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Amts- mit AiMIM für den «rs<hci»t wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement viertelj. 1 M. 2V Pf. (incl. 2 illiistr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ---- 43. Jahrgang. ——- Donnerstag, den 3. September L8N« Bekanntmachung. Sonnlag, den 6. Septeinver 1896, Mrmiltags 7 Mr indet eine Uebung für die Mannschaften der Spritze n der städtischen Sflichtseuerwctzr im Magazingarten statt. Abzeichen sind anznlegen. Nnentschuldigtes oder nicht genügend entschuldigtes Ausbleiben, verspätetes Er scheinen, sowie jeder Ungehorsam gegen die Vorgesetzten wird mit Geldstrafe bis zu 10 Mark oder entsprechender Haft bestraft. Entschuldigungen sind vorher rechtzeitig bei den betreffenden Zugführern anzu bringen. Eibenstock, am 29. August 1896. Der Rath der Stadt. Hesse. Graupncr. Kürst Lobanow -j-. Die europäische Polin! hat einen schweren Schlag er litten. Der russische Minister des Auswärtigen Fürst Lobanow ist auf der Reise von Wien nach Kiew, welche der Minister gleichzeitig mit dem russischen Kaiserpaar auSjührte, plötzlich verstorben. Nach amtlichen Berichten aus St. Petersburg erfolgte der Tod des Fürsten am 30. Aug. Abends Uhr ganz plötzlich im Kaiserlichen Zuge auf der Station Schepc- towka der Eisenbahnlinie Brest-Kiew. Durch Kaiserlichen Befehl ist der Adjunkt de« Ministers, Geh. Rath Schischkin, sofort telegraphisch nach Kiew berufen worden. Die Führung der Geschäfte de« Ministerraths in St. Petersburg ist dem Grasen Lambsdorff übertragen worden. Der erschütternde Trauersall wirft einen trüben Schatten aus die Reise des Kaisers Nikolaus und seiner Gemahlin. Zum zweiten Male ist der Tod, ein unerbittlicher Mahner an die Vergänglichkeit alle« Irdischen, dem Hcrrscherpaare in einem Augenblick nahe getreten, der in dem Leben desselben ein hochbcdeutungSvolleS Ereigniß darstellte. Die furchtbare Katastrophe auf dem Festplatze in Moskau zur Zeit der Kaiser krönung umgiebt diesen Weiheakt für alle Zeit in der Er innerung mit einem schauerlichen Gepräge, der Tod de» be währten Rathgebcr« de« Throne« inmitten der ersten, mit wichtigen diplomatischen Aktionen verknüpften Auslandsreise de« Kaisers und der Kaiserin bringt einen grellen Mißklang in die zu Ehren de» hohen Besuchs veranstalteten Festlich keiten und eine schwere Störung in die Abwickelung der poli tischen Kombinationen an den Höfen der europäischen Groß mächte. Die um die Erhaltung de« Weltfriedens eifrig be mühte Diplomatie hat mit tiefem Bedauern die Kunde ver nommen, daß eins ihrer fähigsten und eifrigsten Mitglieder aus einer ehrenvollen und an Erfolgen reichen Wirksamkeit plötzlich dahingcrafst ist. Fürst Alexei Borissowitsch Lobanow Rostowski war am 25. Dezember 1825 geboren, hat somit ein Alter von 71 Jahren erreicht. Er entstammte einer der ältesten russischen Fürstenfamilien und trat, nachdem er die Petersburger RechtS- schule besucht hatte, bereit« mit 19 Jahren in den Dienst de« Ministeriums de« Auswärtigen. Schon in den fünfziger Jahren war er Sekretär bei der Gesandtschaft in Berlin ; später vertrat er da« russische Reich am Goldenen Horn, wo er unter schwierigen Zeitverhältnissen von 1859 bis 1863 als Gesandter u. 1878 u. 1879 als Botschafter fungirte. Eine Herzensangelegenheit unterbrach 1863 die diplomatische Lauf bahn de« Fürsten Lobanow. Al« derselbe nach Verlauf mehre rer Jahre wieder in den Staatsdienst eintrat, fand er zunächst in der inneren Verwaltung