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Regierung und die außerordentliche Antheilnahme, welche der Hr. Bezirk-schulinspector l)>. Hann» in Schwarzenberg für da» Gelingen der Anstalt bekundet habe. Nachdem der Hr. Bezirk-schulinsprctor die Verpflichtung der beiden für die La teinschule gewonnenen Lehrkräfte vorgenommen hatte, ergriff noch der Leiter der neuen Anstalt Hr. S. Wegerdt da» Wort, dem sich dann noch einige Deklamationen von Schülern an schlossen. Gesang und Gebet schloß die kurze, aber würdige Feier. Möge die Schule, welche mit 25 Schülern beginnt, sich zum Segen unserer Stadt entwickeln. — Eibenstock. Anläßlich der Behändigung der Ein- kommensteuerzettcl machen wir daraus aufmerksam, daß die Einkommensteuerskala die folgende ist: Klasse 6in1onnnen Steuersatz iS von über 400 biS KOO M. 1 M. 1 500 600 2 2 », 600 ,, 700 3 3 700 800 4 4 ,, 800 950 6 S 950 1 100 8 6 1 100 1 250 10 7 I 250 1400 13 8 1400 1 600 16 9 .. ,, 1 600 1900 21 10 1 900 2 200 29 11 2 200 2 500 37 12 2 500 2 800 45 13 ,, 2 800 3 100 54 14 3 100 3 400 63 1k 3 400 3 700 72 16 3 700 4000 82 17 4 000 4 300 96 18 4300 4 800 112 19 4 800 5 300 128 20 5 300 5800 144 21 5 800 6 300 161 22 ,, 6 300 6 800 178 23 6 800 7 300 195 24 ,, 7 300 7 800 212 25 7 800 8 300 229 26 8 300 8 800 246 27 8 800 9 400 264 28 9 400 10 000 282 29 10 000 11000 300 30 11000 12 000 330 31 12 000 13 000 360 32 13 000 14 000 390 33 14 000 15 000 420 34 ,, 15 000 16 000 450 3K 16 000 17000 480 36 rc. 17 000 rc. 18 000 rc. 510 — Schönheide. Bei Beginn de» neuen Schuljahre» wurden hier durch Herrn Schuldirektor Tittel in Anwesen heit de» Herrn Gcmeindevorstand Haupt und Herrn Pastor Hartenstein die Herren Biegling als ständiger Lehrer und Hahn al» Hilfslehrer eingewicsen. Im Anschluß daran wurden Herrn Lehrer Ludwig Schröter in Anlaß seiner 25jährigcn segensreichen Thätigkeit als Lehrer an hiesiger Schule die herzlichsten Glückwünsche seitens de« Herrn Director Tittel zugleich im Namen der Bezirksschulinspection, de» Hrn. Gemcindevorstand Haupt im Namen re« GemcinderathcS, de« Herrn Pastor Hartenstein, sowie de« Lehrer-Collegium» dar gebracht. — Johanngeorgenstadt, 24. April. Der gestrige Geburtstag unsere» geliebten Königs Albert wurde auch hier wie alljährlich in entsprechender Weise gefeiert. Am Morgen erfolgte ein Weckruf Seiten der hiesigen Musik kapelle unter Begleitung einer Abtheilung de« Kgl. sächs. Mililärverein«. Vormittags 10 Uhr fand SchulaktuS statt, welchem eine größere Zahl hiesiger Herren beiwohnte. Lehrer Schmidt hatte die Festrede übernommen und sprach über die HcereSentwickelung. Mittag» I Uhr versammelten sich viele Herren zu einem gemeinschaftlichen Festmahle im Hotel de Saxe. Diese Versammlung bot ein herrliches Bild, da neben der zahlreich vertretenen Civilkleidung auch die Militär-, Zoll- und Forslunisorm u. s. w. in großer Anzahl vertreten war. Der Kgl. sächs. Mililärverein feierte den Geburtstag seines allerhöchsten Protektor« durch einen Festcommer» von Abend« 8 Uhr an im VercinSlokale, an welchem die Mitglieder sehr zahlreich sich belheiligten. Kamerad Kaufmann G. Herberger hatte hierbei die Festansprache übernommen, welche in zünden den Worten Se. Majestät den König als den einstigen ruhm reichen Führer der Maasarmee behandelte und mit einem dreimaligen Hurrah auf den königlichen Kriegsherrn schloß. Seiten« der geladenen Gäste dankte Forstassessor Reichenbach Namen« derselben für die freundliche Einladung und brachte auf die anwesenden Combattanten von 1870/71 und au» den früheren Kriegen ein Hoch au», da« ebenfalls begeistert aus genommen