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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 01.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189610010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18961001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18961001
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-01
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Monat
1896-10
-
Jahr
1896
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ihm zwanzigma! ein Hau« au« Dominosteinen, damit er e« zwanzigma! zerstören konnte. Da meine Arbeiten immer mehr abnahmen, ging ich viel mit ihm spazieren. Wir schwatzten unterwegs miteinander wie die Alten. Mein blaue« Wunder hatte ich über manche seiner Fragen, seiner Bemerk ungen. ES war die erste unbewußte Geiste»blülhe, reizvoller, duftiger wie irgend eine späterer Zeit. Wa« wäre wohl au« mir geworden, wenn ich diesen herz erquickenden Zeitvertreib nicht gehabt hätte! Denn keine Stelle bot sich mir dar; Niemand konnte mich gebrauchen. Wo eine Vakanz eintrat, gab e« Vettern oder Söhne guter Freunde, die bevorzugt wurden. Dabei beliebte e« Ottilie jetzt, unsere gemeinsame Verschwendung al« mein ausschließliche« Werk darzustellen und mir vorzu werfen, ich, bei meinem Mangel an Voraussicht, hätte niemals eine Familie gründen sollen! — Wäre Otto nicht gewesen — nun, zum flennenden alten Weibe würde ich nicht geworden sein, wohl aber drohte mir die Gefahr lähmender Verbitter ung. Otto erhielt mich geduldig, erhielt mich frisch und muth- voll. Er war der Stern, der mir in meinem Hause aufging, al« alle« Andere dunkel wurde. Dunkel und immer dunkler. Die Liquidation war beendet, ich zog den Rest meine« Salär«, und noch winkte mir nicht die geringste Aussicht, zu neuem Verdienst zu kommen. «Line Krone nach der anderen verflog; dann trug ich heimlich Kunstgegenstände zum Trödler und schlug sie dort lo«, hostend, Ottilie würde e« nicht merken, daß unsere überflüssige Habe sich verringerte. Endlich fing auch diese Einnahmequelle an, zu versiegen. Da mußte ich Ottilie mit unserer Lage bekannt machen, damit sie sich schicke. Ich that e« mit Zittern und Zagen, einen heftigen Ausbruch der Verzweiflung erwartend. Wa« aber antwortete sie mir mit kühler Fassung? — Daß ich ihr nicht« Neue« sagte — daß sie längst beobachtet habe, wie unsere Bronzestatuetten und chinesischen Vasen sich in Brod verwandelt hätten. E« sei ihr vollständig klar, daß ich außer Stande sei, sie ferner zu ernähren; sie sehe ein, daß sie mir nur eine Last sei. Deshalb habe sie bereits an ihre Tante Wachholder um Aufnahme geschrieben; ohne sie könnte ich mich einrichten, wie ich wollte. Ich mußte mich an den Kops fassen, um mich zu über zeugen, daß ich nicht träumte. War e« denn möglich! Nach so vielen Jahren der Liebe und Treue wandte sie sich kalt blütig von mir, weil e« nicht mehr Manna auf mich regnete? „Und was, dachtest Du Dir, sollte au» Otto werden?" fragte ich bitter. „Otto wird bei Dir bleiben müssen," versetzte Ottilie. „Du wirst einsehen, daß ich Tante Wachholder nicht zumuthen kann, auch noch ein Kind bei sich aufzunehmen — ihr, der pedantischen, umständlichen alten Jungfer." Ottilie'S Gelassenheit reizte mich. „Die Trennung von Mann und Kind scheint Dir kein Herzeleid zu verursachen," sagte ich. „Wer so leicht scheidet, wie Du, verdient keine