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Wochenblatt für Bischofswerda, Gtolpen und Umgegend Amtsblatt -es königt. Verichtsamtco un- -es Sta-trathes zu Kifchosswerva Düse Zeitschrift erscheint «Schentüch zweimal, Mittwoch« und Sonnabend«, und koket vierteljährlich l2j Ng» Inserate werben di« gespalten, Zeile oder denn «au« «it 6 Pf., Anzeigen unter vier Seilen mit 2z Rgr.^ereAet^ Souuabeud, de« KL. Mai. 1861, Deutschland. Ein erzüblrr Umstand ist'« für einen Menschen, der dem Geschlechte nach unbedingt zu den Männern ge rechnet werde« muß und noch dazu vermöge seiner hohen Stellung «inen bedeutenderen militärischen Rang einnimmi, wenn ihm eine- der ersten Erfordernisse des Manne«, der Muth, abgeht. Dieser Mangel bringt jetzt, wie die Zeitungen sagen, den Prinzen Napoleon, Bette» de« Kaiser« , in eine verzwickte Lage. Da hat ihm der Herzog von Aumale in der jüngst von un« erwähn»« Flugschrift: »Briefe über die Geschichte Frank- reich»* solch« Anzüglichkeiten gesagt, daß nach den unter s» hochgestellten Personen herrschenden Begriffe» von Ehre Ihm nicht« übrig bleibt, al« den Sohn de« ehe maligen König« Söul« Philipp zu einem Zweikampfe, zu einem Duell herau-zukodern. Fünf zu Rath« ge zogene General« haben diesen Ausspruch gethan, Und Marschall Randon, der KriegSminifter, hat dem Kaiser vorgestellt, Prinz Napoleon müsse sich schlage», sonst Müss« er, der Krieg«minister, den Kaiser bitten, jenem kein Kommando mehr zu übertragen, weil die Officiere sich weiger» würden, unter ihm zu dienen. Da« ist nun ein erzböser Handel für -den Prinzen Napoleon, der, wie die Zeitungen sticheln, keineSwege« zu den Hilden per Tafelrunde gehören soll. Zwar wäre er ist der Krim gewesen und habe sich Sebastopol ange sehen, sei dann aber schleunigst nach Pari« verduftet. Schon damals sollen ihn die französischen Krieger, denen ihr ärgster Fein» Muth nicht absprechen wird, orainle <le plorob, d. h. Furcht vor dem Blei, Bleiangst, ge nannt haben, worau« vielleicht abgekürzt sein Spitzname »Prinz Ploit-Plon* geworden kft. Ebenso hätte er im italienischen Kriege vor 2 Jahren ein Commando über ein Armeecorp« gehabt, aber sein Pech e« gewollt, daß er während der Schlachten bei Magenta un» Solferino da« Kriegönraterial de» kleine» Herzogihum« Parma hätte inventiren müssen. Wa« soll nun »er Unglück«- 'prlnz thuu? Schießl oder haut oder flicht er sich mit dem Herzog von Aumale, so riskirt er, zumal Aumale ein famoser Pistolenschütze sein soll, sein Leben, ri-eirt, «in Loth Blei oder einige Zoll kalte« Eisen verdauen zu sollen; stellt vielleicht di« Fortdauer der napoleo nischen Dynastie in Frage; fordert er seinen Belei diger nicht, so bringt er sich um Ehre und Reputation. Schlimme Wahl! Sechszehnter Jahrgang. Hat aber auch ein Mann Ueberfluß an Muth, und «1 geht ihm in seiner Stellung di« Weisheit, die ruhige, besonnene, allseitig« Ueberlegung und Erwägung der Umstände ab, so «Hut er sich und Andern Schäden. So in diesen Tagen Meister Garibaldi. Wa« für einen Heidenlärm verführt« dieser kürzlich auf den« italienischen Landtage! Da sollte Alle«, wa« in Italien Waffen tragen könnte, bewaffnet, Oesterreich so schnell al« mög lich in Venetien, Istrien und Dalmatien angesallen, selbst da« französisch« Corp«, da« Rom besetzt hält, wenn e« nicht gutwillig abzöge, mit Gewalt au« Ita lien geworfen werden! Langsam! Weil der Mann da« an allen Enden und Ecken gründlich unterwühlte» von bestochenen Beamten und Generalen verrathene und verkaufte Königreich beider Sicilien in 4 Monaten mit Freischaaren urngestürzt hat, meint er wohl, mit seinen Rothhemden die Welt erobern zu können? Wa« wate denn am Volturnvfluß geworden, wenn Cialdini nicht rechtzeitig mit Massen piemontefischer, regulärer Krieger eingetroffen wäre, um Garibaldi und seine Freischärler au« der Patsche zu ziehen? Capua, Gaeta, Ancona rc. sind auch nicht von Freischärlern genommen worden. Macht e« auch dem Herzen de« kühnen Freischaareil- sührer« Ehre, daß er sich auf demselben Landtage seiner Freischärler annahm, die Cavour hin und wieder wohl zu wenig berücksichtigt, wohl gar Roth hatte leiden lassen, so war doch der Name .Sürarmee", den er seinen Haufen beilegte, gewiß zu stolz, so war seine Forderung, die von ihm in der Eile und Noch zu Officieren gestempelten Freischärler ohne Weitere« mit ihrem Range in die reguläre Armee ausgenommen zu wissen, ohne Zweifel zu ausschweifend, al« daß e« der Armee und Italien Nutzen gebracht hätte, sie zu ge währen. Mi« Mühe und Noth gelang e«, »et, Hitzkopf zu begütige» und ihm begreiflich zu Machen, daß nicht alle seine Freischärler Helden oder doch wenigsten« brauchbare Krieger gewesen, daß Italien mit bet halben Welt anzubinden nicht im Stande und »och länge nicht einmal in der Verfassung sei, mit Oesterreich anzubin- den, am allerwenigsten mit Freischaaren allein un» ohne Hilfe Frankreich«. Muth ist wohl gut, aber e« muß ihn Weisheit leiten.