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Amts- M AWWblatt für den Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Ps. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. ISS. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - » > 4». Zahrgan«. - Dienstag, den 27. Oktober Holz Versteigerung auf dem Staatssorstrevier Kundshüöet. In Möckel's Gasthof „zur Linde" in Hundshübel sollen Dienstag, den 3. November 1886, von Vorm. 8 Uhr an folgende in den Abtheilungen 59 (Kahlschlag), 13, 14, 24, 25, 28, 29, 30, 31, 34, 36, 40, 44, 45, 48, 55, 61, 62, 68, 72, 74, 75, 76, 80 (Durchforstungen), 28 (Läuterung), 2, 7, 9, 12, 16 und 18 (Einzelhölzer) aufbcreitete Nutz- und Brennhölzer und zwar: 55 Stück weiche Stämme von 10—15 em Mittenstärke, 381 „ „ Akiiher , 8—15 „ Obcrstärke, 89 Stück weiche Lköher von 16—49 em Obcrstärke, 0,.- Hdrt. „ Derhstangen „ 9—10 „ Unterstärke, 391, " „ „ Reisslängen „ 3 7 Rm. weiche Arennscheite, ! 276 Rm. weiche Äesic, 20 „ „ Drennknüppcl, 1,,,» Hdrt. weiche? Wellenrcilig und ll Rm. weiche Stöcke unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Königl. Horstreviervcrwaltung Hundshübel und König!, ^orftrentamt Eibenstock, Leger. am 21. Oktober 1896. Herlach. Die österreichische Steuerreform. In uiiserm Nachbarlande Oesterreich ist vor einigen Tagen ein Werk zu Stande gekommen, an dessen Fertigstell ung nicht weniger al« dreizehn Finanzminister hintereinander gearbeitet haben: die Steuerreform. Herr v. Bilinski, dem jetzigen Vertreter de« österreichischen Finanzressort« ist e» ge lungen, die Reform endlich unter Dach und Fach zu bringen; denn an der Unterschrift de« Kaiser« ist nicht zu zweifeln. Die Idee der .Reform' schreibt sich au« jenen fernen Tagen her, in der Oesterreich infolge de« ungarischen Auf stande« zu verbluten drohte und die Finanznoth auf« höchste gestiegen war. Damals führte Philipp Frhr. v. Krau 8 die Einkommensteuer al» Nothbchelf ein, erklärte dieselbe aber gleich am Tage nach ihrer Einführung als reformbedürftig. Seit jener Zeit hat jeder österreichische Finanzminister an der .Reform' gearbeitet, ohne dieselbe wesentlich zu fördern. Preti« trat mit einem ausgezeichneten Entwurf vor da« Abgeordnetenhaus, er scheiterte mit seinem Ichisflein im Hafen. Dunajew «ki ließ die Arbeiten und Studien fortsetzen, aber er begnügte sich mit der Reform der Verbrauchssteuern. Erst Steinbach nahm die Frage der Reform der direkten Steuern und die Schaffung einer Personal-Einkommensteuer in die Hand. Sein sich sehr enge an da« Modell de« Herrn Miquel anschließender Entwurf wurde von Herrn v. Plen er etwa« verballhornt, aber die Grundlinien, Selbsteinschätzung, Dekla- ration-zwang, Oesfentlichkcit der Steuerregister, Progression blieben aufrecht. Hand in Hand mit der Schaffung der Personal-Einkommensteuer geht die Schaffung der Besoldungs steuer und die totale Umgestaltung der Erwerbssteuer, die bisher vielleicht den wundesten Punkt im österreichischen Steuer- shstem bildete. Durch Ueberweisungen an die Länder, die auf da« Zu- schlag«recht zur Einkommensteuer verzichten, wird zugleich ein wesentlicher Schritt zur Gesundung der Finanzen der einzel nen Königreiche und Länder gethan. Da» Alle« hat litt Steinbach vorbereitet, da« Alle« hat Herr v. Plener durch- zusühren versucht und ist dabei kläglich stecken geblieben, haupt- säglich de«halb, weil er die Steuernachlässe in den unteren Klaffen bei der