Heimath." Sie zuckte die Achseln. „Sei nicht überschwenglich! — Indem ich für mich selbst sorge, erleichtere ich Dir Dein Fort kommen. Ich dachte. Du würdest so vernünftig sein, die« zu begreifen." „Ich danke Dir für die gute Meinung, die Du von mir hast. Und wie lange willst Du von der Barmherzigkeit Deiner Tante leben?" „Daß muß sich finden." „Sehr wohl. Nur ist das Gehen leichter, als da« Wieder kommen sein wird. Scheidest Du Dich jetzt von mir, dann thust Du es auf die Gefahr hin, von mir und Deinem Kinde lebenslang getrennt zu bleiben. Denn ich, Ottilie — da» schwöre ich Dir — ich nehme Dich nicht wieder auf, und wenn die Schätze Indien» in meine Truhe flössen." „Da» hat gute Wege," erwiderte sie geringschätzig. „Regen wir un» über kommende Möglichkeiten nicht auf. Solange die Existenz in Frage steht, muß da« Gefühl schweigen." „Gefühl!" rief ich au». „Du hast kein«. Weder Frau noch Mutter bist Du. Nur die Selbstsucht bestimmt Dich. Daß ich jemals an Deine Liebe glauben konnte, war der größte Jrrthum meines Leben«!" Ich rannte davon in'« Freie. Mit dem Entschlüsse kam ich zurück, Ei» gegen Ei« zu setzen. Mochte Ottilie ihren selbst gewählten Weg gehen; mit keiner Silbe wollte ich sie zu halten versuchen. E« wäre meiner unwürdig gewesen. Noch besaß ich meinen Stolz, wenn ich in Ottilie'S Augen auch nur ein armer Teufel war, mit dem man nicht viele Umstände zu machen brauchte. Tante Wachholdcr antwortete lakonisch: „Dein Besuch soll mir willkommen sein." Sie war vorsichtig und verpflichtete sich zu nicht». Ottilie aber schien sich nunmehr für geborgen zu halten; sie packte ihre persönliche Habe bi« zur letzten Stecknadel zusammen, mit einer Hast, al« ob e» gälte, vor einem drohenden Erdbeben zu entweichen. Mit Befremden beobachtete ich ihr Gebaren; immer noch hatte ich im Stillen erwartet, daß sie, vor die Entscheidung gestellt, sich besinnen würde. Aber nein: sie blieb hart bi« zum letzten Augenblick. Unbegreifliche« Weib! defekte Natur! — Gab e» noch mehrere ihrer unheimlichen Art, oder war sie die einzige, die e» fertig brachte, ohne Gewissensskrupel heilige Berflichtungen von sich abzuschütteln? Darin halte Ottilie allerdings Recht gehabt, daß ich, der Rücksicht auf sie überhoben, mich weit leichter den veränderten Verhältnissen anpassen konnte. Ich ließ die» nunmehr meine erste und vornehmste Sorge sein. E« fand sich ein Liebhaber für mein Hau», der Willen« war, auch die darin vorgenom menen Verbesserungen zu bezahlen. Ich verkaufte sämmtliche entbehrliche Möbel und zog mit Otto und Meta auf eine kleine Etage. Al« Alles geordnet war, sand ich, daß ich ein halbe« Jahr bequem zu leben hatte. Die« war ein großer, handgreiflicher Gewinn. Ferner ober lernte ich bei den Einschränkungen, zu denen ich gezwungen wurde, wa« eigentlich Alle« entbehrlich ist in der konventionellen Welt de« Schein«, worin wir, Einer den Anderen nachahmend, leben. Ich hörte auf, mein Glück in äußeren Dingen zu suchen. Die Noth öffnete mir die Augen für da« Wesent liche; sie erzog mich zum Manne. Spät, c« ist wahr, aber, Gott fei Dank, doch noch früh genug. Nur Arbeit fehlte mir, um ein neue«, nützlichere« Leben beginnen zu können. Ich bot mich kleineren Geschäften al» Buchhalter an. E« sand sich gleich eine Stelle, bald darauf die zweite, dann die dritte. Noch aber blieb mir eine Menge freie Zeit, und mein