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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 29.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189706290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970629
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-29
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Monat
1897-06
-
Jahr
1897
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Iber Alle«, nur da» nicht! Ich habe fünf Jahre mit ihr gelebt, wüßte jedoch nicht zu sagen, wa» sie während der ganzen Zeit gethan hat. Lächelnd und trällernd trieb sie sich umher, aß Obst, suchte mich aus wo ich eben beschäftigt war, und da hatte sie gleich überall Bekannte, von denen sie erhielt, wa» sie wünschte. Ich hoffte, Gianina werde mit der Zeit gesetzter werden, aber ich befand mich in einem großen Jrrthum, von ihr da« läuternde Nachdenken einer Nordländerin zu verlangen. Die Zeit verging, die alte Britta ward immer mürrischer und zanksüchtiger, während zugleich ihre Geldforderungen wuchsen, ich erkannte mehr und mehr meinen Jrrthum und Gianina ward immer leichtsinniger und lustiger. Manchmal war sie sogar au»gelassen. Sie kam ganze Nächte nicht nach Hause, ich suchte sie bi« zum anbrechenden Morgen, aber vergeblich. Gericth ich darüber in Zorn, so erwiderte Britta spitzfindig: «Wenn der Herr nicht» hergiebt, wird doch mein Täubchen nicht Hunger« sterben sollen; die alte Britta lebt ohnedie» von fremden Brosamen." Solche Reden machten mich wüthend, sie waren Lüge durch und durch. Gianina litt keine Noth. Sie war nur leichtsinnig, ja c« schien zuweilen, daß mein Zorn, meine Eifersucht sie amüsirte. Wenn sic dann morgen« nach Hause kam und sich auf meine Borwürfe gefaßt machte, war ich ge wöhnlich durch ihre Schönheit entwaffnet, fiel ihr zu Füßen, weinte und bat sie um Verzeihung für da«, wa« sie mir an- gelhan hatte. Meine Schwachheit machte ihr Mutb und einst brachte sic einen Offizier mit in unsere Wohnung. E» war der Oberst Cccconi. Ich war vernichtet uud stürmte fort. Nach meiner Rückkehr floß die alte Britta in Lobreden über von der Liebenswürdigkeit und Freigebigkeit de« Obersten. Gianina stand in einem neuen Kleide schweigend am Fenster. Sic war gegen ihre Gewohnheit ernst und nachdenklich. .Ich gehe zum Obersten und fordere ihn/ sagte ich ent schlossen. Mit einem verzweifelten Aufschrei warf Gianina sich mir zu Füßen und umfaßte meine Kniee. .Du fürchtest für da« Leben de« Obersten, Gianina?" lachte ich bitter. „Und doch könntest Du wissen, daß er Sieger sein wird, ich kann ja weder den Säbel führen noch schießen. Ich falle also gewiß, und da« will ich auch." Gianina ließ nicht von mir ab, al« ich gehen wollt«. Mein Zorn flammte auf, ich stieß sie mit dem Fuß fort und ging. Ich erfrug de« Obersten Wohnung, wo zwei Soldaten mir öffneten. Sie riefen den Oberst heran«; mit kurzen Worten erklärte ich ihm, weshalb ich gekommen sei. Er ant wortete mir nicht, sondern zwinkerte nur mit den Augen. Da» galt den Soldaten, im Augenblick faßten mich vier her kulische Arme und gleich darauf befand ich mich wieder unten auf der Straße. Der Regen goß in Strömen herab, ja und da stand ich nun, wehrlos und beschimpft. Ich schämte mich tief. Ohne de» Regen« zu achten, ging ich die Straße ein paar Mal aus und ab, dann stellte ich mich, den Hut tief in die