Erwerbssteuer benutzen wollte, um dadurch da« Wahlrecht der Kleinbürger aufzuhcben. Der jetzige Finanz minister, Herr v. Bilin«ki, hat die Steucrresormvorlagcn über nommen, wie er sie fand, obgleich er sie, wenn er vollkommen freie Hand gehabt hätte, wohl in manchen Dingen ander« gemacht hätte. Er mochte sich aber wohl denken, daß da« Gute de« Besseren Feind sei und daß, wenn er Aenderungen, wären e« auch Verbesserungen, vornehmen würde, der Zug noch unmittelbar vor dem Einfahren in die Station ent gleisen könnte. Die Herrenhauskommission hatte eine wesent liche Aenderung in den Beschlüssen de« Abgeordnetenhäuser vorgenommen, sie wollte den Steuerträgern da» Recht der Einsichtnahme in die Steuerlisten entziehen. Herr v. BilinSki hatte der Aenderung Anfang« zugestimmt, als aber er und Graf Badeni erkennen mußten, daß, wenn die Vorlage noch mal« an da« Abgeordnetenhaus zurückginge, sic dort auch — liegen bleiben würde, faßte er sich ein Herz und bat da« Herrenhaus, den Beschlüssen de» Abgeordnetenhauses ohne Weitere« beizutrctcn. Da» ist nun geschehen. Au« allen Winkeln der Monarchie wurden die Magnaten zusammcngctrommelt, von denen manche sonst im hohen Hause nur durch ihre Abwesenheit glänzen. Für die meisten dieser Herren bedeutet die Steuerreform eine sehr ansehnliche, persönliche Mehrbelastung und die Oeffent- lichkeil der Register war ihnen auch zunächst nicht shmpathisch. Aber eine« kann zu Ehren de« österreichischen Herrenhauses, seit den Tagen, da Schmerling e« schuf, gesagt werden, e« war immer opferwillig. Da« hat e« auch jetzt gezeigt. E« verzichtete auf seine Einwendungen Und stimmte der Regier- ung«vorlage mit der fünfprozentigen Personal Einkommensteuer und der Oeffentlichkeit der Steuerregister zu. Jetzt fehlt nur noch Pie kaiserliche Sanktion, die außer Zweifel steht, und da« große Werk, zu »em Anfang der fünfziger Jahre der Grundstein gelegt wurde, ist fertig und tritt in Kraft. Ob da« enrlich fertig gestellte Werk auch gut ist, muß erst die Praxis zeigen. Aber Graf Badeni hat Glück. Wo rüber Gras Taaffe und dessen Nachfolger stolperten, die Wahlreform, — er Hai sie ziemlich leicht durchgesetzt und nun deckt er auch die Steuerreform mit feinem Namen. Allerdings sind damit noch nicht alle inneren Schwierigkeiten Oesterreich« behoben — sind doch die „böhmische Frage" und noch andere interessante Kleinigkeiten da —, aber für ihre endgültige Lösung ist jetzt wenigstens Raum geschaffen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die wirthschaftSpolitischen Bezieh ungen zwischen Deutschland und Nordamerika sind in den letzten Jahren auf eine Ebene gerathcn, in der viel Material zu unliebsamen Konflikten und scharfen Differenzen angchäusi liegt. Die Gegensätze, welche dem Handelsverkehr zwischen den beiden Staaten bereits großen Abbruch gethan haben, sind nicht erst in der jüngsten Zeit entstanden, haben sich aber neuerdings erheblich verschärft und dürften in Zukunft, so weit die volkSwirthschaftlichc Entwickelung jenseits de« Ozeans und in unserem Vatcrlande sich abmessen läßt, einer weiteren Spannung cntgegengehen. Die fremdenfeindlichen und schutz- zöllnerifchen Bestrebungen in den Vereinigten Staaten ge winnen unleugbar an Umfang und Stärke. Schlagworte wie Panamerikanismus und Monroedoklrin üben auf die poli tischen und wirthschaftlichcn Anschauungen der Massen in 'Nordamerika einen solchen Einfluß au«, daß da» auswärtige