Durst nach Thätigkeit wurde immer größer. Ich revidirte die Kenntnisse, die ich mir in meinem Fach erworben hatte, und wurde inne, daß ich ein guter Schüler der Praxi» gewesen war. Eine Handelsfrage stand gerade zur öffentlichen Diskussion. Auf beiden Seiten wurde viel Falsche« vorgebracht. Da» reizte mich. Ich schrieb, au« meiner Erfahrung heraus, einen aufklärcnden Artikel. Er fand sofort Aufnahme in der leitenden täglichen Zeitung. Weitere Beiträge wurden erbeten. Während de« Schreiben« wuchs mein Interesse, wuchs meine Kraft der Darstellung. Ich war gezwungen, zu lesen, zu studircn. Ehe ich mich « versah, war ich mitten in einer Thätigkeit, die mich vollauf in Anspruch nahm und wobei ich eine Befriedigung empfand, wie ich sie nie genossen. Ottilie galt al« verreist — zu einer alleinstehenden Tante, die ihrer Pflege bedürftig sei. Otto hatte bald ausgehört, sich nach ihr zu erkundigen. Au« den Augen, au« dem Sinn — da« gilt bei Kindern fast uneingeschränkt. Meta war dem Knaben eine liebevolle Pflegerin. Sie genügte auch, solange ich Muße hatte, mich mit ihm zu beschäftigen; dann aber, al« ich mehr und mehr mich schriftstellerischer Arbeit zuwandtc, bominirte ihr Einfluß in einer Weise, die mich beunruhigte. Da« Mädchen war gut und treu, aber ungebildet und etwa« roh. Otto fing an, Au-drücke und Redewendungen zu ge brauchen, die unter ländlichen Arbeitern Kur» haben. Wie sehr ihm die leise bildende Gesellschaft der Mutter fehlte — jetzt bemerkte ich'» zu meinem Schrecken. Wa« würde au« ihm werden, wenn da« so.weiter ging? — ich hätte ihn schon von mir geben müssen. Dazu aber würde ich mich nie entschlossen haben. Meine Gedanken wandten sich langsam Ottilie wieder zu. Wie mochte e» ihr ergehen bei jener wunderlichen Tante, unter deren Flügel sie sich geflüchtet hatte? — Fräulein Ulrike Wachholder war vor etwa zehn Jahren einmal bei uns zum Besuch gewesen. Wir hatten un« damals durchau« nicht verstanden, sie und ich. Ihre Ansichten und die meinigen waren grundverschieden. Sie sah überall Schwäche, Jrrthum und Verderbniß; ich dagegen glaubte, mich in der besten aller Welten zu befinden. Sie sei eben eine alte Jungfer und deshalb versauert und verbittert, dachte ich und trat ihr mit mitleidsvoller Ueberlegenheit entgegen. So war denn zwischen un« keine Freundschaft entstanden, während Ottilie im Hin blick auf da» Vermögen der Tante, da« sie einst zu erben erwartete, bemüht war, mit ihr aus gutem Fuß zu bleiben. Leicht war ihr die« schon damals nicht geworden; ich durfte annehmen, daß sie jetzt, wo Fügsamkeit eine Lebensfrage für sie geworden war, erst recht nicht aus Rosen wandelte. Doch darüber erfuhr ich nicht«; Ottilie war für mich verschollen; sie wurde nur, wie verabredet, regelmäßig über Otto« Wohl sein unterrichtet. Und darin kannte ich sie genugsam: den ersten Schritt de» Entgegenkommen« that sie niemal». Lieber würde sie die ärgste Sklaverei erdulden, al« nach dem Bor gefallenen ein gutes Wort gönnen. (Schluß folgt.» Vermischte Nachrichten. — Regensburg. Zu welchen Absonderheiten zuwei len der Radsport greift, zeigt wieder einmal ein Bericht der .Radwelt" au» Regensburg, wonach am vorigen Sonntag auf der dortigen Rennbahn ein einbeiniger Radfahrer mit einem anderen Radfahrer eine Strecke von 10,000 Meter um die Wette fuhr, wobei ersterer mit einer Radlänge ge wann. — Da» Glitzern