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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 18.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189705187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970518
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-18
-
Monat
1897-05
-
Jahr
1897
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85827 86278 86868 86480 86784 86881 87828 88128 89082 89408 88463 90604 90881 90856 91552 92832 92977 93076 93097 93825 94530 95918 95986 96250 97280. Aus yeiterm Kimmel. Von I. Hutten. (14. Fortsetzung». „Nicht doch, Walter," sagte sie ernst; „meine Liebe durfte ich Dir gestehen, damit habe ich nur meine Pflicht erfüllt, aber glaubst Du, daß ich an eigene« Glück jetzt denken könnte, während weine arme Dora um da« Ihre betrogen ist?" „Du verlangst zu viel, Anna," rief er mit leidenschaft lichem Widerspruch, „wenn Du forderst, ich solle, kaum Deiner Liebe mir bewußt, mich schon mit dem Gedanken vertraut machen, Dich möglicherweise nie zu besitzen. — Und muß ich Dich daran erinnern, daß c« Deine Freundin verkennen hieße, wenn wir glauben könnten, sie würde die Kunde von unserem Glück ander« al« mit inniger Freude aufnehmen?" „Ja, sie ist edel und selbstlos, aber mir widerstrebt e«, ihr jetzt von meinem Geschick zu sprechen, und wie soll ich, niedergedrückt von dem Gedanken an Dora, den Muth finden, den Kampf mit meiner Mutter, die, wie Du selbst weißt, Dir nicht wohlwill, aufzunehmen?" „Den überlasse mir, Geliebte, und glaube, daß ich ihn zu einem guten Ende führen werde." „Du täuschest Dich, Waller," sagte sie traurig, den Kopf schüttelnd. „Nie war meine Mutter so fest von der Ueber- zeugung durchdrungen, daß Adel nur zu Adel gehört, al« sie e« jetzt ist, seitdem Dora, die einzige bürgerliche Frau, die ihr Hochachtung abnöthigte, sich ihrer Meinung nach dieser Achtung ganz unwerth gezeigt hat. Nein, Walter, erst wenn I)r. Meißner von jedem Verdacht gereinigt zu seiner Frau zurückkehrt, gehöre ich Dir, und dann soll keine kindische Furcht mich verhindern, die Einwilligung meiner Mutter zu unserer Verbindung zu erkämpfen." „O, Anna, Du verstehst e«, für Deine Freundin zu werben! Wa« gäbe ich darum, daß ich Licht in die dunkle Mordgeschichtc bringen könnte! Aber wärest Du wirklich im Stande zu wünschen, daß mit Meißner» LebenSglück auch da« unsere zerstört bleiben sollte?" „Das wird Gott nicht zulassen," rief sie begeistert, „und vielleicht bringt er um so schnellere Erlösung, wenn er sieht, wie viel Heil oder Elend von seiner Schickung abhängt." „Möchte diese« Wort Wahrheit werden," sagte er tief und innig, fügte aber flehend hinzu: „Trotzdem, Geliebte — verzeihe, daß ich mich nicht aus Deinen Standpunkt stellen kann — warum sollten wir, wenn Niemand durch unser Glück beeinträchtigt wird, nicht wenigsten« versuchen, e« un» zu erringen? Je mehr Hindernisse unserer Bereinigung cnt- gegenstehen, um so früher müssen wir mit ihrer Wegräumung beginnen." „Noch nicht, noch nicht," rief sie in ihrer alten ängstlichen Weise, doch al« sie seinem traurigen Blick begegnete, fuhr sic gefaßter fort: „Laß un« noch eine Weile warten, Walter; vielleicht stimmt die Zeit meine Mutier milder, vielleicht giebt mir eine günstige Wendung in Dora» Geschick die Energie, die mir jetzt fehlt." „Aber wie