Volltext Seite (XML)
Amts- mt> AnzeiMt für den «rschcint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - — 43. Jahrgang. " Donnerstag, den 18. Juni Abonnement viertelst 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Wegen Reinigung der Dicnsträume können am 19. und 20. Juni 1896 bei dem unterzeichneten Amtsgerichte nur dringliche Sachen erledigt werden. Eibenstock, den 5. Juni 1896. Königliches Amtsgericht. Ehrig. Am 22. Juni «. 6.: Jahrmarkt in Johanngeorgenstadt. In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des .Kaufmanns <4<>»ttii«<I lliili« r in Eibenstock soll mit Genehmigung des Konkursgcrichts die Schlutzvcrtheiluna erfolgen; der dazu verfügbare Massebestand, von dem jedoch noch die Kosten des Verfahrens zu kürzen sind, beträgt 1748 Mk. 41 Pf. Bei der Vertheilung sind zu berücksichtigen 191 Mk. 31 Pf. bevorrechtigte und 7473 Mk. 77 Pf. nicht bevorrechtigte Forderungen. Eibenstock, am 15. Juni 1896. Justizrath I^anäroek. Verwalter des Konkurses. Die Lepliher HurnerM-Krage hat wieder einmal das gesammte Tfchechenthum in die hoch gradigste Aufregung versetzt. Mit allem Nachdrucke verlangen die Tschechen für sich das Recht, auch in den vorwiegend deutschen Städten des sogenannten geschlossenen deutschen Sprachgebiets in Böhmen ungehindert nationale Feste zu dem Zwecke veranstalten zu dürfen, um ihre dort lebenden Stamm genossen in ihrem Bestreben zu unterstützen, den deutschen Charakter dieser Gemeinden in Frage zu stellen und den deutschen Besitzstand in diesem Gebiete zu gefährden. Auf der anderen Seite aber steht nicht nur die deutsche Bevölker ung der Stadt Teplitz, sondern auch das gesammte deutsch böhmische Volk zur energischen Abwehr dieses von den Tschechen geplanten Anschlages gegen do.S Dcutschthum in Böhmen einmüthig zusammen. Die Geschichte der Teplitzer Turnersesl-Frage, die im österreichischen Rcichsrath zur Sprache gekommen ist und dort die heftigsten Angriffe der Tschechen gegen die Regierung ver anlagt hat, ist jedenfalls für die Beurtheilung der Dinge in Böhmen sehr lehrreich und verdient daher eine kurze Dar stellung. Der tschechische Sokol-ErzgebirgSverein hatte in der zwei ten Hälfte des Aprils von der Bezirkshauptmannschaft von Teplitz-Schönau die Erlaubniß zur Abhaltung eines Gau- tagcS in Teplitz an den beiden Pfingstfeiertagen erwirkt. So fort nach Ertheilung der Erlaubnig setzte sich die gesammte tschechische Presse in Bewegung, um die sämmtlichen tschech ischen Turnervcreine zur Betheiligung an diesem tschechischen Nationalfeste in der der „Germanisation" prciSgegebenen, ehemals aber tschechischen Badestadt anzuspornen. Der Ver dacht der Deutschen, daß cS sich von vornherein um eine wirksame Demonstration der Tschechen gegen den deutschen Charakter der Stadt gehandelt habe, wurde damit zur Ge wißheit, und deshalb wurde sofort von der deutschen Partei führung in Prag der Versuch zur Vereitelung diese« tschech ischen nationalen Unternehmens gemacht. Die Teplitzer Stadt vertretung legte zunächst gegen die Abhaltung dieses den Cha rakter der nationalen Verhetzung tragenden SokolsesteS bei der zuständigen Behörde Verwahrung ein und ersuchte letztere um nachträgliches Verbot des Festes. Nachdem dieser Protest von der Teplitzer KrciShauptmannschaft abschlägig bcschiedcn