der Sterne. Wenn wir an einem heitern Abend den wolkenlosen Himmel betrachten und die zahllosen Sterne über unserm Haupte glitzern und funkeln sehen, so wird dadurch in un» wohl die Empfindung geweckt, daß in der weiten Natur überall hehre Ruhe walte, — aber nicht« ist unrichtiger al« diese Empfindung. Denn in der That herrschen in den höheren Luftschichten stürmische Be wegungen, und gerade sie sind die Ursache de« Glitzerns der Sterne. Die von den Fixsternen ausgehenden Lichtstrahlen durchsetzen, nachdem sie Billionen von Meilen durch den leeren Raum geeilt sind, die ganze Dicke der Erdatmosphäre, bevor sie an unser Auge gelangen. Da« Lustmeer ist aber niemals in völliger Ruhe, und wir wissen von Luftschiffern, daß in den höheren Luftschichten starke Stürme herrschen können, während an der Erdoberfläche Windstille besteht. Diese stürmisch bewegten höheren Lustschichten werden nun von den Sternenstrahlcn durchwandert, und letztere gerachen hierbei bald durch Luftschichten, welche durchsichtiger sind, bald durch weniger durchsichtige — und diese Verschiedenheiten der Durch sichtigkeit der Luft machen sich un» eben al» da» Glitzern der Sterne bemerkbar. Ist die- ganz besonder» kräftig, so müssen auch die Stürme in den höheren Luftschichten ganz besonders heftig sein, und man kann schließen, daß diese Stürme sich auch bald aus die unteren Luftschichten auSdehnen und eine Veränderung, meist Verschlechterung de« Wetter» bringen werden. Man hat besondere Instrumente construirt — man nennt sie Scintillometcr —, mit deren Hülfe man den Grad des Glitzern» ganz genau bestimmen kann, und welche man bei der practischen Wetterprognose in Anwendung zu bringen versucht. — Kreuzweise» und gleichzeitige« Melken. Professor Albert in Halle hat untersucht, in welchem Grade durch da» kreuzweise Melken eine Beeinflussung der Milchab sonderung im Gegensatz zum gleichseitigen Melken stattfinde. Au» seinen Untersuchungen geht nach der „D. landw. Presse" hervor, daß bei einer Harz-, Friesen- und Wilstcrmarschkuh durch da« kreuzweise Melken eine Mehrausbeute an Milch erzieit wurde, und zwar von täglich rund 0,» bezw. 0^>» und 0,-° In Bezug auf die gettauSbcule ergab sich bei allen Kühen bei krcuzweijem Melken ein Mehrertrag von 24, 38, 77 und 97 8 Fett. E» wäre daher unter allen Umständen da» kreuzweise Melken zu empfehlen. — Die Mäuse und da» Margarinetalg. Der Chemiker Mc. Eoh iheilt mit, daß die Mäuse ein sehr feine« Vermögen besitzen, Butter vom Oeltalg zu unterscheiden. Er erhielt eine Anzahl Muster von Butter, um sie in seinem La boratorium zu untersuchen. Die Kelche, in denen man die Butter schmolz, nachdem man die an der Oberfläche schwim menden Bestandtheilc vorsichtig hatte ablauscn lassen, ließ man während der Nacht auf einem Tisch im Laboratorium stehen. Am folgenden Morgen fand Mc. Eoh zehn Kelche vollständig leer, nur zwei waren unberührt geblieben, und diese enthielten Margarine, während die zehn anderen mit Naturbuller gefüllt gewesen waren. Da hier bloßer Zufall im Spiele gewesen sein konnte, wiederholte Mc. Loh diesen Versuch und hatte jeder Mal dasselbe Ergebniß. Auf der Margarine fand man nur die Fußspuren der Thiere, die anderen Kelche mit der Naturbutter waren jedoch leer. — Der moderne Einbrecher paßt sich dem Zeit alter der Wissenschaften an. Die Brechstange wird zum alten Eisen