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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 25.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189608256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18960825
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18960825
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-25
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Monat
1896-08
-
Jahr
1896
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einer außerordentlichen Beschränkung der zu vergebenden Preise zu beginnen. Um beiden Anschauungen gerecht zu werden, wurde ter Borschlag gemacht, die zuzuerkeuncnden Medaillen au? 25 Proz. der Au«stellerzahl zu beschränken, die geplanten Anerkennungsurkunden aber gänzlich in Wegfall zu bringen. Drei Fünftel der Preisrichter standen auf dem Standpunkte, daß 40 Proz. der Aussteller bedacht werden müßten. Nach den vorläufigen Feststellungen stehen dem Preisgericht zur Verfügung außer einigen StaatSmedaillen zwei goldene und zwei silberne Medaillen der Stadt Dresden, dann 20 goldene, 100 silberne und gegen 200 bronzene Medaillen. In der betreffenden Versammlung wurden die Anerkennungsurkunden zwar abgelehnt, dieselben sollen aber aus« Neue beantragt werden. Man will an dem Wortlaut der Geschäftsordnung festhalten, welcher besagt, daß die Auszeichnungen nicht bloß bezeugen sollen, daß die ausgezeichneten Gegenstände unter den in der Ausstellung vorhandenen Gegenständen gleicher Art hervorragcn, sondern daß sie den nach dem derzeitigen Stand der Technik an Gegenstände dieser Art zu stellenden Anforderungen in hervorragender Weise genügen. — Zwickau. Ein eigenartiger Rover war am Donners tag bei der Fahrt durch unsere Stadt zu sehen. Anstatt de« mit dem Hinterrade gleich großen Vorderrades hatte der Rover vorn eine durchlöcherte Metallscheibe von etwa 15—20 cm Durchmesser, welche mit einem Gummireij von 5—10 cm Durchmesser umgeben war. — Plauen. Die hiesige Konsulats-Agentur der Ver einigten Staaten von Nordamerika ist zum Konsulat umge wandelt worden. Man kann die« wohl als Beweis dafür ansehen, daß die vogtländische Industrie eine immer größere Bedeutung auf dem Weltmärkte erlangt. — OelSnitz i. V., 21. August. An dem unweit der Stadt abzwcigendcn, nach Schönbrunn führenden Wege sanden gestern gegen Abend Passanten einen fremden, etwa 3jährigen Knaben, welcher auf Befragen nichts weiter als seinen Vor namen anzugeben wußte. Der Kleine wurde der Polizei über geben, und dieselbe hat Folgende- festgestellt: Der Knabe heißt Alfred Werner und stammt au« Reusa bei Plauen. Dort sind am Donnerstag Zigeuner durchgekommen und der kleine Werner ist dem Wagen bi« gegen Oberlosa nach gelaufen. Dort haben ihn die Zigeuner zu sich in den Wagen genommen und sind bi» ziemlich nach OelSnitz gefahren. Bevor sie nach Schönbrunn Weiler fuhren, entledigten sie sich jedoch de» Knaben, muthmaßlich weil sie Unannehmlich keiten fürchteten. Der Bande ist man bereit« aus der Spur. — Netzschkau, 22. August. Heute, Sonnabend, früh gegen 3 Uhr wurde die hiesige Bewohnerschaft durch Feuer lärm erschreckt. E» brannte die schon vor einigen Jahren einmal abgebrannte, dann aber wieder größer aufgebaute, 5 Minuten von hier in dem Thale zwischen Netzschkau und dem Dorfe Lambzig an dem Limbach gelegene, alleinstehende Dotzauerfche Papierfabrik. Da« Feuer verbreitete sich in dieser neugcbauten