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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 03.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189704038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970403
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-03
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Monat
1897-04
-
Jahr
1897
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nichl wieder herau« und die WeltmachtSpolitck de« Zarenreiche» käme damit einen gewaltigen Sprung vorwärts. Man sieht, wie die Interessen der Großmächte wirr durcheinander lausen. Der Frieden-liebe de« Zaren ist un bedingt zu trauen, aber die Verhältnisse sind ost stärker al« die mächtigsten Herrscher. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 2. April. (Theater.) Seit Dienstag d. Woche weilt in unserer Stadt die Theatcrdirektion Felix Schleichardt mit einer gut geschulten Truppe. Leider ist der Ansang genannter Gesellschaft hierjelbst ein sehr schwieriger, da die zuletzt hier anwesende Gesellschaft Klinger die gehegten Erwartungen sehr stark getäuscht hat. Daher kam e«, daß die ersten Vorstellungen sehr schwacb besucht waren. E« wäre zu bedauern, wenn au« diesem Grunde uns Hr. Dir. Schleichardt bald wieder verlassen müßte, zumal sein Reper toir in der Hauptsache au« Novitäten besteht und die Leistungs fähigkeit de« Personal« eine recht anerkcnnenrwcrihc ist. Der nächste Sonntag wird außer der Nachmiltag»-KindervorsteU ung „Sneewittchen" am Abend da« baktige Gesangsstück „Multersegcn u. Vaterfluch" bringen, dem am Montag die 4aktige Opercttenposse „Der Walzerkönig" folgen wird. Am Dienstag folgt da« Sardou'schc Lustspiel .Madame San« Gone". Hoffen wir, taß die Bemühungen der Direktion für die Folge durch zahlreichen Besuch de« Theater« au» die nöthige Anerkennung finden möchten. — Eibenstock. Daß unser Gebirge reich an Kreuz ottern ist, beweisen die verhältnißmäßig hohen Beträge, die an Prämien für Vernichtung dieser Thiere von den einzelnen Gemeindebehörden während eine« Jahres bezahlt werden. Auch Heuer ist. diese« Reptil wieder früh auf dem Plaue, denn e« wurden im Monat März schon wieder 8 Stück beim Stadtrach abgclicfert. Im vergangenen Jahre wurde Hierselbst für 317 Kreuzottern die Prämie bezahlt. Dieselbe beträgt für da« Stück 25 Pf. — Zwickau, 3l. März. Da« königl. Ministerium de« Innern hat nunmehr die Genehmigung zum Bau der elektrischen Straßenbahn von hier nach Marienthal ertheilt. Die Bahn erschließt dadurch den westlichen Stadt- theil, insbesondere auch alle Militäranstaltcn, und wird bi« zum Gemeindeamt Marienthal geführt. Der Bau wird sofort in Angriff genommen werden. — Zwickau, I. April. Das bisherige vierte Ba taillon de« hiesigen Regiment« rückte heute früh um '/^7 Uhr vom städtischen Barackenhof unter Vortritt der RegimentS- musik nach dem Bahnhof ab. Daselbst halten sich der Regi mentskommandeur Herr Oberst Meißner nebst zahlreichen Offizieren, sowie u. A. Herr Bürgermeister Ur. Huhn zur Verabschiedung eingefunden. Kur; vor 7 Uhr erfolgte da« Signal „Einsteigcn" in den bereit gestellten Extrazug, worauf sich derselbe 7 Uhr 3 Min. unter den Klängen de« RegimentS- ParademarscheS und unter Abschiedsgrüßen der Offiziere und de« Publikum« zur Fahrt nach der Festung Königstein in Bewegung