Stirn gedrückt, an die Thür de» Haujx», wo der Oberst wohnte, und wartete. Er kam auch wirklich heraus, in eine neue Uniform gekleidet und den Bart stark gewichst. Er pfiff einem Wagen und ich trat zu ihm und wiederholte in aller Form der Höflichkeit mein Anliegen. Er schien von Marmor. Ruhig schob er mich bei Seite, und ohne eine Antwort zu geben, setzte er sich in den Wagen, rief dem Kutscher etwa« zu und fuhr ab. Ich flog dem Wagen nach. Dieser schlug die Richtung nach dem entlegenen Viertel der Stadt ein und hielt am „iuozo pio". Dort befand sich ein WirthShau«, da» erste, wo nach nordischer Sitte Bier in Krügen verabreicht wurde. ES war eine ziemlich gemeine Kneipe, der Neuheit wegen aber war sie stark besucht. Ich nahm an demselben Tische Platz, an welchem der Oberst saß. Da er meinen Versuchen, mit ihm zu sprechen, ein beharr liche» Schweigen entgegensetzte, so kochte endlich mein Zorn über und ich warf ihm meinen vollen Krug an den Kopf. Jetzt erwartete ich seinen Wuthaurbruch, denn da» Lachen und Geschrei der übrigen Gäste hätte selbst einen Teufel auf stacheln müssen. Der Oberst aber wischte sich ruhig da« bittere Bad vom Gesicht, ließ sich frische« Bier kommen und sprach demselben zu, al» ob nicht da» Geringste vorgefallen und ich gar nicht vorhanden wäre. Die Scham trieb mich au« der Kneipe. Ich ging nach Hause. Gianina war nicht da. Ich be gab mich an« Meer. Dort traf ich sie, lustig und geschwätzig wie sonst. E» war ein lieblicher Abend voll Glanz und Farben, gerade wie jener, wo wir Beide zum ersten Male auf» Meer fuhren unter dem Jubel der Volkshaufen und trunken von dem frischen Zauber unserer Liebe. Wir gingen schweigend den Strand entlang, nur Gianina lachte mitunter auf, ich weiß nicht, weshalb, aber ich weiß, daß mir ihr Lachen wehe that. Plötzlich blieb sie stehen, heftete ihre großen Augen auf mich und sagte ernst: „Paolo, Du liebst mich nicht mehr." Ich stand erstaunt da, nicht wissend, wa» ich antworten sollte. Sie trillerte unterdessen mit ihrem schönsten Lachen und sprach, indem sic sich zum Wasser hcrabbcugte: „Wenn Du mich noch ein klein wenig lieb hättest, so würdest Du mir diese große Muschel mit den regenbogenartigen Streifen heraufreichcn. Sieh, sic liegt nicht sehr tief. Tritt auf diesen Stein hier, aber sieh Dich vor, daß Du nicht au«- glettest. Gicb mir meinetwegen Deine linke Hand und reiße mit der rechten die Muschel lo«." Schweigend that ich, was Gianina mich hieß. Al» ich mich nach dem bemoosten Stein beugte, fühlte ich Plötzlich, wie mich Gianina mit aller Macht in« Wasser stieß, mein Fuß glitt au«, ich wollte ihre Hand loslassen, um sic nicht mit hinabzuziehen, sie aber warf sich selbst aus mich und wir waren nahe daran, in der Tiefe zu verschwinden. Ich machte aber noch zur rechten Zeit eine Wendung, schwang mit aller Kraft Gianina auf da» Ufer hinaus und fand bald da» Gleich gewicht, obwohl tüchtig naß und beschmutzt. „Bist Du wahn sinnig?" frug ich Gianina, die wie Espenlaub zitterte. — „Ach, Paolo, verzeihe mir diese Narretei; e« fiel mir ein, daß un» Beiden dort unten besser sein könnte." — Ich um armte sie und bedeckte ihr Gesicht und ihre Hände mit Küssen und Thränen. „Ach, Gianina," sagte ich, ,e« könnte auch hier oben gut für un« sein, e« könnte wieder so werden, wie in jenm ersten Tagen, nachdem wir un« gefunden