geworfen. Darauf deutet wenigsten» ein jüngst in Frankreich erlebter Einbruch hin. Eine Einbrecherbande drang in den Geschäftsraum eine« Bankier« ein, bewaffnet mit einer Kreissäge und — einem kleinen Gasmotor. Der Motor wurde aufgestellt und mit der Säge verbunden, die in kürzester Zeit den gepanzerten Schrank durchschnitt, in dem sich Beute im Werlbe von vielen Tausenden befand, während die Unter nehmer e« sich bequem machten und vom Sofa au« zuiahen. — Die japanischen Frauen. „Nach unserem Maß stab gemessen," so liest man in dem englischen ..lloimellolli IVorck!,", „sind die japanischen Frauen nicht durch Schönheit ausgezeichnet. Ihre kleine, formlose Gestalt, ihre gelbe Haut farbe, ihre hervorstehenden Backenknochen, ihre mandelförmigen Augen kontrastiren stark mit den Schönheiten Europa». Den noch ist aber ihr Zauber unbezweiselt. Nur muß man die Japanerin in ihrer natürlichen Umgebung sehen. Dann be friedigt ihre Anmuth und malerische Erscheinung den höchsten Kunstsinn. Man sehe die kleine, lustige Dame in ihren, wunderbar kleidsamen Nationalkostüm, die breite seidene Schärpe kühn um den Leib gewunden, da» schwarze leuchtende Haar mit allerhand seltsamen Zierrath geschmückt, zierlich in ihren kleinen Holzschuhen dahingleiten, in den seltsamen Häusern, den Tempeln und Pagoden, den wunderbaren, blumengesüllten, zu See und Insel, Fluß und Berg im kleinen angelegten Garten, dann erst wird man den Reizen der Japanerinnen gerecht werden. Die Japaner bewahren stet» ihre Gleichmut-. Die Japaner schlagen sich nicht, sie streiten und schwören nicht, und wenn je die Japanerin ihre Nerven bekommt, so macht sie keine „Scencn". In Japan ist die Heirat- mehr eine Familien-, als eine persönliche Angelegenheit. Wenn die ja panische Litteratur die Liebe behandelt, so ist e» stet» die Liebe der Kinder zu den Eltern, niemal« die geschlechtliche Liebe. Die Familien der beiden jungen Leute, welche sich heirathen sollen, ordnen die Angelegenheit. Die jungen Leute selbst werden kaum darum gefragt. Deshalb sind alte Junggesellen und alte Jungfern fast unbekannt. Anderseits sind Ehescheidungen aber etwa« ganz Gewöhnliche». Diese kommen allerdings unter den Reichen häufiger vor, al- unter den Armen. So bald ein Kind da» heirathsfähige Alter erreicht hat, suchen die Eltern ihm einen Partner. Nach der japanischen Sitte besorgt ein verhciratheter Freund der Familie da» Geschäft der Vermittelung. Dieser bleibt dann nach Abschluß der Ehe 'eine Art Pathe für das Paar, so lange die Ehe dauert. Ent steht ein Streit zwischen den beiden, so wendet man sich an ihn zur Schlichtung. Eine Zeit der Verlobung giebt e» in Japan kaum. Sobald die beiden Familien einig geworden sind, zieht die junge Frau zur Familie ihre» Manne«. Dann gehorcht sie ihm in allen Stücken, bi» Tod oder Ehescheidung das Band trennt." — Eine heitere Geschichte wird dem „Oberschl. Anz." au» einem oberschlesischen Dorfe erzählt. Für die Pferde Le» Leichenwagen» wurden von der Gemeinde Pferdedecken be schafft, damit sie im kommenden Winter nicht frieren. Diese Decken wurden dem Gemeindcoberhaupte übergeben, da« die Decken zu lang sand und sic dementsprechend abschnitt. Au« den abgeschnittenen Theilen ließ sich der würdige Ortsvorsteher ein Paar Hosen machen und ging in diesen sogar in die Kirche. Trotz alledem kam 'Niemand aus die Vermuthung, daß hier eine