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Amts- M AUWblatt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Ps. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten,.sowie bei allen Reichs- Postanstalten, «rs Schrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend, Jn- sertionspreis: die kleinsp, Zeile 10 Ps, Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock, 44. Jahrgang. ' Donnerstag, den 27. Akai L8SS Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren Ober das Vermögen des Baumeisters S-iesrg; Henner in Eibenstock ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlutzverzeichnitz der bei der Vertheilung zu berück sichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht vcr- wcrthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 25. Juni 1897, Dormillags 11 Illjr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt, Eibenstock, den 2t, Mai 1897, Aktuar I'rieärioL, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Bekanntmachung. Es wird erneut auf die Bestimmung unserer Straßenordnung, wonach Haus und Grundstücksbesitzer die Straße längs ihrem Grundstücke bis zur Straßenmitte rein zu halten haben, hingewiesen. Wiederholte Unachtsamkeit in dieser Beziehung wird nunmehr bestraft, Eibenstock, den 20, Mai 1897, Der Rath der Stadt. Hesse. Flg, Sonnabend, den 29. dss. Mts., Vormittags 11 Uhr solle» die im Nörncr'schen Gasthofe in Carlsfeld eiiwcstellten Pfänder, als: Birr- und Schnapsgläser, 1 Aast Bratheringe, 1 Messing-, 5 Holzhähne, 4 Sack ttavtosfeln, Zwiebeln, Linsen, Erbsen, Eier, bersch, emaill. Geschirr und 1 Brückenwaage versteigert Iverden, Eibenstock, am 26. Mai 1897. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgericht. Aktuar Aiihme. Anher erstatteter Anzeige nach ist das Einlagenbuch Rr. 432 hiesiger Spar kasse, auf Emil Hetz lauteno, abhanden gekommen. Gemäß des von Herrn Bürstenfabrikant Robert Edwin Heß hier gestellten Antrags wird dies hierdurch mit der an den etwaigen Inhaber gerichteten Aufforderung bekannt gemacht, Ansprüche an erwähntes Buch bei deren Verlust bis spätestens den 15. September 1897 unter Vorlegung des Buches bei der hiesigen Sparkassenver waltung anzumelden. Schönheide, am 20. Mai 1897. Der G cmeind crath. Kanal'-Dläne. Die Zeit des Verkehr« sucht immer nach neuen Wegen und der Kanal kommt neben der Eisenbahn wieder zu Ehren. Die Kanalbeförderung hat gegenüber der auf der Eisenbahn den Vorzug größerer Billigkeit und ein ungarischer Statistiker hat berechnet, daß die Transportkosten für eine Tonne und Kilometer aus Eisenbahnen auf 2,,; Kreuzer, aus natürlichen Flußlinien auf einen halben und auf Kanälen auf 0,« Kreuzer zu stehen kommt. Man erficht au» diesen einfachen Ziffern einen solchen Preisunterschied, daß die Herstellung von künst lichen Wasserstraßen auch dann noch lohnend ist, wenn sie mit erheblichen Kosten verknüpft ist. Dazu kommt der ge waltige Aufschwung der Technik, der alle Hindernisse fast spielend bewältigt und c« sogar ermöglicht, Wasserstraßen über ganz ansehnliche Gebirgsrücken zu führen. Es ist daher leicht erklärlich, daß die intercssirtcn Kreise in allen Ländern auf die Hebung der Binnenschifffahrt bedacht sind; jetzt schon werden ein Viertel bi« ein Drittel aller Frachten zu Wasser auSgesührt, und stets treten zahlreiche Pläne aus Verbesserung und Vermehrung der Wasserstraßen an die Oesfentlichkeit. Mit großen Anstrengungen hat Deutschland im Laufe der Zeiten sich wieder einen Thcil seine« früheren Welt handels erobert, aber noch hat es lange nicht so viel, al« e« haben könnte. Der Haupthandelsweg geht heute noch von Süd-Osten nach Nord-Westen, von Asien, Australien und Ost-Afrika über Port Said (Suez Kanal) nach London und Hamburg. Durch den Suez-Kanal gehen jetzt schon jährlich 2000 Schiffe, und ihre Zahl nimmt stetig zu; sie bringen Naturprodukte aus fernen Welttheilen und führen dahin die Industrie-Erzeugnisse Europas. Nun zeigt ein Blick auf die Karte, daß die Schiffe von Port Said nach Hamburg einen weilen Umweg um Spanien und Portugal herum machen müssen. Von Port Said nach Hamburg beträgt der Seeweg 3316 und nach Stettin gar 3596 Seemeilen, während die direkte Entfernung von