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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 30.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189606306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18960630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18960630
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-30
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Monat
1896-06
-
Jahr
1896
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dorfer Apfel — zum Anbeißen! Hier war da« nun Ander«. Da« Antlitz de» .Fräulein«- bedeck« «ine dornehme Bläffe und hinter dem goldenen Pincenez träumt ein kurzsichtiger, müder Blick. Die magere Gestalt ist natürlich streng modisch gekleidet und so fehlt denn auch nicht die bekannte Zwang«- jacke, Korsett genannt. — Die wandelnde Bleichsucht und Nervosität! Meister, Meister! Würdet Ihr Eurem zukünftigen Schwiegersöhne statt der 6000 Tholer lieber «in an Körper und Geist gesunde« Weib, eine tüchtige Hau«frau mitgeben, diel sicherer würdet Ihr damit Euer und da« Glück Eurer Kinder und Enkel befestigen. So aber trifft jenen unglück lichen Mann einst de« Dichter« drohende» Wort: „Wer sich da» Weib der Mitgift wegen wählt, Der sei sortan vom ew gen Hist gequält, Denn Gift ist Gift, in welcher Form 's auch sei. Und solche Ehe ist Giftmischerei! lind der Junge! Ec studirt natürlich und zwar gründ lich; denn Sexta und Quinta hat er bereit« je doppelt durch gemacht. Da« liegt daran, daß er nicht da» mindeste Talent zum Lernen besitz', und außerdem von Baler und Mutter oft genug rernoinmen hat, daß er'« eigentlich auch „nicht nölhig habe.- Trotz seiner >5 Jahre weiß er aber Zigarre und Bicgla« vortrefflich zu handhaben und ein Weiberfeind scheint sich auch nicht au« ihm entwickeln zu wollen. So sehen wir denn, wie diese drei — .Tugenden" den Knaben körper schon ihren Stempel aufgedrückt haben und können nur bedauernd au«rufen: »Meister, Meister! Eure sauer erworbenen Groschen wird da» Söhnchen gar schnell unter die Leute bringen und nicht« zum Kampf um'« Dasein be halten, nicht einmal da» Gut, da« ihr so gering anschlagct: Zehn arbeitgeübte Finger! Meister, in Eurem Sohne erblüht Euch kein Glück und für die menschliche Gesellschaft wird er dereinst ein Unglück!" O Ihr Eltern, die Ihr Euch sorgt und bekümmert, quält und martert Tag und Nacht, Euren Kindern eine sorgen freie Zukunft zu bereiten, .sammelt nicht Schütze die Rost und Motten verzehren, die Diebe au«graben und stehlen können," nein, achtet vielmehr auf einen gesunden, kräftigen, abgehärteten Körper, erzieht ihren Geist zur Sittsamkeit und Religiosität, stattet denselben au« mit einem soliden Wissen«- fchatz, erwählt ihnen einen ihren Wünschen und Kräften ent sprechenden Wirkungskreis, dann sichert Ihr Euch die Liebe und Ehrfurcht Eurer Kinder, und ewig dankbar sind sie Euch dereinst für solche Mitgift. Vom alten Bürgermeister Funk in Eibenstock. (Schluß.) Auf Befehl der Eltern, Abbitte zu leisten und die Körbe zu rekognoSziren, ging» am andern Tag vor zum Alten. Der .Herzbengel" hämmerte gewaltig. Beim Höhl-Edwin, Bürger meister« Nachbar, wurde immer um die HauSecke geblinzelt, ob der Borgemastr nicht im Garten wäre. Er war nicht zu sehen. Nun wurde die Hau«thüre ganz leise geöffnet und aus den Fußspitzen hineingeschlichen. Feierliche Stille im Hause und