lange, Anna, soll denn diese Prüfung währen?" - Sie zögerte. „Laß mir ein Jahr noch Ruhe, Walter. Habe so lange Geduld," fügte sie mit ermuthigendcm Aufblick hinzu, „dann stehe ich auch in jedem Kampfe mit meiner Mutter auf Deiner Seite." „Lin Jahr ist eine sehr lange Zeit," meinte er tief seufzend. „Unsere Liebe wird sie un» leicht überwinden lassen," tröstete sie, „und der meinen bist Du sicher; aber noch braucht Niemand um unser Einverständniß zu wissen. Ich vertraue Dir, auch wenn wir un« selten sehen sollten." „Da« kannst Du und ich danke Dir dafür," rief er und bemühte sich nicht mehr, da« Mädchen zurückzuhalten, al« er den Weg nach Haufe einschlagen wollte. Schon hatte sie einige Schritte gemacht, während seine Blicke ihr mit unbe schreiblich liebevollem Ausdruck folgten, da wandte sic sich noch einmal um. Im nächsten Augenblick hing sie an seinem Halse — er fühlte einen heißen Kuß aus seinen Lippen und dann war sie lautlo« hinter den Bäumen verschwunden. — Bedeutete dieser Tag einen Wendepunkt in dem Leben von Anna und Radow«kh, so war da« nicht weniger bei Dora der Fall, deren Stimmung von da ab sichtlich eine bessere wurde. Damit wuchs auch ihre Willenskraft, die sie vorher gänzlich verlassen zu haben schien, und sie begann wieder zu hoffen, daß ihr traurige« Geschick sich noch einmal wenden könnte. — Frau Regine war glücklich über die Ver änderung ihrer Herrin, aber je mehr die Zeit sortschritt, um so weniger vermochte sie zu glauben, daß noch jemals da« Dunkel, welche« über dem Morde schwebte, gelichtet würde. So war in gar stiller Weise der Winter hingegangen, und al« der Frühling auf« Neue in« Land zog, erzählte eine« Tage« Inspektor Schmidt der Wirthschafterin, daß er gehört habe, in der kommenden Lischt würde Herr v. Schepp- witz zurückerwartet. So plötzlich wie er gegangen war, so unvermuthet kam er heim, nachdem er ein ganze» Jahr ver reist gewesen war. Frau Regine murmelte etwa« vor sich hin, wa« der Inspektor nicht verstand, wa« aber keineswegs schmeichelhaft für den Zurückkehrendcn sein konnte, und ging dann nachdenklich in da» Hau«. Sie blieb den ganzen Tag über sehr still und Abend» erbat sie sich von ihrer Herrin die Erlaubniß, am folgenden Morgen ihre Schwester besuchen zu dürfen. Dora gab ihr die gern, denn sie freute sich jeder Gelegenheit, der Treuen etwa« Liebe« erweisen zu können. Sic schärfte ihr noch ein, sich ja nicht zu übereilen, sondern beliebig lange Zeit fortzubleiben. Da« lehnte jedoch die Wirthschafterin mit dem Bemerken ab, daß sie sich keinesfalls länger al« ein paar Stunden aushalten wolle. Am nächsten Morgen machte sie sich auf die Wander schaft, aber bei dem ersten Scheidewege bog sie in der Richt ung nach Gajellen ab und behielt dieselbe auch bei. Sic ging sehr langsam, da sie zu ihrem Vorhaben Besonnenheit und Nachdenken brauchte, und so kam sie erst gegen Mittag auf dem Hofe an. Al« sie dem Herrenhaus« zuschreiten wollte, sah sie gerade seinen Besitzer hcrau«treten und sie er schrak über die Veränderung, die in dem letzten Jahre mit ihm vorgegangen war. Hatte er vorher noch, trotz seine« blasirten Aussehen«, für einen schönen Mann gegolten — jetzt konnte nicht mehr davon die Red« sein, so unstät war sein Blick, so verlebt die Züge, so verfallen seine Gestalt; ja selbst sein Haar war noch spärlicher