de« Reiche« Verwendung, Anfang» al» Gouverneur, alsdann als Gehilfe de« Minister« de» Innern. Nach seiner Ernennung auf den Posten in Kon stantinopel war c« dem Fürsten beschieden, im Anschluß an die Berliner Konferenz den Friedensvertrag zwischen Rußland und der Pforte vom 8. Februar 1879 abzuschließen und zu vollziehen. Al« Graf Peter Schuwalow wegen angeblich zu großer Bi«marckfreundlichkeit vom Fürsten Gortschanow fallen gelassen wurde, erhielt Fürst Lobanow im November 1879 den Londoner Botschafterposten, und einige Jahre darauf, 1882, wurde er zum russischen Botschafter in Wien ernannt, woselbst er bi» zum Januar 1895 ununterbrochen thätig ge wesen ist. In Wien hat sich Fürst Lobanow al« ein tresflicher Ver mittler freundnachbarlicher Beziehungen zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn erwiesen. Welche Meinung man aber auch an maßgebender deutscher Stelle von ihm hegte, ist darau» ersichtlich, daß er von dieser al« Ersatz für den im Januar vorigen Jahres nach Warschau berufenen Grafen Schuwalow auf dem russischen Botschafterposten in Berlin ausdrücklich gewünscht wurde und daß man in Wien nur ungern seine Einwilligung hierzu gab. Die Ernennung erfolgte, wurde aber, noch ehe der neue Botschafter in Berlin seine Stellung angetreten hatte, wieder rückgängig gemacht; al« Nachfolger de« Minister« ». Gier« wurde Fürst Lobanow an die Spitze de« russischen Ministerium« de« Au«wärtigen berufen. Die leb hafte Zustimmung und Anerkennung, die von den amtlichen deutschen Kreisen der Ernennung de« Fürsten zum russischen Botschafter in Berlin gezollt wurden, haben denselben auch auf seinen verantwortungsvollen Posten nach St. Petersburg begleitet. Die Erwartung, daß Fürst Lobanow Alle« aufbieten werde, um die damal« ersichtlich intimer sich gestaltenden Beziehungen zwischen den beiden Kaiscrhösen weiterhin zu fördern und zu befestigen, hat sich vollauf erfüllt. Auch in Deutschland wird da« jähe Hinscheiden de« erfahrenen Staats mannes mit aufrichtigem Bedauern vernommen. Die russische Friedenspolitik hat in dem Verstorbenen einen ihrer erprob testen Anwälte verloren. Die Besetzung de« erledigten Mi- nisterpostcn« muß gerade im gegenwärtigen Zeitpunkt der russischen Regierung beträchtliche Schwierigkeiten verursachen. Die besonnene Art de« Fürsten Lobanow, fein diplomatischer Takt, seine reichen Kenntnisse und vielseitigen Erfahrungen machen e« schwer, einen ihm in allen Stücken ebenbürtigen Nachfolger zur Leitung der auswärtigen Angelegenheiten de« russischen Reiche» zu bestellen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Unter den Vorlagen, die dem BundeSrath bei seinem Ende nächsten Monat« erfolgenden Wiederzusammeniritt vorgelcgt werden, befindet sich nächst deni Gesetzentwurf bctr. Abänderung der Gewerbeordnung auch der Gesetzentwurf betr. Abänderung der Arbeiter-Bersicherungs- gesetze, die, wie verlautet, beide dem Bundesrath nebst umfang reicher Begründung bereit« zugegangen sein sollen. Ferner soll noch die ScemannSorvnung einer Abänderung unterzogen werden, zu der die technische Kommission für Seeschifffahrt Vorschläge gemacht hat, und die dem BundeSrath bald zu gehen dürfte. — Die Meldung verschiedener Blätter, daß der Zar bei seinen ferneren Besuchen an den europäischen Höfen auf die Begleitung der Kaiserin au« Rücksicht auf deren Befinden verzichtet habe, wird von der „Schles. Ztg." mit der Bemerk ung angezwcifelt, an die maßgebenden Stellen seien bezügliche Mittheilungen bisher nicht gelangt. — Schwerin, 31. August. Nach