Fabrik mit einer solchen Schnelligkeit, daß an ein Retten fast gar nicht zu denken war und die Fabrik fast vollständig niederbranntc. Außer als Papierfabrik und Wohnung für den Besitzer Dotzauer diente da» Gebäude auch der Firma Louis Muglitz u. Co. zur Verfertigung von Wasser waagen und Metermaßen. Ueber die Entstchung-ursache ist bi» jetzt nicht« Nähere« bekannt geworden. — Zittau, 20. August. Bei der Amtsanwaltschaft zu Lauban ging dieser Tage, wie schlesische Blätter melden, ein anonyme« Schreiben ein, in welchem Mittheilung von einem Mordverbrechen gemacht wurde, welches unentdeckt in der Zittauer Gegend an einem Handwerksmeister begangen worden sein sollte. Der Absender der Zuschrift gab gleich zeitig an, daß er au« Furcht vor den bei dem Verbrechen bctheiliztcn Personen seinen Namen nicht nennen wolle, da gegen bereit sei, an eine unter einer bestimmten Chiffre auf dem Postamt zu Sprottau niederzulegendc Adresse nähere Mittheilungen zu machen. Zur weiteren Veranlassung und Ermittelung wurde der anonyme Brief der Polizeiverwaltung in Görlitz zugestellt. Der dortige Polizei-Inspektor Zinke über gab sofort der Postanstalt einen Briefumschlag unter der an gegebenen Chiffre und gleichzeitig wurde ein Polizcibeamter mit der Beobachtung der Schalter im Postamt betraut. That- sächlich erschien denn auch eine Dame, um den postlagernden Brief in Empfang zu nehmen. Da« Ergebniß der polizci- licherseit« sofort angestellten Recherchen ist jetzt der Staats anwaltschaft zu Görlitz übermittelt worden. Man ist natür lich gespannt, in welcher Weise sich diese mysteriöse Geschichte ausklären wird. — Crimmitschau. Am 18. August 1870 konnte knapper Zeit wegen nicht allenthalben da« MittagSbrod bei der Armee in der richtigen Ordnung eingenommen werden, und so saßen auch zwei Angehörige de« 105. Regiment« zu sammen, verzehrten ihr zuvor gefaßte» Rindfleisch und tranken dazu den Rest einer Flasche Rothwein. Beide wurden an diesem Tage, der Schlacht bei St. Privat, verwundet; im Lazareth fanden sich noch ein Kanonier und ein Grenadier dazu, die e« ebenso gemacht hatten, und man versprach sich, diesen Tag jede« Jahr auf dieselbe Weise zu feiern, wenn alle vier glücklich in der Heimath ankämen. Alle vier ver wundeten Kämpft r erreichten gesund die theure Heimath wie der und sanden sich auch alljährlich, obgleich dieselben nicht alle im hiesigen Orte wohnten, zusammen, so auch diesmal, um da« gewohnte Mahl, gehackte« Rindfleisch mit Rothwein, zu verzehren. Seit zehn Jahren finden sich allerdings blo« noch drei zusammen, denn im Jahre 1886 wurde der Grena dier zur großen Armee abgerufen. — Nossen, 20. August. Arge Verwüstungen hat eine Windhose in unseren Nachbarorten Rothschönberg, Mah litzsch, Katzenberg, Wunschwitz :c. angerichtet. Unter grauen haftem Getöse jagte der Wind über genannte Ortschaften hin, dabei ganze Dächer abdeckend. Hohe Bäume sind abgebrochen, viele mit der Wurzel der Erde entrissen. Gegen 40 Obst bäume sind allein aus dem Rittergut Wunschwitz entwurzelt worden. — Kirchberg, 20. August. In fast fieberhafte Auf regung wurden, wie bereit» kurz erwähnt, während de« gest rigen Tage« Diejenigen versetzt, welche mit der Ablöschung de« Brandhccrde« vom 18. August beschäftigt und Diejenigen, welche mit der vorläufigen Erörterung de« Brandschaden« be auftragt waren. Der mit der Brandwache in der Nacht vom 18. zum 19. August beauftragte 