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AW- ick AiiMblM für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Neichs- Postanstalten. L4. Serirk des Amtsgerichts Eibenstock »r s I tag und Sonnabend. In- und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 44. Jahrgang. — Sonnabend, den 8. Mai 18NS. Wegeeinziehung in Schönheide bctr. Die Gcmcind^Schönheide hat beschlossen, 1) denjmigW Theil des Weges Nr. 314o des Flurbuchs für Schönheide, welcher südlich der Wegekreuzung liegt, welche sich hinter dem Baumgärtel- schen Gehöfte Nr. 79 des Brandversicherungskatasters befindet, 2) den auf dem Baumannsberge gelegenen Weg Nr. 3142 des Flurbuchs für Schönheide in soweit, als derselbe nördlich des sogen. Windmühlenwegs liegt, für den öffentlichen Verkehr einzuzichen und nur noch als Wirth- schaftswege fortbestehen zu lassen. Etwaige Einwendungen hiergegen find Vinnen 3 Wochen hier anzubringen. Schwarzenberg, am 30. April 1897. Königliche AnitshlWtMlUinschaft. Arhr. v. Wirsing. P In das Musterregister ist eingetragen: Nr. kill. Zeichner Hippolyt«? lienler in Eibenstock, ein verschlossenes Packet, angeblich enthaltend: a. Aortisren-Wufter Nr. 500, 501, 502, 503, 504, 505, 506, 507, 508, 513, 514, 515, 516, 517, b. PeLen-Wusler Nr. 509, 510, 511, 512, c. Tamörequins-Mullcr Nr. 518, 519, 520, 521, 522, 523, 524, 525. <l. tzantonisres-Muster Nr. 526, 527, 528, Flächenerzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre, angcmeldct am 29. April 1897, Vormittags >/«10 Uhr. Eibenstock, am 3. Mai 1897. Königliches Amtsgericht. Ehrig. Hörig. Bekanntmachung. Nächsten Dienstag und Mittwoch, den 11. nnd 12. ds. Mts., können wegen Reinigung der Geschäftsräume nur dringliche Sachen erledigt werden. Eibenstock, am 5. Mai 1897. Königliches HauPtzollamt. Lucius. K. Bekanntmachung. Das topographische Bureau im Königlich Sächsischen Gencralstabe wird in der Zeit von Antang Mai bis mit Ende September ds. Js. Neuaufnahmen von Sektionen der einheitlichen Reichskarte im Maßstabe 1:25000 u. A. innerhalb des hiesigen Bezirks im Gelände ausführen. Da das Publikum sich in vielen Fällen gar nicht bewußt ist, welche Störungen das Umwerfen oder Entfernen der Vermessunassignalc für den Feldmesser bedeutet, wird hiermit größte Schonung der ausgestellten Signalstangen besonders zur Pflicht gemacht. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 M. eventuell entsprechender Haft bestraft werden. Außerdem wird erwartet, daß man mit geivohnter Bereitwilligkeit alle Hilfs leistungen zur Erleichterung der überaus nützlichen Unternehmung dem Leiter derselben, Herrn Oberstlieutenant Seizfert, und den ihm untergebenen Offizieren, Topographen und Hilfstopographen in angemessener Form und Ausdehnung und ohne Verzug zu Theil werden läßt und sein Verständniß für die Wichtigkeit des diesen Herren ge wordenen Auftrags durch größte Zuvorkommenheit bekundet. Eibenstock, den 6. Mai 1897. Der Rath der Stadt. Hesse. Gnüchtel. Bekanntmachung. Die hiesigen Besitzer von Kühen und über ein Jahr alten Kalben werden hier mit geladen, behufs Abhaltung einer Versammlung, in welcher über Begründung einer Zuchtgenossenschaft nach Maßgabe des Gesetzes vom 19. Mai 1886 berathen und be schlossen werden soll, sich Sonntag, den 9. Wai 1897, Wachmillags 3 Wtjr im Saale des Gasthofs „zum Schwan" hier einzufinden. Hierbei wird darauf hingewiesen, daß in der anberaumten Versammlung, zu deren Beschlußfähigkeit die Vertretung der Hälfte der aus dem ausgelegenen Verzeich nisse sich ergebenden Stimmen erforderlich ist, die Beschlüsse nach Stimmenmehrheit gefaßt und daß die Stimmen von Ausbleibenden nicht mit gezählt werden. Da im Falle der Beschlußunfähigkeit die Einberufung einer anderweiten Ver sammlung unter Androhung von Geldstrafen zu geschehen hat, so wird einem all- seitigen Erscheinen der