geworden u. e« mischte sich schon viel Grau unter da« Blond. — Jetzt am Ziele klopfte der braven Wirthschafterin doch da« Herz, aber allen Muth zusammennehmcnd, ging sie dem Hause zu und stand Schepp- witz gegenüber, al« er eben die Stufen der Freitreppe herab gestiegen war. Er sah sie anfänglich zerstreut an, doch al» er sie erkannte, rief er überrascht: „Ach, Frau Regine, Sie sind e«? Wa« führt Sie her?" „Ich wollte heute oder mor gen in Emilienhof meine Aufwartung machen." „Wenn der gnädige Herr c« nicht übel nehmen," sagte sie mit vor Erregung klangloser Stimme, „möchte ich Sic wohl einen Augenblick sprechen." „Kommen Sic im Auftrage Ihrer Herrin?" „Nein, sie weiß noch gar nicht um Ihre Rückkehr." Sein Erstaunen wuchs, aber er winkte nur mit der Hand, und sich umwendend, schritt er ihr in sein Arbeits zimmer voran. Dort ließ er sich in einen Lehnstuhl fallen und sagte freundlich: „Setzen Sie sich, Frau Regine, Sie haben heute schon einen weiten Weg gemacht." „Ich danke," erwiderte Frau Regine, „ich bin nicht müde." „O, gnädiger Herr," fuhr sic dann in auSbrechcnder Bewegung heraus, „besuchen Sie nicht mehr unsere Frau!" Scheppwitz raffte sich hastig au« seiner nachlässigen Stellung in die Höhe und wollte etwa« sagen, aber jetzt war die Wirth- schasterin im Zuge und so sprach sic unbeirrt weiter: „Ist e« denn nicht genug, wa« sie gelitten hat? War e« nicht schon schrecklich, daß der gnädige Herr fort mußte und so Viele ihn für einen Mörder hielten? Müssen Sie nun auch noch dem Unglücklichen da« Herz seiner Gattin rauben?" Frau Regine konnte kaum reden, so plötzlich drehte sich Scheppwitz i um. Geblendet durch da» Helle Sonnenlicht, konnte sie seine Züge nicht deutlich sehen, aber seine Stimme klang heiser, als er sagte: „Seien Sie ruhig, ich werde nicht kommen," und ehe sie ein Wort de» Danke« äußern konnte, hatte er sich wieder zum Fenster gewandt. Sie zögerte noch einen Augenblick, aber da ihr schien, al» habe er ihre An wesenheit vergessen, verließ sie da» Zimmer. Sie athmctc tief auf, al« sie in den Sonnenschein hinauStrat, denn drinnen war e« ihr unheimlich gewesen, und dann ging sie eilig heim, sehr erleichterten Herzen«. Dora war überrascht von ihrer schnellen Rückkehr, doch weder ihr, noch den Dienstboten er zählte Frau Regine, wa« sie gethan hatte; nur al« sic dem Inspektor begegnete, konnte sie sich nicht enthalten, ihm zu sagen: „Schmidlchen, ich habe heute ein schwere» Tagewerk hinter mir und hoffe, c« soll unserer Frau zum Segen ge reichen." Am folgenden Morgen wurde Dora gemeldet, daß ein Bote draußen sei, der leine Bestellung nur an sie selber machen wollte. Etwa« verwundert ging sie hinaus u. empfing einen großen Bries au« den Händen eine« Manne«, der, wie er sagte, den Auftrag bekommen habe, ihn abzugeben und dann sofort umzukehren. Er ließ sich auch nicht bewegen, auSzuruhcn, und Dora ging nachdenklich mit dem Schriftstück in da« Zimmer. Sie hatte e« draußen nicht näher besehen und erschrak nun, al« sie die Handschrift von Scheppwitz er kannte. Ihr erster Gedanke war, c« ungelesen zurückzuschtcken, aber nach längerem Nachdenken that sie e» doch nicht, weil ihr cinfiel, der Bries könne etwa« auf ihren Mann Bezüg liche» enthalten. So öffnete sic und sand mit Staunen mehrere Bogen eng beschrieben, die sie zu lesen