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Amts- M ÄWWckll für den Seürk des Amtsgerichts Eibenstock -EL-. Expedition, bei unfern Bo- 5 I tag und Sonnabend. In ten, sowie bei allen Reichs- s-rtionspreis: die kleinsp. Potanstaten UNO 06^0^ AMgevUNg. 3°»- 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. — - ' - 44. Jahrgang. ——— E»A. Donnerstag, den 10. Juni > L8NV. Bekanntmachung. Sonnlag, den 13. Juni dss. Is., Vormittags '/-7 Hitir findet eine Uebung der städtischen Pflichtfeuerwehr statt. Die Mannschaften stellen im Magazingarten. Abzeichen find anzulegen. Unentschuldigtes oder nicht genügend entschuldigtes Ausbleiben, verspätetes Er scheinen, sowie jeder Ungehorsam yegen die Vorgesetzten, insbesondere das Rauchen !m Dienste wird unnachstchtlich mit Geldstrafe bis zu 10 Mark oder entsprechender Haft bestraft. Entschuldigungen sind vorher rechtzeitig bei den betreffenden Zugführern an zubringen. Eibenstock, am 9. Juni 1897. Der Ralh der Stadt. Hesse. AuerSw. Am 21. Juni 1897: Jahrmarkt in Johanngeorgenstadt. Der Vrozeß gegen v. Haulch - v. Lützow, dessen Verhandlungen rolle zehn Tage gedauert haben, ist ohne jene politische Ausbeute geblieben, die Manche von ihm erwartet, gehofft oder gefürchtet haben. Der Kriminalkom missar v. Tausch war des Meineid» beschuldigt, weil er in deni Lützow-Leckert-Prozeß unter seinem Eide versichert hatte: 1) daß er nie in seiner amtlichen Eigenschaft Politik getrieben und politische Artikel veranlaßt habe, 2) weil er in Abrede gestellt hatte, dem IO. Levysohn vom »Bert. Tgbl." gesagt zu haben, daß Lcckert im Auswärtigen Amte empfangen werde. Außerdem fiel ihm zur Saft, daß er die ihm angeblich be kannte Urkundenfälschung v. Lützow« (derselbe hatte eine Quit tung über 50 Mark mit dem Namen „Kukutsch" unterschrieben) nicht zur kriminellen Anzeige gebracht hatte, v. Lützow stand eben dieser Urkundenfälschung wegen vor Gericht. v. Tausch hatte in seiner amtlichen Eigenschaft die Presse zu überwachen und für die Sicherheit de« Kaiser« auf dessen Reisen zu sorgen. Die Aufgaben sind nicht leicht, besonder« da zu ihrer Erfüllung eine ganz besondere Diskretion noth- wendig ist. Der betr. Kommissar muß sich naturgemäß auf ein ganze« Heer von Geheimpolizisten und Agenten stützen und cS ist ohne weitere« klar, daß diejenigen am besten hin ter den Thüren zu suchen verstehen, die selber dahinter ge standen haben. Man wird nach verschiedener Richtung hin den Ausspruch v. Tausch» bedauern müssen: .Die tüchtigsten Agenten sind die unsaubersten," aber Niemand wird ihm die innere Berechtigung absprcchcn. Der famose Nermann-Schu mann, dessen Name in dem Prozeß unzählige Mal genannt wurde, ist das Muster der „tüchtigen, aber unsaubersten Agenten." Die Namen dieser Leute kennt nur der betr. Kri minalkommissar, der sich ihrer bedient und der sie bezahlt; die höheren Polizeibeamten kennen sie nicht und wollen auch au« erklärlichen Gründen mit ihnen nichts zu thun haben. Gentlemen» sind sie nicht und es gehört Ueberwindung dazu, mit ihnen zu verkehren. Aber wie der Untersuchungsrichter mit den schwersten Verbrechern direkt und persönlich amtlich zu verkehren hat, wie der Seelsorger dem zur Hinrichtung sich vorbereitenden Galgenvogel noch einen Besuch macht, wie der Arzt mit Cholera- und Pestkranken „verkehrt", ohne daß diesen Beamten au« ihrem Verkehr ein Makel anhaflen