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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 11.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189705116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970511
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970511
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-11
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Monat
1897-05
-
Jahr
1897
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ging sie in die Gesindcstube, um grau Regine in Gegenwart der Dienstboten mitzutheiien, daß der Herr noch heute in einer Geschästrsache verreisen müsse. Da Meißner schon oft, wenn e« sich um Besichtigung seltener Pflanzen oder um den An kauf von feinem Samen gehandelt halte, plötzlich ohne Vor bereitung fortgefahren war, so verwunderten sich die Leute weniger, al« e« sonst der Fall gewesen wäre, und Dora« un befangene Art erregte bei Niemand Mißtrauen. Dann kehrte sic in« Wohnzimmer zurück, wo sie schon Felix ihrer harrend sand. Nun folgte eine lange, tiefernste Unterhaltung. Al« eine halbe Stunde später Meißner abfuhr, galt sein letzter AbjchiedSblick Dora, die, vom Hellen Lampenlicht beleuchtet, in der Thür stand und mit einem ermuthigenden Lächeln zunickte. * * * Dora ging am nächsten Tage wie im Traume umher. Alle«, wa« sie gestern erlebt hatte und wa« ihr in der Er innerung de« Abend« zum Schluß auch natürlich vorgekommen war, erschien ihr jetzt ganz unglaublich. Selbst ihre Entscheid ung machte ihr schwere Sorge und e« beruhigte sie nur, daß Meißner« Verschwinden in den Augen der Leute eine Geschäfts reise bedeutete. Als der Kutscher, Morgen« zurückgekehrt, ihr mitlheilte, daß der Herr noch gerade rechtzeitig zum Nachlzuge auf dem Bahnhof in Königsberg eingelrcsfen sei, gewann sic eS über sich, ganz unbefangen, der Verabredung gemäß zu sagen: „Er hat diesmal eine längere Strecke zu fahren; ich weiß nicht mehr, bi» zu welcher Station und auch nicht wie da» Gut heißt — er wollte dort eine neue Blumenart kennen lernen. In wenigen Tagen kehrt er zurück, er schreibt vorher, wann Sie mit dem Wa,:en an die Bahn kommen sollen." Die Nachricht von dem Morde verbreitete sich natürlich sofort an diesem Morgen auch in Emilienhof und Dora ließ sich von Jedem, der e» wollte, davon erzählen, weil sie immer hoffte, es würde sich ein Fingerzeig zur Ermittelung de» Thäter« daraus ergeben. Man wußte aber nur da» ihr schon Bekannte und al» sie einmal direkt fragte, ob man Jemand al« Mörder in Verdacht habe, da merkte sie an dem scheuen Verneinen, daß von den auftauchenden Gerüchten auch ihre Leute schon vernommen hatten. Am Nachmittage geschah, was Dora für unmöglich ge halten und doch angstvoll gefürchtet hatte: ein Wagen fuhr vor, dem ein Kriminalbeamter entstieg. Derselbe fragte sofort nach l)r. Meißner und al« er von dessen Abwesenheit erfuhr, nach der Frau. Dora ging dem Manne möglichst unbefangen entgegen und fragte nach seinem Begehr. Er sprach sein Be dauern aus, sie erschrecken zu müssen, denn er habe den Be fehl, ihren Mann zu verhaften. „Au» welchem Grunde?" fragte sic ruhig. .Er steht in dem Verdacht, den Mord an seinem -Nach bar Schultze verübt zu haben." Dora schauderte bei diesen Worten au» diesem Munde, aber sie faßte sich wieder und erklärte e« sür eine Schänd lichkeit, ihrem Manne, dessen ehrenhafter Charakter allgemein bekannt wäre, diese Thal zuzutrauen. Der Beamte bemerkte höflich, daß er nur einen