begann. Doch gleich nach den ersten Worten hielt sic mit einem leisen Auf schrei inne und es kostete ihr Ueberwindung fortzufahren; al« sie c« aber that, da färbten sich ihre Wangen, je weiter sie la«, je rölher, während ein eigener Schein in ihre Augen trat. Dieser Brick lautete: „Hochverehrte Frau! Wenn diese Zeilen in Ihre Hände kommen, bin ich nicht mehr am Leben und da« möge Sie milde stimmen gegen den Mann, der so unendliches Leid über Sie gebracht hat. Wie ich jetzt in dieser einsamen Nachtstunde mein Leben überdenke, will mir'« scheinen, al« sei so grausam mit mir umgegangen worden, daß mein Elend und meine Sünde mir wie die natürliche Folge davon Vorkommen. Im Begriff, Ihnen meine Reue durch eine umfassende Beichte zu beweisen, möchte ich doch nicht härter von Ihnen beurtheilt werden, al« ich e« verdiene, und so treibt e» mich. Ihnen ausführlicher zu er zählen, al« gerade nothwendig wäre. Ich bin hier in Gajellen geboren und verlor meine Mutter im ersten Lebensjahre. Mein Vater, der nicht Kinder liebte, kümmerte sich wenig um mich, und so wuchs ich auf, wie e« eben auf dem Lande und ohne rechte Aussicht und Liebe geht. Den ersten Unterricht erhielt ich im Hause durch einen tüchtigen Lehrer, der aber auch kein Herz für mich hatte, und sobald wie möglich wurde ich in« Kadettenhau« geschickt. Dort unter gleichalterigen Kameraden merkte ich bald, wie viel sie, die liebevolle Eltern besaßen, vor mir Vor au« hatten ; ich freute mich aber doch auf die Ferien, denn wenn sie mich auch meinem finsteren, menschenscheuen Vater nicht näher brachten, so befriedigten sic doch meine Neigung zum Leben und Wirthschaften auf dem Lande. Ich wurde sehr jung Offizier, und wenn ich die dadurch gewonnene angenehme Stellung und Freiheit in wenig maß voller und wählerischer Weise auSnutzte, wer will'» mir ver argen, da nie einer Mutter liebende Sorge über mich gewacht, nie eine« Vater« ernst mahnender Rath mich geleitet hatte. Ich imronirte meinen Kameraden bald al« bester Reiter, Schütze. Jäger und Turner und noch durch manche« Andere, wa« mich von Recht« wegen ihrer Verachtung hätte preis geben sollen. Ich war überall der Tollkühnste und meinem Körper konnte ich Unglaubliche« zumuthen. Al« ich eben Prcmierleutnant geworden war, starb mein Vater, und da durch in den Besitz eine« schönen, wenn auch ziemlich belasteten Gute« gekommen, quittirte ich den Dienst, Lessen ich schon recht überdrüssig geworden war, und widmete mich mit Eifer der Landwirthschaft. Aber auf die Dauer hielt ich da« stille, einförmige Leben doch nicht au«, ich brauchte Abwechslung und Zerstreuung und beide« bot mir die Nähe der Stadt. Mein Regiment hatte nicht in Königsberg gestanden, doch fand ich al« frühe rer Offizier leicht Zutritt zu den militärischen Kreisen und verbrachte manchen Abend dort im Kasino. Mein Unstern wollte c« aber, daß mein Ruk von ehemal« sich hier ver breitet hatte, und so schlossen sich gerade die unsolidesten Offiziere mir am herzlichsten an und ick> ließ mich durch sie auch zum Spiel, da« früher nicht meine Neigung gewesen war, verführen. Da ich selten Glück hatte, kam ich bald in Geld verlegenheiten, die ich Anfang« durch neue Hypotheken aus Gajellen beseitigte. Al« da« nicht mehr anging, gerieth ich in eine sehr unangenehme Lage, au« der nur Ihr Gemahl, gnädige