Bestimmung de« Fürsten BiSmarck ist der Neberschuß der Sammlung für die Spende zum 80. Geburtstag de« Fürsten nunmehr zur Verwendung gekommen. Der geschäftliche Ausschuß de» Zen- tral-Komitec» für die Bismarckspende hat diesen Ueberschuß, bestehend in einigen tausend Mark, zu gleichen Theilcn nach dem Willen de« Fürsten an die beiden Kinderhcilstätten in Sülze, wo sich eine Salzquelle befindet, und in Müritz an der Ostsee verlheilt. An beiden Stellen werden schwache und kranke Kinder armer Eltern ausgenommen. Diakonissinnen vom Stifte Bethlehem bei Ludwigslust pflegen und beaufsichtigen die Kinder. — Rußland. Die durch den Tod de« russischen Mi nister» de« Auswärtigen Fürsten Lobanow entstandene Lücke wird vorläufig durch den bisherigen Adlatu« desselben, von Schischkin, auSgesüllt, der, wie bereit« erwähnt, unverzüglich zum Zaren berufen ist, während inzwischen in der russischen Residenz die Geschäfte de« Ministerium« von dem Grafen Lambsdorff weitergesührt werden. Herr von Schischkin war auch nach dem Tode des Minister» von Gier» dazu auS- erwählt, al« „Verweser" der auswärtigen Angelegenheiten solange zu fungiren, bi« die Ernennung de» Fürsten Lobanow vollzogen war. Herr von Schischkin hat auch seinen früheren Chef längere Zeit hindurch in vollem Umfange de» Ressort vertreten. Er besitzt auf dem Gebiete der auswärtigen Po litik unleugbar eine große Erfahrung, erfreut sich aber wegen seiner nicht sehr liebenswürdigen Umgangsformen am Hofe in St. Petersburg keiner großen Beliebtheit. Eine definitive Berufung de« Herrn von Schischkin auf den schwierigen Posten de» Minister» dürfte schon durch die einseitig nationale Sinne-richtnng de» Genannten, der einer vermittelnden Richt ung sich ungern anpaßt, au»geschloffen sein. — Zu dem schnellen Hinscheiden de» Fürsten Lobanow wird au» Wien noch ge meldet, daß der Fürst sich schon während seine» dortigen Aufenthalte» unwohl gefühlt; er habe über Beklemmungen geklagt, welche er einer Arterienverkalkung zuschrieb, und sich geäußert, er wolle sich einer Massagekur in Bre«lau oder in Dresden unterziehen. Bei dem Besuch, den Fürst Lobanow mit dem deutschen Botschafter Graf Eulenburg bei dem ita lienischen Botschafter Graf Nigra machte, war der Fürst einem Ohnmacht-anfall nahe. Die« bestimmte ihn auch, entgegen seiner ursprünglichen Absicht, seinen Aufenthalt in Wien ab zukürzen und nach Kiew zu reisen. — Spanien. Madrid, 29. August. Die Einschiff ung von 40,000 Mann für den cubanischen Krieg»schauplatz wirb gegenwärtig in den spanischen Häfen vorbereitet. Im Monat November werden weitere 30,000 Mann dahin be fördert werden. Der General Wchier wird nach dem Eintreffen dieser Truppen über 200,000 Mann verfügen. Einem Tele gramm de« General» Wchlcr zufolge ist e« ihm ein leichte«, mit dieser Truppenmacht vor dem nächsten Frühjahr die ganze Insel von den Insurgenten zu säubern. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 1. Septbr. Zum ersten Male inspizirke heute Herr Gewerberath Enke unsere Handelsschule. Der selbe wohnte Vormittags und Nachmittags dem Unterrichte bei und besichtigte auch unter Führung de» Hrn. C. I. Dörffel unsere Vorbildersammlung, die sein regste« Interesse hervor rief. Herr Gewerberath Enke war sichtlich erfreut über die Aufnahme, die ihm feiten« de« HandclSschulvorstandc» bei diesem seinem ersten Besuche in unserer Stadt bereitet wurde. Möchte unsere junge Anstalt den Herrn Gewerberath allezeit zu ihren Gönner» zählen können! — Leipzig, 30. August. In