kann, so ist auch die Vorstellung berechtigt, daß der Kriminal kommissar trotz de« Verkehr« mit seinen gekennzeichneten Agenten doch ein vollendeter Kavalier sein und bleiben kann. Die Verhandlungen de« Prozesse« haben unzweifelhaft er geben, daß dem Kriminal-Kommissar von Tausch manche« Menschliche passirt ist, daß er hin und wieder stark indiskret gewesen, ohne daß er dazu vielleicht einen besonderen Anlaß gehabt hätte, daß er von seiner Person sehr eingenommen war und sich und seine Erfolge gern in da« gehörige Licht setzte, daß er auch in Wirklichkeit zu Journalisten Aeußerungen gclhan Hal, von denen er annchmen mußte, daß die Hörer sie nicht in den eigenen stillen Busen verschließen, sondern vielmehr berufsmäßig verwertheten. Indessen der strikte Nach weis, daß er Artikel veranlaßt hat, war nicht zu erbringen. Auch wegen der ihm zweifellos bekannt gewesenen Urkunden fälschung Lützow« gelang e« ihm, den Geschworenen glaubhaft zu machen, daß er au« „höheren Rücksichten" die Erstattung der Anzeige unterlassen habe. Blieb noch der Fall Levhsohn übrig. Ilr. Levysohn verharrte bei seiner Aussage und seine Glaubwürdigkeit wurde von Niemand angezweifelt, ja vom Angeklagten v. Tausch sogar ausdrücklich anerkannt, allerdings mit dem Zusatze, Levysohn habe sich verhört oder geirrt. Die Sache schien den Geschworenen jedenfalls nicht genügend ge klärt, um darauf einen Schuldigspruch zu begründen. Die Unterfrage wegen eine« fahrlässigen Meineide« zu stellen, hatte aber die Vertheidigung v. Tausch« ausdrücklich abgelehnt. Ganz oder nicht«! lautete die Parole und da« war taktisch klug, wie wohl nicht de» Nähern auSeinandergesetzt zu werden braucht, v. Lützow, der den Reumüthigen spielte, der nach seiner Strafvorbüßung ein neue« Leben beginnen wollte, warf natürlich die Schuld auf Tausch, auf dessen Veranlassung hin er die Quittung mit dem Namen „Kukutsch" unterzeichnet haben wollte. Hier stand Aussage gegen Aussage. Man hat dem v. Lützow nicht geglaubt, aber man nahm Rücksicht auf die Zwangslage, in der er sich als „Agent" befand und in welcher ihm im Laufe der Zeit der Unterschied von Recht und Unrecht etwa« brüchig geworren war. Er bekam eine zweimonatige Zusatzstrasc ohne Ehrenstrafen, während ».Tausch freigesprochen wurde. Aus die Organisation der politischen Polizei kann der Prozeß nicht ohne Einfluß bleiben. Nach wie vor wird man den Teufel durch Beelzebub auStrciben müssen, aber man wird Beelzebub besser unter Aufsicht nehmen und ihm die Krallen beschneiden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat beschlossen, die L andeSvertheidig un gs-Kommission aufzuheben und behält sich vor, zur Berathung einzelner der LandeSver- lheibigung betreffende» Fragen jeweilig besondere Kommissionen zu berufen. — Von vertrauenswürdiger Seite wird der „Breslauer Ztg." mitgeiheilt, der Kaiser habe schon während seine» jüngsten Aufenthalt« in Schlesien, also unmittelbar vor dem Beginn de« Tausch-Prozesse« seiner Umgebung gegenüber seinen Unwillen über da« durch denselben enthüllte Intrigen spiel wiederholt ausgesprochen und angeordnet, daß ihm über den SitzungSverlauf alltäglich aussührlichst Bericht erstattet werde. Der Kaiser wünscht dringend eine gründliche Revision de« Institut« der politischen Polizei sowie eine Reform de« Verkehrs zwischen Ministerien und Presse. Eine besondere Kommission soll zur