vcrzweiflung«volle« Abbeißen der Fingernägel! .Du, klop Du a; Du bist der größte!" »Na, Du; Diech kennt'r eher!" Endlich fassen sie sich Muth und — stehen hinter dem Bürgermeister. Er sitzt am Tische und schreibt; guckt sich nicht um. Nach »Hangen und Bangen in schweben der Pein" Wendung nach link«. Die große Hornbrille wird auf die Stirn geschoben; Hände in Hüftstütz, Oberkörper nach vorn gebogen, im Auge einen wahren , Basiliskenblick", schreit er den Schlotternden zu: .Spitzbum, verfluchten, Ihr seid'«? Furalln wollt Ihr frassn, Ihr Gesellschaft, Ihr? Get (geht) nauf zn Leitnamt Fritz oder zum Strumpörker (Strumpf wirker), die Ham Haring, rechte fette. Wart' när, der „Grob- Kar" (war AmtSwachlmeister) söll Euch brau un blau drafchn (dreschen), dö» Euch 14 Tog vun Teufel und sann Gevattern tramt. Nau«, Spitzbum!" Dabei griff er verdächtig nach der Reitpeitsche. Die Verbrecher ergriffen jedoch schleunigst wiederum da« Hasenpanier und waren viel eher zur Hinteren Thüre hinaus al« zur vorderen herein. Der Alte soll sich fast .bucklich" darüber gelacht haben. Am andern Tage, al» er die Buben in der Schule wähnte, ließ er die Körbe bringen und kam selbst: »Senne Se sei numeh drauf, zum Sakrament; iS nächste mol fackel ich fei net; die Gungc lossn se ober wegn der Körb nuch a paar Tog zappeln!" So lange er lebte, war die Anrede beim Zusammentreffen mit einem der Sträflinge: .Nu, Mastr, Wöll mr net wieder a mol fischen zieh?" Al« Jagdpächter hatte Funk zu jener Zeit auch zugleich die Berechtigung zum Vogelstellen im Herbste nck libitum; und er nützte diese« Recht weidlich au«. Wie den Lesern schon bekannt, hielt er da» ganze Jahr hindurch gegen 200 unserer einheimischen gefiederten Sänger. Da« Füttern be sorgte er zum Theil selbst, zum Theil gehörte die« mit zu den Obliegenheiten de« jeweiligen RathSdiener«. Lange Jahre verwaltete diesen Posten ein alter kundiger Vogelsteller, seine« Zeichen« ein Bürstenbinder, genannt »de alte Börscht". Er stammte au« Schönheide, dem damaligen Eldorado der Vogel stellkunst. Funk betrieb den Vogelfang im Großen; er stellte „Herd"; gewöhnlich oberhalb seine» Walde« oder unter dem Adlerfelsen oder am Meischner Walde. Wohl 20 „Stellfich- tcn" wurden nebeneinander aufgerichtet. An jede kam eine „Klette", 3- oder ükielig. Beim Fange größerer Vögel, der Drosselarten, dienten Vogelbeeren zum Anlocken. Für Finken, Ouunscher, Goldammern waren statt der Kletten Sträucher angerichtet, da diese Bogelarten sich darauf besser setzen. Vor diesem „hohen Stellberig" waren niedere Sträucher, mit Disteln besteckt, für den Stieglitzfang. Eine Hütte mit Löchern zum „Au«lug" diente dem Vogelsteller al« Aufenthalt. Da« Stellen beginnt. Früh bei Zeiten wurden da« .Huckreff", die Tragkörbe mit Lockvögeln bepackt, hinau-geschafft und jeder an einen be stimmten Platz gehangen, so, daß gleiche Arten sich nicht sehen konnten, weil sie sonst nicht locken. Die Ruten sind aufge zogen; ein böse« Stück Arbeit; die Kletten angelegt, da« „Rohr" ist eingerichtet, die Netze ausgespannt. Der Vogel steller verkricgt sich in die Hütte. In der Lust „tschackert" e«. Der Fang beginnt. Zeisige, Finken, Quäker, Drosseln usw. gehen auf den Leim. Tüchtig haben die Fänger mit dem „Abnehmcn" zu thun. Doch genug davon. — Gar viele Besucher, Höch und Niedrig, gingen hinauf zum Borgemastr und sahen dem