Gegenwart der ersten Vertreter der staat»- und städtischen Behörden wurde gestern die feierliche Einweihung de« von der Stadt mit einem Kosten aufwand von 900,000 M. erbauten Kaufhauses (Leipziger Meßpalast) vollzogen. An« der hierbei gehaltenen Rede de» Oberbürgermeister« Or. Georgi ist al« von allgemeinem Inter esse hervorzuhebcn, daß die Statue de« Kaiser« Max, der vor 400 Jahren die Leipziger Liessen privilegirlc, über dem Ein- gangSportalc angebracht werden soll. Der Saal de« Kauf hauses, der bis jetzt übrigen» noch nicht fcrligzeftellt ist, wird auch künstlerischen Veranstaltungen und Zukammenkünften der Meßbesucher dienen. Da« Kaufhaus enthält im Erdgeschoß nach der Straße 8 große BerkaufSläben, nach dem Hofe 12 Meßlokale, im ersten Obergeschoß sind 30, im zweiten und dritten Obergeschoß je 37 Mcßlokalc untergebracht. — Leipzig. Die Heilsarmee, die schon vor 2 Jahren den erfolglosen Versuch gemacht hat, hier einen starken Hort ihrer menschcnrcttendcn Bestrebungen zu gründen, hat sich durch den damaligen Mißerfolg nicht zurückschrecken lassen, sondern hält jetzt auf Befehl de» in Berlin befindlichen Haupt quartier» regelmäßig wöchentlich 4 Versammlungen ab. Wie bekannt, verfolgt diese Vereinigung den Zweck, die dem Christen- Ihum entfremdeten Menschen diesem wieder zuzuführen. So berechtigt und lobenSwerth nun auch offenbar dieser Zweck an sich ist, so muß doch die Auswahl der Mittel und Wege zur Erreichung desselben zum mindesten für deutsche Verhält nisse al« eine verfehlte bezeichnet werden, wenn sie auch in Amerika und England große Erfolge gehabt haben mögen. Man verfolge nur den Verlauf einer solchen Versammlung: Da« Lokal — ein etwa 50 Personen fassende« Zimmer in der I. Etage de« Hintergebäude» im Grundstück Hedwigstr. 18 zu Leipzig-Neustadt —, welche« mit Plakaten und rothcn Draperien mit Bibelsprüchen geschmückt ist, zeigt so zahlreichen Besuch, daß viele zu spät Kommende keinen Einlaß finden und dafür periodenweise an die Thüre klopfen, was nicht eben zur Erhöhung der Ruhe und Andacht der Versammlung beiträgt. Außer vielen Sozialdemokraten sind auch andere Spötter an wesend, die hin und wieder ihren Lachmuskeln freie Bewegung lasten. Die Versammlung wird geleitet von einem jungen „Unteroffizier" oder „Sergeant" der Heilsarmee, der mit einer rolhen Blouse unisormirt ist. Ihm assistiren gewöhnlich zwei ebenfalls in der bekannten Weise uniformirte „Soldatinnen". Die Mitglieder der Heilsarmee verrichten zunächst nach dem Eintritt knieend ein stille« Gebe«. Hierauf erfolgt die Eröff nung der Versammlung durch den Leiter mit einem lauten Gebet, dem sich die ebenfalls laut gesprochenen Gebete der „Soldatinnen" und sonstigen Mitglieder der Bereinigung an- fchlicßen. Dann folgen gemeinsame Gesänge von einer ganzen Reihe geistlicher Lieder, welche theil« au« dem Organ der Heilsarmee, dem „Krieg«ruf", theil« au« Liederbüchern ge sungen werden und zwar nach den bekanntesten, oft recht leicht beschwingten weltlichen Melodien. Dann spricht der Leiter längere Zeit über irgend eine Bibelstelle und nimmt die Be kenntnisse einzelner Glieder der Heilsarmee männlichen und weiblichen Geschlecht« entgegen. Nach etwa anderthalbstündiger Dauer erreicht sodann die Versammlung, der ein gottesdienst licher Charakter nicht zugesprochen werden kann, mit Vertheil- ung de« ,Krieg«rus»", mit nochmaligem Gesang und Gebet und mit der Aufforderung zum Anschluß an die Vereinigung ihr Ende. Der „L. Z." will e» erscheinen, al« ob die ganze