worden war, beschloß nunmehr der Teplitzer Deutsche Schul verein seinerseits, für die Pfingstfeiertage ein große« Schulfest zu veranstalten und zu diesem Feste alle deutschen Scbulvcr- cine einzuladen, um auf diese Weise da« tschechische Sokolsest durch das glänzende deutsche Fest m den Hintergrund zu drängen und um seine demonstrative Wirkung zu bringen. Die Eingabe des Deutschen Schulderem» um die behördliche Bewilligung diese» Schulfeste» wurde zustimmend beantwortet. Die deutsche Presse trat sofort in eine lebhafte Agitation zu Gunsten einer allgemeinen Bcthciligung an dem deutschen Feste ein, und somit wuchs thatsächlich die Gefahr heran, daß es zu Pfingsten in dem schönen Badeorte zu einem regelrechten Zusammenstöße zwischen Deutschen und Tschechen kommen könne. Eine Aenderung in der Sachlage wurde zunächst durch den Tod de» Erzherzog» Carl Ludwig herbeigeführt. Der deutsche Schulfest-Ausschuß erklärte sich sofort zur Absagung des geplanten Schulfeste» bereit und die Behörde untersagte hierauf auch die Abhaltung de« SokolsesteS al» zunächst unstatthaft. Um jedoch die Tschechen durch diese» Verbot nicht zu verbittern, versprach Gras Baden! dem jung tschechischen Reichsrathsklub in Wien, da« Sokolsest in Teplitz für spätere Zeit doch noch zu bewilligen. Aus diese Zusage pochend, richtete nunmehr der Ausschuß de» Teplitzer Sokol- vcrein« unverzüglich eine neue Eingabe an die Kreishaupt mannschaft, worin um die Bewilligung de« SokolsesteS in Teplitz für den 13. und 14. Juni nachgesucht wurde. Die Behörde gab diesem Gesuche Folge, strich jedoch au« dem vor gelegten Festprogramm alle Nummern, die zu Straßenkund- g.bungen und Konflikten mit der deutschen Bevölkerung der Stadt Anlaß geben konnten. Diese Bethätigung der behörd lichen Fürsorge um den nationalen Frieden in Teplitz rief zwar im tschechischen Lager eine sehr gereizte Stimmung her vor, sie vermochte aber doch auch nicht auf deutscher Seite die Gemüther mit dem so „reduzirten" tschechischen National feste zu versöhnen, zumal da« jungtschcchische Prager Haupt organ in einem Manifeste e» als Pflicht eines jeden tschech ischen Turners und seiner Angehörigen erklärte, bei dem Sokolfeste ihrer unter dem Drucke der Teplitzer deutschen Stadtvertretung seufzenden Brüder zu erscheinen. Abermals wurde daher die Vertretung der Stadt Teplitz bei der Kreis hauptmannschaft mit einem Proteste gegen das tschechische Turnerfest vorstellig, und als am darauffolgenden Tage im amtlichen „Prager Abendblatt" eine eingehende Begründung der behördlichen Erlaubniß zu dem Teplitzer Sokolfeste erschien, da griffen die Teplitzer Deutschen abermals zu dem Mittel der Gegendemonstration. Der Teplitzer Turnverein kündigte sofort — also nur drei Tage vor dem 14. Juni — für diesen Tag einen allgemeinen Gautag der deutsch-böhmischen Turn vereine an und reichte bei der Behörde ein daraus bezügliches Gesuch ein, während die gesammte deutsch-böhmische Presse mit größter Lebhaftigkeit die deutsche Bevölkerung zu einer möglichst zahlreichen Theilnahmc an diesem deutschen Turner feste einlud. Gleichzeitig veranstalteten fast sämmtliche deutsch böhmischen Stadtvertrctungen außerordentliche Sitzungen, um feierlich gegen das neuerding« von den Behörden bewilligte tschechische Nationalfcst