setzte. Außer den Unteroffizieren und Mannschaften de» bisherigen 4. Bataillon« sind noch 6t) Mannschaften der übrigen drei Bataillone de« hiesigen Regiment« an da« neu errichtete 177. Infanterie-Regiment abgegeben worben. — Reichenbach. Rascher als man erwartet hatte, ist der legendenhafte Schleier, der sich um das Haupt der vermeintlichen Elsa Vetter gewoben, durch einen jähen Riß gelüftet worben und die begeisternde Verhimmelung, mit wel cher man da« nach achtjähriger Abwesenheit in« Elternhaus zurückkehrende Mädchen hier aufnahm und e« mit Geschenken und mit milden Spenden geradezu überschüttete, ist von einer Stimmung verdrängt worden, die sich in einem berechtigtem Hasse gegen die Schwindlerin kundgiebt, welche es verstanden hat, Behörden, Geistliche, Lehrer, kurz eine ganze Welt in einer Weise zu betrügen, die man wirklich als einzig dastehend bezeichnen kann bei einem Alter, in dem andere glücklicherweise noch in den Kinderschuhen stecken. Nachdem die Angaben der Frau verw. Matthe» geb. Seeliger in Gera durch die Nebenumstände an Glaubwürdigkeit gewonnen, nämlich daß die angebliche Elsa Vetter ihre vor ca. 9 Monate entlaufene Tochter Marie Matthe» sei, ordnete man, da letztere im Gcn- darmerieblatt außerdem wegen schweren Diebstahls steckbrieflich gesucht wurde, ihre Vernehmung an und e« gelang hierbei Herrn Stadtrath !)>. Krippendorff, nach eindringlichem und energischem Vorhalt, die 16 jährige Hochstaplerin zu dem Geständniß zu bewegen, daß sie lhatsächiich die bclr. Marie Matthe« sei und damals, weil ihr die großen Aufmerksam keiten gefielen, Alle« so aussagte, wie man ihr die Fragen vorlegte. — Freiberg, 31. März. Zu den angeblichen Schä digungen de« Tharandter Forste« wird dem hiesigen Anzeiger geschrieben: Niemandem wird cinfallen wollen, die Schäden der schwefeligen Säuren, die durch die hohe Esse entweichen, abzuleugnen. Der Wald namentlich besitzt An ziehungskraft für diese Giftstoffe. Daß diesen Giftstoffen jedoch der Wald zum Opfer fallen müsse, wird kein vernünf tiger Mensch glauben, von Verwüstung de« Walde« kann buchstäblich nicht die Rede sein. Der Verfasser der betreffen den Correspondenz de« „Berl. Tageblattes" sieht mit Ver größerungsgläsern — Rochlitz, 1. April. Mit dem Wegzuge der drei UlaneneScadronS am heutigen Donnerstag büßt unsere Stadt eine Eigenschaft ein, die sie feit 115 Jahren besessen hat, den Charakter al« Garnisonstadt. Seit 1782 hat unsere Stadt mit wenigen, ganz kurzen Unterbrechungen Soldaten im Stand quartiere gehabt. Auch Geithain hat mit diesem Tage seine Garnison verloren. — Im Königreich Sachsen müssen bekanntlich alle be fahrenen Fahrräder mit einem deutlichen Namen«- schilde de« Besitzer« versehen sein. Diese Bestimmung be steht in Preußen noch nicht. Da« sächsische Ministerium hat deshalb zur Vermeidung von Härten gegen Radfahrer au« außersächsischcn Orten für diese folgende Dispensation von obiger Bestimmung bewilligt. Alle außerhalb de« König reich« Sachsen wohnenden Radfahrer, die sich durch eine obrigkeitlich ausgestellte Fahrkarte al« Inhaber eine« Fahr rade« lcgilimiren, sind bei vorübergehenden Fahrten im Königreiche Sachsen von der Verpflichtung der Führung eine» Namensschilde« an ihrem gahrradc bi« aus Weitere« entbunden. Sitzung des Bezirksausschusses der Königs. Kmtshauptmannschaft Schwarzenberg am 27. März 1897. 