Amt in Washington bei der Regelung der internationalen Beziehungen deren Berücksichligung nickt mehr außer Acht lassen darf. Auch in den für die bevorstehende Präsidenten wahl ausgestellten .Plattformen" machen sich die eine Gegen sätzlichkeit gegen den alten Kontinent verrathenden Programm punkte breit und e» erscheint ausgeschlossen, daß, welcher Kan didat auch aus der Wahlkampagne al« Sieger hervorgehen sollte, ein entschiedene« Einlenkcn desselben in eine ausge sprochen europafreundliche Richtung erfolgen könnte. Mehr fach ist, seitdem die starke Betonung der spezifisch amerikanischen Interessen in den Vordergrund trat, der Gedanke in Anregung und zur Erörterung gebracht worden, den aus ein möglichst selbstständige« Amerika gerichteten Tendenzen durch Begründ ung eine« europäischen oder wenigsten« mitteleuropäischen Staatenbunde« ein Gegengewicht gegenüberzustellen, die alten Kulturländer der sich immer bedrohlicher gestaltenden wirlh- schastlichen Konkurrenz der Vereinigten Staaten gegenüber zusammenzuschließen, die Fernhaltung bestimmter europäischer Produkte durch hohe Schutzzölle mit Gegenmaßregeln zu be antworten. — Die deutschen Kaufleute und Industriellen sind wieder holt darauf aufmerksam gemacht worden, in den lärmenden Erörterungen der englischen Presse über die Fortschritte der deutschen Industrie nicht etwa eine unparteiische und tendenziöse Reklame für ihre Bemühungen zu sehen, son dern e« war bei Zeiten die Befürchtung ausgesprochen, daß sich schließlich au« diesem Stimmengewirr der sehr artikulirte Schrei nach Protektion herauSschälcn werde. Heute liegt die« al« Gewißheit, schwarz auf weiß verbrieft, vor un». Der Autor de« vielbesprochenen und hinsichtlich seine« ökonomischen Werlhe« weit überschätzten Buche« .Made in Germanh" ver- räth nun ganz unverhüllt die eigentlicke Absicht seiner Agi tation. In der neuen Monatsschrift: ,To-Morrow" entwickelt er in einem Aufsatz „Protektion" ein schutzzöllnerische« Pro gramm für Großbritannien und die Kolonien und folgert au» der neueren Entwickelung de« wirthschaftlichen Leben« — die vielfach falschen Ziffern seine« früheren Werke« dabei aus« Neue benutzend — daß Richard Cobden« Lehre obsolet ge worden sei und Angesicht« der enorm gewachsenen Konkurrenz aus allen Gebieten de» Handel» eine Zollunion der zum Greatcr Britain gehörenden Gebiete da« Mindeste sei, wa« man zur Abwehr thun müsse, wolle man nicht einfach dem auöländischen und im Speziellen dem deutschen Rivalen den Weltmarkt überlassen. E« schein«, daß der Besuch, den Cham berlain in Kanada gemacht hat, die Hoffnungen auf einen engen wirthschaftlichen Zusammenschluß de« Kolonialreiche« aufs Neue gestärkt hat und in den Kreisen der Zolloereinler giebt man dieser Erwartung auch offen Ausdruck. Für die deutsche Industrie tritt damit aus« Neue die Nothwendigkeit hervor, alle Kräfte anzuspornen, um nicht von dem gewon nenen Terrain wieder verdrängt zu werden. Es wäre nichts verhängnißvollcr al« wenn da« Geichrei der englischen Kon kurrenz eine SiegeSgewißhcit in Deutschland hervorgerufen hätte, die zu einer Verminderung der Energie ermmhigte. Die antideutsche Stimmung in England ist im Wesentlichen au« der von der Presse absichtlich übertriebenen Bedeutung de« deutschen Wettbewerbe« zu erklären; die Anspannung aller Kräfte England« zur Bekämpfung der deutschen Industrie wird jetzt so planmäßig befördert, daß mau unsere Landöleute