in der dentschen Stadt Teplitz Ver wahrung einzulegen. Die Gemüther waren demzufolge in beiden zum erbitterten Kampf bereiten Lagern derart erhitzt, daß die Regierung sich nunmehr genöthigt sah, aus ihrer passiven Haltung hcrauSzutretcn und sowohl die schon ertheilte Erlaubniß zum Sokolfeste zurückzuzichen, als auch die erbetene Genehmigung zu dem geplanten deutschen Turncrfeste zu ver sagen. Die Aufregung, die sich der Tschechen in Folge diese» Verhalten« der Behörden bemächtigt hat, ist eine geradezu ungeheure. Die ganze tschechische Presse ohne Unterschied der Parteizugehörigkeit überschüttet die Regierung geradezu mit den heftigsten Beschuldigungen und Anklagen über ihre am tschechischen Volke verübte Treulosigkeit und ihre den Deutschen gegenüber bekundete — Feigheit. Die an den Ministerpräsi denten gerichtete Interpellation vir Herolds sollte denn auch Anlaß geben zu einem neuen Ausbruch de« ungestümen Un- muthes der tschechischen Delegation angesichts diese« „feigen Rückzuges" der angeblich starken Regierung vor dem Deutsch- thum. Die Antwort, welche Graf Baden! in der Sonnabend- Sitzung des Rcichsraths auf die Anfrage vr. Herold« crthcilt hat, hat selbstverständlich die Jungtschechen nicht befriedigt. Ihre Presse ist vielmehr heute schon an der Arbeit, da« Tisch tuch zwischen der Regierung und der tschechischen Delegation entzweizuschneidcn und kündigt den Deutschen in Böhmen an, daß die Tschechen aus der Austragung der Teplitzer Turner- fcstfrage die Lehre ziehen würden, wie sie künftighin vorzu gehen hätten, wenn e« gelten sollte, deutsche Feste in vor wiegend tschechischen Städten, wie Prag, Pilsen, Budwei« :c., zu vereiteln. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Aufhebung des Diktaturpara graphen für Elsaß-Lothringen bildet einen der regelmäßig in jedem Jahre wicdcrkchrenden Anträge, mit denen die Urheber derselben nicht sowohl positive Erfolge al« vielmehr die Auf reizung der Leidenschaften u. die Hervorrufung von Schwierig keiten bezwecken. In diesem Jahre beschränkte man sich aus die Erneuerung der Forderung der Einführung de« ReichSpreßgesctzc» in Len Rcichjslanden, bei der Sozialdemokratie und Protestlerthum sich abermals brüderlich die Hände gereicht hatten. Der Reichstag hat in einer merk würdig komponirten Mehrheit diesen Antrag angenommen, allein mehr al» eine vorübergehende episodische Bedeutung wird man diesem Vorgänge nicht beimessen können. Schon bei der vorjährigen Debatte über die Aushebung der Diktatur wurde von Seilen der Regierung die Unmöglichkeit der Er füllung dieser Forderung durch die Fortdauer der Versuche, französische Agitation in den Reichslanden zu treiben, und durch die Unentbehrlichkeit einer Handhabe zu raschem und entschiedenem Eingreifen begründet. Diese Gründe gelten heute genau ebenso wie vor einem Jahre und früher auch für die Behandlung der Presse. Die Opposition, die sich mit dem gegenwärtigen Zustande schlechterdings nicht abfinden will, wartet mit Ungeduld auf die Zeit, in der es ihr gesetz lich erlaubt sein würde, die Leidenschaften der Bevölkerung durch Aufwerfung der Loslösungsfrage schärfer als eS jetzt geschehen darf, aufzustachcln. Die Regierung würde sich eines der werthoollsten Mittel zur Bändigung dieser gefährlichen Bestrebungen