Betheiligten entgegengesehen. , Schönheide, am 15. April 1897. Die Ortsbehörde. Aas Nrandungkülk in Wans. Dienstag Nachmittag hat sich in Paris, wie wir schon berichteten, in einem Wohlthäligkeit« - Bazar ein furchtbares Unglück zugetragen, da« nach den jetzt vorliegenden ausführ lichen Berichten bei Weitem entsetzlicher ist, al« die ersten Meldungen auch nur vermuthen ließen. Nach einer Mit theilung der Pariser Polizei war um Mitternacht festgestcllt, daß 123 Personen um« Leben gekommen und 200 Personen schwer verletzt waren! Unter den Todten befindet sich auch die Schwester der Kaiserin von Oesterreich, die Herzogin von AlenzM. Wir geben im Folgenden die wesentlichsten der Ange gangenen Nachrichten über das schreckliche Unglück wieder. Der Brand war in dem WohlthätigkeitS-Bazar oberhalb de« Verkaufsraumes der Herzogin v. Uzv« au-gebrochen. Da« Gebäude, welche« eine Länge von 100 und eine Breite von 60 Metern hatte, war ganz au« Holz erbaut. In zehn Minuten stand Alles in Flammen! E« entstand ein unbe schreibliche« Drängen. Viele Personen wurden niedcrgestoßen und mit Füßen getreten. Alsbald nachdem die Alarmsignale gegeben waren, war der Sicherheitsdienst zur Stelle. Polizei- Mannschaften versuchten mit Gewalt Ordnung in die bereit« sinnlos vor Furcht da« Gebäude verlassende Menge zu bringen. Herzzerreißende Laute, verzweifelte Ruse wurden überall^gehön. Aber da« Feuer griff so schnell um sich, daß, al» die ersten Mannschaften der Feuerwehr an der Brandstelle eintrafen, bereit« da« Gebälk in Flammen stand und zusammenstürzend viele Personen, welche noch im Innern de« Gebäude» waren, begrub. Die Feuerwehr überschüttete die Trümmer mit Wasser und beschützte die benachbarten Gebäude. Auf den Trümmern de« Bazar« wurden sodann die vollständig verkohlten Leichen ausgehäuft und darauf von städtischen Ambulanzwogen nach dem Industriepalast geschafft. Die näheren Erkundigungen haben ergeben, daß da« Feuer in dem Pavillon ausbrach, in welchem der Kinemato- graph gezeigt wurde. Dort waren außer der schon genannten Herzogin v. Uzo» al« Verkäuferinnen Ihätig: die Herzogin v. Aleritzon, Schwester der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, die Generalin Fevrier, die Marquise Batimenil, die Marquise Costabeauregard und die Comtesse Nicolai, letztere beim Buffet. Die Herzogin v. Alem,on befindet sich unter den Todten. Weiter nennt die Todtenliste: die Gräfin Hunolstein, die Schwester de« Herzog« von Uzo«, Marquise Maison, die Schwester de« Baron Mackau, de« Präsidenten de« Wohl- «Hätigkeit«-Bazar, welcher mit Lebensgefahr 6 Personen er rettete ; die Baronin RatiSmenil, eine Schwägerin des Baron Mackau, ferner die Baronin Laumont, zwei Töchter de« Grasen Chevillh. Unter den Vermißten, welche al« todt angesehen werden müssen, befinden sich die Generalin Cheval«, sowie deren Schwester Madame de St. Ange, Madame Carahon- Latour, al« letzte die Bankiersgattin Theodore Porgc«; ferner werden vermißt die Baronin Caruel de St. Martin, Madame de Gosselin sowie deren Tochter, die Gräfin Mimerel, sodann die Gräfin Gaston de Bonneval, Madame de Grandmaison, ferner Madame Jacques Haußmann, Madame de St. Didier mit ihren beiden Stubenmädchen. Der Bankier HoSkier ver lor in der Katastrophe seine Frau und seine Tochter, die Madame Roland de Gosselin. Bi« jetzt sind übrigen« nur von einer geringen Anzahl der Verwundeten die Namen festgestellt. An der Bergung der Verunglückten wurde mit größter Hingebung gearbeitet. Die Redacteure de« Blatte» „La Croix" haben mit Unter stützung de« Druckcrpersonale« etwa 30 Personen gerettet, in dem sic ihnen über eine Mauer steigen halfen. Dem Per sonal de« am Cour» de la Reine gelegenen „Hotel du Pari»" gelang c«, 150 Personen, darunter mehrere Schwerverletzte, zu retten. Minister Hanotaux, welcher auf dem Brandplatze