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Stolpen und L Mittwoch, de« 31. August. s*. M Die Amnestie in Frankreich. Die großen Festtage der 15. August in Paris, die Rückkehr der italienischen Armeen ist vorüber. Die Lampions stnd verloschen, die Triumpsboge» eingerissen, die massenhaften Fremden find größtentheilS wieder ab gereist. Die Pariser Feste haben aber etwas mehr gebracht, al» den flüchtig vorüberrauschenden Pomp äußern GiegSgeprängrS. Der Montag, der erste Morgen nach d«n Feste brachte eine vollständige ausnahms lose'Auen estie. lieber all« politischen Vergehen ist der Schleier ewiger Vergessenheit gedeckt. Die Kerker -ffnen sich, um Tausende, die schuldig over unschuldig «cks politische Verbrecher hineinkamen, ihren Familien wieder zu geben ; Dampfschiffe find auf dem Wege nach Sayemlr, um die dqrt politisch Verbannten, insoweit fit nicht bereits dem mörderischen Clima erlegen find, auf heimische Erde zurückzuführen; die politischen Flücht linge, welche fich zumeist in England aufhalten, dürfen ungehindert wieder nach Frankreich zurückkehren. DaS ist ein großherziger Entschluß deS Kaisers, über den fich jeder Menschenfreund freuen muß! Welche Freude wird nach bangen Kummernächten in den Echooß lausender von Familien einkehren. SS gab in Pari» in der nächsten Umgebung deS Kaiser» Viele, welche voll jenem Gnadenacte bedenklich obrkethen. Engherzige Seelen, baar aller Gefühle der Menschlichkeit, fürchteten mit der Heimkehr oder der Peftekmg vieler politischen Gefangenen, Deportirten, ÄÄtrten, da» alte, viel als. Schreckbild benutzte ,rothe Schienst^ d« Revolution werde in Pari» einziehen und fahyt im Geist, wer weiß welche Ungethüme noch, die ihnen dj»W«gierungspreffe io Paris früher mit verschwen derischer Farbenfalle vorgemalt hatte, wenn die Nation de- di-poüsche« PoltzeidruckS einmal überdrüssig wat. Die Welt ist nicht aus ihren Fugen gegangen durch einen Act der Menschlichkeit, den Napo leon gegen den Willen seiner Minister durchsetzte.. Zch. man ficht jetzt in Frankreich ein, daß die Amnesti« NichtM»« ein» gerechte, human»; sonder» auch eil» staMklugr Maßregel war, daß Napoleon M hierdurch seiuen thtoa sichrer gestellt hat,indem er lhm' di, Sympathie de» aufgeklärten, menMch gefinntm TheiÜ der Bevölkerung jotdetldet«.' - Vierzehnter Jahrgang. Auch die Zeitschriften Frankreich», welcheudwMsd. haltene Verwarnungen wegen irgend einer MifidWDpj mißliebigen Aeußerung in ihrer Eristenz bedroht wdteti, haben Theil an der preiSwürvigen Maßregel d«» August; alle Verwarnungen find al» ungeMheih- apß- gehoben. So hat fich Napoleon, der sonst .nichtDWW der Mayo unsrer Vorliebe ist, seinem Volke nlchr MDS al» strafender Herrscher, sondern auch al» ßegitzMer Lande-vater gezeigt. ' :u.' ? So sehr wir aber auch die Gnadenacte de» KÄsti» anerkennen, so hindert die» doch nicht, nach dem l^- sprunge und den Motiven derselben zu fragen, Nnd>.L» werden wir finden, daß ste für Napoleon; derr ÄsoMWd Herrscher, eine Nothwendigkeit waren und däß auch ßtr Absolutismus seine Grenzen in der Bildung de» alter» und in dem öffentlichen Bewußtsein der Nation M. ES ist heute für Niemand ein Gehejmoiß u«M daß der itälienische Krieg, dem französischen Volke ge genüber, daS dabei nicht inrerrssirt war, rin grob« Fehler gewesen ist, der durch den raschen Frieden»» Muß, welcher Frankreich auch nicht einen greifbarer materiellen Vortheil gebracht hat, zum noch gröber» Fehler geworden ist. Die Proklamationen und Rede» deS Kaisers seit dem 11. Juli haben e» deutlich g^Wg eingestanden, daß Frankreichs Volk im Recht» -PWW und die politische europäische Lag» sehr gut beschritt hat, wenn eS fich von vorn herein dem neigt zeigte, und daß der Friede von Billa^uca dne^ -uS keine genügende Entschädigung für die üvHchkstW Opfer an Blut und Gut biete, die der Kaiser feine» Volke auferlegte, und welche Stockung in dieGeschäfte, Angst und Sorge in die Bevölkerung brachte. M Ueberzeugung von der Zwecklosigkeit de» Krieg» errrA eine allgemein- Unzufriedmheit in Frankreich, W von der Polizei weder niedergehaltrn, noch werden konnte, da sie dem Publicum seine Weir nicht nehmen kann. Di« kriegerifchm Schaüfptewhi 15i August riefen keine Begeisterung hervor. W< blieb da dem Kaiser übrig, al» der Mißstimmung dm einen Gnadenact zu begegn»» Wd babei die H durchschimmern zu lassen, daß di« Müudfltze drr heit; di« man vorgeblich ch glM«, UMn zur Geltung hatt» bkingm. dahrstu «lüich fi>» Leben ewtzSstchm stmdeü Mtrdß Amtsblatt -es Köaigl. Vrrichtsamtrs ««- -rs StabtraltzkS M DH Dsitst Zeitschrift erscheint »öchentüch 2 Mal, Mittwochs und Sonnabend», und kostet vtertetzährM ' Inserate werd en die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet.