den 27. Juni 1631." Da» Schriftstück befindet sich im Besitz einer hiesigen Bürgersamilie; er ist nicht da« einzige seiner Art und zeigt auch an seinem Theil, wieviel e» doch seit jenen Zeilen besser geworden. — Freiberg, 9. Juli. Wie der hiesige „Anzeiger" erfährt, wurde während der jüngsten Anwesenheit Sr. Maj. de» König« im hiesigen Rathhau» ein Akt von historischer Bedeutung vollzogen. Se. Maj. der König hat daselbst den Schiedsgerichtsspruch in Sachen de» Lippeschen Erbfolge streite», der gegenwärtig im Vordergründe der politischen Er örterungen steh', mit seiner Unterschrift versehen. — Cunewalde, 6. Juni. Da» kürzlich in der Nacht hier niedcrgegangenc Gewitter giebt einem ängstlichen Ein wohner unsere» Orte», der jedenfalls infolge der heftigen Donnerschlägc in aufregende Angst versetzt worden ist, zu folgendem Angstschrei Veranlassung, der in dem hier erscheinen den Blatte veröffentlicht ist: „Bei solchen schweren Gewittern nnd sonstigen gefahrvollen nächtlichen Vorkommnissen wäre e» sehr wünschenSwerth, wenn sich der Nachtwächter durch sanfte« Pfeifen auf der Straße oder überhaupt im Freien den Einwohnern bemerkbar machte. Letztere würden solche« Verfahren als etwas sehr LobenSwertheS anerkennen, denn solches schafft den ängstlichen Gemüthern zu später Nachtzeit einige Sicherheit gegen etwa auSbrechende Gefahr. Ein Freund allgemeiner Wohlthat." Die Musik übt bekanntlich einen beruhigenden Einfluß au«, durch sanfte« Pfeifen wird c» daher auch dem hiesigen Nachtwächter gewiß gelingen, die aufgeregten Gemüthcr über die Schrecken des Donnergeroll« hinwegzutäuschen und wieder sanft in den erquickenden Schlaf einzulullev. Der Erfolg wird noch besser sein, wenn der Nachtwächter au« der Kinderzeit her bekannte Melodien sanft vor sich hinpfcift, dadurch würde die Sicherheit gegen Gefahr für ängstliche Gemllther noch erhöht. — Sayda, 7. Juli. Gleich aus einer seiner ersten Fahrten ist der von hier nach Mulda verkehrende Zug durchgegangen. Kurz hinter Station Sayda, auf der Strecke, die mit da» stärkste Gefälle der ganzen Linie auf weist, versagte durch irgend einen Zwischensall die Brems vorrichtung und mit Kuricrznggeschwindigkeit brauste der Zug an den Haltestellen vorbei, zum größten Erstaunen der Passagiere, die das neue Transportmittel benutzen wollten. Den größten Anstrengungen der Bahnbeamlcn gelang e«, der halsbrecherisch erscheinenden Fahrt bei Dorfchemnitz ein Ende zu machen. Die Maschine mußte wieder bi« Frievebach zurückvampfen und die dort noch harrenden Passagiere mii- nehmcn. — Gegen die Verordnung, wonach Schankwirthe Steuer rückständigen nichts verabreichen dürfen, wird der sächsische Gast Wirth« verband beim königlich sächsischen Ministerium de» Innern und beim sächsischen Landtage Schritte thun. Da« Ministerium bez. der Landtag soll ersucht werden, die Verord nung entweder ganz aufzuheben, oder die Wirlhe, denen au« der Befolgung der behördlichen Verordnung ein Schaden er wächst, seitens der Gemeinde oder des Staate» zu entschädigen. Der I. Verein Dresdener Gaslwirthc nahm einen diesbezüg lichen Antrag einstimmig an, und zwar in Folge eine- Vor kommnisse», welche« sich in Oberschlema ereignet hat. Dort hatte ein Wirth in Folge dieser Verordnung einem Steuer- Restanten nicht» verabreicht, worauf dieser Alle» zu demoliren begann und den Wirth und dessen Frau, sowie einige herbei eilende Gäste verletzte. Der Wirth wendete sich behuf» Ent schädigung für den ihm entstandenen Schaden an die Behörde, wurde aber abgewiescn. Etwas über Eibenstock. Seit einiger Zeit sind in auswärtigen Blättern Berichte über Eibenstock erschienen, die nicht allenthalben den thalsäch lichen Verhältnissen entsprechen, wohl aber geeignet sind, ein ungünstige« Licht aus unsere Stadt zu weisen. Mit welchem Rechte man unserer Bevölkerung Nervosität nachsagen will, erscheint