Schauspiele zu. Viele heitere Stunden wurden dabei verlebt, manche» Witzwort wurde vernommen. Meister Funk bildete immer den Mittelpunkt. Al» einst mehrere Vögelsorten zugleich „hingen", wurde zugesprungen. Sin Schnaptreisender au« Döbeln war bei den Neugierigen. Er wollte einen Zeisig abnehmen. Funk wie« ihn zur nächsten Klette; hier hingen Lässige, große Vögel mit kräftigem Schna bel. Ein solcher verbiß sich im Ballen der Hand. So wollte e« natürlich der Fritz haben. Nach Jahren war die Wunde noch sichtbar. Sehr erbost war Funk, wenn Jemand unter ihm stellte, also die Vorhand hatte. E« gab auch unverschämte Menschen, die ihm die Hütte demolirten oder verunreinigten. Wer ihm eine Freude bereiten wollte, durfte ihm nur einen guten Vogel schenken. Geld dafür au«zugeben, war nicht gerade seine Leidenschaft. Er wußte gar sein säuberlich um den Brei herumzugehcn, bi« man ihn doch hergab. E« war eben der „Herr Borgemastr"! Wenn ich früher gesagt, Fritz lebte bezüglich der Speisen und Getränke nicht schlecht, so wird man jetzt wohl einsehen, daß Wild, Forellen und Vögel auch heutigen Tage« Manchem nicht übel schmecken würden. 29'/, Jahr befand sich Eibenstock, wahrlich nicht zu seinem Nachtheile, unter Funk« Regierung. Während seiner Amtir- ung wurde Eibenstock von zwei gewaltigen Feuersbrünsten heimgesucht, wobei da« erste Mal ein heftige« Flugfeuer die ganze untere Stadt, und da« zweite Mal die Feuersbrunst die obere Stadt mit Kirche, Rathhau« und Pfarre in Asche legte. Da galt'« mit aller Thatkrast einzutreten und die Noch zu lindern. Funk ist wacker darangegangen. Und wenn ihm später der Vorwurf nicht erspart blieb, die untere Stadt habe günstiger angelegt werden können, Funk wäre aber starr auf seiner Meinung bestanden und von seinem Grundstücke nicht abgewichen, so will ich da« dahin gestellt sein lassen. Eibenstock saktorirte in den 50er Jahren vielfach nach Schneeberg. Dank der Rührigkeit und Intelligenz der Kauf mannschaft gelang e« aber, eigene direkte Absatzgebiete zu er langen. Allen solchen Bestrebungen, die geeignet waren, die Stadt vorwärts zu bringen, stand Funk sympathisch gegenüber, wenn er auch nach heutiger Auffassung mitunter manche „Sitzungen" in der ihm eigenen Art ».Weise leitete; da« waren jedoch Ausnahmen, ein gesunder, praktischer Sinn und in telligente Stadtvertretung unterstützte den Bürgermeister. Wenn er „borstig" war, eröffnete er die Sitzung unge fähr so: „Nu, meine Herrn, au«'n Circular Ham se wühl gesah, wo« vürliegt. Wo« mane (meinen) Se denn drzu?" „Ich dächte, Herr Bürgermeister, wir machten die Sache so und so au« den und den Gründen, e« erscheint mir so besser." „Wo«, zn Sakrement, wienoch die iech den Börgermastr, dö« muß dach iech »erstich, dö» mach ich wie ich will, ich dächt, de Sitzing wär geschlossen!" Denke dir aber, lieber Leser, die Sache nicht so schlimm. Fritz redete eben gerade, derb, wie er« drinnen hatte. Anfang« der 70er Jahre ging Funk ab; vielleicht waren c« da« Alter, vielleicht die gesteigerten Ansprüche, vielleicht auch der Durchgang de« Kasstrer«, — der allerdings nur bi» Johanngeorgenstadt gekommen ist, — wa« ihn zum Rücktritt bewogen hat. Wohl achtzehn Jahre privatisirtc er in geistiger und körperlicher Frische; wenn er auch hin und wieder von der „Klauenseuche" geplagt wurde, immer kam er oben auf und behielt seinen Humor. Einst „hatte er'« im Halse". Er machte verschiedene«, e« half nicht«. Da traf er seinen Herrn Nachbar, einen Arzt. „Herr Nachbar, iech hob« drinne der Gorgl (Gurgel); wissen Sc nischt?" — „Gewiß, Herr Bürger meister! Sie haben doch wohl alten Cognac oder Arac zu Hause?" — „Freilich, sot." — „Verdünnen Sie selbigen, machen e« so und so und gurgeln Sie damit." Nach zwei Tagen sitzt Meister Fritz beim Frühschoppen. Der Arzt kommt. „Nun, Herr Bürgermeister, da» freut mich; geht e« gut? Nicht wahr, da« Mittel hat geholfen?" „Hm! Sie denken wühl, ich gelab, wo« Ihr Doktor sogt? Sie denken wühl, ich hob gegorgclt? — Getrunken hob ich ne — un besser i» wurn; wie a Furall." Wie e» schien, konnte sich Funk die erste Zeit mit der revidirtcn Städteordnung nicht recht befreunden. Al« nach seinem Abgänge Schreiber diese« in Gedanken versunken auf dem Adler-Felsen saß und da« vor ihm liegende freundliche Städtchen betrachtete, tönte c» plötzlich von unten: „Will- kumme derham!" E« war der freundliche Alte. „Jtze psäfft der Wind au« an anncrn Loch do drunten ; merke se nischt?" „Wie so denn, Herr Bürgermeister?" „Liu, itze Ham mer dach an „gestudirten" Borgemastr." — Nun ruht er längst in kühler Erde, der freundliche alte Herr. Leicht sei ihm dieselbe! Wie bereit» in der Einleitung bemerkt, wollen und können diese Zeilen keinen Anspruch aus Vollständigkeit haben. Wollte man alle interessante Episoden au» dem Leben de« „alten Bürgermeister" zu Papier bringen, so würden diese Erinner- uugSblätter ein recht stattliche« Buch ergeben. Vermischte Nachrichten. — New-Jork. Die neue stählerne Bogenbrück» über den Niagara-Fall, die gegenwärtig im Bau begriffen ist und die Stelle der jetzigen Hängebrücke einnehmen soll, wird nach ihrer Vollendung eine der größten Brücken der Welt sein. Sie wird zwei Etagen haben. Die obere ist für Eisenbahn züge bestimmt, die untere für Wagen, Fußgänger ic. Die Spannweite zwischen den beiden Endpseilcrn beträgt 550 Fuß. Zum Bau der Brücke müssen 5H60,000 Pfund Stahl verwandt werden. z — Eider st edt. Daß eine ganze Insel feilgeboten wird, kommt nicht alle Tage vor. Der einzige Bewohner und Be sitzer der Hallig Südsall stellt seinen Grundbesitz, 250 Demath (1 Demath gleich 432 Ouadratrutcn) groß, mit lebendem und todtem Inventar zum Verkauf. Der Liebhaber werden sich jedenfalls nicht viele finden, denn da« Leben auf einem solchen Nordsee-Eilande ist mit großen Mühseligkeiten verknüpft. So muß beispielsweise ein Bewohner der Hallig Habel allwöchent lich sich eine Ladung Trinkwasser für sein Bich mit einerScgel- jolle von Ockholm kommen lassen. — In München werden jetzt Medaillon« im Kolpor- tagewegc verkauft, die auf der einen Seite die Worte „Prinz Ludwig," auf der anderen Seite die Worte „Verbündete, nicht Vasallen" zeigen. — Zehn Kegel statt neun. In den meisten eng lischen Kolonien findet man da« auch In Deutschland so beliebte Kegelspiel, nur wird c» hier nicht mit neun, sondern mit zehn kegeln gespielt. Die meisten Reisenden und Eingewanderten glauben, der zehnte Segel sei Lande«gebrauch, und wissen nicht, daß e« sich dabei ursprünglich lediglich um eine Gesetze«um- gehung handelte, und daß mit dem zehnten Kegel dem eng lischen Gesetz, bei dem bekanntlich der Buchstabe Alle« ist, ein Schnippchen geschlagen wird. Al» nämlich die Puritaner die Regierung-gewalt in England