Befehl auSzusühren habe, er er kundigte sich nach dem Aufenthaltsort l)>. Meißner«. Dora gab ihm denselben ungenügenden Bescheid, wie Morgens dem Kutscher, fügte aber hinzu, c» müsse der Polizei ja ein Leich te» sein, fall« sie nicht warten könne, bi» ihr Mann zurück- kame, ihn zu ermitteln. Mit dieser Auskunft mußte sich der Beamte entfernen. Nun folgten qualvolle Tage sür Dora, immer und überall hörte sie von dem Morde, e» schien, als ob die Leute von gar nicht« Anderem mehr zu sprechen wüßten. Die Krimi nalpolizei hatte die Sache mit großem Eifer in die Hand genommen und stellte bald hier, bald dort in der Gegend ihre Nachforschungen an. Durch Sachverständige war nachgewiesen, daß der Schuß au» einem Jagdgewehre kommend, gerade daß Her; getroffen und den Tod sofort herbeigesührt hatte. RadowSky, aus den al» einzigen Erben de» Ermordeten sich auch der Verdacht gelenkt hatte, konnte, da er mit Braun direkt von Glaukcn nach Birkenau zurückgekchrt war, sein Alibi überzeugend nachweisen. Am dritten Tage nach dem schrecklichen Ereigniß wieder holte der Beamte seinen Besuch bei Dora und sie merkte wohl, daß er die Nachricht von der verlängerten Abwesenheit ihre» Manne« mit großem Mißtrauen hinnahm. Eine Durchsuchung aller Räume, sowie ein Verhör der Leute ergaben, daß von einem Verbergen Meißner» in seinem Hause nicht wohl die Rede sein konnte. Scheppwitz kam täglich nach Emilienhof, wenn auch nur auf ein paar Minuten, um der jungen Frau Bericht über die Erfolglosigkeit seiner Erkundigungen abzustatten und ihr daneben die köstliche Kunde von dem allgemeinen Glauben an ihre« Manne« Unschuld zu bringen. Eine Woche nach dem Morde ließ sich bei Dora Ge- richtSrath Werner melden, den sie ganz oberflächlich in Ge sellschaften kennen gelernt hatte. Sic ließ ihn in ihr Zimmer bitten. Hier erfuhr sie, daß er der Untersuchung«richter sei und den Thalbestand de« Morde» an Ort und Stelle ausge nommen habe. Er speziell habe längeren Aufenthalt in der Gegend gehabt und könne e« nun nicht über» Her; bringen, heimzukehren, ohne der gnädigen Frau sein Mitgefühl auszu sprechen. Dora konnte ihre Aufregung nur schlecht verhehlen, denn jetzt war der gefürchtete Augenblick gekommen, um ihre Entscheidung von jenem verhängnißvollen Abend unwiderruflich zu machen. Sie erzählte dem Herrn, daß sic mit ihrem Manne an dem Tage de« Morde« und ungefähr um diese Zeit, in der er geschehen sein sollte, im Walde gewesen sei, für sic also kein Zweifel an feiner Unschuld obwalten könne. Da ihr Zeugniß vor Gericht aber keine Gültigkeit habe, und man ihren Mann durchaus als Mörder behandeln wolle, habe er e« vorgezogen,» seine Reise weiter au-zudehnen und jetzt sei er bereit« unterwegs nach Amerika. Gericht«rath Werner war höflich genug, darauf nur zu erwidern, daß er von Herzen wünsche, Ür. Meißner« Unschuld käme bald an den Tag, denn es sei mehr al« wahrscheinlich, daß er ergriffen und au«gclieferl werden würde, da die au»- ländischen Konsulate bereit« benachrichtigt seien. Damit ver ließ er Dora, die ihm mit einem Gesühl unsäglicher Bitter keit nachblickte. Jetzt war der Würfel gefallen und sie mußte abwarten, wie die öffentliche Meinung und die Juristen die Sache auffassen würden. Zunächst aber wollte sie sich der Herzen, die sic wirklich treu wußte, versichern, und so ließ sie den Inspektor und Frau Regine rufen, um ihnen da» Gc- schehenc mit allen Gründen, die dabei maßgebend gewesen waren, auSeinanderzusctzen. Sie