Port Said nach der Donau Mündung 950 und von dort nach Stettin etwa 1000 Seemeilen be trägt; LaS sind 1950 gegen 3596 Seemeilen. In Oesterreich geht man jetzt mit dem Plane um, die Oder und die Elbe durch tiefe Kanäle mit der Donau zu verbinden und so eine große Wasserstraße nicht nur für den Binnenverkehr, sondern auch für den Welthandel herzustellen. Die Schiffbarmachung der Donau selbst hat in den letzten Fahren große Fortschritte gemacht: Zuerst wurde die Sulina- Mündung rcgulirt, dann ist da« Eiserne Thor eröffnet wor den, ferner wurde die Strecke von Prcßburg bi« an die Mündung der Raab korrigirt, und endlich sind für weitere Korrekturen der mittleren Donau von der ungarischen Re gierung 50 Millionen Gulden bewilligt worden. Nun hat da« österreichische Handelsministerium die Vor arbeiten unternehmen lassen, um durch einen Kanal von Wien au» die Donau mit der Oder (bei Oderberg) und von dort mit einer Abzweigung de» Kanal- nach Krakau auch mit der Weichsel zu verbinden. Daneben kommt noch ein andere» Projekt in Betracht, nämlich die Verbindung von Wien mit BudweiS, durch welche die Verbindung mit der Elbe durch die Moldau über Prag hergcftellt würde. Die Kosten für beide Kanäle sind im Voranschläge aus 201 Mill. Gulden berechnet und ein französische» Konsortium hat sich zum Bau erboten, wenn ihm die Konzession ertheilt wird. Da» älteste deutsch-österreichische Kanalprojekt ist be kanntlich die Verbindung von Rhein (Main) und Donau turch den Ludwigs-Kanal, der vom Main bei Bamberg über Nürnberg in die Altmühl und durch diese in die Donau führt. Der Kanal kann seine Aufgabe nicht erfüllen, weil er zu klein ist; man muß ihn daher bedeutend vergrößern oder einen andern Kanal bauen, und außerdem muß der Main von Frankfurt bis nach Bamberg kanalisirt werden. E» existircn dafür verschiedene Projekte; die Kosten einer leistungsfähigen Donau-Main-Vcrbindung werden auf ungefähr 120 Mill. M. geschätzt. Nachdem der bayrische Landtag die Kosten der Projekiirung abgclehnt hat, ist eine Sammlung au» Privat mitteln begonnen, an der sich die interessirten bayrischen Städte und hervorragende Firmen betheiligten. Prinz Ludwig von Bayern intcressirt sich sehr für die Sache u. für Bayern ist die Angelegenheit auch wohl schon entschieden. Der Prinz hat dieser Tage in Passau eine Taselrcde gehalten, in der er sagte: „Ich kann mir nicht denken, daß der bayrische Kanal an der Grenze Hatt machen muß. Wozu haben wir ein Deutsche« Reich, wenn ein Staat neben dem andern sich ab schließt? Und da« Schlimmste wäre c«, wenn der größte Staat im Reiche aus kleinlichen Rücksichten dem anderen Staat die Vorthcile nicht gönnen würde, die er selbst hat. Der erste Mann im Reiche, der zugleich der König Preußens ist, ist ein Freund der Wasserstraßen, da« hat er mir selber gesagt. Wenn man ein solcher Freund ist, glaube ich nicht, daß sich Preußen« König <ioll wohl heißen: Preußen« Regier ung) al» ein Feind der Kanalsortsetzung erweist." (Preußen ist an dem Projekt übrigen« nur mit einer kleinen Mainstrecke bei Frankfurt betheiligt.) Tagesgeschichte. — Deutschland. Im Reichstage werden ernste Versuche gemacht, auf eine Vertagung (nicht Schließung) de« Reichstage» hinzuwirken. — Das ReichSversicherungSamt bereitet für das laufende Jahr zum ersten Male eine umfassende Statistik der entschädigung-pflichtigen Unfälle vor. E» ist zu diesem Zweck ein Formular ausgearbeitet worden, da« in den nächsten Tagen den Vorständen der Berufsgenossenschaften zugehen wird. ES soll für jede verletzte oder getüdlete Person eine besondere Karte auSgesüllt werden. Darin ist anzugeben die Zeit de« Unfall«, dessen Ursache, die Veranlassung, Ort und Hergang de» Unfall», die Maschine, der Vorgang oder die Arbeitsverrichtung, bei der sich der Unfall zutrug, und der Betrieb, in dem er erfolgte. Ferner sind dann noch die Namen der entschädigung-berechtigten Hinterbliebenen eine» infolge eine« Unfall» Getödteten anzugeben. — Die englische Regierung hat den Gesandtschaft«rath Gerald Law mit einem Bericht über die wirlhschastliche Lage Italien« betraut. In diesem Bericht, der für Italien recht günstig lautet, erweckt da« Kapitel „Ueber die Konkur renz