Denjenigen, welche die hiesigen Verhältnisse seit Jahren genau kennen, nicht nur unverständlich, sondern geradezu lächerlich. Freilich ist e» Thatsache, daß die große Entfernung der BahnhofSanlagc von unserer Stadt, der günstigen Entwickel ung derselben hinderlich gewesen ist, wenn wir betrachten, welchen Aufschwung Nachbarstädle mit besserer Bahnverbind ung in den letzten 10—15 Jahren erfahren haben. Eibenstock würde durch ein Nähcrbringen der Bahn an die Stadt, durch eine neue Linie vom Bogtlandc her vielleicht mit Anschluß an die im Bau begriffene Linie Johanngeorgenstadt-Neudeck, wirthschasilich viel gewinnen. E« könnten sich nicht nur neue Industriezweige hier vortheilhaft nicderlassen, da männ liche Arbeitskräfte hinreichend vorhanden sind, c« würde auch der Bevölkerung im Allgemeinen die Existenz erleichtert wer den und Nahrung und Wohlstand unserer Stadt zugesührt werden. Bisher mußten wir ruhig Zusehen, wie sich unsere Nach barorte und unserer Industrie verwandte Städte: Auerbach, Falkenstein, Plauen usw. in ungeahnter Weise heben und ver mehren. E» wachsen dort Fabriken wie Pilze au« der Erde, Villen, Paläste, neue Stadltheile entstehen, überall ist Leben, Arbeit, Verdienst und Wohlstand, alle Hände sind zu wenig, die Wohnungen reichen nicht mehr au», e« müssen immer wieder neue gebaut werden. Hier in Eibenstock ist gerade der umgekehrte Fall: Ge schäftsräume stehen seit Jahren leer oder sind zu Wohnungen umgebaut worden, Dampf- u. Wasserkräfte bleiben u,benützt. Viele Gewerbtreibend« und Handwerker haben nicht genügend Beschäftigung, so daß sie anstatt mit Gesellen nur mit Lehr lingen arbeiten müssen. Maurer, Zimmerleute, Handarbeiter, müssen zum Theil Eibenstock verlassen, weil e» hier nicht» zu bauen giebt. Nur durch die stattgefundenen großen Brände war e» überhaupt möglich, diesen Leuten vorübergehend lohnen den Verdienst zu verschaffen; dadurch sind aber wieder zu viel Wohnungen entstanden u. die Häuser entwerthet worden. Und anstatt neue Steuerkräfte zu erhalten, verlassen uns wiederum verschiedene der besten Steuerzahler. Selbst Fabri kanten würden von hier fortzichen, wenn sie nicht durch ihren Grundbesitz gebunden wären. Woher kommt da«? Alle Hochachtung vor der Intelligenz unserer Fabrikanten und Kaufleute, die thatkräftig den Ruf unserer Fabrikate begründet und in die fernsten Welttheilc getragen haben, aber, Hand aus» Her; — kommen die Borthcile der hiesigen Industrie nicht meisten» nur den umliegenden Dörfern und nur zu einem kleinen Theile unserer Stadt selbst zu Gute? Hat ein großer Theil der hiesigen Gewerbtreibenden u. Hand werker viel Nutzen von der hiesigen Industrie? Nein! — Dieselbe ist nicht im Stande, da hauptsächlich auf Frauen- und Kinderarbeit beruhend, die männlichen Arbeitskräfte auch nur annähernd zu beschäftigen, so daß e« oft vorkommt, daß Kinder ihre Eltern ernähren müssen. Wa» wir gebrauchen, sind Fabrikanlagen irgend welcher Art, um unsere ganze Einwohnerschaft besser u. gleichmäßiger beschäftigen zu können. Die Gelegenheit hierzu war ja auch schon einige Male geboten. Wen die Schuld trifft, daß seinerzeit den betreffen den Unternehmern Schwierigkeiten bereitet wurden, deren Etablissement« inzwischen für Nachbarstädle die Grundlage ihre« Wohlstandes geworden sind, da» zu untersuchen ist nicht unsere Aufgabe. Aber gar nicht oft genug kann e» betont werden, daß nur unsere ungünstige Bahnhofsanlage, 3 kiu von dem Mittelpunkte der Stadt entfernt und im Thale gelegen, bei einer Steigung von circa 120 Meter zur Stadt, einzig und allein der Gruno ist, weshalb unsere liebe Heimalhssladk Eibenstock einer gesunden Entwickelung unfähig ist. Hat doch unsere Einwohnerschaft allein durch die vertheucrte Zufuhr der Kohlen, im Vergleich zu Nachbarstädlen, in den 22 Jahren einen Vermögensverlust von nahezu einer halben Million Mark erlilten. Und