hatte sich nicht getäuscht — diese Beiden glaubten an Meißner« Unschuld, wenn sie auch betrübt zugeben mußten, daß sie kein Mittel wüßten, da« Gericht davon zu überzeugen. Dora bat sic noch, die GuISangehörigen von den Thatsachen in Kenntniß zu setzen und sorgsam aus jede Spur zu achten, die möglicherweise zur Entdeckung de« Mörder« führen könnte. — Dann ging sic zu ihrem Kinde, um an dessen Lächeln ihren Muth für die schweren Zeiten, die nun kommen sollten, zu stärken. Und sic kamen wirklich, denn jede Zeitung brachte Be richte über den Mord und Betrachtungen darüber, daß Meiß ner» Flucht al« Schuldbewei» auszufassen sei, während da» Gericht Steckbriefe hinter ihm erließ. Aber auch mancher Sonnenstrahl fiel in da« Leben der armen Frau, denn die Leute, die Felix persönlich gekannt halten, glaubten trotz seiner Flucht an seine Unschuld, und selbst solche, mit denen sic nicht in näherem Verkehr gestanden hatten, bemühten sich, durch Freundlichkeiten bald auf diese, bald auf jene Art ihre Theil- nahme zu beweisen, wa» Dora dankbar empfand. Braun» waren den Tag nach den Besuch de« GerichtSrath Werner gleich zu Dora gefahren, und wenn auch Frau v. Mohrthal selbst sich nicht dazu entschließen konnte, so war sie doch diesmal ihrem Manne nicht entgegen, der den weiteren Umgang von Annchen mit Frau Meißner wünschte und seine Tochter selbst au« Emilienhof abholtc, um Dora seiner steten Theilnahme zu versichern. Besonder» aber waren Besuche de» Herrn v. Scheppwitz der jungen Frau Werth. Der hatte sich in dieser ganzen Zeit al» treuer, aufopfernder Freund be wiesen. Dora hätte ihm solche Anhänglichkeit gar nicht zu getraut. Von Gut zu Gut war er gefahren, um den Nach barn die Unmöglichkeit, daß Felix der Mörder sei, klar zu machen. Außerdem erschien er Tag sür Tag in Emilienhof, bald zu kürzerem, bald zu längerem Aufenthalt, und konnte ihm auch Dora nie die heilere Freundlichkeit vergangener Tage zeigen, so gab sic sich doch große Mühe, ihn die Dankbarkeit, die sie für ihn hegte, empfinden zu lassen. In dieser Zeit wurde auch Dora zum Termin nach Königsberg eingeladen, um ihre Aussage abzugebcn. Sie be nutzte die Gelegenheit, um den Rechtsanwalt Harkort auszu suchen und dessen Rath zu erbitten, Der kleine, dürre, leicht erregte Herr empfing sie in höchst gereizter Stimmung und sagte barsch, er wisse wirklich nicht, war die Frau Ur. Meiß ner noch von ihm wolle, da sie doch ihre Angelegenheiten ohne juristischen Beistand zu erledigen pflege. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Lifsa. Alle Deutschen sind zwar vor dem Gesetz gleich, aber nicht vor den Rasirmessern in Lissa. In den dortigen Barbiergcschäften ist nämlich folgender „Rasirtaris" angeschlagen: Für Honoratioren 20 Pfg. — für den Mittel stand Ist Pfg. — für Arbeiter 10 Pfg. Die Unterschiede in der Preislage sollen sich besonder» in der Schärfe der Messer fühlbar machen. Die Hauptschwierigkeit in der Durchführung diese» Tarif» liegt für den Barbierherrn darin, seine Kunden richtig zu beurtheilen, wa« sogar bei den Einheimischen nicht leicht fallen soll; denn man erzählt sich, c« sei vorgekommen, daß ein Lissaer bei Beginn de» Monat« in der ersten, am Ist. in der Mittelstandsklasse und am letzten nach dem Arbeiter laris sich rasircn ließ. Noch verwickelter aber wird die Sache natürlich, sobald ein Fremder auf der Bildfläche erscheint. — Die X-Strahlen auf dem griechisch-türk ischen Kriegs-Schauplatz. Wie in