de« englischen Handel« in Italien durch Deutschland" besondere« Interesse. Der englische Handel mit Italien ist in den letzten zehn Jahren auf derselben Stufe stehen geblieben, während der deutsche große Fortschritte gemacht hat. Im Jahre 1886 bewerthete sich der englisch italienische Handelsverkehr aus 346 Millionen Lire, der deutsch italienische nur aus 237 Millionen Lire. Im Jahre 1895 dagegen waren die entsprechenden Zahlen 340 Millionen Lire und 314 Millionen Lire, d. h. der cngliich-italienische Handels verkehr wie« einen Rückgang von 6 Millionen Lire auf, der deutsch-italienische dagegen eine Zunahme von 77 Millionen Lire. Dabei fällt zu Gunsten England« noch in« Gewicht, daß seinen Haupt - Ausfuhrartikeln nach Italien, Kohle und Eisen, mit Rücksicht auf die TranSportverhältnisse von deut scher Seite keine wirksame Konkurrenz gemacht werden kann. Um so ärgere Einbußen haben die englischen Fabrikate im Wettbewerb mit den deutschen erlitten. Mr. Gerald Law erklärt diese Thatsache au« dem Mangel tüchtiger englischer Geschäftsreisenden in Italien sowie au« dem Mangel an Anpassungsvermögen der englischen Fabrikanten, die sich, statt ihre Fabrikationsweise und die Art ihrer Fabrikate dem ita lienischen Geschmack anzupassen, darauf versteifen, ihren Artikel für vollkommen und verbesserungsunfähig zu halten und ihn so, wie er ist, den Italienern verkaufen zu wollen. In diesen beiden Punkten habe die englische Industrie von der deutschen zu lernen. — Frankreich. Der „Voss. Ztz." wird au» Paris gemeldet: Eine Gruppe von Elsässern macht große Anstreng ungen, um eine Bewegung der öffentlichen Meinung zu Gunsten der Befestigung von Nancy hervorzurufen. Sie hat eine Karle Herstellen lassen, die alle nach der Grenze führen den deutschen Eisenbahnlinien, die zur Ausschiffung von Truppen, Pferden und Geschützen geeigneten Bahnsteige der Haltepunkte dieser Linien, die Länge der Bahnsteige und den Aufmarsch der Heere die Grenze entlang angiebk. Diese Karte wurde dem „TcmpS", den „DöbatS" und dem „Petit Journ." bei gelegt. — Die Untersuchung über die Entstehung und Aus breitung de» Pariser Bazarbrande» sowie über da» Verhalten der Betheiligten wird nicht vor einem Monat ab geschlossen sein. Auf der Brandstätte sind jetzt Arbeiter damit beschäftigt, den Schutt in kleine Haufen zusammenzukehren, um ihn zu sieben, bevor er fortgeschafft wird. E» werden noch eine Menge kleiner Gegenstände in diesem Brandschutt gesunden, besonder» Metallsachen, al« Schnallen, Hutnadeln, Verschlüsse von Geldtäschchen, Stücke von Schirmen. Aber auch menschliche Reste fehlen keineswegs, als Kniescheiben, Schienbeine, Rückenwirbel, Schädelstücke, Fingerknöchel. All diese Reste werden sorgsam in einem Sarg vereinigt, der mit den Särgen der drei unerkannt gebliebenen Leichen beigesetzt werden wird. E» sind also jedenfalls einige Personen um gekommen, deren Leichen nicht von Angehörigen herausverlangt wurden. Die» ist s. Z. auch beim Brand der Komischen Oper vorgekommen, wo von 22 Leichen verbrannter Zuschauer zehn unerkannt blieben, da Niemand nach ihnen fragte. Der feierlich vom Minister de» Innern zum Ritter der Ehren legion erklärte Kutscher George» zeigt seinen mit fettigen Flecken verunzierten Rock, den er bei der Rettung getragen: O'est <><? in grui^e eie tNtivtio». (ES ist Menschenfett.) Im Ganzen hatten über 1200 Personen sich ai» Retter ge meldet, um Belohnungen zu erhallen. Zu den mit Denk münzen ausgezeichneten 169 Personen werden noch einige hinzukommen. Der Retter George« erhält eine Anstellung, auch der Stallknecht Trosch, der gleich dem Turnlehrer Weber die große goldene Denkmünze erhalten hat, wird im Staats dienst versorgt. — Schweiz. Der große Rath in Bern hat in langer Sitzung die Frage der Zulässigkeit de« Prügeln« in der Schule behandelt. Der Erziehung-direktor Gobat und zwei andere Regierung»rälhe nahmen den Standpunkt ein, jede körperliche Züchtigung der Schüler sei eine Mißhandlung und strafbar. E« sei den Lehrern durchau« untersagt, in den Schulen körperliche Züchtigungen anzuwenden. Die Mehrheit der Regierung dagegen vertrat die Ansicht, die Anwendung körperlicher Strafen laste sich in den Schulen so wenig al«