erschien, beglückwünschte die Leute, denen da« Rettungswerk gelang, auf« Lebhafteste. Um 7 Uhr Abend« befanden sich noch sehr viele Leichen unter den Brandtrümmern. Schutz leute arbeiteten an der Bergung der Leichen. Die meisten waren entsetzlich verstümmelt. Da« Schauspiel, da« der Brand platz darbot, war grauenerregend. Verwandte und Freunde von Personen, die an dem Bazar Theil genommen hatten, umstanden den Brandplatz. War schon der Anblick der aufgehäuften Leichen aus den Trümmern de« WohlthätigkeitS-Bazar« entsetzlich, so bot den schrecklichsten Eindruck der Saal de« Industrie-Palaste«, in dem die Leichen zur Schau gestellt sind. Da sich der Saal im AbbruchSzustandc befindet, wurde der Boden mit Brettern belegt, über welche Decken auSgebreitet wurden. Man sieht darunter gänzlich nackte Körper mit vor Schmerz krampshaft verbogenen Gliedern. An einigen Leichen haften noch Kleiber reste, welche eine Feststellung ermöglichen. Alle sind entsetz lich entstellt. Bei den Meisten hat da« Feuer die Fleisch- theilc gänzlich verzehrt, so daß nur noch Skelette übrig blieben. Die Zahl der bi« l 1 Uhr Abend« im Industrie-Palast nieder gelegten Leichen betrug Nb. Die Thür de» Saale« war von einer dichten Menschenmenge umlagert, au« deren Mitte Schmerzen«ruse auSgestoßen wurden. Man ließ jedoch nur einige Personen eintreten, um die Feststellung der Verun glückten zu erleichtern. Die Eintretcnden erhielten Fackeln, um sich bei der Leichenschau zurecht zu finden. So gingen sie suchend umher, indem sie die Kleiderreste prüften. Die wiedererkannten Leichen wurden sogleich bedeckt. Diese Nach forschungen dauerten die ganze Nacht. lieber die Entstehungsursache de» Brande» wird berichtet, daß da» Comiteemitglied Marthig, welche» mit der Beaus- sichligung de« Kinematographen betraut war, einen Diener beauftragt hätte, eine Lampe draußen anzuzünden. Dabei sei der gläserne Petroleumbehälter der Lampe gesprungen und da« Feuer hätte sofort um sich gegriffen. — Ein Fräulein Macedo, welche» sich beim Ausbruche de» Brande« im Kine- matographen-Pavillon befand, erzählt Folgende«: Ich sah die Flamme und war zehn Secunden später beim Ausgang, hatte aber schon da« Haar versengt. Zu löschen war unmöglich. Die am 6. Mai au-gegebene offizielle Todtenliste um faßte um Mitternacht 117 Namen. Im Industrie-Palast liegen noch 19 Leichen, darunter zwei männliche, welche noch nicht agnoSzirt werden konnten. Die Gesammtziffer der Ver mißten, die bei der Polizeipräfektur seit Ausbruch der Kata strophe angemeldet wurden, beträgt 146. Indessen ist bisher nicht festgestellt, ob alle diese auch thatsächlich zu den Opfern de« Brande« gehören. Vier Verunglückte werden heute, zwölf morgen bestattet. Am Sonnabend, an welchem Tage die von der RegiHung angeordnetc Leichenfeier stattfindet, bleiben die staatlich konzessionirten Theater geschlossen. Einzelne Blatter erheben scharfe Anklagen gegen die Veranstalter de- Bazar« und gegen die Polizei, weil diese selbst die primitivsten Vorsichtsmaßregeln außer Acht gelassen habe. Dem gegenüber erklärt die Polizeipräsektur, daß bei Veranstaltungen, wozu nur Eingeladenen der Zutritt gestattet ist, sic nicht zu intcrvcniren habe; in solchen Fällen müsse sich die Polizei daraus beschränken, für die Frcihaltung de« Straßenverkehr» zu sorgen. E« ist ein erschütternde« Gefühl, daß Hunderte wohl- Ihätiger Frauen au« den vornehmsten Kreisen der Pariser Gesellschaft, die al« Verkäuferinnen oder Käuferinnen bei einem Bazar für die Armen thätig waren, mitten in ihrem menschenfreundlichen Thun den Flammentod gefunden oder mehr oder minder schwere Verletzungen davongetragen haben. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Gerüchte über eine neue innere Krise wollen nicht verstummen. Der Reich-kanzler Fürst Hohenlohe hielt am Mittwoch dem Kaiser zweimal einen