4. Zug der frciw. Feuerwehr trat Morgen» gegen 6 Uhr ab, nachdem jedwede Gefahr einer Weiterverbreit»»- de» Feuer» für beseitigt gelten konnte. Ein Theil der Schlauchleitungen verblieb gebrauchsfertig am Brand platz. Vorm. nach II Uhr wurde von einem RathSbeamtcn und dem Brandleiter die vorläufige Erörterung de» Brand schaden» vorgencmmen. Zu wiederholten Malen wurde dieser Act schon durch Feuerruse der geängstigten Bewohner de» Deutschen Hause« unterbrochen, da im Stallraum genannten Gasthofe» die Lohe emporschlug. Durch energische« Eingreifen wurde jedoch da« Feuer erstickt und der Brandleiter sah sich schließlich veranlaßt, alle brennbaren Stoffe au» diesem Raume entfernen zu lassen. Al» zwischen 12 und I Uhr die genannte Erörterungscommission mit dem Besitzer sich auf dem Boden raum de« Deutschen Hause« befanden, bemerkte man plötzlich, daß auf dem Saalboden au» einer zwischen vielen anderen Kisten und Gerölle stehenden mit Stroh gefüllten Kiste eine mächtige Feuergarbe nach dem Sparrenwerk leckte. Die brennende Kiste, deren Jnnenwandung bi» zu 6 nun bereit verbrannt war, wurde schleunigst über den Saalbodcn getragen und durchs südliche Giebelsenster nach dem Garten befördert. Eine Schlauchleitung wurde schleunigst nach dem Bodenraum gelegt, um etwaigen weiteren Eventualitäten vorzubeugen. Nach kurzer Zeit befand sich die SchadenerörlerungScommission aus dem H. Barth'schen Felde gegenüber dem Malzhau«, al« ein verdächtiger Rauch sich auf dem Dache de« Deutschen Hause« bemerkbar machte. Dahineilend sah man an der süd westlichsten Ecke de« Saalboden- eine von Papier und sonstigem Brennstoff genährte Feuergarbe emporlodern, welche bereit« die Dachschalung und da« Sparrenwerk erfaßt hatte. Schnell wurde auch diese gelöscht, da die Schlauchleitung sich noch auf dem Bodenraum befand. Eine Oeffnung der Dachung war nicht vorhanden, die Brandstätte de« Malzhause« sandte ebenfalls keine gefahrbringenden Funken mehr, also konnte hier nur böswillige Brandstiftung vorliegen. Wieder begab sich die SchadencrörterungScommission an ihre Arbeit, welche wiederum durch angcfachten Brand im Stallraum gestört wurde. Kaum war die Löschung beendigt, schallte e« von Seiten der Hausbewohner durch'S Hau», der Bühnenraum brennt, alle Bewohner eilten dahin, man sand unter dem Bühnenboden eine mit Brennstoff gefüllte Kiste in Flammen. Auch diese Kiste wurde durch « Fenster nach dem Garten be fördert. Der Brandleiter ließ nun sämmtliche oberhalb de» Erdgeschosse« gelegene Räume durch Feuerwchrposten absperren und traf die nöthigen Sicherheitsmaßregeln, um irgend eine neue Brandlegung im Keime zu ersticken. Zwischen 2—3 Uhr Nachm. drang verdächtiger Rauch au« der Parterre nach Osten zu gelegenen Kutscherstube. Es war das in der Stube be findliche Bett in Brand gesteckt. Nachdem auch dieser Brand gelöscht worden war, sand man zwischen dem Strohsack und dem Deckbette ein Päckchen verbrannte Streichhölzer. Für den Rest des Tages blieben die vorhandenen Wachmannschaften am Platze, welche Abend« 8 Uhr durch den 5. Zug der freiw. Feuerwehr für die kommende 'Nacht abgelöst wurden. Der Wachdienst war insofern schwieriger Natur, weil ersten» die Löschanstaltcn gebrauchsfertig nebst den vielen Ein- und Aus gängen überwacht, auch gleichzeitig der ganze Complex ab- patrouillirt werden mußte. Hcffftntlich haben nun die ge ängstigten Hausbewohner, sowie die mit