hatten. Du brauchst nur Britta und diese Stadt zu verlassen und mir zu folgen, irgendwohin, wo wir nur un« allein und un serer Liebe leben können." — Sie antwortete nicht, ich fühlte nur ihre heißen Thränen. Der Oberst ward bald heimisch bei un». Ich kümmerte mich um nicht«, auch darum nicht, daß auf sein Zulhun di» alte Britta mich nicht mehr beunruhigte. Er besaß eine ge wiff« gesellschaftliche Gewandtheit, wußte sich mir zu nähern und verleitete mich wieder zum Trinken, wobei er die Zeche zu zahlen pflegt«. Bald hatte er Macht über wich erlangt und behandelte mich al« einen Menschen, der um ein Gla» Wein zu kaufen ist. Gianina kümmerle sich nicht um mich, sie ging mit dem Oberst spazieren, für mich hatte sie nur ein Lächeln und Achselzucken. Während mir die Tage in ein töniger Langweile vergingen, gewöhnte ich mich vollkommen an « NichtSthun, ich verwilderte und verlangte nicht« mehr. E» war nur noch ein Begeliren. Da« vierte Jahr eine« solchen Leben» nahete seinem Ende, da ergriff mich eine tiefe, bittere Reue. E» schien mir plötzlich, al« wäre jene« Miß trauen gegen mein Talent, welche« mir nach so verheißungs vollen Anfängen den Pinsel -u« der Hand gerissen, nur eine Selbstverblcndung, eine ungerechtfertigte Voreingenommenheit gewesen. Ich suchte mich zu ermannen, ließ da« Trinken sein, unternahm größere Ausflüge aus dem Meere und begann mich mit der Natur zu beschäftigen. Al« für die besten Mas ken de« diesjährigen Carneval« Preise ausgeschrieben wurden, concurrirtc ich mit meinen Entwürfen und erhielt einen Preis. Da« machte mir etwa» Muth; ich wollte mich mit aller Kraft cmporschwingcn, wollte c« noch einmal versuchen. Ich kaufte Leinwand und Farben, und eine alte Idee beschäftigte meine Phantasie so lebhaft, daß ich bald einige Skizzen zum Bilde hatte. Der Stoff ist hinreichend bekannt, aber die Auf stellung sollte die meinige sein. Cimon, von den undankbaren Bürgern in« Gesängniß geworfen und zum Hungertode verurtheilt, wird von seiner Tochter genährt. Er hatte sic verflucht, weil sie ihre Jung fräulichkeit verkaufte, und jetzt reichte sie ihm die Brust von lebenspendender Nahrung. Ich sah ein Symbol in diesem Stoffe: die Kunst, welche ich aufgegeben und verrathen hatte, sollte mir die Brust de» neuen Leben«quell» reichen. Ich sludirtc fleißig. Gianina zeigte sich Anfang» sehr willig, da» Modell der Tochter Cimon'« zu sein, vielleicht weil e« ihrer Eitelkeit schmeichelte. Sie ordnete mit Geschmack ihr Haar, bi« ihr die antike Frisur gelungen war. Bald jedoch verlor sie die Geduld und wollte mir entlaufen. Die alte Britta schrie, ich sei wahnsinnig geworden und quäle da« arme Kind, und dann kam auch noch der Oberst und entführte mir mein Modell unter Flüchen. Inzwischen hatte ich nach langem Suchen ein Modell für Cimon gesunden, er kannte meine Wohnung und sollte heute kommen. Gianina wollte mit dem Obersten auf den Corso gehen, ich warf ihn aber hinaus, schloß mich mit ihr ein und al« sie sich widerspenstig zeigte, mir Modell zu stehen, ward ich zum Tyrannen und band sie an» Belt. Wohl drei Stunden quälte ich mich mit ihr, dann ging ich, um meinen Cimon zu holen, der sich nicht eingefunden hatte. Mittlerweile kamst Du, Freund, ich hielt Dich Anfang» für den Obersten, der Gianina abholen wolle, und durch Dein starre» Schweigen gereizt, warf ich mich endlich