Berliner ärztlichen Kreisen verlautet, soll sich auch auf die türkische Seite eine deutsche chirurgische Expedition begeben und zwar direkt auf da« Schlachtfeld. Sic ist ebenfalls vom Cenlral-Comilö de« Rothen Kreuze» ausgerüstet, von zwei dirigirenden Aerzten, Geheimrath Neuber in Kiel und I. Assistenzarzt Ur. Küttner in Tübingen, geleitet und mit Material für die Verpflegung von 120 Kranken auSgeslattet. Wenn alle« glatt von Statten geht, soll ter Extrazug, welcher die Expedition ausnimmt, be reit« am 29. d. M. abgchen. Mit den philanthropischen Zwecken de« Rothen Kreuze« verbindet die Expedition insofern ein wissen schaftliche« Ziel, al» zum ersten Male durch sie die praktische Verwendbarkeit der diagnostischen Methode mittel» Röntgen- Strahlen aus die KriegS-Chirurgie unter den erschwerten Um ständen eine« wirklichen Schlachtfeldes erprobt werden soll. Ueber die Ausstattung, mit welcher die Expedition zu diesem Zwecke versehen ist, erfährt da» bekannte Patentbureau H. L W. Pataky folgende interessante Einzelheiten: Die Apparate zur Erzeugung der Rönigen-Strahlen sind von der Berliner Firma Hirschmann bezogen. Da» wichtigste und lhcucrste Stück ist ein riesiger Ruhmkorff von 32—35 em Funkenlängc, der mit Quecksilber-Unterbrecher versehen ist. Die Röhren sind so vorzüglich ausgepumpt und die verwendeten photogra phischen Platten so empfindlich, daß die Aufnahme einer Hand z. B. nur eine halbe Minute erfordert. Die Platten zeich nen sich außerdem durch ihre Größe, die bequem die Aufnahme de» Oberkörper« eine« ausgewachsenen Manne» gestattet, wie durch die Art ihrer Verpackung au«, welche so gewählt ist, daß sie sür Tageslicht undurchlässig ist, den Röntgen-Strahlen dagegen nur wenig Hinderniß in den Weg legt. Ein Baiyum- platinchanür-Schirm dient sür die sofortige Diagnostik kleinerer Verletzungen. Auch ein Dunkelzelt wird mitgenommen. Der Ruhmkorff wird angetricben durch eine Chromsäure-Taucher batterie von 8 Elementen, die transportabel in einem Schrank untergcoracht sind und mittel« Kurbel von außen bedient weiden können; Elemente und Ruhmkorff nebst Unterbrecher sind derart zusammenzusetzen, daß sie ein stabile« Ganze biloen. Da« Stativ für die Röhren ist eigen« sür den Zweck konstruirt und gestaltet, die Strahlen in jeder beliebigen Richtung wir ken zu lassen. Da die Expedition von jeder Zufuhr isolirt, ohne jede Verbindung mit der Eisenbahn fein wird und von Zufälligkeiten soviel wie möglich unabhängig sein soll, so wird alle« nur irgend Zerbrechliche oder Ersetzbare in mehreren Exemplaren, auch alle« nöthige Werkzeug und Material, wie ein großer eiserner Operationstisch u. s. w., von Berlin au« mitgenommen. — Die deutsche Chirurgie erhofft von dieser trotz der Kürze der Zeit äußerst sorgfältig vorbereiteten Ex pedition eine reiche Ausbeute von Erfahrungen sür da« KriegS- Saniläirwcscn und eine endgiltige experimentelle Feststellung darüber, ob die X-Strahlen unter den schwierigen Verhält nissen de» Kriege« ihre Feuerprobe bestehen. Wünschen wir den kühnen Forschern, die im Dienste ter Wissenschaft und im Interesse der leidenden Menschheit die Schwierigkeiten und Gefahren nicht scheuen, ja selbst ihr Leben wagen, ein volle« Gelingen und eine glückliche Heimkehr! — Die „Kombination". Unsere Leserinnen, so schreibt da« „Wiener Tagblatt", werden e« verzeihen, daß wir c« unternehmen, ihnen von Dingen zu erzählen, welche man sür gewöhnlich diskret übergeht, von Dingen, die