dem Feuerlöschwesen Beauftragten Ruhe. — Olbernhau. Einen Beweis dasür, welch trauriger, geradezu unfaßbarer Aberglaube in manchen Kreisen noch herrscht, giebt folgender Vorfall. Vor Kurzem war im be nachbarten Neuhausen zwei Frauen Wäsche gestohlen worden. Die Bestohlenen halten nun, al» sie den Diebstahl bemerkten, nicht» Eiligere« zu Ihun, al» mit dem Abendzuge hierher zu fahren, um die — Wahrsagerin zu befragen, wer der Wäsche dieb aewesen ist. Hier angekommen, wanderten Beide nach Kleinneuschönberg, um die Hellseherin aufzusuchen. Leider war dieselbe nicht zu Hause. Die Neuhauser Frauen warteten vergebens, so daß sie fast den Zug versäumt hätten. Schließ lich mußten sie betrübt unverrichteter Sache wieder abziehen. — Bei dem zeitigen Eintritt der Dunkelheit wollen wir die Hau »wirt he wieder an ihre Verpflichtungen erinnern, Treppen und Hausflure sowohl rechtzeitig al« ausreichend zu beleuchten. E« genügt nach neueren Entscheidungen der oberen Gerichte nicht, daß überhaupt beleuchtet wird, sondern die Beleuchtung muß auch eine ausreichende sein und z. B. bei Treppen und Absätzen jeden Absatz genau erkennen lassen. Unfälle, welche durch Vernachlässigung dieser Verpflichtung entstanden sind, machen den Verpflichteten voll und ganz er satzpflichtig. — Das Interesse der Besucher der Ausstellung des fach- s.scken Handwerks und Kunstgewerbes in Dresden an der Dorfanlage, die mit der alten Stadt einen der reizvollsten und maler ischsten Theile des ganzen Ausstellungsgebietes bildet, ist naturgemäß im reichsten Maße auf das unter dem Protektorate Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Mathilde stehende wendische Volksmuseum gerichtet, dem in letzter Zeit eine Reihe neuer Gegenstände eingefügt wurden. Wer den Dorfanger betritt, möge ja das nach verschiedenen Motiven vom Architekten A. Grothe errichtete Museum aufsuchen, das idyllisch an dem Ufer der Spreewaldanlage liegt, an den Wässern, auf denen die Spreewälderinnen so kunstgeübt die Kähne lenken. Ein Gang durch das Museum offenbart die Fülle des Schönen und Eigenartigen, das hier von berufener Seite zusammengetragen wurde. Der folgende kurze Ueberblick wird genugsam andeuten, wie reichhaltig die Sammlung ist. Zunächst schweift das Auge über den verschiedensten Frauenputz, der ferne größte Reichhaltigkeit in schlichten, geschickten und farbenpräch tigen Hauben der verschiedenen Gebiete der Lausitz entfaltet. Daran reihen sich Trachtenpuppen, Modelle von wendischen Bauten, wendische Urnen, Geschirre für besondere Feste, Bildnisse von Wenden und Wend- innen aus dem vorigen und aus diesem Jahrhundert, verschiedene land- wirthschaftliche Bilder mit Motiven aus dem Wendengebiet, Kupferstiche und Photographien. Hohes Interesse ist auch den Urkunden und Schriften entgegenzubringen, und mit Wohlgefallen ruht das Auge auf der Dür ¬ ften Wendentrachten aller Art, Geschenke (wie z. B. »2 Gemälde auf Holztafeln, die ein Bauer in Höflein bei Kloster Marienstern gemalt), einen Hausaltar u. a. m. vorführt. Nicht minder schön ist die Zu sammenstellung der verschiedenartigen Festgewänder und Festgeschmeide, und hohe- Interesse verdient auch die Ausstellung der wendischen Volks poesie und Musik, wie z. B. die Volksliedersammlungen, das Notenbuch eines Volksmusikanten vor 100 Jahren, die vielen Instrumente, von der Schalmei bis zur Geige, die handschriftlichen und gedruckten wendischen