auf Dich und — jetzt weist Du Alle»." Paul schwieg und eine peinliche Pause trat ein. Ich begriff jetzt erst, daß er, al» er schluchzend vor Gia nina'» Lager niedcrsank, für immer von ihr Abschied nahm. Er mußte alle seine Kraft zusammengerafft haben, daß er solche Fesseln in einem Augenblick sprengen konnte. Der Morgen dämmerte heran ; die Lampe brannte mit rothem Schimmer; die Kneipe füllte sich mit Gästen, meist Matrosen vom „Rapido". Ich fühlte, daß ich jetzt überflüssig sei. Schweigend reichte ich Paul die Hand, die er mir fieber haft drückte, ohne den Kopf zu erheben. Einige Stunden später saß ich im Hotel beim Frühstück und blickte nachdenklich aus'« Meer. Am Horizonte schwebte ein großes Schiff. „Dort fährt der Rapido", sagte Jemand au» der Gesellschaft. „Er segelt nach den Malabaren", bemerkte ein Anderer, . . . E» verlangte mich am FaschingS-Dienstag nicht, den großen Carneval-zug zu sehen; ich machte nur meinen ge wöhnlichen Spaziergang zur körte degii cavulsggieri. Ein Wagen kam an mir vorüber gejagt. Oberst Cecconi saß darin mit Gianina, deren fröhliche» Lachen weit über die Straße tönte. Vermischte Aachrtchten. — Köthen. Durch den Biß einer Ratte hat sich dieser Tage eine Frau eine Blutvergiftung zugezogen. Sie wollte au» einem alten Spind Wäsche herauSnehmen, wobei sie mit der Hand auf etwa» Weiche« stieß, in demselben Augenblick sprang ihr auch schon eine Ratte entgegen, die dann eiligst verschwand. Al» die Frau sich von dem lödtlichen Schrecken erholt hatte, bemerkte sie eine unbedeutende blutende Wunde an der Hand, die ihr von der Ratte beigebracht wor den war. Sie beachtete die geringe Verletzung nicht und ging nach wie vor ihrer Arbeit nach. Am folgenden Tage schwoll die Hand und später auch der Arm an, sodaß ein Arzt hinzugezogen werden mußte. Dieser konktatirte eine Blut vergiftung, deren üble Folgen durch energische« Eingreifen jetzt so weit beseitigt sind, daß keine Gefahr mehr vorliegt. — Hexenprozeß. Dieser Tage ist vor der Straf kammer zu Stuttgart ein richtiger Hexenprozeß zur Ver handlung gekommen, der mehr an die Zeiten de» Mittelalter« al» an da« neunzehnte Jahrhundert erinnerte. Stuttgarter Blätter berichten darüber: Der Besitzer der Wirthschaft zum „Waldhorn" in Wimsheim, Matthia» Gentner, hat eine Tochter, ein 13 Jahre alte« hysterische» Mädchen. Da die Krankheit de« Mädchen» den Wimsheimer Bürgern höchst seltsam vorkam, hielten sie da» Mädchen für verhext und da e» in den Anfällen meisten« den Namen der „Strumpf-Ka thrine", Katharina Herrmann heißt da» Mädchen, in den Mund nahm, war diese« junge unbescholtene Mädchen die Hexe. Al» Rädelsführerin der Hexen wurde eine ältere Frau Namen« Anna Marie Decker bezeichnet. In welchem Maße der Hexcnglaubcn in diesem Dorfe verbreitet ist, be weist der Umstand, daß der Pfarrer von Wim»heim, der sich mit Andern die größte Mühe gab, den Aberglauben auSzu- rotten, vor Gericht erklärte, wenn er gegen diesen Aberglauben gepredigt hätte, so wären ihm drei Viertel der Gemeinde nicht mehr in die Kirche gegangen. Nach der Schilderung de« Recht»anwalt» I)r. Lautenschlager, der al« Nebenkläger austrat, ist in Wim«heim, wie in anderen Orten der Um gegend noch allgemein der Glaub« verbreitet, daß daselbst eine ganze Reihe von weiblichen Hexen, ja auch ein Hexenmeister, dessen Eigenschaft erblich sein