Berathung von Vorschlägen alsbald ein gesetzt werden. — Ueber die Entstehung der deutschen Kokarde schreiben die „Hamb. Nachr.": Die Verordnung Sr. Majestät de» Kaisers und König» über die allgemeine Anlegung der deutschen Kokarde in der Armee legt es nahe, sich der Ent stehung und Bedeutung derselben zu erinnern. Nach Her stellung de« norddeutschen Bunde« u. Beginn einer deutschen Marine, an der außer Preußen auch andere deutsche Staaten Antheil nahmen, war e« ein Bcdürfniß für die Marine, ebenso wie in der Landarmer eine Flagge herzustellen, deren Farben die Kokarde wiedergab. Da» frühere deutsche Ein- heitSzeichcn au« der Zeit von 1848, schwarz-roth gold, war dazu nach der Art, wie diese Farben in revolutionärem Dienst der Armee gegenüber getreten waren, nicht verwendbar. Der Bundeskanzler erhielt daher den Auftrag, Vorschläge zu machen und befürwortete bei Sr. Majestät dem Könige die jetzige Zusammenstellung, weil in derselben nicht nur da» preußische Schwarz weiß, sondern auch da» Weiß-roth der Hanseaten und Holsteiner, also der stärksten außerpreußischen Schiffszahl, vertreten war. Und in der Thal ergab e« sich, daß diese Einfügung der heimischen Flagge in die Bundesflagge in den Hansestädten und in Holstein Beifall fand. Dem Könige gegenüber machte der Bundeskanzler für diese Zusammenstell ung noch da« Moliv geltend, daß weiß-roth die alten branden burgischen Farben seien, wie sie bi« zur Zeit de« Großen Kurfürsten geführt wurden, und diese Erwägung trug nicht wenig dazu bei, den König mit der Hinzufügung der rothen Farbe in die Flagge zu befreunden. Se. Majestät pflegte auf Reisen, wo beide Flaggen dekorativ gemischt waren, die schwarz-weiß-rothen und die schwarz-weißen, wenn die ersteren zu Gesicht kamen, wohl scherzweise dem Kanzler zu sagen: „Da haben Sie Ihre brandenburgischen Fahnen!" — Die Gesetzesvorlage auf Verdoppelung der ost asia tischen RcichSpoftlinien unter entsprechender Erhöhung der Subvention für den Norddeutschen Lloyd ist leider in der gegenwärtigen Session nicht zur Verabschiedung gelangt und wird auch, wie e« nunmehr scheint, in der kurzen Tagung nach Pfingsten nicht mehr erledigt werden. Im Interesse de« deutschen Handel« ist die hierdurch entstehende Verzögerung außerordentlich zu bedauern. Die Peninsular-Oriental-Gcsell- schast hat soeben mit der englischen Regierung einen neuen Vertrag abgeschlossen und erhält eine viel höhere Subvention als der Norddeutsche Lloyd, obwohl neben ihr noch eine große Reihe anderer englischer Privatlinien den Verkehr mit Ost- asicn vermitteln. Die französischen, österreichischen, italienischen und russischen Vcrbinoungen mit Qstasien machen ebenfalls erhebliche Anstrengungen, ihre Position zu festigen und ihr Schiffsmaterial so auszugestalten, daß dasselbe wenigsten» annähernd dem in der deutschen Reichspostlinie verwandten Schiss-material gleichkommt. Seiten« Frankreichs und Ruß land« sind außerdem, wie bekannt, durch besondere Handels expeditionen unter staatlicher Aegide und unter der Mitwirkung der Regierungen Frankreichs und Rußland« wesentliche Vor theile und ein gewisser Borsprung vor den deutschen Inter essen erreicht worden. Die deutsche Handelsexpedition, welche im Januar Europa verlassen hat und im März in China «»gekommen ist, hat ihre THLIigkcit begonnen und ihre ersten Berichte sind demnächst zu erwarten. Die Mitglieder der Expedition, die sich bekanntlich au» den wichtigsten Industrie zweigen Deutschland« zusammensetzt, stehen, wie die „Allgem. Mar. u. Hd».