Tonsätze, die beiden Bauerntheater u. a. m. Einen freundlichen Ein druck macht die Mube mit einer Familienscene aus Schleife bei MuS- kau: erster Tanz der jungen Frau nach dem HochzeitSmahle. Mit Jnter- efse mustert man auch die Trachtenbilder und die Bilder ländlicher Bauten, wie die Landschaftsbilder au- dem Spreewalde, die Genrebilder und die Ansichten mit charakteristischen Gruppen au- alten Wenden gebieten. Wie reichhaltig ist die Sammluna von Modellpuppen wendischer Volkstrachten, die auf häusliches Leben Bezug nehmenden Gegenstände, wie Stubenausstattungen, Hausgeräthe und Ziergegenstände. Von großem Reize sind die Stube mit der vom Kirchaange heimkehrenden Mutter und die wendische Spinnstube mit den verschiedenen Trachten und allen charakteristischen Sächelchen. Beim Verlassen deS Museum- beachte man übrigens auch die an der Giebelwand im Freien ausgestellten Gegen stände, zumeist Gegenstände der Landwirthschaft und HauSgeräthe. Wir empfehlen den Besuch deS Museum- auf- Wärmste, e- verdient die Auf- merksamkeit aller Ausstellungsbesucher im reichsten Maße. — Lützen. Die sogcnannle Bornaische Pserde- krankheit, weiche sich in diesem Jahre vom Königreich Sachsen auch über unsere Gegend verbreitet hat, trat hier in einer geradezu beunruhigenden Weise auf. Die Mortalität bei dieser Krankheit betrug über 80 Proz. und mehr al» 500 Thierc find in hiesiger Gegend ein Opfer der unheimlichen Seuche geworden. Der Schutz der Kalkigen. Der preußische LandwirthschasiSminister beabsichtigte vor einiger Zeit die in der Nordsee zwischen dem Festlande und den größeren Inseln Pellworm, Nordstrand, Amrum u. Föhr gelegenen Halligen zu besichtigen, um danach Maßnahmen zu ihrer Erhaltung zu treffen. Schon früher wurde mitgetheilt, daß der Kaiser sich für die Sache warm interessire. Aus den neun Halligen wohnten vor zehn Jahren 500 Menschen; man würbe diese zwar mit weit geringeren Kosten, al» die Sicherung der Inseln erfordert, irgendwo aus dem Festlande ansiedeln können. Aber der Halligbewvhner hängt mit ganzem Herzen an seiner stet» von Sturm und MeereS- flulh bedrohten Scholle und zudem ist die Erhaltung der Halligen auch nolhwendig im Interesse de« Allgemeinwohl», weil sie eine Schutzwehr für da» Festland bilden. Die Halligen sind al» Ucberreste großer Inseln anzu sehen, die da» gefräßige Meer mit Ebbe und Fluth langsam abgespült hat. Sie sind gegen die See gänzlich ungeschützt und jahraus, jahrein reißt va» Meer von ihnen an der See seite ein Stück nach dem andern ab, bei den einen mehr, bei den anbei» weniger. Alle aber werben kleiner und scheinen ihrem sicheren Untergänge allmählich cntgegenzugehen. Häuser müssen abgebrochen und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Wo da» alte Hau» stand, ist nach kurzer Zeit da kahle Watt, und wo benutzter Ackerboden war, da spielen nach kurzer Zeit die Wegen der Nordsee. Im Sommer erscheint die Existenz der Halligen sehr idyllisch und anheimelnd; friedlich und ruhig liegen sie im MeereSwasscr beim schönen Sonnenschein da. Allerdings von Bäumen und Sträuchern sehlt auf ihnen jede Spur, ebenso sehlt alle» Gartenland; aber die Halligen bilden im Sommer eine da» Auge wohlthuend berührende saftig-grüne Glasfläche. Aber im Herbst und im Winter, wenn die Stürme über da» Meer dahinbrausen, wird da» Wasser weit auf die Insel hinausgeführt bi» aus die HauSwarften, und jede Hochfluth nimmt etwa« von dein Flächeninhalt der Insel fort. Vor zehn Jahren (1886) betrug die Größe ter Inseln: Langeneß-Nordmarscb 1025 Hektar mit 224 Einw. Hooge 540 , » 163 Nordstrandisch-Mocr 184 . » 32 „ Gröde mit Apelland 180 . » 33 „ Süderoog 73 . . 