1) Bon einer Verordnung des Königl. Ministeriums des Innern, den Ausschuß für Wohlfahrtspflege auf dem Lande betr.. wird Kennt- niß genommen. 2) Der Generalbericht des BezirksstraßenmeisterS über den Zustand der Kommunikationswege auf die Jahre 1895 und I89Ü gelangt zur Kenntniß und Zirkulation. 3) Bon einem Dankschreiben des Rechnungsführers der Bezirksanstalt für gewährte Pensionsberechtigung wird Kenntniß genommen. 4) Die Gesuche des Fleischers Erhard Paul Bleyl in Breitenbrunn um Genehmigung zur Errichtung einer Schlächtereianlage, Emil Gold ammers in Breitenbrunn um Erlaubniß zum Kleinhandel mit de- naturirtem Spiritus, Emil Richard Pechsteins in Sosa um Neber- tragung der Erlaubniß zum Gasthofsbetriebe, der Gebrüder Bret- schneider in Wolfsgrün um Erlaubniß zur Ausübung der Gastwirt schaft durch den Pächter Lorenz, Traugott Bruno Burgholds in Zelle um Erlaubniß zur pachtweise« Ausübung des Gastwirthschafts- betriebes im Viktoria Hotel, Paul Hermann Friedrichs in Grünhain u^n Uebertragung der Erlaubniß zum Bier- und Branntweinschank, Ernst Emil Epperleins in Obersachenfeld um Uebertragung der Erlaubniß zum Bier- und Branntweinschank. Arthur Clemens Hoch muths in Crottendorf um Uebertragung der Karl Bruno Wagner in Raschau ertheilten Erlaubniß zum Bier- und Branntweinschank. Friedrich August Jahns in Bernsbach um Erlaubniß zum pacht weisen Betriebe des Bier- und «Branntweinschanks im Brethause, Karl Gottlieb Laschs in Niederschlema um Uebertragung der Er» um Uebenragung der Erlaubniß zum Gastwirthschaftsbetriebe und zur Abhaltung öffentlicher Tanzmusik, Max Adolf Glöckners in Carlsfeld um Uebertragung der Erlaubniß zum Branntweinklein- Branntweinschank in einem Jnterimsgebäude während des Abbruchs und Neubaues seines Gasthofs werden genehmigt; die Gesuche Friedrich Hermann Müllers in Mittweida um Erlaubniß^zum Brannt- d?r Erlaubniß zum Gastwirthschaftsbetriebe dagegen beziehentlich Mangels Bedürfnisses abgelehnt. 5) Der Rekurs des KirchschuUehrcrs Meyer in Sosa in Anlagensachen Rekurse des Kaufmanns Hermann Koch in Johanngeorgenstadt und Christian Louis Sippa.lS in Neuheide werden an die Gemeinde behörden zur weiteren Erörterung bez. zurückverwiesen. li Die erforderliche Dispensation zur Dismembration des Grundstücks Folium 27 des Grund- und Hypothekenbuchs für Hundshübel wird ertheilt. 7) Die Gratifikation für kommunlicke Wegewärter werden nach den Vorschlägen der Amtshauptmannschaft bewilligt. 8) Von einer Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern, die Bekämpfung der Blutlaus betr., wird Kenntniß genommen und geschlossen, die in Frage kommenden Obstgärten durch einen Baum- 9) Eine Offerte der Firma C. C. Naumann in Bromberg, den Patent wegehobel mit Egge betr.. wird Kenntniß genommen. 10) Eine Beschwerde gegen die Höhe der Besitzveränderungsabgaben in Alberoda wird abgewiesen. 11) Von der Eonvertirung der zum Bezirksvermögen gehörigen 40/gigen Reichsschuldverschreibungen wird Kenntniß genommen. 12) Einem Beschluß der Schulgemeinde Neuwelt wegen Rückzahlung eines Darlehns wird Genehmigung versagt. 13) Die Verordnung des Kgl. Ministeriums des Innern, die Vereinig ung von Zelle mit Aue betr., wird zur Kenntniß genommen. 14) Das Biersteuerregulativ für Bernsbach wird befürwortet. 