hatten, wurde jegliche« Spiel »erboten, und man ging selbst soweit, da« unschuldige Kegel- Kiel zu verdammen und gesetzlich zu untersagen. In den Kolonien aber hatte man bei dem eintönigen und beschwer lichen Leben außer dem Kegelspiel fast eigentlich gar keine an dere Beschäftigung, mit der man sich ein freie« Stündchen ver treiben konnte, man schätzte außerdem da» Kegelspiel al» eine kräftigende, stärkende und unterhaltende Uebung und man sann darüber nach, wie da« Gesetz zu umgehen sei. Ein kluger Ad vokat in Indien entdeckte nun, daß in dem Gesetz, welche« gegen die Spiele erlassen war, „>1>e gunio ol »ine pius", da» heißt, „da« Spiel mit den neun Kegeln" verboten sei. Er rieth also einem unternehmenden Gastwirthe, zehn Kegeln anstatt der bisherigen neun zu verwenden, dann könne da« Gesetz nicht angewendet werden. Und siehe da, die List gelang; da die eng lischen Richter nur nach dem Buchstaben de« Gesetze« urtheilen dürfen, konnte da« Spiel mit den zehn Kegeln, welche» nicht ausdrücklich »erboten war, nicht behindert werden. Ueberall natürlich, wo man da« Gesetz umgehen wollte, führte man nun zehn statt neun Kegel ein, und wenn auch heute de« Kegel spiel längst nicht mehr zu den verbotenen Dingen gehört, hat man doch zehn Kegel anstatt der früheren neun für diese« Spiel beibehalten. — Kaviar und Austern. Die Kaviarnachrichtcn au« Astrachan und Umgegend lauten immer trüber, denn der Fang wird an Ertrag noch andauernd unergiebiger. Während man sonst den Kaviar, dessen Farbe bei demselben Fisch oft verschieden ist, sorgfältig nach den verschiedenen Nuancen sortirt, kann die« infolge de» geringen Ergebnisse« in dieseui Jahre nicht geschehen, und daher enthält nun zuweilen ein und da«- selbe Faß in seinen verschiedenen Schichten helleren und dunk leren Kaviar. Da« hat mit der Qualität der Delikatesse zwar nicht« zu thun, aber die kaufende Hausfrau wundert sich doch, wenn sie in einem zu gleicher Zeit gekauften Quan tum verschiedene Nuancen von grau bemerkt. — Wird der Kaviar theuer, so werden dagegen die Austern billig. Schon im vorigen Sommer ging von Amerika au« durch die europä ische Presse eine Notiz, nach welcher die amerikanischen Austern bänke eine besonder« reiche Ernte versprachen, und auch die Vorbereitungen, welche für den Transport nach Europa ge troffen sein sollten, wurden al« so umfassende und al« so prompte geschildert, daß man prophezeite, e« werde möglich sein, da» Schock Austern in Berlin für l'/, Dollar« (6 M.) abzugeben. Und während sich sonst Prophezeiungen, die eine Preisermäßig ung betreffen, lehr selten erfüllen, traf diese Voraussetzung ein, denn man bekommt seit ein paar Tagen in Berlin ganz vorzügliche und frische Austern, sogenannte I!iuc> paiut^, „Stück für Stück einen Groschen." — Die erste deutsche Zeitung. Auf Grund der archivalischen Forschungen galt bisher da« vom Buchdrucker Emmel 1615 begründete Frankfurter Journal al« die erste deutsche, wöchentlich erscheinende Zeitung. Nach dem Post archive befindet sich aber in der Universitäts-Bibliothek zu Heidelberg ein gut erhaltener Jahrgang einer im Jahre 1609 gedruckten Zeitung. Ein Druckorl ist nicht angegeben. Der „Titel" der Zeitung lautet: „Relation Aller Fürnemen vnv gedenkwürdigen Historien, so sich hin vnd wider in hoch vnd Nieder Tcutschland, auch in Frankreich, Italien, Schott vnd Engelland, HiSspanien, Hungern, Polen, Siebenbürgen, Wal- lachci, Moldaw, Türkey usw. Inn diesem 1609 Jahre ver lausten vnd zutragen möchten. Alle« auf da« trewlichst wie ich solche bekommen vnd zu wegen bringen mag, in Truck ver fertigen will." — Die Gegenwart schüttelt vielleicht über den „Titel" dieser Zeitung den Kopf; doch „Aller Anfang ist schwer!" — Daß die geistige Entwickelung de« Kinde» ganz wesentlich von der Hörschärse abhängt, ist eine alle Er fahrung. Da» Auge und da« Ohr, sie tragen da« Licht hinein in unser geistige« und seelische« Leben, und löscht eine dieser Lichtquellen au«, wird eine der Möglichkeiten, aus denen unsere Erkenntniß beruht, genommen, so müssen Geist und Charakter darunter leiden. Besonder» gilt da« vom Gehör, und nicht nur Mißtrauen und alle möglichen Untugenden gesellen sich zur Schwerhörigkeit, sondern auch Dummheit und vermindertes Auffassungsvermögen. Daher haben jene Resultate nicht« Ueberraschende«, welche« eine vor Kurzem nach dieser Richtung angestellte Untersuchung von Neuem er gab. 203 Kinder kamen in Frage, von denen ihr Lehrer 62 al« schlecht, 52 al« mäßig, 89 als gut bezeichnete bezüg lich ihre» Intellekt« und ihre« Gedächtnisse». Nach Prüfung de« Gehör» mit einer Taschenuhr fand sich nun, daß die Schlechten '/„ die Mäßigen etwa« über und die Guten mehr al» der normalen Hörweite hatten. Daraus erziebt sich also die Lehre, daß nicht immer Faulheit die Ursache re» Zurückbleiben» in der Schule ist, und daß viele Eltern rich tiger handeln würden, da« Gehör ihrer Kinder untersuchen zu lassen, al» schlechte Censuren der Leistungen mit harten Strafen zu ahnden. Vor Allem liegt in solchen Fällen auch stet» die Gefahr polipöscr Wucherungen im Nasenrachenraum vor, welche sich bei jenen 62 schlechten Kindern 28 mal, bei den 52 mäßigen 16 mal und bei den 89 guten nur 19 mal befanden. Derartige Wucherungen an der OeffnungSstelle der Ohrtrompete können aber die schwerste Hörstörung veranlassen ; sie entfernen zu lassen, werden schon au» diesem Grunde der - nünftigc Eltern stet» al» ihre Pflicht betrachten. — Au» der Kinderzeit de« deutschen Eisen bahnwesen» veröffentlicht die „D. Verkehr»zlg." folgende interessante Angaben, die sich aus die Verkeh:«verhältnisse der am 30. Oktober 1838 eröffneten Eisenbahn zwischen Berlin und Potsdam beziehen: Die Besörderung der Züge fand nur am Tage mit Dampfkrast statt, während der Dunkelheit wurden dagegen in der Regel Pferde zur Fortbewegung der Wagen verwendet. Laut Fahrplan vom 10. März 1839 verkehrten in jeder Richtung täglich sech» Züge, und zwar: von Berlin um 6 Uhr Morgen« mit Pferden; um 8 und 11 Uhr Vor mittag», 2 und 6 Uhr Nachmittag» mit Dampf und 10 Uhr Abend» mit Pferden; von Potsdam um 6 Uhr Morgen« mit Pferden; um '/, 10 Uhr Vormittag«, und'/,5 Uhr Nach mittag« und 8 Uhr Abend« mit Dampf, um 10 Uhr Abend» mit Pferden. Sonntag« wurde auch die letzte Fahrt von Ber lin nach Potsdam mit Dampfkrast auSgesührt. (Jetzt verkehren in jeder Richtung täglich: aus der Stammbahn 26, auf der Wannseebahn 19 bez. 20 und über die Stadtbahn noch 12, im ganzen also 57 bez. 58 Züge.) Die Besörderungödauer betrug bei den Fahrten mit Dampf 45 Minuten und bei den Fahrten mit Pferden bi- zu 1'/, Stunden. Bei den Fahrten mit Pferden wurde, sofern gleichzeitig mehrere Wagen eifer-
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