entäußern, wenn sie jetzt das ReichSpreßgeietz in den Neichslandcn einführen und damit die Möglichkeit zur Gründung einer Menge neuer Hetzblätter eröffnen wollte. Unter keinen Umständen wird man ihr, wenn man die fort währende UnterwühlungSarbeit durch die protestlerischen und sozialdemokratischen Elemente in den Reichslanden in gebührende Betrachtung zieht, eine so leichtfertige Politik anempfehlen können. — Hamburg, 16. Juni. Entgegen der Meldung eines Wiener Blattes vom 14. d. M. konstatirt der „Hamburgische Korrespondent", das Befinden des Fürsten Bismarck sei, dem hohen Alter entsprechend, ein sehr gutes und von irgend welchem Leiden gar keine Rede. Schlaf und Appetit seien gut. Der Fürst fährt jeden Nachmittag zwei Stunden spa zieren und verweilt dann bei gutem Humor bis Abends 11 Uhr im Kreise seiner Familie. Am vergangenen Sonntag ließ der Fürst einen größeren Hamburger Kriegerverein an sich vorbcidcfiliren. — München, 16. Juni. Die „Münchener Ailg. Zig." bringt eine hochoffiziöse Note, die Rede des Prinzen Ludwig in Moskau betreffend. In derselben heißt es: „Wir können versichern, daß Se. königl. Hoheit der Prinz regent durch diese Behandlung und Aufbauschung des Vor ganges, sowie durch die hierbei hervorgetretenen rcichsfeind- lichen Gesinnungen sehr unangenehm berührt ist und daß auch Prinz Ludwig jene ganze Art sehr peinlich empfindet." — Oesterreich-Ungarn. Eine großmülhige Thal hat der durchweg antisemitische Gemeinderath in Wien be gangen. Um die drückenden Steuerlasten zu vermindern, be schloß er die Herabsetzung der seinerzeit von den Liberalen festgesetzten Gebühren, und zwar für den Bürgermeister von 24,000 auf 12,000, den Vizebürgermeistcr von 6000 aus 4000 und die Stadträthc von 3000 auf 1500 Gulden. Das bedeutet eine jährliche Ersparuiß von ea. 44,000 Gulden. — Wie», 15. Juni. Am 23. oder 24. August trifft der Zar hier ein. Sämmtliche österreichisch-ungarische Mi nister werden ihren Ferienaufenthalt unterbrechen, um den EmpsangSfcierlichkcitcn beizuwohnen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 17. Juni. In der Nacht vom Mon tag zum Dienstag sind durch Einbruchs-Diebstahl in der „Bühlhalle" hierfelbst entwendet worden: 5 Pfd. Wurst, Pfd. Speck, 150 Cigarren und 2 Flaschen Nordhäuser. Dem Weißbier haben die Diebe, welche der Behörde hofscntlich nicht lange entgehen werden, gleich an Ort und Stelle ge nügend zugesprochen. — Eibenstock. Vom 15. Juni er. ab haben die bei hiesiger Fahrkartenausgabe aufliegenden Rückfahrkarten von Eibenstock über Aue nach Wilkau, Schedewitz, Zwickau, Werdau, Glauchau, Reichenbach i. B. ob. Bf., Altenburg und Leipzig Bahr. Bf. auch Gültigkeit zur Rückfahrt über Kirch berg bi» nach Schönheide ohne Aenderung de» Fahr preise« erhalten. Den Fahrkarten ist da» Nöthige aufgedruckt. Im Interesse de« reisenden Publikum» bringen wir die» hier mit zur Kenntniß unserer geehrten Leser. — Johanngeorgenstadt Vorige Woche beging der allseitig bekannte und beliebte Posamentier Moritz Franke sein 50jährige» Bürger- und Meisterjubiläum. E» wurde ihm von einer Deputation de» Stadtgemeinderath» ein Diplom überreicht, auch sonst wurden ihm zahlreiche Glückwünsche zu theil. Möge dem Jubilar, der am Sonntag in Gesellschaft eine Fußtour nach dem Pleßberz bei Abertham mit Leichtig-