Dieberei begangen, bi» der Schneider, der die Hosen gefertigt, in betrunkenem Zustande im Gasthause Mit theilung von der „Schneiderei" machte. — Vergeßlichkeit. Die Frau Steuereinnehmer Nimmsack ist furchtbar vergeßlich und pflegt daher stet» de» Morgen» sich genau aufzunotiren, wa« sie tagsüber zu thun beabsichtigt. So hat sic sich sür heute vorgemerkt: „Frau Doktor Wimmer besuchen, sie über den Tod ihre» Gatten trösten — ein bisserl weinen!" — EntsagungSfreudig. Sie: „Georg, Du mußt mir beweisen, daß Du mich liebst, und zu diesem Zweck ein Opfer bringen. Welche liebgewordene Gewohnheit willst Du zum Beispiel aufgeben, wenn wir verhcirathet sind?" — Er: „Da« Junggesellenleben!" — Mode-Bericht Winter I8S»/S7. Die bekannte Seiden- Fabrik (8. Henneberg in Zürich schreibt unS: Wir haben für diese Herbst-Saison keinen bevorzugten Sfidcustofi, der als tonangebend be zeichnet werden könnte, und auch das kommende Frühjahr wird das gleiche Schicksal theilen. Der zwei Jahre hindurch bevorzugte Taffet hat seine Herrschaft verloren, wenn er auch noch in einigen z-onroo be stellt worden ist: die Puffärmel, sür die er der geeignetste Stoss war, sind eben niehr oder weniger z-aosö i Als Ersatz sür den Taffet dürften in kleinen und mittleren (Ranken-) Dessins und l-ouioinos eine bevor zugte Rolle spielen. Olüuös, die so viel begehrten, sollen „außer Mode" sein, resp. kommen, und werden doch täglich noch bestellt; ja sogar mehr, als je! 'Richt in den großen, schreienden, vielfarbigen l'ampmlonr- bltkocton, sondern in kleinen einfarbigen Mustern und kleinen, mehr farbigen Streublümchen; diese beiden letzteren uonroe werden sicher noch nächstes Jahr ein bevorzugter Liebling der Damenwelt bleiben, - Für die kommende ^esellschafts-,^ Eoncert- und Theater-Saison^ haben wi^ ihre altgewohnte Stellung beibehalten, ebenso Damaste, sowohl in schwarz wie farbig; die letzteren in kleinen und mittelgroßen Dessins! 'I'aü'otwi glaoös (Limn^oant oder Schillerseide) „bleiben"; sie werden sehr viel sür Futterzwecke und Unterröcke verwendet; die Damen finden immer mehr und mehr, daß sie für den letzteren Zweck praktischer und eleganter sind, als Weiße. — Einen Liebling hätte ich beinahe vergessen: b'onlarü- 8oiÜ6! Für ^junge Mädchen erschemt er auch für die diesjährige Ball» miro-Farben und namentlich grün in den verschiedenen Farbenab stufungen. — Mittheisungen des Königs. Standesamts EiSensiock vom 23. bis mit 29. September 1898. V^acut. GedurtSfälle. 272) 1 S. dem Maurer Albin Hermann Stemmler hier. 274) Ernst Paul. S. des Hausmanns Friedrich August Fugmann hier. 278) Martha Helene, T. des Feuermanns Friedrich August Stemmler hier. 276) Curt Willy, S. des Fabrikarbeiter- Hilmar Dörffel hier. 277) Alfred Freund, S. des Handarbeiter- Gustav Adolph Aock- stroh hier. 278) Fritz, S. deS Handarbeiter- Ernst Hermann Möckel hier. 279) Paula LieSbeth, T. deS StraßenwärterS Ludwig Friedrich Schmidt hier. Hierüber: Ar. 273) 1 unehel. Geburt. sterbefälle: 137) I S. dem Maurer Albin Hermann Stemmler hier, Std. 138) Die Handarbeiterswittwe Christiane Caroline Wilhelmine Ebert geb. Wurlitzer hier, 79 I. 1 M. 20 T. 139) Die TagelöhnerSwittwe Christiane Sophie Unger geb. Franz hier, 85 I. 8 M. 12 T. 140) Der Lohgerbermeister Carl Friedrich Schubert hier, ein Ehemann, 70 I. 5 M. 4 T
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