Frau, mich rettete, und erst bei dieser Gelegenheit lernte ich ihn wirklich kennen, während wir vorher wohl al« 'Nachbarn verkehrt hatten, aber ohne un« nähergetreten zu sein. Bi« dahin hatte ich die Menschen, die mir begegnet waren, «heil« verachtet, theil» verlacht. Bei Meißner konnte ich beide« nicht. Er gab mir nicht nur Geld, sondern auch ernste, liebevolle Ermahnungen; er bot mir sein Hau« und seinen Umgang an, um mir da« Vermeiden der Stadt zu erleichtern, und vertröstete mich darauf, daß e« bei ihm noch gemächlicher werden würde, wenn erst eine Hausfrau da waltete. Da« war wenige Tage vor seiner Verlobung. (Fortsetzung folg?5 Vermischte Machrichten. — Da« umfangreichste BauwerkDcutschland«, ja vielleicht der ganzen Welt, schreibt die „Deutsche TagcSztg.", ist da« Kloster Leubu« in Schlesien. Kein Reisehandbuch, kein Konversationslexikon verräth da». Obgleich nur b k»> da von eine der ältesten und befahrensten Eisenbahnlinien, die von Berlin nach Breslau über Liegnitz vorbeisühn, ist diese« gewaltigste aller Baudenkmäler nur wenigen bekannt. In der modernen Welt giebt e« keinen Bau, welcher gleiche Aus dehnungen aufzuweisen hätte; ein Gegenstück würde man nur in den altrömischen Kaiserpalästen, im Kolosseum und in der Porta Nigra zu Trier finden. Der Vatikan mit seinen 11,000 Zimmern bildet keinen einheitlichen Bau; er gleicht mehr einer Stadt al« einem Palaste, wa« man erst bemerkt, wenn man in den vatikanischen Gärten weilt. Dasselbe gilt vom Kreml in Moskau und vom Hradschin in Prag. Mehr zum Einheitsbau strebt schon da« päpstliche Schloß zu Avig non, aber auch diese» ist nicht einheitlich, e« ist mehr Festung und Burg al« Palast. Auch da» Eskorial in Spanien, wel ¬ ches Königspalast und Kloster zugleich sein soll, übertrifft da« Kloster Leubu« um 8 in an Länge, wenn e« ihm auch an Höhe bedeutend nachsteht. Da» Louvre mit den Tuilerien in Pari», die Hofburg in Wien, der Tower in London bilden ebenfalls eine Zusammenstellung der verschiedensten Gebäude an» den verschiedensten Zeiten, von denen kein einzige« sich jedoch mit dem stolzen Einheitsbau an der Oder messen kann. Vielleicht haben die Benediktiner-Abteien zu Melk und KremS- münster mehr Zimmer al« Leubu« auszuweisen, aber keine von beiden, auch irgend eine andere Abtei können an maje stätischem Eindruck mit dem Bauwerk in der deutschen Ost mark wetteifern. Leubu- übertrifft da« Berliner Schloß an Größe und majestätischem Anblick, wa» schon den kunstsin nigen König Friedrich Wilhelm IV. ausfiel. Da» Berliner Schloß hat eine Länge von noch nicht 200 in, während die Vorderseite (Nordwest) bei Leubu» 223 in lang ist; die Breite beträgt in Berlin 117 in, in Leubu» ist der Nordostflügel um einen Meter länger. Die Höhe bleibt sich bei beiden Bauwerken in Berlin und Leubu» gleich, nur sind bei Leu- bu» die Mauern noch stärker und vor allein sind hier auf die gleiche Höhe nur drei Geschosse vertheilt, während in Berlin vier Geschosse errichtet sind. Darum ist auch in Leu- bu» die Zimmer- und Saalhöhe bedeutender als beim König!. Schlosse; au» den Fenstern de« dritten Geschosse« kann man schon auf die Baumriesen herabblicken, welche vor ibnen an gepflanzt worden sind. Wer noch weitere Vergleiche liebt, könnte sagen, daß man au» dem Leubuser Kloster entweder zwei St. Petersburger