zu ihrer Toi lette gehören, ohne die e« eine solche überhaupt nicht giebt, welche der Welt aber verborgen bleiben, die man mit Spitzen, Bändern, Falbeln u. Krausen versieht, mit Stickereien ziert und dann vor den Blicken verhüllt, von — na, von — Pardon! — von Hemd und Unterhose. Die Sache ist aber zu wichtig, al« daß wir sie verschweigen möchten. E» bandelt sich näm lich um die „Kombination". — Kombination? Ja. Man ist seit Jahren eifrig bestrebt, die Frauenkleidung zu reformiren, sie praktisch und der Gesundheit zuträglich zu machen. Im Anfang erfand man wahre Monstra, Kostüme, die zweckmäßig aber plump waren und ein vollständige« Verzichten auf die moderne Form der weiblichen Toilette zur Bedingung gehabt hätten. Die nach Männerschnitt modellirten Tkdchten wurden von der Mehrheit der Damen ungnädig abgelehnt. Nur die Radfahrerinnen acceptirtcn den faltigen Hosenrock, der so hübsch kleidet. Man suchte also nach Anderem. Und dabei erinnerte man sich, daß mau nicht über« Ziel schießen dürfte, wenn man Erfolge erzielen will. Man beschloß also, die bisherige äußere Form der Gewandung nicht anzulasten, sondern da« Gesund heitswidrige derselben zu mildern. Nun scheint da« Richtige ersonnen worden zu sein. Wa« ist ungesund? Da» Mieder, welche« auf Leber und Magen drückt, da« Beinkleid, wel che» in der Taille befestigt wird und diese cinschnürt, und der Unterrock, welcher die Hüften belastet. E» galt also, neben der Verbesserung de« Korset« eine Unterkleidung hcrzustellen, die den Druck und die Last entweder vollständig aushebcn oder doch von den Hüften aus die Schultern übertragen würde. Und da« ist gelungen durch die — „Kombination". Die „Kom bination" ist amerikanischen Ursprünge«, also gewiß praktisch, wie Alle«, wa« über da« große Wasser zu uns kommt. Sie ist nicht mehr und nicht weniger al» die Vereinigung von Hemd und Hose zu einem Stück, sozusagen eine Hemdhose. Die „Kombination", die wie ein mit einer halbanliegenden Untertaille verbundene« Beinkleid auSsieht, bietet alle Vortheile einer hygienisch korrekten Tracht: sie ist leichter al» die bis herige, verhindert die Fallenbindung an den Hüsten, überträgt den Druck auf die Schultern und ist überdies auch billiger al« die sonst au« zwei Stücken bestehende Unterkleidung. Ja Berlin, wo der „Verein für Verbesserung der Frauenkleidung" Modelle au«gestellt hat, wurde die „Kombination" von der Damenwelt mit großem und ungetheiltem Beisall ausgenom men. In der Toilette-Ausstellung de« genannten Verein« ist aber auch sonst noch manch Interessantes zu sehen. Zum Beispiel Leibchen, die da« schreckliche Korset ersetzen sollen. Sie sind ohne Stäbe und Fischbein in der Form eine» kurzen Mieder» gemacht und lassen die Brust vollständig frei. Oder weite Beinkleider au» verschiedenen Stoffen, ohne Bindbänder, nur mit Haken oder Knöpfen zur Befestigung an da» Leibchen. Diese Beinkleider sollen an Stelle der Unterröckc in Ge brauch genommen werden. „Keine Unterröcke mehr?" werden die Leserinnen erstaunt fragen. Nein; wozu auch? Sie schützen nicht genügend vor Kälte, erhöhen im Sommer die Körper temperatur und erschweren da« Gehen. Und den einzigen Vortheil, den sie haben, daß sie da« Einfallen der Kleider ver hindern, kann man auch auf andere Weise erreichen, indcni man nämlich den Rock mit einem steifen, leichten Stoff füttert und ihn immer mit stark gekrausten Falbeln oder Plissö» au« ebensolchem Material garnirt. Wer einen so ausgestalteten