wurde. Trotz der regnerischen und kalten Witter ung am Vormittage prangten alle öffentlichen und viele Pri- valgebäude in herrlichem Flaggenschmuckc. Ebenso ließ sich die Musikkapelle nicht abhalten, die aus die Zeit von 11—12 Uhr angesetzte Festmusik vor dem Rathhausc auszuführen. — Carl» seid, 24. April. Einen geradezu imposanten Verlaus nahm in unserem mit zahlreichen Flaggen geschmückten und am Abend illuminirten Dorfe die Feier de» Geburts tages unsere« allverehrten König« Albert, gleichzeitig Zeugniß ablegend von der echt königstreuen Gesinnung unserer gesammten Bewohnerschaft. Der Tag wurde eingeleitet durch eine vom Bläscrchor de« hies. MilitärvereinS auSgesührte Reveille. Mit Beginn der Dunkelheit bewegte sich unter Vorantritt eine» Musikchore» und unter bengalischer Be leuchtung ein vom Mililärverein und dem Gesangverein Lieder kranz gestellter ziemlich umfangreicher Lampionzug durch da» Dors. Die ganze Bewohnerschaft war aus den Beinen und versammelte sich hierauf zu festlicher Vereinigung in den beiden hiesigen Sälen, in der Gerber'schen Restauration der Gesangverein .Liedertafel" und der Turnverein, im Börncr- schen Gasthof die am Umzug betheiligt gewesenen Vereine. Beide Commerse nahmen unter allgemeinen Gesängen, Fest ansprachen, Deklamationen, gesanglichen und turnerischen Dar bietungen einen recht würdigen Verlaus und nur zu bald waren die wenigen Stunden verflossen. Die Festansprache bei Herrn Gerber hatte Herr Lehrer Badstübner und die im Commer» de« Mililärverein« Herr Pastor Jahn gütigst über nommen, welch' Letzterer in vortrefflichen, begeisterten und begeisternden Worten ein Bild unsere» König» zeichnete, um darau« die Pflichten abzuleiten, die einem echten Patrioten eigen: unerschütterliche Liebe, nie wankende Treue und da» geweihte Gelübde, dem erhabenen Beispiel de» Herrscher» folgend mit lhätiger Opferfreudigkeit am Wohle de« christ lichen, de« deutschen Sachsenlande« mitzuarbeiten. — Auch an dieser Stelle sei den milwirkenden Vereinen, inlbesondere auch der tapferen Sängerschaar de» Gesangverein Liederkranz und ihrem wackeren Dirigenten Herrn Cantor Götz der Dank gebracht für die vielen und namentlich würdigen Darbietungen. — Morgen Sonntag ist Kirchenparade de« hies. Kgl. Sächs. MilitärvereinS. — Dresden, 23. April. Anläßlich de» Geburts tage« Seiner Majestät de« König» hatte die Stadt heute reichen Flaggcnschmuck angelegt. Früh fand Reveille durch die Kapellen der hier garnisonirenden Truppentheilc statt. Die Glückwunschcouren bei Sr. Majestät vollzogen sich in der gewöhnlichen Weise. Vormittag» 10 Uhr traf, von Wien kommend, Se. Majestät der Kaiser in Strehlen ein und wurde vom König auf dem Bahnhofe herzlichst begrüßt. Hieraus begaben sich die beiden Monarchen zu Fuß nach dem Schlosse, wo Ihre Majestät die Königin den kaiserlichen Besuch auf« Herzlichste bewillkommnete. Gegen '/,12 Uhr traf auch Ihre Majestät die Kaiserin ein und wurde auf dem Bahnhof von Ihren Majestäten dem Kaiser, dem König und der Königin, sowie Ihren kgl. Hoheiten den Prinzessinnen Friedrich August, Johann Georg und Mathilde empfangen. Nachdem sich die hohen Herrschaften in» Schloß begeben hatten, fand daselbst FrühstückStasel statt. Nachmittag« 5 Uhr vereinigten sich die Majestäten und die Mitglieder de« königl. Hause« zur Fa- milientascl. Abend« '/,8 Uhr reiste der Kaiser mittel« Son- dcrzuge» nach Karlsruhe ab, während die Kaiserin sich zu ihrer hier weilenden durchlauchtigsten Mutter, der Frau Her zogin zu Schleswig-Holstein, begab. — Dresden. Se. Maj. der König haben geruht, den Herren AmtShauptleuten Freiherr» von