soll, leben. Sie verhexen Men schen, Bieh, Schweine und Kühe, und zwar werden den zu Verhexenden Früchte oder sonstige Nahrungsmittel eingcgcben. Ist nun einmal eine Person oder ein Thier verhext, so be kommen sie alle möglichen bösen Anfälle, die sich so steigern, daß sie zuletzt den Tod zur Folge haben. E» wurde fest gestellt, daß unter den Wim«hcimer Bürgern einige waren, die den beiden vermeintlichen Hexen Tode«fälle letzter Zeit, Krankheiten aller Art von Thieren und Menschen zuschrieben. Hiergegen werden Hausmittel angewendet, darunter zum Theil nicht wiederzugebende Sprüche au« der Bibel. Doch da» Hauptmittel ist der Hexenbanner, der mit vielem Kosten aufwand herbeigeschafft wird und der sich nur mit blanken Goldfüchsen bezahlen läßt, deren die Wim-Heimer genug zu besitzen scheinen, denn 8 bi» 10 Häuser -c. hat er, jedenfalls eine bekannte Persönlichkeit von Eppingen, „fest" gemacht. Der Name ist nicht zu erfahren, da die Leute glauben, wenn dieser genannt werde, so haben die angewandten Hilf«mittel keinen Werth. Wie die Anklage au«führt, wurden die beiden „Hexen", al« sic am 26. März an dem Waldhornwirth und seiner Tochter vorübergingea, von diesem bedroht und gröb lich beschimpft. Auch von den übrigen Dorfbewohnern mußten sie sich in der Oeffentlichkeit allerlei beleidigende Bemerkungen gefallen lassen, wie z. B. die muß man verbrennen :c. Die Herrmann erhob wegen dieser Beleidigungen gegen zwei Weiber, die sich dabei am meisten hervorthaten, Klage und diese wurden vom Schöffengericht Leonberg zu Geldstrafen von 50 und 60 M. verurtheilt. Die Strafkammer verwarf die Berufung und verurtheilte die Verklagten zu den Kosten erster und zweiter Instanz. — Beim Eintritt der heißen Jahreszeit seien die Hundebesitzer darauf aufmerksam gemacht, den Hunden, welche den ganzen Tag an der Kette liegen müssen, ordentliche Pflege angedeihen zu lassen, sie mehrere Male am Tage mir frischem Wasser zu versehen und die Hundehütten gründlich zu reinigen. Namentlich die Landbewohner seien zur Befolg- ung dieser Maßregel ermahnt. E« ist nachgewicsen, daß in den meisten Fällen die Tollwuth durch Vernachlässigung der Hunde entsteht. — Ist Jemand gezwungen, in großer Hitze ohne Schutz gegen die Sonnenstrahlen zu gehen oder zu arbeiten, so schütze er vor allem seinen Nacken. Ein über den Hut ge bundene« und nach hinten hängende» oder lose um den Hal- gebundene« Taschentuch thut schon große Dienste. Die den offenen Nacken treffenden Sonnenstrahlen sind viel gefährlicher al» die auf die Stirn fallenden. Bei Fußpartien schadet auch ein frischer Trunk nicht, vorausgesetzt, daß die Wander ung gleich wieder fortgesetzt wird. Ganz vorzüglich erquickt öftere« Waschen der Hände. — Eine magnetische Insel. Da» Märchen vom Magnetberg, der auf alle Schiffe, die in seine Nähe kamen, eine unwiderstehliche Anziehung aurüble, hat ein Scitenstück in der Wirklichkeit gesunden, und sogar ganz in der Nähe von Deutschland. Die bekannte Insel Bornholm, in der Ostsee gelegen und zu Dänemark gehörig, ist nämlich al- ein großer Magnet zu betrachten. Wenn auch die Kraft diese» Magneten nicht so weit geht, daß er, wie e» von dem märchen haften Magnetberg erzählt wurde, die Nägel au« de» Schiffen herauSzog und diese dadurch zerstörte, so kann der Magnetis mus, den da« Gestein der Insel Bornholm besitzt, den SLiffen