Rock über einer „Kombination" trägt, siebt genau so au« wie die Dame von heute mit einem halben Dutzend von Unter- röcken unter der Robe." Ob aber auch der Schutz gegen Erkältung der gleiche ist? — Ein aus Besuch in Frankfurt a. M. weilender Herr au« Wiesbaden kaufte in einem dortigen Geschäft eine Anzahl Zigarren zum Preise von acht Pfennigen da« Stück. Als er eine angezündet hatte, entströmte ihr ein eigenthüm- licher Geruch, während bei näherer Untersuchung ein Metall- streifchen au« der Asche hervorragte. Der Raucher faltete die Zigarre auseinander und fand darin ein mit Draht umwickel te« Papier, welche» einen Zwanzigmarkschein enthielt. Aus der Hülle waren folgende Worte zu lesen: „Der Zigarren dreher Eugen Mertens übergab kurz vor seinem Tote sein letzte» Vermögen dieser von ihm gewickelten Zigarre. Da e» eine sehr minderwcrthige Sorte ist, so hofft er, daß der Schein in den Besitz eine» armen Manne« geräth. Unglück liche Verhältnisse zwingen mich, mein Dasein abzukürzen. Ham burg, 19. Mai 1895." ES hat sich ergeben, baß thatsächlich am 21. Mai 1895 die Leiche eine» Arbeiters Eugen Merten« bei Hamburg gefunden worden ist. Da jedoch der Käufer der Zigarre kein armer Mann ist, so machte er den Zwanzig markschein einer mildlhätigen Stiftung zum Geschenk. — Eine Kirche in einem Tage fix und fertig zu bauen und bezugsfertig zu machen, ist ein Kunststück, da«, wie die „Tgl. Rösch." meldet, in Chicago« Vorstadt Raven«- wood zu Stande gebracht worden ist. Dort wurde letzte Woche zwischen Taglicht und Mitternacht eine etwa 3000 Sitzplätze enthaltene Kirche, von drei Kaminen geheizt und mittel« Elek trizität beleuchtet, wie von Zaubcrhand gebaut und am folgen den Vormittag bereit« eingeweiht und ihrer Bestimmung über geben. Der Platz, an dem sich die Kirche erhebt, war an: Freitag Abend noch eine leere Baustelle. Al» die guten Bür ger von RavenSwood, die in der Nähe der Kirche wohnen, sich am nächsten Morgen den Schlaf au» den Augen rieben und zum Fenster hinau»sahen, erblickten sie eine funkelnagelneue ferlige Kirche, 90 bei >20 Fuß groß, au« deren Schornsteinen richtiger Rauch aufstieg, und die Einlaßthüren bereit, die An dächtigen aufzunehmen. Der Kontrakt für ten Bau der Kirche wurde am Freitag abgeschlossen, da» erste Bauholz angefahren und elektrische Drähte von einer zwei Meilen entfernten Fa brik hingeleitet. Zehn Mann fingen dann an zu bauen, und so schnell nur da« Baumaterial zur Stelle geschasst werden konnte, wurde die Zahl der Bauhandwerkcr vermehrt, bi« schließtich gegen 200 Mann an dem Bau arbeiteten. Um st Uhr Nachmittag« standen die Wänee, und da« Dach war weit genug gediehen, daß die Damen von Raven»wood damit be ginnen konnten, da« Innere mit Flaggen u. Grün zu schmücken. Genau um Mitternacht, zwanzig Stunden, nachdem der Eck stein gelegt war, drehte der Küster den Schlüssel in der Vor- derthüre und ging nach Hause, um vor der Einweihung der Kirche noch etwa« Schlaf zu finden. — Richt hat sic! Ein Herr hatte sich bei der Tafel au-schließlich mit seiner Dame unterhalten; erst beim Dessert fällt ihm die völlige Vernachlässigung seiner andern Tischnach barin ein. Er wendet sich endlich an dieselbe und beginnt sein Gespräch mit den Worten: „Ja, ja, mein Fräulein!" Da in demselben Moment die Tascl aufgehoben wird, erhebt sich die Dame und sagt: „Mein Herr, da« hätten Sie Ihrer Dame auch noch sagen können!"
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