15) Das Gesuch der Gebrüder Toelle in Blauenthal um Erlaubniß zur Veränderung ihrer Stauanlage wird genehmigt. > Von 2 die Bezirksanstalt und die Bezirkskasse betreffenden Sachen wird Kenntniß genommen. 17, 3 Reste Reservistendarlehnen werden erlassen. Zur deutschen Auswanderung. Immer noch lehr groß ist der Strom deuischer Staats bürger, der sich alljährlich nach dem Auslande ergießt. Die Bemühungen, diesen Strom in geregelte, d. h solche Bahnen zu leiten, in denen er dem Mutterlands möglichst nutzbar ge macht werden kann, sind schon alt; aber Erfolge haben die selben noch nicht gehabt, namentlich nicht, soweit sie sich auf eine Ablenkung des deutschen AuSwandererstromcS von Nord- Amerika fort nach solchen überseeischen Gebieten bezog, in denen die deutschen Ansiedler durch enge» Zusammenhalten und regen Verkehr mit dem Mutterlande vor einem Aufgehen in fremde Nationalitäten bewahrt werden. Daß der deutsche Auswanderer nämlich, der nach Nordamerika geht, schon in der nächsten Generation gewöhnlich zum Amerikaner geworden ist, weiß man; e« erscheint also sehr berechtigt, die deutsche Auswanderung, nachdem sie sich einmal al« unaufhaltsam erwiesen und dem Mutterlande nicht nur tüchtige Arbeits kräfte, sondern auch Intelligenz und Kapital schon in Masse entführt hat, wenigsten» an anderen Stellen de« Erdkreise» für die alte Heimath nutzbar zu machen. Hierzu gehören aber leider unsere Kolonien nicht, wenn sie auch zu den schönsten Aussichten berechtigen; zur Aufnahme unserer Aus wanderer sind sic vorläufig nicht geeignet. Halten wir des halb Umschau nach solchen Ländern, in denen sich unsere Auswanderer ebenso al« Ackerbauer ansiedeln, wie al« Kauf leute gewinnbringenden Handel mit dem Mutterlande treiben können, so brauchen wir unsere Blicke gar nicht über da» Weltmeer schweifen zu lassen; wir finden derartige Gebiete nahe genug im Osten Europa» und in dem anstoßenden Westen Asien«. E« ist insbesondere Kleinasien, wohin bei richtiger Organisation der Strom der deutschen Au»- wandcrcr noch mit großem Bortheil gelenkt werden, wo durch die Kulturarbeit derselben und durch den Austausch der gegen seitigen Produkte dem Mutterlande noch reichlicher Gewinn erwachsen könnte. ES ist unzweifelhaft, daß Kleinasien in seinem Innern noch reiche Schätze birgt, während e« nur der Wirkung de» Islam zu danken ist, daß man von diesen Reich- lhümern heute nur wenig Kenntniß besitzt, geschweige denn davon Gebrauch gemacht hat. Der Handel, welcher sich in einigen Küstenstädtcn Kleinasien« nach und nach erfreulich entwickelt und den Anlaß zu mehreren, wenn auch vorläufig noch kurzen Eisenbahnlinien nach dem Innern de« Lande« gegeben hat, läßt vermuthen, wa« Kleinasien noch zu bieten vermag, wenn sein Innere« durch ein Netz von Eisenbahnen und Verkehrswegen regelrecht erschlossen wäre. Deutscher Unternehmungsgeist hat durch die Eisenbahn von Haidar- Pascha nach Angora in dieser Beziehung zuerst den Bann gebrochen; andere Unternehmungen dieser Art sollen ihr folgen, um dem Ausschlüsse Kleinasien« zu dienen. Würde nur der deutsche AuSwandcrerstrom nach jenen Gegenden geleitet, wo heute die Trägheit der Türken die Schätze der Äde unau«- gebeutet läßt, so würde er einerseits nicht in die Gefahr kom men, seiner Nationalität verlustig zu