doch in anderer Weise recht unangenehm werden. Der Lauf der Schiffe wird mit Hülse der Compaßnadel ge regelt, und auf den Compaßmagneten übt die Richtkraft der Insel Bornholm einen solchen Einfluß au», daß immerhin eine bedenkliche Abweichung von dem gewünschten Cour» die Folge sein kann. Die« ist um so eher möglich, al« die Wirk ung dieser magnetischen Insel sich noch in der Entfernung von 1ö Kilometern bemerklich macht. Auch eine vor Born holm befindliche Felsbank besteht au« derselben magnetischen Substanz. So interessant auch diese Erscheinung ist, so macht sie roch die größte Aufmerksamkeit der IchiffSsührer nöthig. die in die Gegend von Bornholm komme». — Eine abscheuliche Mode. Unlängst hat eine Pariser Firma 20,000 Stieglitze und andere unserer schön gefärbten Singvögel : > Auftrag gegeben. Da» läßt erkennen, daß im kommenden Winter wieder der Vogelaufputz in Mode kommen soll. Diese abscheuliche Mode hat den ungeheuren Reichthum an farbenprächtigen Vögeln in den südlichen Zonen nahezu erschöpft, und zwar in der kurzen Zeit von etwa 30 Jahren! So lange ist e» her, daß geldgierige Geschäftsleute auf die Idee kamen, die Modethorheit der Frauen sich nutz bar zu machen und einen neuen, bisher nur bei den Wilden üblichen Putz in Mode zu bringen. Und die Frauen der „civilifirten" Länder gaben sich willig al» AuSbeulcobjekt her. In 25 Jahren sind ungefähr 3000 Mill. Kolibri», Paradies vögel u. s. w. für Modczwecke geopfert worden. In England allein beträgt die Einfuhr jährlich 25 bi» 30 Millionen Stück, für da« übrige Europa etwa 150 Millionen. Jetzt stehl die Gefahr der Ausrottung unserer eigenen Vögel bevor. Wenn in 25 Jahren der ungeheuere Vogelreichthum der südlichen Zonen erschöpft werden konnte, so wird der ohnehin zusammen geschmolzene Bestand unserer insektenvertilgendcn Vögel in noch viel kürzerer Zeit verschwunden sein. Hoffentlich erscheint bald ein Gesetz, da» den Verkauf von Vogelbälgen verbietet. Aufrufe gegen die Modethorheit an die Frauen waren leider in den meisten Fällen erfolglos. — Kulturmädchen. Au» dem südlichen Harze wurde in diesen Tagen von den sog. „Kulturmädchen" berichtet. Die Kulturmädchcn sind aber keineswegs eine Eigenthümlich- keit Le- Südharze», sondern sic find im ganzen Umfange de« Gebirge« zu finden. Zu den Aufforstungen in den weiten Wäldern bedarf e« natürlich zahlloser Menschcnkräste; e« gilt nicht allein, die jungen Fichtenpflanzen zu versetzen, sondern e« müssen oftmals Löcher in da» Steingeröll getrieben und mit gutem Boden auSgcfüllt werden, und dieser Boden muß aus steilen Pfaden zu ost schwindelnder Höhe emporgctragen werden. Zu dieser Arbeit werden ganz überwiegend junge Mädchen herangezogen, die nun wegen der Arbeit im Volk munde kurz „Kulturmädchen" genannt werden. — Ein Strafmandat folgenden schön ftilisirten In halt« hat ein Bürger in Siegen erhalten: „ Sie haben Ihren Hahn durch Unterlassung der Abhaltung vom Krähen in un gebührlicher Weise ruhestörenden Lärm verursachen lassen. E« wird deshalb gegen Sic auf Grund de« A 360 Nr. 11 de« Strafgesetzbuch« eine bei der Stadtkaffe zu entrichtende Strafe von 3 M. festgesetzt. DeliuS." Der Betroffene hat die gerichtliche Entscheidung angerufen, um die Unterlassung der Abhaltung vom Krähen näher untersuchen zu lassen.
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