Wirsing zu Schwarzenberg und vr. Schnorr von CarolSfcld zu Zwickau den Titel und Rang als Geheimer RegierungSrath, sowie dem bisherigen Bezirksassessor bei der AmlShauplmann- schast Schwarzenberg, Herrn von Kirchbach, den Titel und Rang eine« Regierungs-Assessors zu verleihen. — Strehla, 22. April. Nacht« sind hier fünf Personen in der Elbe ertrunken. Dieselben kamen in animirter Stimmung vom Tänze an die Ueberfähre, um sich übersetzen zu lassen. In ihrem Uebermuthe warteten sie jedoch da« Erscheinen de« Fährmanns - nicht ab, lösten den Kahn selbst los und fuhren ab. Auf der Mitte der Elbe aber stieß da« Boot mit einem anderen größeren Fahrzeuge zusammen, demzufolge Erstere« umschlug und die Insassen in den Wellen ihren Tod fanden. — Unlcrsachsenberg. Da« Fabrikgebäude von I. Köhler brannte Donnerstag Abend vollständig ab. Bei dem großen Wassermangel war die Rettung de« anstoßenden massiven Wohnhauses, in dem da« Ncbenzollamt mit unter gebracht ist, sehr erschwert. — Zum ersten Male öffnen sich heute die Schulpforten unseren Kleinen, die in diesem Jahre schulpflichtig geworden sind. Voller Stolz schnallen sie La» Ränzlein mit dem Lesebuche, der Schiefertafel u. dem Schwamm auf een lleinen Rücken; freudig treten sie den ersten Gang in Begleitung älterer Geschwister oder der Eltern an. Doch je näher sie dem Schulhausc kommen, desto lauter pocht da» Herz, desto banger wird die Stimmung. Wie wird e« in der Schule aussehen? Wird der gestrenge Herr Lehrer dem Papa gleichen? Da« eine Kind macht ein tiefernste« Gesicht, die Thränen sind ihm näher al« da» Lachen; ein zweite» sieht vergnügt und vertrauensvoll in die Zukunft; ein dritte» sucht mit scheuem Blicke den Stock, von dem ihm — mit großem Unrechte — soviel als der Hauptsache im Schulleben erzählt wurde. Welche Früchte werden sich au« den Samenkörnern, die die Schule in jede« der Kleinen streut, entwickeln? Der kleinen Schaar wird ein Classenzimmcr und jedem Einzelnen ein bestimmter Platz angewiesen. Da sitzen nun vierzig bi« sünszig Altersgenossen, die in den verschiedensten häuslichen Verhältnissen ausgewachsen, die nun ein und demselben Manne anverlraut sind und alle zu gleichem Ziele geführt werden sollen. Au» manchem Auge vermag der Lehrer zu lesen, Wa da» Kind bisher erlebt hat, und er gewinnt werlhvolle Hand haben für den Beginn de» Erziehungswcrke». Bei den meisten Kindern sind ihm aber Schlüsse in die Vergangenheit versagt; gleich schwer lösbaren Räthseln sitzen sie vor ihm. Wie ganz ander» würde ost der Lehrer ein Kind behandeln, wüßte er, welche Krankheiten und Gefahren die körperliche Entwickelung desselben hemmten, welche vererbten Anlagen und welche häus lichen Verhältnisse auf da» Seelenleben desselben cinwirkten! Da sitzt ein bleichwangtge» Geschöpf, da» von der Wiege an Mangel und Entbehrung erfahren mußte, dort ein lachende» rothwangige», dem der Hunger ein unbekannter Geselle ist. Diese- Kind ist der einzige Liebling ängstlich besorgter Eltern; auf Schritt und Tritt wurde e» von ihren Augen bemacht; an Verzärtelung grenzte ihre Sorgsamkeit. Neben ihm hat ein andere» Platz genommen, da« inmitten einer zahlreichen Geschwisterzahl aufwuchs, wenig gehegt und gepflegt. Wieder ein andere» Kind sitzt verschlossen und ernst da, ohne kindlich heitere» Mienenspiel. Allein, ohne anregenden Verkehr mit seinesgleichen und mit den Eltern, die keine Zeit hierzu hatten, ohne Spielzeug verbrachte e» seine früheste Jugend. Und ein andere» verräth sehr bald, wie die Eltern jede Gelegenheit benutzten, um die seelischen Kräfte ihre» Liebling» möglichst zu fördern. Ein Kind