gehen, andererseit« aber dem Mutterlande von Nutzen werden und auch durch die Ueberlegenhcit seiner Raffe noch germanistrend auftreten. Daß der Ackerbau jener Gegenden dann wieder blühen, die Berg werke lohnende Erträge und gewerbliche Unternehmungen reichlichen Nutzen abwerfen würden, daß da« deutsche Mutter land dann von der deutschen Auswanderung auch denjenigen Bortheil haben würde, welchen e« für die an die Erziehung seiner ihm untreu gewordenen Söhne verwendeten Mühen und Kosten beanspruchen muß, darüber dürfte ein Zweifel nicht bestehen. Durch diesen Vorgang aber würde gleichzeitig auch für Deutschland ein nicht unerhebliche« Interesse in der Türkei entstehen, da« künftig für un» einen Werth gewinnen könnte. Vermischte Nachrichten. — Nürnberg, 17. März. Kürzlich hatte sich da» Schwurgericht mit einer Anklage wegen unlauteren Wettbewerbe«, verübt durch die Presse, zu befassen. Zwei MöbclhändlerScheleuten von dunkler Vergangenheit war zur Last gelegt, durch Zeitung-inseratc unter der Ueberschrist „wegen Ehescheidung", „wegen zersplitterter Ehe", „wegen zurückgegangencr Verlobung" re. Möbel zum Verkauf auSge- boten zu haben, um den Schein eine« besonder« günstigen Angebot« zu erwecken. Zur Verifizirung ihrer Inserate sollen sie, al« Anzeige gegen sie erstattet wurde, sogar die Ehe scheidungsklage zum Schein gegen einander angestrengt haben. Die „Ehesräu", von der die Inserate ausgingen und welche die Kauflustigen empfing, natürlich jede» Vierteljahr in einer anderen Wohnung, wurde des unlauteren Wettbewerbe«, der „Ehemann" der Beihilfe dazu schuldig befunden. Beide An geklagte kamen mit je 20t) Mk. Geldstrafe davon. — Ein mißlungener Mädchenraub wird au« Palermo gemeldet. In einer der letzten Nächte erschienen fünf junge Leute vor dem Hause der angesehenen und sehr reichen Familie Romano; drei von ihnen drangen in die Wohnung ein, während die beiden anderen, mit den Revolvern in der Faust, vor der Thür Wache hielten. Kurz darauf» trugen die drei Eindringlinge ein Mädchen aus dem Hause, das fürchterlich schrie und sich schließlich auf die Erde warf. Die Räuber wollten da« Mädchen mit Gewalt zu einem in der Nähe stehenden Wagen schleppen. Aber auf da» Geschrei de» Mädchen» war eine alte Frau herbeigeeilt, die gleichfalls zu schreien begann, bi» die Räuber, durch den Höllenlärm erschreckt, die Fluchi ergriffen. Die Räuber wurden jedoch bald darauf verhaftet und e« stellte sich heraus, daß sie von dein jungen Hausbesitzer Morello den Auftrag erhallen hallen, die 16 jährige Tochter de» Herrn Romano, die Morello zu seiner Frau machen wollte, zu rauben und zu entführen. Die Räuber, die da» junge Mädchen nicht kannten, hatten in der Dunkelheit die erste beste Frauensperson ergriffen, und diese Dame war die — Amme de» jüngsten Sprößling» der Familie Romano. — In der jetzigen Zeit patriotischer Be geisterung, so schreibt man der „Schles. Ztg.", wird viel leicht auch solgentc kleine Erinnerung an Kaiser Friedrich, den Sohn unsere« Heldenkaisers Wilhelm, von Interesse sein. Im Sommer de« Jahre» >884 wurden wir Fähnriche der Krieg«schule zu Potsdam beim MinagSappell durch den er freulichen Direktion»- bez. Garnisonbefehl überrascht, daß wir an einem von der Garnison beabsichtigten Corso zwischen Potsdam und der russischen Kolonie al« Zuschauer