nicht genug mahnen kann, nicht nachzulassen. — FriebrichSruh, 23. Oktober. Fürst Bismarck hat in der vorigen Woche au« Amerika von einer Anzahl amerikanischer junger Damen ein mächtige« Orchestrion und gleichzeitig zum Betriebe einen kleinen Petroleum-Motor zum Geschenk bekommen, so daß der Fürst, da da« Ding 36 -Num mern spielt, sich Concerte nach Belieben verschaffen kann. Zur Ausstellung ist ein amerikanischer Instrumentenmacher mit dem Werke zugleich nach Europa hcrübergekommen. - Rußland. Der Petersburger Senat hat dieser Tage, wie die russischen Blätter melden, eine prinzipielle Entscheidung getroffen, welche für da« soziale und politische Leben Rußland» von großer Bedeutung sein dürfte. Da« russische Ministerium des Innern hatte im letzten Regierungs jahre Alexander« III. einen Erlaß an die Gouverneure ge richtet, wonach den Städte- und Stände-Verwaltungcn unter sagt wurde, bei der Zentralregierung in Petersburg um Ein führung von Reformen oder um Lösung von Fragen von allgemein staatlicher Bedeutung anzusuchen. Bi» jetzt bestand auch dieser Erlaß in voller Kraft, und viele Beschlüsse der Städte- und Sländeverwaltungen, die Aufmerksamkeit der Re gierung auf diese oder jene abnorme Erscheinung im Staat«- leben zu lenken, wurden durch die administrative Gewalt der Gouverneure rückgängig gemacht, in Rjäsan beispielsweise mit der Begründung, daß derlei Beschlüsse die Kompetenz der Sländeverwaltungen überschreiten. Die von der Ständever- waltung an den dirigirendcn Senat gerichtete Beschwerde wurde nun, wie der „Saratowskij Listok" meldet, al« gerecht befunden; der Senat hob die Verfügung de« Gouverneur« auf und erklärte gleichzeitig, daß den Stände- und Städte- verwaliungcn da« Recht zustehe, Fragen von allgemein staat licher Bedeutung aufzuwersen, und nur die höhere Regierung, nicht aber die Gouverneure seien berechtigt, die aufgeworscnen Fragen auf ihre Nützlichkeit und Opportunität zu prüfen. Damit ist den Städte- und Ständeverwaltungen die Mög lichkeit gegeben, die Regierung von den wahre» Bedürfnissen von Stadt und Dorf zu unterrichten. Darin liegt die große politische Bedeutung der vom Senat gefällten Entscheidung. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 26. Oktober. Wie unser» Lesern be reit« bekannt, gelangte da« für nächsten Mittwoch angesetzte Concert der Bersaglieri-Capelle au« Rom wegen Rückberufung zu ihrem Truppentheil bereit« gestern Abend im Saale de« Deutschen Hause« zur Ausführung. Eine gleiche Menschenmenge, al« bei dieser Gelegenheit, ist in unserer Stadt, außer bei der Lutherfcier, noch nie in einem Saale vereinigt gewesen. Die Zahl der Anwesenden dürfte sich auf ca. 800 belaufen haben. Trotz der Uebersüllung de« Saale« und der Galerie und der damit verbundenen unvermeidlichen momentanen Unruhe, gelangte da» Cocert zur Zufriedenheit der Zuhörer zur Au-führung; und wenn man bedenkt, daß sämmtliche Concertnummern nur in Blasmusik vorgctragen wur den, so muß man zugeben, daß die Leistungen dieser Kapelle sehr anerkennenSwerthe waren uno dieselbe mit unfern deutschen Militärkapellen durchaus in Concurrenz treten kann. Da ungewohnte Aussehen dieser italienischen Elite-Truppe hat Leuten, welche kein Verständniß für fremde Nationen und deren militärische Verhältnisse haben, wie wir hören, Zweifel an der Echtheit der Concertgeber auskommen lassen. Wir können diese Ungläubigen nur darauf verweisen, daß sie gestern