dürfte Zeuge eine» ungetrübten Fa- milienglücke» sein, unter dem wolkenreinen Himmel der Heiter keit aufwachsen, unter dem alle Blüihen sich prächtig entfalten, Giftpflanzen ausgenommen. Einem anderen wurde schon frühzeitig die Neigung zu Unfrieden und Streit durch da» Beispiel der Ellern in da» unschuldige Gemüth gesenkt. Einem letzten erlosch schon in frühen Tagen die wärmende Sonne der Mutterliebe; fremde Menschen erzogen e» äußerlich ge wissenhaft, aber kalt und lieblo». All' diesen verschiedenen Seelen soll nun derselbe Mann Erzieher und Lehrer sein. Wie verschieden wollen sie angcfaßt sein, damit da» Wirken der Schule an ihnen ein segensreiche» werde. Wie schwer ist e» aber, ein jede» richtig vom ersten Augenblicke an zu leiten. Ihr Ellern, unterstützt diese» schwere, aber nothwendige Werk der Jndividualisirung; die kleinen Mühen, die Euch darau» erwachsen, daß Ihr den Lehrern Auskünfte über Eure Kinder gebt, werden sicher edle Früchte tragen! Aus yelterm Kimmet. Bon I. Hutten. («. Fortsetzung». Felix war zu erbittert, um zu antworten. Nach einem stummen Gruße folgte er Dora, die draußen sofort lebhaft zu ihm sagte; »Laß un» in den Garten gehen, ich bin zu aufgeregt, um sogleich in den Tanzsaal zurückzukehren." Langsam schritten sie den mondbeleuchteten Weg hinunter und besprachen da» Verhallen Schultze«. »Ich verstehe ihn nicht," gestand Dora beklommen. »Wie solltest Du auch," meinte Felix, ihr Haar strei chelnd, .aber ich hätte ihn richtiger beurtheilen können und muß mich jetzt eine« unverantwortlichen Leichtsinn« zeihen. Mir sind oft genug Andeutungen über Schultze gemacht wor den, die seinen Charakter in kein günstige» Licht setzten, ich war stolz darauf, mich um kein Geklatsch zu kümmern. Eine solche Niederträchtigkeit hätte ich nie für möglich gehalten." .Vielleicht meinte er e» auch nicht so schlimm," versuchte Dora den Aufgeregten zu beruhigen, .und wollte nur sehen, ob Du Dich so leicht einschüchtern läßt und giebt sein Vor haben auf, nun er weiß, woran er mit Dir ist." .Ja, da» müssen wir abwarten," meinte Felix nach denklich. .Lebt denn Spindler nicht mehr, daß er Dein Zeuge sein kann?" fragte Dora nach einer Weile. .Nein, leider starb er in diesem Winter." .O," rief die junge Frau lebhaft, .dann weiß ich auch, weshalb Schultze gerade jetzt die Karte studirt hat, er wollte erst den Tod de» einzigen Manne», der ihm sein Spiel ver derben konnte, abwartcn." Meißner mußte ihr Recht geben. „Jetzt aber ist es genug, Liebchen. Schultze soll nicht von un» sagen können, daß e» ihm gelungen sei, un» den ganzen Abend zu verderben. Komm jetzt hinein, Dora, ehe man un» vermißt." Dazu war e» indessen schon zu spät. Die Kunde von dem Streit zwischen zwei der bekanntesten Besitzer halte sich sofort im Saal verbreitet und man wartete nur auf Meißner, um ihn mit Fragen, TheilnahmSbezeugungen und Versicher ungen zu überschütten, die alle wohl freundlicher gemeint, al- angenehm zu ertragen waren. Dora besonder« fühlte sich peinlich davon berührt, und nur al» Annchen sich zu ihr gesellte und tröstend sagte: .Laß Dir nur von dem dummen Schultze nicht die Laune verder ben," mußte sie lachen. Erröthend fügte da» Mädchen nach einer Weile hinzu: „Herr RabowSky sagt auch, er begreife seinen Onkel gar nicht, denn wenn Dein Mann bestimmt weiß, daß der Kauf abgeschlossen sei, dann könne doch Niemand mehr daran zweifeln." .O Anna, ich danke Dir für da» gute Wort," antwor tete Dora und drückte ihr zärtlich die Hand. Beim Aufbruch geleitete Scheppwitz da« junge Paar bi» zum Wagen und fragte, ob c» ihm gestattet sei, schon in den nächsten Tagen wieder in Emilienhof vorzusprechen. Felix erwiderte freundlich, daß er jederzeit willkommen sei. „Du bist wohl sehr befreundet mit Herrn von Schepp Witz?" fragte die junge Frau, al» sie eine Weile schweigend gefahren waren. Wenigstens nehme ich Antheil an ihm und möchte Dich bitten, ihn gütig bei uns zu empfangen. Sieh, Dora, ein unverheiratheter Gutsbesitzer ist schlimm daran. Scheppwitz langweilt sich in seinem Heim und ist aus den Umgang mit der Stadt angewiesen, wenn nicht seine Nachbarn ihm freund lich ihr Hau« öffnen." „Ich will da« gerne thun," sagte sie, „und ich komme Dir um so lieber entgegen, al« ich auch einen Schützling habe, für den ich Dich um freundliche Aufnahme bitten möchte." „Wenn Du Anna von Mohrthal meinst," sagte er lächelnd, „so wird mir da« nicht schwer sollen, ich habe sie immer gern gehabt." Dora wollte noch einmal da« Gespräch aus Schultze bringen, doch Felix ließ es nicht zu, Ihre Lippen mit einem Kusse schließend, sagte er innig: „Nein, Liebchen, kein Wort mehr davon. ES wäre eine Versündigung an unserm Glück, wenn wir un« jetzt mit solchen Sorgen plagen wollten. Komm, lehne Deinen Kopf an meine Brust, damit ich Dich besser gegen die Nachtluft schützen kann." So fuhren sie, zärtlich aneinander geschmiegt, in träumer ischem Schweigen ihrem Heim zu. Wirklich erschien schon an einem der nächsten Tage Herr von Scheppwitz 4n Emilienhof. Er fand Dora allein, da ihr Mann auf dem Felde beschäftigt war. Die junge Frau hieß ihn freundlich willkommen. Bald brachte sie da» Ge spräch auf Schultze. „Mich beunruhigt diese ganze Angelegenheit," sagte sie sorgenvoll. .Felix freilich will nicht« davon wissen, denn ob gleich er empört über den Nachbar ist und fest glaubt, der selbe habe um den Waldvcrkauf gewußt, so hält er e» doch für unwürdig, sich dadurch die Stimmung verderben zu lassen." „Ein beneideniwerther Standpunkt," warf Scheppwitz ein. „Ja, aber wa» halten Sie von der Sache? Ich möchte gern da» Urtheil eine» Unparteiischen hören." .O, gnädige Frau, in meinen Augen ist die Angelegen heit vollkommen klar, denn Schultze ist ein Spitzbube — nur daß c» ihm nicht gerichtlich bewiesen werden kann, und die Ellern Ihre» Manne» waren ehrenwcrthe Leute." „Aber, mein Gott, wenn Sie so über Schultze denken, wie können Sie dann noch mit ihm umgehen?" fragte entsetzt die junge Frau. „Was wollen Sie?" erwiderte Scheppwitz in seiner nach lässigen, leichtfertigen Art, .er ist gar kein übler Mensch. Ich verkehre noch immer lieber mit solchen Leuten, wenn sie nur den Anstand wahren, al» mit unmanierlichen Ehren männern." Dora fühlte sich tief verletzt durch diese Aeußerung. „Mir erscheint diese Ansicht unfaßbar, fast möchte ich sagen, gemein." „Und darin haben Sie Recht, gnädige Frau," erwiderte er, .aber ist nicht unser ganze» gesellschaftliche» Leben ein fortwährender Kompromiß mit der Gemeinheit?" „Ich aber schließe ihn nie," rief sie fast heftig, „und ich weiß, Felix würde e« auch nicht thun." „Ich glaube," nahm Scheppwitz nach kurzer Pause wieder da» Wort, .Sie beurtheilen Ihren Mann ganz richtig, aber da», wa» gut und ehrenhaft erscheint, ist noch lange nicht immer da» Klügste. Ich scheue mich nach dieser Bemerkung von Ihnen saft, Sie um Ihre Vermittelung in der Waldan gelegenheit zu bitten, wie ich gewillt war." Sie sah ihn erstaunt an und er fuhr lebhafter fort: „Ich erlaubte mir schon zu bemerken, daß für mich diese An gelegenheit vollständig klar sei, aber so sicher auch Meißner moralisch im Recht ist, formell ist er e» nicht. Ich habe da« von verschiedenen Juristen, die ich befragte, gehört und war