theilnehmen dürsten. Der Hof würde dabei auch zugegen sein. ES herrschte Helle Freude über diese angenehme Abwechselung, und un mittelbar nach der MittagSmahlzeit stürzte sich jeglicher der hundert Fähnriche, sofern er nicht wegen irgend eine- leicht sinnigen, jugendlichen Streiche» AuSgehvcrbot halte oder gar im „Kasten" saß, in den besten Extraanzug und pilgerte lo». Ich auch! Auf dem Promenadcnwege recht« der Fahrstraße, die schon von zahlreichen eleganten Fuhrwerken vc» Potsdamer Osfizicrcorp» befahren wurde, faßte ich Posto, und kaum hatte ich die» geihan, so fuhr ein offener Hoswagen mit drei jungen, hcllgekleideten Prinzessinnen, den Töchtern de« Kronprinzen, an mir vorüber. Der hohe Herr selbst war jedoch nicht zu sehen. Die fürstlichen Damen mochten vielleicht drei oder vier Mal an mir vorbeigcfahren sein, al» ich auf dem breiten Fußgängerpromenadcnwege den Galoppschritt eine» Pferde» hörte und merkte, daß e« direkt hinter mir Halt machte. E» war der Kronprinz! Sofort machte ich Kehrt, da ich glaubte, ihm nicht den Rücken weisen zu dürfen, erhielt jedoch den Bescheid, wieder Front nach der Straße zu machen, „da dort viel mehr zu sehen sei." Ich führte den Befehl au» und der Kronprinz hielt fortwährend hinter mir. Da kam der Wagen mit den drei Prinzessinnen wiederum vorüber, von denen die Prinzessin Sophie ihren Vater zuerst bemerkte und ihm einen Blumenstrauß zuwarf. Durch welchen unglücklichen Zufall da» Bouquet zu kurz und mir direkt in» Gesicht flog, konnte ich nicht beurtheilen, jedenfalls nahm ich an, daß e» dem Vater galt, bückte mich blitzschnell, hob c« auf und reichte es dem, für den c» bestimmt war. Lächelnd sah er vom Pferde aus mich herunter, einen zärtlichen Blick warf er der er schrocken sich umschattenden Tochter nach und sagte zu mir, wiederum wohlwollend lächelnd: „Glauben Sie denn, Fähnrich, daß so junge Damen einem so alten Manne, wie ich bin, noch Bouquet« zuwerfen? Da» Bouquet war sicher Ihnen zugedacht, behalten Sie c« nur." Und ich behielt c» und bin glücklich, mich mit dem Sieger in mancher Schlacht von Mund zu Mund unterhalten zu haben. — Kaiser Wilhelm I. und die Kornblume. Kaiser Wilhelm» I. Lieblingsblume war bekanntlich die Korn blume. Wie er dazu gekommen ist, gerade diese Blume zu wählen, erzählt Paul Päsig in seiner Schrift: „Der große Kaiser in seiner menschlichen Größe" in folgender Weise: „Lassen wir un» von dem Kaiser selbst sagen, wie er zu dieser Lieblingsblume kam. „Als meine Mutter mit mir", so er zählte er einst, „und meinem Heimgegangenen Bruder von Memel nach Königsberg floh in jener schweren Zeit zu An fang unsere« Jahihunderl«, traf un« da» Mißgeschick, daß ein Rad de» Wagen« im freien Felde zerbrach. Ein Ort war nicht zu erreichen, wir setzten un» an einen Grabenrand, während der Schaden, so gut e« eben gehen wollte, au«ge- bessert ward. Mein Bruder und ich wurden durch diese Ver zögerung müde und hungrig, und besonder« ich, der ich ein kleiner, schwächlicher, zarter Bursche war, machte meiner Iheuren Mutier viel Noth mit meinen Klagen. Um unseren Gedanken eine andere Richtung zu geben, stand die Mutter auf, zeigte un« die vielen, schönen, blauen Blumen in den Feldern und forderte un» auf, davon zu sammeln und ihr dieselben zu
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