-Korr." mittheilt, ebenso wie alle deutschen im Auslande, insbesondere in Qstasien, arbeitenden Kaufleute auf dem Standpunkt, daß eine Verdoppelung der ReichSpost- dampfcrfahrten nicht nur für die weitere Entwickelung der deutschen Interessen in Qstasien, sondern sogar für die Er haltung derselben auf d--m jetzigen Niveau von ausschlaggeben der Bedeutung ist. — Die Schleifung der Festung Mainz scheint ernstlich in« Auge gefaßt zu sein. Wenigstens hat die Stadt Mainz mit dem KricgSministerium Verhandlungen darüber gepflogen. Die Militärbehörde soll durchaus geneigt sein, die Nmwallung schleifen zu lassen unv da» so sreigewordene Terrain, besonders die südöstliche Umwallung, an die Stadt zu verkaufen. Die Befestigungswerke, die Forts, sollen mehr nach Alzey und Bingen zu hinauSgejchoben werven. Wenn die Verhandlungen zunächst noch nicht zu einem Resultat ge führt haben, so liegt da» an der Höhe der Kaufsumme für da» FestungSterrain. Immerhin wird gehofft, daß Reich und Stadt sich einigen. — Türkei und Griechenland. In Konstantinopel werden die Verhandlungen über die Friedensbeding ungen zwischen den Botschaftern der Mächte und der Pforte fortgesetzt, aber nach wie vor werden dieselben streng geheim gehalten. In London hegt man, wie von dort offiziös ge meldet wird, die bestimmte Hoffnung auf einen raschen Fort gang der Friedensverhandlungen. Man gründet in englischen diplomatischen Kreisen diese Hoffnung auf einen baldigen FriedenSschluß, womit der vor ihrem Diamant Jubiläum stehenden Königin ein besonderer Festwunsch erfüllt würde, zunächst aus die Versicherung, welche im Namen seine« Sou verän» der türkische Botschafter Kostaki Anthopulo Pascha dem Premier Lord Salisbury gegeben, daß der Sultan von dem aufrichtigsten Wunsche beseelt sei, den Frieden möglichst bald abzuschließcn, und der Pforte in diesem Sinne Befehle er- theilt habe. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Am I. Pfingstfeiertage feierte hier der auf dem WeberSbcrgc wohnhafte Bürstenhändler Christian Gottlieb Schüler mit seiner Gattin da» goldene Ehe jubiläum. Da» Jubelpaar, im Alter von 79 und 72 Jahren, erfreut sich noch ziemlicher Rüstigkeit. Zn dem Freudenfeste hatten sich eine große Anzahl Verwandle einge sunden. Nebenbei gesagt, sind 36 Enkel vorhanden. Durch Herrn Diakonu« Wolf wurde da» würdige Paar nochmal« eingcsegnet. Herr Gemeindevorstand Haupt überbrachte im Namen der Gemeinde die herzlichsten Glück- und Segenswünsche. — Dresden. Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August reist am 18. Juni nach London, um in Vertretung Sr. Maj. de« König« den anläßlich de» 60jährigen Jubiläum« Ihrer Maj. der Königin Viktoria von England statlfindenden Feierlichkeiten bcizuwohnen. Die Rückkehr de» Prinzen erfolgt am 30. Juni. — Dresden, 5. Juni. Da« erste sächsische BundeSkcgcln nahm am heutigen Tage seinen Anfang, nackcem am gestrigen Abend die prächtig geschmückte Festhalle, sowie die tadellos ausgeführten Arphaltbahnen vom Bauau«- schuß übernommen worden waren. Au« allen Theilen de« Lande« trafen Vereine, Kegelgescllschastcn und Einzelkegler ein. Besonder« stark ist da« Vogtland (Plauen, Reichenbach:c.), sowie Zwickau, Chemnitz :c. vertreten. In letzter Stunde