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-Ar - ihm versagen. Greift eS Oesterreich an, so greift «S störend in den politischen EnlwickelungSprozrß eib, dessen Früchte nicht blos Oesterreich- Völkern, sondern ihm selbst zum Heile gereichen werdcn. Läßt eS diesen die Zeit, das spärlich zugemeffene Maß von Bethrili- gung und Mitwirkung an den öffentlichen Angelegen» heilen der Monarchie in «in ausreichendere- zu ver- wandeln, so wird die unausbleibliche Folgt die sein, daß die Politik, die auf Restaurationen in Italien stnnt, in Oesterreich selbst in nicht ferner Zeit auf nicht leichte Hindernisse und Echwieriqkciten stoßen wird. Nichts kann der zur Zeit in Oesterreich Herr« schenden Politik unerwünschter sein, als keinen berech tigten Anlaß zu haben, neuen Kampf in Italien zu erheben und störend in das nationale Werk der poli tischen Wiedergeburt einzugreifen. Rur durch vollen dete Thaisachen kann Sardinien seinem Unternehmen die Sanktion verschaffen, die eS im Völkerrecht nicht hat. Um aber solche Thalsachen als auf sich selbst ruhende, lebensfähige hinzuftellen, bedarf eS längerer Zeit und manchen Probejahres. Wird diese Zeit glücklich bestanden, dann wird dem neuen Staate der diplomatische Segen schließlich so wenig fehlen, als er dem Königreich Belgien und der Annexion Ktäkiiü- gefehlt hat. Je «her, je lieber Frankreich» entbehren zu können, ist sein eigenes Jntereffe, und je bereit» williger eS dem guten Rath Englands folgen witd, um so sicherer wird die neue Schöpfung ihrer Vollen dung entgegen gehen, und Rom die Stelle erhalten, di« ihm von der Natur und der Geschichte alS Haupt stadt eines italienischen Staats angewiesen ist in wett höherem Sinn, als eS im Aiterthum Haupt rine- weltherrschenden Reiches war, in welchem der größere Theil Italiens selbst keinen Antheil an der Freiheit und Regierung hatte. DaS österreichische BcrfaffungSmanifest hat in der deutschen Presse eine Legion von UrtheileN erfah ren. Die meisten, selbst österreichischen Zeitungen klagen über die in den Concessionen unbeachtet gebliebene Gleichstellung der Confessionen und vermissen mit tie fem Bedauern jede Andeutung über eine Regelung brr Preßverhältniffe und die Herstellung einer durch ver nünftige Gesetze geregelten Freiheit derselben. Dt« „Breslauer Zeitung" sagt in einem Leitartikel „Da neue Oesterreich" in erwähntem Punkte Folgen»«-: Wir wünschten wohl, unsere Uebrrschrtst spräche die Wlln-scha«. Nachdem in Warschau keine Vereinbarungen zu Stande gekommen find, welch« die unmittelbare Er neuerung de- Kriege- durch eine Offensive Oester reichs hätten zur Folg« haben können, und Sardinien, abgesehen vom Abwahnen seines besten Freundes, EtUlandS, in keiner Weise in der Lage ist, seinerseits angriff-weise zu verfahren, kann man wohl einem ruhigen Winter entgegensehen. Auch an die Er- NMenrng de» Krieg- im Frühjahr ist schwer zu Mubtn, denn ein paar Monate reichen nicht hin, die Macht Sardiniens so zu steigern und zu befestigen, VsK «S wagen könnte, mit eigenen Kräften einen An- Kiff auf Venetien zu wagen. Richt- könnte seiner Sache günstiger sein, als wenn eS überhaupt auf den Gedanken verzichtete, Venetien mit Waffengewalt er obern zu wollen. DaS geht nicht, ohne einen allge meinen europäischen Krieg zu entzünden, bet dem eS sehr fraglich ist, ob er für Italien so gute Frucht tragen wird, als die Selbstbeherrschung und Seldst- brschränkung. Uebt es diese, so emancipirt eS sich desto früher von Frankreichs Freundschaft und hat von Oesterreichs Feindschaft nichts zu fürchten, denn für einen ReftaucaiionSkrteg in Italien zieht Preußen sicher fein Schwert nicht, und andere, die eS in der Höhung auf Siege über di« nationalen Ideen gerne imJntereffe reaktionärer Tendenzen ziehen möchten, «erden «- bleiben lassen. Sardinien kann sich und fehrneueS Reich im Frieden organisiren und wird, tndMr «S sich in weiser Selbstbeschränkung in dem, tvaS «S hat, häuslich einrichte», sich immer mehr di« Sympathien aller Derer erwerben, die von einem europäischen Kriege kein Heil für die Freiheit erwar ten- wenn er gegen dieselbe geführt werden muß. Die« würde der mögliche Fall sein, wenn eS durch Krieg mit Oesterreich Deutschland nöthigte, sich end lich rinzumischen. Aber auch die Rücksicht auf die nach Freiheit dürstenden Völker Oesterreichs selbst müssen ihm von Wichtigkeit sein. ES liegt durchaus nicht in seinem Interesse, den Gang »er inneren Ent« «lckleung Oesterreichs zu stören, waS durch einen aggressiven Krieg g«g«n diese- nothwendig drr Fall Mn müßte. SS muß ihm darum zu thun sein, dem Freiheitsdrang der Oesterreich« dir Zeit zu geben, sich die Rechte zu erkämpfen, welche die neuen Ordnung«« Fünfzehnter Jahrgang. für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend -es Königt. Verichtsamtes und -es Sta-trathe« z» Kischofswerda. Vies« Zeitschrift erscheint wSchentlich 2 Mal, Mittwoch- «ad Sonera beud«, und kostet vierteljährlich 12z Na, Inserate werden die gespaltene Seil« »der deren Raum mit 6 Pf., dergleichen unter vier Seilen mit 2z Nge. dirichnat 90. Mittwoch, den 14 November. 186b