wa» kokten unsere Häuser zu bauen? E« muß daher immerzu die vornehmste Sorge aller Bürger bleiben, besonder« der noch Nervenstarken, alle ihre Kräfte einzusetzen, um die längst ersehnten besseren Bahnverhältnisse der Verwirklichung entgegen zu führen. Um diese« Ziel zu erreichen ist e« aber nothwendig, daß unsere Bevölkerung in Einigkeit sich an die hohe Königl. Staatsregierung wendet, um Abhülfc au» dieser isolirten Lage der Stadl zu erbitten, wa» seitens deren Vertretung schon wiederholt geschehen ist und auch jetzt wieder geschehen wird. Mit den Lamentationen in sremden Blättern, daß Eiben stock sich nicht weiter entwickelt und sogar verarmt, an Be deutung verliert resp. seinem Untergang sich nähert, ist für das Wohl und Wehe seiner Bewohner recht herzlich wenig gelhan, im Gegencheil halten wir c» dem guten Rufe unserer Stadt und seiner intelligenten Bevölkerung nur abträglich, wenn etwa« in die Welt hinauSposaunt wird, wa» leicht al» Uebertreibung ausgenommen werden kann. Halten wir daher fest in dem Bestreben, daß uniere jetzt mangelhaften Verkehrsverhältnisse so rasch als möglich gebessert werden und wir werden die Freude erleben, daß unsere freundliche, aus jeden Fremden einen anheimelnden Eindruck machende Stadt dem weltbekannten Rufe seiner Industrie nach wie vor volle Ehre machen wird. Auf der Wanderschaft. Original Erzählung au» der sozialen Bewegung der Gegenwart. Bon Th. Schmidt. (3. Fortsetzung). „Wat? Stunden, det heeßt ja wohl uff Deutsch borjen, ick soll Ihnen dal Moo» for dit Prachtexemplar einer Weste borjen? Na Mann, „der Einfall war kindisch aber jöttlich schön," sagt Jöthen. Sie jroßcr Marquis Posa sollten doch wissen, det 't ohne Jeld keencn Schweizer jicbt. Ick habe hier keen AbzahlungSjeschäft etablirt," erwiderte der Schloffer- Wilhelm höhnisch, und der dürre, schmalbrüstige Schauspieler schrumpfte unter den aus sich gerichteten lachenden Augen der Uebrigen noch mehr in der Ecke zusammen. „Ich zahle für die Weste 50 Pfennige," rief jetzt Fritz Wolter- au« der andern Ecke. „Ah — endlich Eener, der noch Asche hat. Her mit'» Geld, Freundschaft!" rief der Verkäufer. Im Bogen flog ein Fünfzig-Pfennigstück aus den Tisch und aus demselben Wege die Weste in die Ecke, wo der Käufer saß. „Del wäre erledigt!" rief der Schlosser-Wilhelm. „Jetzt uffgepaßl! Een Schwalbenschwanz (Frack) von Minister Zedlitzen, in dem er abjejangen worden i», al» er det neie Schuljesetz erfand, unter Briedern zehn Mark werth. Wer bietet?" Niemand rührte sich. „Na, — nu — diese scheene Kluft findet keenen Liebhaber? Drei Märker zum Ersten, drei Märker zum Zweiten - Sic da in die Ecke" — er meinte Fritz Wolter» — „haben Sie kecne drei Märker mehr for diese Salonkluft? Kommen Sic doch mal ran un be kieken S' dat feine Tuch — tadellos, blo« een Knopp fehlt." Für den dankend ablehnenden Angeredeten kam jetzt der Theatermensch hüstelnd au« der andern Ecke hervor, besah den noch ziemlich gut erhaltenen Frack, dann trat er auf Fritz Wolter» zu, verneigte sich tief und stellte sich al« Theater direktor Trillmeyer vor. „Ich kenne Sie zwar erst seit einer Stunde," begann er immer hustend und mit leiser, heiserer Stimme, „aber ich habe längst gemerkt, daß Sie hier unter Larven die einzig fühlende Brust sind. O mein Herr, e« giebt im Menschenleben Augenblicke, wo man dem Wcllgcist näher ist al» sonst und eine Frage hat an da» Schicksal. Da» Meinige, edler Herr, liegt in Ihren Händen! Würden Sie mir drei Mark borgen, damit ich mir au« den Händen jene» Harpaaon» da« für meine Kunst so unentbehrliche Kleidungsstück erstehen kann? Wenn Sie e» können, o so thun Sie eine edle Thal, Sie retten damit einen Unglücklichen, durch widrige Schicksallschläge um all sein Hab und Gut gckommcnen Jünger der The«pi», der einst am Restdenzlhea-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)