9 . Südfall 63 Oland 58 » » 34 . Habel 18 . » 10 . Norberoog 17 . unbewohnt Zusammen 2158 Hektar mit 510 Einw. Von diesem Areal sind aber schon wieder bedeutende Flächen vom Meer verschlungen, so daß gegenwärtig sämmt liche Halligen zusammen kaum mehr al» 1800 Hektar groß sind. Während im Jahre 1769 die Inseln noch von 2000 Menschen in 500 Häusern bewohnt wurden, wohnten 1885 die 510 Einwohner in 123 Häusern. Da« Ucbrige hat da« Meer verschlungen. Die Halligen steigen mit stark zerrissenen, bi« 1*/, Meter hohen Wänden au« dem Wattgebiete empor, da« bei Ebbezcit vom Meer verlassen, von der zurückkehrenden Fluth aber wieder überschwemmt wird. Sic stehen also bei jeder Fluth direkt im Wasser und bieten Wind und Welter zur Ausübung ihres zerstörenden Einflüsse» Spielraum. Die Geschichte der Halligen ist denn auch eine ununterbrochene Kette von Sturmfluthen, in denen Tausende von Leben zu Grunde gegangen sind. Verschlang die große Sturmfluth vom 9. Februar 1825 doch 74 Personen, 181 Kühe und 1475 Schafe 79 Häuser wurden von der Fluth weggewaschen und 233 unbewohnbar gemacht. Der Gesammtschaden betrug über 700,000 Mark. Die Halligbewohner zeichnen sich durch Ehrlichkeit und Bravheit au«; strafbare Handlungen kommen unter ihnen überhaupt nicht vor. Mit großer Zähigkeit hängen sie an ihrer Scholle und müssen mit Wehmuth sehen, wie diese nach und nach eine Beute de» Meere« wird. Gerade ihre Abge schiedenheit von der übrigen Welt — konnte doch in einer Halligschule am 22. März 1888 noch der Geburtstag Kaiser Wilhelm» I. feierlich begangen werden, weil die Nachricht von seinem am 9. März erfolgten Ableben noch nicht dahin gedrungen war — hat ihnen die mannigfachen Eigenthüm- lichkeiten ihre» Stamme« bewahren Helsen. Ob sich die weitergehenden Pläne, nämlich da« Meer zwischen den Halligen und dem Festlandc trocken zu legen, werden verwirklichen lassen, steht noch dahin ; der Privat unternehmung böte sich hier ein dankbare«, lohnende« Gebiet der Thätigkeit! Kr ist der Hrve! Roman von L. Haidheim. (22. Fortsetzung.) »Ich habe erfahren, Mr. Leiwen, daß mein Name in einer sehr unzarten Weise und ganz ohne mein Wissen vor Herrn Lörrach« Ohren genannt wurde. Meine Schwester ihat c« in bester, aber sehr übel angebrachter Absicht, von ihr selbst weiß ich, daß sie e« gethan. Wollen Sic Herrn Lörrach die« sagen und ihm diesen Brief geben?" Sic bot ihn dem Engländer, der sich verneigte, ohne indcß den Brief anzunehmen; dabei war aber der Ausdruck seiner Züge viel Heller. »Wenn ich Herrn Lörrach wiederhole, wa« Sie mir sagten, ist da« nicht genug? Braucht e« noch diese« Briese«? Geschriebene« soll eine junge Dame — verzeihen Sie meine Aufrichtigkeit, theure« Fräulein — nur demjenigen Manne geben, den sie liebt." Wie kam e«, daß Bettina Wiedner so besangen vor dem ihr vor kurzem noch so fremden Manne stand? »Sie haben-ganz recht, Mr. Leuven, ich bitte Sie aber dennoch —" »So lieben Sie ihn?" — Der Engländer sagte da« nicht mit Worten, aber e« stand in seinen Augen so deutlich, al« hätte er e« laut au«gesprochen. »Mr. Leuven — ich sagte e« Ihnen schon — ich bat
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