Winterpaläste oder zwei Warschauer oder Madrider Königsschlösser oder drei Brüsseler bez. Amster damer Residenzschlösser machen könnte. Die Grundmauern im Leubuser Erdgeschoß sind so dick, daß man in den Fenster nischen eine Bettstelle, einen Tisch und zwei Stühle stellen kann. Die Hauptscite enthält in der Mitte da» Portal der Kirche mit zwei Thürmen an der Seite; recht« und link ziehen sich daran je 100 m Klosterbau bei ganz gleichmäßiger Vertheilung der Fenster hin. — Alle» angesichts de» wenige Schritte vorbeifließenden Oderstromes. Der Schiffer, der, von Breslau nach Stettin fahrend, nach Durchsegelung de« viele Kilometer langen Kloster-Eichwalde» de« majestätischen Gebäude» ansichtig wird, muß glauben, eher einer Großstadt, al« dem ehemaligen Sammelpunkte von Einsiedlern sich zu nähern. Wie eine ragende Stadt sieht auch da» Kloster mit seinen Anhängseln, den WirthschastSgebLuden und der Pfarr kirche von den benachbarten Höhen au». Freilich ist da» Klo ster nicht völlig ausgebaut; man war gerade damit beschäftigt, die wenigen noch fehlenden Theilc zu ergänzen und da» In nere de» großen Fürstensaale» — der Abt von Leubu» hatte schlesischen Fürstenrang — mit dem Bildniß der Kaiserin Maria Theresia zu schmücken, al» die Preußen in Schlesien eindrangen und Friedrich II. dem Kloster so schwere Kriegs steuern auflegte, daß die Aebte bi« zur Aushebung de» Kon vent« im Jahre 1810 nicht mehr an die Vollendung de« äußeren und inneren Ausbaues denken konnten. — Verfälschung der Naturbutter mit Marga rine kann man nachweisen, wenn man ein Stück reine Na- turbulter in einem Glase zum Schmelzen bringt. Die über dem Bodensatz von Wasser und Salz befindliche Schicht flüs siger Butter wird dann klar u. durchsichtig sein. Schmilzt man dagegen ein Stück Margarine, so ist die flüssige Schicht milchig und undurchsichtig. Ein Gemisch von Natur- und Kunstbuttcr muß demnach eine mehr oder weniger starke Trübung zeigen, je nach dem Prozentsatz Margarine, den da« Gemisch enthielt. Beim Schmelzen verdächtiger Butler wird eine einigermaßen empfindliche Nase überdies auch den cigcnthümlichen Geruch der Margarine sofort herauSkenncn. — Die verbotene .Brautwaschung". Wie der „Pester Llohd" nach dem „EghelerteS" au« B.-C-aba meldet, hat der Minister de- Innern in einem Erlasse an die Muni- zipicn einen der populärsten HochzeitSbräuchc untersagt. Im Alföld war e« nämlich Sitte, daß die bäuerliche Braut am Hochzeit-morgen sämmtliche Gäste au« einer irdenen Schüssel wusch und mit einem Handtuche abtrocknete, — eine Proze dur, die für die ärmeren Bräute auch mit einem Einkommen verbunden war, da die Gäste nach der Waschung eine gewisse Summe in die Waschschüssel zu werfen pflegten. Der Mi nister hat nun diesen Brauch mit der sehr plausiblen Moti- virung untersagt, daß diese Art der Waschung erfahrungsge mäß besonder» geeignet erscheine, da« Trachom (eghplische Auzcnentzündung) zu verbreiten — Eine 99jährigc Radlerin. Daß eine 99jähr- ige Matrone noch Rad fährt, kommt sicherlich sehr selten vor. Eine Witlwe Jakobsen in RpSlinge (Fünen) feierte dieser Tage ihren 99. Geburtstag. Die alte Frau ist geiste-frisch und rüstig, spinnt und strickt allein und fährt täglich Dreirad, um Einkäufe zu besorgen oder Verwandte zu besuchen.
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